Zitat von RaysonJetzt wird die FDP nicht mehr heruntergeschrieben, sondern mehr oder weniger sanft in Richtung gesundes Volksempfinden gedrückt.
Wenn sie sich drücken läßt, dann hat sie es verdient, zu verschwinden.
Mich hat selten eine Äußerung eines FDP-Spitzenpolitikers so empört wie die von Döring - vorausgesetzt, er wurde richtig zitiert.
Es geht ja nicht nur um Sarrazin und seine Meinung. Es geht darum, daß Döring offenkundig ein Verhältnis zur Meinungsfreiheit hat, das ungefähr dem eines Schakals zum Vegetariertum entspricht.
Herzlich, Zettel
Meinungsfreiheit heisst doch nicht, dass man jedweden Kram unterstützen muss. Auch der OR Rundfunk braucht sich nicht auf jeden Quatsch einlassen.
Zitat von Calimero Ich komme gerade erst dazu mir die Aufzeichnung anzusehen, und habe soeben von Steinbrück gelernt, dass es wie beim (friedlichen) Islam und dem (bösen) Islamismus anscheinend auch eine böse Form der Ökonomie gibt. Zitat Steinbrück: Sie machen eine sehr platte und ökonomistische Analyse ...
Sarrazin ist also ein ökonomistischer Fundamentalist?
Was Steinbrück wohl meint - und das durchzieht ja das ganze Gespräch -: Sie, Herr Sarrazin sehen nur die ökonomischen Fakten. Es gibt aber auch politische Aspekte. Sie sehen nur die objektiven Gegebenheiten. Es gibt aber auch die Gefühle der Menschen.
Und da ist ja was dran, lieber Calimero. In der Sache hat ja Steinbrück Sarrazin kaum widersprochen (ich war verblüfft, wie wenig - bis hin zum Eingeständnis des Vertragsbruchs im Jahr 2010). Aber er argumentiert (mit Helmut Schmidt): Wenn das jetzt schief geht mit Europa, dann geht das alte Elend neu los.
Jeder gegen Jeden in Europa, oder vielmehr irgendwelche vorübergehenden Koalitionen gegen andere Koalitionen; bis hin zur Möglichkeit neuer Kriege. Die Kanzlerin hat es so ähnlich ja auch mehrfach gesagt.
Ich halte das nicht für Phantastereien. Es ist - mal wieder - eine Generationsfrage. Wer wie ich als Kind noch im Luftschutzbunker gehockt hat, der sieht das anders als jemand, der nur ein Europa des Friedens und der offenen Grenzen kennt.
Aber geschichtliche Entwicklungen zu extrapolieren ist oft falsch. Und die alten Dämonen sind ja nicht verschwunden. Europa kann auch ein zerstrittener, machtloser, vergreisender und verarmender Kontinent werden; einer, in dem auch wieder Kriege geführt werden, so wie zu allen Zeiten.
Stratfor sieht das ganz nüchtern. Aus deren Sicht ist Europa schon am Ende. Sie untersuchen, welche künftigen Allianzen es geben könnte - beispielsweise eine deutsch-iatlienische Achse an Stelle der deutsch-französischen entente. Dieser wiederum könnte in einem Bündnis mit Putin Ersatz für das couple franco-allemand finden. Putin seinerseits dürfte eine russisch-deutsche Herrschaft über Europa anstreben; die Aufteilung der Macht entlang der Oder-Neiße-Linie.
Und so fort. Frankreich hat auch die Option, sich zur Vormacht des Mittelmeers, vor allem auch des Maghreb zu entwickeln. Deutschland könnte eine Allianz mit Polen und Tschechien schließen, die sich zunehmend der russischen Gefahr ausgesetzt sehen, ohne Hilfe von Obama erwarten zu können. Das alte Spiel läuft ja schon wieder.
Rußland macht große Rüstungsanstrenungen. Deutschland hat als einzige der großen Mächte keine Atomwaffen. Ein ganz entscheidender Nachteil, denn er bedeutet, daß wir hilflos sind, sobald uns Frankreich und/oder die USA nicht mehr schützen. Wir sind demnächst damit schwächer als der Iran. Jeder russischen atomaren Erpressung ausgeliefert.
