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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 33 Antworten
und wurde 2.574 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.05.2011 05:23
Eine Journalistenposse Antworten

Aber leider mehr als das: Ein Einblick in die Befindlichkeit eines Landes, in dem man seine Interessen auf keine Art besser verfolgen kann als durch Moralisieren.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.05.2011 11:08
#2 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Zettel
Aber leider mehr als das: Ein Einblick in die Befindlichkeit eines Landes, in dem man seine Interessen auf keine Art besser verfolgen kann als durch Moralisieren.

Inzwischen steht die morgen erscheinende Ausgabe des "Spiegel" Abonnenten als E-Paper zur Verfügung.

Die "Hausmitteilung", die in der Regel zwei oder drei Themen hat, ist diesmal ausschließlich der Causa Pfister gewidmet. Der "Spiegel" zeigt sich zu Recht verärgert:

Zitat
SPIEGEL-Chefredakteur Georg Mascolo, 46, kritisiert, dass die Jury Pfister "nicht einmal anhörte". Jahrelang habe die Nannen-Jury "auch Texte ausgezeichnet, die mit Szenen beginnen, welche von den Autoren sorgfältig recherchiert, aber nicht selbst erlebt waren". Zitat:In einem Papier, mit dem neue Mitglieder auf ihre Arbeit in der Nannen-Jury vorbereitet werden, heißt es: "Die Reportage ist eine recherchierte, unbekannte, spannend erzählte Geschichte aus der Wirklichkeit, gespiegelt im Temperament des Reporters, der Erlebtes mit Berichtetem, Augenschein mit Informationen zu einem Text ohne Brüche verwebt." Besser lässt sich die Arbeit des Kollegen Pfister kaum beschreiben, die SPIEGEL-Chefredaktion hält die Entscheidung der Jury-Mehrheit darum für maßlos und falsch. Vor der Preisvergabe wäre es legitim gewesen, den Text zu kritisieren oder die Quellenbenennung unscharf zu finden. Nach der Entscheidung hat die Jury jedoch eine Verantwortung für ihre Preisträger, weil eine Aberkennung einer Rufschädigung nahekommt; Voraussetzung für eine Aberkennung müssen schon erfundene oder gefälschte Textstellen sein. Nichts dergleichen wird Pfister vorgeworfen, seine Geschichte stimmt, die Kriterien der Jury sind vage.

So ist es. Aber in der Moralrepublik Deutschland, in der es kein wirksameres Mittel in Machtkämpfen gibt als dasjenige der öffentlichen Empörtheit, gehört das Fertigmachen von Menschen längst zu den gängigen Waffen; nicht erst seit heute. Siehe "Fälle" wie Filbinger, Jenninger, Martin Walser.

Nein, siehe nicht Guttenberg. Er hätte, als seine Plagiate bekannt wurden, zurücktreten können, und es hätte keinen "Fall" gegeben. Silvana Koch-Mehrin hat vor wenigen Tagen gezeigt, wie man das mit Anstand machen kann.

Daß der Fall Guttenberg zu einer cause célèbre wurde, lag an Guttenbergs Versuchen, sich mit Lügen aus der Affäre zu ziehen. Das ist es, was - auch mich - gegen ihn aufgebracht hat. Man läßt sich nicht gern dreist verhohnepiepeln; man läßt sich nicht gern an der Nase herumführen von jemandem, der offensichtlich seine Mitmenschen für dämlich genug hält, ihm jede noch so abenteuerliche Geschichte abzunehmen.

Pfister hingegen hat nicht gelogen. Er hat nicht abgekupfert, er hat nichts Falsches geschrieben. Er hatte nur das Pech, Opfer einer offensichtlich zerstrittenen Jury zu werden. Laut "Hausmitteilung" des "Spiegel" hat inzwischen Hans Leyendecker von der SZ - einst selbst als investigativer Journalist beim "Spiegel" tätig - den Rücktritt dieser Jury verlangt.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

15.05.2011 11:13
#3 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zur Ehrenrettung der "Moralisierer" kann man schon einwenden, dass es inhaltlich einiges am journalistischen Anspruch zu wünschen lässt. Ich habe mich während des Lesens die ganze Zeit gefragt "Woher weiss der das ?". Denn auch wenn es (leider) üblich ist, dass Journalisten es für unter ihrer Würde halten, Quellen anzugeben, so sieht man den Umgang mit Quellen durchaus an den Angaben zur Modelleisenbahn. Da ist es naheliegend das die ganze Aneinanderreihung von Behauptungen im Artikel auch nichts weiter als Hörensagen ist. Dann darf man sich aber fragen ob man hier informiert oder indoktriniert wird ?
Wer steht eigentlich für die Erzählungen gerade ? Wer sagt uns, dass das war ist ? Herr Pfister kann das wohl nicht tun, er hats nichts erlebt. Und er hält es auch nicht für nötig zu sagen, wer es denn erlebt hat. Ist das Information wie wir sie uns wünschen ?

In den letzten Jahren tobt eine zunehmende Auseinandersetzung um Medien und Qualität, die sogar darin gipfelt, dass die Medienschaffenden aberwitzige Summen von Google verlangen wollen, weil die ja deren Arbeit verlinken. Das Argument der Medienschaffenden ist immer deren Qualität, die auch immer dann angebracht wird, wenn es darum geht diese neumodische Form der Medien, diese "Amateurjournalismus" zu diffamieren. Aber welche Qualität bieten uns denn Medien, die einen Reporter auszeichnen, der all das aufschreibt, was ihm irgendjemand erzählt hat, ohne es auch nur prüfen zu können ? Dann kann ich meine Informationen doch tatsächlich lieber aus dem Web 2.0 nehmen, mit dem Unterschied, dass ich da nicht mit Werbung zugeballert werde und keine unverschämten Hampelmänner erleben muss, die meinen mich über eine weitere Medienabgabe abkassieren zu wollen. Von der ersten Medienabgabe gar nicht angefangen, die genauso begründet wird.

Und wenn ich schon dabei bin fällt mir zu Herrn Pfister durchaus die Parallele Palywood auf. Eine Horde von Journalisten, die einen Driss mitbebekommt, was überhaupt passiert, aber eine Reportage nach der anderen raushaut in der sie von neuen Gräueltaten der IDF berichtet. Stichwort Mohamed Al-Dura. Das nennen sie dann Reportage. Manchmal haben sie noch den Anstand ein "nach palästinensischen Angaben" hinzuzusetzen, aber das fehlt auch öfter. Naja.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

15.05.2011 11:54
#4 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Ich habe den Beitrag heute morgen mit Interesse gelesen und habe dann erst einmal eine lange Laufstrecke hinter mich gebracht. In der Dresdner Heide kann man schön nachdenken ;-)

Nach zweieinhalb Stunden kam ich unter der Dusche auf einen etwas anderen Erklärungsansatz. Ich muss vorher noch sagen, dass mich das pharisäerhafte Moralisieren auch sehr stört. Aber in diesem Fall muss es nicht unbedingt um Moral gegangen sein.

