Zitat von FlorianWoran genau diese relativ hohe Widerstandskraft katholischer deutscher Milieus gegenüber extremistischen Tendenzen ergibt, weiß ich nicht.
Ich sage nur ein Wort: Ultramontanismus.
Oder ein klein wenig ausführlicher: Man ist Teil einer internationalen Weltkirche und ist somit weniger anfällig gegenüber dem National-Sozialismus. Und man hat in Deutschland eine politische Heimat: das Zentrum.
Ich habe im Religionsunterricht manchmal einen Film gezeigt: "Warum haben 1933 so viele Protestanten Hitler gewählt?" (oder so ähnlich). Da sagten evangelische Zeitzeugen: Wen hätten wir denn wählen sollen? Kommunisten kamen nicht in Frage. Sozialdemokraten waren mehr oder weniger antikirchlich. Das Zentrum war katholisch. Liberal war man einfach nicht. Blieb also Deutschnational oder gleich NSDAP.
Die Affinität der Protestanten zum Extremismus sehe ich historisch aber eher auf der rechten Seite. Das hängt wohl damit zusammen, dass sich die Linken ein religionskritisches Image gegeben haben, während die Nazis – geschickter – von einem "positiven Christentum" sprachen und Hitler sich auch vor religiöser Sprache nicht scheute ("Vorsehung". "Wir gehen in diesen Krieg wie in einen Gottesdienst.").
Zitat Das ist in der Tat eine interessante Fragestellung. Allgemein gibt es in Deutschland einige interessante Korrelationen zwischen der Verbreitung einer Konfession auf der einen Seite und dem politischen Verhalten, sowie dem wirtschaftlichen Wohlstand, auf der anderen Seite. Das verlangt nach einer Erklärung, aber nur in Deutschland. In anderen Teilen der Welt kann man diese Korrelation so nämlich nicht postulieren, hauptsächlich in Deutschland (interessant wäre vielleicht noch ein Blick auf die Schweiz, aber auch hier gilt diese Korrelation zumindest in Bezug auf wirtschaftlichen Erfolg wohl nicht).
Habe jetzt einmal darüber nachgedacht.
Sie haben recht: Die geringere Anfälligkeit des Katholizismus für rechten Extremismus ist tatsächlich v.a. ein deutsches Phänomen.
Im restlichen Europa gab es Faschismus überwiegend in katholischen Gebieten (Spanien, Italien, Österreich, wohl auch Vichy). Und auch sonstigen politischen Extremismus findet man eher im katholischen Europa (die starken kommunistischen Parteien in Frankreich und Italien; die französische Revolution). [Und natürlich auch im orthodoxen Europa.]
Während der protestantische Norden bis heute von Extremismus jeder Art eigentlich ziemlich verschont geblieben ist. Und wenn es in protestantischen Ländern überhaupt Revolutionen gab, dann verliefen sie im Vergleich zu den katholischen Fällen auffallend unblutig und dienten auch oft eher der Sicherung des bürgerlichen Rechtsstaats als dessen Abschaffung (etwa die Glorious Revolution und die Amerikanische Revolution).
Und wenn Sie schon den wirtschaftlichen Erfolg ansprechen: Max Weber hat ja einmal untersucht, dass und warum Protestanten wirtschaftlich erfolgreicher sind als Katholiken. Europaweit dürfte das auch heute noch so sein. (Übrigens auch in der Schweiz: Die wirtschaftlichen Zentren wie Zürich, Basel, Genf und St.Gallen sind fest in protestantischer Hand). Aber auch hier ist Deutschland (zumindest seit einigen Jahrzehnten) wieder die Ausnahme: hier sind die katholischen Gebiete tendenziell wirtschaftlich erfolgreicher.
Es wäre wirklich interessant zu klären, woran das liegt.
