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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 70 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Frank2000 Offline




Beiträge: 3.432

24.04.2011 10:54
#51 RE: Ein politischer Fehler? Antworten

Zitat von Llarian

Schöne Sprüche können wir alle reissen, da muss man nicht Schmidt für heissen. Aber die Familienzusammenführung steht nicht im Grundgesetz. Und auch nicht der Zwang Kindergeld an fremde Staatsbürger zu zahlen. Und das Recht auf Asyl stand nie im Rang eines Grundrechtes (sonst hätte es auch später nicht geändert werden können). Die früheren Regierungen haben das Problem entweder nicht erkannt oder ignoriert. Tun können hätte man ne ganze Menge.



Das Problem war zu keinem Zeitpunkt das Asylrecht. Das Probem war der fehlende politische und gesellschaftliche Wille, geltendes Recht durchzusetzen.
Auf dem Höhepunkt der Einwanderung unter dem Deckmantel des Asyls kamen einige hunderttausend Menschen pro Jahr auf diese Weise nach Deutschland.
Die Anerkennungsquote lag irgendwo bei 7%, wenn man alle Randbereiche mitrechnet (also auch sonstige Bleiberechte).
Aber die restlichen 93% dieser aberhunderttausenden Menschen pro Jahr ist eben trotzdem geblieben. Die Gerichte haben entschieden und danach ruhte still der See.
Kohl hat ja einen durchaus geschickten Schachzug unternommen, diese ungewollte Einwanderungsflut zu reduzieren. Aber in Summe sind auf diese Weise so ganz grob etwa 2 MILLIONEN Menschen nach Deutschland gekommen: meist Menschen ohne Bildung, ohne Geld und mit einer Kultur, die Lichtjahre von unserer entfernt ist.

Die konnten kein Deutsch (heute auch noch nicht),
damit entfallen schon mal Schreibtischjobs und viele Verkaufstätigkeiten. Die hatten keine Bildung, damit entfällt alles, wo man Bildung braucht.
Die waren (und sind) anders sozialisiert, damit entfallen alle Tätigkeiten, die auf kultureller Nähe beruhen.
Im Endeffekt bleiben nur Tätigkeiten in der Gastronomie und allereinfachste Handlangertätigkeiten übrig.
Das diesen Menschen der Zugang zum Arbeitsmarkt verweigert wurde, hat absolut keinen Unterschied ausgemacht.
So viele Straßenkehrer hätten wir gar nicht einstellen können, um die zu beschäftigen.

Ich bescheinige Deutschland in Summe einen Todestrieb. Wie wir unsere Zukunft ruinieren, ist reif für die Geschichtsbücher.
MfG Frank

Malte ( gelöscht )
Beiträge:

24.04.2011 11:14
#52 RE: Anwerbung von Gastarbeitern (von Wamba redigiert) Antworten

Zitat von Zettel
Es gab und gibt Gastarbeiter in Japan und in arabischen Ländern, wo sie teilweise einen hohen Anteil der work force stellen

Wir sollten aufpassen, dass wir uns nicht verfransen. Die Araber arbeiten in Arabien genauso viel wie in Deutschland. Wohlstand ist in solchen Ländern ohne die Tätigkeit von Gastarbeitern überhaupt nicht möglich.

