Aus Fukushima gibt es wenig Neues. Die erneute Knallgas-Explosion war erwartet worden; die Situation erscheint weiter unter Kontrolle, auch wenn es zum Schmelzen einiger Brennstäbe gekommen sein sollte.
Ich habe deshalb für einen Augenblick die aktuelle Berichterstattung verlassen und mich einer, wie mir scheint, interessanten historischen Parallele zugewandt.
Abseits alles Entsetzens und aller Sorge über die Folgen der immer noch andauernden schweren Beben und Flutwellen – man muß dem japanischen Volk, den Behörden, den Medien (!), vor allem der Bevölkerung, die größtmögliche Hochachtung zollen ob der Ruhe die sie bewahren und ob der Bestimmtheit, mit der die wirklichen Probleme angegangen werden! Ich mag mir nicht ausmalen, welche Planlosigkeit und welche Panik(mache) hier vorherrschten, würde auch nur ein Bruchteil dessen was dort Realität ist hier leise angedroht.
Die Fassungslosigkeit, mit der besonders die Angstschreiber, die sich hier mit Katastrophenmeldungen ja kaum überschlagen können, auf diese Menschen blicken, die kollektiv vernünftig sind, ist sehr enttarnend. Dieser Spiegel-Artikel sein beispielsweise angeführt.
Wünschen wir den Japanern, daß Ihnen ihr Mut, ihr Wille und ihre Zivilisiertheit den nötigen Erfolg bescheren!
Eine kleine Korrektur: Pangloss war keineswegs eine Parodie des Meisters Lebnitz sondern des Schülers Christian Wolff - dem hat übrigens der unaufgeklärte Vater von Voltairs aufgeklärtem Gastgeber übel mitgespielt.
Lieber Zettel, ich habe heute morgen das geistliche Wort des SWR1 über mich ergehen lassen, mit einer sehr einseitigen Nachdenklichkeit http://www.kirche-im-swr.de/?page=manuskripte&autor=27. Die Menschen scheinen im Angesicht von Gefahren unfähig in Bilanzen zu denken (Nutzen gegen Risiko) und im Fall von gefürchteter Radioaktivität versagt der Verstand völlig. Es ist, wie Sie schreiben, die Bilanz der Kernkraft ist nach wie vor hervorragend. In Deutschland sind bereits mehr Menschen durch Biogasunfälle ums Leben gekommen als durch Kernkraft.
Der politische Wirbel und seine Folgen als Ergebnis von Japan wird in Deutschland die eigentliche Gefahr sein. Es ist schon merkwürdig: Deutsche Politiker und politisch assozierte Zeitgenossen fordern wieder verstärkt die Abschaltung von AKWs. Dabei ist doch die einzige Lehre aus Japan (oder auch Haiti, u.a.), dass die deutsche Bevölkerung ihre Häuser verlassen müsste und in Zelten leben: Unsere Häuser sind nämlich überhaupt nicht für Erdbeben der Stärke 9 ausgelegt, und ein solches könnte sich ja 'theoretisch' morgen ereignen. Unsere AKWs sind dabei wohl die einzigen Bauwerke mit Auslegung auf schwere Erdbeben. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie Stuttgart oder Berlin oder Hamburg, usw. nach einem solchen Beben aussähen. Wollen die Politiker an ihren neuerlichen Sorgen gemessen werden, dann müssen sie eine Überarbeitung der Bauvorschriften und der Katastrophenpläne aller deutscher Städte fordern - oder aber einen Gang zurückschalten, wenn sie meinen japanische Verhältnisse selektiv auf AKWs fokussiert auf Deutschland übertragen zu müssen.
Wie auch immer, die evangelische Pastorin heute morgen hat ein Problem mit ihrer persönlichen Wahrnehmung: Auch die Fortschritte der Zivilisation haben nicht alle Restrisiken beseitigen können, aber die Restrisiken sind heute weit geringer als vor 100 Jahren. Und: Eines der größten Restrisiken dürfte sich wohl aus der Zunahme der Weltbevölkerung ergeben. Mal sehen, was der Dame dazu einfällt.
Zitat von moise trumpeterEine kleine Korrektur: Pangloss war keineswegs eine Parodie des Meisters Lebnitz sondern des Schülers Christian Wolff - dem hat übrigens der unaufgeklärte Vater von Voltairs aufgeklärtem Gastgeber übel mitgespielt.