Übrigens sind die Gebiete, die stark NSDAP gewählt haben, seit 1949 bzw. bis heute Hochburgen der SPD Ostfriesland, südlisches Niedersachsen, Nordhessen, Siegen-Wittgenstein, (nördliches) Ostwestfalen-Lippe, Hunsrück...
- @Lieber Urlauber: Zwickaus SPD-OB und ihre Urkunden an NPD-Kader. Den Vorgang finde ich superpeinlich. Verlinkung auf NPD-Seiten zum Beleg mache ich aber nicht. Genauso peinlich finde ich die Auftritte des SPD-OB von Jena in Bad Boll und anderswo als Kämpfer gegen Israel...und dann bekommt er von Frau Süskind auch einen Preis. Können die beiden Damen sich nicht mal informieren, bevor sie ehren?
>>>> Sit intra te concordia et publica felicitas >>>>
Zitat von Frank - @Lieber Urlauber: Zwickaus SPD-OB und ihre Urkunden an NPD-Kader. Den Vorgang finde ich superpeinlich.
Wem NPD-Seiten zu peinlich sind, der kann mutig gegen rechte Gewalt über das Schwimmen für Demokratie und Toleranz nachlesen. Die Urkunde hat sich der NPD-Kreisrat redlich erschwommen, ob man sich als Oberbürgermeisterin und als Staatssekretär jetzt unbedingt ins Bild drängen sollte, ist natürlich Geschmackssache. Natürlich hat die NPD den aus meiner Sicht schon fragwürdigen Ansatz des Toleranzschwimmens zum Anlass genommen, die Veranstaltung ins Lächerliche zu ziehen, allerdings ist sie damit genau dort gelandet, wo sie hingehört. Wenn man schon so eine veranstaltung macht, dann sollte man auch darauf achten, dass ausreichend richtig gesinnte Toleranzschwimmer die Urkundenplätze belegen. Ähnliches gilt für die Auszeichnung von Albrecht Schröter, die nicht nur wegen seiner Anmerkungen zu Israel.
Auch wenn die NPD eine demokratiefeindliche Partei (allerdings steht dafür das Testat durch das Bundesverfassungsgericht noch aus) ist, gilt das Grundgesetz (hier Artikel 8). Eine Auszeichnung für verfassungsfeindlichen Aktionismus ist eine Verhöhnung des Grundgesetzes. Das hätten sich die Damen auch vorher überlegen sollen.
Der Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern ist m.E. nur ein Teil eines Gesamtphänomens und fällt nicht zuletzt deswegen auf, weil es sich dabei auch gerade um diejenigen handelt, die keine Chance zum "Rübermachen" hatten,
Meiner bescheidenen Erfahrung nach ist bei den aus dem Osten stammenden Deutschen grundsätzlich der Prozentsatz derjenigen sehr hoch, die einen unbedarften Blick auf die Politik haben. Und das meine ich nicht von vorherein negativ, sondern im Sinn von "nicht durch jahrzehntelanges westdeutsches Einüben geprägt". Dass da eine NPD in den Landtagen sitzt, ist doch, wenn man sich unsere europäischen Nachbarn anschaut, eher normal als die völlige Abwesenheit einer rechten oder meinetwegen auch rechtspopulistischen Partei in den westdeutschen Parlamenten. Auf der anderen Seite ist meiner Einschätzung nach auch der Anteil der radikal liberal bis libertär denkenden Ostdeutschen vergleichsweise hoch, was sich weniger in den Wahlergebnissen im Osten niederschlägt, weil diese Leute erstens weniger Probleme haben, in den Westen zu ziehen, und weil sie zweitens auch gerne aus Überzeugung nicht zur Wahl gehen.