Zitat von ZettelEs geht ja nicht nur um Sarrazin und seine Meinung. Es geht darum, daß Döring offenkundig ein Verhältnis zur Meinungsfreiheit hat, das ungefähr dem eines Schakals zum Vegetariertum entspricht.
Herzlich, Zettel
Meinungsfreiheit heisst doch nicht, dass man jedweden Kram unterstützen muss. Auch der OR Rundfunk braucht sich nicht auf jeden Quatsch einlassen.
Natürlich nicht, liebe Dagny. Aber über sein Programm bestimmen die zuständigen Redaktionen und Gremien, und nicht die Fraktionsvorsitzende der "Grünen" oder der Generalsekretär der FDP. Es wurde massiv versucht, in die Rundfunkfreiheit einzugreifen.
Es kommt ein zweites hinzu: Sarrazin ist einer der populärsten Sachbuchautoren Deutschlands. Er ist ein ausgewiesener Finanzfachmann und hat zu einem Finanzthema ein Buch geschrieben, das allen auf den Nägeln brennt; der Zukunft des Euro. Zwischen diesem Mann und einem ebenfalls ausgewiesenen Experten und möglichen künftigen Kanzler wird ein Gespräch angekündigt.
Es gibt kein denkbares journalistisches Kriterium, das gegen eine solche Sendung sprechen könnte. So etwas ist ein journalistischer Glücksfall.
Wenn jemand das verhindern will, wie Döring es offenkundig im Chor mit anderen versucht hat, dann zeigt das nicht nur eine Mißachtung der journalistischen Freiheit. Es ist auch der Versuch, den Bürger uninformiert zu halten. Es läßt eine Verachtung des Bürgers erkennen.
Ein russischer atomarer Erstschlag gegen Deutschland ist allerdings auch kein sehr realistisches Szenario. Das Erpressungspotenzial ergibt sich vielmehr daraus, dass Deutschland Russland konventionell unterlegen ist und eben im Ernstfall keine plausible atomare Abschreckung hat.
Im übrigen: Auch wenn der Euro zerfällt, selbst wenn die EU zerfällt: ich sehe einfach kein plausibles Szenario für neue Kriege in Europa, die über kleine Nationalitätenkonflikte auf dem Balkan hinausgehen. Zwei Gründe: Erstens wird es auch ohne EU immer noch sehr ausgereifte Verbindungen zwischen den Nationen geben. Jeder mögliche Vorteil durch einen sieggreich beendeten Krieg ist verschwindend gering im Vergleich zu den Nachteilen, die sich in der heutigen hoch entwickelten Weltwirtschaft für alle Nationen aus einer Unterbrechung dieser Verbindungen ergeben. Zweitens werden Kriege von demographisch jungen Ländern geführt. Europa hingegen vergreist. Ganz praktisch ist einfach kein Szenario vorstellbar, in dem eine demokratische Regierung ihre Bevölkerung davon überzeugen kann, ihre einzigen Söhne in Angriffskriegen zu verheizen, wenn es nur noch sehr wenige Söhne gibt. Und selbst eine Diktatur braucht zum Führen moderner Kriege die zumindest halbherzige Unterstützung der Bevölkerung. Übrigens vergreist auch Russland. Was wir aktuell erleben ist in Russland eine durch die hohen Gaspreise getriebene imperiale Spätblüte, der allerdings die nachhaltige Basis fehlt. Für einen großen konventionellen Krieg in Europa fehlt selbst Russland die Kraft und der Anreiz.
An das Szenario innereuropäischer Kriege glaube ich daher nicht. Egal ob mit oder ohne Euro (und selbst mit oder ohne EU).
Das Sicherheitsrisiko für Europa sind eher Bürgerkriege. (Wo nehmen wir in 20 Jahren noch die Polizeibeamten her, die einen türkisch-arabischen Aufstand bekämpfen könnten? Die Demographie sieht da nicht gut aus).
