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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 57 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.03.2012 08:25
Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Für alle Parteien außer der roten und der grünen haben diese bevorstehenden Neuwahlen eine große Bedeutung - auch wenn es so gut wie sicher ist, daß Rotgrün weiter regieren wird.

In dem Artikel gehe ich besonders ausführlich auf die FDP ein; denn ich bin überzeugt, daß diese Neuwahlen für sie eine Chance sind.

Wird sie diese Chance nutzen? Ich weiß es nicht. Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, dann werden ja manchmal nicht nur ungeahnte Kräfte frei, sondern man entschließt sich auch zu Handlungen, die man sonst nicht versuchen würde.

Was die FDP versuchen muß: Sich als eine Partei zu profilieren, die gegen den Strom schwimmt. Die Partei der weiterdenkenden, der vernünftigen Minderheit. Und nicht der Hoteliers und Apotheker. (Auch wenn von diesen manche natürlich auch zu ihr gehören könnten, dieser Minderheit).

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.03.2012 10:58
#2 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Zettel
Zweitens wird der FDP der publizistische Wind kräftig ins Gesicht blasen. Denn auch in den linksgrün beherrschten Medien ist natürlich bekannt, welche Bedeutung diese Wahl für die FDP haben wird. Also wird man auf sie schießen, aus allen Rohren. Ist die FDP erst einmal eliminiert, und mit ihr der politische Liberalismus, dann gibt es gegen die Errichtung einer formierten ökosozialistischen Gesellschaft kaum noch ein ernsthaftes Hindernis.



Nette Verschwörungstheorie.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.03.2012 11:34
#3 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von herr celine

Zitat von Zettel
Zweitens wird der FDP der publizistische Wind kräftig ins Gesicht blasen. Denn auch in den linksgrün beherrschten Medien ist natürlich bekannt, welche Bedeutung diese Wahl für die FDP haben wird. Also wird man auf sie schießen, aus allen Rohren. Ist die FDP erst einmal eliminiert, und mit ihr der politische Liberalismus, dann gibt es gegen die Errichtung einer formierten ökosozialistischen Gesellschaft kaum noch ein ernsthaftes Hindernis.



Nette Verschwörungstheorie.


Leider keine Theorie.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.425

15.03.2012 12:03
#4 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Ach, die ZEIT. Zur Zeit sehr bemüht, sich als Leitmedium der "offenen Verschwörung" im Sinne von H. G. Wells (The Open Cosnpiracy, 1919) und Gramsci zu positionieren. Heute Adam Soboczynski zur Geschlechterdebatte:
http://www.zeit.de/2012/12/Identitaetsde...rrollen/seite-2

Zitat Adam Soboczynski
_________________________
"Um es marxistisch zu pointieren: Die Beschwörung des Geschlechts lenkt nur vom Unbehagen an den Produktionsverhältnissen ab. Das Selbstverwirklichte ist heute das Unfreie. Wer das Geschlecht mit einem trügerischen Freiheitsversprechen befrachtet, spricht doch nur wie ein Unternehmensberater"
_________________________

Da fehlen nur noch die Rauschebärtigen neben dem Titellogo.

Stitch Jones Offline




Beiträge: 86

15.03.2012 12:04
#5 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Zettel
Leider keine Theorie.



Zitat des Tages (aus dem verlinkten Artikel):

Zitat
Die FDP wird einfach nicht mehr gebraucht, weder wirtschafts- noch gesellschaftspolitisch.

Jahrzehntelang war das anders. Als Westdeutschland sich in einer hautnahen Systemkonkurrenz mit dem Staatssozialismus befand, bestand ständig die Gefahr, denen da drüben zu ähnlich zu werden. Schließlich wollte man den eigenen Bürgern bei mehr Wohlstand und Freiheit fast genauso viel Sicherheit und Gleichheit bieten wie die DDR.



Ist das Ironie, die ich nicht erkenne, oder meint der das ernst?

Kallias Offline




Beiträge: 2.309

15.03.2012 12:16
#6 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Stitch Jones

Zitat
(...) Als Westdeutschland sich in einer hautnahen Systemkonkurrenz mit dem Staatssozialismus befand, bestand ständig die Gefahr, denen da drüben zu ähnlich zu werden. (...)

Ist das Ironie, die ich nicht erkenne, oder meint der das ernst?


Halbernst gemeint.

Die Ansicht, der Sozialstaat im Westen sei Folge der Systemkonkurrenz gewesen, nach deren Ende der eisige Neoliberalismus in Deutschland Einzug gehalten habe, ist bei Linken und Linksliberalen ein unhinterfragbares politisches Axiom.

Die "Gefahr, denen da drüben zu ähnlich zu werden" ist hingegen nur ein daraus abgeleitetes rhetorisches Konstrukt, das sich dem Bemühen eines nichtliberalen Journalisten verdankt, dem Liberalismus irgendeine positive Funktion im politischen Spektrum anzudichten. Das meint er sicherlich nicht ganz ernst.

Herzliche Grüße,
Kallias

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.254

15.03.2012 12:18
#7 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Zettel
Wird sie diese Chance nutzen? Ich weiß es nicht. Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, dann werden ja manchmal nicht nur ungeahnte Kräfte frei, sondern man entschließt sich auch zu Handlungen, die man sonst nicht versuchen würde.

Was die FDP versuchen muß: Sich als eine Partei zu profilieren, die gegen den Strom schwimmt. Die Partei der weiterdenkenden, der vernünftigen Minderheit. Und nicht der Hoteliers und Apotheker. (Auch wenn von diesen manche natürlich auch zu ihr gehören könnten, dieser Minderheit).