Zitat von BILANZ 17.12.2010
Der alte Mann sitzt im hellen Gewand hinter der Balustrade, eine schneeweisse Kufiya bedeckt den Kopf, sein schütterer Bart ist ergraut, vor ihm sind vier grosse Mikrofone aufgebaut. Mit erhobenem Zeigefinger massregelt er sein Publikum, seine Worte scheppern schrill aus den Lautsprechern in den Saal, die Akustik schmerzt. «Es ist wahr», schreit Prediger Yusuf Al-Qaradawi, «wir können uns die herrlichsten Dinge der Welt kaufen. Unsere Leute können die luxuriösesten Autos kaufen.» Erregt steigert er sich: «Rolls-Royce, Mercedes 500 oder 700, S-Modelle, M oder L – mit allem Luxus!» Dann leise: «Wir besitzen sie, aber wir stellen sie nicht her», sagt er, «wir produzieren keine einzige Schraube dieser Autos.»
«Wie kommt das?», fragt Al-Qaradawi in seiner Predigt vom April 2005 und erzählt von einer Studie aus einem arabischen Land, die berechnet hat, wie viel Zeit die Staatsangestellten bei der Arbeit verbringen. «Der Durchschnitt betrug 27 Minuten am Tag», ruft er. Und wieder schreit er: «27 Minuten!»
Qaradawi berichtet von einem Erweckungserlebnis aus den siebziger Jahren, als er zum ersten Mal in Deutschland eintraf und sich wunderte, dass er auf den Strassen kaum Menschen erblickte. «Die Leute arbeiten», habe ihn der Chauffeur aufgeklärt.

Und wenn wir schon dabei sind, wollen wir auf einen weiteren Unterschied aufmerksam machen. In Deutschland haben die Gewerkschaften die schützende Hand über die Gastarbeiter gehalten. Die hatten absolut kein Interesse, den eigenen Leuten Billigkonkurrenz zu schaffen. Wie es im Haus des Friedens aussieht, lesen wir bei ...



Hier folgte ein Zitat, das ich gelöscht habe, weil in ihm Ausdrücke wie "arabisch-islamischen Schweine" vorkamen. Diese Sprache des Hasses hat in diesem Forum keinen Platz.

Der zitierte Autor war ein gewisser Kewil, in dessen Blog diese Sprache leider gang und gäbe ist. Ich bitte darum, künftig wenn möglich auf Zitate aus diesem Blog oder Links zu ihm zu verzichten. Jedenfalls sollte, wer das dennoch tun möchte, sich genau ansehen, was er da zitiert oder verlinkt.


Wamba




(Wobei Kewil das bestimmt ganz falsch sieht. Der Jens Jessen wird uns demnächst erklären, dass die armen Araber von den sri lankisch rassistischen Dumpfbacken ausgebeutet werden und sich deshalb im berechtigten Zorn sich gegen die schreckliche Fratze der sri lankischen Spießerin wehren.)

Malte ( gelöscht )
Beiträge:

24.04.2011 11:43
#53 RE: Chronologie Antworten

Zitat von Zettel
Geben Sie nichts auf die deutsche Wikipeida, lieber Malte.

Natürlich ist das mit Vorsicht zu genießen. Wäre ja ein Wunder, wenn die Pressoure-Groups ausgerechnet Wikipedia nicht zur Manipulation nutzten.
Die Artikel werden laufend geändert. Ob es eine Änderungshistorie gibt weiß ich nicht; aus Sicht von Lexikon-Normalleser ist jedenfalls keine zu erkennen.
Auch dass die deutschen und englischen Artikel manchmal große Unterschiede aufweisen ist mir schon aufgefallen, was einen vermuten lässt, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Zitat von Zettel
Entscheidend ist, daß das Abkommen über die Stationierung von Jupiter-Raketen […] bereits zwei Jahre vor dem Anwerbeabkommen geschlossen wurde.

Das scheint mir doch erheblich gegen die Theorie zu sprechen, daß die Bundesrepublik von den USA zu dem Anwerbeabkommen gedrängt wurde, weil diese die Jupiter in der Türkei stationieren wollten; finden Sie nicht?

Finde ich nicht.
Die Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen ist kein Klacks. Dem gehen erst mal langwierige Verhandlungen voraus, die 1959 abgeschlossen waren.
Bereits ein Jahr später (waren die Raketen da schon einsatzbereit?) gab es Entwicklungen die die Amerikaner befürchten ließen, dass die Verträge Makulatur werden. Die vertraglichen Rechte hätte den Amis wohl keiner abgesprochen. Aber im Ergebnis hätten es darauf hinauslaufen können, dass die das Recht auf Raketenstationierung im Bürgerkriegsgebiet haben. Na Prost Mahlzeit.
Bei dieser Perspektive ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Amerikaner einiges bewegt haben um dieses Desaster zu vermeiden.