Und zweitens Konflikte entlang der arabischen Grenze (das Mittelmeer ist ein guter Puffer. Aber nicht unüberwindlich. Und südlich des Mittelmeers gibt es jedes Jahr eine Million junge Männer mehr. Nördlich des Mittelmeers eine Million weniger. Wie lange wird bessere Waffentechnik der schieren Masse überlegen sein?) Zumindest dieser Bedrohung kann ein einiges Europa besser begegnen als ein zerstrittenes.
Die allerübelsten Attacken haben Sie ja noch gar nicht erwähnt, lieber Zettel.
Die Koluministin Mely Kiyak schreibt in der „Berliner Zeitung“ und der "Frankfurter Rundschau":
Zitat Verplemperung unserer Fernsehgebühren für diese lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur
Eine krassere Attacke unter der Gürtellinie ist eigentlich gar nicht vorstellbar. Da wird jemand für einen krankheitsbedingten Sprachfehler als "Menschenkarikatur" verspottet. Wie tief kann man als Zeitung eigentlich sinken, wenn man so etwas abdruckt?
(Ich habe das Zitat übrigens in den beiden Online-Auftritten gerade nicht gefunden. Es gibt aber viele Sekundärquellen, die das Zitat bringen. Zum Beispiel der Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/meinung/kontr...tz/6657284.html)
Zitat von FlorianGanz praktisch ist einfach kein Szenario vorstellbar, in dem eine demokratische Regierung ihre Bevölkerung davon überzeugen kann, ihre einzigen Söhne in Angriffskriegen zu verheizen, wenn es nur noch sehr wenige Söhne gibt. (...) Das Sicherheitsrisiko für Europa sind eher Bürgerkriege. (Wo nehmen wir in 20 Jahren noch die Polizeibeamten her, die einen türkisch-arabischen Aufstand bekämpfen könnten? Die Demographie sieht da nicht gut aus).
Volle Zustimmung! Wobei es nicht unbedingt nur die Aufstände der Gegengesellschaften sein müssen. Man kann sich in Griechenland ein sehr anschauliches Bild davon holen, wie es aussieht wenn ein Staat seine daran gewöhnten Bürger nicht mehr finanziell ruhigstellen kann - nächtliche Jagden auf Nichtgriechen inklusive.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Ein russischer atomarer Erstschlag gegen Deutschland ist allerdings auch kein sehr realistisches Szenario.
Das Erpressungspotenzial ergibt sich vielmehr daraus, dass Deutschland Russland konventionell unterlegen ist und eben im Ernstfall keine plausible atomare Abschreckung hat.
Exakt. Das meinte ich, lieber Florian.
Atomwaffen braucht man bekanntlich nicht, um sie einzusetzen, sondern um mit deren Einsatz als einem letzten Mittel drohen zu können. Das gilt ja auch für die iranische Atomrüstung. Natürlich wird der Iran Israel nicht nuklear angreifen; die Leute sind ja keine Selbstmörder. Aber die Nuklarmacht Iran kann konventionelle Angriffe gegen Israel unterstützen oder sich selbst daran beteiligen, ohne mit einer nuklearen Vergeltung Israels rechnen zu müssen.
Mir ist das damals zur Zeit der Nuklearstrategie-Diskussion während des Kalten Kriegs erst allmählich klargeworden: Atomwaffen bringen eine ganz eigene machtpolitische Logik mit sich. Helmut Schmidt zum Beispiel hat die Nachrüstung erfunden, um die USA zu zwingen, im Fall eines sowjetischen nuklearen Angriffs auf Westeuropa Vergeltung zu üben; mit anderen Worten: Einen solchen Angriff damit durch Abschreckung zu verhindern.
Die "Friedensbewegung" war intellektuell unfähig, diese Logik nachzuvollziehen. Hätte sie sich durchgesetzt, dann hätte sie damit die Kriegsgefahr nicht vermindert, sondern massiv erhöht.
