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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 57 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2011 11:33
#51 RE: Rettung durch Paragraph 10? Antworten

Zitat von vielleichteinlinker
Überseh' ich da was?

Nein. Sie haben Recht.

Was ich "Zulassung zur Promotion" genannt habe, hätte korrekt "Anmeldung eines Promotionsvorhabens" heißen müssen (so kenne ich es), "Begründung eines Doktorandenverhältnisses" (so heißt es in der Bayreuther Prüfungsordnung) oder dergleichen. Danach ist der Promotionsvorgang eingeleitet, und es wird von der Fakultät ein Betreuer bestellt.

"Zulassung zum Promotionsverfahren" im juristisch korrekten Sinn ist aber das, was erst stattfindet, wenn der Kandidat die Dissertation und die sonstigen Unterlagen eingereicht hat. Das hätte ich noch als Unterpunkt in meine Liste einfügen sollen.

Meine Sekretärin wußte schon, warum sie mir immer die Promotionsordnung hingelegt hat.

Herzlich, Zettel

Popeye Offline



Beiträge: 207

21.02.2011 13:05
#52 Gebrauchs-Dissertation? Antworten

Mich würde interessieren, was die Akademiker unter den Zimmerleuten zu diesen Gedanken sagen:

Zitat
Es ist ein offenes Geheimnis, dass es zwei Arten von Dissertationen gibt. Die eine Art von Dissertation verkörpert immer noch die ursprüngliche Idee hinter einer Doktorarbeit. Da geht es um wissenschaftliches Arbeiten, die Freude an der Auseinandersetzung mit einem Thema und auch um die Vorbereitung einer etwaigen akademischen Laufbahn. Oft genug schließt dies lange Auslandsaufenthalte ein. Es ist die Art von Dissertation, für die ich mich damals entschieden hatte.

Die zweite Art von Dissertation würde ich als Gebrauchs-Dissertation bezeichnen. Das ist nicht abschätzig gemeint, aber es handelt sich bei solchen Arbeiten um Ausarbeitungen, deren überwiegender Zweck darin besteht, sich zwei zusätzliche Buchstaben auf die Visitenkarte (und in den Personalausweis, auf die Kredit- und die Miles-and-More-Karte) drucken zu lassen. Dabei spielen praktische Überlegungen eine Rolle, zum Beispiel dass es immer noch in einigen Berufen einen Gehaltsunterschied zwischen Promovierten und Nichtpromovierten gibt. In manchen Anwaltskanzleien kommt man ohne den Doktortitel ohnehin nicht weit. Aber besonders wissenschaftlich anspruchsvoll sind diese Arbeiten oft nicht.



http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...statt_bayreuth/

Stefanie Offline



Beiträge: 606

21.02.2011 13:13
#53 RE: Gebrauchs-Dissertation? Antworten

Zitat von Popeye
Mich würde interessieren, was die Akademiker unter den Zimmerleuten zu diesen Gedanken sagen:

Zitat
Es ist ein offenes Geheimnis, dass es zwei Arten von Dissertationen gibt. Die eine Art von Dissertation verkörpert immer noch die ursprüngliche Idee hinter einer Doktorarbeit. Da geht es um wissenschaftliches Arbeiten, die Freude an der Auseinandersetzung mit einem Thema und auch um die Vorbereitung einer etwaigen akademischen Laufbahn. Oft genug schließt dies lange Auslandsaufenthalte ein. Es ist die Art von Dissertation, für die ich mich damals entschieden hatte.

Die zweite Art von Dissertation würde ich als Gebrauchs-Dissertation bezeichnen. Das ist nicht abschätzig gemeint, aber es handelt sich bei solchen Arbeiten um Ausarbeitungen, deren überwiegender Zweck darin besteht, sich zwei zusätzliche Buchstaben auf die Visitenkarte (und in den Personalausweis, auf die Kredit- und die Miles-and-More-Karte) drucken zu lassen. Dabei spielen praktische Überlegungen eine Rolle, zum Beispiel dass es immer noch in einigen Berufen einen Gehaltsunterschied zwischen Promovierten und Nichtpromovierten gibt. In manchen Anwaltskanzleien kommt man ohne den Doktortitel ohnehin nicht weit. Aber besonders wissenschaftlich anspruchsvoll sind diese Arbeiten oft nicht.



