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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 90 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Charly Offline



Beiträge: 14

01.04.2011 15:37
#51 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Eine geistige Beweglichkeit müssen für einen Dialog aber Beide Seiten aufbringen.

Viribus Unitis

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

01.04.2011 15:49
#52 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Stefanie
Es wird noch lange dauern bzw. vermutlich nie passieren, dass die Verbrechen unter den Nazis als das gesehen werden hier, was sie waren, ein kollektives Verbrechen vom dem zumindest jeder hätte wissen müssen und nicht von den Verbrechen einzelner, von den der gute Deutsche im Zweifel nichts mitbekommen habe.


Das Problem ist ja, dass wieder und wieder die Verbrechen der Nazis aufgearbeitet werden, mittlerweile von der dritten, oder vierten Generation, die nun wirklich garnichts mehr damit zu tun hatte. Das erzeugt diesen blinden "nie wieder"-Fanatismus, der sich nur in eine Richtung orientiert, und zudem noch einen wachsenden Missmut bei denen, die immer wieder, überall, in allem was sie tun stets an "ihre" Nazivergangenheit erinnert werden.

Eine wirkliche Aufarbeitung nach all dem Schrecken, hätte in die Richtung gehen müssen, dass ein Volk (in diesem Fall das Deutsche) stets anfällig für totalitäre Heilsversprecher ist. Dem hätte man wehren müssen, indem den Nachgeborenen vor Augen geführt wird, auf keinen Fall irgendwelchen ideologischen Rattenfängern auf den Leim zu gehen, stets kritisch zu bleiben und jeder kollektiven Massenbewegung gegenüber skeptisch zu sein.

Das wurde verpasst. Wer "die Welle" gelesen oder gesehen hat, kann sich die Gruppendynamik dahinter sehr gut vorstellen. Nur funktioniert die halt nicht nur mit einer elitären Nazi-Ideologie. Da geht auch mehr. Und diese Gefahr ist beileibe nicht gebannt.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Stefanie Offline



Beiträge: 606

01.04.2011 16:21
#53 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Calimero

Zitat von Stefanie
Es wird noch lange dauern bzw. vermutlich nie passieren, dass die Verbrechen unter den Nazis als das gesehen werden hier, was sie waren, ein kollektives Verbrechen vom dem zumindest jeder hätte wissen müssen und nicht von den Verbrechen einzelner, von den der gute Deutsche im Zweifel nichts mitbekommen habe.


Das Problem ist ja, dass wieder und wieder die Verbrechen der Nazis aufgearbeitet werden, mittlerweile von der dritten, oder vierten Generation, die nun wirklich garnichts mehr damit zu tun hatte. Das erzeugt diesen blinden "nie wieder"-Fanatismus, der sich nur in eine Richtung orientiert, und zudem noch einen wachsenden Missmut bei denen, die immer wieder, überall, in allem was sie tun stets an "ihre" Nazivergangenheit erinnert werden.

Eine wirkliche Aufarbeitung nach all dem Schrecken, hätte in die Richtung gehen müssen, dass ein Volk (in diesem Fall das Deutsche) stets anfällig für totalitäre Heilsversprecher ist. Dem hätte man wehren müssen, indem den Nachgeborenen vor Augen geführt wird, auf keinen Fall irgendwelchen ideologischen Rattenfängern auf den Leim zu gehen, stets kritisch zu bleiben und jeder kollektiven Massenbewegung gegenüber skeptisch zu sein.

Das wurde verpasst. Wer "die Welle" gelesen oder gesehen hat, kann sich die Gruppendynamik dahinter sehr gut vorstellen. Nur funktioniert die halt nicht nur mit einer elitären Nazi-Ideologie. Da geht auch mehr. Und diese Gefahr ist beileibe nicht gebannt.

Beste Grüße, Calimero




Sie haben Recht damit, dass die Verarbeitung sich darauf konzentriert, dass die Spitze des Eisberges - Angriffskrieg, Kriegsverbrechen und last but not least Judenvernichtung / Sinti und Roma Verfolgung, Verfolgung von Homosexuellen etc. fällt eh weitestgehend unter den Tisch- zu benennen. Diese Verbrechen sind so für uns so etwas Abstraktes. Denn wie es dazu kam, ist in der Regel nicht Unterrichtsstoff. So dass auch nicht begriffen ist, dass dies eine schleichende Entwicklungen war. Und eben dies hätte tiefer behandelt werden müssen. Wurde es aber nicht. Wird es bis heute nicht. Überwiegend.

Was ich allerdings nicht teile, dass irgendwann einmal Schluss mit der Thematisierung sein sollte. Das muss ewig fortgeführt werden, allerdings unter der Behandlung, wie sind solche Entwicklungen möglich, wie kam konkret dazu etc. Denn nur so kann wirklich daraus gelernt werden, indem die Menschen sensibilisiert.

Ferner sehe ich nicht, wo jemand an "seine" Nazivergangenheit erinnert wird. Das Gegenteil ist der Fall. Die Nazis waren irgendwie andere und die heutigen Deutschen sind WEGEN der Verbrechen davor geschützt, dass sie hier jemals wieder hier auch nur totalitäre Strukturen zuließen. Auch verstehe ich schlichtweg nicht, wieso das Missmut auslösen könnte. Geschichte insgesamt ist etwas Spannendes. Ohne Geschichte kann man die Gegenwart nicht begreifen. Sollen die Nazis ausgeklammert werden? Was ist mit unseren Dichtern und Denkern, sollen die auch ausgeklammert werden? Vielleicht auch der Kommunismus, weil die daran beteiligten Menschen keine Lust haben, sich das vorwerfen zu lassen und deren Enkel und Urenkel dann später erst recht nicht mehr? Also am besten deutsche Geschichte ab 1900 bis 1945 ganz ausklammern und danach dann nur die westdeutsche behandeln?

