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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 65 Antworten
und wurde 6.534 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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C. Offline




Beiträge: 2.639

14.03.2011 22:03
#51 RE: Lisabonn 1755, Japan 2011 Antworten

Zitat von Calimero

Zitat von C.
3 Besonders freut es uns, dass mittlerweile auch der Parteinachwuchs sich von der Spaßgesellschaft abgewendet hat und für seine Zukunft .mit selbstgemalten Parolen auf die Straße geht

Oh, bedauerlicherweise ist der Kampfreserve der Partei verlustig gegangen. Ich sehe leider nur das Politbüro.




Danke, Link ausgebessert:
http://www.welt.de/multimedia/archive/01...rn_1335977p.jpg

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Popeye Offline



Beiträge: 207

14.03.2011 22:13
#52 RE: Lisabonn 1755, Japan 2011 Antworten

Na schönen Dank, liebe C., ich komme von der Spätschicht, möchte verdienterweise noch was Leckeres essen und mache den Fehler, zuerst die verlinkten Bilder anzuschauen! Das Ergebnis dürfte jedem klar sein!

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

14.03.2011 22:17
#53 RE: Lisabonn 1755, Japan 2011 Antworten

Ja, vor allem Bild 2 hat das Potential, die bekannten Gartenzaunschilder mit dem Fiffi drauf und dem "Hier wache ich!" zu ersetzen.

Ich hatte es als Tab noch offen und habe mich richtiggehend erschreckt, als es mich plötzlich wieder ansprang.

----------------------------------------------------
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

14.03.2011 23:59
#54 RE: Lisabonn 1755, Japan 2011 Antworten

@ Popeye:

Zitat
Ich habe ein wenig den Überblick verloren, Entschuldigung für evtl. Doppelposting. Gerade bei Achgut gefunden:

Zitat

Es ist der absolute Wahnsinn, wie diszipliniert man in Japan mit der aktuellen Lage umgeht. Ich habe noch niemanden gesehen, der z.B. durch überhöhte Preise versucht, Profit aus der Situation zu schlagen Niemand. Die Leute sind diszipliniert, sie stellen sich, wenn nötig, ohne Murren stundenlang an usw. Ich muss das wirklich mal so festhalten: In diesem Punkt ist Japan der Gipfel der Zivilisation.(Fettung von mir).




http://www.tabibito.de/japan_blog/blogs/...date_iii_planma

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!




Leider doch:

Gerade bei Beckmann (Greenpeace-Atomphysiker sind geladen und informieren) wurde noch einmal betont, dass die Japaner von ihren Medien nicht vernünftig informiert werden und deshalb so ruhig sind und den Ernst der Lage nicht erkennen - insbesondere in Bezug auf die Lage der Atomkraftwerke. Es gebe dort starke Informationdefizite zwischen Japanern die Englisch können und denjenigen dies es nicht können...

isildur Offline



Beiträge: 366

15.03.2011 00:41
#55 RE: Lisabonn 1755, Japan 2011 Antworten

Zitat

Gerade bei Beckmann (Greenpeace-Atomphysiker sind geladen und informieren) wurde noch einmal betont, dass die Japaner von ihren Medien nicht vernünftig informiert werden und deshalb so ruhig sind und den Ernst der Lage nicht erkennen - insbesondere in Bezug auf die Lage der Atomkraftwerke. Es gebe dort starke Informationdefizite zwischen Japanern die Englisch können und denjenigen dies es nicht können...

Das gibt es bei deutschen auch, nur in anderer Hinsicht als der Greenpeace-Heini sich das vorstellt. Beckmann mit Greenpeacegästen, fällt das nicht unters Folterverbot

Konsul Offline



Beiträge: 31

15.03.2011 00:46
#56 RE: Lisabonn 1755, Japan 2011 Antworten

Zitat von Techniknörgler
Gerade bei Beckmann (Greenpeace-Atomphysiker sind geladen und informieren) wurde noch einmal betont, dass die Japaner von ihren Medien nicht vernünftig informiert werden und deshalb so ruhig sind und den Ernst der Lage nicht erkennen - insbesondere in Bezug auf die Lage der Atomkraftwerke. Es gebe dort starke Informationdefizite zwischen Japanern die Englisch können und denjenigen dies es nicht können...



