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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 61 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.06.2011 10:38
Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Es mag ein wenig eintönig erscheinen: Gestern ein Zitat zum "Ausstieg", heute ein Zitat zum "Ausstieg".

Aber das ist nun einmal das Thema des Tages. Nein, nicht des Tages und auch nicht des Jahres. Mit dem gestrigen Kabinettsbeschluß ist nicht nur besiegelt, daß Schwarzgelb keine Daseinsberechtigung mehr hat. Sondern es sind auch - vermutlich endgültig - die Weichen für den Niedergang Deutschlands gestellt.

Das ist das Thema unseres Jahrzehnts; und damit zwei "Zitate des Tages" hintereinander wert.

AldiOn Offline




Beiträge: 983

07.06.2011 10:57
#2 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Und noch vor kurzem - vermutlich vor Fukushima - bin ich von Zettel gerüffelt worden, weil ich (ungefähr)deutsche Politiker als "durch die Bank weg Versager" bezeichnet habe.

Zum Glück habe ich den Rüffel vom Merkel-Fan kommentarlos eingesteckt. Manche Dinge heilt die Zeit. Aber so schnell....

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

07.06.2011 11:09
#3 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Was bleibt: Die Frage, wie man persoenlich zu den Gewinnern dieser Politik gehört? Oder zumindest nicht zu den verlieren.

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

07.06.2011 11:24
#4 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat
dagny

Was bleibt: Die Frage, wie man persoenlich zu den Gewinnern dieser Politik gehört? Oder zumindest nicht zu den verlieren.




Das ist ja nun nicht so schwer, knallt Eure Dächer mit PVs zu, stellt in jeden Vorgarten ein Windrad. Seit aber bereit, daß die Menschen auf die steigenen Preise etwas "empfindlich" reagieren werden und das die Verträge der Einspeisevergütung nicht das Papier wert sind auf dem sie stehen.

Zu Zettel. Wer AKWs behalten will, soll das tun. Ich habe mich vor mehr als 2 Jahren (da war Fukuchima noch "undenkbar" ausgeklinkt. Und dieses Recht verlange ich für jeden anderen auch. Will ich keinen AKW Strom will ich ihn auch nicht bezahlen wollen. Wenn Sie meinen ohne AKW Strom fallen wir wieder ins vor Elektrozeitalter zurück, setzen Sie sich doch dafür ein AKWs laufen zu lassen und vor allem verlangen Sie von Ihrem Anbieter einen "AKW" Stromtarif....

HennW Offline



Beiträge: 27

07.06.2011 11:36
#5 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat
setzen Sie sich doch dafür ein AKWs laufen zu lassen und vor allem verlangen Sie von Ihrem Anbieter einen "AKW" Stromtarif



Das wäre ja eine marktwirtschaftliche Lösung - im Gegensatz zum kollektiv-totalitären Umwelt-Wahn, den Zettel so treffend beschreibt. Man stelle sich nur vor, ein AKW-Strom-Tarif, der im Jahre 2020 etwa 50ct / kWh unter dem seligmachenden Ökostromtarif läge: Das kann die Zentrale Planungsstelle um Merkel, Röttgen et. al. nicht wollen.

Zazaz Offline



Beiträge: 52

07.06.2011 12:07
#6 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Ich stimme dem uneingeschränkt zu. Nur war mir schon klar dass der Abstieg Deutschlands unaufhaltsam ist nachdem WW ins Aussenministerium ging und die Regierung sich weigerte Zukunftsthemen ernsthaft anzufassen (Migration, Sozialstaat, Schulden). Es ging nur noch um die Frage der Geschwindigkeit des Abstieges, ob wir noch 5, 10 oder 20 Jahre haben bis es hart wird. Durch den Atomausstieg wird sich dieser Abstieg beschleunigen da sich Energie verteuert und ein ganzer Sektor planwirtschaftlich geführt wird.

Momentan wird das alles noch von der gut laufenden Konjunktur übertüncht. Aber wenn wieder rot-grün im Bund an der Macht ist und die Weltkonjunktur anfängt zu stottern dann wird es sehr, sehr bitter. Das kann bis zu einer Balkanisierung Deutschlands führen.

