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Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 68 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.12.2011 14:25
#26 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine
Ich kann mir vorstellen was jetzt kommt, O-Ton: "gleichgeschaltete", linke Medienmacht in Deutschland.



Tja, bedauerlich, so von den eigenen Strohmännern beherrscht zu werden. Ich habe meine Meinung dazu schon oft genug gesagt, aber ich wiederhole mich gerne: Es gibt keine "Gleichschaltung", aber politische Präferenzen. Drei der wesentlichen Presseorgane Deutschlands sind keine Freunde wirtschaftlicher Freiheit ("Spiegel", "Zeit" und "Süddeutsche") und haben daher ein ganz unverhohlenes Interesse daran, eine an diesen Vorstellungen festhaltende FDP zu erledigen. Und Umfragen unter Journalisten ergeben ebenfalls ganz klare Mehrheiten für eine linke Ausrichtung.

Zitat von herr celine
Wenn doch die Anhänger der FDP das erkennen und überwiegend dieses als "Kampagne" abtun können, wieso steht die FDP dann trotzdem mitlerweile ohne nennenswerte Zustimmung da?



Die "Schweigespirale" wirkt. Und nur die politisch sehr interessierten Menschen, also solche, die sich auch aus anderen Quellen informieren, sind vielleicht in der Lage, zu erkennen, wenn eine Kampagne geführt wird.

Zitat von herr celine
Für mich hat das ehrlich gesagt etwas von einem elitären Charakter und auch etwas von einer Art Schutzreflex um sich nicht mit den eigenen Positionen kritisch auseinandersetzen zu müssen.



Bei diesen Kampagnen geht es in den seltensten Fällen um inhaltliche Positionen. Und da, wo es doch mal der Fall ist, habe ich bei B.L.O.G. des öfteren dargelegt, mit welchen Mitteln solche Kampagnen geführt werden. Zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Position, die man ja gerne - so wie du jetzt - Andersdenkenden abspricht, reicht die inhaltliche Qualität dieser Pamphlete leider in der Regel nicht.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.12.2011 14:50
#27 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von Rayson

Tja, bedauerlich, so von den eigenen Strohmännern beherrscht zu werden. Ich habe meine Meinung dazu schon oft genug gesagt, aber ich wiederhole mich gerne: Es gibt keine "Gleichschaltung", aber politische Präferenzen. Drei der wesentlichen Presseorgane Deutschlands sind keine Freunde wirtschaftlicher Freiheit ("Spiegel", "Zeit" und "Süddeutsche") und haben daher ein ganz unverhohlenes Interesse daran, eine an diesen Vorstellungen festhaltende FDP zu erledigen. Und Umfragen unter Journalisten ergeben ebenfalls ganz klare Mehrheiten für eine linke Ausrichtung.



Deswegen setzte ich das gleichgeschaltete bewusst in Anführungszeichen, ich wollte dir damit nicht unterstellen, dass du das so bezeichnest - ist unglücklicherweise nicht anders möglich gewesen, weil ich meinen Beitrag auch mehr oder weniger an das Forum als ganzes adressiert gesehen habe. Wenn wir nun von politischen Präferenzen sprechen, gut, möge es eine "linke" Meinungsmehrheit innerhalb der Journalisten geben, das Interesse die FDP zu erledigen kann ich daraus noch nicht ableiten. Das scheint mir leider ein großes Stück kognitive Dissonanz dahinter zu stecken. Was wurde die SPD nicht runtergschrieben zu Beginn 2005 und in der Zeit danach als sie einen Vorsitzenden nach dem andern verschlissen hat. Also ich finde die Unterstellung die "drei wesentlichen Presseorgane Deutschlands [...] haben [...] ein unverhohlenes Interesse daran" die "FDP zu erledigen" doch mehr als gewagt. Zunächst sollte man FAZ und Bild doch mit in die Gruppe der wesentlichen Presseorgane Deutschlands aufnehmen, zum Zweiten denke ich, gibt es auf beiden Seiten extreme Ausprägungen, dass aber die gesamten Redaktionen des Spiegel, der Zeit und der SZ nichts besseres im Sinn haben als eine bis dahin etablierte Partei zu "erledigen", das ist abstrus, sorry. Die Frage, die sich dann hier zusätzlich stellt, woher kamen die 14% 2009?

Zitat von Rayson
Die "Schweigespirale" wirkt. Und nur die politisch sehr interessierten Menschen, also solche, die sich auch aus anderen Quellen informieren, sind vielleicht in der Lage, zu erkennen, wenn eine Kampagne geführt wird.



Die Erklärung ist mir zu einfach und sie trifft nicht den Kern des Widerspruchs den ich angesprochen habe. Wieso sollten Anhänger der FDP, oder Liberale generell denn überhaupt SZ, Spiegel und Zeit lesen, wenn dort doch nur einseitig berichtet wird mit dem Ziel die FDP zu erledigen? Das macht für mich einfach keinen Sinn. Wieso wirkt die Aufklärung innerhalb des liberalen Spektrums offensichtlich nicht? Die Fragen kann ich mit dieser Erklärung nicht beantworten, der Widerspruch bleibt offen.

Zitat von Rayson

Zitat von herr celine
Für mich hat das ehrlich gesagt etwas von einem elitären Charakter und auch etwas von einer Art Schutzreflex um sich nicht mit den eigenen Positionen kritisch auseinandersetzen zu müssen.