Eine Fach-Jury muss (meiner Meinung nach) auch nach formalen Aspekten urteilen. In meinen Worten: ein Beitrag in der Rubrik Reportage sollte auch Merkmale einer Reportage aufweisen. Der Artikel im SPIEGEL ist aber im Grunde keine Reportage.

Nun war der Artikel aber einmal eingereicht und nach Meinung einiger Juroren war er auch gut genug für eine Auszeichnung. Einige Juroren dürften unentschieden gewesen sein. Andere Juroren haben möglicherweise moniert, dass die Form einer Reportage nicht erkennbar war. Sie haben aber nicht ihr Veto eingelegt, weil sie glaubten, der Autor habe das Haus Seehofers wirklich betreten und sich darin umgesehen.

Meine Interpretation: Nach der Rede des Preisträgers fühlten sich die eher Unentschiedenen getäuscht. Vielleicht merkten sie jetzt, dass sie nicht genau genug hingesehen hatten. Vielleicht fühlten sie sich hintergangen. Vielleicht konnten sie den Triumph des Preisträgers nicht ertragen. Wer ein Mikrofon hingehalten bekam oder wer in seiner Zeitung Platz für einen Artikel hatte, musste seine Meinung verkünden.

Das scheint mir darauf hinzuweisen, dass einige Jury-Mitglieder für diese Tätigkeit nicht geeignet sind. Aber es ist in meinen Augen kein Hinweis auf ein anschwellendes Moralisieren.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

15.05.2011 12:09
#5 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Zettel
(…) Aber in der Moralrepublik Deutschland, in der es kein wirksameres Mittel in Machtkämpfen gibt als dasjenige der öffentlichen Empörtheit, gehört das Fertigmachen von Menschen längst zu den gängigen Waffen; nicht erst seit heute. Siehe "Fälle" wie Filbinger, Jenninger, Martin Walser.



Mit Verlaub: Diese Sache wird den Journalisten René Pfister nicht beruflich fertigmachen. Er hatte etliche prominente Unterstützer, er kann offensichtlich ganz gut schreiben und sein Arbeitgeber steht auch hinter ihm. Dazu kommt: So ein Streit unter Juroren ist keine Kampagne gegen ein mehr oder weniger wehrloses Opfer. Man könnte genauso gut sagen, dass sich einige Juroren dabei selbst beschädigt haben.

Zitat von Zettel
(…) Nein, siehe nicht Guttenberg. Er hätte, als seine Plagiate bekannt wurden, zurücktreten können, und es hätte keinen "Fall" gegeben. Silvana Koch-Mehrin hat vor wenigen Tagen gezeigt, wie man das mit Anstand machen kann.

Daß der Fall Guttenberg zu einer cause célèbre wurde, lag an Guttenbergs Versuchen, sich mit Lügen aus der Affäre zu ziehen. Das ist es, was - auch mich - gegen ihn aufgebracht hat. Man läßt sich nicht gern dreist verhohnepiepeln; man läßt sich nicht gern an der Nase herumführen von jemandem, der offensichtlich seine Mitmenschen für dämlich genug hält, ihm jede noch so abenteuerliche Geschichte abzunehmen.



Und da macht mich noch etwas stutzig: Wir haben in der Sache Guttenberg hier auch oft mit Moral argumentiert und wir hatten aus meiner Sicht recht damit. Moralisieren ist nicht per se falsch. Es kommt z.B. darauf an, ob man sich beim Einsatz von Doppel- oder Mehrfachmoral erwischen lässt, ob man Moral als Waffe einsetzt …

In Anlehnung an eine Waffenart könnte man sagen, dass manche Politiker eine Art Streumoral einsetzen (nein, ich will keine Namen nennen).

Aber wenn man Moral im positiven Sinne versteht, ist es dann und wann auch richtig, sich öffentlich dazu zu äußern. Zum Beispiel, wenn prominente Politiker auf Kosten des Steuerzahlers Plagiate von Dokumenten des Wissenschaftlichen Dienstes in ihre Doktorarbeit einbauen.

Zitat von Zettel
Pfister hingegen hat nicht gelogen. Er hat nicht abgekupfert, er hat nichts Falsches geschrieben. Er hatte nur das Pech, Opfer einer offensichtlich zerstrittenen Jury zu werden. Laut "Hausmitteilung" des "Spiegel" hat inzwischen Hans Leyendecker von der SZ - einst selbst als investigativer Journalist beim "Spiegel" tätig - den Rücktritt dieser Jury verlangt.



Dieser Forderung würde ich mich anschließen, denn die Jury kann wohl in dieser Zusammensetzung kaum noch sinnvoll zusammenarbeiten. Wer stellt denn eigentlich solche Jurys zusammen?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.05.2011 12:28
#6 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Llarian
Wer steht eigentlich für die Erzählungen gerade ? Wer sagt uns, dass das war ist ? Herr Pfister kann das wohl nicht tun, er hats nichts erlebt. Und er hält es auch nicht für nötig zu sagen, wer es denn erlebt hat. Ist das Information wie wir sie uns wünschen ?

Ich mir schon, lieber Llarian.

Heutige Artikel, wie sie zB im "Spiegel", in Time Magazine oder im Economist erscheinen, verhalten sich zur klassischen Reportage ungefähr wie der ICE zur Postkutsche. Auf der saß vorn auf dem Bock der Schwager, und er allein war dafür zuständig, daß die Fahrgäste, wenn auch mit ein paar Kratzern und blauen Flecken, so doch einigermaßen heil ans Ziel kamen. Damit ich im ICE von A nach B fahren kann, müssen Hunderte, vermutlich Zigtausende Menschen sich direkt oder indirekt um die Fahrt meines Zugs kümmern.

Eine "Spiegel"-Geschichte speist sich immer aus vielen Quellen; und auch wenn - wie im jetzigen Fall - nur ein einziger Autor mit seinem Namen zeichnet, sind viele beteiligt; beispielsweise das Ressort Dokumentation; beispielswesie die Leitung des zuständigen Textressorts, vielleicht die Chefredaktion.

Die Fülle von Informationen, die in einen solchen Artikel eingehen, ist einer der Gründe, warum man nicht, wie in einer wissenschaftlichen Arbeit, jede einzelne Behauptung mit einer Fußnote belegen kann. (Die Dokumentation allerdings prüft beim "Spiegel" alles penibel nach; Behauptung für Behautung). Der andere ist der Quellenschutz.

Journalisten erfahren etwas "unter drei", also unter der Vereinbarung, die Quelle nicht zu zitieren. Es werden ihnen Dokumente zugespielt, sagen wir Protokolle von Kabinettssitzungen. Sie heuern auch schon einmal Informanten gegen ein "Informationshonorar" an. Das alles im Artikel zu dokumentieren würde bedeuten, diese Quellen zuzuschütten.

Wie kann man also darauf vertrauen, daß die mitgeteilten Fakten stimmen? Im Eimzelfall kann man es gar nicht überprüfen. Man kann sich nur im Lauf der Zeit ein Bild von der Zuverlässigkeit eines Blatts, eines Senders machen.

