Zitat Jedenfalls könnte es nützlich zu sein, solche Quellen zu "teilen". (Wann endlich setzt sich eine gescheite Übersetzung für to share durch? Weitergeben, zur Verfügung stellen, zugänglich machen; irgend sowas).
Wie wäre es mit sharen, in einigen Jahren vieleicht schären. Wenn es keine deutsche Entsprechung gibt dann ist der Anglizismus doch eine schöne Sache. Erweitert die Sprache, klingt schön, lässt sich sogar beugen und biegen und brechen und überhaupt wie ein deutsches Wort behandeln.
Dies würde zu keiner Erweiterung führen, sondern durch Überlagerung zu einer Verarmung. Vielleicht schert Sie ja die deutsche Sprache wenig, und Sie denken ähnlich wie der Grenadier:
Was schert mich Weib, was schert mich Kind, Ich trage weit beßres Verlangen; Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind
Zu Guttenberg hat ordentlich betrogen und ordentlich eins drüber gekriegt. Das System funktioniert. Wie es mit Koch-Mehrin ausgeht, weiß man noch nicht. Aber wenn sie statt die Karten auf den Tisch zu legen irgendwelche prozesstaktischen Mätzchen macht, wird ihr auch ein Freispruch nicht viel nützen. Nach Monaten zähen Schweigens kann das Plappermäulchen nicht weiterplappern als wäre nichts passiert. Die politische Karriere ist jedenfalls erst mal gestoppt, was schon ein angemessener Dämpfer ist. Das System funktioniert.
Gysi und seine Stasi-Genossen haben pulp science produziert. Sehr ärgerlich. Trotzdem würde ich das (mit Bauchschmerzen und innerem Widerwillen) unter „im politischen Chaos nicht anders regelbar“ passieren lassen. Vergangenheit, irgendwann werden die von der Bildfläche verschwinden. Das System funktioniert zwar nicht sehr gut, aber es funktioniert.
Denkste!
Das System funktioniert nicht! Schon jetzt sind große Teile der Wissenschaft versypht, man sehe nur die „Frauen sind die besseren“-Schrottstudien, Queer-Studies und was die Hexenküchen unserer Sozialwissenschaft noch so produzieren. Geht´s schlimmer? Es geht: Frauenquote bei den Habilitationen.
Im Angesicht dieser Zerstörungswut laufen Erörterungen über Koch-Mehrin, Guttenberg, Gysi & Stasie ebenso ins Leere wie Diskussionen über kluge und weniger kluge Reporter. Die Quoten-Wissenschaftlerin toppt alles.
Dass demnächst im bis dahin erfolgreichen BW "die Kinder bis zur zehnten Klasse gemeinsam lernen", spielt da schon keine Rolle mehr.
Zitat Die Wissenschaftlerinnen des CEWS schlagen ein Kaskadenmodell vor: Liege der Frauenanteil an den Promotionen bei 40 Prozent, dann müsse die Quote für die Habilitationen auch mindestens 40 Prozent betragen.
Wie will man das erreichen? Nachdem sechs Männer sich habilitiert haben, wird das Verfahren für alle weiteren Männer gestoppt, bis vier Frauen sich habilitiert haben? Was macht man, wenn sich nicht genügend Frauen überhaupt für die Habilitation interessieren? Bekommen die dann ihre Habil von einer Kommission des Fachbereichs geschrieben?
Einziger Ausweg aus meiner Sicht: Frauen nicht mehr zur Promotion zulassen, sobald ihr Anteil droht, unter den Doktoranden denjenigen unter den Habilitanden zu übersteigen...
Und der andere Punkt: die Habilitation ist in den Natur- und Ingenieurswissenschaften ohnehin immer weniger relevant. Da zählen Veröffentlichungen und eingeworbene Drittmittel. Muss dann irgendwann auf jedes Manuskript ein weiblicher Koautor drauf? Oder wird es eine Frauenquote für die Vergabe von DFG-Drittmitteln geben? Bei EU-Anträgen nimmt man ja schon immer gerne einen Quotengriechen oder -portugiesen mit drauf, nicht dass die tatsächlich etwas beitragen, aber wenn die wissenschaftlich armseligeren Regionen mit auf dem Antrag vertreten sind, hat man bessere Chancen auf Förderung...
