Zitat von DrNickNur kann in einer offenen Gesellschaft niemand verlangen, daß ihm solche Zumutungen erspart bleiben. Wenn jeder das Recht hat, sein Leben so zu gestalten, wie es ihm gefällt, dann hat man solche Belästigungen zumindest als Kollateralschaden der Freiheit hinzunehmen.
Ein Tag unter 365 mit besonderer Feiertagsruhe ist derart unzumutbar, dass das liberale Gewissen aufbegehrt? Beschweren Sie sich denn auch darüber, dass am 25.12. Feiertag ist? Sollten wir daraus einen Werktag machen und dafür jedem einen Urlaubstag mehr spendieren? Dass dann ein gemeinsamer Feiertag wegfällt und zumindest im Einzelhandel sicher niemand dort Urlaub nehmen darf, ist wohl auch ein "Kollateralschaden der Freiheit".
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalEin Tag unter 365 mit besonderer Feiertagsruhe ist derart unzumutbar, dass das liberale Gewissen aufbegehrt?
Beliebter Trick, zieht aber nicht lieber Gorgasal. Die Funktion, die dem Zustand des Staates (oder den 365 Tagen) die Werte "mit liberakem Gewissen vereinbar" und mit "liberalen Gewissen unvereinbar" zuordnet ist eine Abbildung von in einen diskreten Raum. Wenn sie jetzt dem Urbildraum eine Metrik geben ('1 Tag von 365 ist klein') und Stetigkeit fordern (was sie zu tun scheinen), dann ist die Funktion konstant!
Zitat von GorgasalEin Tag unter 365 mit besonderer Feiertagsruhe ist derart unzumutbar, dass das liberale Gewissen aufbegehrt? Beschweren Sie sich denn auch darüber, dass am 25.12. Feiertag ist? Sollten wir daraus einen Werktag machen und dafür jedem einen Urlaubstag mehr spendieren? Dass dann ein gemeinsamer Feiertag wegfällt und zumindest im Einzelhandel sicher niemand dort Urlaub nehmen darf, ist wohl auch ein "Kollateralschaden der Freiheit".
Erstens geht es nicht um einen Tag, sondern (in NRW) um vier "stille Feiertage", an denen man zwar frei hat, aber nicht frei ist, weil der Gesetzgeber die erwähnten Einschränkungen für richtig hält.
Und ja, aus meiner Sicht sind vom Staat festgelegte religiöse Feiertage überlüssig. Wenn eine breite Mehrheit zu Weihnachten usw. frei haben möchte, können das die Gewerkschaften ohne weiteres über Tarifverhandlungen regeln. Dafür braucht es nicht den Staat.
Zitat von GorgasalEin Tag unter 365 mit besonderer Feiertagsruhe ist derart unzumutbar, dass das liberale Gewissen aufbegehrt?
Beliebter Trick, zieht aber nicht lieber Gorgasal. Die Funktion, die dem Zustand des Staates (oder den 365 Tagen) die Werte "mit liberakem Gewissen vereinbar" und mit "liberalen Gewissen unvereinbar" zuordnet ist eine Abbildung von in einen diskreten Raum. Wenn sie jetzt dem Urbildraum eine Metrik geben ('1 Tag von 365 ist klein') und Stetigkeit fordern (was sie zu tun scheinen), dann ist die Funktion konstant!
(Zusammenhang des Urbildraumes vorausgesetzt)
Topologie kann ich auch. Versehen wir den Urbildraum mit der diskreten Topologie (von Metrik habe ich nicht gesprochen, das waren Sie), dann ist jede Abbildung stetig. Das erscheint mir ungefähr ebenso sinnvoll als Antwort auf Ihren Einwand wie Ihr Einwand als Antwort auf meinen Beitrag...