Dies ist auch nicht mehr abwendbar da wir eine strukturelle linke Mehrheit im Lande haben. Ernsthafte, engagierte Konservative und Liberale machen vielleicht noch 20, 30 % der Bevölkerung aus.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.06.2011 12:13
#7 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Ich plädiere da zu etwas Gelassenheit, auch wenn es schwerfällt angesichts der blinden Dummheit in Berlin.

Der Zug für die Kernkraft war schon in den 90er Jahren abgefahren, die Technik stand in Deutschland auf dem Abstellgleis. Es gab auch nie eine realistische Chance, den rot/grünen Ausstiegs-Beschluß von 1998 wieder aufzuheben - zu sehr hatte über Jahre die grüne Propaganda gewirkt.

Und auf diesem Stand sind wir letztlich wieder, der Aufschub vom Ausstieg im letzten Herbst ist eine Episode geblieben.

Das wird ein heftiger wirtschaftlicher Nachteil für Deutschland. Aber das werden wir halt aushalten. Wie wir andere politische Unsinns-Maßnahmen ausgehalten haben, wie andere Völker den Bockmist ihrer Politiker auch aushalten. Wir werden künftig eben Energie importieren wie wir das mit Kameras, T-Shirts und Computern tun. Und der Verzicht auf eine eigene Computerindustrie war schwerwiegender als der auf eine eigene Stromproduktion.

Politisch bemerkenswert ist dabei weniger, daß Merkel (wie schon letztes Jahr diskutiert) systematisch erst den aktuellen Koalitionspartner demontiert und ihre Partei auf den nächsten Koalitionspartner vorbereitet hat. Das wäre noch unter Machiavelli abzubuchen.
Bemerkenswert finde ich eher die taktischen Fehler, die sie dabei gemacht hat. Das Nachlaufen hinter dem Trend hat die CDU ihre Hochburg BaWü gekostet und die Partei insgesamt ähnlich ruiniert wie Schröders Chaos-Politik die SPD.

Am Ende von Merkels inhaltlich substanzloser, nur auf den eigenen Postenerhalt gerichtete Politik könnte dann eine grün/rote Regierung stehen. Und mich wundert, daß die Union sich diese Führung immer noch gefallen läßt.

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

07.06.2011 12:21
#8 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat
Zazaz
Ernsthafte, engagierte Konservative und Liberale machen vielleicht noch 20, 30 % der Bevölkerung aus.



Kein Wunder, daß ich dann immer mehr zahlen muß....

Zazaz Offline



Beiträge: 52

07.06.2011 12:26
#9 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Nein, das werden wir nicht mehr aushalten.

Die hervorragende Infrastruktur ist einer der wesentlichen Standortvorteile Deutschlands. Wird die Stromversorgung unsicher oder wesentlich teurer bröckelt dies. Durch Demographie und linke Schulexperimente bröckelt ein weiterer Standortvorteil, nämlich die solide Ausbildung potentieller Arbeitnehmer. Zudem wird das Vertrauen von Investoren in Rechts- und Planungssicherheit in Deutschland beschädigt.

Wie gesagt, momentan verkraftbar dank guter Konjunktur, langfristig fatal.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

07.06.2011 12:40
#10 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von Friedrich
Wer AKWs behalten will, soll das tun. Ich habe mich vor mehr als 2 Jahren (da war Fukuchima noch "undenkbar" ausgeklinkt. Und dieses Recht verlange ich für jeden anderen auch. Will ich keinen AKW Strom will ich ihn auch nicht bezahlen wollen.


Strom ist fungibel, ebenso wie Öl. Sie können sich nicht aus Atomstrom "ausklinken", ebensowenig wie ich aus Solarstrom. Das Elektron, das aus Ihrer Steckdose tröpfelt, weiß nicht, ob es von einem AKW oder einer Photovoltaikanlage eingespeist wurde. Egal, was der Stromanbieter erzählt und wie grün seine Faltblätter sind.

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.06.2011 12:53
#11 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von Zazaz
Die hervorragende Infrastruktur ist einer der wesentlichen Standortvorteile Deutschlands.