http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...statt_bayreuth/




Entspricht meinen Beobachtungen. Die meisten, die nicht in die Wissenschaft wollten, setzten alles dran, ein Thema durchzubekommen, was mit möglichst wenig Aufwand abzuhandeln ist. Das wurde auch so abgesprochen mit den Profs. Kenne allerdings auch Personen, die nicht in die Wissenschaft wollten und aus Interesse an bestimmten Themen sehr aufwendige Arbeiten schrieben und dies auch mit Freude taten.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2011 13:46
#54 RE: Gebrauchs-Dissertation? Antworten

Zitat von Popeye
Mich würde interessieren, was die Akademiker unter den Zimmerleuten zu diesen Gedanken sagen

In den Naturwissenschaften, die ich allein halbwegs überblicke, gibt es das so gut wie nicht, lieber Popeye. Dort ist so gut wie jede Dissertation in "mühevoller Kleinstarbeit" erarbeitet. Niemand kann da billig promovieren.

In der Medizin ist es bekanntermaßen anders, weil der Dr. med. ja lange Zeit sozusagen zum Beruf dazugehörte.

Für die Juristerei will ich das nicht ausschließen; obwohl ich mich frage, warum es dann nicht viel mehr promovoierte Juristen gibt.

Aber mit Plagiaten hat das ja nichts zu tun. Wer nur den Titel will, der soll eben eine bescheidene Arbeit ehrlich schreiben und sich dafür mit einem rite zufrieden geben. Die Note steht ja dann nicht auf der Visitenkarte.

Ein Entschuldigung für Plagiate ist das jedenfalls nicht, in keiner Weise.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

21.02.2011 13:47
#55 RE: Rettung durch Paragraph 10? Antworten

Zitat von Popeye
Mich würde interessieren, was die Akademiker unter den Zimmerleuten zu diesen Gedanken sagen:

Zitat
Es ist ein offenes Geheimnis, dass es zwei Arten von Dissertationen gibt. Die eine Art von Dissertation verkörpert immer noch die ursprüngliche Idee hinter einer Doktorarbeit. Da geht es um wissenschaftliches Arbeiten, die Freude an der Auseinandersetzung mit einem Thema und auch um die Vorbereitung einer etwaigen akademischen Laufbahn. Oft genug schließt dies lange Auslandsaufenthalte ein. Es ist die Art von Dissertation, für die ich mich damals entschieden hatte.

Die zweite Art von Dissertation würde ich als Gebrauchs-Dissertation bezeichnen. Das ist nicht abschätzig gemeint, aber es handelt sich bei solchen Arbeiten um Ausarbeitungen, deren überwiegender Zweck darin besteht, sich zwei zusätzliche Buchstaben auf die Visitenkarte (und in den Personalausweis, auf die Kredit- und die Miles-and-More-Karte) drucken zu lassen. Dabei spielen praktische Überlegungen eine Rolle, zum Beispiel dass es immer noch in einigen Berufen einen Gehaltsunterschied zwischen Promovierten und Nichtpromovierten gibt. In manchen Anwaltskanzleien kommt man ohne den Doktortitel ohnehin nicht weit. Aber besonders wissenschaftlich anspruchsvoll sind diese Arbeiten oft nicht.



Das kommt meines Erachtens massiv auf das Fach an. In Mathematik kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand sich runde drei Jahre lang mit abstract nonsense und ähnlichen Gebieten beschäftigt, nur um einen Doktor zu bekommen - ganz abgesehen davon, dass die Promotion in den typischen Einsatzgebieten eines Mathematikers in der Industrie zwar nett ist, aber kaum die Karriere massiv beflügelt; eher noch muss man mit Promotion zumindest bei der Ersteinstellung unter Beweis stellen, kein sozialinkompetenter Fachidiot zu sein (unten mehr).

Ich wage zu behaupten, dass es in der Physik und Informatik ähnlich ist.

In der Chemie habe ich mir sagen lassen, dass die Promotion fast so normal ist wie in der Medizin, dass unpromovierte Diplom-Chemiker also bei der Bewerbung in Erklärungsnöte kommen. Entsprechend würde ich von einem Doktor der Chemie also auch kein gesteigertes wissenschaftliches Interesse erwarten.

In der Psychologie tut man sich in der Promotion auch einen Haufen Sachen an, die man nachher nie wieder brauchen wird (und als Normal-Psychologe auch gar nicht will), etwa Statistik. Insofern rechne ich auch hier unter den Doktoranden mit vielen wissenschaftlichen Idealisten, auch wenn der Dr. auf dem Namensschild eines Psychologischen Psychotherapeuten sicherlich hilft (und man diese Ausbildung häufig auch sehr gut mit einer Promotion verbinden kann).

