Es ist schon bemerkenswert, wenn ein CDU-Politiker in dieser vernichtenden Weise einen CDU-Politiker kritisiert. Wäre Oettinger ein nationaler Minister und Reul ein Abgeordneter in dem betreffenden nationalen Parlament, dann wäre so etwas schwerlich denkbar.
Aber Oettinger ist ja nicht so etwas wie ein Minister einer europäischen Regierung, sondern - die Amtsbezeichnung "Kommissar" bringt es trefflich zum Ausdruck - ein Spitzenbürokrat; Mitglied einer Bürokratie, die niemand kontrolliert und die auch ein Spitzenparlamentarier wie Reul - immerhin Vorsitzender des zuständigen Parlamentsausschusses - nur verbal kritisieren kann. An der geplanten Direktive wird er genau nichts ändern können.
Calimero
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16.06.2011 17:54
#2 RE: Zitat des Tages: Oettingers neuester Streich
Meine Stromzuteilung fürs Wäschewaschen lag heute leider im Nachmittags-Zeitfenster, so musste ich mich erst um die Waschmaschine kümmern, bevor ich meinen Artikel dazu veröffentlichen konnte.
Solidarische Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von WeltJedes Jahr sollen die Unternehmen ihren Anteil am Energiemarkt um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresverbrauch senken.
Was soll das heißen? Ein Unternehmen mit 20% Marktanteil soll nächstes Jahr nur noch 18,5% Marktanteil (-1,5 Prozentpunkte) haben? Oder 19,7% (-1,5% des bisherigen Marktanteils)? Und das bei allen Anbietern? Heißt das, dass der Gesamtmarkt dann nächstes Jahr nicht mehr 100% ausmacht, sondern nur noch 98,5%?
Kann die Welt keine Prozentrechnung oder Oettinger?
Vielleicht ist es ja ganz gut, dass Oettinger jetzt nicht mehr Ministerpräsident von Baden-Württemberg ist. Man kann hoffen, dass Kretschmann die Industrie nicht ganz so abwürgt.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von WeltJedes Jahr sollen die Unternehmen ihren Anteil am Energiemarkt um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresverbrauch senken.
Was soll das heißen? Ein Unternehmen mit 20% Marktanteil soll nächstes Jahr nur noch 18,5% Marktanteil (-1,5 Prozentpunkte) haben? Oder 19,7% (-1,5% des bisherigen Marktanteils)? Und das bei allen Anbietern? Heißt das, dass der Gesamtmarkt dann nächstes Jahr nicht mehr 100% ausmacht, sondern nur noch 98,5%?
Kann die Welt keine Prozentrechnung oder Oettinger?
Ich vermute eher, lieber Gorgasal, daß da jemand ein paar Wörter vergessen hat (Ellipse nennen das wohl die Linguisten ). Gemeint ist offenbar: "... den Verbrauch im Bereich ihres Anteils am Energiemarkt um 1,5 Prozent ..."
So hat es zB auch Bloomberg verstanden, wo es heißt:
Zitat European Union Energy Commissioner Guenther Oettinger is seeking to force electricity providers to cut energy use in the region by 1.5 percent annually
Als ich nach einem englischen Wortlauf gesucht habe, bin ich übrigens über diese interessante Meldung gestolpert.
Offenbar herrscht wg. der Direktive in der EU-Kommission große Aufregung; es geht dabei um den Kohlepreis. Wieso dieser aufgrund der Direktive drastisch fallen wird, habe ich allerdings nicht verstanden. Möglicherweie bezieht sich das auf andere Teile der Direktive als die von "Welt-Online" berichteten.
Zitat Was soll das heißen? Ein Unternehmen mit 20% Marktanteil soll nächstes Jahr nur noch 18,5% Marktanteil (-1,5 Prozentpunkte) haben? Oder 19,7% (-1,5% des bisherigen Marktanteils)? Und das bei allen Anbietern? Heißt das, dass der Gesamtmarkt dann nächstes Jahr nicht mehr 100% ausmacht, sondern nur noch 98,5%?