Soweit meine Meinung. Andere sehen das anders. Da uns weitere Belege fehlen, könnten wir uns sicherlich ewig im Kreis drehen. Deshalb werde ich mich zu diesem Detail an dieser Stelle abmelden.

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

24.04.2011 12:51
#54 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Zitat von AldiOn
In jeder beliebigen Volkswirtschaft und in einem Industrieland wie es die Bundesrepublik auch damals schon war ist die Vorgehenweise eine komplett andere. Industrien für die es keine Arbeitkräfte gibt und in denen nicht rationalisiert werden kann, verschwinden einfach.


Das ist sowohl unvollständig wie auch falsch, lieber AldiOn. Unvollständig ist es deshalb, weil viele Industrien nicht verschwinden sondern sich schlicht verlagern. Das ist der (triviale) Grund warum China heute die aufstrebende Wirtschaftsnation der Welt ist. Falsch ist es, weil es ebenso eine ganze Reihe von Beschäftigungen gibt, die man nicht einfach verschwinden lassen kann. Ein schönes Beispiel dafür ist der stereotypische Müllmann. Die Technologie der sechziger Jahre kann diesen Job nicht wegrationalisieren (die heutige kann es kaum). Jemand muss diesen Job aber tun. Und wenn Sie niemanden finden, der das freiwillig zu einem geringen Lohn tut, dann muss in der Folge zwangsnotwendig der Lohn dafür steigen, das Leben wird teuerer, und, in einer Vollbeschäftigung steht eine Person weniger für Produktion zur Verfügung.

Zitat
Da Rationalisierungsinvestitionen von der deutschen Maschinenindustie bedient worden wären, waren diese Verträge für Deutschland von der ersten Minute an ein schlechtes Geschäft,


Dieser Folgerung basiert auf mehreren falschen Annahmen zum Thema Rationalisierung. Der zentrale Fehler besteht darin zu glauben, Rationalisierung wäre (für den Produzenten) etwas wünschenswertes. Das ist es nicht, Rationalisierung kostet Geld (Sie schreiben ja selbst von Rationalisierungsinvestitionen), Geld, dass sich anderweitig nicht einsetzen kann. Für einen Produzenten ist es immer am besten die billigste Methode zu verwenden, um etwas zu produzieren. Und die billigste ist eine Maschine dann und nur dann wenn die Kosten für den Einkauf von gleichwertiger Arbeit die Kosten für die Maschine übersteigen. So lange die Arbeit billig ist, macht Rationalisierung keinen Sinn, ganz im Gegenteil, so lange die Arbeit billig ist, macht der Unternehmer mehr Gewinn. Deswegen rationalsiert er auch nicht. Billige Arbeiter (Gastarbeiter) sind schlicht so billig, dass der Unternehmer viel Geld damit verdient nicht zu rationalisieren. Das ist Geld das in Deutschland verdient und versteuert wird.
Der zweite Fehler besteht darin zu glauben, es liesse sich alles so einfach automatisieren. Nichts könnte falscher sein. Ich bin Robotiker, daher kann ich aus meiner Sicht sagen, die Mensch-Maschine ist alles andere als leicht zu schlagen. Heute kommen wir so langsam dahin, aber das sind auch 50 Jahre Entwicklungsgeschichte gewesen. Mit der Technologie der sechziger Jahre grossflächig automatisieren zu wollen, so wie wir das heute machen, um Himmels willen. Im Leben nicht. Wir reden von einer Zeit in der nichtmal der erste Mikrochip existierte und wo die ersten NC Maschinen (in Röhren und Transistortechnik) gerademal auf Messen vorgestellt wurden und Unimate gerade weltweit den ersten Roboter gebaut hatte (in Deutschland hat es noch 10 Jahre mehr gedauert, bis der erste eingesetzt wurde).