Wenn beispielsweise der WDR etwas sendet, dann hat das für mich den Informationswert null. Ich weiß, daß die betreffende Redaktion mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht informieren will, sondern die Hörer indoktrinieren.

Wenn andererseits im "Spiegel" eine Tatsachenbehauptung steht, dann stimmt sie sehr wahrscheinlich; eben aufgrund des genannten Verifikationsverfahrens. Ob die politische Bewertung stimmt, ist natürlich eine ganz andere Frage.

Herzlich, Zettel

Malte ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 13:10
#7 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zum Moralisieren, Augenmaß und Sinn für Proportionen was Interessantes in Fakten-Fiktionen.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

15.05.2011 15:21
#8 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Zettel
Ich mir schon, lieber Llarian.


Das können Sie für sich so entscheiden, lieber Zettel, aber meine ist es nicht. Ich habe den Eindruck, dass Sie sich der Argumentation der Schreiber (ich möchte sie nicht Journalisten nennen, denn Journalisten sind heutzutage etwas sehr seltenes) anschliessen, die im Endeffekt nur ihre Schlampigkeit zu entschuldigen suchen. Wenn ein Wissenschaftler ein Buch schreibt, dann sind hunderte von anderen beteiligt. Was nicht entschuldigt die Quellen nicht zu nennen. Und selbst wenn Quellen aus Gründen des Quellenschutzes nicht genannt werden, so wird zumindest das ebenso deutlich klargestellt.

Zitat
(Die Dokumentation allerdings prüft beim "Spiegel" alles penibel nach; Behauptung für Behautung).


Das glauben Sie tatsächlich, lieber Zettel ?!? Dann haben wir eine völlig und absolut massiv unterschiedliche Wahrnehmung der Realität. Es wird soviel Unsinn geschrieben, gerade im Spiegel, das diese Behauptung, wenn Sie nicht von Ihnen käme, eigentlich nur ironisch kommentiert werden könnte. Ich verstehe wirklich nicht, wie Sie dazu kommen, denn auch wenn Sudel-Pitzke sicher das Extrem darstellt und ja für den Spiegel online schreibt und nicht für den gedruckten Spiegel, so sind auch die Artikel im gedruckten Spiegel nicht soviel besser. Ich kanns für ihren Fachbereich nicht beurteilen, aber ich kanns in meinem sagen, dass die Artikel, die da im Wissenschaftsressort so auftauchen (also einem Ressort, dass sogar eigentlich noch vor der dunkelroten Färbung des Spiegels verschont sein müsste), einem das Grausen einjagen. Da wird NICHTS penibel geprüft, aber auch gar nichts. Zumindest war dies vor 15 Jahren so, als ich mein Spiegel Abo endgültig (aufgrund dessen) eingestampft habe. Ich glaube nicht, dass es besser geworden ist.

Zitat
Wie kann man also darauf vertrauen, daß die mitgeteilten Fakten stimmen? Im Eimzelfall kann man es gar nicht überprüfen. Man kann sich nur im Lauf der Zeit ein Bild von der Zuverlässigkeit eines Blatts, eines Senders machen.


Würde man das in der Wissenschaft so machen, hätten Sie gerade jeden Ethos über Bord geworfen. Man kann Behauptungen auch einfach glauben. Das würde die wissenschaftliche Arbeit ja nun wirklich vereinfachen. :)
Aber ernsthaft: Was die Presse hier anbringt ist doch nichts weiter als ein "Vertrauen Sie uns !". Und dazu sehe ich nicht nur keinen Grund, ich sehe jede Menge Gründe dagegen. Der größte Teil der heutigen Presse ist politisch gefärbt, die wenigsten haben einen Ethos. Und diesen Leuten soll ich glauben, weil sie es erzählen ? Wenn ich rein nach der deutschen Presse gehen würde, dann hätte ich nicht den geringsten Zweifel an der Klimaerwärmung, an der Gefahr eines Super-Gaus auf deutschem Boden, an der guten palästinensischen Sache, an permanenten israelischen Kriegsverbrechen, an gesellschaftlichem Konsens und sozialer Gerechtigkeit. Und ich wüsste kein Beispiel in Deutschland, dass sich davon abhebt. Der Spiegel jedenfalls nicht im Ansatz.

Zitat
Wenn andererseits im "Spiegel" eine Tatsachenbehauptung steht, dann stimmt sie sehr wahrscheinlich; eben aufgrund des genannten Verifikationsverfahrens.


Ist nicht meine Beurteilung.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.05.2011 15:24
#9 Aus der Mottenkiste Antworten

Zitat von Malte
Zum Moralisieren, Augenmaß und Sinn für Proportionen was Interessantes in Fakten-Fiktionen.


Lieber Malte, einen Bezug zu meinem Artikel kann ich in diesem Pamphlet beim besten Willen nicht erkennen.

Der Text, den Sie verlinkt haben, stammt im Übrigen aus der Mottenkiste dessen, was buchstäblich seit Jahren im Umfeld von "Fakten-Fiktionen" und PI zirkuliert. Sie konnten ihn als Posting eines gewissen Major Boothroyd beispielsweise am 11. Jun 2009 lesen und mal hier, mal da. Am 8. Februar 2010 wurde behauptet, ein gewisser Incorrector hätte ihn verfaßt.

Ich habe, lieber Malte, wiederholt darauf hingewiesen, daß "Fakten Fiktionen" und PI keine seriösen Blogs sind, sondern Agitprop-Unternehmen, in denen es mit der Wahrheit grundsätzlich nicht genau genommen wird. Sie dürfen diesen Leuten kein Wort ungeprüft glauben.

Ich habe deshalb kürzlich darum gebeten, diese Blogs nicht zu verlinken und dann, wenn man es denn unbedingt tun will, sich wenigstens genau anzusehen, was man da verlinkt. Siehe hier. Auch da hatten Sie einen Text aus "Fakten-Fiktionen" verlinkt, der unterhalb der Gürtellinie war.



Ich bitte Sie nochmals dringend, auf Links zu diesen beiden Blogs zu verzichten oder aber mindestens gründlich zu prüfen, was Sie da verlinken. Sie können, lieber Malte, doch auch selbst kein Interesse daran haben, mit diesem Schrott identifiziert zu werden. Es schadet Ihrem Ansehen; vermutlich nicht nur bei mir.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.05.2011 15:42
#10 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von stefanolix

Zitat von Zettel
(…) Aber in der Moralrepublik Deutschland, in der es kein wirksameres Mittel in Machtkämpfen gibt als dasjenige der öffentlichen Empörtheit, gehört das Fertigmachen von Menschen längst zu den gängigen Waffen; nicht erst seit heute. Siehe "Fälle" wie Filbinger, Jenninger, Martin Walser.



Mit Verlaub: Diese Sache wird den Journalisten René Pfister nicht beruflich fertigmachen. Er hatte etliche prominente Unterstützer, er kann offensichtlich ganz gut schreiben und sein Arbeitgeber steht auch hinter ihm. Dazu kommt: So ein Streit unter Juroren ist keine Kampagne gegen ein mehr oder weniger wehrloses Opfer. Man könnte genauso gut sagen, dass sich einige Juroren dabei selbst beschädigt haben.