Die wird ja auch bleiben. Wobei das "hervorragend" bei den Straßen zunehmend mit einem Fragezeichen zu versehen ist - aber das läßt sich abstellen.

Zitat
Wird die Stromversorgung unsicher oder wesentlich teurer bröckelt dies.


Die Stromversorgung wird langfristig sicher und stabil bleiben - aber teurer werden. Insgesamt sind das aber Kosten, die verkraftbar sind. Es kommt dabei darauf an, wie konkret die Umsetzung in den nächsten Jahren vor sich gehen wird. Ein paar Leitungen für zusätzlichen Stromimport kosten nicht viel. Die Ausbeutung der neuen deutschen Gasreserven ("Shale Gas") dürfte sogar Preisvorteile bringen. Man muß halt darauf achten, daß der Anteil von unsinnigen und teuren Varianten wie Photovoltaik gering bleibt.

Ärgerlich ist natürlich, daß diese Kosten zusätzlich zu anderen durch politische Dummheit verursachte Kosten kommen - aber vielleicht kann man ja auch an die mal ran. Z. B. sehe ich die Chance, die Milliardensubventionen für die "Bio"-Landwirtschaft einzusparen.

Zitat
Durch Demographie und linke Schulexperimente bröckelt ein weiterer Standortvorteil, nämlich die solide Ausbildung potentieller Arbeitnehmer.


Mit der Demographie haben wir ein Problem, wie alle europäischen Staaten. Aber die Schulbildung ist m. E. in den letzten 10 Jahren deutlich besser geworden!

Zitat
Zudem wird das Vertrauen von Investoren in Rechts- und Planungssicherheit in Deutschland beschädigt.


Nicht wirklich. Natürlich war die Kehrtwende in der Energiepolitik für die Konzerne ein böse Überraschung. Aber auf einem Politikfeld, das ohnehin als riskant und problematisch bekannt war. Ansonsten steht Deutschland in diesem Bereich immer noch viel besser da als die meisten Konkurrenten.

C. Offline




Beiträge: 2.639

07.06.2011 13:23
#12 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von R.A.
Die Ausbeutung der neuen deutschen Gasreserven ("Shale Gas") dürfte sogar Preisvorteile bringen.



Darauf würde ich mich nicht verlassen. Das Reich Gottes hat schon eine Resolution gegen dieses Sünde verabschiedet:Bewahrung der Schöpfung - keine Genehmigung für unkonventionelle Erdgasförderung

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

07.06.2011 13:46
#13 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat
C.

Darauf würde ich mich nicht verlassen. Das Reich Gottes hat schon eine Resolution gegen dieses Sünde verabschiedet:Bewahrung der Schöpfung - keine Genehmigung für unkonventionelle Erdgasförderung



Das ist doch wohl nur noch krank. Kein Wunder das wir da vor die Hunde gehen.

patzer Offline



Beiträge: 359

07.06.2011 13:57
#14 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

geehrter zettel,
ich freue mich ,dass sie die totale politikabstinenz nun doch nicht durchhalten.
gruß patzer

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.06.2011 13:58
#15 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von C.
Darauf würde ich mich nicht verlassen.


Verlassen kann man sich auf gar nichts mehr :-(

Ich wollte nur sagen, daß der Atomausstieg alleine verkraftbar ist. Man darf natürlich nicht beliebig weitere politische Fehler draufhäufen.

Und noch habe ich die Hoffnung, daß die Bundesregierung aus ihrer Fukushima-veranlaßten geistigen Umnachtung erwacht und sich von den Resolutionen des Kirchentags ähnlich beeindrucken läßt wie alle Vorgängerregierungen, also gar nicht.

Thanatos Offline



Beiträge: 232

07.06.2011 14:53
#16 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von Zazaz
Ernsthafte, engagierte Konservative und Liberale machen vielleicht noch 20, 30 % der Bevölkerung aus.