Will sagen: Mir scheint es eher so, als sei die durch den Fall der Mauer hinzugewonnene Freiheit von vielen Ostdeutschen als Chance gesehen worden, einfach mal unbelastet von allem Bisherigen politisch ganz anders zu denken, und auch gerne ganz anders, als es ihnen die Besserwessis so gerne vorschreiben wollen. So entstehen dann Phänomene, die unsereiner im Westen verwundert bis erschrocken betrachtet, weil er sie gar nicht (mehr) gewohnt war. Ich habe das analog auch bei BWLer-Kollegen erlebt, die aus dem Osten kamen: Die hielten nicht viel davon, Konventionen zu bedienen, sondern machten sich gerne ihre eigenen Gedanken, was sie wiederum aus Sicht anderer Kollegen als "schwierig" erscheinen ließ.
Etwas anders würde ich die rechtsextremistisch motivierten und die Gewalttaten von Rechtsextremisten einstufen (ist ja nicht dasselbe). Um aus - auch abseitiger - politischer Überzeugung so weit zu gehen, andere Menschen zu verletzten oder gar zu töten, müssen m.E. noch andere Dinge im Spiel sein, wahrscheinlich im sozialen Umfeld, angefangen bei der familiären Situation. Ein gewisses Minderwertigkeitsgefühl dürfte auch eine Rolle spielen, denn daraus hat sich - gerade auch gewalttätiger - Rechtsextremismus eigentlich immer gerne gespeist. Und dass es im Osten dieses Minderwertigkeitsgefühl auch gibt, scheint mir offensichtlich, selbst wenn es abnimmt, ja abnehmen muss, weil einige der neuen Bundesländer ihren westlichen Brüdern und Schwestern in vielen Bereichen mittlerweile etwas vormachen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von RaysonDer Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern ist m.E. nur ein Teil eines Gesamtphänomens und fällt nicht zuletzt deswegen auf, weil es sich dabei auch gerade um diejenigen handelt, die keine Chance zum "Rübermachen" hatten.
Es gab in Ostberlin mal einen sehr bekannten Jugendclub in dem sich fast ausschliesslich Hippies trafen - bis 1987. Da änderte sich das Publikum. Der Club war donnerstagabend geöffnet und man verabredete dort auch Partys für's Wochenende. Damals kam ich mit einem Bekannten ins Gespräch der mal ein Hippie war und nun sein Aussehen radikal geändert hatte. Wir verabredeten uns und am Schluss fragte ich ihn noch, was sein Ausreiseantrag so macht. Den hätte er zurückgezogen sagte er mir. Es wäre im übrigen egal wo er leben würde, weil einzig die Nation zählt. Etwas bierselig machte ich mich darauf hin über die Nation DDR lustig, was um ein Haar mächtig ins Auge gegangen wäre. Nur weil wir uns kennen würden, sagte er, hält er für dieses Mal seine Kameraden zurück.
Ich bitte darum, beim reflexhaften Erklären des ja nicht neuen, sondern nur neuentdeckten Rechtsterrorismus nicht ganz zu vergessen, dass wir über drei, vier, vielleicht zehn Leute reden. Aus deren Lebensweg quasi phänomenologisch abzuleiten, dass das DDR-Erbe schuld sei, ist ebenso unsinnig wie die Behauptung, Westdeutsche könnten besser mit Geld umgehen, weil bei "Frauentausch" öfter verrohte ostdeutsche Familien vorkommen als welche aus NRW.
Die NPD etwa ist eine bis heute durchweg westdeutsche Partei, kein Führungsmitglied stammt aus dem Osten, nein, lauter Westler haben (das wäre allerdings nie meine Wortwahl, ich spitze jetzt nur mal zu) die ostdeutschen Wähler okkupiert. Man schaue einfach mal die Biografien an.
Komischerweise habe ich das im Zusammenhang mit den braunen Bombern aus Thüringen noch nirgendwo gelesen.
Aber so macht man das wohl, rein was passt, weglassen, was das Bild stört.
Ich glaube aber eben nicht, dass es so ein einfaches Gemälde gibt.