Edit: Einschub

Stefanie Offline



Beiträge: 606

01.04.2011 16:33
#54 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Und hierzu noch etwas.

Ich finde auch die Erzählungen von Zettel sehr wichtig und freue mich daher mehr zu lesen. Dies auch deshalb, weil einem wieder klar wird, unser Wohlstand kam hier nicht angeflogen. Der wurde hart erarbeitet und durch den Willen voranzukommen, wurden Erfindungen gemacht, Unternehmen gegründet und die Wirtschaft boomte. Zu glauben, dass es nun quasi ein Selbstläufer ist, dass es so bleibt, ist ein Irrglaube und auch hat Zettel völlig recht darin, dass die Leute, die sich heute beschweren, mal gucken sollen, wie es den Menschen noch in den 50igern ging. Da gab es keine 40 Stunden Woche etc. Dass, was wir hier als selbstverständlich ansehen, ist im Vergleich zu damals Luxus und auch im Vergleich zu den meisten anderen Staaten auf dieser Welt. Und wir müssen verdammt aufpassen, dass wir das nicht verspielen auch durch immer weitere Forderungen, was denn so alles nicht zumutbar sei. Wir haben hier den Wohlstand nicht gepachtet und ob die deutsche Gesellschaft in der Lage sein wird, diesen auch nur annähernd zu halten, ist alles andere als sicher.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

01.04.2011 18:49
#55 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Liebe Stefanie,

nachdem eine Generation von Menschen, die Krieg, Mangel und Hunger erlebt hatten, die Wirtschaft dieses Landes wieder aufgebaut hatten, hat eine Generation nach der anderen wichtigere Ziele entdeckt, als ausgerechnet den Wohlstand zu mehren. Es wurden vielerlei wichtigere Vorhaben entdeckt, die allesamt edel wären, wenn sie mit den Früchten der eigenen Arbeit finanziert worden wären, aber die Nachkommen fanden, daß das Familienvermögen so groß sei, daß man es zu Befriedigung dieser Wünsche einsetzen könne. Die Annahme, daß das Vermögen sich automatisch mehren und für immer generösere Vorhaben zu Verfügung stehen würde, war so attraktiv und dadurch unzerstörbar, daß die Warnzeichen, nämlich die steigende offene und verdeckte Verschuldung, glatt ignoriert wurden. Selbst heute, wo die Zeichen eines Zusammenbruches der Staatsfinanzen nicht nur in Griechenland, Portugal, Irland und Spanien mehren, wird gewirtschaftet, als gäbe es kein Morgen. Allein die EU türmt ein immer teureres Projekt auf das andere, als bräuchten sie sich um die Finanzierung keine Sorgen zu machen. Und teuer sind sie alle, die Galileo-Satelliten, die Windräder, die Elektroautos, die Vertreibung der Chemie, usw usw usw, ad infinitum.
Westerwelle hatte in einem Recht, nämlich als er von der spätrömischen Dekadenz sprach.

Herzlich, Thomas

destello Offline



Beiträge: 14

01.04.2011 20:13
#56 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Stefanie
Ferner sehe ich nicht, wo jemand an "seine" Nazivergangenheit erinnert wird. Das Gegenteil ist der Fall. Die Nazis waren irgendwie andere und die heutigen Deutschen sind WEGEN der Verbrechen davor geschützt, dass sie hier jemals wieder hier auch nur totalitäre Strukturen zuließen. Auch verstehe ich schlichtweg nicht, wieso das Missmut auslösen könnte. Geschichte insgesamt ist etwas Spannendes. Ohne Geschichte kann man die Gegenwart nicht begreifen. Sollen die Nazis ausgeklammert werden? Was ist mit unseren Dichtern und Denkern, sollen die auch ausgeklammert werden? Vielleicht auch der Kommunismus, weil die daran beteiligten Menschen keine Lust haben, sich das vorwerfen zu lassen und deren Enkel und Urenkel dann später erst recht nicht mehr? Also am besten deutsche Geschichte ab 1900 bis 1945 ganz ausklammern und danach dann nur die westdeutsche behandeln?