Hm, woher wissen Sie das, lieber Moise Trumpeter? Ich habe ihn immer als Karikatur von Leibniz gesehen.
Ich bin auch nicht sicher, ob Wolff in Frankreich überhaupt dieselbe Bedeutung und Bekanntheit gehabt hat wie in Deuschland (und wie er sie in Deutschland immer noch hat - die Unterzeile von ZR hat ja er beigesteuert ).
Zitat von energistDie Fassungslosigkeit, mit der besonders die Angstschreiber, die sich hier mit Katastrophenmeldungen ja kaum überschlagen können, auf diese Menschen blicken, die kollektiv vernünftig sind, ist sehr enttarnend. Dieser Spiegel-Artikel sein beispielsweise angeführt.
Zitat von SZIn einer Demokratie bilden die Medien die vierte Gewalt. Japans Medien tun das nicht. Sie kontrollieren die Machthaber so wenig wie dies die Wähler tun. Zwar decken sie Skandale auf; oft Geldgeschichten, die ihnen ein Staatsanwalt zuspielt. Eine kritische Öffentlichkeit aber, welche Regierung und Industrie hinterfragt, schaffen die Medien in Japan nicht. Am Rande des verkrusteten Systems gibt es durchaus Bemühungen, die aber von vielen Japanern nicht ernst genommen werden. Ein solches Randphänomen waren bisher die engagierten, gut informierten Atomkraftgegner. Doch ihre Demos sind winzig, sie finden kein Gehör.
Die kritische Öffentlichkeit in Deutschland informiert sich mittlerweile bei den Feindsendern Al Jazeera und CNN, während die deutschen Medien den Eindruck zu vermitteln versuchen, das es sich bei den Erdbebenopfern um Strahlentote handelt. Glücklicherweise ist die Technik so ausgereift, dass die Möglichkeit besteht sich weltweit zu informieren, deswegen sollte jedem Versuch von Eingriffen ins Internet mit äußerem Misstrauen begegnet werden.
Zitat von moise trumpeterEine kleine Korrektur: Pangloss war keineswegs eine Parodie des Meisters Lebnitz sondern des Schülers Christian Wolff - dem hat übrigens der unaufgeklärte Vater von Voltairs aufgeklärtem Gastgeber übel mitgespielt.
Hm, woher wissen Sie das, lieber Moise Trumpeter? Ich habe ihn immer als Karikatur von Leibniz gesehen.
Ich bin auch nicht sicher, ob Wolff in Frankreich überhaupt dieselbe Bedeutung und Bekanntheit gehabt hat wie in Deuschland (und wie er sie in Deutschland immer noch hat - die Unterzeile von ZR hat ja er beigesteuert ).
Zitat Die Menschen scheinen im Angesicht von Gefahren unfähig in Bilanzen zu denken (Nutzen gegen Risiko) und im Fall von gefürchteter Radioaktivität versagt der Verstand völlig.
Weil das Denken, und schon gar das in Kosten/Nutzen-Kategorien ja so kaufmännisch und damit zynisch ist und einem wahren Moralisten nicht würdig, der nur auf seine Gefühle hört. Zu meinen Zeiten hat man sich in der Schule über Leute, die sich so in's Bockshorn jagen lassen, lustig gemacht. Mehr Empathie al Grips; ist ja jauch viel einfacher.
Zitat Die kritische Öffentlichkeit in Deutschland informiert sich mittlerweile bei den Feindsendern Al Jazeera und CNN, während die deutschen Medien den Eindruck zu vermitteln versuchen, das es sich bei den Erdbebenopfern um Strahlentote handelt. Glücklicherweise ist die Technik so ausgereift, dass die Möglichkeit besteht sich weltweit zu informieren, deswegen sollte jedem Versuch von Eingriffen ins Internet mit äußerem Misstrauen begegnet werden.