Bei diesen Kampagnen geht es in den seltensten Fällen um inhaltliche Positionen. Und da, wo es doch mal der Fall ist, habe ich bei B.L.O.G. des öfteren dargelegt, mit welchen Mitteln solche Kampagnen geführt werden. Zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Position, die man ja gerne - so wie du jetzt - Andersdenkenden abspricht, reicht die inhaltliche Qualität dieser Pamphlete leider in der Regel nicht.




Zugegeben, ich generalisiere hier. Eben weil ich versuche mir einen Reim darauf zu machen. Was ich aber ausdrücken wollte war, dass es hier schnell zu einem Reflex kommt, dem das Denkmuster "Die wollen die FDP und den Liberalismus erledigen" zugrunde liegt. Es wird schnell abgewiegelt, "alles nur Agitprop", "alles nur Kampagne". Was im Einzelnen dahinter steckt ist im Grunde egal, es wird sich eben auf beiden Seiten nur einseitig informiert. Im Übrigen bezweifel ich bei vielen Leuten die Fähigkeit sich kritisch mit der eigenen Position auseinanderzusetzen, von ganz links bis ganz rechts, inklusive mir selbst, es geht also nicht nur gegen Andersdenkende.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

15.12.2011 15:01
#28 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine
Wieso sollten Anhänger der FDP, oder Liberale generell denn überhaupt SZ, Spiegel und Zeit lesen, wenn dort doch nur einseitig berichtet wird mit dem Ziel die FDP zu erledigen? Das macht für mich einfach keinen Sinn. Wieso wirkt die Aufklärung innerhalb des liberalen Spektrums offensichtlich nicht? Die Fragen kann ich mit dieser Erklärung nicht beantworten, der Widerspruch bleibt offen.


Der harte Kern der FDP-Wählerschaft liest sicherlich nicht unkritisch Spiegel, SZ und Zeit. Aber die 14% der letzten Wahl kommen ja nicht nur vom harten Kern, da sind viele nicht besonders festgelegte Wähler dabei, die sicherlich unter anderen Umständen auch CDU, Grüne, vielleicht SPD wählen. Und ich nehme an, dass diese Wechselwähler durchaus die obigen Medien konsumieren.

Der aktuelle Tiefpunkt der FDP kommt ja unter anderem auch daher, dass Teile der bisherigen Kernwählerschaft der FDP verdrossen sind - das aber wohl weniger aufgrund der tendenziösen Berichterstattung, sondern weil die FDP selbst den ESM und unliberale Teile des Regierungsprogramms mitträgt (von einer Wertung dessen einmal abgesehen).

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.12.2011 15:14
#29 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von Gorgasal

Der harte Kern der FDP-Wählerschaft liest sicherlich nicht unkritisch Spiegel, SZ und Zeit. Aber die 14% der letzten Wahl kommen ja nicht nur vom harten Kern, da sind viele nicht besonders festgelegte Wähler dabei, die sicherlich unter anderen Umständen auch CDU, Grüne, vielleicht SPD wählen. Und ich nehme an, dass diese Wechselwähler durchaus die obigen Medien konsumieren.



Volle Zustimmung. Aber zwei Punkte, die trotzdem diesen Widerspruch aufrecht erhalten: Erstens, die Wechselwähler, die zu den 14% gehören haben sicher nicht nach der BTW 2009 angefangen diese Zeitungen zu lesen und diese Zeitungen haben sicher nicht nach der BTW 2009 angefangen, die ihnen unterstellen Kampagnen zu fahren sowie zweitens, das Stammklientel schätze ich persönlich auf mehr als 3-4%.

Zitat von Gorgasal

Der aktuelle Tiefpunkt der FDP kommt ja unter anderem auch daher, dass Teile der bisherigen Kernwählerschaft der FDP verdrossen sind - das aber wohl weniger aufgrund der tendenziösen Berichterstattung, sondern weil die FDP selbst den ESM und unliberale Teile des Regierungsprogramms mitträgt (von einer Wertung dessen einmal abgesehen).



Nicht nur unter anderem, sondern meiner Meinung nach zum wesentlichen Teil. Es ist eben nicht die Schuld der Medien, die irgendwelche "Kampagnen" fahren, sondern die eigene Schuld der FDP - in welchem Bezug, das will ich gar nicht feststellen, ob es unliberale Politik ist die hier vertreten wird oder nicht, ist für mich in diesem Zusammenhang zweitrangig - da müsste eine Befragung der FDP-Wähler 2009 und der langjährigen FDP-Anhänger her um diese Fragen zu beantworten.

Was mir viel wichtiger erscheint: Den Medien wird gern eine Wirkung zugeschrieben, die sie gar nicht haben oder wenn, dann in viel schwächerem Ausmaß als weithin angenommen wird. Insbesondere wenn sich Parteien eigene Fehler nicht eingestehen können oder wollen, sind schnell die Medien mit der einseitigen Berichterstattung als Sündenbock vorhanden.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.12.2011 15:26
#30 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine
Was wurde die SPD nicht runtergschrieben zu Beginn 2005 und in der Zeit danach als sie einen Vorsitzenden nach dem andern verschlissen hat.



Ich habe nicht behauptet, dass die linken Qualitätsjournalisten eine primär parteipolitische Agenda hätten. Wenn die SPD nicht links genug ist, wird sie natürlich auch unter Feuer genommen bzw. Parteien links von ihr werden hochgejazzt.