Aber Sie können auch gerne auf mein ursprüngliches Argument eingehen: wenn der Liberale hellauf entsetzt ist ob der Einschränkung, am Karfreitag nicht tanzen und kein Schauspiel aufführen zu dürfen, warum habe ich dann hier noch keine Philippika wider die viel schwerwiegendere Freiheitseinschränkung gelesen, Sonn- und Feiertags nur in Ausnahmefällen Einzelhandel betreiben zu dürfen?
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Zitat von DrNickErstens geht es nicht um einen Tag, sondern (in NRW) um vier "stille Feiertage",
Ah, das wusste ich nicht. Welche sind das?
Zitat von DrNickan denen man zwar frei hat, aber nicht frei ist, weil der Gesetzgeber die erwähnten Einschränkungen für richtig hält.
Falsche Gegenüberstellung. Auch an Sonn- und Feiertagen haben Sie zwar frei, sind aber nicht frei - zum Beispiel können Sie als Einzelhändler nicht einfach Ihren Laden aufmachen.
Zitat von DrNickUnd ja, aus meiner Sicht sind vom Staat festgelegte religiöse Feiertage überlüssig.
Also auch keine Sonntagsruhe?
Zitat von DrNickWenn eine breite Mehrheit zu Weihnachten usw. frei haben möchte, können das die Gewerkschaften ohne weiteres über Tarifverhandlungen regeln. Dafür braucht es nicht den Staat.
Oi, Mehrheiten sollen das entscheiden? Das widerspricht dann allerdings meinem Verständnis von Liberalität...
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Zitat von GorgasalAber Sie können auch gerne auf mein ursprüngliches Argument eingehen: wenn der Liberale hellauf entsetzt ist ob der Einschränkung, am Karfreitag nicht tanzen und kein Schauspiel aufführen zu dürfen, warum habe ich dann hier noch keine Philippika wider die viel schwerwiegendere Freiheitseinschränkung gelesen, Sonn- und Feiertags nur in Ausnahmefällen Einzelhandel betreiben zu dürfen?
Da rennen Sie bei mir offene Türen ein: Natürlich sollte ein Händler das Recht haben, seinen Laden an jedem Tag der Woche aufzumachen. Wenn es um den Schutz von Angestellten geht, die an diesem Tag nicht arbeiten möchten, so ist das (siehe oben) wieder eine Angelegenheit, die Gewerkschaften und Arbeitgeber miteinander aushandeln sollen.
Zitat von GorgasalAh, das wusste ich nicht. Welche sind das?
Volkstrauertag, Allerheiligentag, Totensonntag, Karfreitag. Dazu kommt noch, daß Gründonnerstag abends "öffentlicher Tanz" verboten ist. Auch für die übrigen Feiertage (und sogar für jeden normalen Sonntag) gibt es genaue Vorschriften:
Zitat von GorgasalOi, Mehrheiten sollen das entscheiden? Das widerspricht dann allerdings meinem Verständnis von Liberalität...
Ich habe nicht gesagt, daß das irgendeine Mehrheit (für andere) entscheiden soll. Ich möchte so etwas vielmehr durch private Absprachen zwischen Arbeitnehmer und -geber geregelt sehen. Wer an einem Tag frei haben möchte, der soll sich einfach Urlaub nehmen; wenn es hinreichend viele gibt, die am gleichen Tag dieses Interesse haben, kann man das in einem Tarifvertrag festhalten.
Karfreitag und Karsamstag sind die einzigen beiden Tage des Jahres, an denen man Ruhe vor den Kirchenglocken hat. Das sollte man ausnutzen, um einmal im Jahr tiefe Stille in den Städten zu genießen; inklusive Fahrverbot für Kfz.
In geschlossenen Räumen wie Theatern oder Kirchen darf es natürlich so laut sein wie die Leute es dort haben wollen.
Die Zurückhaltung der Liberalen kann ich übrigens verstehen. Mit gutem Grund vermeiden sie jeden Anklang an den Kulturkampf unseligen Angedenkens.
"Wenn ein Grüner liberaler denkt als die FDP, muß man sich Sorgen um den Zustand der Partei machen."