Sehr emotional aber ich möchte nicht widersprechen. SPON galt schon vor Jahren in vielen Foren als unseriös und wurde auf eine Stufe mit bild.de gestellt. Wenn da jmd. eine Nachricht mit Quelle SPON gepostet hat wurde erst mal nach richtigen Quellen gefragt. Auch SZ,WDR etc. haben seit Jahren politische Schlagseite. Aber was sich die Gesamtheit der deutschen Medien(für Gegenbeispiele sofern sie existieren bin ich immer offen) dieses Mal leistet ist eine bodenlose Unverschämtheit und eine Schande für den Journalismus in diesem Land. Wenn selbst das heute journal unter Claus Kleber(meiner Meinung nach einer der besten Informationsquellen im deutschen Fernsehen) einseitig den Super-GAU herauf beschwört schockiert mich das wirklich zutiefst. Denn für Innenpolitik können wir uns nicht in dem Maße auf ausländische Quellen stützen, wir sollten uns vor Augen halten, welches Glück wir haben auf eine so breite Informationsbasis zurück greifen zu können.
Über Rousseau werde ich mich noch mal informieren müssen. Seine Ansichten scheinen gewaltigen Einfluss auf die heutige deutsche Politik (nicht nur der Grünen, der SPD und der Linken - auch die CDU bläst ja mittlerweile in Form von Röttgen in das selbe Horn) zu haben. Auch die Medien scheinen mir ganz im Rousseauschen Sinne zu berichten, nicht nur in Bezug auf die Kernkraft, z.B. immer dann, wenn die "Kultur-" auf die "Naturgesellschaft" trifft und das Klischee des "Edlen Wilden" zumindest unterschwellig bemüht wird.
Es gibt mittlerweile große Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber den Medien. Und das ist gut so.
Man sieht das am Verhalten, welches immer häufiger der Meinungsmache in den Massenmedien widerspricht. Es ist ein fast trotziges "Trotzdem", was durch Käufe von Sarrazins Buch, das Nichteingehen auf die Schweinegrippe, das Festhalten an und die Beliebtheitswerte von zu Guttenberg (welches meiner Meinung nach ein guter Teil einer Trotzreaktion ist) und das Verweigern von E10 zum Ausdruck kommt.
Wenn man keine andere Möglichkeit hat, seine Meinung kund zu tun, stimmt man halt an der "Ladentheke" (in Bezug auf Sarrazin und E10) ab.
Zitat von ZettelAus Fukushima gibt es wenig Neues.
Dafür umsomehr Neues aus den Reihen der christlich sozialen Demokraten.
Nach FAZ: Der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: „Das ist nicht irgendein Unfall“, setzte Röttgen an, „dies ist eine Weltveränderung.“ Nichts sei mehr wie es war. Das berühmte Restrisiko habe sich nun realisiert oder sei dabei, sich zu realisieren, und das sei eine grundlegend neue Erfahrung.
Nach SPON: Der bayerische Umweltminister Markus Söder will die deutsche Atompolitik nach den Katastrophen in Japan grundsätzlich überprüfen. "Ich glaube, dass Japan generell alles ändert, auch bei mir".
Ich sehe neue Herausforderungen an den Kommentator Zettel heraufziehen, wenn sich Bundeskanzlerin Angela Merkel diesem Trend anschließt.
Zitat von C. Die kritische Öffentlichkeit in Deutschland informiert sich mittlerweile bei den Feindsendern Al Jazeera und CNN, während die deutschen Medien den Eindruck zu vermitteln versuchen, das es sich bei den Erdbebenopfern um Strahlentote handelt. Glücklicherweise ist die Technik so ausgereift, dass die Möglichkeit besteht sich weltweit zu informieren, deswegen sollte jedem Versuch von Eingriffen ins Internet mit äußerem Misstrauen begegnet werden.
Ich glaube, es sind nicht viele, die sich über ausländische Medien informieren. Das ist ja auch ein Zeit Problem. Ich habe keine Ahnung, wie viele es sein könnten, aber ich tippe auf keine 5 %.
Zitat von ZettelDie rationale Antwort auf das Erdbeben von Lissabon war es, die Ursachen solcher Beben zu erforschen, wie es Kant in Angriff genommen hat. Die rationale Antwort auf die Katastrophe in Japan ist es nicht, die nach wie vor besonders sichere Stromerzeugung in Kernkraftwerken zu verteufeln, sondern deren Sicherheit weiter zu erhöhen.
Wie ich solch rationales Denken in der gesamten Diskussion und besonders in der deutschen Politik- und Medienlandschaft vermisse! Alles wird emotionalisiert, die Natur als das Göttliche, der Mensch als habgieriger zerstörerischer Sünder dargestellt, Nachrichten sind nicht mehr Fakten und Hintergründe, sondern transportieren Botschaften und Meinungen. Ich kann schon verstehen, warum die "professionellen" Medien in Bezug auf Blogs zu Angstbeißern werden und sie als "Klowände des Internet" (Jean-Remy von Matt) bezeichnen.