Man liegt sicherlich nicht falsch, wenn man vermutet, dass diese so genannten Greenpeace-Atomphysiker weder ausreichend Japanisch beherrschen noch einen Überblick über die japanische Medienlandschaft verfügen, um so eine Aussage zu treffen.

energist Offline




Beiträge: 322

15.03.2011 00:48
#57 RE: Lisabonn 1755, Japan 2011 Antworten

Zitat von Techniknörgler
Gerade bei Beckmann (Greenpeace-Atomphysiker sind geladen und informieren) wurde noch einmal betont, dass die Japaner von ihren Medien nicht vernünftig informiert werden und deshalb so ruhig sind und den Ernst der Lage nicht erkennen - insbesondere in Bezug auf die Lage der Atomkraftwerke. Es gebe dort starke Informationdefizite zwischen Japanern die Englisch können und denjenigen dies es nicht können...



Meine Bekannten in Japan sind sicherlich nicht repräsentativ, aber alle können englisch, einige kommen aus dem technischen Bereich (dem ja immer vorgeworfen wird, Kernenergie in den Himmel zu loben), einige nicht – aber alle sehen es einfach pragmatisch: solange man nicht vor Ort ist kann man sowieso nichts tun, fliehen alle gibt es eine Panik, deren Auswirkungen die eines hypothetischen Super-GAUs noch übersteigen würde und tatsächlich: ein gewisses Grundvertrauen in die Regierung und die Techniker vor Ort ist auch da.

Mir platz aber regelmäßig der Hut wenn ich sehe, wie diese hochintelligenten und gebildeten Personen von Medien und „Experten“ pauschal als dumm, uninteressiert und hierarchiegeil dargestellt werden.

DrNick Offline




Beiträge: 809

15.03.2011 10:09
#58 RE: Brockes; Kant Antworten

Zitat von Herr

Ist es zu stark, zu vermuten, dass das mit dem Verlust des Schöpfers zu tun hat?
Interessant z.B., dass Schleiermacher 1799 von Religion als Gefühl und Anschauung des Universums spricht.
Oder hat hier schon Spinoza Pate gestanden: deus sive natura?

Ich sehe hier eine Umformung traditioneller Schöpfungstheologie, die nicht zu ihrem Besten ist.



Es scheint mir recht klar, daß sich in der europäischen Kultur zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert in der gebildeten Schicht mehr und mehr die Einsicht durchsetzt, daß das traditionelle theistische Gottesbild einfach nicht mehr zu halten ist (das Erdbeben von Lissabon mag diesen Prozeß sehr beschleunigt haben). Wenn man sich nicht zu einem radikalen Atheismus bekennen möchte, der wohl einem tiefverwurzelten religiösen Bedürfnis in uns widerspricht (Stichwort "Neurotheologie"), dann gibt es noch (mindestens) drei Möglichkeiten, wie man die Religion "in ihrem Kern" retten kann, ohne damit in einen Konflikt zu naturwissenschaftlichen Ergebnissen zu geraten und ohne sich angesichts eines Erdbebens die Frage stellen zu müssen, wie Gott das zulassen konnte:

a) Radikaler Deismus. Im 18. Jahrundert sicherlich das Paradigma einer aufgeklärten Religiosität, danach allerdings mehr oder minder bedeutungslos.

b) Spinozismus (spielte in den Diskussionen der Goethezeit eine starke Rolle)

c) Gefühlstheologie (z.B. bei Schleiermacher)

Die heutige Religiosität dürfte vielfach eine unausgegorene Mischung aus b) und c) sein. Auf der einen Seite haben wir eine Vergötterung der Natur, die dann auch das Fundament des Ökologismus darstellt, und auf der anderen Seite den Versuch, Religion als eine Haltung oder eine Emotion zu bestimmen, die sich komplementär zur Vernunft verhält und die damit natürlich auch immun gegen wissenschaftliche Kritik wird. Ich kann mich an eine Sendung des Philosophischen Quartetts erinnern, in der der Theologe Friedrich Wilhelm Graf zu Gast war und der auf die Frage, ob und in welcher Weise Gott existiert, sinngemäß antwortete, Gott existiere "im Herzen der Menschen".