Wenn es gegen das Christentum geht, sind die Grünen mit Begeisterung dabei. Ausnahme: Schwuler Pfarrer erklärt, daß er Mohammed besser als Jesus findet. So einer ist gerade noch geduldet.
Mit Liberalität hat diese Partei sicher nichts am Hut.
Zitat von Fritz"Wenn ein Grüner liberaler denkt als die FDP, muß man sich Sorgen um den Zustand der Partei machen."
Wenn es gegen das Christentum geht, sind die Grünen mit Begeisterung dabei.
Beim Grünen-Bashing mache ich eigentlich immer gerne mit, aber in diesem Fall muß man fairerweise darauf hinweisen, daß der Landesvorsitzende der Grünen in seiner Partei recht isoliert dasteht.
Zitat von Kallias Die Zurückhaltung der Liberalen kann ich übrigens verstehen. Mit gutem Grund vermeiden sie jeden Anklang an den Kulturkampf unseligen Angedenkens.
Zitat Wenn es gegen das Christentum geht, sind die Grünen mit Begeisterung dabei. Ausnahme: Schwuler Pfarrer erklärt, daß er Mohammed besser als Jesus findet. So einer ist gerade noch geduldet.
Mit Liberalität hat diese Partei sicher nichts am Hut.
Die Heuchelei ist wie so oft leicht erkennbar. Man muss einfach in den jeweiligen Äußerungen christlich durch muslimisch ersetzen und sich fragen, ob der Satz dann in dieser Form überhaupt gesagt worden wäre. Wie so oft ist die Antwort hier ein klares Nein.
"Es kann nicht sein, dass die Minderheit der Leute, die christlichen Glauben aktiv praktiziert, der Mehrheit vorschreibt, wie sie den Tag zu verbringen hat, und ihr durch das Verbot bestimmter Veranstaltungen den Abend vermiest"
Zitat Erstens geht es nicht um einen Tag, sondern (in NRW) um vier "stille Feiertage"
das ist in anderen Ländern nicht anders:
Bayern hat der stillen Tage direkt neun: Aschermittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Allerheiligen, der zweite Sonntag vor dem ersten Advent als Volkstrauertag, Totensonntag, Buß- und Bettag, Heiliger Abend (ab 14.00 Uhr) ("An den stillen Tagen sind öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen nur dann erlaubt, wenn der diesen Tagen entsprechende ernste Charakter gewahrt ist.") http://by.juris.de/by/gesamt/FeiertG_BY.htm
In Baden-Württemberg sind Karfreitag und Totengedenktag entsprechend geschützt - mit der Möglichkeit der Ortspolizeibehörde, zusätzlich in der gesamten Karwoche (Palmsonntag bis Karsamstag), am Ostersonntag, Pfingstsonntag, an Fronleichnam, am Volkstrauertag (vorletzter Sonntag vor dem 1. Advent) und am Ersten Weihnachtstag "öffentliche Veranstaltungen und Vergnügungen" zu untersagen.
Ähnliche Regelungen finden sich für teilweise unterschiedliche Tage auch für andere, vermutlich für alle Bundesländer.
Dass etwa der Karfreitag ein "Stiller Feiertag" ist, ist meiner Auffassung nach auch angebracht. Unser Staat steht bis hin zum Grundgesetz und den Landesverfassungen in einer christlichen Tradition, das Christentum ist (noch) die bedeutendste Religion, der Karfreitag ist traditionellerweise in Deutschland ein stiller Feiertag, und den Karfreitag begeht ein Christ ja nicht nur zwischen 15 und 16.30 Uhr im Gottesdienst. Allgemeiner Halligalli oder lautstarke Gartenparties etwa wären meiner Auffassung nach in inakzeptabler Weise im Widerspruch zum Charakter des Tages. Mir ist klar, dass auch im kath. Italien Karfreitag ein normaler Arbeitstag ist und dass nicht alle diese Auffassung teilen. Aber ich nehme ja auch hin, dass am 31.10., der ja immerhin Reformationstag und VOrabend von Allerheiligen, einem ebenfalls "stillen Tag", ist, das dämliche Halloween-Treiben stattfindet.
