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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 92 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Juno Offline



Beiträge: 332

27.05.2012 13:41
#26 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Vielen Dank für den Hinweis.

"Verirrt, Europa?" Ja, wir haben uns verirrt. Und solange sich die Politik das nicht eingesteht, führt ihr Autopilot immer tiefer in den Sumpf. So gesehen ist dieser Welt-Artikel enorm wichtig.

Wer sich eingesteht, dass er sich verirrt hat, für den fangen die richtigen Probleme aber erst an: Umkehren? Weiter nach vorne, zur Sonne? Sitzenbleiben und auf Erleuchtung oder Hilfe warten?
Das ist die eigentliche Diskussion, die jetzt notwendig wäre.

Wer wann wo und warum falsch abgebogen ist, darüber wird dann noch jahrzehntelang im Wirtshaus zu streiten sein.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

28.05.2012 18:12
#27 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von Zettel

Der Lackmusest für die gemeinsame Identität ist, ob man bereit ist, für die Anderen Opfer zu bringen. Die Westdeutschen haben das nach der Wiedervereinigung getan. Lafontaine war damals eine Randfigur. Fast alle waren bereit, die Kosten für die Wiedervereinigung zu zahlen.



Die Wiedervereinigung war allerdings auch ein außergewöhnliches Ereignis. Der vorangehende Zusammenbruch der kommunistischen (sozialistischen oder wie auch immer) Diktatur hatte so etwas wie eine Aufbruchatmosphäre geschaffen. Diese hat die Bereitschaft zu einem innerdeutschen Marshallplan sicher begünstigt.
Ex ante wusste man nicht, wie hoch der zu leistende Betrag sein würde. Die Meisten haben ihn wohl (naiverweise) zu niedrig eingeschätzt. Lafontaine hat seine Gegnerschaft zur WV ja auch nicht mit deren Kosten begründet, wenn ich mich recht erinnere. Hätte er gesagt, die WV sei seines Erachtens zu teuer und deshalb abzulehnen, hätte er zweifellos mehr Zustimmung erhalten.

Zitat von Zettel
Wie soll das denn gehen, daß ein Bewohner Narviks und einer aus Saloniki eine gemeinsame nationale Identität entwickeln? Daß den Norweger ein Gefühl des Stolzes überkommt, wenn der Grieche eine Medaille gewonnen hat? Es kann doch nicht funktionieren.



Es gab so einige BVB-Fans, die beim Finale der Champions' League dem FC Bayern die Daumen drückten. Bezüglich der Bundesliga hätten sie das freilich nie getan. Ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass irgendwann einmal in einer eher fernen als nahen Zukunft ein Nordeuropäer einem Griechen die Daumen drückt, wenn dieser der letzte Europäer im Bewerb ist.

Zitat von Zettel

Zitat von Noricus
Ansonsten: Ja, die Union hätte in einem kleineren Rahmen verbleiben sollen. Und nein, die 6 sind mir persönlich jedenfalls um 1 zu wenig; denn da fehlt noch ein für mich sehr wichtiger Staat

Ähäm?




Rayson hat die richtige Antwort gefunden: Es ist Österreich. Dessen Beitritt zur Union ist übrigens nicht nur durch die Neuinterpretation der Neutralität in Folge der Wende im europäischen Osten, sondern auch durch die Beilegung der Südtirol-Frage möglich geworden. Andernfalls hätte Italien wohl vetiert.

Zitat von Zettel

Zitat von Noricus
Die meisten Bewohner der 6 Gründerstaaten wären heute ebensowenig vier- oder fünfsprachig, wie der durchschnittliche Schweizer eine andere Landessprache (wirklich gut) kann.

Das kann ich, was die Schweiz angeht, nicht beurteilen. Als ich als Austauschschüler im Wallis war, waren die meisten frankophon, konnten alle aber auch Deutsch.