Zitat von herr celine
Also ich finde die Unterstellung die "drei wesentlichen Presseorgane Deutschlands [...] haben [...] ein unverhohlenes Interesse daran" die "FDP zu erledigen" doch mehr als gewagt. Zunächst sollte man FAZ und Bild doch mit in die Gruppe der wesentlichen Presseorgane Deutschlands aufnehmen



Deswegen schrieb ich das ja auch nicht, sondern "drei der wesentlichen Presseorgane". Ab und zu hilft das wörtliche Zitieren eben doch... Und was die FAZ angeht: Deren Politikteil ist seit geraumer Zeit ebenfalls anti-FDP, weil ziemlich bedingungslos pro-Merkel. Da stört die FDP mit ihrem ewigen Bürgerrechtsgenörgel und anderen eigenen Meinungen. Und das Feuilleton - nun ja, Schirrmachers Zeitgeist und bekennende Kommunisten... Man lese FAZ.net. Der FAZ-Wirtschaftsteil allerdings, ja, der ist wirklich pro-FDP. Hurra! Und die "Bild" - klar, die sind nicht "links". Aber damit hat es sich dann auch.

Zitat von herr celine
dass aber die gesamten Redaktionen des Spiegel, der Zeit und der SZ nichts besseres im Sinn haben als eine bis dahin etablierte Partei zu "erledigen", das ist abstrus, sorry.



Ja, das wäre es. Aber das FDP-Bashing ist in der Tat nur ein Unterpunkt dessen, was die da so "im Sinn" haben. Reicht auch.

Zitat von herr celine
Wieso sollten Anhänger der FDP, oder Liberale generell denn überhaupt SZ, Spiegel und Zeit lesen, wenn dort doch nur einseitig berichtet wird mit dem Ziel die FDP zu erledigen?



Erstens stimmt das, was Gorgasal gesagt hat. Und zweitens sind es diese drei Organe, die den GEZ-Medien vor allem als Stichwortgeber dienen. Was heute in der SZ oder im "Spiegel" steht, taucht morgen als scheinbar objektiver Fakt in den Meldungen und Magazinen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf.

Zitat von herr celine
Wieso wirkt die Aufklärung innerhalb des liberalen Spektrums offensichtlich nicht?



Wer sollte die denn leisten? Und sie muss eben auch über das im engeren Sinne liberale Spektrum hinausreichen, um sich in Stimmerfolgen auszuwirken.

Zitat von herr celine
Was ich aber ausdrücken wollte war, dass es hier schnell zu einem Reflex kommt, dem das Denkmuster "Die wollen die FDP und den Liberalismus erledigen" zugrunde liegt. Es wird schnell abgewiegelt, "alles nur Agitprop", "alles nur Kampagne".



Du kannst davon ausgehen, dass ich sehr, sehr lange gebraucht habe, bis ich den Gedanken in mir zugelassen habe, dass mein erster Eindruck doch nicht täuscht. Aber ich habe den Kampagnencharakter bei vielen Medien mittlerweile an so vielen Beispielen festmachen können, dass selektives Hören und Sehen als alleinige Erklärung nicht mehr langt. Leider steht die manipulative Kraft gerade des Fernsehens in einem proportionalen Verhältnis zum Aufwand, diese zu entlarven (man muss Bewegtbilder aufzeichnen, schneiden, kommentieren, untertiteln), ansonsten hätte ich noch viel schlagendere Beispiele parat als die, die ich ab und zu mal blogge.

Im Grunde ist die Annahme, Medien berichteten objektiv, eine viel mutigere als die, dass sie in eine bestimmte Richtung wirken wollen. Und die Annahme, der "Bias" wirke sich ausgleichend in alle Richtungen aus, ist ebenfalls gewagt. Mehr als die Verabschiedung von dieser Illusion verlange ich gar nicht.

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Stitch Jones Offline




Beiträge: 86

15.12.2011 15:27
#31 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine
Also ich finde die Unterstellung die "drei wesentlichen Presseorgane Deutschlands [...] haben [...] ein unverhohlenes Interesse daran" die "FDP zu erledigen" doch mehr als gewagt.



Dann sollte man aber auch korrekt zitieren. Rayson sprach nicht von "den drei wesentlichen" sondern von "drei der wesentlichen".

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.12.2011 15:29
#32 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von Gorgasal
Der aktuelle Tiefpunkt der FDP kommt ja unter anderem auch daher, dass Teile der bisherigen Kernwählerschaft der FDP verdrossen sind



Ja, auch. Das Paradoxe an der Situation ist, dass miteinander unvereinbare Positionen gerade eine diebische Freude daran empfinden, auf die FDP einzudreschen. Da gehen enttäuschte Liberale mit überzeugten Sozis Hand in Hand. Und Grund ist ausgerechnet der Versuch, es beiden recht zu machen.

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Sänger Offline




Beiträge: 132

15.12.2011 15:44
#33 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine
Was mir viel wichtiger erscheint: Den Medien wird gern eine Wirkung zugeschrieben, die sie gar nicht haben oder wenn, dann in viel schwächerem Ausmaß als weithin angenommen wird. Insbesondere wenn sich Parteien eigene Fehler nicht eingestehen können oder wollen, sind schnell die Medien mit der einseitigen Berichterstattung als Sündenbock vorhanden.

Volle Zustimmung.
Die Macht der Massenmedien wird überschätzt, gerade in längeren Prozessen (und der Abstieg der FDP ist ein solcher). Meine These ist: Für kurzfristige Medienhypes können die Massenmedien (noch) sorgen (z.B. Fukushima), langfristige Entwicklungen sind aber wesentlich schwieriger zu beeinflussen (Auch durch die Fukushima-Berichterstattung haben die Grünen "nur" 14% zugelegt. Sie waren NICHT plötzlich stärkste Partei!)

Hätten die Massenmedien so eine große Macht, dann müssten die Auflagenzahlen und Einschaltquoten ja steigen - aber das Gegenteil ist seit Jahren der Fall.