Bemerkenswert an den Feiertagsgesetzen erscheint mir übrigens, dass in NRW und Bayern ausdrücklich auch jüdische Feiertage aufgeführt werden, an denen im Umfeld von Synagogen ebenfalls die Regelungen für "stille Feiertage" mit Einschränkungen gelten und an denen jüdische Arbeitnehmer arbeitsfrei haben. Bemerkenswert ist das m.E. deswegen, weil vergleichbare Regelungen für Muslime fehlen - was ich aber auch wieder aus der christlich-jüdischen Tradition für gerechtfertigt halte.
Zitat von Sven Lehmann"Es kann nicht sein, dass die Minderheit der Leute, die christlichen Glauben aktiv praktiziert, der Mehrheit vorschreibt, wie sie den Tag zu verbringen hat, und ihr durch das Verbot bestimmter Veranstaltungen den Abend vermiest"
Dieser Satz ist völliger Blödsinn und sagt viel über das mangelnde Demokrativerständnis von Sven Lehmann aus. DrNick hat es richtiggestellt:
Zitat von DrNickWieso meint eigentlich der Gesetzgeber, das Recht zu haben, Menschen die Gestaltung ihrer Freizeit derart detailliert vorzuschreiben?
Es ist nicht die Minderheit praktizierender Christen, sondern der Gesetzgeber der dafür verantworlich ist.
Zitat von WElTAllerdings plane die rot-grüne Koalition in NRW derzeit nicht, das Feiertagsgesetz des Landes zu ändern. Die Grünen wollten aber eine gesellschaftliche Debatte anstoßen. Es könne nicht sein, dass Christen Anderen vorschreiben, wie sie den Tag verbringen
Die Diskussion will er also, der Heuchler. Immerhin verdanken wir den Christen, dass dieser Tag arbeitsfrei ist. Wenn er also der Auffassung ist, dass dieser Feiertag (und andere) nur für die Minderheit der praktizierenden Christen gilt, sollte er die Abschaffung aller kirchlichen Feiertage fordern. Das ganze ist lediglich ein Vorwand um ein bißchen gratismutig Christenbashing zu betreiben.
Zitat von Sven LehmannDas Festhalten an "alten Riten und Dogmen" sei "keine gute Werbung für die Kirchen, denen die Mitglieder nach immer neuen Skandalen davon laufen
Ich glaube weder, dass die Kirchen auf die Ratschläge der Grünen angewiesen sind noch, dass es sich für sie auszahlt, dem Zeitgeist hinterherzuhecheln*. Gerade die zeitgeistigen evanglischen Gemeinden haben am heftigsten mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Hinzu kommt, dass die Kirchen in Deutschland keine Gesetze beschließen, sondern das ist die Aufgabe der gewählten Abgeordneten. Es hindert niemand die Grünen daran, einen Gesetzesentwurf zur Abschaffung aller christlichen Feiertage einzubringen und für Mehrheiten zu werben, aber bitte nicht so hinterfotzig.
Vielleicht sind auf Grund der letzten Umfragen bei den Grünen die Relationen etwas verrutscht, immerhin gibt es in Deutschland mehr als 50 Millionen Christen, dagegen wirken die 50.000 Grünen ziemlich bescheiden, trotz ihrer neuen Riten und Dogmen. Die politische Forderung nach kirchlicher Erneuerung hat allerdings in Deutschland Tradition.
*Ich bin zwar vor zehn Jahren aus der Kirche ausgetreten, allerdings nicht wegen irgendwelcher Skandale, sondern weil mir allein der Glaube fehlt.