Es mag sein, dass im Wallis (einem zweisprachigen Kanton) die Anzahl der Zweisprachigen höher ist als im Landesdurchschnitt. Die mir bekannten Tessiner sind auch alle zweisprachig. Allerdings habe ich schon mehrmals erlebt, dass ein Deutsch- und ein Welschschweizer in der einzigen ihnen gemeinsamen Sprache kommuniziert haben: Englisch. Wobei es sich hier fragt, ob man die Sprache des anderen nicht kann oder nicht sprechen will.

Zitat von Zettel

Warum sollte jeder Bürger eines Klein-Europa - nennen wir es Karolingien - nicht einigermaßen die Sprachen der anderen beherrschen? Wenn das wirklich ein Nationalstaat geworden wäre - eine Vorstellung, die mir sehr gefällt -, dann wäre es eben auch normal, daß ein Deutscher in Paris studiert und dann in Holland arbeitet.

Oder gern auch in Luxemburg. Mit Deutsch und Französisch würde er dort wohl durchkommen, ohne Letzebuergesch zu können.



Mit Deutsch und Französisch kommt man in Luxemburg sogar sehr gut durch, aber allein darum würde es in Karolingien auf der Ebene der Amtssprachen ja nicht gehen. Ich bin bezüglich der Polyglossie der Bürger in einem derartigen Staat skeptisch, weil die Neigung, die Sprache des anderen zu lernen oder zu benutzen, schon in den bestehenden mehrsprachigen Staaten eher überschaubar ist.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

28.05.2012 18:23
#28 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat
Allerdings habe ich schon mehrmals erlebt, dass ein Deutsch- und ein Welschschweizer in der einzigen ihnen gemeinsamen Sprache kommuniziert haben: Englisch. Wobei es sich hier fragt, ob man die Sprache des anderen nicht kann oder nicht sprechen will.



Jeder Deutschschweizer lernt in der Schule Französisch und umgekehrt.
Allerdings ist halt nicht unbedingt gewährleistet, dass man das dann auch konversationssicher beherrscht.
(Nach meiner Erfahrung sprechen die Deutschschweizer - zumindest die mit Abitur - in der Regel meist ganz gut Französisch. In die Gegenrichtung hapert es da deutlich mehr).

Allerdings gibt es da eben immer ein Sprachgefälle. Das ist spätestens bei "offiziellen" geschäftlichen Gesprächen dann problematisch. Das Ausweichen auf Englisch hat den Vorteil, dass es für beide eine Fremdsprache ist und man wieder auf Augenhöhe mitenander redet.
In vielen größeren Firmen in z.B. Zürich ist die Geschäftssprache dann eben Englisch.
(Insgesamt ist die Internationalität der Geschäftswelt in Zürich viel ausgeprägter als in jeder deutschen Stadt).

In der Politik läuft es dann wieder etwas anders.
Ich habe einmal einen Vortrag des damaligen Schweizer Bundespräsidenten Delamuraz an einer Schweizer Uni gehört.
In seiner Rede wechselte er ständig - und mit sehr eleganten Übergängen und sehr natürlich wirkend - von Deutsch über Französisch zu Englich.
Mag sein, dass er da auch ein bißchen angeben wollte.
Aber man stelle sich den deutschen Poltiker vor, der in Deutschland eine Rede (teilweise) auf Englisch hält.

ESKA ( gelöscht )
Beiträge:

28.05.2012 21:19
#29 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von Noricus
Ex ante wusste man nicht, wie hoch der zu leistende Betrag sein würde. Die Meisten haben ihn wohl (naiverweise) zu niedrig eingeschätzt. Lafontaine hat seine Gegnerschaft zur WV ja auch nicht mit deren Kosten begründet, wenn ich mich recht erinnere. Hätte er gesagt, die WV sei seines Erachtens zu teuer und deshalb abzulehnen, hätte er zweifellos mehr Zustimmung erhalten.