Alles auch aus meiner Sicht richtig, lieber Stefanolix. Man kann das, was ich eine gängige Waffe genannt habe, mal erfolgreich einsetzen, mal mit wenig Erfolg. Man kann mit dem Schwert auch jemanden nur leicht verletzen oder ihn damit, wie weiland Uhlands "Herr aus Schwabenland", in zwei Hälften teilen. ("Zur Rechten sah man wie zur Linken / einen halben Türken heruntersinken").

Auch die drei Fälle, die ich genannt habe, sind sehr unterschiedlich. Es ging mir nur um die Vorgehensweise, vorgebliche Empörtheit als Waffe einzusetzen.

Zitat von stefanolix

Zitat von Zettel
(…) Nein, siehe nicht Guttenberg. Er hätte, als seine Plagiate bekannt wurden, zurücktreten können, und es hätte keinen "Fall" gegeben. Silvana Koch-Mehrin hat vor wenigen Tagen gezeigt, wie man das mit Anstand machen kann.

Daß der Fall Guttenberg zu einer cause célèbre wurde, lag an Guttenbergs Versuchen, sich mit Lügen aus der Affäre zu ziehen. Das ist es, was - auch mich - gegen ihn aufgebracht hat. Man läßt sich nicht gern dreist verhohnepiepeln; man läßt sich nicht gern an der Nase herumführen von jemandem, der offensichtlich seine Mitmenschen für dämlich genug hält, ihm jede noch so abenteuerliche Geschichte abzunehmen.

Und da macht mich noch etwas stutzig: Wir haben in der Sache Guttenberg hier auch oft mit Moral argumentiert und wir hatten aus meiner Sicht recht damit. Moralisieren ist nicht per se falsch. Es kommt z.B. darauf an, ob man sich beim Einsatz von Doppel- oder Mehrfachmoral erwischen lässt, ob man Moral als Waffe einsetzt …


Ich kann da nur für mich sprechen, lieber Stefanolix: Aus moralischer Sicht habe ich den Fall Guttenberg nie betrachtet. Ich habe mich mit ziemlich vielen Artikeln an der Diskussion des Falls beteiligt, weil Guttenberg mit seinem Verhalten a) das Ansehen der Wissenschaft zu beschädigen drohte (die Uni Bayreuth hat sich, wie ich es damals anders als viele andere erwartet hatte, nicht im geringsten korrumpieren lassen) und weil b) ein Mann, der so schamlos lügt und seine Mitmenschen für so dumm hält, ihm diese Lügen zu glauben, in der Politik nichts verloren hat; er auf keinen Fall noch einmal in die Nähe des Kanzleramts kommen durfte.



Es hängt, lieber Stefanolix, natürlich a bisserl daran, was man in diesem Zusammenhang mit "Moral" und "Moralisieren" meint. Ich meine damit nicht, daß Verfehlungen aufgedeckt werden und er Betreffende die Konsequenzen ziehen muß. Das ist in einem demokratischen Rechtsstaat notwendig; und daß es geschieht, macht eine seiner Stärken aus. Sondern ich meine diese Attitüde des Abscheus, diese zur Schau getragene Wohlanstädigkeit gegenüber dem, der tatsächlich oder (wie hier) vorgeblich gefehlt hat, wie sie in der Passage aus dem Artikel von Stephanie Nannen zum Ausdruck kommt, die ich zitiert habe.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.05.2011 16:17
#11 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Llarian

Zitat von Zettel
Ich mir schon, lieber Llarian.


Das können Sie für sich so entscheiden, lieber Zettel, aber meine ist es nicht. Ich habe den Eindruck, dass Sie sich der Argumentation der Schreiber (ich möchte sie nicht Journalisten nennen, denn Journalisten sind heutzutage etwas sehr seltenes) anschliessen, die im Endeffekt nur ihre Schlampigkeit zu entschuldigen suchen. Wenn ein Wissenschaftler ein Buch schreibt, dann sind hunderte von anderen beteiligt. Was nicht entschuldigt die Quellen nicht zu nennen. Und selbst wenn Quellen aus Gründen des Quellenschutzes nicht genannt werden, so wird zumindest das ebenso deutlich klargestellt.


Vielleicht wäre ein Journalismus, wie Sie ihn beschreiben, etwas Schönes. Ich weiß das nicht, lieber Llarian. Es gibt ihn jedenfalls mit guten Gründen nicht.

Ich glaube auch nicht, daß ein Text, in dem es dann von Fußnoten wimmeln würde, dem Leser des "Spiegel" oder des "Economist" (der nach wie vor nicht einmal die Autoren angibt) hilfreich erscheinen würde.

Man kann das allenfalls im Internet durch Verlinkungen machen. Ich tue das ja in großem Umfang, weil ich möchte, daß die Leser von ZR möglichst alles nachprüfen können, was ich schreibe. Aber das ist logischerweise auf Online-Quellen beschränkt, die bei einem Blog einen großen Anteil haben, nicht aber bei professionellen Journalisten. Da spielen Hintergrundgespräche, zugespielte Dokumente, gezielte Indiskretionen, auch manchmal bezahlte Informationen eine große Rolle.

Und für einen Artikel werden oft eben (meist von zahlreichen Autoren und Dokumentaristen) sehr viele solcher Quellen ausgewertet. Diese in Fußnoten anzugeben wäre eine lustige Sache.

Übrigens war der "Spiegel" einmal in Deutschland fast das einzige Organ, das sich diese Art von Journalismus leisten konnte. Inzwischen hat sich das ausgebreitet.

Zitat von Llarian

Zitat
(Die Dokumentation allerdings prüft beim "Spiegel" alles penibel nach; Behauptung für Behautung).


Das glauben Sie tatsächlich, lieber Zettel ?!? Dann haben wir eine völlig und absolut massiv unterschiedliche Wahrnehmung der Realität. Es wird soviel Unsinn geschrieben, gerade im Spiegel, das diese Behauptung, wenn Sie nicht von Ihnen käme, eigentlich nur ironisch kommentiert werden könnte.


Neinein, sie ist ernst gemeint.

Ich habe das Verfahren gelegentlich beschrieben, das der langjährige Leiter des Ressorts Dokumentation, Heinz Klatte, beim "Spiegel" einführte (oder jedenfalls perfektionierte; Ansätze gab es schon seit 1947): Jede in einem Ms erwähnte Tatsache wird markiert; der zuständige Dokumentarist prüft sie nach und hakt sie ab; erst wenn alles abgehakt ist, geht das Ms in die Schlußredaktion. Wenn der Dokumentarist einen Fehler findet, korrigiert er ihn. Wenn eine Behauptung aufgrund seiner Archivquellen nicht belegbar ist, ruft er den Autor an und fragt nach dessen eigenen Quellen. Wenn die Sache nicht zu klären ist, wird die Behauptung aus dem Ms genommen.