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.03.2011 10:42
#59 RE: Brockes; Kant Antworten

Zitat von DrNick
Wenn man sich nicht zu einem radikalen Atheismus bekennen möchte, der wohl einem tiefverwurzelten religiösen Bedürfnis in uns widerspricht (Stichwort "Neurotheologie")

Ich weiß nicht, ob Neurotheologie das beste Wort ist. "Evolutionäre Religionswissenschaft" gefällt mir besser; Nicolas Wade hat die einschlägige Literatur sehr schön und schlüssig aufgearbeitet. Gruppen, deren Mitglieder eine gemeinsame Religion aneinander bindet, haben einen evolutionären Vorteil. Religion ist universell, weil sie einen Überlebensvorteil bietet.

Zitat von DrNick
a) Radikaler Deismus. Im 18. Jahrundert sicherlich das Paradigma einer aufgeklärten Religiosität, danach allerdings mehr oder minder bedeutungslos

Ja, bedeutungslos, weil sinnleer. Ob man an den Gott des Deismus glaubt oder nicht, macht keinen Unterschied; in keinerlei Hinsicht.

Zitat von DrNick
b) Spinozismus (spielte in den Diskussionen der Goethezeit eine starke Rolle)

Und von ihm führt ein Weg zur heutigen Naturvergötterung; auch wenn keiner dieser Neuheiden sich in dem finsteren, in seinem konsequenten Denken nachgerade schrecklichen Spinoza wiedererkennen würde. (Naja, wer kennt ihn überhaupt von denen?)

Zitat
Die heutige Religiosität dürfte vielfach eine unausgegorene Mischung aus b) und c) sein. Auf der einen Seite haben wir eine Vergötterung der Natur, die dann auch das Fundament des Ökologismus darstellt, und auf der anderen Seite den Versuch, Religion als eine Haltung oder eine Emotion zu bestimmen, die sich komplementär zur Vernunft verhält und die damit natürlich auch immun gegen wissenschaftliche Kritik wird.

Das trifft es exakt.

Zitat
Ich kann mich an eine Sendung des Philosophischen Quartetts erinnern, in der der Theologe Friedrich Wilhelm Graf zu Gast war und der auf die Frage, ob und in welcher Weise Gott exisitiert, sinngemäß antwortete, Gott existiere "im Herzen der Menschen".

Ich habe diese Sendung auch gesehen. Die besten Beiträge kamen zu meiner Überraschung von Gero von Randow; offenbar ein ebenso kluger Kopf wie sein Vater.

Herzlich, Zettel

DrNick Offline




Beiträge: 809

15.03.2011 11:43
#60 RE: Brockes; Kant Antworten

Zitat von Zettel
Ich weiß nicht, ob Neurotheologie das beste Wort ist. "Evolutionäre Religionswissenschaft" gefällt mir besser; Nicolas Wade hat die einschlägige Literatur sehr schön und schlüssig aufgearbeitet. Gruppen, deren Mitglieder eine gemeinsame Religion aneinander bindet, haben einen evolutionären Vorteil. Religion ist universell, weil sie einen Überlebensvorteil bietet.



Der Ausdruck "Neurotheologie" ist in der Tat problematisch, wenn damit unterstellt wird, es könne mit neurologischen Mitteln Theologie betrieben werden. Das mögen einige wenige auch so sehen, aber die einschlägigen Untersuchungen führen ja eher zu einer Entzauberung der Religion. Wenn man "religiöse Erfahrungen" durch Einnahme von Medikamenten erzeugen kann, spricht wenig für die Annahme, wir würden mit solchen Erfahrungen Kontakt zu einer besonderen Realitässphäre gewinnen.

