Zitat von lukasGemäßigt- wie radikalreformatorische Fraktionen gab es fast überall in Europa, wo die humanistische Bildung Einzug gehalten hatte.
Selbstverständlich. Wie es heute auch in allen Ländern mehr oder weniger fanatische Umweltschützergruppen gibt (und auch da ja allgemeiner Konsens ist, daß etwas getan werden muß). Aber die quasi Etablierung des Themas als Staatsreligion nebst Ausschaltung rationaler Abwägungen, da ist Deutschland den anderen Ländern schon weit voraus ...
Zitat von ZettelVergleichsweise, lieber R.A., vergleichsweise.
Sicher. Aber man darf ja auch nicht vergessen, daß der Borgia-Papst seine Qualitäten hatte und sehr viel der ihm (und seiner Familie) angekreideten Greueltaten der Propaganda seines Erzfeindes und Nachfolgers entstammt und wohl wenig Substanz hat. Da gibt es doch den schönen Spruch, daß Geschichte von den Siegern geschrieben wird ...
Die Catholic Encyclopedia scheint das jedenfalls etwas sehr rosig zu sehen, insbesondere das "he was free from nepotism" halte ich für krass falsch. M. W. hat er eine ganze Reihe von Verwandten zu Kardinälen gemacht oder ihnen zu anderen hohen/einträglichen Kirchenämtern verholfen.
Ich bin jetzt nicht so in den Details drin - aber vermutlich haben sich diese beiden Renaissance-Kraftprotze gar nicht viel gegeben.
Zitat von DrNickMir will nicht so recht einleuchten, was daran irrational sein soll.
Am grundsätzlichen Reformwillen ist natürlich gar nichts irrational. Was ich meinte, aber nur unzulänglich beschreiben konnte, das war die starke fundamentalistische Komponente der deutschen Reformationsbewegung. Das ging deutlich über das hinaus, was in anderen Ländern an Veränderungen gewünscht oder durchgeführt wurde.
Leider bin ich nicht in der Lage, das besser und mit Beispielen darzustellen. Ich kann hier nur den Gesamteindruck schildern, wie er aus diversen Seminaren hängen geblieben ist - sowohl mein gut lutherisch gesinnter Professor wie sein katholischer Kollege (Jesuitenschüler) waren sich da recht einig.
Zitat von R.A.Ich bin jetzt nicht so in den Details drin - aber vermutlich haben sich diese beiden Renaissance-Kraftprotze gar nicht viel gegeben.
Ich kann nicht beurteilen,wieweit Burkhard durch die aktuelle Forschung korrigiert wird - aber wenn man seiner Darstellung glaubt, dann müssen die Borgias schon ein besonderes Pack gewesen sein.
Auch wenn man die Propaganda von Zeitgenossen und Zeithistorikern in Rechnung stellt, die ihre politischen Interessen verfolgten. Darunter hat das Bild wohl der meisten Bösewichter in der Geschichte mehr oder weniger gelitten - von Catilina, Caligula und Nero bis zu Dschingis Khan und George W. Bush.
Zitat von R.A.Am grundsätzlichen Reformwillen ist natürlich gar nichts irrational. Was ich meinte, aber nur unzulänglich beschreiben konnte, das war die starke fundamentalistische Komponente der deutschen Reformationsbewegung. Das ging deutlich über das hinaus, was in anderen Ländern an Veränderungen gewünscht oder durchgeführt wurde.
Also die Leute, die Luther als "Schwärmer" verdammte, Wiedertäufer, Spritualisten, Revolutionäre und Apokalyptiker? Die gab es freilich, aber die lutherische Hauptströmung der deutschen Reformation war doch nicht radikaler als die französische Reformation unter Calvin.
hab' noch nicht nachgesehen, ob es heute funktionierte. Das hole ich morgen nach. Jetzt weiß ich aber wenigtstens, dass es nicht an meinem Rechner liegen kann.
hab' noch nicht nachgesehen, ob es heute funktionierte. Das hole ich morgen nach. Jetzt weiß ich aber wenigtstens, dass es nicht an meinem Rechner liegen kann.
Lesen kann man aber....nur nicht anmelden.
Seit gestern Abend scheint alles wieder in Ordnung zu sein.
Zitat von GorgasalWas für ein Verhältnis haben den Katholiken zu Christus?