Sehr überraschend wie unterschiedlich so etwas empfunden werden kann. Ich persönlich stimme eher Calimero zu. Ich empfinde es auch so, dass mit "den Nazis" alle Deutsche des 3. Reiches gemeint waren und weiterhin die Nachgeborenen über als Erbsünde direkten Anteil daran haben. Auch die Geschichte vor dem 3. Reich (vielleicht so ab 1850) wird oft so interpretiert, als wäre schon da der böse Charakter der Deutschen erkennbar, bzw. für die ganz feinen Spürnasen schon im 18. Jahrhundert und dass Auschwitz quasi der logische Schlusspunkt der Deutschen Geschichte ist.
Durch diese Sichtweise werden die 12 Jahre zum Schwarzen Loch (der Ausdruck stammt nicht von mir) der Deutschen; und sehr erfolgreich. Für die meisten Deutsche beginnt Deutschland und die Geschichte der Deutschen erst ab 1945 bzw. 1949. Es werden zwar gerne berühmte Deutsche auch vor dieser Zeit bemüht, aber von der Geschichte zu deren Zeiten haben sie keine Ahnung und sie empfinden es auch nicht unbedingt als ihre.
Während für die Franzosen Frankreich spätestens mit Chlodwig im 5. Jahrhundert beginnt, für Griechenland Platon direkter Vorfahr war, wie für die Italiener Cäsar und die Chinesen es unter 5000 Jahren gar nicht tun, ist für den Deutschen die eigene Geschichte ungemein fremd. Sie wissen meist mehr über die Französische oder Englische Geschichte und das nicht nur, weil die Deutsche Geschichte so kompliziert ist.
Und dieses Fremdeln ist eine direkte Folge der unendlichen Nabelschau auf das 3. Reich und die Suche nach dem "Warum" was dazu führte, dass das Deutsche an sich in der Geschichte schlecht gemacht wurde (Sonderweg, zu spät dran, Militarismus) und 1945 als der Zeitpunkt gesehen wird, in dem wir (auch noch unverdient) die Möglichkeit bekamen uns wie zivilisierte Menschen zu benehmen, die die direkten Jahre davor immer als Mahnmal vor Augen haben sollen und sich ansonsten als Deutsche 2.0 sehen sollen. So dass mit der Vergangenheit gebrochen wird und die Zeit vor 1945 tatsächlich zu einer Zeit wird, die mit den jetzigen Deutschen nichts mehr zu tun hat.

Stefanie Offline



Beiträge: 606

01.04.2011 20:13
#57 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Thomas Pauli
Liebe Stefanie,

nachdem eine Generation von Menschen, die Krieg, Mangel und Hunger erlebt hatten, die Wirtschaft dieses Landes wieder aufgebaut hatten, hat eine Generation nach der anderen wichtigere Ziele entdeckt, als ausgerechnet den Wohlstand zu mehren. Es wurden vielerlei wichtigere Vorhaben entdeckt, die allesamt edel wären, wenn sie mit den Früchten der eigenen Arbeit finanziert worden wären, aber die Nachkommen fanden, daß das Familienvermögen so groß sei, daß man es zu Befriedigung dieser Wünsche einsetzen könne. Die Annahme, daß das Vermögen sich automatisch mehren und für immer generösere Vorhaben zu Verfügung stehen würde, war so attraktiv und dadurch unzerstörbar, daß die Warnzeichen, nämlich die steigende offene und verdeckte Verschuldung, glatt ignoriert wurden. Selbst heute, wo die Zeichen eines Zusammenbruches der Staatsfinanzen nicht nur in Griechenland, Portugal, Irland und Spanien mehren, wird gewirtschaftet, als gäbe es kein Morgen. Allein die EU türmt ein immer teureres Projekt auf das andere, als bräuchten sie sich um die Finanzierung keine Sorgen zu machen. Und teuer sind sie alle, die Galileo-Satelliten, die Windräder, die Elektroautos, die Vertreibung der Chemie, usw usw usw, ad infinitum.
Westerwelle hatte in einem Recht, nämlich als er von der spätrömischen Dekadenz sprach.

Herzlich, Thomas



Lieber Thomas,

das kann ich alles so unterschreiben. Es besorgt mich auch zutiefst. Ich stehe staunend davor, wie das gesellschaftspolitische Engagement verteilt ist. Ich möchte mir nicht anmaßen anderen vorzuschreiben, für was sie sich zu interessieren haben und was ihnen wichtig ist. Aber wenn ich sehe, dass über 20.000 Menschen letzten Samstag mobilisiert wurden, gegen Atomkraft zu demonstrieren und keiner auf die Straße geht, um gegen "den Euro Rettungsschirm" demonstrieren; wenn ich sehe, Tausende sind auf den Straßen, um gegen den Umbau eines Bahnhofes zu demonstrieren, aber keiner auf die Straße geht um für eine Ausgabenkürzung des Staates zu demonstrieren etc., dann verstehe ich das einfach nicht mehr. Ich verstehe nicht, wie es zu dieser Gewichtung kommt und frage mich, wohin das führen soll.

Herzlicher Gruß

Stefanie Offline



Beiträge: 606

01.04.2011 20:31
#58 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Das widerspricht sich ein bisschen.

Sie sagen auf der einen Seite:

Zitat von destello
Sehr überraschend wie unterschiedlich so etwas empfunden werden kann. Ich persönlich stimme eher Calimero zu. Ich empfinde es auch so, dass mit "den Nazis" alle Deutsche des 3. Reiches gemeint waren und weiterhin die Nachgeborenen über als Erbsünde direkten Anteil daran haben.



und auf der anderen:

Zitat von destello
Für die meisten Deutsche beginnt Deutschland und die Geschichte der Deutschen erst ab 1945 bzw. 1949. Es werden zwar gerne berühmte Deutsche auch vor dieser Zeit bemüht, aber von der Geschichte zu deren Zeiten haben sie keine Ahnung und sie empfinden es auch nicht unbedingt als ihre. (....)Und dieses Fremdeln ist eine direkte Folge der unendlichen Nabelschau auf das 3. Reich und die Suche nach dem "Warum" was dazu führte, dass das Deutsche an sich in der Geschichte schlecht gemacht wurde (Sonderweg, zu spät dran, Militarismus) und 1945 als der Zeitpunkt gesehen wird, in dem wir (auch noch unverdient) die Möglichkeit bekamen uns wie zivilisierte Menschen zu benehmen, die die direkten Jahre davor immer als Mahnmal vor Augen haben sollen und sich ansonsten als Deutsche 2.0 sehen sollen. So dass mit der Vergangenheit gebrochen wird und die Zeit vor 1945 tatsächlich zu einer Zeit wird, die mit den jetzigen Deutschen nichts mehr zu tun hat.