Nur zur Klarstellung: Mit "keine Chance zum Rübermachen" meine ich die Zeit nach dem Mauerfall. Also nicht wegen Schießbefehl, sondern mangels Qualifikation oder Mobilität.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von PPQIch bitte darum, beim reflexhaften Erklären des ja nicht neuen, sondern nur neuentdeckten Rechtsterrorismus nicht ganz zu vergessen, dass wir über drei, vier, vielleicht zehn Leute reden. Aus deren Lebensweg quasi phänomenologisch abzuleiten, dass das DDR-Erbe schuld sei, ist ebenso unsinnig wie die Behauptung, Westdeutsche könnten besser mit Geld umgehen, weil bei "Frauentausch" öfter verrohte ostdeutsche Familien vorkommen als welche aus NRW.
Zitat von Rayson Ein gewisses Minderwertigkeitsgefühl dürfte auch eine Rolle spielen, denn daraus hat sich - gerade auch gewalttätiger - Rechtsextremismus eigentlich immer gerne gespeist. Und dass es im Osten dieses Minderwertigkeitsgefühl auch gibt, scheint mir offensichtlich,
Und nun kommt die Lernerfahrung, rasiere ich meine Haare, trage Bomberjacke und Stiefel sowie eine Gürtelschnalle mit Hakenkreuz, so nimmt die Gesellschaft mich plötzlich war. Die Polizei adelt mit ihrem Besuch und der Verfassungsschutz kommt, was die Kumpels ordentlich beeindruckt. Wenn eine rechte Person ausreichend rechts ist, kann sie besoffen in der Bushaltestelle liegen, die Mega kommt, hört geduldig zu (macht sonst keiner) und bringt ihn anschließend heim.
Bei der Polizei stellt man fest, dass mit der wöchentlichen "Quotenglatze", einer beschlagnahmten CD oder Gürtelschnalle gut zu leben ist.
Manchmal frage ich mich, ob wir mit unserer Aufmerksamkeit unseren Rechtsradikalismus nicht selbst züchten.
Entschuldige, aber aus der der irrationalen Gewalttätigkeit einer rechtsextremistischen Kleingruppe wegen deren Jugend in der DDR zu schließen, dass eine Jugend in der DDR der gesamten betroffenen Generation, wenn nicht Generationen, einen überdurchschnittlichen Hang zur Gewalt aus rechtsextremistischen Motiven mitgegeben habe, halte ich für eine unhaltbare These. Es bleibt eine statistisch nicht relevante Kleingruppe - oder würde jemand behaupten, Breiviks Existenz sei der Beweis dafür, dass der Norweger wegen der gesellschaftlichen Zustände dort vor 20 oder 25 Jahren verglichen mit dem Schweden einen überdurchschnittlichen Hang zur irrationalen Gewalt hat?
Sicherlich spielen gesellschaftliche Umstände in solche Motivlagen hinein. Aber ausschlaggebend ist das Individuum - und diese Truppe hätte genauso überall in der Republik entstehen können, wenn nur drei Figuren sich ausreichend aneinander und an den Bedingungen aufgeschauckelt hätten.
Der Bemerkung von Reisender, dass es unsere Aufmerksamkeit ist, die das züchtet, würde ich zustimmen.
- 33% der Anhänger rechtsradikaler Parteien im Westen befürworten eine Diktatur, im Osten nur 10%. Unter Anhängern der Grünen sind es übrigens im Westen 3%, im Osten 8%.
- Abgesehen von den Anhängern rechtsradikaler Parteien (w:67%, o:70%), sind die ausländerfeindlichsten Parteigänger im Westen die der SPD (24%), im Osten die Nichtwähler (39%).
- Hausfrauen (keine Ost/West-Aufschlüsselungen vorhanden) sind unter allen sozioökonomischen Gruppen am wenigsten für Diktaturen zu begeistern, verharmlosen aber am stärksten den Nationalsozialismus (?!)
- alle Indikatoren der Tabelle oben, außer "Sozialdarwinismus", korrelieren positiv mit dem Alter.