Nein, nein. Ich halte das für eine Wunschvorstellung. Ich lese seit langem in einem Forum von Yachtbesitzern mit - alles durch die Bank Unternehmer. Ein Milieu, wo man am ehesten noch ökonomischen Sachverstand vermuten würde. Auch dort wird das Thema Energiepolitik diskutiert. Von 100 Threadteilnehmern sind es gerade mal zwei, die den Ausstieg NICHT begrüßen.

"Engagierte" Konservative + Liberale gibt es eher noch 5% als 20%, aktive und passive zusammengenommen sind es vielleicht 10, vielleicht mit Glück 15%. (IMHO)

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

strubbi77 Offline



Beiträge: 337

07.06.2011 15:06
#17 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von R.A.

Politisch bemerkenswert ist dabei weniger, daß Merkel (wie schon letztes Jahr diskutiert) systematisch erst den aktuellen Koalitionspartner demontiert und ihre Partei auf den nächsten Koalitionspartner vorbereitet hat. Das wäre noch unter Machiavelli abzubuchen.
Bemerkenswert finde ich eher die taktischen Fehler, die sie dabei gemacht hat. Das Nachlaufen hinter dem Trend hat die CDU ihre Hochburg BaWü gekostet und die Partei insgesamt ähnlich ruiniert wie Schröders Chaos-Politik die SPD.

Am Ende von Merkels inhaltlich substanzloser, nur auf den eigenen Postenerhalt gerichtete Politik könnte dann eine grün/rote Regierung stehen. Und mich wundert, daß die Union sich diese Führung immer noch gefallen läßt.



Das hat man doch an der ersten relevanten Landtagswahl nach der letzten Bundestagswahl in NRW schon gesehen, durch das Abwarten von wichtigen Beschlüssen auf die Zeit nach der Wahl wurde auch die Wahl dort verloren. Die politischen Gegner konnten Wahlkampf mit der "Verhinderung" von schlimmen Dingen durch den Bundesrat machen. Meiner Meinung nach der größte taktische Fehler der Reformseite. Für Seehofer, der vor einer starken FDP Angst hat und für andere, die mehr Staat rufen taktisch aber eher eine Meisterleistung.

Der Atombeschluss (Konsens mag ich das nicht nennen, denn selbst ATTAC nennt eine Idee erst ab 90% Zustimmung Konsens) macht schwarz-grün unter Merkel als Möglichkeit nach der nächstens Bundestagswahl nur wahrscheinlicher ... wenn nicht sogar präferierte Option. Also die erste Kanzlerin mit etwas Glück 3 verschiedenen Koalitionspartner ... da ist selbst der Schwenk der FDP 1982 und das Wendehalsgeschreibe danach politisch geradlienig.

Gut mit Öttinger hätte es in Baden-Württemberg wahrscheinlich schon Schwarz-Grün gegeben, viele Weichen dafür waren doch schon gestellt. Jetzt wurde auf Bundesebene der größte Punkt, der dazwischen liegt auch noch ausgeräumt. Vom politischen Machterhalt her die richtige Entscheidung.

Der Abstand zu den Leipzigern Beschlüsse der CDU (http://www.grundsatzprogramm.cdu.de/doc/...fairaendern.pdf evtl. aus dem Kontext gerissene Auszüge):

Zitat

Eine Partei, die ihre Grundwerte verliert oder sie dem Zeitgeist opfert, wird beliebig
und austauschbar.

Unser Programm will nicht den Verzicht, den die Mangelwirtschaft erzwingt. Unser
Programm weist ein Ziel, von dem alle ihren Nutzen haben.


ist gigantisch. Evtl. habe ich es verpasst, dass die CDU eine andere Grundsatzausrichtung beschlossen hat, aber die letzten Reste von der Idee die dahinter gesteckt haben sind jetzt weggewischt ...

Die Zukunft wird es richten ...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.06.2011 15:13
#18 Das Volk! Antworten

Zitat von R.A.
Und noch habe ich die Hoffnung, daß die Bundesregierung aus ihrer Fukushima-veranlaßten geistigen Umnachtung erwacht und sich von den Resolutionen des Kirchentags ähnlich beeindrucken läßt wie alle Vorgängerregierungen, also gar nicht.