Das bezieht wohl eher auf die Verbrauchsmenge, das scheint mir irreführend formuliert zu sein. Nur wie lange soll das gehen? Bis der Energieverbrauch auf 50% eines bestimmten Wertes gesunken ist? Dann können sich die Versorger in der Tat gleich auflösen und jeder Haushalt erzeugt seinen eigenen Strom EU-gerecht mit dem Windrad auf dem Hausdach... geheizt wird dann einfach nicht mehr. Das freut dann auch die Ökobauern, die dicke Wollpullis verkaufen wollen.
Friedrich
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16.06.2011 18:21
#6 RE: Zitat des Tages: Oettingers neuester Streich
Zitat Gorgosal Kann die Welt keine Prozentrechnung oder Oettinger?
Teile der Welt (eingeschlossen in diesen Teilen natürlich unsere Delebets)
Wahrscheinliche Idee: Jedes Jahr dürfen nur x,y Prozent wenige Strom verbraucht werden, Um neuen Anbietern einen Markt zu "garantieren" (ich denke das dachte Oettinger an diverse Stadtwerke etc pp), muß natürlich auch der Anteil am dann noch geltenden Gesamtmarkt verringert werden. Das wären vielleicht die 1,5 Prozent und das muß man einfach davon ausgehen Oettinger meint den aktuellen Marktanteil. Interessant wird es dann, wenn sich der Markt verschieben sollte. Wenn also eine Firma "mehr" als die 1,5 % verliert dann wird sich wohl Regressansprüche an andere stellen dürfen/sollen/müssen (was auch immer), damit Ihr Anteil am Gesamtmarkt wieder wie im "Vorjahr" ist.
Wahrscheinlich wird aber eine "Zugewinn"energieversorger dazu verdonnert, wechselwillige Kunden abzuwimmeln um den "Konkurrenten" nicht zu schädigen. Dies ist die "dogs-eats-no-dog" Geschäftsregel aus "Atlas" shrugged.
Ironie hätte ja noch einen gewissen Witz aber ich wette Oettinger meint es "ernst". Was mich wiederum dazu anregt zu sagen. "Delbets bei der Arbeit", Katastrophe von A-Z oder "wie schaffen wir es alle ärmer zu machen" was insgesamt wieder der Armutsstatistik gut täte. Wo alle arm sind gibt es keine großen einkommensunterschiede mehr. Substitivwirtschaft hat ja Jahrzehntausende ausgereicht, da dürfen wir uns wohl einfach nicht so anstellen.
Edit Ich möchte gerne noch auf: Bürokratieblüten verweisen. passte dort doch 100% ig hin. End edit
Offenbar herrscht wg. der Direktive in der EU-Kommission große Aufregung; es geht dabei um den Kohlepreis. Wieso dieser aufgrund der Direktive drastisch fallen wird, habe ich allerdings nicht verstanden. Möglicherweie bezieht sich das auf andere Teile der Direktive als die von "Welt-Online" berichteten.
Zitat von interessante Meldung "More than half of those measures [in the draft] target the installations covered by the emissions trading scheme (ETS)," Two internal EU studies contained in an impact assessment predict carbon prices falling from €25 a tonne to either €14 a tonne, or close to zero, as a result of the efficiency drive.
Es geht nicht um den Preis von Kohle, sondern um den Preis von Kohlendioxidemissionszertifikaten. Wenn Öttinger erfolgreich wäre, würde der Preis fallen, weil weniger ausgestoßen wird.
Müsste diese Leute doch eigentlich freuen, es geht ihnen schließlich nicht um zusätzliche Staatseinnahmen, sondern genau um die Reduktion von Kohlendioxidemissionen.
Zitat von interessante Meldung "More than half of those measures [in the draft] target the installations covered by the emissions trading scheme (ETS)," Two internal EU studies contained in an impact assessment predict carbon prices falling from €25 a tonne to either €14 a tonne, or close to zero, as a result of the efficiency drive.
Es geht nicht um den Preis von Kohle, sondern um den Preis von Kohlendioxidemissionszertifikaten. Wenn Öttinger erfolgreich wäre, würde der Preis fallen, weil weniger ausgestoßen wird.
Ja stimmt. Daran muß ich mich erst noch gewöhnen, daß carbon nicht nur als Kohle, sondern auch in der Bedeutung von "Kohlenstoff" einen "Preis" hat.
Früher kriegte man CO2 ja kostenlos von jedem Tier geliefert, das atmet .