Zitat von FlorianDie Koluministin Mely Kiyak schreibt in der „Berliner Zeitung“ und der "Frankfurter Rundschau":
Zitat Verplemperung unserer Fernsehgebühren für diese lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur
Eine krassere Attacke unter der Gürtellinie ist eigentlich gar nicht vorstellbar. Da wird jemand für einen krankheitsbedingten Sprachfehler als "Menschenkarikatur" verspottet. Wie tief kann man als Zeitung eigentlich sinken, wenn man so etwas abdruckt?
(Ich habe das Zitat übrigens in den beiden Online-Auftritten gerade nicht gefunden. Es gibt aber viele Sekundärquellen, die das Zitat bringen. Zum Beispiel der Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/meinung/kontr...tz/6657284.html)
Die Frankfurter Rundschau hat den Satz zwar gedruckt, aber im Online-Auftritt gelöscht. Beides wundert mich bei diesem Blatt nicht.
Zitat von FlorianDie Koluministin Mely Kiyak schreibt in der „Berliner Zeitung“ und der "Frankfurter Rundschau":
Zitat Verplemperung unserer Fernsehgebühren für diese lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur
Eine krassere Attacke unter der Gürtellinie ist eigentlich gar nicht vorstellbar. Da wird jemand für einen krankheitsbedingten Sprachfehler als "Menschenkarikatur" verspottet. Wie tief kann man als Zeitung eigentlich sinken, wenn man so etwas abdruckt?
(Ich habe das Zitat übrigens in den beiden Online-Auftritten gerade nicht gefunden. Es gibt aber viele Sekundärquellen, die das Zitat bringen. Zum Beispiel der Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/meinung/kontr...tz/6657284.html)
Die Frankfurter Rundschau hat den Satz zwar gedruckt, aber im Online-Auftritt gelöscht. Beides wundert mich bei diesem Blatt nicht.
Zitat von ZettelWas Steinbrück wohl meint - und das durchzieht ja das ganze Gespräch -: Sie, Herr Sarrazin sehen nur die ökonomischen Fakten. Es gibt aber auch politische Aspekte. Sie sehen nur die objektiven Gegebenheiten. Es gibt aber auch die Gefühle der Menschen.
Ja, schon klar. Das wurde ja überdeutlich und war für mich schon etwas erschreckend. Steinbrück war lediglich mit seinen Worten souverän ... ansonsten absolut substanzlos. Immerhin war der Mann mal Finanzminister, und sollte eigentlich wissen, welche grundlegende Bedeutung die Ökonomie hat. Hat er aber offensichtlich nicht. Gerade weil er rhetorisch ja durchaus kein schlechtes Bild abgegeben hat, als er mit dieser kruden(*) Mischung aus Euro-Patriotismus und Solidaritätsempathie irgendwelche Luftschlösser gebaut hat, wurde das überdeutlich. Das war kein gespielter Politikersprech, den man der politisch-korrekten Galerie schuldig ist - das war echt. Der Mann hat anscheinend wirklich schlicht keine Ahnung!
Der hat nicht auf dem Schirm, dass die europäische Esperantowährung die Arbeitsteilung in der Eurozone grundsätzlich gestört hat. Der kann nicht sehen, dass da mit irgendeiner Solidarität, vor dem Hintergrund unserer Geschichte, nichts zu kitten ist. Der sieht die Euro-induzierte Scheinblüte der Peripherie tatsächlich als einmal erreichten Erfolg der nur wieder hergestellt werden müsse, und nicht als das was sie sie war - nämlich durch Billigzins ermöglichte kreditfinanzierte Überflüssigmachung der heimischen Süd-Wirtschaft.
Steinbrück lebt anscheinend in einer kuschelig-warmen "wir-müssen-uns-nur-gegenseitig-helfen-und-alle-mit-anpacken"-Vision. Dann wird das alles wieder: Mit dem Euro zu Frieden, Wohlstand und europäischem Miteinander.