- ...und mit Gewerkschaftszugehörigkeit.
- unter allen Parteigängern (incl. Nichtwählern) hat "Die Linke" die wenigsten Anhänger einer Diktatur (?!!)
- Ein "geschlossenes rechtsextremes Weltbild" haben im Westen 8%, im Osten 10%. Vor 10 Jahren war dies noch andersherum (w:11%, o:8%)
- Zwischen den wirtschaftlichen Gruppen "prekarisierte Unterschicht" über vier Zwischenstufen bis zur "Oberschicht" hin gesehen, besteht im Westen nur ein ganz marginaler Unterschied hinsichtlich der Einstellungen aus der Tabelle oben (Befürwortung Diktatur, Chauvinismus etc.) (S. 112), im Osten ist der Unterschied ausgeprägter, aber nicht weil die Ost-Unterschicht ein "geschlossenes rechtsextremes Weltbild" in stärkerem Maße ausweist als die West-Unterschicht, sondern weil die Ost-Oberschichen dies in einem stark geringererem Maße haben als die West-Oberschichten.
- Anti-Amerikanismus ist im Westen häufiger als im Osten (S. 125)
Und so weiter. Die Studie bietet noch vieles mehr. Empfehlung!
Selbstverständlich finde ich die Schlußfolgerungen nicht. Zunächst mal folgendes: Wer sich die Wahlergebnisse der NPD in MV anschaut, wird feststellen, dass sie v.a. unter den Unter 30-Jährigen ihr bestes Ergebnis hat, also jene Bevölkerungsgruppe, die zu DDR-Zeiten noch nicht mal 10 Jahre alt waren. Und je älter die Menschen, desto geringer der Anteil der NPD-Wähler. Sollte diese Statistik nach Ihrer Theorie nicht genau umgekehrt sein? (Die Interaktive Grafik unter: http://wahl.zdf.de/ZDFheute/inhalt/7/0,3672,8347303,00.html)
Zweitens gab und gibt es auch in der alten BRD eine gewisse rechte Tradition, sowohl was die Wahlen angeht, als auch was die Terrorgruppen und -anschläge angeht. Als kleiner Tipp nur das Oktoberfest-Attentat von 1980 (übrigens noch immer der schwerste Terroranschlag auf deutschem Boden!), die Brandanschläge von Mölln und Sollingen und der versuchte Anschlag auf die Münchener Synagoge. Sie können sich auch gerne durch die Wikipedia klicken und finden da eine Vielzahl von rechten paramilitärischen Gruppierungen, die in der alten BRD aktiv waren (Wehrsportgruppe Hoffmann, Wehrsportgruppe Werwolf, etc).
Viel aussagekräftiger in dieser Hinsicht finde ich, dass die Parteien in Ostdeutschland eine sehr viel geringere Basis und Breite haben als in Westdeutschland. Nur mal als Beispiel: in Schleswig Holstein (ca. 2,8 Mio Einwohner) hat bspw. die SPD 19.000 Mitglieder in MV (mit ca. 1,6 Mio. Einwohner hat die SPD nur 2.800 Mitglieder. Mit anderen Worten, es ist viel einfacher sich dort zu präsentieren und eine neue Partei zu etablieren, als wenn in jedem Dorf mindestens ein Ortsverein einer demokratischen Partei ist.
Zitat von Michael B. - unter allen Parteigängern (incl. Nichtwählern) hat "Die Linke" die wenigsten Anhänger einer Diktatur (?!!)
Das liegt an der Fragestellung, es ging um eine rechtsautoritäre Diktatur, nicht um die Diktatur des Proletariats. (S.76)
Zitat von Michael B.Und so weiter. Die Studie bietet noch vieles mehr. Empfehlung!