Ein weiterer Faktor ist sicher die Dauer einer Promotion: in Jus ein Jahr, in Mathematik, Informatik und Psychologie typischerweise drei Jahre, in Physik fünf bis sieben Jahre. Ein Jahr Minderbezahlung mit Aussicht auf langfristige Karriereförderung kann man sich noch antun, bei drei Jahren wird man das eher überlegen.

Zuguterletzt möchte ich noch den dritten Typus des Doktoranden anführen, neben den Wissenschaftlern und den Karrieristen: die Sozialversager, die sich an der Uni eingenistet haben und sich vor dem echten Leben fürchten. Da kommen drei weitere Jahre vom Gleichen teilweise recht gelegen.

--
Margot Käßmann erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. - Der Spiegel, nicht am 1. April

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

21.02.2011 14:14
#56 RE: Rettung durch Paragraph 10? Antworten

Zitat von Gorgasal
In der Chemie habe ich mir sagen lassen, dass die Promotion fast so normal ist wie in der Medizin, dass unpromovierte Diplom-Chemiker also bei der Bewerbung in Erklärungsnöte kommen.


Es gibt m. W. schon eine Reihe Chemiker, die nicht promovieren (weil das sehr viel mehr Arbeit ist als in der Medizin). Aber die brauchen sich in der Tat bei den großen chemischen Firmen nicht bewerben ...

Zitat
Entsprechend würde ich von einem Doktor der Chemie also auch kein gesteigertes wissenschaftliches Interesse erwarten.


Na ja, das sind schon solide Forschungsarbeiten von einigen Jahren Dauer. Und sie werden dann anschließend meist in den Labors der großen Chemieunternehmen eingesetzt, um dort den neuesten Forschungsstand einzubringen. Erst danach wechseln sie in die Produktion oder andere Bereiche.

Zitat
Zuguterletzt möchte ich noch den dritten Typus des Doktoranden anführen, neben den Wissenschaftlern und den Karrieristen: die Sozialversager, die sich an der Uni eingenistet haben und sich vor dem echten Leben fürchten.


Die gibt es m. W. aber nur in einigen Fachbereichen (vorzugsweise den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften), in denen das Studium eher als leicht gilt und die Promotionshürden niedrig sind. Denn dieses "vor dem Leben fürchten" hat ja meist seinen Grund, d.h. die eigenen Fähigkeiten sind eher mäßig.

Vereinzelt gibt es noch den vierten Typ Doktorand: Der Seniorenstudent, der sich nach der Pensionierung weiterbildet und das mit einer Promotion krönt. Solche Arbeiten sind zwar meist nicht wissenschaftlich brillant, aber solide.

FAB. Offline



Beiträge: 523

21.02.2011 14:54
#57 RE: Gebrauchs-Dissertation? Antworten

Zitat von Zettel
Für die Juristerei will ich das nicht ausschließen; obwohl ich mich frage, warum es dann nicht viel mehr promovierte Juristen gibt.


Die Promotionsordnungen sehen durchweg vor, daß im Staatsexamen eine Prädikatsnote erzielt worden sein muß.
Die Verteilung der Ergebnisse des 1. Staatsexamens sieht etwa so aus (Bundesdurchschnitt 2006):
Bestanden (Prädikat): 15,1 %
Bestanden (befriedigend): 26,1 %
Bestanden (ausreichend): 29,5 %
Nicht bestanden: 29,3 %

Nur etwa jeder 7. Absolvent erfüllt also die formalen Mindestvoraussetzungen. Teilweise wird zusätzlich noch eine Seminararbeit mit der Note "gut" verlangt; bei der üblichen Notenverteilung im Jurastudium eher selten. Hinzu kommt der Zeitfaktor. Der Titel ist bei der Erstbewerbung hilfreich, wiegt aber ein grenzwertig hohes Lebensalter im Zweifel nicht auf.

____________________________________________________
"I want my republic back!"

Stefanie Offline



Beiträge: 606

21.02.2011 15:42
#58 RE: Gebrauchs-Dissertation? Antworten

Zitat von Zettel
Für die Juristerei will ich das nicht ausschließen; obwohl ich mich frage, warum es dann nicht viel mehr promovoierte Juristen gibt.

Herzlich, Zettel



Würden auch viel mehr machen, wenn nicht zu viele Studenten auf einen Doktorvater kommen würde und daher das Nadelohr dünn ist, um da durch zu kommen.

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