Liberales Gedankengut ist, wie erst kürzlich anhand einer Umfrage, die hier im Forum diskutiert wurde, in der Bevölkerung weit verbreitet – eine Mehrheit sieht sich als liberal denkend – nur wird die FDP eben nicht als liberale Partei wahrgenommen.

Ja, auf dem Papier ist alles sooo toll. Aber realiter betreibt die FDP meist eben keine liberale Politik, und da wo sie es tut, verkauft sie sich und ihre Leistung schlecht. Das haben wir hier alles schon bis zum Erbrechen durchdekliniert. Mir drängt sich oft der Eindruck auf, die FDP will gar nicht gewählt werden.

 
Mit freundlichem Gruß

--
Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

15.03.2012 12:34
#8 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von herr celine

Zitat von Zettel
Zweitens wird der FDP der publizistische Wind kräftig ins Gesicht blasen. Denn auch in den linksgrün beherrschten Medien ist natürlich bekannt, welche Bedeutung diese Wahl für die FDP haben wird. Also wird man auf sie schießen, aus allen Rohren. Ist die FDP erst einmal eliminiert, und mit ihr der politische Liberalismus, dann gibt es gegen die Errichtung einer formierten ökosozialistischen Gesellschaft kaum noch ein ernsthaftes Hindernis.



Nette Verschwörungstheorie.




Ich habe inzwischen den Eindruck, alles was den Mainstreammedien in Deutschland widerspricht, auf ihren mangelnden Pluralismus hinweist oder auf die daraus folgende verzerrte Darstellung und mangelnde Akkuratheit hinweist, ist für einige eine Verschwörungstheorie - ungeachtet der Tatsache, dass gar keine Verschwörung postuliert wird, die braucht man nämlich zu Erklärung gar nicht.

Als wären die deutschen Medien die Gralshüter an Objektivität und Qualität (im Gegensatz zu den amerikanischen Medien, die aus Sicht deutscher Medien zu tendenziöß, manipulierenden und niveaulos sind).

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein



Ich forder die Anwerbung von journalistischen Fachkräften aus Großbritannien, USA, Frankreich und der Schweiz!

Fritz ( gelöscht )
Beiträge:

15.03.2012 13:27
#9 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

"Aber realiter betreibt die FDP meist eben keine liberale Politik, und da wo sie es tut, verkauft sie sich und ihre Leistung schlecht. Das haben wir hier alles schon bis zum Erbrechen durchdekliniert. Mir drängt sich oft der Eindruck auf, die FDP will gar nicht gewählt werden."

So ist es, leider.
Dabei muß man sich nochmals in Erinnerung rufen, welch sensationelles Ergebnis die FDP bei der letzten Bundestagswahl hatte. Offensichtlich war vielen Wählern die Sozialdemokratisierung der CDU durch Merkel zu viel.

Die FDP hatte Rückenwind ohne Ende, wie selbstbewußt hätte sie in die Koalitionsverhandlungen gehen können, schließlich hätte man bei den Unierten immer mit dem Argument punkten können, daß auch die Unionswähler keine sozialistische Politik wollen.

Was hat die FDP daraus gemacht?

isildur Offline



Beiträge: 366

15.03.2012 13:44
#10 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Ich hoffe, dass Sie recht behalten, lieber Zettel. Glauben kann ich es noch nicht so recht, auch wenn mir die Hoffnung nicht gänzlich unrealistisch erscheint.

NRW ist nicht zuletzt ein sehr heterogenes Bundesland. Ich komme ursprünglich aus einer Region die extrem stark vom Mittelstand dominiert ist. Wo viele Menschen selbst im Hinterhof noch ihre eigene "Klitsche" haben ist die Begeisterung für die FDP tendenziell seit jeher stärker als anderswo. Weite Teile NRWs sind ländlich, aber halt eben auch dünn besiedelt und nach unserem Wahlrecht daher nicht so relevant.
Was ich mich aber eigentlich frage ist, wie der Strukturwandel im Ruhrgebiet und Rheinland mittel- und langfristig die Lage verändert. NRW das war Kohle und Stahl, Arbeiterland, Gewerkschaftsland, SPD-Land. Sicher gibt es immer noch viel Industrie, aber vieles hat sich gewandelt hin zum dritten und vierten Sektor. Wer profitiert davon? Vermutlich die Grünen als Partei der Besserverdienenden aber wer noch?
Möglichkeiten für die FDP sind sicherlich vorhanden, die Frage ist, ob sie sie nutzen und ob sie gleichwertigen Zugang zu den Medien haben. Wobei der WDR sich ja schon seit jeher als Westdeutscher Rotfunk hervor getan hat. Aber das Thema FDP, Medien und ÖR hatten wir ja schon zur Genüge.

Gruß,
Isildur

Francisco Offline



Beiträge: 5

15.03.2012 13:50
#11 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Dass die Mehrheit der deutschen Journalisten sich eher dem linken Lager zugehörig fühlt, ist beim besten Willen keine Verschwörungstheorie, sondern lässt sich nach einer Studie der Freien Universität Berlin belegen. Hiernach - so der Deutsche Fachjournalisten Verband - schätzen die meisten Politik-Journalisten Ihre politische "Einstellung leicht links von der Mitte ein und neigen am stärksten den Grünen zu" (http://www.dfjv.de/home/news_einzelansic...Hash=6f548c8cbd.)

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.03.2012 14:03
#12 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Techniknörgler

Als wären die deutschen Medien die Gralshüter an Objektivität und Qualität (im Gegensatz zu den amerikanischen Medien, die aus Sicht deutscher Medien zu tendenziöß, manipulierenden und niveaulos sind).