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalWie will man das erreichen? Nachdem sechs Männer sich habilitiert haben, wird das Verfahren für alle weiteren Männer gestoppt, bis vier Frauen sich habilitiert haben? Was macht man, wenn sich nicht genügend Frauen überhaupt für die Habilitation interessieren? Bekommen die dann ihre Habil von einer Kommission des Fachbereichs geschrieben?
Wie man das erreichen will, kann man in einem "Positionspapier" nachlesen:
Zitat Die Zielquote muss verbindlich sein. Erfolg oder Misserfolg bezüglich der Zielerreichung muss in jedem Fall nachhaltige und einschneidende Konsequenzen in der Mittelvergabe für Personal- und Sachausgaben nach sich ziehen, insbesondere in Form von Sanktionen und/oder Anreiz-Systemen in angemessener Größenordnung im Rahmen der regulären Mittelzuweisung. Auch die finanzielle Forschungsförderung könnte an die Erfüllung von gleichstellungpolitischen Zielvorgaben gebunden werden, die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat diesen Weg mit ihren Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards bereits vorgezeichnet.
Zusammen mit dem "Kaskadenmodell" heißt das im Klartext: Wenn in einem Fach z.B. 40 % der Studenten Frauen sind, aber der Anteil bei den Promotionen und Habilitationen geringer ist, gibt es finanziell eins auf die Mütze, und zwar "nachhaltig und einschneidend". Zur konkreten Umsetzung des Schwachsinns könnte man z.B. an umfangreiche Förderprogramme exklusiv für Frauen denken. In NRW gab es z.B. mal ein "Lise-Meitner-Stipendium", das Frauen (und nur diesen) eine Habilitation ermöglichen sollte.
Das "Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung", dem wir diese Ideen verdanken, hat übrigens 13 Mitarbeiterinnen (3 davon sogar promoviert, natürlich kein Mann) und wird vollständig vom BMBF finanziert. Allein die Personalkosten für diesen "Think Tank" dürften pro Jahr im oberen sechsstelligen Bereich liegen.
Wenn ich mich etwas abgeregt habe, schreibe ich dazu vielleicht einen kleinen ZR-Beitrag.
Zitat Die Zielquote muss verbindlich sein. Erfolg oder Misserfolg bezüglich der Zielerreichung muss in jedem Fall nachhaltige und einschneidende Konsequenzen in der Mittelvergabe für Personal- und Sachausgaben nach sich ziehen, insbesondere in Form von Sanktionen und/oder Anreiz-Systemen in angemessener Größenordnung im Rahmen der regulären Mittelzuweisung. Auch die finanzielle Forschungsförderung könnte an die Erfüllung von gleichstellungpolitischen Zielvorgaben gebunden werden, die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat diesen Weg mit ihren Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards bereits vorgezeichnet.
Zusammen mit dem "Kaskadenmodell" heißt das im Klartext: Wenn in einem Fach z.B. 40 % der Studenten Frauen sind, aber der Anteil bei den Promotionen und Habilitationen geringer ist, gibt es finanziell eins auf die Mütze, und zwar "nachhaltig und einschneidend". Zur konkreten Umsetzung des Schwachsinns könnte man z.B. an umfangreiche Förderprogramme exklusiv für Frauen denken.
Humbug. (Nicht Ihr Beitrag, sondern die Idee.) Niemand entscheidet sich für oder gegen die Habilitation (respektive die akademische Karriere und Professur ohne Habilitation), weil es solch eine Förderung gibt oder nicht. Sondern man wirbt sich am Ende der Promotionsphase per Drittmittel eine PostDoc-Stelle ein. Natürlich kann solch ein Programm bei der Kinderbetreuung helfen - ich sollte mich nicht beschweren, meine Frau hat selbst einen erklecklichen Batzen Zuschuss bekommen, wobei sie dann die Vorzeigefrau der Uni war, seht her, was wir für die jungen Wissenschaftlerinnen mit Kind machen...