Sie ist recht unterhaltsam oder wie es Klaus Schröder formuliert:
Zitat von Klaus SchröderDiese Studie ist nicht seriös, sondern eine offen ausgesprochene linke Kampfschrift gegen liberale und konservative Auffassungen und die hiesige Gesellschaftsordnung. Die staatstragenden Kräfte – die soziale und politische Mitte –, die den Sozialstaat finanzieren, sich für den Zusammenhalt der Gesellschaft einsetzen und überdurchschnittlich häufig ehrenamtlich tätig sind, werden als extremistisch diffamiert. Das ist absurd! Damit soll offenbar von der notwendigen Diskussion um eine Leitkultur abgelenkt werden, die allein auf der Werteordnung unserer Verfassung gründen kann.
Zum Vergleich Bundesrepublik-DDR-Österreich. In den drei Nachfolgestaaten des Dritten Reiches gab es eine sehr unterschiedliche reale Entnazifizierung. In der Bi-Zone versuchte man es mit Fragebögen. Die britische Besatzungsmacht versuchte die Unterwanderung der NRW-FDP durch Nazis zu verhindern. Im Wirtschaftsbereich und in der Verwaltung gab es in den 50-er Jahren eine Rückkehr der braunen Gestalten. Ausnahme war aber der Köln-Bonner Raum, der ja dann Hauptstadtfunktionen übernahm. Köln und Bonn hatten 1933 neben dem Eichsfeld den niedrigsten NSDAP-Stimmenanteil. In Österreich konnten Nazis über VdU, die spätere FPÖ an die Macht zurück. Bruno Kreisky ließ sich Anfang der 70-er Jahre von seinem Knastkumpel und SS-Mann Peter tolerieren. Die SPÖ-Regierung des antizionistischen Bruno Kreisky umfasste fünf Minister mit NS-Parteimitgliedschaft. Entnazifierung fand nicht statt, da Österreich sich nach 1945 als Nation erfand und sich als Opfer des Deutschen Hitler verkaufte. (Beethoven und Mozart wurden dagegen als Österreicher definiert.) In der Sowjetzone gab es für viele Nazis den Weg über die NDPD oder direkt über die SED. Die Opfer des Dritten Reiches, soweit nicht Kommunisten, wurden dagegen verfolgt und diffamiert. Hier zitiere ich von der Webseite des Bürgerrechtlers Konrad Weiß (Vortrag in Erfurt) ZITAT Das wird kaum in einem anderen Bereich so deutlich wie an der Feindschaft der DDR zu Israel und am Antisemitismus der SED: Deutsche haben nach Auschwitz wiederum Juden verfolgt und aus dem Land getrieben, haben sich mit den blutigen Feinden Israels solidarisiert und ihnen Geld, Waffen und brüderliche Hilfe für den Kampf gegen die Überlebenden der Shoah gegeben. Das ist eines der furchtbarsten Kapitel in vierzig Jahren DDR. Nein, diese DDR war kein antifaschistischer Staat, die SED keine antifaschistische Partei. Denn kann es Antifaschismus geben, der antisemitisch ist? Ist eine Gesellschaft antifaschistisch, die den Überlebenden der Shoah das Lebensrecht abspricht und die Solidarität verweigert? Ist ein Land antifaschistisch, in dem es jahrzehntelang Regierungspolitik war, alles Jüdische totzuschweigen: jüdische Religion und Kultur, jüdische Geschichte und Tradition, die Leistung von Juden in der deutschen Geschichte?