Zu dem ersten: ich sehe einfach nicht, wo uns eine Erbsünde eingeredet wird. Das Gegenteil ist doch der Fall, WEGEN der Nazizeit fühlen wir uns doch in so vielem berufen, moralische Wertung abzugeben. Wie häufig wird sogar als Begründung explizit genannt. WEGEN der Nazis müssen wir jetzt den Israelis erklären, wie sie mit den Palästinensern umzugehen haben. WEGEN der Nazis waren bis vor Kurzem Pazifisten, die meinten den Amis erklären zu müssen, dass sie Cowboys sein, wenn sie mit Waffen meinen Menschenrechte durchsetzen zu wollen und es besatzermäßg war, in der arabischen Welt Menschenrechte einzufordern. Ständig wird doch die deutsche Vergangenheit als besondere Verantwortung genannt, um anderen bestimmte Dinge sagen zu können. Diese Vergangenheit ist quasi zu einem Gütesiegel in moralischen Fragen umgedeutet worden.

Das finde ich einfach nur völlig irrational. Der Verbrecher ist wegen seiner Verbrechen nun der bessere Mensch?

Ich halte die Deutschen auch nicht für bessere oder schlechtere Menschen als andere. Was ich aber empfinde, dass die Deutschen meinen mit der Nazizeit so eine Art Crash-Kurs besucht zu haben in dem, was man nicht tun sollte, und damit allen anderen, die so was nicht vorzuweisen haben, überlegen seien. Zettel schrieb an anderer Stelle, dass jetzt die Reaktionen i.S. Antiatomkraft typisch deutsches Wesen sein. Das teile ich nicht. Aber ich denke schon, dass es mit der Vergangenheit zu tun hat. Dass die Deutschen zeigen wollen, sie sind die Besseren und Vorbild für alle anderen. Sozusagen die Geläuterten, die nun alles perfekt machen wollen. Hoffen wir, dass nicht die "typisch deutsche Gründlichkeit" tatsächlich durchbricht und Zettel irgendwie Recht behält. Keine andere Nation käme auf die Idee zu sagen, wenn wir als Vorbild voranschreiten, wird uns die Welt schon folgen.

destello Offline



Beiträge: 14

01.04.2011 20:48
#59 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Stefanie
Zu dem ersten: ich sehe einfach nicht, wo uns eine Erbsünde eingeredet wird. Das Gegenteil ist doch der Fall, WEGEN der Nazizeit fühlen wir uns doch in so vielem berufen, moralische Wertung abzugeben. Wie häufig wird sogar als Begründung explizit genannt. WEGEN der Nazis müssen wir jetzt den Israelis erklären, wie sie mit den Palästinensern umzugehen haben. WEGEN der Nazis waren bis vor Kurzem Pazifisten, die meinten den Amis erklären zu müssen, dass sie Cowboys sein, wenn sie mit Waffen meinen Menschenrechte durchsetzen zu wollen und es besatzermäßg war, in der arabischen Welt Menschenrechte einzufordern. Ständig wird doch die deutsche Vergangenheit als besondere Verantwortung genannt, um anderen bestimmte Dinge sagen zu können. Diese Vergangenheit ist quasi zu einem Gütesiegel in moralischen Fragen umgedeutet worden.
Das finde ich einfach nur völlig irrational. Der Verbrecher ist wegen seiner Verbrechen nun der bessere Mensch?


In dem letzten Satz sagen Sie etwas, was Sie im ersten Satz ablehen. Denn "der Verbrecher" waren Menschen, die 1933 - 1945 die Verbrechen begangen und heute zu 99% tot sind. Während der "besser Mensch" die Menschen sind die jetzt leben und die Zeit nicht bewusst wahrgenommen haben. Also doch Erbsünde?
Und zu den anderen Punkten: nach meinem Dafürhalten geben die Deutschen keine Vorhalten, weil sie sich jetzt für moralisch höherwertig halten, sondern weil sie in ihrem eigenen Land gesehen haben, was passieren kann. Also nicht, weil sie Auschwitz verarbeitet haben und somit gereinigt sind, sondern weil sie Auschwitz jetzt als ein Mahnmal sehen, das nie wieder passieren darf - weltweit. Wobei ich nicht sehe, dass sich die Deutschen für immun halten (nach dem "Crash-Kurs"), aber sie sind es halt, die es schon einmal gemacht haben. Ich finde diese Haltung nicht schlecht, ist sie doch gerade das Gegenteil von "war doch alles gar nicht so schlimm damals".