Zitat von ZettelOb sich freilich diese rationale Antwort gegen die Irrationalität der Warner, Bedenkenträger und Bauchgefühl-Menschen durchsetzten wird, zumal in Deutschland - das ist füglich zu bezweifeln. Gut möglich, daß die Vernunft, mit der die Aufklärung trotz des Erdbebens von Lissabon weitergeführt wurde, heute nicht mehr durchsetzbar ist.
Wie wahr, egal welches Zukunftsthema, als Beispiel nur mal die Gentechnik, man sich anschaut, überall werden Fakten, Studienergebnisse, ja selbst jahrelange positive Erfahrungen durch irrationale Angstmacherei ausgehebelt. (Ich wollte erst Ängste schreiben, aber wie oft resultieren diese nicht nur aus fehlender Aufklärung, sondern aus ideologischer Agitation.)
Zitat von SängerEs ist ein fast trotziges "Trotzdem", was durch Käufe von Sarrazins Buch, das Nichteingehen auf die Schweinegrippe, das Festhalten an und die Beliebtheitswerte von zu Guttenberg (welches meiner Meinung nach ein guter Teil einer Trotzreaktion ist) und das Verweigern von E10 zum Ausdruck kommt.
Danke, Sänger, sie liefern mir ein gutes Beispiel: Die Schweinegrippe (wie auch die normale Grippe) stellt eine Gefahr dar, je mehr sich impfen lassen, um so mehr ist die gesamte Gesellschaft und damit die, für die sie besonders gefährlich ist, geschützt. Doch durch die dilettantische Arbeit der Regierung, das Aufputschen der Medien erst in Bezug auf die Gefahr, dann auf angebliche bessere und schlechtere Impfstoffe und das Untergehen der Fakten haben einen Riesenschaden angerichtet. Ich habe das von Anfang an parallel in den Medien und auf den Scienceblogs beobachtet, die Diskrepanz war einfach unglaublich.
Claudia Roth nennt gerade bei n-tv einen Flugzeugabsturz, einen Terrorangriff sowie einen Stromausfall in einem Satz als Gefahr! http://3.bp.blogspot.com/_NURTFz-26UI/TD...bleFacePalm.jpg Dort läuft gerade eine Umfrage: 88% sind für eine schnellere Abschaltung der KKW.
Zitat von Sänger Über Rousseau werde ich mich noch mal informieren müssen. Seine Ansichten scheinen gewaltigen Einfluss auf die heutige deutsche Politik (nicht nur der Grünen, der SPD und der Linken - auch die CDU bläst ja mittlerweile in Form von Röttgen in das selbe Horn) zu haben. Auch die Medien scheinen mir ganz im Rousseauschen Sinne zu berichten, nicht nur in Bezug auf die Kernkraft, z.B. immer dann, wenn die "Kultur-" auf die "Naturgesellschaft" trifft und das Klischee des "Edlen Wilden" zumindest unterschwellig bemüht wird.
Ich glaube nicht, daß Rousseau heute direkt einen nennenswerten Einfluß ausübt. Welchen deutschen Politiker kann man sich schon bei der Lektüre eines seiner Werke vorstellen? Andererseits ist es natürlich auffällig, daß das Denken im rot-grünen Lager starke Parallelen zu Rousseau aufweist, und zwar nicht nur in Sachen Naturvergötterung, sondern auch in bezug auf die Rolle des Staates, "soziale Gerechtigkeit" und ähnliche Themen. (Fleischhauers "Unter Linken" enthält ein nettes Kapitel, in dem einige der Parallen aufgezeigt werden.)
Es wäre mal eine Untersuchung wert, wie man sich das geistesgeschichtlich erklären kann. Spontan würde ich an eine Tradition denken, die mit Rousseau anfängt, dann über die Romantik hin zu den Reformprogrammen der vorletzten Jahrhundertwende (FKK, Wandervogel, Anthroposophie ...) führt. Dann kam noch der Nationalsozialismus mit seinen grün-alternativen Elementen (Tier- und Naturschutz, Heilpraktiker, Okkultismus ...), und am Ende der Traditionslinie haben wir den heutigen Ökologismus.
Danke, lieber Zettel, für diesen Artikel mit geistesgeschichtlicher Tiefe!