Wenn ich es plakativ ausdrücken darf: Den Hilfsarbeiter, der 1960 bei VW am Fließband gestanden hat um dort einen Scheinwerfer einzusetzen, mit der Technologie der 60er Jahre ersetzen zu wollen, hätte mehr Geld gekostet als ihn 20 Jahre zu beschäftigen.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

24.04.2011 13:09
#55 RE: Ein politischer Fehler? Antworten

Zitat von Llarian

Und das Recht auf Asyl stand nie im Rang eines Grundrechtes (sonst hätte es auch später nicht geändert werden können).



Doch. So war und ist es der Fall vor und nach dem Asylkompromiss von 1993.

WFI Offline



Beiträge: 187

24.04.2011 13:11
#56 RE: Ein politischer Fehler? Antworten

Zitat
Jeder politisch Aktive weiß, daß man gewaltigen Zwängen unterliegt. Bereits Kommunalpolitiker haben kaum Handlungsspielraum, Landespolitiker noch weniger, und Bundespolitiker noch weniger.


Aber sie können beschönigen, verschweigen, Sündenböcke suchen. Sie können auch für die falsche Politik mit Volldampf werben und jeden diffamieren, der den Finger auf eine Wunde legt. Opportunismus und Ideologie haben hier eine große und aktive Rolle gespielt. Das ist nicht wenig.

Zitat
Das Zweite ist: die Politiker können mittelfristige Folgen ihrer Entscheidungen unmöglich absehen.


Und wenn sie es können, nützt es auch nichts. Selbst wenn Probleme mit mathematischer Sicherheit auf uns zu kommen, wird der Ball weitergespielt ("Die Rente ist sicher"). 1965 ist bald ein halbes Jahrhundert her; da war ich noch nicht geboren. Ich bin aber viel später mit einer beachtlichen Einwanderung, begleitet von einer ziemlich intoleranten Multikultipropaganda aufgewachsen. Das ist doch nicht einfach so passiert. Es war Politik. Es wurde eisern verteidigt ("Deutschland braucht Einwanderer" hören Sie heute noch ständig). Jemand hat dafür die Mittel lockergemacht.

Unsere Eliten haben viele bequeme Entschuldigungen. Eine lautet z.B. dass die Legislaturperioden zu kurz sind und der Wahlkampf keine konstruktive Arbeit zulässt. Aber das ist nur ein Eingeständnis, dass man im Wahlkampf lügt und gar nicht über die eigene Arbeit reden will.

Eine beliebte Ausrede ist auch, dass man unpopuläre aber notwendige Massnahmen nicht am dummen, kurzsichtigen Volk vorbei bekommt. Aber wieviele unpopuläre Massnahmen wurden in den letzten Jahren eiskalt beschlossen, obwohl "das Volk" bestimmt nicht danach geschrieen hat? Und wann wäre eine vorausschauende Beschränkung der Einwanderung unpopuär gewesen? Alles ist alternativlos nur die Masseneinwanderung nicht?

Nein, ich bin dafür, die Verantwortung bei unseren Volksvertretern zu sichen. Und selbst wenn das unfair sein sollte, werde ich deswegen kein Mitleid haben.

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

24.04.2011 13:12
#57 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Zitat von Malte
Wenn die Ausländer wirklich solche tollen Typen wären, dann wären die nicht nach Deutschland gekommen, weil die sich nämlich schon im Ausland das Paradies geschaffen hätten. Haben die aber nicht.
[...]
Oft wird kolportiert, die Gastarbeiter hätten unter den Deutschen gelitten. Dieses Leiden wurde tausendfach mit Worten beschrieben und in Liedern besungen.
War das so? Ich will nicht ausschließen, dass es da ein paar Wessi-Ä… gab; kennt man ja, das arrogante Gesindel.


