Thematisch gehört dieser Artikel zu dem Thread, den ich an seinem Anfang zitiere. Nicht wegen dieser Selbstreferentialität eröffne ich jetzt einen neuen Thread, sondern weil der andere doch ein wenig länglich geworden ist; und es zum Schluß leider auch eine Mißstimmung gab.
Ich habe mich nicht beteiligt, weil ich es wie Sie sehe. Es ist schon ziemlich frustrierend über Selbstverständlichkeiten schreiben zu "müssen".
Wenn es aber stimmt, daß bei den DVD wirklich immer auf "Raubkopien" hingewiesen wird, und man das Zeug auch nicht richtig sichern kann, dann stimmt etwas nicht.
Es stimmt auch etwas nicht wenn ich für offenkundige Zitate belangt werden kann wenn wenn es über einen bestimmte Größe herausgeht. Das hat nichts mehr mit Urheberschaft aber alles mit Willkür zu tun.
Man muß aber auch schreiben können. Wenn jemand etwas in's Netz stellt dann möchte er wohl auch das das Zeugs gefunden wird, sich dann zu echauffieren wenn verlinkt wird find ich dann ziemlich fragwürdig.
Und außerdem bin ich der Meinung Zentralbanken gehören abgeschafft.
auch mir scheint, daß das eine Erziehungssache ist. Kürzlich schilderte mir ein Kollege, daß er einmal im Jahr eine Videobearbeitung mache, für die ein legal erworbenes Programm einfach zu teuer sei. Auf meinen Einwand, ich würde es halt manchmal akzeptieren müssen, daß bestimmte Dinge eben einfach nicht gingen, etwa aus Geldmangel, kamen eigentlich nur noch Äußerungen blanken Unverständnisses. Es gibt eben Dinge, die tut man nicht, auch wenn man es könnte - das sagt mir meine Erziehung.
Zitat von ZettelIm übrigen würde man keinem Arbeitnehmer zumuten, unter der Voraussetzung zu arbeiten, daß sein Arbeitgeber so freundlich ist, ihm nach Belieben vielleicht ein wenig Geld dafür zu geben.
Es ist ja sogar noch ein Stück schlimmer: Arbeitnehmer (Lektoren, Setzer, Grafiker, Techniker …) und Freiberufler (Autoren, Schauspieler …) sollen unter der Voraussetzung arbeiten, dass die Kunden der Arbeit- bzw. Auftraggebers so freundlich sind, ein wenig Geld zu spenden. Mit den Kunden haben sie ja noch nicht mal ein Vertragsverhältnis.
Exakt an die Methoden der gewalttätigen Arme politischer Bewegungen habe ich mich auch erinnert, als ich von den Methoden der »Anonymous«-Straftäter hörte. Merkwürdigerweise schweigt die Piratenpartei zu dieser Straftat. Zumindest konnte ich auf ihrer (etwas wirren) Website nichts finden.
auch mir scheint, daß das eine Erziehungssache ist. Kürzlich schilderte mir ein Kollege, daß er einmal im Jahr eine Videobearbeitung mache, für die ein legal erworbenes Programm einfach zu teuer sei. Auf meinen Einwand, ich würde es halt manchmal akzeptieren müssen, daß bestimmte Dinge eben einfach nicht gingen, etwa aus Geldmangel, kamen eigentlich nur noch Äußerungen blanken Unverständnisses. Es gibt eben Dinge, die tut man nicht, auch wenn man es könnte - das sagt mir meine Erziehung.
An diese Stelle würde ich allerdings noch differenzieren: Bearbeitet er das Video für Geld oder eine andere materielle Gegenleistung, dann ist das Verhalten natürlich völlig inakzeptabel. Tut er es für einen gemeinnützigen Zweck, würde ich mir die Umstände genauer erklären lassen. Vielleicht findet sich ja eine andere Lösung (z.B. Ausleihen einer Lizenz).
Zitat Auf meinen Einwand, ich würde es halt manchmal akzeptieren müssen, daß bestimmte Dinge eben einfach nicht gingen, etwa aus Geldmangel
Für nichts und wieder nichts? Für eine Videobearbeitung im Jahr würde er bestimmt nie eine Lizenz kaufen, sondern im Zweifel die Videobearbeitung lassen. Aber wem ist damit geholfen?
Manche anerzogenen Verbote machen einen eher religiösen oder geistlos-ritualisierten Eindruck, als das sie sachliche Gründe haben.