Die Frage bleibt noch immer: was macht ein Fachbereich mit 40% weiblichen Doctores, wenn sich in drei Jahren zehn Männer und nur eine Frau habilitieren will? Blockiert er die Männer, um nicht in den Genuss dieser "einschneidenden" Konsequenzen zu kommen? Oder was?
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Zitat von GorgasalDie Frage bleibt noch immer: was macht ein Fachbereich mit 40% weiblichen Doctores, wenn sich in drei Jahren zehn Männer und nur eine Frau habilitieren will?
Ein solches Szenario kommt im Weltbild der Genderer natürlich nicht vor. Es ist ja ALLEINE die derzeitige Diskriminierung, die Frauen von der Habilitation oder der Vorstandskarriere abhält. Und wenn 40% die Promotion machen, dann werden automatisch auch 40% habilitieren.
Zitat von GorgasalDie Frage bleibt noch immer: was macht ein Fachbereich mit 40% weiblichen Doctores, wenn sich in drei Jahren zehn Männer und nur eine Frau habilitieren will? Blockiert er die Männer, um nicht in den Genuss dieser "einschneidenden" Konsequenzen zu kommen? Oder was?
Er fördert natürlich habilitationswillige Frauen, lieber Gorgasal. Er fördert sie zutage.
Zum einen gibt es die Möglichkeit zur externen Habilitation. Man muß sich weder dort habilitieren, wo man promoviert hat, noch dort, wo man während des Habilitationsverfahrens beschäftigt ist. Also fragt der Dekan der Fakultät X bei seinen Kollegen an - am besten vertraulich "am Rand" von Konferenzen, Gastvorträgen usw. -, ob sie nicht ein paar überschüssige Frauen zum Habilitieren haben.
Das habe ich zugegeben nicht mehr erlebt. Erlebt aber habe ich das andere, und zwar mehrfach:
Die Anforderungen an die Qualität einer Habilitation sind ja nicht in Stein gemeißelt. Die Schrift wird in der Regel nur von den Gutachtern gelesen; meist drei, und einer davon ist der "Habilitationsvater", der den Antrag in die Fakultät einbrachte. Die beiden anderen werden üblicherweise durch ihn rekrutiert. Ich habe es immer so gehalten, daß ich mit dem Habilitanden oder der Habilitandin (sic) beraten habe, wen man denn fragen sollte, damit alles auch glatt über die Bühne geht.
Dann gibt es noch das Kolloquium. Dort kann die Fakultät jemanden fertigmachen, wenn er schlecht ist und/oder Feinde hat. Sie kann auch jede jemand mit Freundlichkeit über diese Hürde tragen. Ich habe kein einziges Scheitern einer Habilitation an meiner Fakultät miterlebt, kenne allerdings derartige seltene Fälle. Daß die Habilitation einer Frau unter den heutigen Bedingungen in und an der Fakultät scheitert, ist so wahrscheinlich, wie daß morgen auf der Kölner Domplatte Aliens einem Ufo entsteigen.
Angebot und Nachfrage bestimmen auf dem Markt den Preis. Im akademischen Betrieb bestimmen sie die Standards. Der Plan, den DrNick zitiert, würde die Implikation haben, die Preise so radikal zu senken, daß sich allemal genügend Käufer finden.
Zitat von ZettelDann gibt es noch das Kolloquium. Dort kann die Fakultät jemanden fertigmachen, wenn er schlecht ist und/oder Feinde hat. Sie kann auch jede jemand mit Freundlichkeit über diese Hürde tragen. Ich habe kein einziges Scheitern einer Habilitation an meiner Fakultät miterlebt, kenne allerdings derartige seltene Fälle. Daß die Habilitation einer Frau unter den heutigen Bedingungen in und an der Fakultät scheitert, ist so wahrscheinlich, wie daß morgen auf der Kölner Domplatte Aliens einem Ufo entsteigen.
Wenn es "nur" so käme, daß man zur Erfüllung der Quote ab und zu eine Frau vom außen holt und beim Habilitationsverfahren durchwinkt, könnte man ja sogar noch zufrieden sein, weil zwar einige Frauen profitieren würden, aber den Männern zumindest nicht direkt geschadet wird.