Zunächst sei festzuhalten, dass es eben KEINE Minderheit ist, die in Deutschland der Kirche angehört, es ist eine Mehrheit. Der Kunstgriff von "aktiven Christen" mag ja für Grüne angehen, er entspricht aber nicht der Realität, in der Realität sind selbst heute noch die Christen die Mehrheit (wer es nicht glaubt, möge es bei destatis selber nachschlagen). Ich für meinen Teil mag nicht in den Tempel rennen aber ich bin Kirchensteuerzahler in vollem Bewusstein, und ich mag nicht von einem grünen Landesvorsitzenden als "passiver Christ" in Geiselhaft genommen zu werden. Für mich spricht er nicht. Und für wen er spricht kann gerne aus der Kirche austreten.
(Übrigens an dieser Stelle angemerkt, der Grüne argumentiert nicht im Ansatz liberal, er argumentiert mit Mehrheiten. Das hat mit liberalem Prinzip nix zu tun.)
Vom liberalen Prinzip her ist ein Tanzverbot an Karfreitag natürlich nicht wirklich zu rechtfertigen. Allerdings auch nicht das Gebot der Nachtruhe (beides reine Konventionen). Oder das Verbot Sonntags den Rasen mit einem Benzinmäher zu stutzen. Ich weiss nicht ob man das Faß wirklich aufmachen will. Davon mal abgesehen, dass ich meine, dass man auf 50 Millionen Christen in diesem Land durchaus auch sein Liberalsein ein wenig zurückstellen kann. Solange es nur das ist, finde ich das reichlich undramatisch. Auch als Nichtchrist oder Papierchrist kann man einen besinnlichen Karfreitag geniessen oder einen Osterspaziergang machen oder sich einfach mal daran erfreuen, dass an Weihnachten die ganze Republik etwas friedlicher ist.
Und zuguterletzt noch ein Schuss Konservatismus: Wenn wir in Deutschland die letzten christlichen Bastionen geschliffen haben, nur noch vom Jahresendfest und Frühlingseiern reden dürfen, aber bitte Rücksicht auf den Ramadan und Muezzin nehmen, dann haben die Grünen vielleicht ihre Vorstellung einer freien Gesellschaft erreicht. Ich will da nicht leben.
Zitat Wenn wir in Deutschland die letzten christlichen Bastionen geschliffen haben, nur noch vom Jahresendfest und Frühlingseiern reden dürfen,
Die Buchhandelskette Thalia geht munter voran in die entchristlichte Zukunft und bewirbt in den Läden Bücher zum kommenden "Hasenfest". In der Internetpräsenz wird zum "Hasenfest" auch noch das Wort Ostern verwendet ...
Zitat von Sven LehmannDas Festhalten an "alten Riten und Dogmen" sei "keine gute Werbung für die Kirchen, denen die Mitglieder nach immer neuen Skandalen davon laufen
Hallo? Ist das die gleiche Partei, die anlässlich der "Sicherheitspartnerschaft" den Islam nicht unter Generalverdacht stellen und mit Ehrenmorden und Islamismus in Verbindung bringen will? Und die für den Ritus und das Dogma des Kopftuchs plädiert? Ist das dann "gute Werbung" für den Islam?
C hat recht, es ist Gratisbashing und nix anderes!
Zitat von Gansguoter Dass etwa der Karfreitag ein "Stiller Feiertag" ist, ist meiner Auffassung nach auch angebracht. Unser Staat steht bis hin zum Grundgesetz und den Landesverfassungen in einer christlichen Tradition, das Christentum ist (noch) die bedeutendste Religion, der Karfreitag ist traditionellerweise in Deutschland ein stiller Feiertag, und den Karfreitag begeht ein Christ ja nicht nur zwischen 15 und 16.30 Uhr im Gottesdienst.
Lieber Gansguoter,
ich versuche es mal mit einer Verfremdung:
Zitat Die Türkei ist ein Staat, der in der islamischen Tradition steht und in dem die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung dem Islam angehört. Also sollte in der Türkei der Alkoholkonsum oder zumindest der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit verboten werden.
