Ich verwechsle diese Dinge nicht, ich versuche einen neuen Aspekt in die Diskussion einzuwerfen. Mein Punkt ist der: wenn ich mich über die Beherrschung der Medien sorgen will, muss ich mir erstmal klar darüber sein, welchen Einfluss die Medien und damit eine Beherrschung überhaupt haben. Pluralismus finde ich übrigens gut, da bin ich bei Ihnen.
Ersteinmal ging es um die Feststellung der Tendenziösität deutscher Medien. Den Begriff "Sorgen" haben Sie jetzt ins Spiel gebracht, aber dass eine solche Tendenziösität und öko-sozialdemokratische Einsetigkeit (nicht linksextrem, wenn Linksextreme sich davon nicht erfasst sehen, haben die durchaus teilweise recht, betrachten Linksextreme Grün-Rot als neoliberale, verwundert mich das auch nicht) natürlich unterschwellig selbst das Weltbild derjenigen prägt, die sich eine relativ große Eigenständigkeit bewahren, benötigt nicht viel Phantasie. Einen Mechanismus hat Zettel bereits genannt: Wir erhalten mehr Informationen aus den Medien, als wir glauben, da wir diese indirekt durch z.B. Familie, Schulfreunde oder Arbeitskollegen zu hören bekommen. Das beeinflust z.B. liberale Selbstdenker oder auch konservative Katholiken natürlich nur bedingt, da selbst solche Informationen natürlich hinterfragt werden können, aber die Prägung selbst des liberalen und konservativen Spektrums ist unübersehbar.
Zitat von stefanolixIch bin gerade in Bezug auf die FDP aufgrund gründlicher Beobachtungen zu der festen Überzeugung gelangt, dass von einer neutralen oder zumindest ausgeglichenen Berichterstattung keine Rede sein kann.
Ich habe ein anderes Beispiel, wie solche "Meinungsberichterstattung" vor sich geht. Am 07.03.12 sagte in der ARD-Tagesschau der Brüsseler Korrespondent: "Die EU-Partner nutzen diese Hebel leider nicht, um die in Ungarn abgeschaffte Meinungsvielfalt wiederherzustellen." (Mit "diese Hebel" waren finanzielle Hilfen gemeint, welche die EU von der unabhängigen Besetzung der ungarischen Zentralbank abhängig machte)
Nun kann man sicher mit einigem Recht behaupten, dass die Meinungsfreiheit in Ungarn durch das Handeln der aktuellen Regierung nicht gerade befördert wurde, aber dass sie dort nun ganz "abgeschafft" oder nur wirksam eingeschränkt worden wäre, ist eine absurde Übertreibung. Nirgendwo wird die Orbán-Regierung stärker kritisiert als von Oppositionellen in Ungarn, zwar wohl nicht gerade besonders oft im staatlichen Fernsehen, aber doch in auflagenstarken Publikationen, im Internet und auf der Straße.
Man bedenke auch, dass, um solche objektiv unwahren Behauptungen aufstellen zu können, eine gewisse Zeit der Vorbereitung erforderlich ist, damit die Zuschauer nicht stutzig werden. In den deutschen Qualitätsmedien wurde daher so lange ein Zerrbild der Lage in Ungarn gemalt, bis dann irgendwann ein Korrespondent dieses mal so eben locker als Fakt in seiner Reportage unterbringen konnte. So funktioniert das auch mit vielen anderen Themen, und leider immer nur in eine bestimmte Richtung: rot-grüner Mainstream. Dass der manchmal von ganz links auch attackiert wird, macht ihn nicht weniger einseitig.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Das ganze Unterfangen scheint sich momentan zu Ungunsten von Röttgen zu entwickeln. Der Druck auf ihn, Berlin den Rücken zu kehren und alles auf NRW zu setzen, wird stärker. Das kann ihm aber gar nicht schmecken, müsste er dafür ja seinen einflussreichen Posten als Umweltminister in Berlin räumen. Und die Wahrscheinlichkeit in NRW bloß Oppositionsführer zu werden, ist hoch.