Ich frage mich aber auch, ob es zur Videobearbeitung nicht bereits bedienbare Open-Source-Programme gibt?
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not."
Zitat von TechniknörglerFür nichts und wieder nichts? Für eine Videobearbeitung im Jahr würde er bestimmt nie eine Lizenz kaufen, sondern im Zweifel die Videobearbeitung lassen. Aber wem ist damit geholfen?
Manche anerzogenen Verbote machen einen eher religiösen oder geistlos-ritualisierten Eindruck, als das sie sachliche Gründe haben.
Ich frage mich aber auch, ob es zur Videobearbeitung nicht bereits bedienbare Open-Source-Programme gibt?
Es gibt nicht für alle Aufgaben bedienbare OpenSource-Programme (»bedienbar« ist übrigens eine Frage der Erfahrung und der Gewohnheiten).
Die selbe Frage stellt sich ja nicht nur beim Videoschnitt, sondern auch bei anderen ehrenamtlichen Aufgaben. Prinzipiell könnte der Bekannte wirklich eine fremde Lizenz für kurze Zeit nutzen oder eine Lizenz für 24 Stunden entleihen (bei manchen Programmen ist das möglich).
Der Artikel trägt zur eigentlichen Diskussion nichts bei. Es werden nur wieder Beispiele gebracht, die wie fast alle Vergleiche in der Sache unzutreffend und damit nutzlos sind; neue Aspekte sucht man vergeblich. Gleichzeitig werden die Leute, die sich ernsthaft für eine Anpassung des Urheberrechts im digitalen Zeitalter einsetzen und diskutieren wollen, mit Kriminellen vermischt, die unter dem Namen Anonymous agieren. Keine brauchbare Grundlage für eine echte Diskussion und ich denke langsam, sie ist auch gar nicht gewollt. Alles soll bleiben, wie es ist. Dass sich Lebenswirklichkeiten verändern, dass man sich neuen Medien und Arten des Konsums anpassen muss, wird ignoriert. Stattdessen nimmt man lieber in Kauf, dass große Teile der Bevölkerung kriminalisiert, abgemahnt und überwacht werden. Diese Diskussion, die ja eigentlich keine ist, wird ermüdend.
Falls der Kollege wirklich auch auf den Kauf des Programms verzichten würde, falls er dieses nicht kostenlos illegal nutzen könnte, so hat er objektiv gesehen recht. Die Nutzung selbst stellt für den Rechteinhaber ja keinen Schaden da, sondern nur die entgangene Lizenzgebühr. Andererseits kann niemand genau sagen (vermutlich nicht einmal der Kollege selbst), ob er die Software nun gekauft hätte oder nicht. Fakt ist aber, dass die alte Form des Urheberrechts eine riesige Resourcen Verschwendung darstellt: Jeder Konsument könnten theoretisch alle kopierbaren Produkte unbeschränkt nutzen ohne dass den Urhebern ein unmittelbarer Schaden entsteht. Im Gegenteil ist davon auszugehen, dass die Konsumenten für eine unbeschränkte Nutzung aller verfügbaren Inhalte bereit wären insgesamt einen höheren Preis zu zahlen als für die selektive Nutzung im Rahmen des jetzigen Urheberrechts.
Zitat von grenzenlosnaivDer Artikel trägt zur eigentlichen Diskussion nichts bei. Es werden nur wieder Beispiele gebracht, die wie fast alle Vergleiche in der Sache unzutreffend und damit nutzlos sind; neue Aspekte sucht man vergeblich. Gleichzeitig werden die Leute, die sich ernsthaft für eine Anpassung des Urheberrechts im digitalen Zeitalter einsetzen und diskutieren wollen, mit Kriminellen vermischt, die unter dem Namen Anonymous agieren. Keine brauchbare Grundlage für eine echte Diskussion und ich denke langsam, sie ist auch gar nicht gewollt. Alles soll bleiben, wie es ist. Dass sich Lebenswirklichkeiten verändern, dass man sich neuen Medien und Arten des Konsums anpassen muss, wird ignoriert. Stattdessen nimmt man lieber in Kauf, dass große Teile der Bevölkerung kriminalisiert, abgemahnt und überwacht werden. Diese Diskussion, die ja eigentlich keine ist, wird ermüdend.
Entschuldigung: Welche großen Teile der Bevölkerung werden denn bitte kriminalisiert, abgemahnt und überwacht? Kann man das bitte mal in Zahlen fassen?