Das funktioniert aber nicht, kann nicht funktionieren. Nicht wenn die gemeinsame Währung keine Ausgleichsmechanismen unterschiedlicher Leistungsfähigkeiten zulässt. Wenn Steinbrück diesen Ausgleich anderweitig schaffen will, kann das - politische Übung - nur auf einen gemeinsamen Mindestnenner hinauslaufen, in dem sich dann keiner gerecht behandelt fühlen kann. Im Ergebnis liefe das auf eine eh schon ständig überstrapazierte gemeinsame Haushaltskasse hinaus. Mit den üblichen Streitereien: wer da zuviel rausnimmt, wer da zuwenig reintut ... etc. Das institutionalisierte Grauen.
Steinbrück nennt Sarrazin ökonomistisch und verkennt dabei total, dass ohne funktionierende Ökonomie auch noch so hehre Luftschlösser keine Fundamente haben.
Beste Grüße, Calimero
(*) Ich wollte den Begriff "krude" einfach auch mal irgendwo einflechten - war eh schon fast der Letzte dabei.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Zitat von FlorianDie allerübelsten Attacken haben Sie ja noch gar nicht erwähnt, lieber Zettel.
Ich habe das gelesen, lieber Florian, und werde in ZR nicht darauf eingehen. Zu unappetitlich. Interessant allenfalls unter dem Aspekt der Frage, welche Redakteure der beiden Zeitungen diesen Artikel presserechtlich zu verantworten haben.
Zitat Die Passage ihrer Kolumnistin Mely Kiyak über Thilo Sarrazin ("lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur") haben fr-online und berliner-zeitung.de mittlerweile elegant und kommentarlos gelöscht.
So billig sollten die Verantwortlichen nicht davonkommen. Ich hoffe, daß die ersten Anzeigen unterwegs sind.
Zitat von Wolfgang RöhlKurz, was in der Vier-Augen-Gesellschaft Steinbrück-Sarrazin los gewesen wäre, hätten sich die beiden „Genossen“ nach der Sendung unbelauscht von Spitzeln, Sprach- und Denkwarten zusammensetzen dürfen - was für eine Wahrheit dabei wohl stöhnend aus der Kiste gehüpft wäre, kann man sich ausrechnen. Oder glaubt jemand, einer wie Steinbrück bezweifelte ernstlich die These des Thilo Sarrazin und vieler anderer, dass Europas Norden Norden und Europas Süden Süden ist und dass dies wahrscheinlich immer so bleibt, was erfolgreiches Wirtschaften, Bildungsfreude, Steuerzahlungsmoral und relative Korruptionsarmut betrifft?
Ja, ich glaube dass einer wie Steinbrück dies ernstlich bezweifelt. Ich habe ihn auch deutlich anders empfunden als Wolfgang Röhl. Steinbrück kommt ja immer relativ gut rüber, weil er durchaus klartextfähig ist. Das hebt ihn unter seinen phrasendreschenden Kollegen hervor. Allerdings glaube ich nicht, dass dies immer mit wirklichem Durchblick verwechselt werden sollte. Nö, ich denke nicht, dass Thilo und Peer nach der Sendung einen prinzipiellen Konsens gefunden hätten.
Der Peer war schon ehrlich in seiner Ablehnung von des Thilos kruden Thesen - ehrlich ahnungslos.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Es wird keinen europäischen Bundesstaat geben. Das Thema ist durch. Und im nachhinein hat es auch nie eine Chance auf einen europäischen Bundesstaat gegeben. Es bleibt noch eine zeitlang beim Staatenbund (der Unterschied ist allen klar?) und dann wird Europa Stück für Stück wieder zerfallen. Der Hauptgrund ist offensichtlich: allein Deutschland hat eine pathologische Neigung zum gesellschaftlichen Selbstmord. Die anderen Länder hätten zwar nichts gegen die Selbstaufgabe Deutschlands; aber deswegen die eigenen Identität auch aufzugeben, käme keinem Volk in den Sinn. Soll heissen: niemand ist bereit, die eigene Identität als Preis zu opfern, nur um Deutschland endlich platt zu machen.
Das ist so offensichtlich, dass man leider am Sachverstand der deutschen Politiker zweifeln muss, das nicht zu erkennen. MfG Frank
Zitat von Frank2000Es wird keinen europäischen Bundesstaat geben. Das Thema ist durch.