Zitat von ZettelEs ist schon bemerkenswert, wenn ein CDU-Politiker in dieser vernichtenden Weise einen CDU-Politiker kritisiert. Wäre Oettinger ein nationaler Minister und Reul ein Abgeordneter in dem betreffenden nationalen Parlament, dann wäre so etwas schwerlich denkbar.
Es sei denn, er befände sich in einem präsidentiellen System.
Zitat von ZettelAn der geplanten Direktive wird er genau nichts ändern können.
Steht wo? Meines Wissens folgt die Richtlinie dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren und braucht dementsprechend die Zustimmung des Parlaments.
Zitat von ZettelAn der geplanten Direktive wird er genau nichts ändern können.
Steht wo? Meines Wissens folgt die Richtlinie dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren und braucht dementsprechend die Zustimmung des Parlaments.
Ist das so, lieber FTT?
Ich hatte in Erinnerung, daß Richtlinien auch von der Kommission erlassen werden können und habe das jetzt noch einmal nachgelesen. Die Wikipedia schreibt dazu:
Zitat Grundsätzlich verläuft der Erlass von Gesetzgebungsakte der EU wie folgt: Vorschlag der Kommission
Beteiligung des Parlaments in unterschiedlichem Umfang: keine Beteiligung Anhörung Zustimmung gleichberechtigte Mitentscheidung (ordentliches Gesetzgebungsverfahren)
Anhörung der beratenden Organe
Entscheidung des Rates
Wenn ich das richtig verstehe, hat die letze Entscheidung auch weiterhin der Rat.
Zitat von ZettelAn der geplanten Direktive wird er genau nichts ändern können.
Steht wo? Meines Wissens folgt die Richtlinie dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren und braucht dementsprechend die Zustimmung des Parlaments.
Ist das so, lieber FTT?
Nach Art. 194 des AEUV läuft die gemeinschaftliche Energiepolitik grosso modo nach dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren. In selbigem kann das Parlament das Ding verändern oder zu Fall bringen.
zunächst war ich ja entsetzt, als ich den Artikel bei "Welt" gelesen habe. Dann noch entsetzter, als mir klar wurde, was das Fehlen sofortigen lautstarken Protests gegen die (Wider)einführung der Planwirtschaft über den geistigen Zustand unseres Landes aussagt.
Aber dann kam der erlösende Gedanke: Frau Merkel arbeitet schon kräftig daran, daß diese Ökodiktatur nicht eingerichtet wird!
Durch ihre voraussehende Förderung der Transferunion und durch ihre Förderung der Energieverknappung sorgt sie dafür, daß Deutschland ganz schnell "den Bach runtergeht". Den anderen EU-Ländern (außer Österreich vielleicht) ist das Thema Ökologismus glücklicherweise zumindest ziemlich egal.
Man kann sich nun leicht ausrechnen, wie wichtig es denen sein wird, ökologistische Sonderwünsche aus Deutschland in EU-Recht umzusetzen, wenn Deutschland nicht mehr so zahlungskräftig sein wird.
Sonst ist es üblich die negativen, zu Mangelwirtschaft und schlechteren Waren/Dienstleistungen führenden Aspekte der Staatsintervention und des Etateismus zu leugnen oder das Kosten/Nutzen-Verhältnis für den einzelnen Bürger im Hinblick auf eine sogenannte "soziale Gerechtigkeit" als akzeptabel darzustellen (da es den sozial Schwachen helfen würde), jetzt ist die Mangelwirtschaft in Bezug auf die Versorgung der Bürger (und zwar aller Schichten) erklärtes Ziel. Und zwar, das muss man sich noch einmal vor Augen führen, erklärtes Ziel! Man hat keinerlei Scheu mehr davor sein erklärtes Ziel der Mangelwirtschaft öffentlich zu verkünden, den Bürgern anzukündigen und mit Drohungen für den Fall der Nichterfüllung zu versehen. Man fühlt sich also mit seinen Forderungen
- entweder unangreifbar, da man die Mehrheit hinter sich glaubt
oder
- unangreifbar, da man sich dem Einfluss und der Kontrolle der Mehrheit entzogen fühlt
oder
- man sieht gar nicht, was an der Forderungen so problematisch und skandalös sein soll, hält sie schon für vollkommen normal, erkennt die Absurdität der eigenen Forderungen nicht, wegen denen man in einer sehr sichern Position seien sollte, um die Forderungen öffentlich zu stellen und dann durchsetzen zu wollen, erkennt also auch nicht warum man sich in einer sicheren Position befinden sollte um die Forderung öffentlich zu stellen.