Rechtfertigen die »neuen Medien und Arten des Konsums« eine Missachtung der Arbeit anderer Menschen? Ich denke: Nein. Es werden sich auch ohne kriminelle Methoden neue Wege finden lassen.
Ein wenig vermisse ich in Zettels Artikel den Kern der Argumentation der Urheberrechtsgegner, wie ich ihn im anderen Thread von Llarian vertreten sehe:
1) Das aktuelle Urheberrecht ist in Zeiten von ebooks, Internet und Tauschbörsen nur dann wirkungsvoll durchsetzbar, wenn man die Anonymität im Netz weitgehend aushebelt. 2) Diese Anonymität ist ein hohes Gut.
Man muss sich also zwischen drei Alternativen entscheiden: a) das Urheberrecht bleibt, wie es ist, wird aber nicht wirkungsvoll durchgesetzt b) das Urheberrecht bleibt, wie es ist, und wird auf Kosten der Anonymität wirkungsvoll durchgesetzt c) das Urheberrecht wird de jure entsorgt
Man kann jetzt die Prämisse 1) oben bestreiten. Wenn man 1) oben aber akzeptiert, dann muss man sich zwischen a), b) und c) entscheiden. Dabei kommt es darauf an, wie hoch der Wert ist, den man der Anonymität im Netz zubilligt (Prämisse 2) oben).
Llarian und die Piraten akzeptieren die Prämisse 1) und verfechten daraus folgernd die Alternative c), weil sie der Anonymität einen hohen Wert zubilligen.
Zettel und andere Urheberrechtsschützer gehen auf die Prämissen 1) und 2) nicht ein. Ich glaube, dass die Diskussionen hier hauptsächlich aus diesem Grund so fruchtlos sind, und nicht wegen differierender Grundüberzeugungen betreffs der kostenlosen Verfügbarkeit irgendwelcher Güter.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Jim(…) Fakt ist aber, dass die alte Form des Urheberrechts eine riesige Resourcen Verschwendung darstellt: Jeder Konsument könnten theoretisch alle kopierbaren Produkte unbeschränkt nutzen ohne dass den Urhebern ein unmittelbarer Schaden entsteht. Im Gegenteil ist davon auszugehen, dass die Konsumenten für eine unbeschränkte Nutzung aller verfügbaren Inhalte bereit wären insgesamt einen höheren Preis zu zahlen als für die selektive Nutzung im Rahmen des jetzigen Urheberrechts.
Das stimmt beides nicht. (1) Den Urhebern entsteht ab eine bestimmten Anteil nicht zahlender Konsumenten ein unmittelbarer Schaden: Wenn nicht mehr genügend Erlös erzielt wird, um die Kosten zu decken. Und (2): an wen sollten denn die Konsumenten diesen Preis zahlen, wenn es keinen Markt mehr gibt?
Zitat von GorgasalEin wenig vermisse ich in Zettels Artikel den Kern der Argumentation der Urheberrechtsgegner, wie ich ihn im anderen Thread von Llarian vertreten sehe:
1) Das aktuelle Urheberrecht ist in Zeiten von ebooks, Internet und Tauschbörsen nur dann wirkungsvoll durchsetzbar, wenn man die Anonymität im Netz weitgehend aushebelt. 2) Diese Anonymität ist ein hohes Gut.
Man muss sich also zwischen drei Alternativen entscheiden: a) das Urheberrecht bleibt, wie es ist, wird aber nicht wirkungsvoll durchgesetzt b) das Urheberrecht bleibt, wie es ist, und wird auf Kosten der Anonymität wirkungsvoll durchgesetzt c) das Urheberrecht wird de jure entsorgt
Es wird auf ein modifiziertes (a) hinauslaufen müssen:
Das Urheberrecht bleibt, wie es ist. Es wird aber nicht mit Methoden durchgesetzt, die unsere Grundrechte einschränken. Die Anbieter schaffen neue und bessere marktfähige Angebote. Gleichzeitig müssen Vertrauen und Respekt zwischen Urhebern und Konsumenten wiederhergestellt werden. Das ist eine Aufgabe für ein halbes oder ein ganzes Jahrzehnt. Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.
Zitat von grenzenlosnaivGleichzeitig werden die Leute, die sich ernsthaft für eine Anpassung des Urheberrechts im digitalen Zeitalter einsetzen und diskutieren wollen, mit Kriminellen vermischt, die unter dem Namen Anonymous agieren.