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

01.04.2011 20:53
#60 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat
dass über 20.000 Menschen letzten Samstag mobilisiert wurden, gegen Atomkraft zu demonstrieren und keiner auf die Straße geht, um gegen "den Euro Rettungsschirm" demonstrieren; wenn ich sehe, Tausende sind auf den Straßen, um gegen den Umbau eines Bahnhofes zu demonstrieren, aber keiner auf die Straße geht um für eine Ausgabenkürzung des Staates zu demonstrieren etc., dann verstehe ich das einfach nicht mehr


Liebe Stefanie,

soviel Mühe ich mir auch gebe - das verstehe ich auch nicht. Es ist ja normal, daß unterschiedliche Menschen unterschiedliche Präferenzen haben, aber mir scheint, daß die Probleme in eine einfache Hierarchie einzuordnen sind: Ohne Zivilisation sehen wir alle alt aus. Ohne Wohlstand sind wir gegen Naturkatastrophen schlecht geschützt. Wohlstand bringt Risiken mit sich, die wir ohne ihn nicht hätten, aber ohne diese Risiken wären wir simpel Gefahren ausgesetzt, die nur Leute, die sie nie kennengelernt haben, für erträglich halten. Es scheint so zu sein, daß wir kollektiv vergessen haben, wie wertvoll Zivilisation ist, und vielleicht, wie leicht man sie verlieren kann. Und, was so alles zur Zivilisation gehört: Know-How, Leistungsbereitschaft, Wissensdurst, verläßliche Techniker, Frühaufsteher, Spätschchitler, Begeisterte, Risk-Taker, Sparer, Investoren und und und. Wenig Medienwissenschaftler, Telefondesinfizierer und Genderbeauftragte.
Aber des Menschen Wille ist ja bekanntlich sein Himmelreich - korrigierend wirkt dort weniger die Einsicht als die normative Kraft des Faktischen. Und damit habe ich mich wohl als Pessimist geoutet. Sei's drum.

Herzlich, Thomas

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

01.04.2011 21:08
#61 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat
und die heutigen Deutschen sind WEGEN der Verbrechen davor geschützt, dass sie hier jemals wieder hier auch nur totalitäre Strukturen zuließen


Liebe Stefanie,

das ist, finde ich nicht ganz richtig. Wir heutige Deutsche sind nicht wegen unserer Vergangenheit, sondern infolge ihrer "erfolgreichen Bewältigung" vor allen Anflügen des Totalitarismus geschützt. Ich setze die Anführungszeichen, weil ich diesen Begriff für eine Chimäre halte, denn wir "bewältigen" ja etwas, das wir nie getan haben - leichter geht's ja nimmer. Umso besser können wir uns, dank unseres Erfolgs, fühlen und andere, weniger Erfolgreiche, belehren. Es ist halt ein echtes Handicap, mitten in einem existentiellen Konflikt zu stehen, denn da gibt's keine ex-posteriori-"Entscheidungen", die Gnade der späten Geburt konnte halt einfach noch nicht gewährt werden (Nichts gegen diese Gnade!). Insofern sind wir eben nicht geschützt - wir bilden es uns nur ein.

Herzlich, Thomas

Stefanie Offline



Beiträge: 606

01.04.2011 21:15
#62 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Thomas Pauli

Zitat
und die heutigen Deutschen sind WEGEN der Verbrechen davor geschützt, dass sie hier jemals wieder hier auch nur totalitäre Strukturen zuließen


Liebe Stefanie,

das ist, finde ich nicht ganz richtig. Wir heutige Deutsche sind nicht wegen unserer Vergangenheit, sondern infolge ihrer "erfolgreichen Bewältigung" vor allen Anflügen des Totalitarismus geschützt. Ich setze die Anführungszeichen, weil ich diesen Begriff für eine Chimäre halte, denn wir "bewältigen" ja etwas, das wir nie getan haben - leichter geht's ja nimmer. Umso besser können wir uns, dank unseres Erfolgs, fühlen und andere, weniger Erfolgreiche, belehren. Es ist halt ein echtes Handicap, mitten in einem existentiellen Konflikt zu stehen, denn da gibt's keine ex-posteriori-"Entscheidungen", die Gnade der späten Geburt konnte halt einfach noch nicht gewährt werden (Nichts gegen diese Gnade!). Insofern sind wir eben nicht geschützt - wir bilden es uns nur ein.

Herzlich, Thomas




Lieber Thomas,

Sie haben völlig recht. So meinte ich das eigentlich auch.

Dass ich dies als Einbildung, Trugschluss werte, denke ich, ist aber dennoch über gekommen, oder?

Herzliche Grüße

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

01.04.2011 21:24
#63 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Liebe Stefanie,

ja, ich hatte nie Zweifel daran, mir ging es nur um die Präzision.

Trotz Doom & Gloom ein schönes Wochenende!

Thomas

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

01.04.2011 21:28
#64 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Liebe Stefanie,

noch ein kleines Postskriptum: "über gekommen" ist doch bremisch, oder?

Herzlich, Thomas

Stefanie Offline



Beiträge: 606

01.04.2011 21:29
#65 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Thomas Pauli
Aber des Menschen Wille ist ja bekanntlich sein Himmelreich - korrigierend wirkt dort weniger die Einsicht als die normative Kraft des Faktischen. Und damit habe ich mich wohl als Pessimist geoutet. Sei's drum.

Herzlich, Thomas



Ich las gestern im Maybritt Illner Chat, dass die Chatdame, eine Aktivistin gegen Atomkraft, erklärte, man könne jetzt neben den bereits heruntergefahrenen Atomkraftwerken, noch ein oder weitere herunterfahren, ohne dass unsere Energieversorgung in Gefahr geriete. Zur Not könne man über Nacht Leuchtreklame ausstellen.

Das wurde dort so stehen gelassen, ebenso wie, um die Atomkraft hier wegzubekommen, seien auch illegale Mittel erlaubt + das nicht fehlen dürfende: die anderen werden schon unserem Beispiel folgen.