Die eigentlich Ärgerliche an den (wahrscheinlichen) Konsequenzen eines solchen Plans ist aus meiner Sicht gar nicht so sehr eine mögliche Herabsetzung der Standards, weil sich in einem solchen Szenario ja sehr schnell herumsprechen würde, was man von den entsprechenden Habilitationen zu halten hat. Fachintern würden also nach wie vor die alten Standards gelten.
Aber es reicht ja nicht, einigen Frauen die Habilitationsurkunde hinterherzuschmeißen; vielmehr muß man die Frauen auf dem Weg dorthin auch mit Geld versorgen, und da wird es für männliche Wissenschaftler wirklich heikel. Zeugnisse o.ä. kann ich in beliebig großer Zahl vergeben; aber man kann jeden Euro nur einmal ausgeben.
Wenn es eine verbindliche Quote gäbe, deren Nichterfüllung "einschneidende und nachhaltige" finanzielle Konsequenzen für eine Universität hat, dann
a) würde es einen enormen Druck auf Hochschullehrer geben, ihre Assistenten- oder vorhandenen Drittmittelstellen nur noch mit Frauen zu besetzen,
b) würde man bevorzugt Frauen bei der Einwerbung von Drittmitteln unterstützen,
c) gäbe es noch mehr spezielle Förderungsprogramme, für die sich Männer nicht bewerben können.
Zitat von GorgasalUnd der andere Punkt: die Habilitation ist in den Natur- und Ingenieurswissenschaften ohnehin immer weniger relevant. Da zählen Veröffentlichungen und eingeworbene Drittmittel. Muss dann irgendwann auf jedes Manuskript ein weiblicher Koautor drauf? Oder wird es eine Frauenquote für die Vergabe von DFG-Drittmitteln geben? Bei EU-Anträgen nimmt man ja schon immer gerne einen Quotengriechen oder -portugiesen mit drauf, nicht dass die tatsächlich etwas beitragen, aber wenn die wissenschaftlich armseligeren Regionen mit auf dem Antrag vertreten sind, hat man bessere Chancen auf Förderung...
Ich würde ja jetzt gerne lachen können, aber in den Punkten sind sie schon von der Realität eingeholt worden. Und auch wenn sie oft genug mit schuld ist, die DFG ist da längst nicht die einzige Institution, die Ansprüche stellt. Beispiel: was bei uns an Pressemeldungen über die Uni rausgeht muß im Text oder mindestens auf einem beigefügten Bild eine Frau enthalten. Sonst könnte es passieren, daß die Mitteilung verloren geht oder in der Rundablage verschwindet. Natürlich nur rein zufällig.
(Teilweise leihen sich die Institute übrigens Studentinnen aus, damit so überhaupt die nötige Frau da ist – bei Ingenieurstudiengängen sind die nämlich nicht so dick gesäht daß da in jeder FG und in jedem Seminar eine säße.)
Zitat von DrNickDie eigentlich Ärgerliche an den (wahrscheinlichen) Konsequenzen eines solchen Plans ist aus meiner Sicht gar nicht so sehr eine mögliche Herabsetzung der Standards, weil sich in einem solchen Szenario ja sehr schnell herumsprechen würde, was man von den entsprechenden Habilitationen zu halten hat. Fachintern würden also nach wie vor die alten Standards gelten.
Es würde sich herumsprechen, so what?
Denn die Privatdozentinnen würden sich ja nun auf die Professuren bewerben. Wo bekanntlich "bei gleicher Qualifikation Bewerberinnen bevorzugt" werden; so sehen es die meisten Hochschulgesetze vor.
Und die gleiche Qualifikation ist nun mal mit der Habilitation nachgewiesen, bei der es ja nicht einmal Noten gibt. (Obwohl das Kolloquium formal eine Prüfung ist; deshalb darf man sich zB bei der Abstimmung nicht der Stimme enthalten). Habilitiert ist habilitiert. Da können die weißen Männer fachintern noch so sehr den Kopf schütteln.