Am_Rande Offline




Beiträge: 196

15.12.2011 15:45
#34 RE: Die Krise der FDP Antworten

Sehr verehrter "herr celine",

wenn ich mich in die Diskussion einmischen darf, ob es so etwas wie eine "Gleichschaltung" der Medien in Deutschland gibt,
so möchte ich vielleicht etwas zu der Debatte beitragen.

Wenn überzeugte Liberale davon ausgehen, dass die (absolute) Mehrheit der Journalisten dem Liberalismus nicht besonders gewogen ist,
so können sie sich zum einen auf Umfragen unter Jounalisten berufen, die oft genug eine mehr als klare Präferenz für linke Weltanschauungen / linke Politik aufzeigen.
Einen recht aktuellen Einblick in das "juste milieu" der BRD, das eben ein "milieu gauche" ist, gibt das Buch von Jan Fleischhauer
"Unter Linken: Von einem, der aus Versehen konservativ wurde".

Aber ein Liberaler weiß eben auch, dass das, was man die "Intelligenzija" (oder auf english etwas despiktierlicher als die "chattering classes") bezeihnet,
eine innewohnende Tendenz zum Sozialismus, zur Planung generell hat.
Lesen sie dazu vielleicht, den Aufsatz Hayeks "The Intellectuals and Socialism" oder das großartige Geschichtswerk über den (fatalen) Hang der Intelektuellen zum Sozialismus
"Political Pilgrims: Western Intellectuals in Search of the Good Society" von Paul Hollander.

Kurz gesagt: es gibt (verständlicherweise) einen Hang "der Leute von Geist" zum Hyperrationalismus, welcher den Sozialismus auszeichnet.
(Den Glauben, man könnte alles rational verstehen und daher auch alles rational planen.)

Es ist daher für Liberale kein Wunder, wenn ein Journalist anti-liberal eingestellt ist.

In Deutschland will ein jeder Journalist ein kleiner Tucholsky, Kisch oder wenigstens ein Wallraff sein.
Und das allein diese drei Herren explizite Linke waren, ist eben auch kein Zufall.

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.12.2011 15:48
#35 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von Rayson

Deswegen schrieb ich das ja auch nicht, sondern "drei der wesentlichen Presseorgane". Ab und zu hilft das wörtliche Zitieren eben doch...



Nun, das geschieht im Eifer des Gefechts, sollte es natürlich nicht, aber ich entschuldige mich für diesen Fehler.


Zitat von Rayson

Ja, das wäre es. Aber das FDP-Bashing ist in der Tat nur ein Unterpunkt dessen, was die da so "im Sinn" haben. Reicht auch.



Grenzt für mich an Verschwörungstheorie. Was sollen die denn so im Sinn haben? Planwirtschaft? Klassenlose Gesellschaft? *scnr*


Zitat von Rayson

Zitat von herr celine
Wieso wirkt die Aufklärung innerhalb des liberalen Spektrums offensichtlich nicht?



Wer sollte die denn leisten? Und sie muss eben auch über das im engeren Sinne liberale Spektrum hinausreichen, um sich in Stimmerfolgen auszuwirken.




Zunächst sollte man doch annehmen, dass sie es zumindest schafft, das Stammklientel bei der FDP zu halten, was offensichtlich nicht gelingt. Alles darüber hinaus ist ohnehin heroisch. Die FDP war nie eine Volkspartei und wird es auch nie werden, sie ist ebenso wie die Grünen immer eine Klientelpartei gewesen. Ich habe das auch hier an anderer Stelle schon mal geschrieben, die Grünen werden genauso wieder an Zustimmung verlieren, wie die FDP. Das Ergebnis 2009 war ein Ausnahmeergebnis und als solches hätte es von Anfang an betrachtet werden müssen.


Zitat von Rayson

Im Grunde ist die Annahme, Medien berichteten objektiv, eine viel mutigere als die, dass sie in eine bestimmte Richtung wirken wollen. Und die Annahme, der "Bias" wirke sich ausgleichend in alle Richtungen aus, ist ebenfalls gewagt. Mehr als die Verabschiedung von dieser Illusion verlange ich gar nicht.



Davon werde ich mich nicht verabschieden, tut mir leid. Wo bleibt hier eigentlich die Annahme von der Selbsregulierung des Marktes? Sollte die hier nicht auch zutreffen? Nicht, dass ich sie dir unterstellen würde, aber das ist für mich auch so etwas Verblüffendes, was zur Verschärfung des Widerspruchs beiträgt.

Du sprichst den Medien eine viel zu große Wirkung bei: Die "manipulative Kraft gerade des Fernsehens" (diesmal habe ichs kopiert ;)) sehe ich einfach nicht. Es ist ein Unterschied, was man selbst wahrnimmt, bzw. wie man das Wahrgenommene bewertet und wie dieses bei anderen ankommt. Nur weil ein Bericht bei Monitor oder Frontal 21 vielleicht nicht objektiv ist (was er auch meiner Meinung nach sein sollte), heißt das noch lange nicht, dass alles was die bringen auch so von den Zuschauern geschluckt wird. Die meisten sind eben doch noch fähig sich eigene Gedanken zu machen.

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.12.2011 15:52
#36 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von Am_Rande

Es ist daher für Liberale kein Wunder, wenn ein Journalist anti-liberal eingestellt ist.

In Deutschland will ein jeder Journalist ein kleiner Tucholsky, Kisch oder wenigstens ein Wallraff sein.
Und das allein diese drei Herren explizite Linke waren, ist eben auch kein Zufall.