Ist Ihnen entgangen, lieber grenzenlosnaiv, daß ich diese Vermischung gerade vermeide, sondern im Gegenteil betone, daß mit Kriminellen eine Diskussion nicht möglich ist?
Zitat von grenzenlosnaivAlles soll bleiben, wie es ist. Dass sich Lebenswirklichkeiten verändern, dass man sich neuen Medien und Arten des Konsums anpassen muss, wird ignoriert.
Ich frage mich, ob Sie den Artikel gelesen haben. Ich betone, und zitiere dazu Cora Stephan, daß sich die technischen Möglichkeiten verändern und daß dies zu Änderungen beispielsweise beim Vertrieb von Büchern führen wird.
Zitat von grenzenlosnaivStattdessen nimmt man lieber in Kauf, dass große Teile der Bevölkerung kriminalisiert, abgemahnt und überwacht werden.
Niemand wird kriminalisiert, der sich an die Gesetze hält. Wer die Gesetze bricht, der wird nicht kriminalisiert, sondern er entscheidet sich selbst für kriminelles Verhalten.
Eine Diskussion darüber, ob man sich an die Gesetze halten muß, bin ich allerdings nicht bereit zu führen. Diskutiert werden sollte aber - und das passiert ja in diesem Forum immer wieder -, wie man das Recht den neuen technischen Entwicklungen anpassen kann.
Nach der Logik des alten Urheberrechts wäre es tatsächlich das Richtige, kostenlose Open-Source Produkte anstelle illegaler Software zu nutzen. Aber macht das für den Rechteinhaber an der kommerziellen Software einen Unterschied? Nein! Und deshalb ist das alte Urheberrecht überholt und muss den neuen Gegebenheiten angepasst werden.
Zitat von GorgasalMan muss sich also zwischen drei Alternativen entscheiden: a) das Urheberrecht bleibt, wie es ist, wird aber nicht wirkungsvoll durchgesetzt b) das Urheberrecht bleibt, wie es ist, und wird auf Kosten der Anonymität wirkungsvoll durchgesetzt c) das Urheberrecht wird de jure entsorgt
Richtig. Und das Interessante ist, daß im wesentlichen nur die Extrempositionen vertreten werden. Die Content-Industrie plädiert für b), die Piraten etc. für c).
Dabei ist a) ein durchaus pragmatischer Ansatz. Und wahrscheinlich auch der, der sich am Ende durchsetzen wird (bzw. de facto ja auch Status Quo ist).
Ich hatte in der Paralleldiskussion das Beispiel mit den Fahrraddiebstählen gebracht. Das Recht auf Eigentum ist bei Fahrrädern unbestritten, wird aber nicht wirkungsvoll durchgesetzt. Was aber keinen wirklich stört. weil immerhin Konsens ist, daß Fahrraddiebstahl sich nicht gehört, nur wenige machen das.
Genau dieser Konsens der normalen, ehrlichen Bürger würde völlig reichen. Die Urheber können eine gewisse Rate Kriminalität verkraften - nicht aber einen Ansatz, der Freibier für alle als normal und anständig darstellt.
Ich habe ja nicht geschrieben, dass das Urheberrecht ersatzlos gestrichen werden sollte. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es in seiner heutigen Form wirtschaftlich gesehen höchst ineffizient ist.
Zitat von JimDie Nutzung selbst stellt für den Rechteinhaber ja keinen Schaden da, sondern nur die entgangene Lizenzgebühr.
Die Nutzung des ICE durch einen Schwarzfahrer, lieber Jim, stellt für die Deutsche Bahn nach dieser Argumentation auch keinen Schaden dar, sondern nur der entgangene Fahrpreis.
Dies gehört zu den Argumentationsfiguren, die in dieser Diskussion wieder und wieder vorgetragen werden und die doch erkennbar nicht triftig sind. Denn sobald geduldet wird, daß ein Produkt kostenlos genutzt wird, ist kaum noch jemand bereit, für die Nutzung zu zahlen.
Würde die Deutsche Bahn erklären, daß man die freie Wahl hat, ob man ihre Züge kostenfrei nutzt oder ob man eine Fahrkarte kauft - wer würde dann wohl noch eine Fahrkarte kaufen?
Zitat von JimIm Gegenteil ist davon auszugehen, dass die Konsumenten für eine unbeschränkte Nutzung aller verfügbaren Inhalte bereit wären insgesamt einen höheren Preis zu zahlen als für die selektive Nutzung im Rahmen des jetzigen Urheberrechts.