Ich glaube ja nicht, daß es eine geistige Übernachtung war, lieber R.A. Jedenfalls nicht diejenige der Bundesregierung.

Ich habe es in dem Artikel zu sagen versucht: Merkel, die ein sehr gutes Gespür für die Reaktion "des Volks" besitzt, hat schon nach den ersten Meldungen richtig antizipiert, was Fukushima mit den Deutschen machen würde. (Vielleicht hat sie ja auch meine Serie Die Deutschen und das Atom gelesen, dann wußte sie Bescheid. ).

Ihr war klar, daß die Union in den Orkus sinken würde, wenn es bei der Laufzeitverlängerung geblieben wäre. Sie hat sie aber lieber auf dem Olymp als im Orkus, ihre Partei. Also hat sie sich an die Spitze der Bewegung gesetzt. (Ob sie damit zugleich die Option für eine schwarzgrüne Koalition eröffnen wollte, sei dahingestellt).

Die Wurzel des Übels ist nicht das Handeln der Regierung (und schon gar nicht sind "alle Politiker Versager", wie das hier jemand behauptet hat), sondern die Wurzel ist German angst. Es ist die Mentalität unseres Volks - diese Angst, zu der sich Überheblichkeit, Selbstüberschätzung, Großsprecherei gesellen -, die jetzt wieder durchbricht.

Falls denn der Begriff der geistigen Umnachtung passen würde, dann eher auf das Volk als auf die Regierung. In der, nebenbei, der gar nicht geistig umnachtete, sondern aalglatte und eiskalte Norbert Röttgen auf seine Kanzlerschaft einer schwarzgrünen Regierung hinarbeitet.

Herzlich, Zettel

Thanatos Offline



Beiträge: 232

07.06.2011 15:24
#19 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Lieber Zettel,

vielleicht kann ich ein wenig "Trost spenden"?

Ich erinnere an zwei grundlegende Denksprüche, Erkenntnisse, die sich geschichtlich immer bestätigt haben: "Es gibt nichts Neues unter der Sonne" und "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch". Einmal Bibel, einmal Hölderlin.

Seit es das deutsche Volk, die deutsche Nation gibt, mag es schon oft für Teile desselben erschienen sein, als wäre nun Hopfen und Malz verloren. Die Nation mag schon oft am Abgrund gestanden haben, sei es am Ende des 30jährigen Krieges, sei es, als Napoleon regierte, sei es, als ein "tausendjähriges Reich" ausgerufen wurde. Wer hätte im Deutschland des Juni 1939 auch nur entfernt erkennen können, daß dieses Land knapp 6 Jahre später besiegt, zerstört, besetzt und schuldbeladen sein würde?? Und wer wiederum hätte prohezeit, daß dieses Land 15 Jahre später bereits wieder reich, blühend, politisch wohlgeordnet und international anerkannt (abgesehen von der Ostzone) dastehen würde??

Die Auswirkungen aktueller Entscheidungen in der Zukunft sind für uns alle nur zu vermuten. Prophetie ist nicht möglich, die Zukunft ist absolut liquide, volatil. Soll heißen: es kann alles passieren. So wie die Politik durch ein Erdbeben und einen Tsunami in Japan radikal beeinflußt wurde, so sind jederzeit auch wieder andere Ereignisse und Entwicklungen möglich, die andere radikale Folgen haben. Sie werden mir zustimmen, daß eine Prognose für den Zustand Europas auch nur 5 Jahre voraus völlig unmöglich ist. Sind denn nicht die beiden folgenden Szenarien beide denkbar:

- 2016 gibt es keinen Euro und keine EU mehr, nationale Währungen sind wieder eingeführt
- 2016 gibt es keine Nationalstaaten mehr, sondern nur noch einen Bundesstaat Europa mit Brüsseler Zentralregierung

Dies nur als Beispiele. Wir wissen nicht wirklich, wie sich die Zukunft entwickelt. Wir wissen nicht, wie sich Gas- und Ölpreis, wie sich die Atomstromerzeugung, wie sich die konjunkturelle Lage entwickeln wird. Wir wissen nicht, wie die Zivilgesellschaft letztlich auf beschleunigte Genehmigunsgverfahren für Pumpspeicherwerke, Stromtrassen und Windparks reagieren wird. Wir wissen nicht einmal wirklich, ob die nächste Regierung schwarz-grün, schwarz-rot oder grün-rot sein wird. Wir wissen noch nicht, ob es vielleicht eine neue Politikerpersönlichkeit geben wird, die eine neue Dynamik ins politische Tagesgeschäft bringen könnte - sagen wir: einen deutschen Obama?!