Das würde mich auch interessieren. Als Sohn Marias hat er bestimmt eine gewisse Bedeutung. Das Konzept einer "Freundschaft mit Christus" halte ich für typisch evangelisch, bei den Katholiken gibt es das, wie mir dünkt, nur vereinzelt, etwa bei den Karmeliten. Ob Benedikt damit etwas zu tun hat?
zu theologischen Fragen werde ich mich - als lutherisch-konservativer Theologe (M.A.; nicht ordiniert wie Herr, aber seelsorgerisch im Alters- und Pflegeheim tätig; auch Politikwissenschaftler M.A.) - gerne wieder einschalten, falls erwünscht.
Noch einmal als Ansatzpunkt:
Ich unterstütze Herrs Brief gegen den Vertreter der EKD (sehr sympathisch formuliert) uneingeschränkt aus vollem Herzen, und ich würde auch gerne weiterhin mit ihm zusammenarbeiten, wenn es mir die (von Gott geschenkte) Zeit erlaubt.
Zeit ist [jedoch] relativ, weil sie nicht ein zahlenmäßiges, sondern ein Qualitätsmerkmal beinhaltet. Sie ist immer qualitativ zu sehen - nie allein auf einer chronologischen Ebene nachzuvollziehen.
Je mehr ich mir Zeit für gute Dinge nehme (und je älter ich wrde) - z.B. für eine ausgedehnte Radtour oder Wanderung, ein Gespräch (Leser herzlich eingeladen!), desto mehr Zeit habe ich gewonnen für die Erfahrung mit Gott, meinem Schöpfer, mit Freunden, Liebenden, und letztlich mit Jesus Christus, weil in ihm und durch ihn [im Gebet] alle Gemeinschaft wirkt.
Wir müssen uns mehr Zeit füreinander nehmen.
Und wenn Christen (oder auch andere Menschen, die sich näher kommen wollen) sich mehr Zeit füreinader nehmen, kann christliche Gemeinschaft echt werden.
Sie braucht keine Konventionen mehr, weil sie in Jesus Christus [dem Kopf der Gemeinde, dem organisch gewachsenen Körper der Gläubigen] in Kreuz und Auferstehung aufgehoben und verwirklicht ist, das Sela, was den Idealzustand betrifft.
Das ist wahrhaftige Erlösung, wie ich sie verstehe.
Ich freue mich auf weitere Kontakte.
Zu Zettels Raum generell: Eine großartige Webseite!
Grüße Bernd D.
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Verantwortlich für:
- HonestReporting (Medien BackSpin) - Castollux - Free Iran Now! (Blog-Co-Autor) - Co-Autor von "Verratene Freiheit. Der Aufstand im Iran und die Antwort des Westens"
Redaktionelle Mitarbeit bei Honestly Concerned e.V.
Zitat von GorgasalWas für ein Verhältnis haben den Katholiken zu Christus?
Das würde mich auch interessieren. Als Sohn Marias hat er bestimmt eine gewisse Bedeutung. Das Konzept einer "Freundschaft mit Christus" halte ich für typisch evangelisch, bei den Katholiken gibt es das, wie mir dünkt, nur vereinzelt, etwa bei den Karmeliten.
Aus Anlass des heutigen Guthirtensonntags gibt es einen netten Blogeintrag von BdL, der hier ganz gut hereinpasst und den wahrscheinlich auch Protestanten unterschreiben können.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
als Bewohner Dresdens bin ich ja in vielfacher Weise auch Gastgeber und Gast des Kirchentags. Ich will gern einige Eindrücke wiedergeben und werde vielleicht noch auf den einen oder anderen Artikel in meinem Blog verweisen (ich habe heute mehrere Stunden in einer Veranstaltung über Extremismus fleißig mitgeschrieben). Ich greife diesen alten Thread noch mal auf, weil es hier um den Kirchentag ging.
Viele kennen mich als relativ nüchternen Menschen, deshalb werden die ersten Worte vielleicht überraschen: es war heute in der gesamten Innenstadt ein wirklich schöner Nachmittag und Abend. Die Stimmung der vielen Teilnehmer ist gelöst, friedlich, entschleunigt, offen. Auf Straßen, Plätzen und Brücken ist Musik zu hören, aber es gibt im Grunde keinen einzigen Misston. Ich habe in Dresden noch nie so einen ruhigen Himmelfahrtstag erlebt.