Und das finde ich den wirklich interessanten Aspekt, den diese Posse auszeichnet.
PS: Ich glaube, es ist eine Mischung aus allen drei Punkten.
Jemand hier hat ja in seiner Signatur "Iceage Now!" stehen - "Stoneage Now" ist wohl die Devise in Brüssel. Was von dort kommt entbehrt jeglichem Diskussionsbedarfs, das ist dermaßen absurd, dass man das Gefühl haben könnte es käme aus den Kreisen der nordrheinwestfälischen Linken. Und weit und breit ist kein Protest, keine kritische Partei in Sicht... Einmal abgesehen von dem ganzen Gemecker was wir hier betreiben gibt es irgend etwas was man dagegen tun kann? Demonstrationen gibt es ja anscheinend nicht(da würde ich mal hingehen, soll noch mal jemand meckern die Jugend würde nicht mehr demonstrieren). Die Zeiten als es noch lustig war(sofern das jemals der Fall war) was da aus Brüssel kam sind jedenfalls eindeutig vorbei.
Zitat von isildurEinmal abgesehen von dem ganzen Gemecker was wir hier betreiben gibt es irgend etwas was man dagegen tun kann?
Tja, würden wir noch in einer wirklichen Demokratie leben, könnte man die Protagonisten abwählen. So aber dürfen wir uns klaglos in unser Schicksal fügen und für das alles auch noch nicht zu knapp zahlen.
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Zitat von FTT_2.0Nach Art. 194 des AEUV läuft die gemeinschaftliche Energiepolitik grosso modo nach dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren. In selbigem kann das Parlament das Ding verändern oder zu Fall bringen.
Danke! Na, schaumama, ob sich da Reul oder Oettinger durchsetzt.
Daß solche Direktiven der Zustimmung des Parlaments bedürfen, wußte ich tatsächlich nicht. Und nachdem ich es jetzt weiß, stelle ich fest, daß ich nicht einmal weiß, wie denn dort die Mehrheitsverhältnisse sind. Gibt es in diesem Parlament eine bürgerliche oder eine grün-sozialistische Mehrheit? Hat Oettinger eine Chance, mit seinem Aberwitz eine Mehrheit zu bekommen, wenn selbst der Vorsitzende des zuständigen Ausschusses Entsetzen signalisiert?
Gibt es in diesem Parlament überhaupt so etwas wie das, was in Frankreich die Majorité ist und in den USA die Majority; entsprechend Minorité und Minority? Ich frage das deshalb, weil Sie ja auf Präsidialslysteme verwiesen hatten, lieber FTT.
Mir scheint aber in Brüssel kein Präsidialsystem zu existieren, sondern die Herrschaft einer Bürokratie; mit einem Parlament, dessen Macht vielleicht derjenigen des Reichstags in der deutschen Verfassung von 1871 ähnlich ist. Irre ich mich?
Nach Wikipedia hätten EVP, andere Konservative und Liberale im Europaparlament eine Mehrheit. Das will aber nichts sagen, denn die Europaabgeordneten zählen bis auf das Häuflein der ausgewiesenen Europakritiker zu einer Spezies, denen die europäische Zuständigkeit über alles geht. Man muss nur mal hinhören, wenn deutsche Abgeordnete sich äußern, die über die FDP in dieses Parlament gelangt sind. Da rollen sich mir als Mitglied des liberalen Flügels in der FDP die Fußnägel auf.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat Kann die Welt keine Prozentrechnung oder Oettinger? -------------------------------------------------------------------------------- Ich vermute eher, lieber Gorgasal, daß da jemand ein paar Wörter vergessen hat (Ellipse nennen das wohl die Linguisten ). Gemeint ist offenbar: "... den Verbrauch im Bereich ihres Anteils am Energiemarkt um 1,5 Prozent ..."
Wirft natürlich trotzdem kein gutes Licht auf die "Welt". Denn so ein Fehler kann eigentlich nur passieren, wenn man nur sehr vage Vorstellung von Prozentrechnen hat.