An Lissabon 1755 hatte ich in meiner Predigt vom Wochenende auch schon gedacht ...
Zitat von ZettelDie Aufklärung wurde durch das Erdbeben von Lissabon in keiner Weise in Frage gestellt; ihre größten Erfolge - die Philosophie Kants, die Errichtung der amerikanischen Demokratie auf der Grundlage der Aufklärung, der ungeheure Aufschwung von Wissenschaft und Technik im 19. und 20. Jahrhundert - standen ja noch bevor.
Für mich wäre interessant, ob hier eine Bruchstelle zwischen Aufklärung und Theologie auszumachen sein könnte. Die alte optimistische Physikotheologie verschwindet jedenfalls in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Kant destruiert die rationale Theologie, und die französische Aufklärung (Voltaire) schlägt atheistische Töne an.
Was mich seit einiger Zeit beschäftigt, ist die theologische Verkehrung der klassischen Schöpfungstheologie, zu einer Ethik der Schöpfungsbewahrung. (Vielleicht gehe ich das Thema mal in einem Artikel an. Aber meine Bibliothek, auf die ich zurückgreifen müsste, wird erst die nächsten Tage angeliefert.)
Zitat von SängerEs gibt mittlerweile große Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber den Medien. Und das ist gut so.
Man sieht das am Verhalten, welches immer häufiger der Meinungsmache in den Massenmedien widerspricht. Es ist ein fast trotziges "Trotzdem", was durch Käufe von Sarrazins Buch, das Nichteingehen auf die Schweinegrippe, das Festhalten an und die Beliebtheitswerte von zu Guttenberg (welches meiner Meinung nach ein guter Teil einer Trotzreaktion ist) und das Verweigern von E10 zum Ausdruck kommt.
Wenn man keine andere Möglichkeit hat, seine Meinung kund zu tun, stimmt man halt an der "Ladentheke" (in Bezug auf Sarrazin und E10) ab.
Bei Sarrazin und zu Guttenberg entsprach die Berichterstattung nicht der Stimmung in der Bevölkerung und die Leute ließen sich nicht von den Medien überzeugen. E10 war kein Thema der Medien und nach meinem Eindruck bestand hier auch keine Diskrepanz zwischen Medien und Bevölkerung.
Japan jetzt passt keines Falls in die Linie, weil die Medien nicht gegen die Stimmung der Bevölkerung berichten. Hier besteht eine mehrheitliche Einigkeit und darüber hinaus sogar Verbündung. Die Bevölkerung fühlt sich durch die Medien vertreten, welche ihre Stimmung aufgreifen und Druck auf die Politik machen. Ich denke, schwarz-gelb wird dem nicht viel entgegen setzen können, was - so mein Eindruck - bereits Folgen hat, indem immer mehr Stimmen laut werden, die sagen, alte AKWs schon jetzt vom Netz. Die Frage wird nach meiner jetzigen Einschätzung sein, ob dies der Bevölkerung und den Medien jeweils mehrheitlich reichen wird. Denn wenn nicht, wird weiter Druck gemacht werden und dem wird sich keine Regierung unter Angela Merkel widersetzen. Dafür stehen zu viele Wahlen jetzt ins Haus. Angela Merkel ist kein Helmut Kohl oder Helmut Schmidt, die sich von ihren Überzeugungen nicht abbringen ließen des Machterhaltes wegen. Röttgen hat sich gestern bei Anne Will auch weit aus dem Fenster gelehnt, indem er sagte, Japan sei eine Zensur. Der hat nun einen Rückwind, dem Angela Merkel wohl nichts wird entgegen setzen können - und vermutlich auch nicht wollen mit Blick auf die Wähler. - auch wenn fraglich ist, ob dies dann tatsächlich hinreichend Pluspunkte einbringt, denn eine solche Wende impliziert, vorher haben wir Euch was verkauft als sicher, was es dann nicht war.
Edit: letzten Satz ergänzt
Edit: Die FAZ ist eine rühmliche Ausnahme. Wirtschaftsliberal halt. Irgendwo in dem Forum schrieb jemand, Spon sei wie Bild. Der Vergleich ist insofern nicht verkehrt, als dass die beiden sich dadurch auszeichnen, dass sie es schaffen, ziemlich regelmäßig die Stimmung der Bevölkerung aufgreifen und damit dann natürlich viele anziehen. Deshalb ist Spon so erfolgreich im Netz.