Wer sagt das? Ich nicht, aber man kann ja dennoch drauf eingehen, auch wenn ich die Befürchtung habe, das meine Sätze, an Ihnen, lieber Techniknörgler, leider auf Granit stoßen. Einen letzten Versuch ist es dennoch wert: Die "linksgrün beherrschten Medien", das ist so etwas was es einfach nicht gibt, man sich aber hier in diesem Forum und anderen Kreisen immer gerne herredet, erzeugt durch kognitive Dissonanz. Ständig wird sich z.B. über SPON echauffiert, meine Güte, dann lest doch kein SPON. Ein Großteil der Bürger tut es auch nicht und ein noch größerer Teil derer glauben auch nicht jeden Mist der irgendwo steht. Übrigens ist die Schimpfe auf die Medien im linken Lager mindestens genauso groß, schauen Sie mal bei den Nachdenkseiten, beim Öffinger Freidenker, oder beim Spiegelfechter vorbei. Wenn man das alles mal versucht von der Distanz zu betrachten merkt man schnell, dass die Vorwürfe und die Befürchtungen in der Regel die selben sind, nur mit anderen Begriffen gewürzt. Allein diese Feststellung müsste aber schon jeden kritisch aufhorchen lassen.

Es ist dieses Denken, das mir Sorge bereitet: die Medien sind an allem Schuld, die Medien manipulieren die Bürger, indoktrinieren sie. Ja, wo bleibt denn der Liberalismus, wenn nicht mal mehr Liberale glauben, dass die Bürger selbstständig zu denken im Stande sind? Und ich habe an anderer Stelle schon darauf hingewiesen, über den Einfluss der Medien auf politisches Denken und politische Entscheidungen arbeiten sich Publizisten, Soziologen, Politilogen mit großem Eifer ab, wirkliche nennenswerte Effekte, die das Niveau der Effekte von Gesprächen innerhalb der engsten Kreise, Sozialisation oder direkte Erfahrung mit dem politischen System auf politisches Denken und politische Entscheidungen übersteigen würden konnten den Medien noch nicht zugeschrieben werden.

Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, der hier aufgebaut wird. Und dies geschieht sowohl im bürgerlichen, als auch im linken Lager.

Der Begriff Verschwörungstheorie richtete sich übrigens auf das "Errichtung einer formierten ökosozialistischen Gesellschaft": Ich weiß schon, dass die Angst groß ist, aber auch diese Angst ist nunmal unbegründet. Außer man maßt einem Großteil der Bevölkerung an, nicht selbstständig denken zu können, aber das würden Liberale ja nicht tun, nicht wahr? Wäre ja "Ideologie".

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.03.2012 14:30
#13 Zitat des Tages: Röttgen nach allen Seiten offen Antworten

Zitat von Zettel
Für alle Parteien außer der roten und der grünen haben diese bevorstehenden Neuwahlen eine große Bedeutung - auch wenn es so gut wie sicher ist, daß Rotgrün weiter regieren wird.

Es sei denn, es tritt das ein, worauf Röttgen möglicherwiese spekuliert.

Am_Rande Offline




Beiträge: 196

15.03.2012 14:37
#14 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat
Es mag übertrieben sein, zu sagen, daß sich in ihnen ihr politisches Schicksal entscheidet. Aber ob sie weiter auf denkbar niedrigem Niveau stagniert oder aber den Wiederaufstieg
einleiten kann - das könnte sich Anfang oder Mitte Mai in NRW sehr wohl entscheiden.



Ich würde sogar weiter gehen, und sagen, dass das politische Schicksal der NRW-FDP bereits entschieden ist.
Die FDP wird nicht mehr im nächsten Landtag vertreten sein. Dafür wird nicht zuletzt der Westdeutsche Rotfunk schon sorgen.

Die Losung der FDP in NRW sollte daher ab jetzt sein:
„Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie!“

Da sie nichts mehr zu verlieren hat, könnte sie also in die Vollen gehen:

1) Herausstellung von Herrn Frank Schäffler neben Herrn Bahr als Spitzenmann.
Forderung der Posten des Finanz- und des Wirtschaftsministers für die beiden als conditio sine qua non für eine schwarz-gelbe Koalition.
2) Lautstarke Betonung, dass der künftige Bundespräsident, Herr Gauck, genau für die Werte der FDP steht; besonders, wenn er von seinem 'Lebensthema' Freiheit spricht.
3) Lautstarke Betonung der Unterschiede zu den anderen Parteien: nur die FDP steht für die Marktwirtschaft ein, nur die FDP steht für die Leistungsgerechtigkeit ein, nur die FDP steht für Steuersenkungen ein, nur die FDP steht für einen Wettbewerbs-Föderalismus ein, nur die FDP steht für eine Beschneidung der staatlichen Aufgaben ein, etc. pp.

Kurz: die FDP sollte sich in diesem Wahlkampf so gerieren, als wäre sie wirklich die Versammlung der kaltherzigen, geldgierigen, asozialen, fanatischen Marktradikalen, als die sie in den Medien sowieso dargestellt werden (wird).
Ein Wahlkampf unter dem windelweichen Banner eines "Mitfühlenden Liberalismus" wäre weniger als nichts.

Die FDP sollte sich an diese Zeilen aus einem Gedicht T. S. Eliots erinnern:

"This is the way the world ends
This is the way the world ends
This is the way the world ends
Not with a bang but a whimper."

Es liegt an ihr, ob in ihrem Fall die letzte Zeile nicht doch

"Not with a whimper but with a bang."

lauten könnte.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.03.2012 14:52
#15 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Lieber herr celine,

Zitat von herr celine
Die "linksgrün beherrschten Medien", das ist so etwas was es einfach nicht gibt, man sich aber hier in diesem Forum und anderen Kreisen immer gerne herredet, erzeugt durch kognitive Dissonanz.

Welche kognitive Dissonanz, verstehe ich jetzt nicht ganz.