Zum Thema: habe ich das nun richtig verstanden? Der Gesamt-Energiemarkt soll um 1,5% pro Jahr schrumpfen. Und dazu soll auch der Absatz jedes Energie-Anbieters um 1,5% schrumpfen (und dadurch dann allerdings der Marktanteil konstant bleiben).
Wie soll so etwas denn praktisch funktionieren? Das würde ja bedeuten, dass man die Marktanteile aller Anbieter für alle Zeiten festbetoniert. Innovationen (die ja immer Marktanteilsverschiebungen bedeuten) könnte es dann logischerweise keine mehr geben. Auch z.B. ein Ausbau erneuerbarer Energien geht dann nicht mehr, sofern man von der plausiblen Annahme ausgeht, dass nicht alle Anbieter den gleichen Energiemix haben. Würde man dann nämlich erneuerbare fördern, würden jene Anbieter mit hohem Anteil an Erneuerbaren ja Marktanteile gewinnen. Dies geht im Oettinger-Regime aber nicht, weil ja jeder gleichmäßig schrumpfen muss.
Selbst innerhalb der Oettinger-Logik verstehe ich das nicht. Zumal es ja bereits heute ein sehr effizientes Instrumentarium gibt, um den Umwelt-Effekt der Energieversorgung zu regulieren: die CO2-Zertifiktate. Wenn der Staat den CO2-Ausstoß um 1,5% senken will, braucht er ja nur die umlaufenden CO2-Zertifikate um 1,5% reduzieren. Das ganze Hineinregieren in die Abläufe der einzelnen Unternehmen kann er sich dann sparen. Denn WIE die Absenkung erreicht wird, kann ihm ja egal sein. Da kann er sich getrost auf den Erfindungsreichtum der Wirtschaft verlassen. Und ganz nebenbei stellt die Steuerung über die CO2-Zertifikate auch sicher, dass die uneffizientesten und schädlichsten Kraftwerke als erstes abgeschaltet werden. (Eine solche Steuerung erreicht man über die industrieweite 1,5%-Regelung eben gerade nicht.)
Alles sehr seltsam und wenig durchdacht. Ich hoffe eigentlich immer noch, dass die "Welt" einfach alles irgendwie falsch verstanden hat...
Zitat von FlorianAlles sehr seltsam und wenig durchdacht.
Im Unterschied zu Ihrem Beitrag, der mir (wieder einmal) ausgezeichnet gefallen hat.
Welche internen Machtkämpfe in der Kommission dahinterstecken, daß Oettinger einen weiteren Mechanismus neben dem Zertifikathandel einführen will, werden die Brüsseler Journalisten ja vielleicht in den nächsten Tagen herausfinden. Daß der Entwurf "Welt-Online" offenbar zugespielt wurde, könnte ein Schachzug in einem solchen Machtkampf sein.
Aber der Weg, den Oettinger gehen will, hat ja schon seine Logik: Die Zielperson ist der Verbraucher. Wie kann man den erziehen? Kaum durch das Steuerungsinstrument der Zertifikate. Man muß ihn direkt treffen, und das geht eben über seinen Anbieter. Dieser soll sehen, wie er auf den Verbraucher so einwirkt, daß dieser weniger Strom von ihm bezieht.
In dem Bericht wird das ständige Verschicken von Stromrechnungen genannt. So etwas denken sich Bürokratengehirne aus; aber vielleicht waren sie noch nicht kreativ genug. Die Anbieter könnten Warnschreiben verschicken oder ihre Kunden mit Anrufen belästigen, wenn diese ihren Verbrauch nicht senken.
Oder das Nächstliegende tun: Die Strafen, die sie, die Anbieter, beim Nichterreichen des 1,5-Prozent-Ziels zahlen müssen, auf renitente Kunden umlegen, die mehr Strom verbrauchen, als ihnen zusteht.
Das ist aber wohl erst ein Anfang.
Seit dem deutschen "Ausstiegs-" Beschluß, lieber Florian, halte ich es nur noch für eine Frage der Zeit, bis jedenfalls in Deutschland der Strom rationiert wird. Das ist die logische Folge der künstlichen Verknappung, die man beschlossen hat.