Edit: in der Diskussion jetzt zeigt sich das in meinen Augen größte Manko von Merkel. Sie steht zu nichts. Hätte die CDU Überzeugungsarbeit geleistet, warum sie die Laufzeiten verlängern will, also wirkliche Überzeugungsarbeit, indem sich Merkel vielleicht auch mal einer Diskussionrunde gestellt hätte, also erklärt, warum die Verlängerung für "alternativlos" hält, hätte man sicher etwas bewirken in der Einstellung der Bevölkerung. So aber wurde die Bevölkerung eigentlich nur von den Argumenten der Opposition, die sich stets öffentlich dazu äußerte, und den Medien erreicht. Hätte Merkel nur wie die Opposition mal ihre Meinung öffentlich ausführlicher vertreten, dann hätten die Medien das auch bringen müssen. Aber dieses alles im stillen Kämmerlein und der Öffentlichkeit aus dem Wege gehen, hat nun dazu geführt, dass die Bevölkerung das Bild der offensiven Gegner übernommen hat. Wie sollte es auch anderes sein, denn diese dominierten die Medien, während die CDU sich weitgehend zurück hielt, um keiner Konfrontation ausgesetzt zu sein - denn diese hätte ja von der BT-Wahl Stimmen kosten können....
Zitat Wirtschaftsminister Rainer Brüderle plädierte dafür, ein schnelleres Umsteuern auf regenerative Energien zu prüfen. Die Frage nach der Kohleenergie stelle sich neu.
Ich will oben in meinen Post kein weiteres Edit einfügen, daher hier:
Merkel hat mir ihrem Weg, dass sie keine Standpunkte ins Rennen wirft und vertritt - ich vermute, sie hat kaum welche, aber in der Atomenergie hatte sie mal ausnahmsweise einen - um auf Stimmung springen zu können, dass sie jede Auseinandersetzung und die Öffentlichkeit meidet, um keine Angriffspunkte zu bieten, sich ja förmlich versteckt, bei der Atompolitik völlig versagt. Ihre Strategie keine Meinungen zu haben und damit auch nicht angreifbar zu sein, hat bei der BT-Wahl funktioniert. Sie hat Röttgen als Umweltminister positioniert, weil sie dachte, damit es wieder dem Volk recht machen zu können, indem sie jemanden dahin setzt, der eher den Kurs der Bevölkerung trifft. Sie vermied mit dieser Entscheidung wieder jede Positionierung. Das hatte natürlich zu Folge, dass auch keiner die Atompolitik der CDU verteidigt und sich dem Kampf um die beste Argumente stellt. Was wir jetzt haben, dass breite Teile der Bevölkerung überhaupt nicht einsehen, warum man die Laufzeiten verlängern musste und dass Deutschland auf dem Gebiet nichts im Alleingang bewirken kann, im Gegenteil, sich in Wettbewerbsnachteile bringt, ist nicht durchgedrungen. Das ist aber völlig logisch, wenn sich keiner hinstellt und darum kämpft, dass diese Argumente ankommen. Sie hat nicht einmal auf europäischer Eben hinter verschlossenen Türen versucht, Europäer mit an Bord zu holen, um dann gemeinsam auf dem Gebiet etwas zu unternehmen, um dann ggf. wenigstens der Falle Wettbewerbsnachteile entkommen zu können. Sie dachte, das Thema lasse ich einfach vorbeiziehen und mische mich nicht ein. Die Konsequenz von diesem Verhalten zeigt sich nun mit geballter Wucht. Das Konzept der Strategin war ein Schuss nach hinten, der ggf. sogar noch die nächsten Bundestagswahlen mitentscheiden wird.
Trotzdem wird momentan sehr dick aufgetragen von Seiten der Kernkraftgegner - vielleicht zu dick? Unter http://netzwertig.com/2011/03/13/ereigni...it-von-twitter/ gibt es einen interessanten Kommentar in einem ansonsten eher unpolitischen Blog zu dem "Gezwitscher" auf Twitter.