Oho. Hört, hört. Dein Wort in Gottes Ohr, lieber Frank, aber wir haben schon Pferde vor der Apotheken k....n sehen.
Die Entwicklung Europas vom Staatenbund hin zu einem Bundesstaat ist in voller Fahrt begriffen. Auf schier allen Ebenen. Unsere führenden Politiker ALLER Parteien wollen dies so, um JEDEN Preis. Die anderen Staaten ziehen mit, teils, weil sie so unverschämt profitieren, teils, weil sie per Rettungsschirm und Euro schlichtweg gezwungen sind.
Hinderlich auf dem Wege ist sind allein die widerstrebenden Völker.
Noch jedes Volk hat, wenn es gefragt wurde, die Zustimmung zu dem Express Richtung "Eurostaat" verweigert. Keine dieser Absagen wurde jemals ernstgenommen. Noch nicht einmal die europäischen Verträge, ich wiederhole: Verträge! - wurden eingehalten. Sie werden, wenn der Bedarf besteht, eiskalt gebrochen. Das große Ziel "Einheits- und Zentralstaat" ist allem anderen übergeordnet.
Auch harte Fakten sind auf diesem Weg absolut kein Hindernis. Darum wird auch das Projekt Euro, das in allen Fugen kracht, niemals aufgegeben. Sozialistisch-kommunistische Denkweise ist immer, daß dem idealen Projekt (hier: Europa) alles unterzuordnen ist, ja, auch die klarste Realität muß weichen. Die UdSSR hat vorgemacht, daß sowas durchaus 70 Jahre lang "funktionieren" kann.
Wir sehen derzeit mehrere solcher idealer, sozialistischer Projekte, die bar jeder Faktengrundlage weitergetrieben werden: die EU, die "Energiewende", die "Integration" des Islam. Eine schauerlich anmutende Einigkeit über alle Parteien hinweg, in allen Medien, trägt diese Projekte. Jeder Kritiker und Zweifler ist der Verdammung ausgesetzt, ohne weiteres auch mit unflätigst persönlichen Angriffen, als "Leugner", "Rechtsextremist", "Menschenkarikatur".
DAS ist die Sachlage, und ich sehe leider nirgends ein Lichtlein am Horizont, daß sich die Richtung ändern könnte. Weit und breit nicht.
dass sich Herr Döring in den Chor der Freiheitsfeinde stellt, kann nur den verwundern, der die FDP nicht für eine staatsgläubige, etatistische Partei hält. Aber zu der Frage, ob die Europapolitik eine Reaktion auf die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und die deutsche Verantwortung für dessen Katastrophen ist, möchte ich auf diesen kurzen Ausschnitt aus der brillanten BBC-Serie „Yes Minister“ verweisen. Es ist ein Gespräch zwischen dem (fiktiven) Minister des „Ministry of Administrative Affairs“, Jim Hacker, und seinem Staatssekretär, Sir Humphrey Appleby, bei dem es genau um diese Frage geht:
Zitat Hacker: Europe is a community of nations, dedicated towards one goal. Sir Humphrey: Oh, ha ha ha. Hacker: May we share the joke, Humphrey? Sir Humphrey: Oh Minister, let's look at this objectively. It is a game played for national interests, and always was. Why do you suppose we went into it? Hacker: To strengthen the brotherhood of free Western nations. Sir Humphrey: Oh really. We went in to screw the French by splitting them off from the Germans. Hacker: So why did the French go into it, then? Sir Humphrey: Well, to protect their inefficient farmers from commercial competition. Hacker: That certainly doesn't apply to the Germans. Sir Humphrey: No, no. They went in to cleanse themselves of genocide and apply for readmission to the human race.
Besser und kürzer kann man es nicht sagen. (Übrigens ist die gesamte Serie „Yes Minister“ eine großartige Möglichkeit zu erfahren, wie Politik wohl wirklich abläuft; als ein ewiges kleinliches Hickhack, als ein ewiges Übervorteilwollen der verschiedenen Machtinteressen, als ein ewiges Leninsches „Wer – wen?“… Vom Allgemeinwohl oder gar einer „Volonté générale“ keine Spur. Kurz: ein idealer Lehrgang für den angehenden Staatsskeptiker.)