Wenn Sie meinen, daß es die linksgrün beherrschten Medien nicht gibt - würden Sie vielleicht einfach die Sender, die Zeitungen, die Magazine aufzählen, die liberalkonservativ beherrscht sind?

Zitat von herr celine
Es ist dieses Denken, das mir Sorge bereitet: die Medien sind an allem Schuld, die Medien manipulieren die Bürger, indoktrinieren sie.

Was mich angeht, bin ich dieser Meinung ausdrücklich nicht und habe das auch oft geschrieben.

Wir haben es mit einem gesellschaftlichen Prozeß zu tun, der in zwei Phasen zerfällt.

Die erste war der "lange Marsch durch die Institutionen" nach 1968, der zum Beispiel den Universitäten in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern, teilweise auch in den anderen, fast durchweg eine linke Dominanz gebracht hat; der ehemalige Linksextreme wie zum Beispiel Thomas Schmid bis in die Chefetagen der einst konservativen Presse hat aufsteigen lassen; der einst liberale Medien wie die "Zeit" zu linksökologischen Medien gemacht hat. Über ihre politische Sozialisation an den Universitäten sind wiederum die Lehrer, Sozialarbeiter usw. heute überwiegend links politisch verortet. Jeder, der ein beliebiges Lehrerkollegium kennt, wird das bestätigen.

Keine Verschwörung, lieber herr celine. Einfach eine gesellschaftliche Entwicklung. Die Medien spielen darin eine Rolle; aber ebenso die Schulen, die Universitäten, die Kulturschaffenden in allen Bereichen; nicht zuletzt die Mehrheit der Pastoren.

Nach 1990 kam die, sagen wir, Verostung hinzu. Ich habe das zunächst völlig unterschätzt - wie aus der untergegangenen DDR doch beispielsweise der Sozialneid, der Antiamerikanismus, vor allem auch das Mißtrauen gegenüber dem Staat in unsere Gesellschaft hineinsickerten.

Zitat von herr celine

Und ich habe an anderer Stelle schon darauf hingewiesen, über den Einfluss der Medien auf politisches Denken und politische Entscheidungen arbeiten sich Publizisten, Soziologen, Politilogen mit großem Eifer ab, wirkliche nennenswerte Effekte, die das Niveau der Effekte von Gesprächen innerhalb der engsten Kreise, Sozialisation oder direkte Erfahrung mit dem politischen System auf politisches Denken und politische Entscheidungen übersteigen würden konnten den Medien noch nicht zugeschrieben werden.

Was freilich methodisch auch schwer sein dürfte. Der doppelte Blindversuch scheidet leider aus.

Herzlich, Zettel

C. Offline




Beiträge: 2.639

15.03.2012 15:52
#16 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Zettel
Für alle Parteien außer der roten und der grünen haben diese bevorstehenden Neuwahlen eine große Bedeutung - auch wenn es so gut wie sicher ist, daß Rotgrün weiter regieren wird.

Es sei denn, es tritt das ein, worauf Röttgen möglicherwiese spekuliert.




Zitat von Zettel
Ebenso unwahrscheinlich ist es aber auch, daß die beiden weiblichen Dioskuren Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann nach diesen Wahlen ihr Bündnis beenden werden, wenn sie es denn fortsetzen können.



Hanni und Nanny als Dioskuren zu bezeichnen ist süß.

http://iceagenow.info

Sänger Offline




Beiträge: 132

15.03.2012 15:56
#17 RE: Zitat des Tages: Röttgen nach allen Seiten offen Antworten

So könnte diese Konstellation, unter der schwarz-grün möglich, rot-grün aber unmöglich ist, realistischerweise aussehen:
(in Klammern zum Vergleich aktuelle Umfragewerte (http://www.welt.de/politik/deutschland/a...eit-in-NRW.html))

CDU 35% (34%)
SPD 33% (38%)
Grün 14% (14%)
FDP 5% (2%)
Piraten 5% (5%)
Linke 5% (4%)
Andere 3%

Schwarz-Grün: 49%
Rest (im Landtag): 48%

CDU und SPD werden nah beieinander liegen. Nehmen wir an, dass die CDU die SPD knapp überholt.
Dann müssen alle anderen Parteien, die in den Landtag einziehen, ca. genauso viel holen wie die Grünen.
Kommt eine der drei "kleinen" Parteien (FDP, Piraten, Linke) nicht in den Landtag, hat er kein realistische Chance.
Hätte die Linke im obigen Beispiel nur 4% (und 1% geht an Andere) und zöge nicht in den Landtag ein, sähe es so aus:

Rot-Grün: 47%
Rest (im Landtag): 45%

Mir scheint es ein sehr schmales Brett zu sein, auf das sich Röttgen hier begibt.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.425

15.03.2012 16:09
#18 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Am_Rande
____________
Kurz: die FDP sollte sich in diesem Wahlkampf so gerieren, als wäre sie wirklich die Versammlung der kaltherzigen, geldgierigen, asozialen, fanatischen Marktradikalen, als die sie in den Medien sowieso dargestellt werden (wird).
Ein Wahlkampf unter dem windelweichen Banner eines "Mitfühlenden Liberalismus" wäre weniger als nichts.
____________
Ein interessanter Vorschlag. Und sei es, weil das dazu führen würde, daß sich der Rest der Parteienlandschaft geschlossen wie Rumpelstilzchen aufführen würde. Die vorhersehbare Reaktion wäre mit dme Wort "shitstorm", halten zu Gnaden, wohl treffend bezeichnet. Pas de chance also (Andererseits haben Sie recht: die FDP hat nichts zu verlieren. Sollte sie mit solch einer Strategie Erfolg einfahren, wäre das auch der Beweis daß die Hauptstrommedien ihre alleinseligmachende Funktion eingebüßt haben.)
Aber mit dem Eliot-Zitat sollte man vorsichtig sein. Es wäre eine zu lockende Steilvorlage, wenn dann mit Blick auf die FDP jemand nicht nur die Schlußverse von "The Hollow Men" zitieren würde, sondern auch den Gedichtauftakt:
"We are the hollow men
We are the stuffed men
Leaning together
Headpiece filled with straw. Alas!
Our dried voices, when
We whisper together
Are quiet and meaningless
As wind in dry grass"

Florian Offline



Beiträge: 3.171

15.03.2012 16:20
#19 RE: Zitat des Tages: Röttgen nach allen Seiten offen Antworten

@ Sänger:
"Mir scheint es ein sehr schmales Brett zu sein, auf das sich Röttgen hier begibt."