Ja, es ist alles möglich. Die aktuelle Politik ist in höchstem Maße ärgerlich, aber es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Menschliche Flexibilität, Schöpferkraft und Erfindungsreichtum werden sich auch durch das Wettbewerbshindernis "Atomausstieg" hindurchkämpfen. Und das Meinungsklima kann sich wandeln. In beide Richtungen.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

07.06.2011 15:43
#20 RE: Das Volk! Antworten

Zitat von Zettel

Ihr war klar, daß die Union in den Orkus sinken würde, wenn es bei der Laufzeitverlängerung geblieben wäre. Sie hat sie aber lieber auf dem Olymp als im Orkus, ihre Partei. Also hat sie sich an die Spitze der Bewegung gesetzt. (Ob sie damit zugleich die Option für eine schwarzgrüne Koalition eröffnen wollte, sei dahingestellt).



Tatsächlich würde ich in Abrede stellen, dass Merkels Schlingerkurs bezüglich der Kernenergie die Partei vor dem Orkus gerettet hat. Sie hat vielmehr ihrer konservativen Stammwählerschaft einen weiteren Grund gegeben, nicht mehr zur Wahl zu gehen. Und sie hat an alle klar signalisiert: die Idee, dass die CDU langfristige Überzeugungen verfolgt, ist endgültig gestorben.

Während ich nachvollziehen kann, dass Merkel auf der taktischen Ebene viele unangenehme Diskussionen verhindert hat, hat sie doch strategisch allergrößten Schaden angerichtet. Das alles erinnert mich fatal an "der Klügere gibt solange nach, bis er der Dumme ist". Und es bestätigt mich in meiner nach-Kohl-CDU-Kritik, dass einfach niemand mehr die Eier hat, seine Überzeugungen auch standhaft und damit dauerhaft zu artikulieren und zu verteidigen.

Der Erfolg der Grünen basiert meines Erachtens zu einem guten Teil darauf, dass grüne Argumentation dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein" folgt. Oder um mit Harald Schmidt zu sprechen: wenn man etwas nur lange und oft genug wiederholt, kann alles erfolgreich sein. HS bezog das allerdings auf Fernsehsendungen...

Gruß,
hubersn

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.06.2011 16:23
#21 RE: Das Volk! Antworten

Zitat von Zettel
Ich glaube ja nicht, daß es eine geistige Übernachtung war, lieber R.A. Jedenfalls nicht diejenige der Bundesregierung.


Es war mehr als geistige Umnachtung, es war blinde Panik.
Ich hatte ja Kontakt mit einigen Akteuren auf Bundes- und Landesebene. Und ich kenne diese Symptome aus früheren Krisen (die erste war damals die Flick-Spendenaffäre und die abstruse Idee der damaligen Parteiführungen, das Problem mit einer offiziellen Amnestie zu "lösen").

Die Regierung war konfrontiert mit einer Krisensituation, in der sie nicht direkt handeln konnte, aber in der sie beständig um Reaktionen gefragt wurde. Spitzenpolitiker konsumieren über die Pressezusammenstellungen ihrer Büros eine Riesenmenge Schlagzeilen und Kommentare pro Tag, unterfüttert mit Meinungsumfragewerten. Jede Kleinigkeit, die der normale Zeitungsleser mit einem Achselzucken abtut, schlägt im Fieberklima des Raumschiffs Berlin große Wellen. Echte Krisen wie nach Fukushima führen bei Politikern ohne klare Positionierung (also fast allen) schnell zu Hysterie, weil sie ihre Stellungnahmen nicht wie gewohnt eng an die veröffentlichte Meinung anschließen können.