Da ist ja auch gar nichts was ich bezweifle, ich denke nur deren Wirkung wird sehr weit überschätzt und in einer Art Schutzreflex gerne als Entschuldigung verwendet.

Westfale Offline



Beiträge: 45

15.12.2011 16:03
#37 RE: Die Krise der FDP Antworten

Ich persönlich schätze Solms. Ich habe von Ihm einiges Gute und wenig Schlechtes in Erinnerung. Allerdings ist er in den vergangenen Jahren doch wesentlich weniger in der Öffentlichkeit präsent als noch vor 5-10 Jahren. Wie kommt das? Und: welche Rolle spielte er in den Koalitionsverhandlungen?

Gruß, der Westfale

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.12.2011 16:03
#38 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine
Wenn wir nun von politischen Präferenzen sprechen, gut, möge es eine "linke" Meinungsmehrheit innerhalb der Journalisten geben, das Interesse die FDP zu erledigen kann ich daraus noch nicht ableiten.


Da fehlt in der Tat noch ein wesentlicher Faktor: Das veränderte Berufsbild bzw. Selbstbild der meisten Journalisten.
Früher galt noch der schöne Spruch: "Ein Journalist darf sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten." D.h. die politische Präferenz des Journalisten war zweitrangig, normalerweise bemühte er sich bei seiner Arbeit diese Privatmeinung außen vor zu lassen.
In den letzten 20 Jahren hat sich das deutlich geändert ("taz"-Effekt nennt das Zettel). Heute sehen die meisten Journalisten es als ihre Aufgabe an, politische Agitation zu betreiben, die Massen zu bilden und ihnen das aufzudrücken, was im Medien-Mainstream als wahr und richtig gilt. Und in diesem Mainstream hat Liberalismus keinen Platz, also auch die FDP nicht, wenn sie sich erdreisten sollte, diesen wirklich zu vertreten.

Zitat
Was wurde die SPD nicht runtergschrieben zu Beginn 2005 ...


Ja sicher. Auch da wagte es die SPD, sich in einigen Punkten dem Mainstream zu verweigern. Und inzwischen ist sie wieder auf Kurs gebracht worden - de facto hat sie sich komplett von ihrer damaligen Politik distanziert.

Zitat
Zunächst sollte man FAZ und Bild doch mit in die Gruppe der wesentlichen Presseorgane Deutschlands aufnehmen ...


Bei der direkten Wirkung schon. Aber die beschränkt sich eben auf deren Leserschaft.
Aber es sind keine "Leitmedien", denen die vielen anderen Medien folgen, aus denen sich die Mehrheit der Bundesbürger informiert. Speziell die Staatssender sind ebenfalls komplett auf Anti-FDP-Linie.

Im Prinzip gibt es in Deutschland überhaupt keine liberalen Medien als Gegengewicht. Publizistische Korrekturen sind nur (mit relativ geringer Breitenwirkung) im Internet möglich.

Am_Rande Offline




Beiträge: 196

15.12.2011 16:04
#39 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat
[...]ich denke nur deren Wirkung wird sehr weit überschätzt und in einer Art Schutzreflex gerne als Entschuldigung verwendet.



Ich denke eher eher man kann die Wirkung, gar nicht stark genug bewerten.
Wenn alles, wirklich alles(!), was in den Medien erscheint mehr oder weniger durch ein Raster gelaufen ist,
ob es "linker" Weltanschauung entspricht,
wie soll man dann als Liberaler keine "Schutzreflexe" entwickeln?

Und das Problem, dabei ist eben, wenn man kein Anhänger des Liberalismus ist,
fällt einem gar nicht auf, wie "links" die Themensetzung und wie "links" die Besetzung der Begriffe eigentlich ist.
Es kann den meisten ja gar nicht auffallen, da die meisten nur die "linke" Weltsicht kennen und präsentiert bekommen.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.12.2011 16:32
#40 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine
Grenzt für mich an Verschwörungstheorie. Was sollen die denn so im Sinn haben? Planwirtschaft? Klassenlose Gesellschaft? *scnr*



Alles mögliche. Weiß ich nicht, und interessiert mich auch nicht. Ist nur die Antwort darauf, dass ich angeblich der Meinung wäre, man hätte nur FDP-Bashing im Sinn. Hat man bestimmt nicht. Und hier wieder mal der Hinweis: Nichts behaupten, was nicht gesagt wird, ok?

Zitat von herr celine
Zunächst sollte man doch annehmen, dass sie es zumindest schafft, das Stammklientel bei der FDP zu halten, was offensichtlich nicht gelingt.



Wenn man mich fragt, gelingt das auch zur Zeit. Aber richtig ist, dass die FDP auch selbst Anhänger enttäuscht hat, Das habe ich, wie man an vielerlei Orten nachlesen kann, nie bezweifelt, im Gegenteil. Das ändert nur nichts daran, dass es auch die Medienkampagne gibt.

Zitat von herr celine
Wo bleibt hier eigentlich die Annahme von der Selbsregulierung des Marktes?



Ein beliebter Fehler ist es, sich unter "Selbstregulierung des Marktes" ein konkretes Ergebnis, egal welcher Art, vorzustellen, in dessen Richtung der Markt sich dann regulieren soll. Aber erstens gibt es für einen sehr maßgeblichen Teil der Medien gar keinen Markt (weil zwangsgebührenfinanziert), zweitens heißt "Selbstregulierung" hier auch nur, dass sich bei knappen Gütern zu einem bestimmten Preis Angebot und Nachfrage ausgleichen, drittens ist das Anzeigengeschäft meinungsunabhängig und viertens gehen "Österreicher" davon aus, dass es dieses Gleichgewicht eh nie gibt...