Das wissen selbstverständlich auch die, die ihn jetzt unbedingt in NRW sehen wollen. Seehofer, Bosbach und andere wittern die Chance, den grünen Röttgen dauerhaft loszuwerden. Die Neubesetzung des Umweltministerpostens könnte sehr spannend werden, hängen doch viele der aktuellen Fragestellungen direkt damit zusammen, insbesondere der Umgang mit Energiewende, Klimawandel, etc.
Zitat von SängerDas ganze Unterfangen scheint sich momentan zu Ungunsten von Röttgen zu entwickeln. Der Druck auf ihn, Berlin den Rücken zu kehren und alles auf NRW zu setzen, wird stärker.
Aber warum sollte er ihm nachgeben? Die Spitzenkandidatur kann ihm niemand mehr nehmen; zum Rücktritt als Minister kann ihn niemand zwingen.
Ich halte Röttgen für den cleversten und abgebrühtesten Karrieristen in einer politischen Spitzenposition seit Gerhard Schröder. Er wird exakt das tun, was seiner Karriereplanung entspricht.
Zitat von ZettelAber warum sollte er ihm nachgeben? Die Spitzenkandidatur kann ihm niemand mehr nehmen; zum Rücktritt als Minister kann ihn niemand zwingen.
Es ist aber auch albern über den Oppositionsführer zu diskutieren, bevor der Wahlkampf überhaupt begonnen hat. Hier kann ich Röttgen verstehen.
Zitat Ich halte Röttgen für den cleversten und abgebrühtesten Karrieristen in einer politischen Spitzenposition seit Gerhard Schröder. Er wird exakt das tun, was seiner Karriereplanung entspricht.
Dann finden wir ihn in der freien Wirtschaft wieder.
Zitat Ich halte Röttgen für den cleversten und abgebrühtesten Karrieristen in einer politischen Spitzenposition seit Gerhard Schröder. Er wird exakt das tun, was seiner Karriereplanung entspricht.
Dann finden wir ihn in der freien Wirtschaft wieder.
Zitat von SängerDas ganze Unterfangen scheint sich momentan zu Ungunsten von Röttgen zu entwickeln. Der Druck auf ihn, Berlin den Rücken zu kehren und alles auf NRW zu setzen, wird stärker.
Aber warum sollte er ihm nachgeben? Die Spitzenkandidatur kann ihm niemand mehr nehmen; zum Rücktritt als Minister kann ihn niemand zwingen.
Zwingen kann ihn niemand, das ist richtig. Die Frage ist aber jetzt, ob er dem Druck standhält. Es ist aus meiner Sicht unwahrscheinlich, dass er aus diesem "NRW-Abenteuer" irgendwie als Sieger hervorgeht.
Zitat von ZettelIch halte Röttgen für den cleversten und abgebrühtesten Karrieristen in einer politischen Spitzenposition seit Gerhard Schröder. Er wird exakt das tun, was seiner Karriereplanung entspricht.
Da stimme ich Ihnen voll zu, lieber Zettel. Kein anderer Politiker versucht so klar wie er grün und schwarz zu vereinen und sich damit vom Zeitgeist vorantreiben zu lassen.
Röttgen ist allerdings bisher nicht dadurch aufgefallen, dass er viel riskiert hätte. Um so mehr wundert mich sein NRW-Abenteuer. Viel riskieren würde er, wenn er sein Ministeramt abgeben würde, um alles auf NRW zu setzen. Dass er dies vermutlich nicht tun wird, wird ihm der Landesverband im Fall einer (wahrscheinlichen) Niederlage übel nehmen. Die Niederlage wird an ihm haften bleiben. Und die Bedeutung eines loyalen Landesverbandes ist jedoch nicht zu verachten - auch in Berlin nicht.
Die aktuellen Umfragewerte (Stern): (in Klammern die Veränderung zu den vorherigen von mir zitierten Umfragewerten (Infratest dimap))
CDU 33% (-1%) SPD 39% (+1%) Grüne 11% (-3%) FDP 4% (+2%) Piraten 6% (+1%) Linke 4% (0%)
Das ist natürlich mit Vorsicht zu genießen, aber es erscheint mir immer unwahrscheinlicher, dass Röttgen zum Sieger werden könnte. Dass die FDP in den Landtag einzieht halte ich hingegen für nicht unwahrscheinlich.
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