Zitat
Merkel, die ein sehr gutes Gespür für die Reaktion "des Volks" besitzt, hat schon nach den ersten Meldungen richtig antizipiert, was Fukushima mit den Deutschen machen würde.


Auch ohne gutes Gespür war schnell klar, daß die Atomkraftverlängerung sich nicht mehr halten ließ. Mit gutem Gespür hätte Merkel aber merken müssen, daß die Art ihres Umkippens verheerend wirkte und ihre Glaubwürdigkeit nachhaltig beschädigte.

Wenn man schon eine unhaltbar gewordene Position räumen muß, dann muß man das taktisch etwas geschickter einfädeln. Und alle Berliner Spitzenpolitiker sind grundsätzlich dazu in der Lage, sonst hätten sie ihre Position nie erreicht.
Aber da eben blinde Panik herrschte, waren sie nicht einmal zu politischen Manövern auf Anfängerniveau in der Lage.

Eine absolute Grundregel (die sonst auch immer beherzigt wird) ist doch: Wenn man gezwungen ist, die Position des politischen Gegners zu übernehmen - dann darf man das nie offen zugeben.

Wenn man also faktisch zum rot/grünen Ausstieg zurück will, dann muß man das inhaltlich ganz anders konstruieren. Was auch im konkreten Fall ganz leicht gewesen wäre. Denn der rot/grüne Ausstieg hatte ja eine ein ganz riesiges Problem: Im Gesetz war nur die Abschaltung der alten Energiequelle geregelt - aber die Regierung hatte überhaupt keine Planung für die Nachfolgeversorgung vorgelegt!

Das vernünftige Vorgehen wäre also gewesen, sich taktisch von den Japanern zu distanzieren (von wegen schwächerer Sicherheitsmaßnahmen als in Deutschland). Und dem Volk deutlich versichern, daß keine Gefahr besteht (weil es in Deutschland keine Tsunamis gibt). Und gleichzeitig jeden verfügbaren Ingenieur durch die KKWs zu schicken um Sicherheitsüberprüfungen zu machen. Alles schön publikumswirksam.

Damit hätte man sich auf jeden Fall über die Wahlen gerettet und BaWü wäre schwarz/gelb geblieben.

Und DANACH kann man die Ergebnisse der Überprüfungen verkünden und feststellen, daß aus neu bewerteten Gründen X und Y die "Brücke Atomkraft" etwas kürzer sein würde als bisher erwartet. Und dann wird ein sauberer Umstiegsplan entwickelt (den man ohnehin braucht, selbst mit Verlängerung wäre ja die Kernkraft ein Auslaufmodell gewesen). Und gleichzeitig kann man immer auf rot/grün rumhacken, daß die keine solche Ersatzplanung gemacht haben.

Zitat
Die Wurzel des Übels ist nicht das Handeln der Regierung (und schon gar nicht sind "alle Politiker Versager", wie das hier jemand behauptet hat), sondern die Wurzel ist German angst.


Für die Grundsatzentscheidung: Ja.
Für das konkrete Versagen der Regierung: Nein.

Merkel hat jetzt das ziemlich größtmögliche politische Desaster angerichtet: Sie hat quasi offiziell bestätigt, daß die Grünen schon immer und komplett richtig lagen. Und daß der rot/grüne Ausstieg nicht nur inhaltlich richtig, sondern auch realistisch war. Und daß man genau diesen Ausstieg fast unmodifiziert wieder in Kraft setzen muß.

Und weil sie dabei die Glaubwürdigkeit der Regierung in der Energiefrage so komplett in die Tonne getreten hat, ist es jetzt extrem schwierig, vernünftige Maßnahmen zu begründen. Das fängt mit der Vorhaltung von Reservekraftwerken an und wird bis zur Frage führen, daß wir "Shale Gas" für unsere Kraftwerke bräuchten und nicht weitere Milliarden in die Photovoltaik stecken dürfen.