Zitat von herr celine
Nur weil ein Bericht bei Monitor oder Frontal 21 vielleicht nicht objektiv ist (was er auch meiner Meinung nach sein sollte), heißt das noch lange nicht, dass alles was die bringen auch so von den Zuschauern geschluckt wird.



Einzelne Berichte schaffen das auch nicht, wenn sie isoliert sind. Ständige Berichterstattung in derselben Richtung, von verschiedenen Sendungen und Medien eifrig aufgegriffen, wiederholt und verstärkt, aber schon.

Zitat von herr celine
Die meisten sind eben doch noch fähig sich eigene Gedanken zu machen.



Aufgrund der gefärbten Fakten, die ihnen da aufgetischt werden, ja. Ich habe da einen Test, den fast jeder anwenden kann, und der mich in der Regel bestätigt: Wer sich auf einem bestimmten Gebiet gut auskennt, dass auch politische Relevanz hat (z.B. Ökonomie, Internet, Computerspiele, Jura, Geschichte etc.), und die Berichterstattung in den reichweitenstarken Medien verfolgt, kann zumeist bestätigen, dass es nicht gerade selten ist, wenn dort ausgemachter Quark bis unsinnige Halbwahrheiten verkündet werden, nur um den gewünschten politischen Twist hinzubekommen.

Gerne auch ganz "en passant". Weil es mir gerade vor ein paar Tagen auffiel und ich es behalten habe, weil ich mit meiner Liebsten darüber sprach, ein kleines Beispiel: Fernsehbericht zeigt trauernde Japaner. Off-Sprecherin: "Heute gedachten Japaner im ganzen Land der Katastrophe von Fukushima". Finde den Fehler.

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

C. Offline




Beiträge: 2.639

15.12.2011 17:18
#41 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine

Da ist ja auch gar nichts was ich bezweifle, ich denke nur deren Wirkung wird sehr weit überschätzt und in einer Art Schutzreflex gerne als Entschuldigung verwendet.



Man sollte es auf keine Fall als Entschuldigung benutzen, auch wenn ich nicht glaube, dass die Wirkung überschätzt wird, habe allerdings auch nur mein Gefühl.
Die Wirkung entsteht aber nicht durch einzelne Artikel in den genannten Leitmedien oder sonstige journalistische Glanzleistungen, sondern es kommt ein bunter Blumenstrauß zusammen, der multiplizierend wirkt. Die Themensetzung wird flugs kopiert, kommentiert, mit Experten garniert, eine Umfrage angefügt, die wieder kommentiert wird, durch die Talkshows getrieben, die wiederum verarztet werden bis sich zum Schluss eine herrschende Meinung abbildet, die wiederum durch Umfragen bestätigt wird, eventuell gibt es noch die eine oder andere Studie dazu, dazu wird noch der eine oder andere Kabarettist, Schlagersänger, Schauspieler und Fernsehkoch gehört und schon wissen alle, dass es durch das Atomunglück von Fukushima 20.000 Tote gab und Sarrazzin zusammen mit Broder die NSU gegründet hat.

Das ist erst mal weder rechts noch links, ich erinnere daran wie die Guttenbergs zu Superstars hochgejubelt wurden. Und natürlich gibt es auch Kampagnen wie zum Beispiel die SchlagdieSchröder- oder AntiSarrazinkampagnen. Hier wird geholzt in der Hoffnung, dass möglichst viel Dreck hängen bleibt.
Warum das ganze irgendwie rot-grün wirkt? Keine Ahnung. Vielleicht, weil die Leser der Leitmedien das so wollen und man beim ÖR der Meinung ist, dass es auf diese ankommt, die andere gucken Bauer sucht Frau und sind fürs richtige politische Bewusstsein verloren.

http://iceagenow.info

Juno Offline



Beiträge: 332

15.12.2011 17:42
#42 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat
Wer sich auf einem bestimmten Gebiet gut auskennt, dass auch politische Relevanz hat (z.B. Ökonomie, Internet, Computerspiele, Jura, Geschichte etc.), und die Berichterstattung in den reichweitenstarken Medien verfolgt, kann zumeist bestätigen, dass es nicht gerade selten ist, wenn dort ausgemachter Quark bis unsinnige Halbwahrheiten verkündet werden, nur um den gewünschten politischen Twist hinzubekommen.



Ja, da wird reichlich Stuss produziert. Aber ich behaupte, dass der Mechanismus meist genau andersherum läuft. Es ist nicht so, dass vorhandene Kenntnisse politisch hingebogen werden. Sondern Politik tritt einfach an die Stelle der fehlenden Kenntnisse.

Die Berichterstatter müssen sich ständig auf aktuelle Themen stürzen, von denen sie keinerlei Ahnung haben. Teilweise haben sie noch nicht einmal die Grundqualifikationen, um sich fachkundig zu machen. Ja noch nicht einmal die Grundqualifikation, wenigstens zu wissen, dass und wie sie sich eigentlich fachkundig machen müssten.

In so einer verzweifelten Lage hilft nur ein politischer Kompass und ein sicherer Instinkt dafür, welche Autoritäten problemlos zitiert werden können. Problem auf einer Bohrinsel? Verflucht, wie soll ich das denn als Germanist beurteilen????? Mit einem Anruf bei Greenpeace und ein paar allgemeinen Betrachtungen über die Übel der Industriegesellschaft mache ich jedenfalls nichts falsch. Wenn ich Ölexperten frage, kommt das schnell zu unkritisch und zu wenig investigativ rüber. So werde ich nie Spiegel-Chefreporter.