Man kann dabei auf die Logik der Lebensmittelkarten der Nachkriegszeit zurückgreifen: Zunächst definiert man den "Normalverbraucher" (davon ist die Redensart "Otto Normalverbraucher" geblieben). Diesem wurden damals X Kalorien zugeteilt (ich glaube, es waren um die 1000/Tag). Dann gibt es Sonderberechtigte. Schwerarbeiter zum Beispiel hatten Extra-Kalorien auf ihrer Lebensmittelkarte; wenn ich mich recht erinnere, auch werdende Mütter.
So wird es auch beim Strom sein; jedenfalls in Deutschland. Aber warum soll Deutschland mit seinem großen politischen und wirtschaftlichen Gewicht den Irrsinn nicht in die ganze EU tragen?
Ich bin ziemlich sicher, daß spätere Historiker diese kollektive Besoffenheit des Frühsommers 2011 als einen Wendepunkt in der Geschichte der Bundesrepublik sehen werden; den bedeutendsten seit 1989: Die Weichen für die formierte Gesellschaft, für den Ökostaat wurden in diesen drei Monaten zwischen Mitte März und Mitte Juni 2011 gestellt. Jetzt geht es darum, die EU bei dieser Wende mitzunehmen, soweit das geht.
Herzlich, Zettel
Calimero
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17.06.2011 06:48
#20 RE: Zitat des Tages: Oettingers neuester Streich
Zitat von FlorianUnd ganz nebenbei stellt die Steuerung über die CO2-Zertifikate auch sicher, dass die uneffizientesten und schädlichsten Kraftwerke als erstes abgeschaltet werden. (Eine solche Steuerung erreicht man über die industrieweite 1,5%-Regelung eben gerade nicht.)
Meinen sie nicht, dass ein Unternehmen von selbst auf die Idee kommt ineffiziente Anlagen zuerst stillzulegen? Sie gehen doch nicht etwa der Medienpropaganda auf den Leim, dass da irgendwelche sinistren Energiemafiosi ihre ältesten, abgeschriebenen Baracken vor sich hinrumpeln lassen um sich damit eine goldene Nase zu verdienen?
Alte Anlagen haben einen höheren Personalaufwand, höhere Brennstoffkosten, höheren Wartungsaufwand, geringere Reisezeiten, höheres Störungsrisiko etc. - die rechnen sich irgendwann einfach nicht mehr, ganz ohne CO2-Zertifikate.
Mit der Besteuerung des CO2-Ausstoßes bevorteilt man lediglich alle Erzeugungsarten die nicht auf Kohle bauen. Selbst die mieseste Gasbaracke hat weniger CO2-Output als das modernste Kohlekraftwerk. Einheimische Braunkohle (unsubventioniert) ist da noch einmal schlechter dran als Steinkohle aus z.B. Südamerika (wg. >50% gebundenem Wasseranteil in der Rohbraunkohle). Die CO2-Bewirtschaftung hat allgemein nur soviel mit Effizienz zu tun, als das preisgünstige Stromerzeugung dadurch künstlich verteuert wird. Eigentlich unwirtschaftlichere Altanlagen auf Gasbasis bekommen so einen Vorteil, weil die Kohlekonkurrenz mit einem Handicap ins Rennen geht, welches auch noch künstlichen, weil politischen Ursprungs ist.
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat Meinen sie nicht, dass ein Unternehmen von selbst auf die Idee kommt ineffiziente Anlagen zuerst stillzulegen? Sie gehen doch nicht etwa der Medienpropaganda auf den Leim, dass da irgendwelche sinistren Energiemafiosi ihre ältesten, abgeschriebenen Baracken vor sich hinrumpeln lassen um sich damit eine goldene Nase zu verdienen?
Man kann natürlich darüber streiten, ob CO2-Ausstoß irgendetwas mit Umweltbelastung zu tun hat. Aber nehmen wir das einmal als gegeben an. Dann wäre es doch sinnvoll, eine bestimmt maximale Umweltbelastung festzulegen und innerhalb dieses Rahmens möglichst viel möglichst günstig produzierte Energie zu erzeugen.
Mein Punkt ist nun, dass - immer vorausgestzt man akzeptiert CO2-Begrenzung als ein wichtiges Ziel - die CO2-Zertifikate dafür ein geeignetes Instrument sind. Und das Oettinger-Regime ist ein schlechter geeignetes Instrument.