Richtig.
Erstens einmal muss dazu die CDU stärker sein als die SPD.
Und zudem müssen die anderen im Landtag vertretenen Parteien zusammengenommen in etwa so stark sein wie die Grünen (damit Rot-Grün keine Mehrheit hat).
Aber auch nicht viel stärker, weil sonst Schwarz-Grün auch keine Mehrheit hat.

Insgesamt also sehr enge Parameter für Schwarz-Grün in diesem Szenario.

(Wobei selbst in diesem theoretischen Fall die Grünen immer noch Machtalternativen jenseits der CDU hätten.
Zum Beispiel Ampel. Oder Rot-Rot-Grün. Oder Rot-Grün-Piraten. Oder sogar eine Fortsetzung einer Minderheitsregierung. Letztere würde womöglich sogar stabiler funktionieren, nachdem man den Oppositionsparteien nun einmal die Instrumente gezeigt hat).


Allerdings könnte Röttgen auch ganz anders spekulieren:

Schwarz-Grün wäre eventuell möglich, selbst wenn Rot-Grün eine Mehrheit hätte.
Denn die SPD ist ja als erste Koalitionsalternative der Grünen nicht in Stein gemeisselt. Siehe die (allerdings nicht sehr erfolgreichen) Beispiele Saarland und Hamburg.
Speziell in einem Industrie- und Bergbauland wie NRW gibt es ja zahlreiche rot-grüne Reibungspunkte bei der Industrie- und der Infrastruktur-Politik.
Gerade in Zeiten knapper Kassen und Schuldenbremsen, in denen kaum genug Geld da sein dürfte für die durchaus unterschiedlichen aber auf jeden Fall kostspieligen Lieblingsprojekte von Rot und Grün.

Vielleicht spekuliert Röttgen ja darauf, eine undogmatische CDU für SPD und/oder Grüne eine angenehm-zahme Koalitionsalternative sein könnte?

C. Offline




Beiträge: 2.639

15.03.2012 16:31
#20 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von herr celine
Die "linksgrün beherrschten Medien", das ist so etwas was es einfach nicht gibt, man sich aber hier in diesem Forum und anderen Kreisen immer gerne herredet, erzeugt durch kognitive Dissonanz.



Der politische Journalismus verortet sich selbst als links von der Mitte stehend mit überproportionaler Zuneigung zu Bündnis90/Die Grünen.

Zitat von FU Berlin
Auf die Frage, welcher Partei sie am nächsten stehen, antwortet über ein Drittel der befragten
Journalisten, dass sie keiner Partei zuneigen. Als zweithäufigste Nennung wurden von
gut einem Viertel der Politikjournalisten Bündnis 90/Die Grünen genannt, gefolgt von der
SPD, CDU/CSU, der FDP und Die Linke.



POLITIKJOURNALISTINNEN UND -JOURNALISTEN
Aktuelle Befunde zu Merkmalen und Einstellungen vor dem Hintergrund
ökonomischer und technologischer Wandlungsprozesse im deutschen Journalismus

Gerald Bökenkamp zitiert andere zahlen, aber mit ähnlicher Tendenz:

Zitat von Bökenkamp
Besonders auffällig ist der wachsende Zuspruch zu Bündnis 90/Die Grünen seit den 90er Jahren. Zwischen den Jahren 1993 und 2005 nahm die Parteipräferenz für die Grünen von 19 Prozent auf 36 Prozent zu. Unter den Journalistinnen tendierten sogar 41 Prozent zu den Grünen. Die Neigung zu den anderen Parteien ging in diesem Zeitraum hingegen zurück. Die Neigung zur SPD ging geringfügig von 26 auf 25 Prozent zurück, die zur CDU von 12 auf 9 Prozent und die zur FDP von 9 auf 6 Prozent und von der PDS von vier Prozent auf einen Prozentpunkt. Die Zahl der Journalisten ohne Parteineigung von 30 auf 20 Prozent.



http://liberalesinstitut.wordpress.com/2...n-journalisten/

So ganz aus der Luft geholt ist das also nicht.


Zitat von Herr celine
schauen Sie mal bei den Nachdenkseiten, beim Öffinger Freidenker, oder beim Spiegelfechter vorbei. Wenn man das alles mal versucht von der Distanz zu betrachten merkt man schnell, dass die Vorwürfe und die Befürchtungen in der Regel die selben sind, nur mit anderen Begriffen gewürzt. Allein diese Feststellung müsste aber schon jeden kritisch aufhorchen lassen.



Da schaue ich immer wieder gerne vorbei, es lässt sich immer noch jemand finden, der weiter links steht wie der Qualitätsjournalist, es gibt ja auch Parteien, die links von der Linken stehen.

Zitat von Herr Celine
Es ist dieses Denken, das mir Sorge bereitet: die Medien sind an allem Schuld, die Medien manipulieren die Bürger, indoktrinieren sie.