Bei den Onlinemedien kommt dann noch der hohe Zeitdruck dazu. Geradezu kriminell ist allerdings vieles, was die ÖffRechtlichen abliefern. Die haben ja eigentlich jede Menge Geld und Zeit.

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.12.2011 18:01
#43 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von R.A.

In den letzten 20 Jahren hat sich das deutlich geändert ("taz"-Effekt nennt das Zettel). Heute sehen die meisten Journalisten es als ihre Aufgabe an, politische Agitation zu betreiben, die Massen zu bilden und ihnen das aufzudrücken, was im Medien-Mainstream als wahr und richtig gilt. Und in diesem Mainstream hat Liberalismus keinen Platz, also auch die FDP nicht, wenn sie sich erdreisten sollte, diesen wirklich zu vertreten.



Das kann man so sehen, ist aber für die Frage der letztendlichen Wirkung auf die Medienkonsumenten relativ irrelevant.

Zitat von R.A.

Im Prinzip gibt es in Deutschland überhaupt keine liberalen Medien als Gegengewicht. Publizistische Korrekturen sind nur (mit relativ geringer Breitenwirkung) im Internet möglich.



Und spiegelt das nicht evtl. auch in gewisser Weise das Meinungsspektrum innerhalb der Gesellschaft wieder? Der Liberalismus in voller Ausprägung ist eben alleine innerhalb der Gesellschaft vielleicht einfach nicht mehrheitsfähig, wird bzw. nur von einer Minderheit als leitende Orientierung für politische Einstellungen und Werte betrachtet.

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.12.2011 18:06
#44 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von Am_Rande

Zitat
[...]ich denke nur deren Wirkung wird sehr weit überschätzt und in einer Art Schutzreflex gerne als Entschuldigung verwendet.



Ich denke eher eher man kann die Wirkung, gar nicht stark genug bewerten.
Wenn alles, wirklich alles(!), was in den Medien erscheint mehr oder weniger durch ein Raster gelaufen ist,
ob es "linker" Weltanschauung entspricht,
wie soll man dann als Liberaler keine "Schutzreflexe" entwickeln?

Und das Problem, dabei ist eben, wenn man kein Anhänger des Liberalismus ist,
fällt einem gar nicht auf, wie "links" die Themensetzung und wie "links" die Besetzung der Begriffe eigentlich ist.
Es kann den meisten ja gar nicht auffallen, da die meisten nur die "linke" Weltsicht kennen und präsentiert bekommen.




Die Aufregung kann ich nachvollziehen, ich kann aber nicht der Mehrheit der Bevölkerung die Fähigkeit zum eigenständigen Denken absprechen, was Sie leider implizit tun, wenn ich Sie richtig verstehe. Hier sage ich auch das gleiche wie zu R.A.: die Darstellung von Sachverhalten in den Medien, wie Themen "geframed" sind, sagt im Prinzip alleine noch nichts über die Wirkung aus. Ihre Annahmen sind ja durchaus plausibel und konsistent, aber ich denke nicht, dass das für einen erheblichen Teil der Bevölkerung zutrifft, was Sie beschreiben.

Am_Rande Offline




Beiträge: 196

15.12.2011 19:05
#45 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat
Der Liberalismus in voller Ausprägung ist eben alleine innerhalb der Gesellschaft vielleicht einfach nicht mehrheitsfähig, wird bzw. nur von einer Minderheit als leitende Orientierung für politische Einstellungen und Werte betrachtet.


Das ist dem überzeugten Liberalen, so glaube ich, immer schon schmerzlich bewußt gewesen.

Aber widerlegt dieses Minderheitendasein die Richtigkeit des Liberalismus?

Der große Ludwig von Mises schrieb schon 1927:

Zitat
Die Welt will heute vom Liberalismus nichts mehr wissen.


Dass dies so ist, hat meiner Meinung nach zwei Gründe.
Einer, der in der Natur der Massengesellschaft liegt.
Einer, der im Liberalismus selbst liegt.

Der Grund, der in der Massengesellschaft liegt, ist der, dass die allergroße Überzahl unserer Mitmenschen sich
für politische und gesellschaftliche Fragen in einem größeren theoretischen Zusammenhang nicht interessiert.
Man schaue sich einmal die Verbreitungszahlen an von Qualitätsmedien, wie z. B. FAZ, Spiegel, Zeit und SZ. Das
dürfte sich von der Auflage her in der Größenordnung von 3 bis 4 Millionen bewegen. Die zwei Sender des
DeutschlandRadios z. B. schalten 1,4 Millionen Hörer ein, die gehoben Programme aller deutschen Radiosender 4,3
Millionen. Selbst wenn man also davon ausginge, dass sich alle diese Menschen intensiv mit politischer
Ideengeschichte beschäftigt hätten, wäre das immer noch ein sehr geringer Teil der Gesamtbevölkerung.
Der große Teil der Bevölkerung interessiert sich also nicht weiter für Politik. Für sie ist wahrscheinlich
Politik nur "ein schmutziges Geschäft". (Womit sie so unrecht ja auch nicht hätte.)

Der übergroße Teil der Menschen jedoch, die sich für Politik und Gesellschaft über das unbedingt Notwendige
hinaus interessieren, sieht jedoch die Gesellschaft als großen Apparat an, den, wenn man nur endlich den großen
Bauplan entschlüsselt haben wird, nach Plan wird umgestalten können.
Diese Bild ist es ja auch, dass in den Schulen, Hochschulen und in den Medien den politisch interessierten
Menschen dargeboten wird.
Warum sollte man z. B. Soziolgie studieren, wenn man es nicht als anwendbare
Wissenschaft sieht, die Welt nach marxscher Maßgabe "nicht nur zu interpretieren, sondern sie auch zu verändern"?