Natürlich kann man auch ohne Leuchtreklame leben. Es gibt Wichtigeres was mit Strom versorgt werden muss. Auch kann Leuchtreklame lästig sein. Aber es schon bemerkenswert, dass hier einfach entschieden wird, dass andere dann eben ihre Reklame abschalten müssen und so dann keine Kunden auf sich aufmerksam machen können. Dass hier einfach mal die Uhren zurück gedreht werden sollen mit der Folge, dass Unternehmen weniger Einnamen haben werden. Dass also wirtschaftliche Interesse weichen müssen einem anderen Interesse. Die Folgen, weniger Steuereinnamen, geringeres Interesse bei Investoren etc. werden gern in Kauf genommen. Vermutlich, weil es die Dame nicht betrifft.

Und hier vermute ich, liegt der Hase begraben. Dass die Leute sich überhaupt nicht darüber klar sind, was die jeweiligen Punkte auch für sie persönlich bedeuten können.

In der Sendung gestern - ich verfolgte sie nur mit einem Ohr - wurde gesagt, bei Plan xy würden im zweiten Jahr im Schnitt 50 Euro pro Monat mehr an Energiekosten auf den Verbraucher zukommen. Die Dame erwiderte, eine Mehrheit, so habe man in Umfragen ermittelt, sei bereit, mehr zu zahlen, wenn dann die Atomkraft weg wäre. 50 Euro pro Monat macht 600 Euro im Jahr. Das kann sich nicht jeder leisten. Und ich denke spätestens hier würde sich dann auch die Einstellung in der Bevölkerung ändern. Wenn diese spürbar selbst betroffen ist, wird sie den eigenen Wohlstand verteidigen wollen.

Stefanie Offline



Beiträge: 606

01.04.2011 21:32
#66 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Thomas Pauli
Trotz Doom & Gloom ein schönes Wochenende!

Thomas



So düster ist es dann doch nicht :-)

Bremisch, keine Ahnung. Wurde mir mal eingetrichtert, dass rüber gekommen falsch sei und es übergekommen hieße.

Ihnen auch ein schönes - und vor allem kein resigniertes - Wochenende!

Forentourist Offline



Beiträge: 36

01.04.2011 22:03
#67 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Thomas Pauli
nachdem eine Generation von Menschen, die Krieg, Mangel und Hunger erlebt hatten, die Wirtschaft dieses Landes wieder aufgebaut hatten, hat eine Generation nach der anderen wichtigere Ziele entdeckt, als ausgerechnet den Wohlstand zu mehren. Es wurden vielerlei wichtigere Vorhaben entdeckt, die allesamt edel wären, wenn sie mit den Früchten der eigenen Arbeit finanziert worden wären, aber die Nachkommen fanden, daß das Familienvermögen so groß sei, daß man es zu Befriedigung dieser Wünsche einsetzen könne. Die Annahme, daß das Vermögen sich automatisch mehren und für immer generösere Vorhaben zu Verfügung stehen würde, war so attraktiv und dadurch unzerstörbar, daß die Warnzeichen, nämlich die steigende offene und verdeckte Verschuldung, glatt ignoriert wurden. Selbst heute, wo die Zeichen eines Zusammenbruches der Staatsfinanzen nicht nur in Griechenland, Portugal, Irland und Spanien mehren, wird gewirtschaftet, als gäbe es kein Morgen. Allein die EU türmt ein immer teureres Projekt auf das andere, als bräuchten sie sich um die Finanzierung keine Sorgen zu machen. Und teuer sind sie alle, die Galileo-Satelliten, die Windräder, die Elektroautos, die Vertreibung der Chemie, usw usw usw, ad infinitum.