In jeder Berufungskommission darf die Gleichstellungsbeauftragte mitreden und dafür sorgen, daß das Quotenziel impementiert wird. Sollte eine Kommission und/oder Fakultät störrisch sein, dann ist immer noch der Senat da, der das korrigieren kann. Ich hab's erlebt.
Zitat Und die gleiche Qualifikation ist nun mal mit der Habilitation nachgewiesen, bei der es ja nicht einmal Noten gibt.
Soweit ich es mitbekommen habe, wurden / werden dann irgendwelche Gutachten erstellt über die Qualität der einzelnen Bewerber. In einem Fall wurde von beteiligten Mittelbauvertretern glaubhaft berichtet, dass für eine C4-Stelle vom Rektorat nahegelegt worden sei, es müsse die Stelle mit einer Frau besetzt werden. Unter den Bewerbern waren eigentlich Männer am besten; da wurde dann an den Gutachten gedreht, bis dann auf dem Papier eine Kandidatin dann plötzlich gleich qualifiziert war wie ein Mann - und dann genommen werden musste.
Zitat von ZettelEs würde sich herumsprechen, so what?
Denn die Privatdozentinnen würden sich ja nun auf die Professuren bewerben. Wo bekanntlich "bei gleicher Qualifikation Bewerberinnen bevorzugt" werden; so sehen es die meisten Hochschulgesetze vor.
Momentan, lieber Zettel, ist es ja durchaus noch möglich, die Berufung ungeigneter Bewerberinnen zu verhindern, auch wenn sie formal über die nötige Qualifikation verfügen. Die Frauenbeauftragte wird vielleicht bei jeder ausgesiebten Bewerberin kritisch nachfragen, aber wenn alles gut begründet ist, ist das noch kein großes Problem.
So ist zumindest die Situation in meinem Arbeitsgebiet (nach allem, was ich direkt oder indirekt mitbekommen habe). Es kann natürlich sein, daß der Druck in Zukunft entschieden größer wird.
Zitat von ZettelUnd die gleiche Qualifikation ist nun mal mit der Habilitation nachgewiesen, bei der es ja nicht einmal Noten gibt. (Obwohl das Kolloquium formal eine Prüfung ist; deshalb darf man sich zB bei der Abstimmung nicht der Stimme enthalten). Habilitiert ist habilitiert.
Noten gibt es natürlich nicht, aber in einem Berufungsverfahren spielt ja nicht nur die Habilitation eine Rolle, sondern auch die übrigen Kriterien für einen guten Wissenschaftler wie z.B. erfolgreiche Drittmitteleinwerbung.
In der Philosophie gibt es übrigens fast so etwas wie ein rudimentäres Notensystem, nämlich Einschränkungen der venia legendi: Auch wenn sich jemand fast ausschließlich mit Ethik beschäftigt hat, wird er klugerweise die venia "Philosophie" anstreben und nicht etwa "Praktische Philosophie". "Praktische Philosophie und x" oder "Praktische Philosophie unter besonderer Berücksichtigung von y" sind dann ganz starke negative Signale.
Zitat von DrNickDie eigentlich Ärgerliche an den (wahrscheinlichen) Konsequenzen eines solchen Plans ist aus meiner Sicht gar nicht so sehr eine mögliche Herabsetzung der Standards, weil sich in einem solchen Szenario ja sehr schnell herumsprechen würde, was man von den entsprechenden Habilitationen zu halten hat. Fachintern würden also nach wie vor die alten Standards gelten.
Es würde sich herumsprechen, so what?
Denn die Privatdozentinnen würden sich ja nun auf die Professuren bewerben. Wo bekanntlich "bei gleicher Qualifikation Bewerberinnen bevorzugt" werden; so sehen es die meisten Hochschulgesetze vor.
Hm. Etwa so, wie heutzutage auch jeder Mann, jede Frau bei Vorliegen der formalen Kriterien eine Habilitation anstreben kann? Mit dem bekannten Ergebnis, dass den GenderInnen zu wenig Frauen habilitieren?