Eine Zustandsbeschreibung ist noch kein Vorwurf und ich gebe Ihnen in soweit recht, dass der Einfluss der Medien, zumindest der Printmedien stark überschätzt wird. Wäre ihr Einfluss wirklich so groß, dann wäre die FDP nicht Teil der Regierungskoalition. Die Krise der FDP geht zum größten Teil auf die eigene Kappe. Sie braucht sich auch nicht über Angela Merkel zu beklagen, denn es steht ihr frei jederzeit die Koalition zu verlassen. Es wird in Deutschland niemand gezwungen mit der CDU Koalitionen einzugehen. Allerdings sollte die FDP auch nicht darauf spekulieren, dass morgen ein paar nette Artikel über sie erscheint und alles ist wieder in Butter.

Zitat von Herr Celine
Der Begriff Verschwörungstheorie richtete sich übrigens auf das "Errichtung einer formierten ökosozialistischen Gesellschaft": Ich weiß schon, dass die Angst groß ist, aber auch diese Angst ist nunmal unbegründet



Angst ist hier der falsche Begriff, Befürchtung ist zutreffender und die ist genausowenig aus der Finger gesaugt wie der Linksdrall der politischen Journalisten. Es zeugt auch nich an Mangel an selbständigen Denken, es kann ja sein, dass eine ökosozialistische Gesellschaft auch im nüchetrnen Zustand als erstrebenswert angesehen wird, nur eben nicht von der kleinen Minderheit der Liberalen in Deutschland.

http://iceagenow.info

C. Offline




Beiträge: 2.639

15.03.2012 16:55
#21 RE: Zitat des Tages: Röttgen nach allen Seiten offen Antworten

Zitat von Sänger
Mir scheint es ein sehr schmales Brett zu sein, auf das sich Röttgen hier begibt.



Dann passt es ja zu ihm. Er hat mich trotzdem damit verblüfft, wie schnell die CDU ein Wahlkampfplakat zur Hand hatte. Die druckt man in der Größe ja nicht zum Spaß. Röttgen reicht es, wenn die CDU im Vergleich zu den letzten Wahlen hinzugewinnt und die CDU als stärkste Partei hervorgeht. Das ist harte Arbeit genug und Röttgen kann dann sich zu Recht am Wahlabend zu den Wahlsiegern zählen. Rot-grün natürlich auch, vielleicht. Ich glaube nicht, dass es reichen wird, die Grünen haben noch einiges Potential nach unten und einen unverbrauchten, kampagnenstarken Gegner in der Piratenpartei. Dann wäre große Koalition angesagt, Angelas Merkel Lieblingskonstellation. Und die FDP, frei von all diesen Überlegungen kann nur nur gewinnen, sie spielt in der Machtarithmetik keine Rolle mehr, weder in NRW noch im Bund. Das sollte Ansporn für die Jagd auf die 6,8 % sein.

http://iceagenow.info

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.03.2012 17:36
#22 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Zettel
Welche kognitive Dissonanz, verstehe ich jetzt nicht ganz.



Ganz einfach, Beispiel: ich bin der Meinung die Medien seien linksgrün beherrscht und achte demnach in meinem Medienkonsum verstärkt darauf und jedes Anzeichen, das ich für die Bestätigung meiner Meinung finde wiegt mehr als jedes Gegenbeispiel, das meine Meinung ins Schwanken bringen könnte. Ein Prozess der sich ständig weiter verstärkt, bis man irgendwann festgefahren ist und nur noch überall linksgrüne Meinungsmache sieht. Und auf der linken Seite vollzieht sich dasselbe Spiel: hier sind die Medien aber nicht linksgrün beherrscht, sondern natürlich neoliberal. Und beide Seiten könnten endlos viele valide Beispiele anführen, die ihre Meinung bestätigen.

Exzellentes Beispiel ist der Pro-Contra Teil zur FDP, wieso darf denn überhaupt eine Pro-Seite veröffentlicht werden, wenn die Medien doch linksgrün beherrscht sind und die FDP eigentlich zermürben wollen? Die einfachste Antwort für mich: es gibt keine linksgrüne Beherrschung, die Antwort der meisten, die glauben die Medien seien irgendwie beherrscht: alles Taktik, oder etwas ähnliches.

Zitat von Zettel
Wenn Sie meinen, daß es die linksgrün beherrschten Medien nicht gibt - würden Sie vielleicht einfach die Sender, die Zeitungen, die Magazine aufzählen, die liberalkonservativ beherrscht sind?



Das glaube ich in der Tat nicht, genauso wenig wie ich glaube, dass es irgendwelche liberalkonservativ beherrschten Medien gibt. Es gibt Blätter, Sendungen, Kommentare, die natürlich auch Meinung transportieren. Die komplette Medienwelt deswegen als von einer Denkrichtung beherrscht zu bezeichnen, schießt denke ich ganz weit über das Ziel hinaus.


Zitat von Zettel
Was mich angeht, bin ich dieser Meinung ausdrücklich nicht und habe das auch oft geschrieben.



Sie habe ich damit ja auch nicht gemeint ;)

Zitat von Zettel

Keine Verschwörung, lieber herr celine. Einfach eine gesellschaftliche Entwicklung. Die Medien spielen darin eine Rolle; aber ebenso die Schulen, die Universitäten, die Kulturschaffenden in allen Bereichen; nicht zuletzt die Mehrheit der Pastoren.



Eine gesellschaftliche Entwicklung ist aber für meine Begriffe etwas anderes als die "Errichtung einer formierten [...] Gesellschaft". Entweder das eine oder das andere.