Das erinnert an Bismarck bekannten Ausspruch "Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt vollends." - ist in meinen Augen aber trotzdem falsch. Die Saat des Unheils, die etwa zum jetzigen Zustand der Staatsfinanzen führte, begann schon ziemlich früh: Die achso bescheiden, edel und gut fleißig aufbauende Kriegsgeneration hat bereits 1948 versucht, Ludwig Erhard durch einen Generalstreik aus dem Amt zu treiben, als dieser die Marktwirtschaft einführen wollte. 1957 legte Adenauer, bereits im 1. Weltkrieg Oberbürgermeister von Köln und damit eher ein Vertreter der Prä- als der Post-Nazi-Generation, durch die Rentenreform den Grundstein für einen überwältigenden Wahlsieg bei der nächsten Bundestagswahl und für einen Staatsbankrott zwei Generation später. 1966 schied Erhard nach einem Rezessiönchen als Bundeskanzler aus und es folgte die erste GroKo, die mit der Mischfinanzierung durch Bund und Länder die Möglickeit zu Lafontaines späterer Blockadepolitik im Bundesrat schuf und damit Deutschlands Unregierbarkeit begründete sowie mit dem im wesentlichen von der Kriegsgeneration (Schiller & Strauss) verbrochenen Stabilitäts- und Wachstumgesetz eine ideologische Grundlage für den Ausbau der Staatsverschuldung lieferte - da man jederzeit behaupten kann, eines der vier Ziele sei gerade nicht erreicht, gibt es der Regierung permanente Eingriffsrechte in das Wirtschaftsgeschehen. Die folgenden SPD-Kanzler (der eine war vor den Nazis geflohen, der andere hatte ihnen als Offizier gedient) taten ihr Möglichstes, die Staatsschuld zu hegen, zu pflegen und zu mehren, obwohl der gröbsten Kriegsschäden doch langsam beseitigt gewesen sein müssten. Als Zettels Generation so langsam in die Nähe der Macht kam - der erste nach dem Krieg geborene Bundesminister dürfte nach meiner oberflächlichen Recherche Möllemann (*15.07.45, Minister ab 12.03.87) sein -, stand auch schon die Wiedervereinigung vor der Tür. Und diese wurde so gestaltet, dass die ostdeutsche Industrie fast komplett abgewickelt werden musste, weil man versuchte, ihr das westdeutsche Regulierungs- und Gehaltsniveau überzustülpen. Die folgende Rot-Grüne Regierung ist dann endlich die, in der Zettels Altersgenossen das Sagen haben: Schröder (Jahrgang '44), Fischer ('48), Lafontaine ('43), Müntefering ('40), Scharping ('47), Struck ('43) - alle in der unmittelbaren Nachkriegszeit aufgewachsen. Windräder und Atomausstieg sind also deren nachhaltiges Vermächtnis.
Die jetzige Regierung ist nun schließlich diejenige, in der die in Wohlstand aufgewachsene Nachkriegsgeneration den Ton angibt, mit Schäuble als letztem Mohikaner. Trotzdem dürften sich noch etliche von ihnen an die Einführung des Farbfernsehens erinnern können; oder ihre Diplomarbeit ohne Zuhilfenahme eines Computers erstellt haben. Das Durchschnittalter in Deutschland soll inzwischen bei 44 Jahren liegen, also ungefähr Jahrgang '67. Im Kabinett sitzen allerdings nur zwei Minister, die jünger sind, und sie bekleiden die imminent wichtigen Ressorts Gesundheit (Rösler, '73) und Gedöns (Schröder, '77).
Will heißen:
Die Generation, die zweimal "Krieg, Mangel und Hunger erlebt" hatte, führte den Wiederaufbau an, als sie an der Macht war.
Die Generation, die einmal "Krieg, Mangel und Hunger erlebt" hatte, arbeitete unter Führung der Älteren fleißig mit und verfiel dem politischen Machbarkeitswahn, als sie an der Macht war.
Die Generation, die "Krieg, Mangel und Hunger" nur als frühkindliches Erlebnis oder aus den Erzählungen ihrer Eltern kennt, baute Windräder, als sie an der Macht war.
Die Generation, die "Krieg, Mangel und Hunger" nur aus dem Fernsehen kennt, verschenkt Milliarden an bankrotte Nachbarländer, seit sie an der Macht ist.
Eine Generation wird wieder den offenen Bankrott zu verwalten haben.
Eine Generation wird wieder Krieg, Mangel und Hunger erleben. Ich hoffe, dass zumindest mir das erspart bleibt.

Zitat von Thomas Pauli
Westerwelle hatte in einem Recht, nämlich als er von der spätrömischen Dekadenz sprach.


Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, wenn man bedenkt, dass er der klassische Berufspolitiker ist, der alle Stufen des modernen Cursus Honorum (Vorsitzender des Jugendverbandes, Jurastudium, Dissertation, Abgeordneter, Generalsekretär) durchlaufen hat.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

01.04.2011 22:13
#68 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Liebe Stefanie,

ja, da liegt nicht der, sondern einer der Hasen im Pfeffer: Noch glauben viele Mitbürger im besten bastiatschen Sinne, daß jemand anders für den ökologischen Umbau unseres Wirtschaftssystems aufkommen würde. Da kann man schonmal großzügig 50 Euro im Sinne einer einmaligen Spende, oder sogar als jährliches Dauerübel generös ansetzen. Natürlich ist das ziemlich realitätsfern. Dieser Umbau wirft Milliardeninvestitionen auf den Müll und erfordert andererseits zig Milliarden an frischem Geld. Erstens ist das ein riesiges 'broken window', also ein volkswirtschaftlicher Schaden, und weiterhin eine Kapitalsenke, die ihre Wirtschaftlichkeit noch nicht beweisen mußte (dank Subventionen). Für mich ist die Tatsache, daß dies kein großes öffentlchies Interesse hervorruft, ein Merkmal, daß die vitalen Kräfte dieses Staatswesens erlahmt sind.

Trotzdem ein wunderbares Frühlingswochenende

Thomas

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

01.04.2011 22:26
#69 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Lieber Forentourist,

ja, mir ist Bismarck, auch über weit mehr als Ihr Zitat, stets gegenwärtig. Und ja, Sie haben die Geschichte der Entwicklung des Sozialstaates ziemlich korrekt beschrieben. Und ja, auch Westerwelle ist der neurepublikanische Karrierepolitiker, wie Sie sagen - aber hat er nicht dieses eine mal rechtgehabt? Wenn auch möglicherweise nur im einsteinschen Sinne, daß auch ein Putzfrau ein korrektes physikalisches Gesetz beschreiben kann ?