Es ist schwer vorstellbar, wie eine bürgerliche Regierung das alles noch schlechter hätte hinkriegen können.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

07.06.2011 16:34
#22 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von Gorgasal
Das Elektron, das aus Ihrer Steckdose tröpfelt, weiß nicht, ob es von einem AKW oder einer Photovoltaikanlage eingespeist wurde. Egal, was der Stromanbieter erzählt und wie grün seine Faltblätter sind.



Wechselstrom kann das sowieso nicht. Nur bei Gleichstrom wandern (in der Klassischen Vorstellung) Elektronen.

Die Energie, welche ins Netz eingespeist wird, lässt sich allerdings schon nach Hersteller und Verbraucher auftrennen und entsprechend abrechnen. Wenn dauerhaft niemand AKW-Energie haben will, lohnt sich diese Anlage eben nicht mehr und der Betreiber wird das Ding vom Netz nehmen. Bischen wie eine gemeinsame Urlaubskasse: Dort wird auch nicht vermerkt, welches Geldstück meines oder Ihres ist, sondern am Ende die Ansprüche aufgerechnet.

Arthur Offline



Beiträge: 26

07.06.2011 16:41
#23 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von Thanatos
Sie werden mir zustimmen, daß eine Prognose für den Zustand Europas auch nur 5 Jahre voraus völlig unmöglich ist. Sind denn nicht die beiden folgenden Szenarien beide denkbar:

- 2016 gibt es keinen Euro und keine EU mehr, nationale Währungen sind wieder eingeführt
- 2016 gibt es keine Nationalstaaten mehr, sondern nur noch einen Bundesstaat Europa mit Brüsseler Zentralregierung





Lieber Thanatos,
natürlich sind beide Szenarien denkbar, aber die Frage ist doch, ob sie gleich wahrscheinlich sind. Es ist doch sehr,sehr unwahrscheinlich, dass es 2016 keine EU mit nachgeschalteter Bürokratie mehr gibt. Genauso unwahrscheinlich ist es, dass in absehbarer Zeit in Deutschland eine moderne Kerntechnik und eine intelligente Energiepolitik betrieben wird. Hierzu ist in der politischen Klasse das technisch-naturwissenschaftliche Wissen viel zu gering. Es ist sowieso immer wieder erstaunlich zu sehen, wer heutzutage ohne jede akademische naturwissenschaftliche Ausbildung Statements zu technischen Angelegenheiten abgibt.


MfG
Arthur

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

07.06.2011 16:42
#24 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von Dagny
Die Energie, welche ins Netz eingespeist wird, lässt sich allerdings schon nach Hersteller und Verbraucher auftrennen und entsprechend abrechnen. Wenn dauerhaft niemand AKW-Energie haben will, lohnt sich diese Anlage eben nicht mehr und der Betreiber wird das Ding vom Netz nehmen. Bischen wie eine gemeinsame Urlaubskasse: Dort wird auch nicht vermerkt, welches Geldstück meines oder Ihres ist, sondern am Ende die Ansprüche aufgerechnet.


Guter Vergleich. Und wenn von dem Geld Gemüse gekauft und Eintopf gemacht wird, kann sich auch keiner aus den Auberginen "ausklinken"

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.06.2011 17:08
#25 RE: Zitat des Tages: Rufer in der Wüste Antworten

Zitat von Dagny
Wenn dauerhaft niemand AKW-Energie haben will, lohnt sich diese Anlage eben nicht mehr und der Betreiber wird das Ding vom Netz nehmen.


Aber genau das ist halt nicht der Fall.
Im Prinzip gibt es ja schon seit vielen Jahren die Möglichkeit, gezielt "Öko-Strom" zu kaufen. Die wird aber nach wie vor nur von einer kleinen Minderheit genutzt.
Die breiten Mehrheiten, die die Meinungsforscher in der Bevölkerung für einen Atomausstieg sehen, spiegeln sich im praktischen Verhalten nicht wieder.

Es ist auch gut möglich, daß diese Umfragemehrheiten in sich zusammenbrechen würden, wenn man die echten Kosten des Ausstiegs vorrechnen würde. Denn völlig unnötigerweise verbreitet die Regierung die Lüge, der Ausstieg würde nur zu moderaten Mehrkosten für die Verbraucher führen.

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