Ich muss mich jetzt ziemlich zusammenreissen, um nicht Wamba hervorzulocken (ich bemühe mich (!)), deshalb werde ich das mal versuchen ganz ruhig anzugehen und nicht mit dem Keil, der eigentlich auf solche Aussagen gehört. Den Zeilen ist zu entnehmen, dass Sie, lieber Malte, wohl aus Ostdeutschland stammen. Denn solch [gestrichen] Sprüche, von arroagnten Wessi-Ä., geht wohl eher auf den ostdeutschen Kulturraum zurück. Normalerweise mache ich mir nix aus solchen Sätzen. Aber im Kontext mit dem vorher gesagten mache ich es dann doch mal:
Das Paradies wurde in der DDR auch nicht geschaffen. Ganz im Gegenteil. Und ohne die liebe BRD wäre der Stand der DDR heute der von Polen. Wenn sie Glück gehabt hätten, wir hätten ansonsten noch Tschechien oder die Slowakei im Angebot. Das macht man im Allgemeinen den Bürgern der ehemaligen DDR nicht zum Vorwurf. Wäre auch unfair, denn sie waren Gefangene eines politischen Systems. Genauso wie diverse andere Länder. Wer sich darüber mokiert, dass beispielsweise Italien (ein Herkunftsland vieler Gastarbeiter) in den sechziger Jahren nicht das Paradies in Italien geschaffen hatten, der sollte schon zur Kenntnis nehmen, dass die DDR das noch weniger hat und Italien 1989 erheblich weiter auf dem Weg dorthin war. Und schränkt man die Sicht auf Norditalien ein, sind die das heute noch.

Wie schon gesagt, ich mach mir nix aus diesen Ossi-Wessi-Dingsbums Sprüchen. Aber ich ärgere mich tatsächlich, wenn ich einen solchen [gestrichen] lesen muss. Sich erstmal an die eigene Nase fassen ist doch recht hilfreich. Und ein bischen Demut vor dem, das vielleicht auch andere Gefangene eines Systems sind, für das sie nicht viel können, ebenso. Das es Deutschland heute so gut geht, hat auch viel mit Glück zu tun. Und das es anderen nicht so gut geht, ist nicht zwangsläufig deren "Schuld".

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

24.04.2011 13:15
#58 RE: Ein politischer Fehler? Antworten

Zitat von FTT_2.0

Zitat von Llarian

Und das Recht auf Asyl stand nie im Rang eines Grundrechtes (sonst hätte es auch später nicht geändert werden können).


Doch. So war und ist es der Fall vor und nach dem Asylkompromiss von 1993.



Formal vielleicht, effektiv nicht.

Malte ( gelöscht )
Beiträge:

24.04.2011 13:46
#59 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Zitat von Llarian
Ich muss mich jetzt ziemlich zusammenreissen, ...

... oder noch mal lesen. Sie reagieren auf Aussagen, die ich nicht gemacht habe.

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

24.04.2011 14:16
#60 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Ich denke Ihre Aussagen sind nachzulesen. Und ebenso das unsere Unterhaltung beendet ist.

AldiOn Offline




Beiträge: 983

24.04.2011 15:44
#61 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Zitat von Llarian

Zitat von AldiOn
In jeder beliebigen Volkswirtschaft und in einem Industrieland wie es die Bundesrepublik auch damals schon war ist die Vorgehenweise eine komplett andere. Industrien für die es keine Arbeitkräfte gibt und in denen nicht rationalisiert werden kann, verschwinden einfach.


Das ist sowohl unvollständig wie auch falsch, lieber AldiOn. Unvollständig ist es deshalb, weil viele Industrien nicht verschwinden sondern sich schlicht verlagern. ...

Zitat
Da Rationalisierungsinvestitionen von der deutschen Maschinenindustie bedient worden wären, waren diese Verträge für Deutschland von der ersten Minute an ein schlechtes Geschäft,


Dieser Folgerung basiert auf mehreren falschen Annahmen zum Thema Rationalisierung. Der zentrale Fehler besteht darin zu glauben, Rationalisierung wäre (für den Produzenten) etwas wünschenswertes. ....