Das Argument überzeugt mich nicht; ich bin ganz im Gegenteil froh, daß in der Türkei der Säkularismus (noch!) so stark ist, daß es keine Rolle spielt, ob der Staat in einer islamischen Tradition steht oder nicht. Auch wer dort meint, daß Alkohl des Teufels sei, muß ertragen, daß andere ihn konsumieren.
Genau dies würde ich mir auch bei uns wünschen: Es mag jeder den nächsten Freitag verbringen, wie er gerne möchte; er soll nur bitte nicht anderen Vorschriften machen, was sie an dem Tag zu tun haben, und er soll erst recht nicht seine Vorstellung als Gesetz für alle verbindlich machen.
Vielleicht noch ein Wort zur Frage Mehrheit oder Minderheit: Das ist aus meiner Sicht grundsätzlich unbedeutend. Eine Mehrheit hat nicht das Recht, eine Minderheit auf den eigenen Lebensstil, die eigenen Wertvorstellungen usw. zu verpflichten, aber es wäre natürlich noch absurder, wenn dies die Minderheit mit der Mehrheit versuchen würde.
Zitat von DrNickich versuche es mal mit einer Verfremdung:
Zitat Die Türkei ist ein Staat, der in der islamischen Tradition steht und in dem die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung dem Islam angehört. Also sollte in der Türkei der Alkoholkonsum oder zumindest der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit verboten werden.
An einem (oder auch vier, oder auch neun) Tagen im Jahr hätte ich überhaupt kein Problem mit dem Verbot des Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit. Dass ein generelles Alkoholverbot mit vier oder neun stillen Feiertagen vergleichbar sei, naja...
Zitat von DrNickVielleicht noch ein Wort zur Frage Mehrheit oder Minderheit: Das ist aus meiner Sicht grundsätzlich unbedeutend. Eine Mehrheit hat nicht das Recht, eine Minderheit auf den eigenen Lebensstil, die eigenen Wertvorstellungen usw. zu verpflichten, aber es wäre natürlich noch absurder, wenn dies die Minderheit mit der Mehrheit versuchen würde.
Nicht? Sehen Sie auch das Verbot, nackt durch die Straßen zu spazieren, als ernsthafte Einschränkung Ihrer Freiheit an?
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von DrNickDas Argument überzeugt mich nicht; ich bin ganz im Gegenteil froh, daß in der Türkei der Säkularismus (noch!) so stark ist, daß es keine Rolle spielt, ob der Staat in einer islamischen Tradition steht oder nicht. Auch wer dort meint, daß Alkohl des Teufels sei, muß ertragen, daß andere ihn konsumieren.
soweit ich weiß, wird z.B. das immer schwieriger und führt in manchen Gegenden und Viertel schon zu erheblichen Repressionen. - Das ist aber auch nicht vergleichbar mit der Frage des "Stillen Feiertags":
Zitat von DrNickGenau dies würde ich mir auch bei uns wünschen: Es mag jeder den nächsten Freitag verbringen, wie er gerne möchte; er soll nur bitte nicht anderen Vorschriften machen, was sie an dem Tag zu tun haben, und er soll erst recht nicht seine Vorstellung als Gesetz für alle verbindlich machen.
Das ist ja auch nicht der Fall. Sie können privat alles tun und lassen, den Freitag verbringen, wie sie wollen. Sie können nur die Dinge nicht tun, die sich auch sonntags nicht können; einzig zusätzlich müssen Sie auf öffentliche "Lustbarkeiten" verzichten.
Wenn Sie im Interesse der Liberalität die stillen Feiertage oder alle kirchlichen Feiertage abschaffen wollen, dann müssten Sie konsequenterweise auch die Regelungen zur Sonntagsruhe und zur Nachtruhe in Frage stellen, die Regelungen zur Mittagsruhe zwischen 12 und 15 Uhr. Und warum dann einen staatlichen Feiertag?