Zuerst haben "zu wenig" Frauen studiert. Dann studierten und promovierten "genug" Frauen, aber "zu wenig" Frauen habilitieren.
Wagemutige These: sobald "genug" Frauen habilitieren (etwa indem man die Anforderungen verwässert, wie Sie es oben darlegen), aber dennoch "zu wenig" Frauen berufen werden (beispielsweise weil sie halt nur eine Quoten-Habilitation haben und das entweder selbst wissen und sich nicht auf Professuren bewerben oder in der Auswahl aufgrund der Qualifikation herausfallen), werden die Barbaren nach "schmerzhaften" finanziellen Auswirkungen für Fachbereiche rufen, die zu wenig Frauen auf Professuren berufen. Auch wenn die dann halt nicht gleich qualifiziert sind.
Erscheint das unmöglich? Unmöglicher als noch vor zehn Jahren die ernsthaft erhobene Forderung nach Quoten für die Habilitation erschienen wäre?
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Zitat von Martinpasst das nicht zu dem Cargo-Kult, den Sie beschrieben haben? Alles wird zur Fassade?
In gewisser Hinsicht schon. Aber das löbliche Ziel, das mit ungeeigneten Mitteln erreicht wird, fehlt mir. Das wäre eher "erfolgreiche Länder haben viel Bildung, also viele höhere Schulabschlüsse, also entwerten wir das Abitur so lange, bis auch noch der letzte IQ 80-Träger es mit einem Leistungskurs in Angewandter Häkeltechnik hinbekommt, dann haben wir viele Abiturienten und sind für die Wissensgesellschaft(TM) gerüstet". Passiert auch, ist aber m.E. was anderes.
Die Frauenquote à la Cargo-Kult wäre eher "die US-Soldaten, die Tonnen von Material abwerfen, sind alles Männer, also stecken wir Frauen in unsere Kokospalmen-Towers, damit sie sich nicht mehr diskriminiert vorkommen". Das Ziel ist nicht mehr Cargo (oder hier: gute Wissenschaft). Das Ziel ist Wohlfühlen. Das Wir-sind-alle-lieb-zueinander-Gefühl. Dass dabei die Wissenschaft vor die Hunde geht, wird nicht wahrgenommen.
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Ich habe das ein bisschen so gesehen: Männer sind kompetent, haben Einfluss und Erfolg, weil ihnen ihr (wissenschaftlicher) Titel dazu verhilft. Jetzt wollen die Insulanerinnen auch an die Titel (nicht an die Qualifikation).
Zitat von MartinIch habe das ein bisschen so gesehen: Männer sind kompetent, haben Einfluss und Erfolg, weil ihnen ihr (wissenschaftlicher) Titel dazu verhilft. Jetzt wollen die Insulanerinnen auch an die Titel (nicht an die Qualifikation).
Hm, auch wieder richtig. Wahrscheinlich habe ich da den blinden Fleck, dass ich zuviel Kontakt mit Wissenschaftlern habe, als dass ich Professoren mit Kompetenz, Einfluss und Erfolg assoziiere... jetzt wird gleich Zettel schimpfen...
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Zitat von GorgasalHm, auch wieder richtig. Wahrscheinlich habe ich da den blinden Fleck, dass ich zuviel Kontakt mit Wissenschaftlern habe, als dass ich Professoren mit Kompetenz, Einfluss und Erfolg assoziiere... jetzt wird gleich Zettel schimpfen...
Unter den Blinden ist der Einäugige trotzdem noch König.
Zitat von ZettelEs würde sich herumsprechen, so what?
Denn die Privatdozentinnen würden sich ja nun auf die Professuren bewerben. Wo bekanntlich "bei gleicher Qualifikation Bewerberinnen bevorzugt" werden; so sehen es die meisten Hochschulgesetze vor.
Momentan, lieber Zettel, ist es ja durchaus noch möglich, die Berufung ungeigneter Bewerberinnen zu verhindern, auch wenn sie formal über die nötige Qualifikation verfügen. Die Frauenbeauftragte wird vielleicht bei jeder ausgesiebten Bewerberin kritisch nachfragen, aber wenn alles gut begründet ist, ist das noch kein großes Problem.