Von den wenigen Menschen, die sich zwar für Politik und Gesellschaft interessieren, die aber nicht diesem
Machbarkeitswahn der Gesellschaftsingenieure anheim gefallen sind, bleibt die Weltanschauung des Liberalismus.
Die weder in Schulen, Hochschulen noch in den Medien gelehrt und dargestellt wird. Zum Liberalismus muss man auf
anderen Wegen gelangen. Liberale sind also zwangsläufig die Minderheit in der Minderheit.

Der zweite Grund, der in der Lehre vom Liberalismus selbst liegt, ist die einfache Tatsache, dass der
Liberalismus keine "Masse" kennt. Er kennt nur das Individuum.
Der Liberalismus kann die Masse nicht ansprechen und ihr sagen: "Ihr seid besser als die anderen, weil ihr
Arbeiter seid! Ihr solltet die Macht im Staate haben!" oder "Ihr seid besser als die anderen, weil ihr Arier
seid! Ihr solltet die Macht im Staate haben!" oder, oder, oder...
Der Liberalismus kann der Masse nicht schmeicheln. Er hat im wahrsten Sinne des Wortes der Masse nichts
anzubieten. Daher ist er für die Masse weder schmeichelhaft noch interessant.

Das scheinen mir die zwei Hauptgründe zu sein, warum der Liberalismus immer eine Minderheitenposition sein wird.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.12.2011 19:11
#46 RE: Die Krise der FDP Antworten

OT @Am_Rande

Nimm aus deinem Editor doch mal den Zwangs-Zeilenumbruch raus. Das irritiert hier eher

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

C. Offline




Beiträge: 2.639

15.12.2011 19:12
#47 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von herr celine
die Darstellung von Sachverhalten in den Medien, wie Themen "geframed" sind, sagt im Prinzip alleine noch nichts über die Wirkung aus. Ihre Annahmen sind ja durchaus plausibel und konsistent, aber ich denke nicht, dass das für einen erheblichen Teil der Bevölkerung zutrifft, was Sie beschreiben.



Ja, darüber hinaus hat zu offensichtliche Manipulation sogar die entgegengesetzte Wirkung, die allerdings äußerst ungern veröffentlicht wird. Das störrische Volk hat sich bis heute noch nicht davon überzeugen lassen, dass Thilo Sarrazin falsch liegt. Deshalb glaube ich auch, dass die Totengesänge auf die FDP zu ihrer baldigen Auferstehung beitragen, wobei es natürlich auch an der FDP liegt lebendiger rüberzukommen.

Weil ich mir gerne widerspreche führe ich eine Untersuchung über scripted reality gefunden bei SpOn an:

Zitat von SpOn
Doch nur 22 Prozent der Zuschauer zwischen 6 und 18 Jahren nehmen das Gezeigte auch so wahr. Knapp die Hälfte glaubt, hier würden echte Fälle nachgespielt; 30 Prozent sind sogar überzeugt, dass das Kamerateam die tatsächlichen Erlebnisse der gezeigten Familien dokumentiert. Das ergab eine neue Studie, für die die Gesellschaft zur Förderung des internationalen Jugend- und Bildungsfernsehens insgesamt 861 Schüler befragt hat



Das ist natürlich bedenklich, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass mit zunehmenden Alter auch die scripted reality der Politberichterstattung durchschaut wird.

http://iceagenow.info

Am_Rande Offline




Beiträge: 196

15.12.2011 19:15
#48 RE: Die Krise der FDP Antworten

Aha! Wieder was gelernt!

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.12.2011 19:20
#49 RE: Die Krise der FDP Antworten

Dann mal "on topic"...

Zitat von Am_Rande
Warum sollte man z. B. Soziolgie studieren, wenn man es nicht als anwendbare
Wissenschaft sieht, die Welt nach marxscher Maßgabe "nicht nur zu interpretieren, sondern sie auch zu verändern"?



Da wage ich mal Widerspruch, auch, aber nicht nur, im Namen meines ehemaligen Mitbloggers Karsten . Was du über die Soziologie sagst, könnte man genau so gut auf die Ökonomie anwenden. Nein, man kann solche Wissenschaften auch studieren, um bestimmte Phänomene begreifen und erklären zu können, also ganz ohne den Anspruch auf beliebige Gestaltung. Wie der Ökonom kann auch der Soziologe zu dem Ergebnis kommen, dass es mit der Veränderbarkeit nicht allzu weit her ist. Und es gibt Soziologen, z.B. Wolfgang Sofsky, die man auch als Liberaler ganz ohne Gefahr von Magengeschwüren und sogar mit Gewinn lesen kann.

Zitat von Am_Rande
Von den wenigen Menschen, die sich zwar für Politik und Gesellschaft interessieren, die aber nicht diesem
Machbarkeitswahn der Gesellschaftsingenieure anheim gefallen sind, bleibt die Weltanschauung des Liberalismus.
Die weder in Schulen, Hochschulen noch in den Medien gelehrt und dargestellt wird. Zum Liberalismus muss man auf
anderen Wegen gelangen. Liberale sind also zwangsläufig die Minderheit in der Minderheit.



Das ist allerdings wahr.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.12.2011 19:22
#50 RE: Die Krise der FDP Antworten

Zitat von C.
Das störrische Volk hat sich bis heute noch nicht davon überzeugen lassen, dass Thilo Sarrazin falsch liegt.



Bis auf ein paar störrische Blogger wagt diese Position aber keiner mehr öffentlich zu vertreten.

--
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