Da reden wir aber aneinander vorbei. Mit "verschwinden" ist natürlich auch die Verlagerung in ein anderes Land gemeint. Und wenn es für einen Betrieb oder eine Industrie schlicht keine Arbeitskräfte mehr gibt (=sie werden zu teuer) bleibt eben nur das "verschwinden" oder - soweit überhaupt möglich - Technisierugnsinvestitionen. Auf betrieblicher Ebene gibt es diese Wahl überhaupt nicht. Entweder sind die bnötigten Arbeitskräft da bzw. Sie können durch Maschinen ersetzt werden oder die Produktion muß verlagert werden. Bei Saisonprodukten kann man dies durch Wanderarbeiter ausgleichen (Spargel) während Migranten ja nur mittelfristig zu niedrigeren Löhnen arbeiten, da für sie ja die Kosten und Ansprüche ihrer neuen Umgebung gelten. Und wenn den Migranten die nötige Ausbildung fehlt, helfen sie u.U. bei der Entspannung des Arbeitsmarktes gar nicht sondern sorgen im Extremfall (den wir tendenziell in der Bundesrepublik auch beobachten) für höhere Steuern und Sozialabgaben, was das wie immer geartete "Verschwinden" von Betrieben beschleunigt und zu noch höherer Arbeitslosigkeit beiträgt.
Tatsächlich haben wir in Deutschland Arbeitslosigkeit und Einwanderung. Müßte sich das nicht gegenseitig ausschließen?

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

24.04.2011 17:55
#62 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Zitat von AldiOn
Auf betrieblicher Ebene gibt es diese Wahl überhaupt nicht.


Aber auf Landesebene aber schon. Ein Betrieb kann keine Billigarbeiter importieren, ein Land kann das tun, vorrausgesetzt es gibt solche, die kommen wollen.

Zitat
während Migranten ja nur mittelfristig zu niedrigeren Löhnen arbeiten, da für sie ja die Kosten und Ansprüche ihrer neuen Umgebung gelten.


So war es aber nicht geplant. Denn mittelfristig sollten die Migranten ja nicht hier bleiben sondern in ihre Ursprungsländer zurückgehen. Langfristig betrachtet sind wir völlig d'accord das die echte Ansiedlung von unqualifizierten Arbeiten sehr dumm ist. Nur war es eben so auch nicht geplant.
Es war nie geplant auch nur einen Pfennig für die Arbeitslosigkeit eines Gastarbeiters zu zahlen. Es war nie geplant auch nur einen Pfennig für die Sozialhilfe eines Gastarbeiters zu zahlen. Das wurde nur daraus gemacht. Und ich denke das ist nicht zwingend gewesen. Die BRD hat sich nur furchtbar in ihrer Sozialgesetzgebung gefallen und niemand wollte ein "Hardliner" sein, der doch tatsächlich die Gastarbeiter wieder nach Hause schickt. Und vielleicht hat wirklich der eine oder andere geglaubt, dass man die Rentenlüge mit weiterer Einwanderung noch eine Weile stabilisieren könnte. Denn damit, dass sich die türkische Kultur so schlecht integrieren lässt, hat vermutlich kaum jemand gerechnet.

Zitat
Tatsächlich haben wir in Deutschland Arbeitslosigkeit und Einwanderung. Müßte sich das nicht gegenseitig ausschließen?


Heute haben wir Arbeitslosigkeit. Zum Zeitpunkt der Gastarbeiteranwerbung herschte gerade mal Sockelarbeitslosigkeit, die sich nie verhindern lässt. Die heutige Einwanderung ist ja nicht mehr gewünscht, nur kriegt man den Korken nicht mehr auf die Flasche.

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

24.04.2011 19:25
#63 RE: Ein politischer Fehler? Antworten

Aus wissenschaftlicher Erfahrung: Machtpolitisch ist alles logisch.

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

24.04.2011 19:29
#64 RE: Chronologie Antworten

Zitat
Soweit meine Meinung. Andere sehen das anders. Da uns weitere Belege fehlen, könnten wir uns sicherlich ewig im Kreis drehen. Deshalb werde ich mich zu diesem Detail an dieser Stelle abmelden.



Macht auch Sinn. Denn kamen die Raketen vor den Einwanderern, dann ist es ein "Beleg". Kämen sie später wäre es ein "Beleg". Kämen sie gleichzeitif wäre es ein "Beleg".