Herzlich, Thomas

Edit: beschreibe -> beschreiben

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

01.04.2011 22:48
#70 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Lieber Forentourist,

nachdem ich Ihren Beitrag ein weiteres Mal gelesen habe möchte ich um Ihr und das aller Zimmermänner Verständnis bitten, daß meine recht lakonische Antwort Ihr ausführliches Engagement nicht ausreichend honoriert. Ich versuche mich immer so knapp wie möglich auszudrücken, was ja in juristischen Auseinandersetzungen der beste Weg sein soll ;-) Nein, ich schreibe gelegentlich heute sogenannte Manuals und andere Traktate, die zur Entscheidungsfindung beitragen sollen und mir ist dabei die Halseysche Beimahekatastrophe in der Schlacht von Leyte ein anspornendes Beispiel. Und natürlich Feynman, der gesagt hat, daß wenn man eine Erkenntnis nicht vermitteln könne, sie schlicht nicht verstanden habe.
Bitte glauben Sie mir, daß ich nicht grob, sondern genau sein möchte.
Herzlich, Thomas

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.254

02.04.2011 08:18
#71 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Zettel
(Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum bedeutet "Dialog" übrigens kein Zweiergespräch. Die Wortwurzel ist das griechische δια und nicht das lateinische di oder dis).

Da möchte der DUDEN nicht hintanstehen und erklärt
in der 5. Auflage des Fremdwörterbuchs von 1990:

Dialog [gr.-lat.-fr.] der;-[e]s, -e:a)
von zwei Personen abwechselnd
geführte Rede u. Gegenrede,
Wechselrede; Ggs. Monolog
(b); b) Gespräch, das zwischen
zwei Gruppierungen geführt
wird, um sich u. die gegenseiti-
gen Standpunkte kennenzuler-
nen.

Da halte ich es doch lieber, oder besser: besser, mit Gemoll (sprich: g-moll),
das entgegen einem weit verbreiteten Irrtum nicht nur eine Tonart ist.
 

Mit freundlichem Gruß

--
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – sagt Ingeborg Bachmann

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.04.2011 08:44
#72 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat
Da möchte der DUDEN nicht hintanstehen und erklärt
in der 5. Auflage des Fremdwörterbuchs von 1990:

Dialog [gr.-lat.-fr.] der;-[e]s, -e:a)
von zwei Personen abwechselnd
geführte Rede u. Gegenrede,
Wechselrede; Ggs. Monolog
(b); b) Gespräch, das zwischen
zwei Gruppierungen geführt
wird, um sich u. die gegenseiti-
gen Standpunkte kennenzuler-
nen.

Da halte ich es doch lieber, oder besser: besser, mit Gemoll (sprich: g-moll),
das entgegen einem weit verbreiteten Irrtum nicht nur eine Tonart ist.

Der Duden, lieber Uwe Richard, enthält ja nie das, was richtig ist, sondern das, worauf sich die Mehrheit der Dummen verständigt hat.

Was ich geschrieben habe, ist richtig. Lesen sie den "Dialog" von Galilei; das sind drei und nicht zwei.

Herzlich, Zettel

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.254

02.04.2011 08:50
#73 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Zettel

Zitat
Da möchte der DUDEN nicht hintanstehen und erklärt
in der 5. Auflage des Fremdwörterbuchs von 1990:

Dialog [gr.-lat.-fr.] der;-[e]s, -e:a)
von zwei Personen abwechselnd
geführte Rede u. Gegenrede,
Wechselrede; Ggs. Monolog
(b); b) Gespräch, das zwischen
zwei Gruppierungen geführt
wird, um sich u. die gegenseiti-
gen Standpunkte kennenzuler-
nen.

Da halte ich es doch lieber, oder besser: besser, mit Gemoll (sprich: g-moll),
das entgegen einem weit verbreiteten Irrtum nicht nur eine Tonart ist.

Der Duden, lieber Uwe Richard, enthält ja nie das, was richtig ist, sondern das, worauf sich die Mehrheit der Dummen verständigt hat.

Was ich geschrieben habe, ist richtig. Lesen sie den "Dialog" von Galilei; das sind drei und nicht zwei.




Ich gebe Ihnen ja recht, und habe deswegen auf den Gemoll (Wilhelm Gemoll) verwiesen:

Der »Gemoll« ist das seit Generationen bewährte Nachschlagewerk für die Lektüre griechischer Originaltexte. Es enthält den vollständigen Wortschatz aller gängigen Schulautoren und den Vokabelschatz selten gelesener Autoren.
Hilfestellung für Schüler/-innen sind die Übersetzungen einzelner, besonders schwieriger Textstellen. Weitere Hilfen bestehen in der Hervorhebung von Grundbedeutungen und der Auflösung von Abkürzungen.
Der »Gemoll« enthält eine Einführung zum Thema Indogermanische Sprachen und eine ausführliche Zeichenerklärung.

 

Mit freundlichem Gruß

--
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – sagt Ingeborg Bachmann

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.04.2011 09:04
#74 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Uwe Richard
Ich gebe Ihnen ja recht, und habe deswegen auf den Gemoll (Wilhelm Gemoll) verwiesen
 

Von dem hatte ich bisher noch nie gehört. Ich habe Griechisch mit der Wortkunde von Stehle gelernt, indem ich einfach alles von ἀγορά bis zum Omega gelernt habe. Das war ein richtiges Vergnügen. Lernen ist immer ein Vergnügen.

Herzlich, Zettel

lukas Offline



Beiträge: 261

02.04.2011 10:19
#75 RE: Betrachtungen eines Unpolitischen Antworten

Zitat von Stefanie
Keine andere Nation käme auf die Idee zu sagen, wenn wir als Vorbild voranschreiten, wird uns die Welt schon folgen.





Keine? Diese Idee ist in den USA immer noch sehr stark ("shining city upon a hill") und stammt vom Sendungsbewusstsein des jüdischen Volkes als Licht der Nationen ab.

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