Der Pferdefuß ist nur, daß es dabei eben nur im Tatsachen gehen kann und nicht ihre Interpretation und Bewertung. Dafür ist nicht das Ressort Dokumentation zuständig, sondern die jeweilige Leitung des Textressorts; und dort entstehen die Fragwürdigkeiten und Einseitigkeiten, die mir ebenso wenig gefallen wie Ihnen, lieber Llarian.

Zitat von Llarian
Ich verstehe wirklich nicht, wie Sie dazu kommen, denn auch wenn Sudel-Pitzke sicher das Extrem darstellt und ja für den Spiegel online schreibt und nicht für den gedruckten Spiegel, so sind auch die Artikel im gedruckten Spiegel nicht soviel besser.

Ich lese den gedruckten "Spiegel" nach wie vor. Nicht mehr jeden Artikel, wie in den Jahrezehnten seit den fünfziger Jahren, als ich das Blatt zu lesen angefangen habe; aber doch einen großen Teil. Ich kann Ihr Urteil nicht bestätigen. Zwischen dem gedruckten "Spiegel" und der Agitprop in "Spiegel-Online" liegen Welten.

Es gab und gibt auch im gedruckten "Spiegel" Agitprop; die von Carolin Emcke während des Irakkriegs zum Beispiel, die ihrem Antiamerikanismus hemmungslos Lauf ließ. Aber es gibt beim "Spiegel" auch sehr viele seriöse Redakteure; von Guido Kleinhubbert bis Jan Fleischhauer. Cora Stephan, die jetzt gelegentlich für die Achse schreibt und die kürzlich das glänzende Buch "Der Irrtum" publizierte, hat in den achtziger Jahren im "Spiegel" ihre ersten Kommentare und Essays geschrieben, die so gar nicht PC waren.

Zitat von Llarian
Ich kanns für ihren Fachbereich nicht beurteilen, aber ich kanns in meinem sagen, dass die Artikel, die da im Wissenschaftsressort so auftauchen (also einem Ressort, dass sogar eigentlich noch vor der dunkelroten Färbung des Spiegels verschont sein müsste), einem das Grausen einjagen. Da wird NICHTS penibel geprüft, aber auch gar nichts. Zumindest war dies vor 15 Jahren so, als ich mein Spiegel Abo endgültig (aufgrund dessen) eingestampft habe. Ich glaube nicht, dass es besser geworden ist.

Da ist mein Eindruck ein ganz anderer. Gerade das Wissenschaftsressort ist ausgesprochen zuverlässig. Das Resssort hat Kontakte zu Fachleuten aus allen Disziplinen, die konsultiert werden und dafür sorgen, daß das, was man dort liest, fast durchweg fachlich korrekt ist.

Auch dann, wenn es gegen die PC gerichtet ist. Gerald Traufetter hat immer wieder über die Argumente von "Klimaskeptikern" berichtet und das IPCC schonungslos kritisiert. Veronika Hackenbroich hat auch in der Fukushima-Hysterie sachlich informiert.

Stefan Aust hat als Chefredakteur einmal eine geplante öko-begeisterte Titelgeschichte gekippt, weil sie ihm im Wortsinn zu windig erschien. Die beiden Autoren, Gerd Rosenkranz und Harald Schumann, verließen bald darauf den "Spiegel".

Herzlich, Zettel

Juno Offline



Beiträge: 332

15.05.2011 17:47
#12 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat
Ein Einblick in die Befindlichkeit eines Landes, in dem man seine Interessen auf keine Art besser verfolgen kann als durch Moralisieren.


Der Fall Nannen-Preis ist dafür sicher ein passendes, aber leider schon viel zu niedliches Beispiel. In der FAS kann man heute nachlesen, wie die Moralkeule hemmungslos dazu verwendet wird, einen fundamentalen Umbau unserer wirtschaftlichen und politischen Ordnung gegen Andersdenkende durchzudrücken.

Der Schellnhuber-Beirat für "Globale Umweltveränderungen" argumentiert, dass die von ihm geforderte "Große Transformation" moralisch so geboten sei wie die Abschaffung der Sklaverei oder der Kinderarbeit. Damit wird jeder, der sich gegen das Programm dieser Herrschaften stellt, in die moralisch schlimmste Menschenschinderecke gestellt, selbst Gewaltanwendung gegen solche Unmenschen erscheint nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen (die Sklaverei ist ja bekanntlich nicht allein auf friedlichem Wege abgeschafft worden). Man könnte die Schellnhuber-Truppe einfach nur als größenwahnsinnige Spinner abtun - aber es handelt sich hier um die handverlesenen Berater einer liberal-konservativen Bundesregierung.

M.E. stellen sich da zwei große Fragen, auf die ich leider keine Antwort weiß:

1. Woran liegt es, dass unsere Gesellschaft so dem Moralisieren verfallen ist?

2. Wie kann man den moralisierenden Agitatoren überhaupt noch wirkungsvoll begegnen? (Mit Sachargumenten ja offenkundig nicht, denn diese zu vermeiden und zu diskreditieren ist der Kern der Moralisierer-Strategie)

Malte ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 18:31
#13 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Zettel
Wenn beispielsweise der WDR etwas sendet, dann hat das für mich den Informationswert null. Ich weiß, daß die betreffende Redaktion mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht informieren will, sondern die Hörer indoktrinieren.

Das schlimme ist ja, dass sich die eigene Rezeption damit nicht zum Besseren ändert.
Als die Zeitungen/Sender noch eine gewisse Glaubwürdigkeit hatten, habe ich auch alles ernst genommen was nicht in mein Weltbild passte. Wenn die Zeitung was anderes schrieb als ich zu wissen glaubte, war das ein Grund das eigene Weltbild zu überprüfen.
Heute, wo die Schrott ohne Ende publizieren, geht das nicht mehr. Und ich stelle ich immer häufiger fest, dass ich mir die Rosinen rauspicke.
Passt es zu meinem Weltbild, dann „Sieh an, der WDR sagt, also muss es stimmen“.
Passt es nicht dazu, dann „Ach so, der übliche WDR-Schrott“.

Zitat von Zettel
Ich lese den gedruckten "Spiegel" nach wie vor.

In den 90ern ist es oft vorgekommen, dass ich den SPIEGEL und die SZ (von der Werbung abgesehen) von der ersten bis zur letzten Seite gelesen habe.
Vorbei. Heute lese ich diese Blätter nicht mehr teilweise, sondern gar nicht. Das ist sicher ungerecht in dieser Absolutheit. Mag sein, dass da immer noch viel Sinnvolles steht. Aber was nützt das, wenn es von Leuten kommt, die das Lügen für eine normale Arbeitsweise halten? Der Teil Wahrheit hat keinen Wert, wenn man den nicht von der Lüge unterscheiden kann.

Zitat von Zettel
Wenn andererseits im "Spiegel" eine Tatsachenbehauptung steht, dann stimmt sie sehr wahrscheinlich; eben aufgrund des genannten Verifikationsverfahrens. Ob die politische Bewertung stimmt, ist natürlich eine ganz andere Frage.

Habe ich auch mal gedacht. Bis zur Mannichl-Posse.