Wenn ich vielleicht auch noch auf "The Thick Of It" hinweisen darf, in gewisser Hinsicht ein modernes und zynischeres Update von "Yes Minister", in dem es zwar weniger um politische issues geht, was sich dafür aber verstärkt um die politischen Abläufe und vor allem deren Mediendarstellung kümmert: http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss/?t...the+thick+of+it
Schlimm finde ich die Ironie in der jetzigen Entwicklung. Das Bemühen Europa zu versöhnen verkehrt sich vor unser aller Augen ja durch das Festhalten an einem untauglichen Instrument, dem Euro, in sein Gegenteil.
“...Damit hatte sich Sarrazin am Allerheiligsten der deutschen Geschichte vergangen, dem Holocaust. Was aber, wenn er im Grunde recht hätte? Könnte es sein, dass der "fortschrittliche" Teil der deutschen Politik aus Angst vor einer neuen konservativen "Machtergreifung" mit dem Wunsch nach Selbstentmachtung reagiert?...”
Zitat von uniquololSarrazin hat einen sehr deutschen Nerv getroffen” - Henryk M. Broder
Das war ja jetzt wirklich nicht so schwer. Interessant ist allerdings wie mit dem Phantomschmerz umgegangen wird, da fallen alle Hemmungen. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Menschenwürde - scheißegal ob jetzt aus aus Angst, Übermutung oder Volksverachtung.
Zitat von FlorianDie allerübelsten Attacken haben Sie ja noch gar nicht erwähnt, lieber Zettel.
Ich habe das gelesen, lieber Florian, und werde in ZR nicht darauf eingehen. Zu unappetitlich. Interessant allenfalls unter dem Aspekt der Frage, welche Redakteure der beiden Zeitungen diesen Artikel presserechtlich zu verantworten haben.
Zitat Die Passage ihrer Kolumnistin Mely Kiyak über Thilo Sarrazin ("lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur") haben fr-online und berliner-zeitung.de mittlerweile elegant und kommentarlos gelöscht.
So billig sollten die Verantwortlichen nicht davonkommen. Ich hoffe, daß die ersten Anzeigen unterwegs sind.
Herzlich, Zettel
Im Fall von Beleidigung darf nur der Beleidigte anzeigen. Sarrazin scheint mir nicht der Anzeigetyp zu sein. Und ich hoffe für ihn, dass er weiter besonnen bleibt.
Ein paar Beschwerden sind beim Presserat eingegangen (z.B. von Gudrun Eussner), aber da sollte man sich keinen Illusionen hingeben. Wahrscheinlich passiert gar nichts (Meinungsfreiheit). Falls zu viele quengeln, wird der Presserat die leidige Angelegenheit gnädigerweise mit einem "das war aber nicht ganz nett"-Tadel begraben. Kann man sich sparen.
Zitat von RapsackEs ist zwar traurig zuzusehen, aber mein Bild verfestigt sich immer mehr. Es gibt eine absolute Einigkeit in den Partein Grüne, SPD, CDU und aber insbesondere auch FDP, dass es Ziel sein muss, dass es einen EUROpäischen Zentralen Staat gegründet muss. Dies hat mehr oder weniger offen auch Herr Steinbrück zum ausdruck gebracht (ganz offen konnte er es nicht sagen daher auch sein Herumgedruckse). Aber gleiches gilt aber auch eben für die FDP. Ein wesentliches Mittel dieses Ziel zu erreichen ist der Zwang der durch den EURO ausgeübt wird. Wenn nun der jemand wie Herr Sarazin daher kommt und dieses Wehikel entzaubert, so muss man aus Sicht dieser Politiker alles daran tun um ihn an seinem Zerstörungswerk zu hindern. Daher wundert mich nicht die Äußerungen der angesprochenen Politiker.