Das ist wohl von Fakultät zu Fakultät sehr verschieden. Am besten ist eine Fakultät dran, wenn die dortigen Professorinnen selbst qualifiziert sind und es deshalb ablehnen, Quotenfrauen zu berufen.
Ich hatte an einer der Unis lange eine Kollegin, die vorfeministisch auf ihren Lehrstuhl gekommen war; allein aufgrund ihrer wissenschaftlichen Leistung. Sie war die beste Verbündete, wenn es galt, Vorstöße der feministischen Fraktion aus Rektorat plus Mittelbau abzuwehren.
Da sie eine Zeitlang die einzige Frau in der Fakultät war, mußte sie zwangsläufig in allen Gremien sitzen, in denen eine Frau verlangt war, was sie viel Zeit kostete. Sie erklärte, für diese Funktion brauche sie einen zusätzlichen Raum und zwei Hiwis, und sie bekam sie.
Hiwis ist in der Regel kein Problem, aber Räume sind an vielen Unis inzwischen ein rares Gut, um das erbittert gekämpft wird.
Zitat Noten gibt es natürlich nicht, aber in einem Berufungsverfahren spielt ja nicht nur die Habilitation eine Rolle, sondern auch die übrigen Kriterien für einen guten Wissenschaftler wie z.B. erfolgreiche Drittmitteleinwerbung.
Schon wahr, lieber DrNick, aber diese Kriterien kann man dehnen. Ich habe in vielen Kommissionen gesessen; allmählich lernt man Kommissionsstrategie. Auf die Liste kommen in der Regel diejenigen, gegen die sich der geringste Widerstand regt.
Zitat In der Philosophie gibt es übrigens fast so etwas wie ein rudimentäres Notensystem, nämlich Einschränkungen der venia legendi: Auch wenn sich jemand fast ausschließlich mit Ethik beschäftigt hat, wird er klugerweise die venia "Philosophie" anstreben und nicht etwa "Praktische Philosophie". "Praktische Philosophie und x" oder "Praktische Philosophie unter besonderer Berücksichtigung von y" sind dann ganz starke negative Signale.
Ja, das gibt es in vielen Disziplinen. Allerdings scheint es sich nach meiner Beobachtung einzubürgern, die inclusivste Variante zu erlauben.
Es ist da halt wie bei vielen solchen Entscheidungen: Jemand - hier der Habil-Vater - hat einen sehr starken Wunsch. Den anderen ist das im Grunde egal. Also folgen sie dem Wunsch und erwarten, daß der Betreffenden dann auch einmal ihnen entgegenkommt, wenn sie einen Wunsch haben. Do ut des.
Zitat von GorgasalZuerst haben "zu wenig" Frauen studiert. Dann studierten und promovierten "genug" Frauen, aber "zu wenig" Frauen habilitieren.
Wagemutige These: sobald "genug" Frauen habilitieren (etwa indem man die Anforderungen verwässert, wie Sie es oben darlegen), aber dennoch "zu wenig" Frauen berufen werden (beispielsweise weil sie halt nur eine Quoten-Habilitation haben und das entweder selbst wissen und sich nicht auf Professuren bewerben oder in der Auswahl aufgrund der Qualifikation herausfallen), werden die Barbaren nach "schmerzhaften" finanziellen Auswirkungen für Fachbereiche rufen, die zu wenig Frauen auf Professuren berufen. Auch wenn die dann halt nicht gleich qualifiziert sind.
Erscheint das unmöglich? Unmöglicher als noch vor zehn Jahren die ernsthaft erhobene Forderung nach Quoten für die Habilitation erschienen wäre?
Es scheint mir, lieber Gorgasal, eine absolut plausible Prognose zu sein. Es liegt in der Logik der Entwicklung; es ist ihre Extrapolation.
Es liegt in dieser diabolischen Logik, die in dem von DrNick verlinkten Text ja offen dargelegt wird: Man verlangt eine Frauenquote auf der Qualifikationsstufe x. Sobald sie erreicht ist, ist nachgewiesen, daß es es einen hinreichenden Pool von Frauen gibt, die für die Stufe x+1 qualifiziert sind. Das berechtigt dazu, nun für x+1 dieselbe Quote zu fordern wie für x; alles andere wäre offensichtliche Diskriminierung.