Die große Schwäche der Kernkraftbefürworter ist aber tatsächlich, dass sich öffentlich kaum jemand auf diese Position einlässt und sie in Diskussionen vertritt. Die vermeintliche moralische Überlegenheit der Kernkraftgegner ist einfach zu deutlich. Und die ersten Unionspolitiker knicken schon ein - ob Merkel dem standhält, glaube ich auch fast nicht. Sie hat nun versucht, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und den Gegnern durch die Ankündigung, "alles zu überprüfen", den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es wird zu weiteren symbolischen Taten kommen, vielleicht geht Biblis oder Neckarwestheim vorübergehend vom Netz. Söder, Röttgen, Brüderle - jetzt springen sie alle schnell auf den grünen Zug auf. Die Angst, eine Minderheitenmeinung zu vertreten, ist groß. Aber dadurch, dass sie ihr Fähnchen solchermaßen in den Wind hängen, verlieren sie noch mehr an Glaubwürdigkeit und spielen dem Gegner den Ball zu, der ihn nur noch bei den nächsten Wahlen einschieben muss. Standhaftigkeit, auch eine unpopuläre Meinung zu vertreten, würde wertgeschätzt; dass, was wir jetzt sehen, ist peinlich.
Zitat:Wirtschaftsminister Rainer Brüderle plädierte dafür, ein schnelleres Umsteuern auf regenerative Energien zu prüfen. Die Frage nach der Kohleenergie stelle sich neu.
Mein Kommentar: Es ist in Deutschland Wahlkampf, Herr Brüderle (auch Westerwelle) versucht für die angeschlagene FDP zu retten, was zu retten ist. Nach den Wahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg interessiert sich Herr Brüderle nicht mehr für sein dummes Geschwätz von gestern oder, wenn es für Ihn und die CDU ganz dumm läuft, braucht es ihn auch nicht mehr zu interessieren. Die Bundesregierung ist wegen E10 und Guttenberg bereits angezählt, was gemessen an der Erdbeben-und Tsunamikatastrophe wirklich Kleinigkeiten sind, aber den Kampf gegen die "Atom"angst ist nicht zu gewinnen, schon gar nicht mit rationalen Argumenten.
Die linkspopulistische Propagandamaschine läuft wie geschmiert und jeder, der es wagt zu widersprechen, wird niedergewalzt. Ein schönes Beispiel von Agitation durch Desinformation ist der Aufruf der Grünen zur Mahnwache für den Atomausstieg: Fukushima ist überall - Atomausstieg jetzt!
Zitat von GrünAgitpropDie Atom-Katastrophe in Japan zeigt mit aller Deutlichkeit, dass die Atomkraft nicht beherrschbar ist. Dieser Atom-GAU findet in einem Hochtechnologie-Land statt. Die AKW-Technik ist dort auf dem „neuesten Stand“. Die AKW’s in Japan sind ausdrücklich „erdbebensicher“ gebaut. Und trotzdem erleben wir jetzt die gleiche Katastrophe wie vor 25 Jahren in Tschernobyl.
Es wäre Aufgabe der "vierten Gewalt", wenn sie diesen Auftrag wirklich ernst nehmen würde, darauf hinzuweisen, dass es weder der Zeitpunkt noch eine sachliche Grundlage für populistische Panikmache gibt. Soweit ich ersehen kann, versteht sich der Medienbetrieb allerdings als Propagandaverstärker in einer Art und Weise, die sonst nur in Diktaturen üblich ist.
Zitat von C.Es ist in Deutschland Wahlkampf, Herr Brüderle (auch Westerwelle) versucht für die angeschlagene FDP zu retten, was zu retten ist.
Auch - aber in erster Linie habe ich ihn so verstanden, daß er wenigstens den Kohleausbau als Rückzugslinie halten will.
Es ist ja zu befürchten, daß angesichts der Medienkampagne und der allgemeinen Hysterie in Deutschland doch der Ausstieg kommt. Man hätte halt die grünen Lügen nicht über Jahre unwidersprochen lassen dürfen ... Die ersten Unionspolitiker (und Trittin-Klon Röttgen an der Spitze) werden ja schon knieweich.
Nun könnten wir ja einen Atomausstieg zur Not noch verkraften - wenn man mehr Kohlekraftwerke baut und Atomstrom importiert. Würde uns viel Geld kosten, aber wir hätten immer noch eine ausreichende Energieversorgung.
Wenn nun aber die Öko-Spinner es gleichzeitig schaffen, weiterhin den Neubau von Kohlekraftwerken zu verhindern (wegen "Klima"), dann wird es ganz eng. Dann könnte ich meinen Kindern nur noch die Auswanderung empfehlen ...
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