So, jetzt kommt die Politik und ich bemühe mich um eine polemikfreie Berichterstattung ;-)
Politisch gesehen ist das eingetreten, was einige schon vermutet haben. Es ist im Grunde ein großer Grünen-Parteitag. Die grüne Spitzenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt hatte schon während der Vorbereitung auf den Kirchentag die Agenda beeinflusst. Nach der Veranstaltung habe ich an zwei prominenten Plätzen des Kirchentags zwei weitere Spitzenpolitikerinnen getroffen. Beiden war jeweils eine freundliche Moderatorin an die Seite gestellt. Renate Künast saß auf einem Podium in einem großen Medienzelt. Sie hat klassischen Wahlkampf für die Wahlen in Berlin gemacht, anders kann man das nicht nennen. Dort habe ich etwa 15 Minuten zugehört, zu den Themen kann ich gern ein paar Stichpunkte nachliefern.
Dann habe ich mich ein wenig durch die Stadt treiben lassen und mit der Kamera die Stimmung aufgefangen. Die beiden Farben des Kirchentags sind ja lila/violett und grün. Es gibt T-Shirts, Tücher, Bänder und viele andere Artikel in diesen Farben. Grün dominiert eindeutig.
Auf dem Neumarkt unweit der Frauenkirche stand dann Claudia Roth im Straßenwahlkampf (anders kann man das nicht sagen). Und weil ich bei Renate Künast nun schon 15 Minuten zugehört hatte, wusste ich, was kommen würde ;-) — Die Beiträge waren voll aufeinander abgestimmt, zum Teil in den Wendungen identisch.
Ich sagte schon: beiden Podien war eine Moderatorin zugeordnet. Aber im Grunde waren das Stichwortgeberinnen. Es war kein Interview und erst recht keine kritische Befragung. Es war ein komplettes Einverständnis zwischen Publikum, Veranstaltern und Grünen-Politikerinnen. Mit den Worten von Katrin Göring-Eckardt, zitiert nach der F.A.Z.:
Zitat von F.A.Z. zum KirchentagGöring-Eckardt verwies darauf, dass der Kirchentag inmitten großer Umbrüche in Deutschland und der Welt stattfinde, die viele Menschen verunsicherten und nach Orientierung suchen ließen. „In dieser Lage ist evangelische Zeitansage besonders gefragt.“ Dies gelte beispielsweise bei der Abkehr von der Atomkraft und der Energiewende in der Bundesrepublik. „Dieser Kirchentag kann ein kräftiges Zeichen für eine neue, andere Energiezukunft setzen“, sagte die Grünen-Politikerin.
Hier sieht man wieder die Prinzipienlosigkeit der Spitzen-Grünen. Auf der einen Seite sind Roth und Künast im Beirat der Humanistischen Union, also einer dezidiert atheistischen Vereinigung (Quelle: http://www.humanistische-union.de/wir_ue.../verein/beirat/), die gegen Kirchensteuern, Schulkreuze und Gottesbezug in der Verfassung kämpft.
Künast, die sich "weltanschaulich nicht festlegen lässt", und sich ihre letzten 24 Stunden so vorstellt:
Zitat Beten werde ich nicht. Ich bin aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Es wird vielleicht ein höheres Wesen geben. Aber Gott? Was ist der Sinn des Lebens? Es gibt keinen höheren, übergeordneten Sinn.
Ich habe diese Liste mal überprüft auf den sonstigen Bezug der Teilnehmer zur evangelischen Kirche. Das Ergebnis war, dass alle Teilnehmer außer Beck, Roth und Künast engagierte Protestanten sind. Sie sollten eigentlich gegen den Auftritt der erstgenannten drei protestieren.
Gruß Petz
edit: Bei Konstantin von Notz bin ich mir nicht sicher, da habe ich nichts gefunden außer einer juristischen Promotion über ein Thema des ev. Kirchenrechts.
Die Veranstaltung mit Frau Künast, auf die ich mich bezog, war das Interview auf dem "Roten Sofa" des Evangelischen Medienverbandes. Allerdings hat die Befragung den Titel Interview wirklich nicht verdient.
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