Zitat von Zettel

Nach 1990 kam die, sagen wir, Verostung hinzu. Ich habe das zunächst völlig unterschätzt - wie aus der untergegangenen DDR doch beispielsweise der Sozialneid, der Antiamerikanismus, vor allem auch das Mißtrauen gegenüber dem Staat in unsere Gesellschaft hineinsickerten.



Die Wiedervereinigung führte natürlich zu einer etwas anderen Art eines Konsolidierungsprozesses, wie die gesamte 3. Welle der Demokratisierung. Dass diese Konsolidierung auch nach 20 Jahren noch nicht vollends abgeschlossen ist steht für mich auch außer Frage, aber auch hier gibt es andere Ansichten und zum Teil wiedersprüchliche Ergebnisse.

Zitat von Zettel

Was freilich methodisch auch schwer sein dürfte. Der doppelte Blindversuch scheidet leider aus.



Sowohl durch Mehrebenanalysen, als auch z.B. mit experimentellen Methoden kann der Einfluss von Medienwirkung und Medienkonsum auf die Einstellungs- und Meinungsbildung sehr gut untersucht werden. Wieso hier kein doppelter Blindversuch möglich sein sollte erschließt sich mir nicht, aber ich befürchte ich verstehe die Ironie nicht ganz...

herr celine Offline



Beiträge: 153

15.03.2012 17:52
#23 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von C.

Der politische Journalismus verortet sich selbst als links von der Mitte stehend mit überproportionaler Zuneigung zu Bündnis90/Die Grünen.



Ach das ist immer so ein Argument, bei dem ich mich frage, wieso das wichtig sein soll. Die Mehrheit meiner Lehrer und Dozenten waren wahrscheinlich eher rechts, nahe der Union, davon kam aber im Unterricht und in der Lehre nie was durch und ich bin heute auch nicht konservativ indoktriniert.

Das ist ja nett, dass sie Quellen und Zahlen anführen. Aber es ist doch etwas anderes ob ich der Mehrheit der Journalisten nun attestiere, dass sie sich links verorten und am ehesten die Grünen wählen oder ob ich eben sage die Medien sind linksgrün beherrscht. Das eine hat mit dem anderen in erster Linie erst einmal nichts zu tun. Im Übrigen ändert sich ja auch an den Wahlzusagen zu anderen Parteien nicht besonders viel, was für eine "Beherrschung" sprechen würde. Im Gegenteil, die CDU klettert steil bergauf. Die Grünen sind nach ihrem Fukushima-Push wieder auf dem Wert wie vor einem Jahr, die SPD baumelt zwischen 25 und 30%, die Linke verliert kontinuierlich, der Anteil der Piraten verringert vor allem den Anteil bei "Andere" und bei allen anderen Parteien noch dazu. Die FDP ist die einzige Partei die abgestürzt ist in den vergangenen 2 Jahren und das aus eigenen Fehlern. Zudem ist es ja verwunderlich, in einem Land in dem die Medien linksgrün beherrscht sind wird vor 2 Jahren mit satter Mehrheit eine bürgerliche Regierungskoalition gewählt.

Es ist also immernoch die Frage, wieviel eigene Entscheidungsgewalt misst man den Bürgern zu und wenn ich mir die Beispiele ansehe, so habe ich nach wie vor keine Sorge, dass sie durch eine linksgrüne Medienbeherrschung an der Errichtung der formierten öksozialistischen Gesellschaft mitwirken...

Zitat von C.

Zitat von herr celine
schauen Sie mal bei den Nachdenkseiten, beim Öffinger Freidenker, oder beim Spiegelfechter vorbei. Wenn man das alles mal versucht von der Distanz zu betrachten merkt man schnell, dass die Vorwürfe und die Befürchtungen in der Regel die selben sind, nur mit anderen Begriffen gewürzt. Allein diese Feststellung müsste aber schon jeden kritisch aufhorchen lassen.



Da schaue ich immer wieder gerne vorbei, es lässt sich immer noch jemand finden, der weiter links steht wie der Qualitätsjournalist, es gibt ja auch Parteien, die links von der Linken stehen.




Darauf wollte ich nun aber gar nicht hinaus, sondern dass dort dann gerne von der neoliberalen Beherrschung der Medien gesprochen wird. Das ist doch interessant. Es ist dasselbe in grün sozusagen :D


Zitat von C.

Eine Zustandsbeschreibung ist noch kein Vorwurf und ich gebe Ihnen in soweit recht, dass der Einfluss der Medien, zumindest der Printmedien stark überschätzt wird. Wäre ihr Einfluss wirklich so groß, dann wäre die FDP nicht Teil der Regierungskoalition. Die Krise der FDP geht zum größten Teil auf die eigene Kappe. Sie braucht sich auch nicht über Angela Merkel zu beklagen, denn es steht ihr frei jederzeit die Koalition zu verlassen. Es wird in Deutschland niemand gezwungen mit der CDU Koalitionen einzugehen.



Da sind wir ja ziemlich einer Meinung, den Text oben hatte ich verfasst bevor ich dies gelesen hatte. Freut mich.

Zitat von C.
Allerdings sollte die FDP auch nicht darauf spekulieren, dass morgen ein paar nette Artikel über sie erscheint und alles ist wieder in Butter.



Natürlich nicht. Solange sie sich weiter wie der Ochs vorm Berg verhält, sollte sie nicht damit rechnen. Aber wenn sie sich mal endlich anstrengt und was ordentlich macht bin ich sicher gibts dafür auch Lob, siehe z.B. Gauck, wo das Echo doch überwiegend positiv für Rösler war.


Zitat von C.
Angst ist hier der falsche Begriff, Befürchtung ist zutreffender und die ist genausowenig aus der Finger gesaugt wie der Linksdrall der politischen Journalisten. Es zeugt auch nich an Mangel an selbständigen Denken, es kann ja sein, dass eine ökosozialistische Gesellschaft auch im nüchetrnen Zustand als erstrebenswert angesehen wird, nur eben nicht von der kleinen Minderheit der Liberalen in Deutschland.