Die Evolutionstheorie und die Neurologie sind dabei aus meiner Sicht letzlich zwei Seiten derselben Medaille, nämlich der naturwissenschaftlichen Beschäftigung mit der Frage, warum Menschen religiös sind, owwohl sich ja rational einiges gegen religiöse Überzeugungen einwenden läßt. Die Evolutionstheorie kann dies u.U. durch Vorteile erklären. (Wobei man allerdings auf der Hut vor dem sein muß, was Stephen Jay Gould einmal als "Panglossismus" bezeichnet hat; nicht alle faktischen Eigenschaften von Lebewesen sind auch sinnvolle Anpassungen). Die Neurologie kann demgegenüber zeigen, was genau in unserem Gehirn vor sich geht, wenn wir "religiöse Erfahrungen" machen, und wenn sich dabei herausstellt, daß Religion sozusagen zu unserer Hardware gehört, würde das natürlich bestens zur evolutionstheoretischen Sicht passen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.03.2011 12:04
#61 Neurotheologie Antworten

Zitat von DrNick
Die Neurologie kann demgegenüber zeigen, was genau in unserem Gehirn vor sich geht, wenn wir "religiöse Erfahrungen" machen, und wenn sich dabei herausstellt, daß Religion sozusagen zu unserer Hardware gehört, würde das natürlich bestens zur evolutionstheoretischen Sicht passen.

So ist es.

Wobei man allerdings vor einer Falle warnen sollte, in die inzwischen auch Kognitionspsychologen gern tappen: Daß man bei der Erklärung eines mentalen Sachverhalts schon weiter gekommen ist, wenn man mittels fMRI zeigen kann, welche Regionen und Strukturen besonders aktiv sind, wenn sich der betreffende Sachverhalt einstellt.

Wenn jemand, wie in den Studien, auf die Sie sich vermutlich beziehen, religiöses Erleben hat und dabei bestimmte kortikale Regionen (wenn ich mich recht erinnere, u.a. im Präfrontal-, Parietal- und Temporalcortex) besonders aktiv sind, dann besagt das ja nur, daß diese Regionen an dem betreffenden Erleben beteiligt sind. Irgendwelche Regionen müssen das ja trivialerweise sein. Die Genannten sind zuständig für kognitive Repräsentation (temporal in Bezug auf Kategorie, parietal mehr in Bezug auf räumliche Struktur, präfrontal mehr in Bezug auf aktive Steuerung). Natürlich ist religiöses Erleben (auch) eine kognitive Repräsentation.

Auch die schon etwas älteren Untersuchungen, die angeblich gezeigt haben, daß durch Hirnstimulation (wenn ich mich recht erinnere, auch wieder im temporalen Bereich) religiöses Erleben "ausgelöst" wird, besagen nichts anderes, als daß diese Regionen eben zur neurophysiologischen Grundlage dieser Prozesse gehören.

Meine Vermutung ist übrigens, daß man eher allgemein nach neurophysiologischen Korrelaten von ASCs wie Trance suchen sollte und daß man diese eher auf der Transmitter-Ebene finden wird als gebunden an bestimmte Regionen. Die einfachste Art, ein quasi-religiöses Erleben auszulösn, ist nicht durch ESB, sondern durch LSD.

Herzlich, Zettel

DrNick Offline




Beiträge: 809

15.03.2011 17:57
#62 RE: Neurotheologie Antworten

Zitat von Zettel

Wobei man allerdings vor einer Falle warnen sollte, in die inzwischen auch Kognitionspsychologen gern tappen: Daß man bei der Erklärung eines mentalen Sachverhalts schon weiter gekommen ist, wenn man mittels fMRI zeigen kann, welche Regionen und Strukturen besonders aktiv sind, wenn sich der betreffende Sachverhalt einstellt.



Daß die Identifikation eines Gehirnareals, das bei einem bestimmten mentalen Ereignis aktiv ist, noch keine wissenschaftliche Erklärung darstellt, scheint mir ziemlich klar zu sein. Da ich kein Experte in Sachen Hirnforschung bin, kann ich allerdings auch nichts zu der Frage sagen, auf welcher Ebene eine echte Erklärung zu erwarten ist, will aber noch einen religiöses Phänomen erwähnen, das mir besonders untersuchenwert erscheint, nämlich "mystische" Erlebnisse.