Zitat von FlorianMein Punkt ist nun, dass - immer vorausgestzt man akzeptiert CO2-Begrenzung als ein wichtiges Ziel - die CO2-Zertifikate dafür ein geeignetes Instrument sind. Und das Oettinger-Regime ist ein schlechter geeignetes Instrument.
Warum ist die Oettinger-Idee dazu schlechter geeignet? Wenn ein Unternehmen seine Stromproduktion reduzieren will oder muss - völlig egal, ob aufgrund von Kontingenten oder aufgrund von marktverzerrenden CO2-Zertifikaten - dann wird es ceteris paribus immer zuerst die ineffizientesten Anlagen stillegen. Oettinger oder Zertifikate macht dabei keinen Unterschied.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat Warum ist die Oettinger-Idee dazu schlechter geeignet? Wenn ein Unternehmen seine Stromproduktion reduzieren will oder muss - völlig egal, ob aufgrund von Kontingenten oder aufgrund von marktverzerrenden CO2-Zertifikaten - dann wird es ceteris paribus immer zuerst die ineffizientesten Anlagen stillegen. Oettinger oder Zertifikate macht dabei keinen Unterschied.
Ich habe Oettinger so verstanden, dass jeder Anbieter seinen Absatz um 1,5% p.a. reduzieren muss. (Immer vorausgesetzt, ich habe den etwas wirren Welt-Artikel richtig verstanden). Beim Zertifikatemodell wird hingegen der Absatz des Gesamt-Marktes um 1,5% p.a. reduziert.
Nehmen wir nun einmal an, es gäbe 2 gleich große Strom-Anbieter A und B. A produziert 50 GWh p.a. mit hochmodernen Gaskraftwerken (und einem Ausstoß von 100 Tonnen CO2). B produziert 50 GWh p.a. mit Uralt-Braunkohlekraftwerken (und einem Ausstoß von 300 Tonnen CO2).
Beim Zertifikate-Handel würde nun folgendes passieren: Der Staat reduziert die CO2-Zertifikate von 400 Tonnen auf 394 Tonnen. A kauft nach wie vor Zertifikate für 100 Tonnen, B nur noch für 294 Tonnen. Dadurch reduziert sich die Produktion von B auf 50 x 294/300 = 49 GWh.
Gesamt werden als noch 99 GWh produziert bei einem CO2-Ausstoß von 394 Tonnen.
Beim Oettinger-Modell dürfen hingegen A und B beide nur noch 50 x 98,5% = 49,25 GWh produzieren. A stößt dann noch 98,5 Tonnen aus, B noch 295,5.
Gesamt werden im Oettinger-Modell dann noch 98,5 GWh produziert, bei enem CO2-Ausstoß von ebenfalls 394 Tonnen.
Die CO2-"Verschmutzung" ist also identisch, allerdings reduziert Oettinger den Ausstoß um zusätzliche 0,5%.
Zitat von FlorianDie CO2-"Verschmutzung" ist also identisch, allerdings reduziert Oettinger den Ausstoß um zusätzliche 0,5%.
Solch ein Vergleich, lieber Florian, ist dann sinnvoll, wenn man voraussetzt, daß das einzige Ziel des Oettinger-Modells die unmittebare Reduktion von CO2 ist. Aus meiner Sicht ist es aber die Erziehung der Verbraucher, wobei die Anbieter als Erziehungshelfer eingesetzt werden sollen.
Wenn der Anbieter weiß, daß er mit einer "abschreckenden" Strafe zu rechnen hat, wenn seine Menschen ihren Stromverbrauch nicht reduzieren, dann wird er dafür sorgen, daß sie das tun. Mir welchen Mitteln, kann Oettinger egal sein.
Zitat von ZettelWenn der Anbieter weiß, daß er mit einer "abschreckenden" Strafe zu rechnen hat, wenn seine Menschen ihren Stromverbrauch nicht reduzieren, dann wird er dafür sorgen, daß sie das tun. Mir welchen Mitteln, kann Oettinger egal sein.
Auch eine Art Spiel über die Bande.
Und dann kann man wieder über die "bösen Energiekonzerne" lästern und weitere Gesetze beschließen. Perfide ...
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