Zitat von SPIEGEL
Mannichl, 52, hat das Messer-Attentat überlebt - der Stich ging knapp am Herzen vorbei.
"Das war eine Sache von zwei Zentimetern", sagte Herrmann, der den Verletzten im Krankenhaus besucht hatte.

Man kann jetzt in die Haarspalterei gehen und sagen „knapp am Herzen vorbei“ kann auch 20cm vorbei bedeuten. Aber das wäre eine weltfremde, extrem fernliegende Deutung.
Man kann auch sagen, dass der SPIEGEL Herrmanns Delirieren richtig wiedergegeben hat, die Tatsachenbehauptung also stimmt. Vielleicht kommt man mit dieser Deutung in einer rechtlichen Auseinandersetzung durch. Aber auch das wäre eine Haarspalterei, die mit dem wirklichen Leben und der normalen Rezeption nichts zu tun hat.
Wenn gemeldet wird „knapp am Herzen vorbei“, dann versteht jeder vernünftige Leser darunter „Wenige Millimeter am Herzen vorbei“.

Die reißerische SPIEGEL-Meldung ist tatsächlich unbelegt.
Mannichl selbst kann die Tiefe des Stiches nicht einschätzen. Die Ärzte unterliegen der Schweigepflicht. Ein Bulletin gab es nicht.
Woher, zur Hölle, kommt dann das „knapp“ bzw. „zwei Zentimeter“?

Insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass der SPIEGEL ein Verifikationsverfahren hat. Zumindest beim Online-SPIEGEL scheinen die Redakteure frei von der Leber weg zu schreiben.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.05.2011 19:35
#14 "Spiegel" und "Spiegel-Online"; Mannichl Antworten

Zitat von Malte
Insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass der SPIEGEL ein Verifikationsverfahren hat. Zumindest beim Online-SPIEGEL scheinen die Redakteure frei von der Leber weg zu schreiben.

Um es noch einmal zu sagen, weil es da offenbar erhebliche Irrtümer gibt:

"Spiegel-Online" ist nicht die Online-Ausgabe des gedruckten "Spiegel", sondern ein Internetangebot, das von einer eigenen Redaktion produziert wird und das rechtlich ein eigenes Unternehmen ist; mit dem "Spiegel" nur dadurch verbunden, daß es zur SPIEGELnet GmbH gehört, die wiederum eine Tochter des Spiegel-Verlags ist. "Spiegel-Online" verhält sich zum "Spiegel" nicht viel anders als, sagen wir, "Computer-Bild" zu "Bild der Frau".

Natürlich kooperiert man. Redakteure wechseln oft vom einen ins andere Unternehmen; der jetzige Chefredakteur des gedruckten "Spiegel" Müller von Blumencron war beispielsweise zuvor Chef von "Spiegel-Online". Dieses übernimmt auch oft Artkel vom gedruckten "Spiegel", verlinkt dessen jeweils neueste Ausgabe als E-Paper usw.

Dennoch sind die Konzepte ganz verschieden. "Spiegel-Online" ist weit von den Qualitätsstandards des gedruckten "Spiegel" entfernt. Es ist reißerisch, oft agitatorisch, völlig unzuverlässig, was die Fakten angeht.

Aus meiner Sicht ist es ein mißratenes Kind der "Spiegel"-Gruppe; aber das Internet will offenbar so etwas, denn "Spiegel-Online" ist ja sehr erfolgreich.



Dann wärmen Sie den Fall Mannichl mal wieder auf, lieber Malte.

Irgendwie scheint dieser etwas ominöse und nun wahrlich nicht sehr wichtige Fall einige hier im kleinen Zimmer zu faszinieren. Sie, Malte, haben ihn schon einmal aufs Tapet gebracht; hier. Meyer2, dessen Mitgliedschaft ich beendet habe, hat sich gleich in vier Beiträgen mit ihm befaßt. Apollo, dessen Mitgliedschaft ich beendet habe, hat sich mit Mannichl befaßt. Leser 2009, der ebenfalls aus der Mitgliederliste gestrichen wurde, hat gleich fünf Beiträge geschrieben, in denen Mannichl vorkam.

Dieser Fall wird in rechtsextremen Kreisen wieder und wieder auf- und umgerührt. Ich finde, das genügt. Wir müssen ihn nicht auch noch hier im Forum widerkäuen.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

15.05.2011 19:59
#15 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Juno
In der FAS kann man heute nachlesen, wie die Moralkeule hemmungslos dazu verwendet wird, einen fundamentalen Umbau unserer wirtschaftlichen und politischen Ordnung gegen Andersdenkende durchzudrücken.


Der Artikel ist online verfügbar und hier verlinkt.

Zitat von Juno
aber es handelt sich hier um die handverlesenen Berater einer liberal-konservativen Bundesregierung.


Sie haben die scare quotes vergessen; richtig müsste es so heißen:

Zitat
aber es handelt sich hier um die handverlesenen Berater einer "liberal-konservativen" Bundesregierung.


--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

15.05.2011 20:46
#16 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Gorgasal
(…) Sie haben die scare quotes vergessen; richtig müsste es so heißen:

Zitat
aber es handelt sich hier um die handverlesenen Berater einer "liberal-konservativen" Bundesregierung.





Ich sehe schon den Tag kommen, an dem wir auch die Bundesregierung in scare quotes setzen müssen.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

15.05.2011 22:56
#17 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Zettel
Ich glaube auch nicht, daß ein Text, in dem es dann von Fußnoten wimmeln würde, dem Leser des "Spiegel" oder des "Economist" (der nach wie vor nicht einmal die Autoren angibt) hilfreich erscheinen würde.


Sie sind im genauso hilfreich wie unter einem wissenschaftlichen Artikel, lieber Zettel. Die meisten werden sie nur als Beiwerk wahrnehmen, und die, die mehr wissen wollen, werden sie nachschlagen und nachschauen. Das passiert ja auch, man sehe sich Artikel in Nature oder Science an. Vieles davon ist auch Populärwissenschaft und dennoch gehören Fussnoten dazu. Vor einigen Jahren las ich "Welt in Angst" (Roman) von Michael Crichton. Das Witzige an diesem Buch ist, dass es einen eigenen Anhang mit Fussnoten hat. Ich habe sie nicht gezählt, aber es werden über hundert sein. Das fand ich ungewöhnlich. Und dennoch sehr positiv. Ich sage nicht, dass man Romane so schreiben muss oder sollte, nur das eben geht und man nicht alles für selbstverständlich halten muss, weil es immer so war.

Zitat
Man kann das allenfalls im Internet durch Verlinkungen machen.