Solange in der Landesverfassung von NRW "die Ehrfurcht vor Gott ... zu wecken", als "vornehmstes Ziel" der schulischen Erziehung vorgegeben ist, spricht auch nichts dagegen, dass auch kirchliche Feiertage es den Bürgern erlauben, dieser ihrer staatlich verlangten "Ehrfurcht vor Gott" gerecht zu werden ;-)
Zitat von C.(…) Vielleicht sind auf Grund der letzten Umfragen bei den Grünen die Relationen etwas verrutscht, immerhin gibt es in Deutschland mehr als 50 Millionen Christen, dagegen wirken die 50.000 Grünen ziemlich bescheiden, trotz ihrer neuen Riten und Dogmen. Die politische Forderung nach kirchlicher Erneuerung hat allerdings in Deutschland Tradition.
*Ich bin zwar vor zehn Jahren aus der Kirche ausgetreten, allerdings nicht wegen irgendwelcher Skandale, sondern weil mir allein der Glaube fehlt.
In Dresden wird in Kürze ein Evangelischer Kirchentag stattfinden. Zu den wichtigsten Personen gehört dabei die Grünen-(Realo)-Politikerin Katrin Göring-Eckardt als Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Wenn man sich als Ortsansässiger einen Querschnitt der angekündigten Veranstaltungen bildet, dann sieht man: viele Veranstaltungen dürften auf der grünen Linie liegen und die Aufkleber gegen Atomkraft werden wohl zu den wichtigsten politischen Symbolen des Kirchentags gehören. Die Schnittmenge zwischen Grünen und Evangelischer Kirche ist größer als man denkt.
Zitat Die Schnittmenge zwischen Grünen und Evangelischer Kirche ist größer als man denkt.
Oh ja. Das Studentenwohnheim der Evgl. Kirche in Bonn wirbt mit Plakaten und Fahnen seit Jahren für einen Atomausstieg, hat zu Zeiten der WM aller Herren Länder aufgehängt, nur keine deutsche, und so fort. Wüsste man es nicht, würde man das Wohnheim für die Zentrale der örtlichen Grünen halten.
Zitat von LlarianDavon mal abgesehen, dass ich meine, dass man auf 50 Millionen Christen in diesem Land durchaus auch sein Liberalsein ein wenig zurückstellen kann. Solange es nur das ist, finde ich das reichlich undramatisch.
Das ist, offen gesagt, ein Argument, das ich sehr ärgerlich finde. Ich kann jede Einschränkung der Freiheit mit dem Argument verkaufen, es gehe doch nur um eine Kleinigkeit. Ist das wirklich so schlimm, daß ich keine normalen Glühbirnen mehr kaufen kann? Ist es so schlimm, daß ich mal an einem Tag nicht in die Oper kann? In beiden Fällen: Nein! Irgendwie kann man sich damit arrangieren. Nur: wenn hinreichend viele Kleinigkeiten zusammengekommen sind, dann haben wir es mit einer ernsthaften Einschränkung unserer Freiheit zu tun.
Zitat Die Schnittmenge zwischen Grünen und Evangelischer Kirche ist größer als man denkt.
Oh ja. Das Studentenwohnheim der Evgl. Kirche in Bonn wirbt mit Plakaten und Fahnen seit Jahren für einen Atomausstieg, hat zu Zeiten der WM aller Herren Länder aufgehängt, nur keine deutsche, und so fort. Wüsste man es nicht, würde man das Wohnheim für die Zentrale der örtlichen Grünen halten.
Das liegt auch daran, dass die jetzt auf beiden Seiten Verantwortung Tragenden sich im großen und Ganzen aus dem gleichen Personal rekrutieren. Viele waren 68 sehr radikal (die Memoiren von Benedikt XVI. geben ein beeindruckendes Bild der Zustände an der evangelischen Fakultät in Tübingen zu der Zeit wieder) und genießen jetzt das saturierte Beamtenleben. Außerdem passt der sich selbst als progressiv empfindende Moralismus der Grünen sehr gut zum protestantischen Selbstverständnis.
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