Von Wittgenstein wird z.B. berichtet, daß er um 1910 im Theater Anzengrubers Stück "Die Kreuzelschreiber" gesehen hat. Dort geht es um einen Bauern, der nach einer Krise eine Art von Erweckungserlebnis hat und dieses dann im schönsten Dialekt mit den Worten beschreibt: "Du ghörst zu dem alln, und dös alls ghört zu dir! Es kann dir nix gschehn!" Dieses Theaterstück hat dann nach einigen Berichten auch bei Wittgenstein zu einer religiösen Erweckung geführt, und man findet in vielen Religionen ähnliche Erlebnisse. (Das von Schopenhauer gern zitierte "tat tvam asi" aus den Upanishaden fällt z.B. auch in diese Kategorie.)

Da würde mich schon sehr interessieren, unter welchen Bedingungen ein solches (nicht eben alltägliches) Gefühl der absoluten Sicherheit und zugleich der tiefen Verbundenheit zwischen Ich und Welt auftreten kann und was dabei genau im Gehirn passiert. Ich habe das von Ihnen erwähnte Buch von Wade nicht gelesen, aber beansprucht Wade auch solche Formen von Religion oder "Spritualität" eveolutionär erklären zu können? Ich kann da spontan nicht erkennen, welchen Vorteil solche Erlebnisse für das Überleben einer Gruppe bieten sollen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.03.2011 19:05
#63 RE: Neurotheologie Antworten

Zitat von DrNick
Von Wittgenstein wird z.B. berichtet, daß er um 1910 im Theater Anzengrubers Stück "Die Kreuzelschreiber" gesehen hat. Dort geht es um einen Bauern, der nach einer Krise eine Art von Erweckungserlebnis hat und dieses dann im schönsten Dialekt mit den Worten beschreibt: "Du ghörst zu dem alln, und dös alls ghört zu dir! Es kann dir nix gschehn!" Dieses Theaterstück hat dann nach einigen Berichten auch bei Wittgenstein zu einer religiösen Erweckung geführt, und man findet in vielen Religionen ähnliche Erlebnisse. (Das von Schopenhauer gern zitierte "tat tvam asi" aus den Upanishaden fällt z.B. auch in diese Kategorie.)

Ja, wenn ich mich recht erinnere, hat Freud es das "ozeanische Gefühl" genannt.

Es tritt, wie schon angedeutet, im LSD-Rausch nicht selten auf. Die Betreffenden berichten, daß die Trennung zwischen dem Ich und der Welt aufgehoben ist. Res cogitans und res extensa werden sozusagen, gut spinozistisch oder auch leibnizianisch, eins.

Ich müßte nachsehen, meine mich aber zu erinneren, daß auch Ketamin so etwas verursacht; auch out-of-body-Erlebnisse, glaube ich (alles jetzt nicht überprüft).

Zitat
Da würde mich schon sehr interessieren, unter welchen Bedingungen ein solches (nicht eben alltägliches) Gefühl der absoluten Sicherheit und zugleich der tiefen Verbundenheit zwischen Ich und Welt auftreten kann und was dabei genau im Gehirn passiert. Ich habe das von Ihnen erwähnte Buch von Wade nicht gelesen, aber beansprucht Wade auch solche Formen von Religion oder "Spritualität" eveolutionär erklären zu können? Ich kann da spontan nicht erkennen, welchen Vorteil solche Erlebnisse für das Überleben einer Gruppe bieten sollen.

Oh, da ist es nicht schwer zumindest zu spekulieren.

Als zentral für diesen religiös untermauerten Zusammenhalt der Gruppe sieht Wade die großen Feste an. Den gemeinsamen Tanz, den gemeinsamen Gesang und eben den gemeinsamen Rausch, die gemeinsame Trance. Das ist gewissermaßen der emotionale Kitt, und damit verbunden ist der mehr kognitive Kitt, daß man dieselben Götter anbetet (ihnen vor allem gemeinsam opfert!), daß man die Fetische, die Schöpfungsmythen usw. teilt.