Ich bin nicht ganz sicher, ob ich Sie richtig verstehe. Meinen Sie etwas, das der Jahresnetzkarte bei der Bahn entsprechen würde, um bei diesem Beispiel zu bleiben?
Dagegen ist ja nichts zu sagen; es wäre einfach eine neue Pauschalgebühr oder Flarate. Ich könnte mir auch vorstellen, daß, sagen wir, Amazon für den Kindle so etwas einführt - man zahlte eine Jahresgebühr und kann dann unbegrenzt Bücher auf seinen Kindle laden.
Aber das ist ja nur eine Frage, wie sich der Inhaber von Urheberrechten die Nutzung bezahlen läßt; mit diesen Rechten als solchen und dem Umstand, daß bezahlt werden muß, hat das nichts zu tun.
Zitat von GorgasalEin wenig vermisse ich in Zettels Artikel den Kern der Argumentation der Urheberrechtsgegner, wie ich ihn im anderen Thread von Llarian vertreten sehe:
1) Das aktuelle Urheberrecht ist in Zeiten von ebooks, Internet und Tauschbörsen nur dann wirkungsvoll durchsetzbar, wenn man die Anonymität im Netz weitgehend aushebelt. 2) Diese Anonymität ist ein hohes Gut.
Was, lieber Gorgasal, meinen Sie mit "Anonymität im Netz"?
Wenn ich im Netz etwas kaufe, dann kann ich das nicht anonym. Wenn ich bei Amazon oder Ebay etwas anbiete, dann kann ich das nicht anonym. Die Anonymität im Netz hat dort ihren Platz, wo es um Meinungen geht, um Privates. Nicht dort, wo es um Wirtschaftliches geht.
Wer den Text eines Buchs ins Internet stellt, ohne dazu befugt zu sein, der begeht bewußt einen Rechtsverstoß, und zwar im wirtschaftlichen Raum, denn er tangiert die wirtschaftlichen Interessen des Inhabers des Urheberrechts. Ich sehe nicht, warum dessen Anonymität schützenswert wäre; sie ist es aus meiner Sicht so wenig, wie die eines Ladendiebs.
Ich habe schon einmal auf das Beispiel der Kinderpornografie hingewiesen. In diesem Fall ist es bereits strafbar, sich so etwas anzusehen, ohne es auf der eigenen Festplatte zu speichern (eine sehr extensive Auslegung des Begriff des Speicherns, nämlich im Arbeitsspeicher des Rechners). Ich fühle mich dadurch in meiner Anonymität im Internet nicht eingeschränkt; denn niemand zwingt mich und nichts veranlaßt mich, mir so etwas anzusehen.
Was zwingt irgendwen, illegal einen geschützten Text ins Netz zu stellen? Was zwingt jemanden, von einem solchen illegalen Angebot illegal Gebrauch zu machen? Wer erwischt wird, der hat, was er verdient. Wer so etwas nicht tut, der hat auch nichts zu befürchten.
Zitat von ZettelDie Anonymität im Netz hat dort ihren Platz, wo es um Meinungen geht, um Privates. Nicht dort, wo es um Wirtschaftliches geht.
Das Problem ist eben, dass diese Trennung nicht durchsetzbar ist. Sobald eine Infrastruktur Anonymität erlaubt, kann sie für Urheberrechtsverletzungen verwendet werden. Beispielsweise könnten wir hier in ZKZ problemlos eine MP3-Tauschbörse aufziehen.
Um also das Urheberrecht (und natürlich ebenso das Verbot von Kinderpornographie) wirksam durchzusetzen, muss die bestehende Möglichkeit der Anonymität grundsätzlich beschnitten werden - nicht nur "dort, wo es um Wirtschaftliches geht".
Und genau damit haben Llarian et al. Schwierigkeiten. Und diese Argumente würde ich ernst nehmen. Man stelle sich vor, islamistische Hacker würden Zugriff auf die Privatadressen von Postern bekommen, die hier islamkritische Positionen vertreten.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von ZettelDie Anonymität im Netz hat dort ihren Platz, wo es um Meinungen geht, um Privates. Nicht dort, wo es um Wirtschaftliches geht.
Das Problem ist eben, dass diese Trennung nicht durchsetzbar ist. Sobald eine Infrastruktur Anonymität erlaubt, kann sie für Urheberrechtsverletzungen verwendet werden. Beispielsweise könnten wir hier in ZKZ problemlos eine MP3-Tauschbörse aufziehen.