Zitat von MartinIch habe das ein bisschen so gesehen: Männer sind kompetent, haben Einfluss und Erfolg, weil ihnen ihr (wissenschaftlicher) Titel dazu verhilft. Jetzt wollen die Insulanerinnen auch an die Titel (nicht an die Qualifikation).
Hm, auch wieder richtig. Wahrscheinlich habe ich da den blinden Fleck, dass ich zuviel Kontakt mit Wissenschaftlern habe, als dass ich Professoren mit Kompetenz, Einfluss und Erfolg assoziiere... jetzt wird gleich Zettel schimpfen...
Och, Zettel ist derzeit mild wie ein Osterlamm.
Man muß, wie immer, zwischen den Institutionen "Wissenschaft" und "Universität" auf der einen Seite unterscheiden, und auf der anderen der Qualität des Personals.
International funktioniert die Institution "Wissenschaft" in den meisten Bereichen nach wie vor wunderbar; dh es setzt sich nicht Scharlatanerie und hackwork durch, sondern wissenschaftliche Qualität. Das liegt an den vielen exzellenten Unis und Forschungseinrichtungen (zum Teil gleich wichtig, wie in Frankreich der CNRS, in Deutschland die Max-Planck-Institute), die es überall gibt.
Das Problem ist, daß in jedem solchen System immer auch Unqualifizierte in hohe Positionen gelangen. Das Peter-Prinzip. Ich könnte mir denken, daß es in anderen Institutionen - Unternehmen, den Kirchen usw. - nicht anders ist. Das dürfte zur Zeit Kants an den Unis so gewesen sein wie heute; nur sind seine minder qualifizierten Kollegen vergessen.
So weit, so normal. Kritisch wird es, wenn es nicht mehr nur menschelt, sondern wenn die Selektionskriterien gezielt so gesetzt werden, daß die Qualifikation nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Das hat man in der DDR nach 1949 getan, als die Herkunft aus der Arbeiter- und Bauernklasse ziemlich genau dieselbe Rolle spielte wie heute das Geschlecht.
Man kann so etwas eine Zeitlang durchhalten. À la longue ist das Ergebnis schlechte Wissenschaft, also schlechte Wettbewerbsfähigkeit, also der Marsch in die Armut. Die ProfiteurInnen einer solchen Selektion marschieren freilich nicht mit.
Zitat von Zettel Es liegt in dieser diabolischen Logik, die in dem von DrNick verlinkten Text ja offen dargelegt wird: Man verlangt eine Frauenquote auf der Qualifikationsstufe x. Sobald sie erreicht ist, ist nachgewiesen, daß es es einen hinreichenden Pool von Frauen gibt, die für die Stufe x+1 qualifiziert sind. Das berechtigt dazu, nun für x+1 dieselbe Quote zu fordern wie für x; alles andere wäre offensichtliche Diskriminierung.
Also quasi Frauenquote durch vollständige Induktion?
Zitat von Thomas PauliNein, denn der Fall für X=1 ist nicht bewiesen.
Oh doch. Spätestens durch Abiturquoten oder Intelligenztests an Schülern. Der Fehler liegt im Induktionsschritt, denn nur weil ein Pool von Leuten von Leuten die "Möglichkeit" hat sich weiter zu qualifizieren, heisst das noch lange nicht, dass sie auch das Interesse haben. Oder simpel gesagt, es genügt nicht etwas vielleicht zu können, man muss es auch tun.
Zitat Zitat Also quasi Frauenquote durch vollständige Induktion?
Nein, denn der Fall für X=1 ist nicht bewiesen.
Lieber Thomas Pauli, anscheinend sind Ihnen die großartigen Erfolge jahrzehntelangen Reformierens der Reform des reformierten Bildungssystems verborgen geblieben. Inzwischen wird auch der Beweis durch mehrmaliges Behaupten anerkannt.
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