Aber warum denn, lieber Zettel ? Verlinkungen sind nur ein bequemer Weg der Referenz, die auch gleich das Nachschauen ermöglicht. Aber sie unterscheiden sich nicht im formellen Sinne. Es ist gerade diese Verlinkung, die einen Text, ein Essay oder eine Reportage so erhebeblich aufwertet. Weil die Information nachprüfbar wird.
Blogs haben gegenüber Zeitungen ein dummes Problem. Sie gelten nicht als seriös, weil auch viel Meinung vermittelt wird. Aber aus diesem Problem machen manche auch eine Tugend, nämlich das Aufwerten über sauberes Arbeiten und sauberes Nachweisen. Und das hebt sie nach meiner Meinung positiv von gedruckten Zeitungen ab. Wenn ich bedenke, dass es in Deutschland nahezu keine seriöse Zeitung mehr gibt, weil nahezu alle inzwischen eine Agenda verfolgen, halte ich Blogs derzeit für das überlegene Medium. Vertrauen habe ich in beide nicht von ihrem Ruf her. Aber die, die ihre Information refenzieren, werten sich deutlich auf.

Zitat
Da spielen Hintergrundgespräche, zugespielte Dokumente, gezielte Indiskretionen, auch manchmal bezahlte Informationen eine große Rolle.


Nee. Das will die Presse uns vielleicht weismachen, aber ich behaupte frank und frei das macht keine 10% des Inhaltes von Reportagen aus, Hintergrundgespräche mal aussen vor gelassen. Und selbst wenn (dem ich immer noch widerspreche) dies so essentielle Inhalte sind, dann sollte man das auch klar stellen. Eine Information ist eine ganz andere, wenn sie als Indiskretion gekennzeichnet wird. Der Leser soll doch - theoretisch - informiert und nicht desinformiert werden.

Zitat
Ich habe das Verfahren gelegentlich beschrieben, das der langjährige Leiter des Ressorts Dokumentation, Heinz Klatte, beim "Spiegel" einführte (oder jedenfalls perfektionierte; Ansätze gab es schon seit 1947): Jede in einem Ms erwähnte Tatsache wird markiert; der zuständige Dokumentarist prüft sie nach und hakt sie ab; erst wenn alles abgehakt ist, geht das Ms in die Schlußredaktion. Wenn der Dokumentarist einen Fehler findet, korrigiert er ihn. Wenn eine Behauptung aufgrund seiner Archivquellen nicht belegbar ist, ruft er den Autor an und fragt nach dessen eigenen Quellen. Wenn die Sache nicht zu klären ist, wird die Behauptung aus dem Ms genommen.


Die Geschichte kenne ich auch (ich habe das Blättchen ja auch mal gelesen). Alleine, ich halte sie für unhaltbar. Das mag mal der Ethos in vergangenen Tagen gewesen sein, heute ist er es nicht mehr. Er war es schon vor 15 Jahren nicht mehr.

Zitat
Aber es gibt beim "Spiegel" auch sehr viele seriöse Redakteure; von Guido Kleinhubbert bis Jan Fleischhauer.


Matussek würde ich noch zusetzen. Aber das sind Feigenblätter.

Zitat
Gerade das Wissenschaftsressort ist ausgesprochen zuverlässig. Das Resssort hat Kontakte zu Fachleuten aus allen Disziplinen, die konsultiert werden und dafür sorgen, daß das, was man dort liest, fast durchweg fachlich korrekt ist.


Ich kann nur wiedergeben, wie es mir aufgefallen ist. Und sehr oft (viel zu oft), wenn ich die fachlichen Hintergründe etwas besser kannte, fiel mir auf, dass die sich einen haben vom Pferd erzählen lassen. Das da eben nicht recherchiert wird und wenn, bei offensichtlich bei den selben Quellen, die schon der Schreiber verwendet hat.

Zitat
Stefan Aust hat als Chefredakteur einmal eine geplante öko-begeisterte Titelgeschichte gekippt, weil sie ihm im Wortsinn zu windig erschien.


Nun, was aus Stefan Aust wurde ist bekannt. Und auch durch wen er ersetzt wurde. Da muss man doch nicht wirklich viel zu sagen.

Ich glaube auch, lieber Zettel, ihre (in meinen Augen künstliche) Aufteilung in SPON und gedruckten Spiegel, kann man so nicht aufrecht erhalten. Da findet einen sehr reger Austausch statt, sowohl von Leuten wie auch von Artikeln.

Malte ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 22:58
#18 RE: "Spiegel" und "Spiegel-Online"; Mannichl Antworten

Zitat von Zettel
Dann wärmen Sie den Fall Mannichl mal wieder auf, lieber Malte.

Das war die Antwort des Westens auf unsere Mentholzigarette. Beide Geschichten so richtig schön blöd.
Aber ich werde nicht weiter darauf rumreiten, weder auf der einen noch auf der anderen. Weiß ja sowieso jeder bescheid.

Malte ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 23:38
#19 RE: "Spiegel" und "Spiegel-Online"; Mannichl Antworten

Um den Unterschied zu illustrieren:

Zitat von Zettel
... in rechtsextremen Kreisen ...

wird das sicherlich für gut befunden (morgen mal Altermedia lesen). Und nicht nur in linksextremen Kreisen, sondern im roten Mainstream ist das nicht anders (Dierkes ist ja nur die Spitze des Eisberges)
Ich hingegen bin nur noch wütend zu sehen, wie Deutschland immer mehr antisemitisch wird. Das sollte als Abgrenzung reichen, hoffe ich mal. Sie werden hier von mir garantiert keine gegen die Juden oder gegen Israel gerichtete Aussage finden.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.05.2011 12:46
#20 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von Zettel
Ich glaube auch nicht, daß ein Text, in dem es dann von Fußnoten wimmeln würde, dem Leser des "Spiegel" oder des "Economist" (der nach wie vor nicht einmal die Autoren angibt) hilfreich erscheinen würde.


Über ein "wimmeln" kann man streiten, aber wenigstens die zentralen Fakten zu belegen wäre für mich eine sehr wünschenswerte und sinnvolle Verbesserung der journalistischen Standards.
Ich wage sogar die Behauptung: Wenn sich der "Qualitätsjournalismus" nicht angewöhnt, seine wesentlichen Behauptungen auch nachprüfbar zu belegen, dann wird er keine Zukunft mehr haben. Es wächst eine Generation heran, die mit Internet-Recherche umgehen kann - und die läßt sich nicht mehr damit beeindrucken, daß jemand einen renommierten Mediennamen vor sich herträgt.

Zitat
Da spielen Hintergrundgespräche, zugespielte Dokumente, gezielte Indiskretionen, auch manchmal bezahlte Informationen eine große Rolle.


Die kann man natürlich nicht direkt belegen. Aber man kann mindestens transparent machen, was nachprüfbare Fakten und was "Hintergrundinfos" sind. Denn Letztere sind natürlich notorisch unzuverlässig. Was ein Politiker "unter drei" erzählt, muß nun wirklich nicht wahr oder gar objektiv sein, Indiskretionen sind oft aus dem Kontext gerissen und können einen völlig falschen Eindruck geben.
Guter Journalismus braucht auch solche Quellen, aber ich halte es für sehr problematisch, wenn in einer Darstellung ein Sachverhalt aus belegten und unbelegten Quellen zusammengestellt wird, ohne daß die unterschiedliche Zuverlässigkeit der Darstellung vom Leser erkannt werden kann.

Zitat
Jede in einem Ms erwähnte Tatsache wird markiert; der zuständige Dokumentarist prüft sie nach und hakt sie ab; ...