Bis eben jemand es merkt und tätig wird. Im Fall des Kleinen Zimmers würde eine Mitteilung an den Provider genügen, und das Forum wäre binnen Stunden geschlossen.
Ich verstehe Llarians Sorge, aber ich kann nicht sehen, daß sie berechtigt wäre. Wenn ich ein Geschäft betrete, dann werde ich sehr wahrscheinlich von Überwachungskameras erfaßt. Solange ich nichts stehle, ist das ohne Folgen für mich. Ist das nicht eine vergleichbare Situation?
Was mir hier an dieser Stelle fehlt, ist die Darstellung der extremen Position der Urhebrrechtsablehner. Ich teile sie nicht unbedingt, möchte sie aber doch hier einmal vorstellen:
Geistiges Eigentum ist eine intellektuelle Erfindung, tatsächlich gibt es so etwas nicht. Hier ist das Beispiel des Bootsverleihers recht hilfreich. Wenn ich das ausgeliehene Boot kopiere, ihm sein eigenes zurückbringe und dann mit dem kopierten Boot auf dem See herumschippere, kann der sich schließlich auch nicht beschweren. Dieses Geistige Eigentum gibt es auch auf anderen Gebieten des Geistigen nicht. Der berühmte Keynes etwa, nach dessen Theorien ganze Staaten wirtschaften, hat für seine Ideen nicht einen Cent gesehen. Auch auf politische Ideen gibt es keinen Urheberrechtsschutz, genauso wenig wie auf mathematische Methoden. Selbst bei den technischen Erfindungen, die man sich immerhin patentieren lassen kann, gibt es so etwas wie geistiges Eigentum nicht. Man kann sich die tollsten Erfindungen ausdenken, das Eigentumsrecht (besser die Monopolrechte für 25 Jahre) bekommt man nur, wenn man der erste war, dem das eingefallen ist. Der Zweite, selbst wenn er völlig eigenständig auf dieselbe Erfindung gekommen ist, geht vollkommen leer aus. Sein geistiges Eigentum ist nichts wert! Auch entsteht geistiges Eigentum nicht im luftleeren Raum. So ein Autor benutzt zum Beispiel eine bestimmt Sprache, zum Beispiel die deutsche. Dafür müsste er doch eigentlich auch Gebühren bezahlen, schließlich hat er sich die ja nicht selber ausgedacht.
Wenn man es noch einfacher sagen will, kann man es auch so ausdrücken: Wenn ein Gedanke erst einmal ausgesprochen ist, kann man ihn nicht mehr zurück holen. Wenn ein Autor einen Text veröffentlicht, dann ist dieser genau das: öffentlich. Wem das nicht passt, der soll seine Gedanken und Texte für sich behalten.
Am Beispiel der Patente sieht man, wie in dieser Richtung weitergedacht wird. Es ist gesellschaftlich sinnvoll, wenn technische Erfindungen gemacht werden. Deshalb werden diese Erfindungen mit einem Monopolrecht, das von der Gesellschaft (dem Staat) garantiert wird, belohnt. Genauso ist es gesellschaftlich sinnvoll, dass schöngeistige Ideen veröffentlicht werden. Das sollte auch vom Staat belohnt werden.
Hier wird also der Schutz einer Idee nicht als Schutz von Eigentum verstanden, sondern als ein Privileg, das vom Staat für gesellschaftlich erwünschte Produkte gewährt wird. Diese Form dieses Privilegs ist aber immer einem Wandel unterworfen. Dieses Privileg muss nicht bis 60 Jahre nach dem Tod des Autors garantiert werden. Genauso gut könnte man das auch auf zwei Jahre nach Veröffentlichung begrenzen. Im Moment kann der Autor seine Veröffentlichungen regional beschränken. Das erscheint im Internetzeitalter auch nicht mehr zeitgemäß.
Zitat von ZettelIch verstehe Llarians Sorge, aber ich kann nicht sehen, daß sie berechtigt wäre. Wenn ich ein Geschäft betrete, dann werde ich sehr wahrscheinlich von Überwachungskameras erfaßt. Solange ich nichts stehle, ist das ohne Folgen für mich. Ist das nicht eine vergleichbare Situation?
Herzlich, Zettel
Nein, leider nicht. De facto wäre bei einer rigorosen Umsetzung aller Forderungen der Verwerter letztlich das Post- und Fernmeldegeheimnis in Gefahr.
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