Malte ( gelöscht )
Beiträge:

25.04.2011 15:37
#65 RE: Chronologie Antworten

Zitat von vielleichteinlinker

Zitat
Soweit meine Meinung. Andere sehen das anders. Da uns weitere Belege fehlen, könnten wir uns sicherlich ewig im Kreis drehen. Deshalb werde ich mich zu diesem Detail an dieser Stelle abmelden.



Macht auch Sinn. Denn kamen die Raketen vor den Einwanderern, dann ist es ein "Beleg". Kämen sie später wäre es ein "Beleg". Kämen sie gleichzeitif wäre es ein "Beleg".


Danke
Muss Ihnen ja furchtbare Schmerze bereiten, dass Ihre Genossen keinen Mumm hatten ein Tribunal gegen den Gottseibeiuns aufzuziehen.

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

25.04.2011 18:11
#66 RE: Chronologie Antworten

Zitat von Malte
Muss Ihnen ja furchtbare Schmerze bereiten, dass Ihre Genossen keinen Mumm hatten ein Tribunal gegen den Gottseibeiuns aufzuziehen.



Meh

AldiOn Offline




Beiträge: 983

26.04.2011 01:47
#67 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Ich komme leider erst jetzt dazu auf den Beitrag #50 zu antworten, in dem Zettel anhand von Wikipedia-Auszügen nachzuweisen sucht, daß auch Frankreich, Großbritannien und Japan Migration als Lösung ihrer Arbeitsmarktprobleme verwenden oder verwendet haben.

Kurz gesagt: Ich lese in den Belegen von Zettel etwas völlig anderes.

Frankreich kommt erst einmal gar nicht vor.
GB: Tatsächlich wurde 1947 ein Gesetz erlassen, um die visafreie Einreise und Arbeitsaufnahme von Bewohnern von Commonwealth Ländern zu ermöglichen. Das scheint aber bald auf Widerstand gestoßen zu sein, denn schon 1962 gab es ein anderes Gesetz, daß dies faktisch einschränkte: The new Act required migrants to have a job before they arrived, to possess special skills or who would meet the "labour needs" of the national economy.. Als Deutschland gerade damit anfing, haben die schon aufgehört.

Japan: Bei einer Bevölkerung von 127 Millionen haben die an foreign residents: 2.2 million people in 2008. Ist doch wohl ein anderes Zahlenverhältnis als bei uns. Darin enthalten sind auch Minoritäten, die seit Generationen in Japan leben, nur japanisch sprechen aber nicht die japanische Staatsangehörigkeit haben. Und dann: In the 1990s and early 2000s, Japanese diplomats signed agreements with South Asian officials to obtain an estimated 50,000 temporary "guest workers" to work in Japan. Similar guest-worker agreements with Latin American countries, such as Brazil, Uruguay, Chile, Mexico and Peru have brought another 20,000 foreigners to Japan, including Latin Americans of Japanese descent who might culturally assimilate into the Japanese population 70000 in 20 Jahren wobei da auch noch die "Rückführung" von japanischen Emigraten drin enthalten ist. Ich bitte um Verständnis, daß mich das nicht so beeindruckt, denn das schaffen wir in der Bundesrepublik allein durch Familienzusammenführung in 1,5 bis 2 Jahren. Ich habe auch den Verdacht, daß diese japanischen Diplomaten auch Vorgaben bezüglich der Ausbildung in die Verträge reingeschrieben haben und das - um mal ganz bösartig zu werden - auch keine Muslims dabei sein werden.

Zum Glück sind das olle Kamellen und ein eher unbedeutender Nebenkriegsschauplatz, denn ich halte die Knortz-These für überaus logisch und sehr plausibel. Ob die Akten des Außenministeriums der 50er Jahre als "extraordinary evidence" durchgehen?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.04.2011 02:36
#68 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Zitat von AldiOn
Zum Glück sind das olle Kamellen und ein eher unbedeutender Nebenkriegsschauplatz, denn ich halte die Knortz-These für überaus logisch und sehr plausibel. Ob die Akten des Außenministeriums der 50er Jahre als "extraordinary evidence" durchgehen?