Im Frühjahr 1980 arbeitete ich mit dem Schriftsteller Walther Petri an einem Film über das Tagebuch des Dawid Rubinowicz, einem jüdischen Jungen aus Polen, der 1942 in Treblinka umgekommen ist. Wir wollten diesen Dokumentarfilm für Kinder drehen, weil damals, Ende der siebziger Jahre, die ersten Anzeichen für einen neuen Rechtsradikalismus in der DDR sichtbar wurden. Erst bei der Arbeit wurde uns bewußt, daß eine ganze Generation ohne alles Wissen über Juden und Judentum aufgewachsen war. Die antifaschistische Erziehung war erstarrt, formalisiert, kalt, entfremdet; die Besuche der Gedenkstätten waren ungeliebte Pflichtübungen, die mehr schadeten als nutzten. Der Nationalsozialismus war für diese Generation eine Schulbuchwahrheit, die mit dem eigenen Leben nichts zu tun hatte. Und: Israel war für sie ein feindliches Land. ZITAT Ende
Im Westen versuchte man, mit den Hauptopfern des Dritten Reiches ins Reine zu kommen, im Osten "predigte" die Partei 40 Jahre lang übelsten Anti-Zionismus. In dem Punkt waren sich dann der Nazi-Großvater, der SED-Vater und der JN-Sohn einig. (Vergleiche den TAZ-Artikel über Uwe M.)
P.S.: Wie braun die LINKE ist, kann man aktuell an ihrer Unterstützung des Holocaust-Verharmloser und Israelfeindes Ken FM vom RBB sehen.
>>>> Sit intra te concordia et publica felicitas >>>>
Zitat von FrankHier zitiere ich von der Webseite des Bürgerrechtlers Konrad Weiß (Vortrag in Erfurt) ZITAT Im Frühjahr 1980 arbeitete ich mit dem Schriftsteller Walther Petri an einem Film über das Tagebuch des Dawid Rubinowicz, einem jüdischen Jungen aus Polen, der 1942 in Treblinka umgekommen ist. Wir wollten diesen Dokumentarfilm für Kinder drehen, weil damals, Ende der siebziger Jahre, die ersten Anzeichen für einen neuen Rechtsradikalismus in der DDR sichtbar wurden. Erst bei der Arbeit wurde uns bewußt, daß eine ganze Generation ohne alles Wissen über Juden und Judentum aufgewachsen war. Die antifaschistische Erziehung war erstarrt, formalisiert, kalt, entfremdet; die Besuche der Gedenkstätten waren ungeliebte Pflichtübungen, die mehr schadeten als nutzten. […] ZITAT Ende
In der Richtung ja, aber so absolut würde ich das nicht sehen. Der Besuch des KZ Buchenwald war eine Pflichtübung, die ich (auch aus heutiger Sicht) nicht für schlecht hielt. „In Auschwitz wurden vier Millionen Juden ermordet“ – das war gesetzt. Das wusste jeder und wurde von niemand hinterfragt. Der auch gegen Juden gerichtete Kommissarbefehl war bekannt, ebenso wie die Ermordung der Juden in Kiew (Babi Yar). Die Filme Ehe im Schatten und Jakob der Lügner haben die Ermordung der Juden thematisiert. Totgeschwiegen wurden die Verbrechen an den Juden nicht. Der Antifaschismus in der DDR war ungefähr genauso redlich wie der heutige. Aber die Verbrechen an den Juden wurden in Schule und Medien so oft besprochen, dass man schon vollkommen auf Durchzug schalten musste um davon nichts zu wissen.
Zitat Hm. Als welcher Nationalität zugehörig würden Sie denn Mozart definieren? Als Polynesier?