Und das ist auch das gute Recht der kleinen Minderheit der Liberalen und sie soll auch sehr gerne dafür sorgen, dass es nicht dazu kommt, wenn denn die Gefahr wirklich bestehen sollte. Nur diese Gefahr sehe ich nunmal nicht so gravierend gegeben, wie manch anderer.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.03.2012 17:56
#24 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von Am_Rande
Ich würde sogar weiter gehen, und sagen, dass das politische Schicksal der NRW-FDP bereits entschieden ist.
Die FDP wird nicht mehr im nächsten Landtag vertreten sein.


Entschieden ist erst am Wahlabend.

Keine Frage, die FDP wird es schwer haben, wieder den Einzug in den Landtag zu schaffen. Aber unmöglich ist das nicht.

Bei der letzten Wahl hat die FDP 6,7% geholt. Und das war deutlich NACH der Bundestagswahl, nach allen Enttäuschungen mit dem Koalitionsvertrag und dem "Nicht-Liefern" allgemein.

Die Umfragewerte kann man derzeit vergessen. Die sind nicht nur NRW bezogen völlig veraltet, weil sie eben die aktuelle Entwicklung und die Bewertung durch die Wähler nicht beinhalten.
Und auf die FDP bezogen ist klar, daß gerade bei liberalen Wählern immer noch Frust herrscht. Und den kann man bei Befragungen wunderbar artikulieren.

Aber das sind eben immer noch liberale Wähler und grundsätzlich bereit, auch für liberale Politik zu stimmen. Und das Kante zeigen bei Gauck und der NRW-Haushaltsabstimmung und die generelle Abneigung gegen rot/rot/grün kann emotional durchaus ausreichen, um den alten Frust in den Hintergrund zu drängen. Und dazu kommt ein Röttgen, der altgediente CDUler mit seinen grünen Allüren verprellen wird.

Natürlich ist das nur ein mögliches Szenario, und nicht das wahrscheinlichste.
Aber es wäre durchaus möglich, daß die FDP bei einem halbwegs ordentlich durchgezogenen Wahlkampf die 5% schafft, vielleicht sogar einen kleinen Zugewinn.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.03.2012 18:00
#25 RE: Neuwahlen in NRW und die Parteien Antworten

Zitat von herr celine

Zitat von Zettel
Welche kognitive Dissonanz, verstehe ich jetzt nicht ganz.

Ganz einfach, Beispiel: ich bin der Meinung die Medien seien linksgrün beherrscht und achte demnach in meinem Medienkonsum verstärkt darauf und jedes Anzeichen, das ich für die Bestätigung meiner Meinung finde wiegt mehr als jedes Gegenbeispiel, das meine Meinung ins Schwanken bringen könnte.


Hm, das würde ich aber eher confirmation bias nennen als kognitive Dissonanz. Allerdings auch von Leon Festinger untersucht, wenn ich mich recht erinnere.

Zitat von herr celine

Zitat von Zettel
Wenn Sie meinen, daß es die linksgrün beherrschten Medien nicht gibt - würden Sie vielleicht einfach die Sender, die Zeitungen, die Magazine aufzählen, die liberalkonservativ beherrscht sind?

Das glaube ich in der Tat nicht, genauso wenig wie ich glaube, dass es irgendwelche liberalkonservativ beherrschten Medien gibt. Es gibt Blätter, Sendungen, Kommentare, die natürlich auch Meinung transportieren. Die komplette Medienwelt deswegen als von einer Denkrichtung beherrscht zu bezeichnen, schießt denke ich ganz weit über das Ziel hinaus.


Die komplette natürlich nicht. Das sagt ja auch niemand, der bei Verstand ist.

Nur sämtliche ÖR Sendeanstalten; inzwischen weitgehend auch BR und SWR. Das größte Internetportal, zwei von drei politischen Wochenmagazinen, drei der fünf überregionalen Tageszeitungen usw. Der Rest ist keineswegs ein Gegengewicht sondern, wie die "Welt" und die FAZ, halbwegs neutral.

Zitat von herr celine

Zitat von Zettel

Was freilich methodisch auch schwer sein dürfte. Der doppelte Blindversuch scheidet leider aus.

Sowohl durch Mehrebenanalysen, als auch z.B. mit experimentellen Methoden kann der Einfluss von Medienwirkung und Medienkonsum auf die Einstellungs- und Meinungsbildung sehr gut untersucht werden. Wieso hier kein doppelter Blindversuch möglich sein sollte erschließt sich mir nicht, aber ich befürchte ich verstehe die Ironie nicht ganz...


Naja, blind kann der Konsument ja nicht dafür sein, daß er eine Zeitung liest oder eines Sendung sieht. Und daß der Experimentator nicht weiß, welche Sendung er einspielt ... mag sein, daß das mal jemand gemacht hat; die Regel ist es sicher nicht.

Was ich meinte, ist dies: Man kann überhaupt nicht messen, welche Wirkung die Medien haben, weil diese ja überwiegend indirekt ist. Kaum jemand in Deutschland hat zB die Kanzlerin persönlich kennengelernt. Das Bild von ihr ist ausschließlich ein Produkt der Medien. Aber nicht unbedingt in der Weise, daß X es aus dem Sender A hat. Vielleicht hat es X von Y, und der ist durch Z und Z' und Z'' beeinflußt usw. usw. Am Ende sind die Quellen die Medien.

Das läßt sich noch nicht mal durch einen Kaspar-Hauser-Versuch erforschen; denn richtig angestellt würde der keine Ethikkommission passieren können.

Herzlich, Zettel

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