Hoffen wir mal, daß das immer noch so und in nötiger Qualität läuft.
Nur hilft das halt oft wenig. Denn meist sind nicht die Faktenfehler das Problem, sondern die vermurkste Interpretation von Fakten.

Im Pfister-Artikel gibt es jedenfalls recht wenige Fakten, die der Dokumentarist hätte nachprüfen können. Nehmen wir mal an, da wurde ein Haken gemacht für den Fakt, daß Seehofer eine Eisenbahn im Kellerhat, daß Haderthauer aus Ingolstadt kommt, vielleicht sogar bei Döntjes der Art, daß er sich in Kempten mit einem Bürger über Diätfragen unterhalten hat. Der Witz ist nur: Wenn bei diesen Fakten Fehler gewesen wären, wäre das für den Artikel wenig relevant gewesen.

Die wirklich aufschlußreichen Passagen wird aber keiner nachgeprüft haben. Hat Seehofer wirklich zu Haderthauer im privaten Telephonat gesagt, sie wäre schon unter der Erde gewesen? Hat Seehofers Freund Eisenhart die Geschichte um das Theaterstück wirklich so erzählt, wie Pfister das hier bringt? Hat Seehofer von seinen Feinden wirklich als "Lazarett" gesprochen und dabei gekichert?
M. E. ist kaum eines der Details, mit denen Pfister sein Charaktergemälde gestaltet, irgendwie überprüft.

Und noch weniger natürlich die Urteile, die Pfister als Tatsachenbehauptungen neben die Fakten hinstellt, als wären sie in gleicher Weise belegbar.
"In keinem Beruf kann man so über Menschen herrschen wie in der Politik. Niemand macht von dieser Möglichkeit so ungeniert Gebrauch wie der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer." Eine sehr großspurige Behauptung. Im wesentlichen nur belegt damit, daß Seehofer wie Millionen normaler Bürger eine Märklinbahn als Hobby hat. Herrschaftsgelüste daraus abzuleiten, daß man gerne mal eine Minilok im Kreis fahren läßt - liebe Güte!

Vielleicht stimmt die Darstellung ja - und von Seehofer halte ich auch wenig, es tut mir nicht leid, wenn der mal so durch den Kakao gezogen wird. Aber überprüfbarer Faktenjournalismus sieht anders aus. Man kann eigentlich jeden Menschen mit so einer Art Bericht diffamieren. Es ist "Spiegel-Stil" in seiner übelsten Ausprägung, ich mag das überhaupt nicht, diese als Sachlichkeit getarnte Hetze.

Hermann ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2011 13:20
#21 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat
Es ist "Spiegel-Stil" in seiner übelsten Ausprägung, ich mag das überhaupt nicht, diese als Sachlichkeit getarnte Hetze.



Der Spiegel-Stil besteht meiner unmaßgeblichen Meinung nach in einem schnoddrigen Kasinoton und einer der Selbstvergewisserung dienenden Grundverachtung jedermann und jeder fremden Idee gegenüber.

vonhaeften Offline



Beiträge: 48

16.05.2011 14:23
#22 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von R.A.
Eine sehr großspurige Behauptung. Im wesentlichen nur belegt damit, daß Seehofer wie Millionen normaler Bürger eine Märklinbahn als Hobby hat. Herrschaftsgelüste daraus abzuleiten, daß man gerne mal eine Minilok im Kreis fahren läßt - liebe Güte!


Genau das habe ich auch in meinem Artikel gegen Pfister kritisiert.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.05.2011 14:42
#23 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von vonhaeften
Genau das habe ich auch in meinem Artikel gegen Pfister kritisiert.


Ein sehr schöner Beitrag, vielen Dank.

Mir war diese Bedeutung von "Schattenbahnhof" nicht bekannt.

Ich habe mich ja schon gefragt, ob die Qualitätsprüfung beim Spiegel nachprüfen kann, wie Seehofers Anlage wirklich aussieht (auch die Geschichte mit dem Merkel-Figürchen dürfte etwas schwer zu verifizieren sein).

Aber offensichtlich hat diese Prüfung nicht einmal den Begriff "Schattenbahnhof" selber erfaßt. Was ja nun sehr leicht ist, Google oder Wikipedia liefern sofort.

Ich habe das Gefühl, die von Zettel beschriebene Qualitätskontrolle beim Spiegel ist Vergangenheit und ist entweder einer Kostensenkungsaktion oder einer PC-Gleichschaltung zum Opfer gefallen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.05.2011 15:11
#24 RE: Eine Journalistenposse Antworten

Zitat von vonhaeften

Zitat von R.A.
Eine sehr großspurige Behauptung. Im wesentlichen nur belegt damit, daß Seehofer wie Millionen normaler Bürger eine Märklinbahn als Hobby hat. Herrschaftsgelüste daraus abzuleiten, daß man gerne mal eine Minilok im Kreis fahren läßt - liebe Güte!


Genau das habe ich auch in meinem Artikel gegen Pfister kritisiert.


Danke für den Hinweis, lieber vonhaeften!

Leider war mir Ihr Artikel entgangen, als ich etliche Tage später meinen geschrieben habe. Ich beurteile den Fall zwar anders, aber mir hat Ihr Artikel als gründlich recherchiert, gut argumentiert und in einer angenehm präzisen Sprache geschrieben (wieder einmal) sehr gefallen. Ich werde einen Hinweis darauf an meinen Artikel anfügen.

Herzlich, Zettel

Thanatos Offline



Beiträge: 232

16.05.2011 15:27
#25 Leichte Faktenschwäche Antworten

Ich darf mich ebenfalls mit leichten Zweifeln an der Faktensicherheit von SPIEGEL-Reportagen melden. Ganz allgemein gesprochen ist meine Erfahrung, daß Zeitungsschreiber, selbst wenn sie vor Ort waren, eine Vielzahl von Dingen falsch verstehen, falsch aufschreiben oder hinterher bewußt verdrehen. Das fängt mit der Schreibweise von Namen an und hört da längst nicht auf. Zurück zum Spiegel.

In Ausgabe 19 hat man dort 3 Seiten über die Seglerin Laura Dekker gebracht. Nichts Politisches, also auch nichts, wo man Meinungsmache vermuten müßte. Und doch ist der Artikel tendenziös geschrieben und so abgefaßt, daß man die Protagonistin in einem schrägen, ungünstigen, fragwürdigen Licht sieht. Dazu genügen einige eingestreute Seitenhiebe, aber die sitzen und wirken. Leider sind auch die genannten Fakten nicht verläßlich, was man aber nur als Insider aufdecken kann. Dies hat Laura Dekkers deutscher Übersetzer getan und im Yacht-Forum aufgelistet. Natürlich sind alle diese Fehler nichts Weltbewegendes, aber sie zeigen, daß es kaum gelingt, einen faktensicheren Artikel zu produzieren, selbst wenn die Schreiberin neben Web-Material auch einen persönlichen Kontakt gesucht hat.

Hier der Beitrag im Yacht-Forum.

MfG

Thanatos

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Unmögliches erledigen wir sofort.

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