Mozart: 1) Seine Familie stammt aus Augsburg 2) Er ist Untertan des Fürsterzbischofs von Salzburg. Der Fürsterzbischof trägt den Titel "PRIMAS GERMANIAE" 3) Salzburg gehört zum bayrischen Reichskreis 4) Salzburg gehört 1756 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation 5) Immanuel Kant ist kein Russe, auch wenn Königsberg heute zur Russischen Föderation gehört
Wikipedia: Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 um acht Uhr abends als siebtes und zweites überlebendes Kind der Familie in Salzburg in der Getreidegasse 9 in einer Dreizimmerwohnung eines Mehrfamilienhauses (Hagenauer Haus) geboren. Er war somit ein Untertan des damaligen salzburgischen Fürsterzbischofs Sigismund Graf von Schrattenbach. Seine Eltern, aus beruflichen Gründen in das geistliche Reichsterritorium Fürsterzbistum Salzburg gezogen, waren der aus Augsburg stammende fürstbischöfliche Kammermusikus (ab 1757 Hofkomponist und ab 1763 Vizekapellmeister) Leopold Mozart
>>>> Sit intra te concordia et publica felicitas >>>>
Zitat von UrlauberDer Besuch des KZ Buchenwald war eine Pflichtübung, die ich (auch aus heutiger Sicht) nicht für schlecht hielt. „In Auschwitz wurden vier Millionen Juden ermordet“ – das war gesetzt. Das wusste jeder und wurde von niemand hinterfragt. Der auch gegen Juden gerichtete Kommissarbefehl war bekannt, ebenso wie die Ermordung der Juden in Kiew (Babi Yar). Die Filme Ehe im Schatten und Jakob der Lügner haben die Ermordung der Juden thematisiert. Totgeschwiegen wurden die Verbrechen an den Juden nicht. Der Antifaschismus in der DDR war ungefähr genauso redlich wie der heutige. Aber die Verbrechen an den Juden wurden in Schule und Medien so oft besprochen, dass man schon vollkommen auf Durchzug schalten musste um davon nichts zu wissen.
Das ist es ja: Das Wissen über den Holocaust wurde im Unterricht vermittelt. Die Fakten wurden im Wesentlichen richtig dargestellt. Es gab Filme, Romane und Erzählungen über die Verbrechen in den Vernichtungslagern und Konzentrationslagern.
Ein fundiertes Wissen über jüdische Geschichte oder über die Geschichte der Juden in Europa wurde aber gerade nicht vermittelt. Man konnte durch das gesamte DDR-Schulsystem gehen, ohne wirklich etwas über das Judentum gehört zu haben — wenn es der Geschichtslehrer nicht freiwillig behandelt hat, weil es ihm wichtig war.
Es fehlten auch wichtige Grundlagen: Auf welche Weise Hitler zum Antisemiten wurde, habe ich z.B. erst nach der Wende gelesen. Auch auf den Antisemitismus in anderen Ländern, etwa in der UdSSR der Stalinzeit, wurde in der DDR kaum eingegangen.
Zitat von stefanolixEs fehlten auch wichtige Grundlagen: Auf welche Weise Hitler zum Antisemiten wurde, habe ich z.B. erst nach der Wende gelesen. Auch auf den Antisemitismus in anderen Ländern, etwa in der UdSSR der Stalinzeit, wurde in der DDR kaum eingegangen.
Diese Punkte werden meiner Erfahrung nach (Abi 2004), auch heute im Geschichtsunterricht kaum berührt. Es wäre toll, wenn etwa der Themenkomplesx des zweiten Weltkrieges auf dem Niveau und Umfang von Gerhard Weinberg A World at Arms behandelt wird. Dazu bräuchte man aber schon sämtliche Geschichte-Stunden des HTL-Lehrplanes beider Jahrgänge in denen Geschichte unterrichtet wird für dieses Thema. Selbst dann würden die Ursachen totalitärer Systeme und des Antisemitismus nur gestreift werden.
Zitat von stefanolixEin fundiertes Wissen über jüdische Geschichte oder über die Geschichte der Juden in Europa wurde aber gerade nicht vermittelt. Man konnte durch das gesamte DDR-Schulsystem gehen, ohne wirklich etwas über das Judentum gehört zu haben — wenn es der Geschichtslehrer nicht freiwillig behandelt hat, weil es ihm wichtig war.
Im Westen war das anders, ich bin damit ziemlich zugeschüttet worden. Ob das heute noch so ist, oder nicht vielmehr die bedauernswerte Geschichte des Palästinensischen Volkes behandelt wird, kann ich aber nicht aus eigener Erfahrung sagen.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.