Logisch und plausibel, lieber AldiOn, sind viele historische Thesen, die gleichwohl falsch sind. Das liegt daran, daß man ein so komplexes, von so vielen Faktoren determiniertes Geschehen wie historischer Ereignisse auf sehr viele Weisen plausibel ordnen kann. Ich habe ja schon früher die großen Kontroversen zur deutschen Zeitgeschichte erwähnt: Die Fischer-Kontroverse, den Historikerstreit, die Goldhagen-Kontroverse.

Die Akten des AA zeigen die Sicht des AA und dessen Beitrag zu Entscheidungen, die aber nicht im AA gefällt wurden, sondern im Bundeskabinett; unter Beteiligung anderer Ministerien und sehr wahrscheinlich bei einer so wichtigen Frage vor allem des Kanzlers Adenauer. Er hatte bekanntlich einen exzellenten Draht zur Wirtschaft; u.a. über seinen Freund und Ratgeber Pferdmenges.

Das alles dürfte in die Entscheidung eingeflossen sein, 1955 das erste Anwerbeabkommen mit Italien zu schließen. Weitere folgten, weil offenbar ein weiterer Bedarf an Gastarbeitern bestand.



Wenn Knortz - ich kenne das Buch ja nicht - das tatsächlich auf die Sicht des AA verengen und nur die dortigen Akten zu Rate ziehen sollte, dann wäre das arg einseitig.

Ich frage mich, lieber AldiOn, warum eigentlich diese Frage so intensiv diskutiert wird. Sollte dahinter etwa die Idee stecken, daß es eigentlich die bösen Amis waren, die uns sozusagen die Gastarbeiter in den Pelz gesetzt haben?

Das nun freilich wäre eine abenteuerliche Geschichtsklitterei.

Herzlich, Zettel

AldiOn Offline




Beiträge: 983

26.04.2011 12:21
#69 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Zitat von Zettel
Das nun freilich wäre eine abenteuerliche Geschichtsklitterei.

Ganz zweifellos - da sind wir einer Meinung.

Es geht doch eher um die These, daß nach dem Krieg händeringend nach Türken (von Italienern und Spaniern ist da dann schon keine Rede mehr) gesucht wurde, um die Trümmer wegzuräumen und das Land neue aufzubauen (ich überpointiere das mal aber es gibt tatsächlich Leute, die so etwas in dieser Konsequenz glauben).

Ich denke wir können uns darauf einigen, daß es 1960 kaum noch Trümmer gab und die deutsche Wirtschaft ohne Gastarbeiter nicht vollständig zusammengebrochen wäre.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.04.2011 15:28
#70 RE: Anwerbung von Gastarbeitern Antworten

Zitat von AldiOn
Es geht doch eher um die These, daß nach dem Krieg händeringend nach Türken (von Italienern und Spaniern ist da dann schon keine Rede mehr) gesucht wurde, um die Trümmer wegzuräumen und das Land neue aufzubauen (ich überpointiere das mal aber es gibt tatsächlich Leute, die so etwas in dieser Konsequenz glauben).

Ich denke wir können uns darauf einigen, daß es 1960 kaum noch Trümmer gab und die deutsche Wirtschaft ohne Gastarbeiter nicht vollständig zusammengebrochen wäre.

Vollommen einverstanden, lieber AldiOn.

Es war eine nützliche Option, keine Notwendigkeit. Und dieses Gedöns von den Gastarbeitern, die angeblich wesentlich für das Wirtschaftswunder zuständig gewesen waren, ist natürlich Kappes. Oder vielmehr: Agitprop.

Herzlich, Zettel

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

27.04.2011 11:44
#71 RE: Ein politischer Fehler? Antworten

Zitat von Llarian

Zitat von FTT_2.0

Zitat von Llarian

Und das Recht auf Asyl stand nie im Rang eines Grundrechtes (sonst hätte es auch später nicht geändert werden können).


Doch. So war und ist es der Fall vor und nach dem Asylkompromiss von 1993.



Formal vielleicht, effektiv nicht.




Formal ja, effektiv vielleicht.

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