Letztlich geht es darum ob das Individuum sich der Gruppe so verbunden fühlt, daß es sich notfalls für sie opfert. - Man findet die Spätformen solcher Rituale ja nicht nur in den Religionen, sondern auch beim Militär: Musik, Gleichschritt, die Fahne als der gemeinsame Fetisch usw.

Herzlich, Zettel

DrNick Offline




Beiträge: 809

15.03.2011 20:40
#64 RE: Neurotheologie Antworten

Zitat von Zettel
Ja, wenn ich mich recht erinnere, hat Freud es das "ozeanische Gefühl" genannt.

Es tritt, wie schon angedeutet, im LSD-Rausch nicht selten auf.



Interessant wäre natürlich mal, ob ein "ozeanisches Gefühl" sich auch unabhängig von Drogen einstellt. Ich meine einmal gelesen zu haben, daß einige Mystiker unter neurologischen Störungen gelitten haben sollen (z.B. Epilepsie?), und das würde zusammen mit Drogen, die ja auch nicht selten bei religiösen Riten eine Rolle spielen (Peyotl etc.), schon einiges erklären. Aber ist das immer so?

Zitat von Zettel

Als zentral für diesen religiös untermauerten Zusammenhalt der Gruppe sieht Wade die großen Feste an. Den gemeinsamen Tanz, den gemeinsamen Gesang und eben den gemeinsamen Rausch, die gemeinsame Trance. Das ist gewissermaßen der emotionale Kitt, und damit verbunden ist der mehr kognitive Kitt, daß man dieselben Götter anbetet (ihnen vor allem gemeinsam opfert!), daß man die Fetische, die Schöpfungsmythen usw. teilt.

Letztlich geht es darum ob das Individuum sich der Gruppe so verbunden fühlt, daß es sich notfalls für sie opfert.



Ich bin immer davon ausgegangen, daß man Kooperation, Altruismus usw. teils ganz gut spieltheoretisch erklären kann (nämlich als langfristig orientierten rationalen Egoismus) und daß extrem altruistische Phänomene wie Selbstopferung von Natur aus nur bei nahen Verwandten auftreten (evolutionär kann es ja sinnvoll sein, sein Kind zu retten, indem man sich selbst opfert).

Daß ein extremer Altruismus durch Riten und Feste als "emotionalen Kitt" unterstützt werden kann, leuchtet mir ohne weiteres ein, nur ist man mit Festen usw. natürlich im Bereich der sozialen bzw. kulturellen Entwicklung, und das ist natürlich nicht mehr Evolution im Sinne des Darwinismus.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

15.03.2011 21:10
#65 RE: Neurotheologie Antworten

Zitat
Die Betreffenden berichten, daß die Trennung zwischen dem Ich und der Welt aufgehoben ist.

Zitat von Dispatches, Michael Herr, 1977
Under Fire would take you out of your head and your body too, the space you'd seen a second ago between subject and object wasnt' there anymore, it banged shut in a fast wash of adrenaline.


Lieber Zettel, das kann auch die innere Sekretion mit etwas Stimulans bewerkstelligen!

Herzlich, Thomas

Johanes Offline




Beiträge: 2.389

18.07.2011 13:06
#66 RE: Brockes; Kant Antworten

Ich komme zwar etwas spät, schreibe aber trotzdem mal eine Antwort.

Zitat
a) Radikaler Deismus. Im 18. Jahrundert sicherlich das Paradigma einer aufgeklärten Religiosität, danach allerdings mehr oder minder bedeutungslos.



So eine Art Deismus muss damals sehr populär gewesen sein. Das nannte man früher "diffus religiös". Es ergibt sich daraus, dass man lange Zeit keine Erklärung für die Entstehung des Sonnensystems, des Lebens und der Tierarten und sogar der Welt an sich hatte und deshalb viele Leute auf der Suche nach einer Erklärung zum Deismus gelangten.

Zitat
b) Spinozismus (spielte in den Diskussionen der Goethezeit eine starke Rolle)



Wurde "Spinozismus" nicht einfach als Umschreibung für völligen Unglauben verwendet?
Spionza selbst war nach seiner "Ethik" zwar mehr Pantheist, aber seine religionskritischen Schriften erregten noch damals die Gemüter.

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