Genau das sagt Sarrazin in der zentralen Passage seines Buches (ich zitiere hier nach dem FOCUS-Vorabdruck - dort S. 111-112):
"Denen, die vor einem 'Scheitern Europas' warnen, kommt man allerdings mit Logik und Empirite nicht bei. Sie verstehen nämlich unter 'Europa' nicht die konkrete historisch gewachsene Völkergemeinschaft auf diesem Kontinent mit ganz unterschiedlichen Entwicklungsoptionen. Sie verstehen unter 'Europa' vielmehr einen historischen Prozess, der mit Robert Schuman und Konrad Adenauer begann und aus ihrer Sicht zu einem bestimmten Ziel führen soll, nämlich den Vereinigten Staaten von Europa. Alles, was die europäische Entwicklung diesem Ziel näherzubringen scheint, ist gut. Darum ist der Euro gut, und er wird umso besser, je mehr Länder ihn einführen. Darum ist aber auch alles, was den Euro gefährdet, schlecht. "Jeder Austritt aus der Eurozone, etwa durch ein überfordertes Griechenland, ist aus dieser Sicht schlecht. Die gemeinsame Währung wird nicht aus dem Blickwinkel der ihr immanenten Logik betrachtet, sondern ausschließlich als Vehikel für einige weiter Schritte in Richtung 'Vereinigte Staaten von Europa' angesehen. "Die Art von europäischer Eschatologie, deren prominentester Vertreter Helmut Kohl ist, hat sich vollständig gegen jede logische und empirische Überprüfung immunisiert. Sie ist zur reinen Ideologie geworden. "Leider hängen die deutschen Parteien mehr oder weniger alle dieser Ideologie an - so kann man auch Demokratie suspendieren ... Alle Ideologien haben eins gemeinsam: Sie haben sich durch den Kranz ihrer Definitionen und Setzungen mit Erfolg gegen Einwände aus der Wirklichkeit abgesichert. "Sie spielen die Rolle einer Religion oder eines Religionsersatzes. Das macht ihre Befürworter gegen Argument immun."
Zitat von uniquololSarrazin hat einen sehr deutschen Nerv getroffen” - Henryk M. Broder
Das war ja jetzt wirklich nicht so schwer. Interessant ist allerdings wie mit dem Phantomschmerz umgegangen wird, da fallen alle Hemmungen. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Menschenwürde - scheißegal ob jetzt aus aus Angst, Übermutung oder Volksverachtung.
Genau, oder weil man jemandem auf Grund einer Behinderung sein Menschsein abspricht. Einen Absatz bevor sie Thilo Sarrazin zur Karikatur eines Menschen macht, schreibt Mely Kiyak:
Zitat Was bedeutet Wissensgesellschaft? Es bedeutet, dass Viele über vieles etwas Bescheid wissen, erfahrungsgemäß aber gerne überall mitquatschen, derweil Wenige ihr Wissen gründlich und in Muße aneignen, diesen hochspezialisierten Experten jedoch die Zeit fehlt, sich mitzuteilen.
und,
Zitat Meine Aufgabe ist es, die Meinungsbildung der Zeitungsleserschaft, mit der Machete durch das Dickicht der Ereignisse schlagend, wegweisend zu begleiten.
Das ist der gleiche Paternalismus der die Meinungsfreiheit scheut.
Ist ja wohl Wahnsinn, wie klarsichtig Sarrazin das Problem erkennt und benennt. Nun wundert mich die Hetze und die Gemeinheit gegen ihn überhaupt nicht mehr. Jede Ideologie hat ihre Gegner und Entlarver mit denselben Mitteln fertiggemacht, sowohl die braune als auch die rote.
Zitat von ZettelWas Steinbrück wohl meint - und das durchzieht ja das ganze Gespräch -: Sie, Herr Sarrazin sehen nur die ökonomischen Fakten. Es gibt aber auch politische Aspekte. Sie sehen nur die objektiven Gegebenheiten. Es gibt aber auch die Gefühle der Menschen.
Ich lese gerade "Der Streik" ("Atlas Shrugged") von Ayn Rand, die Aktualität ist verblüffend, die Ähnlickeit Steinbrücks mit bestimmten Figuren im Buch schon erschreckend.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.