So verschieden ist die Erinnerung.
Ich zum Beispiel erinnere mich sehr genau, dass Kohl die Kosten der Wiedervereinigung mit Portokasse angegeben hat, während Lafontaine die Wiedervereinigung ausschließlich mit dem Kostenargument madig machte.
Ich erinnere mich deshalb ganz gut, weil darauf meine Wahlentscheidung beruhte: SPD. Wer wenigsten eine Ahnung von den Kosten hat, ist seriöser als einer, der den Portokasse-Unfug daherschwätzt.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

28.05.2012 21:39
#30 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von ESKA

Zitat von Noricus
Ex ante wusste man nicht, wie hoch der zu leistende Betrag sein würde. Die Meisten haben ihn wohl (naiverweise) zu niedrig eingeschätzt. Lafontaine hat seine Gegnerschaft zur WV ja auch nicht mit deren Kosten begründet, wenn ich mich recht erinnere. Hätte er gesagt, die WV sei seines Erachtens zu teuer und deshalb abzulehnen, hätte er zweifellos mehr Zustimmung erhalten.

So verschieden ist die Erinnerung.
Ich zum Beispiel erinnere mich sehr genau, dass Kohl die Kosten der Wiedervereinigung mit Portokasse angegeben hat, während Lafontaine die Wiedervereinigung ausschließlich mit dem Kostenargument madig machte.
Ich erinnere mich deshalb ganz gut, weil darauf meine Wahlentscheidung beruhte: SPD. Wer wenigsten eine Ahnung von den Kosten hat, ist seriöser als einer, der den Portokasse-Unfug daherschwätzt.




Gut möglich, dass Ihre Erinnerung zutrifft. Allerdings stellt sich dann die Frage, wie glaubwürdig das Kostenargument aus dem Munde eines Mannes war/ist, der sich ansonsten kaum für fiskalische Zurückhaltung stark (ge)macht (hat).

uniquolol Offline




Beiträge: 254

28.05.2012 23:03
#31 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Durch das aktuelle Sarrazin-Buch (Seite 127 ff.) bin ich - als absoluter Laie in Währungsfragen - auf das “Target-2-System-Problem” gestoßen. Ich muss gestehen, es wird mir schlecht, wenn ich dieses Thema google...

“Target2-Forderungen der Euro-’AAA’-Länder steigen auf Rekord”
http://www.welt.de/newsticker/bloomberg/...-Rekord-SC.html

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.558

28.05.2012 23:29
#32 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von uniquolol
Durch das aktuelle Sarrazin-Buch (Seite 127 ff.) bin ich - als absoluter Laie in Währungsfragen - auf das “Target-2-System-Problem” gestoßen. Ich muss gestehen, es wird mir schlecht, wenn ich dieses Thema google...

“Target2-Forderungen der Euro-’AAA’-Länder steigen auf Rekord”
http://www.welt.de/newsticker/bloomberg/...-Rekord-SC.html



Endlich eine genuine Hockeyschlägerkurve!
http://www.querschuesse.de/buba-bilanz-des-wahnsinns/

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.558

29.05.2012 01:11
#33 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von Noricus


Ich zum Beispiel erinnere mich sehr genau, dass Kohl die Kosten der Wiedervereinigung mit Portokasse angegeben hat, während Lafontaine die Wiedervereinigung ausschließlich mit dem Kostenargument madig machte.




Es wäre mal eine lohnende Schürfaufgabe, der Entstehung der "Portokasse" nachzugehen. Kohl hat dies mit Sicherheit wohl nicht gesagt (das wäre also sein "L'etat c'est moi" oder sein "Theo, fahr schon mal den Wagen vor"). Meiner Erinnerung nach kamen die ersten Zahlen im Februar/März '90 in der Presse auf: 20 bis 30 Milliarden DM; das steigerte sich dann bis zum Frühsommer auf recht offiziös klingende 50 Mrd, mit dem Querschuß, 80 seien doch wohl realisterischer: woraufhin Funkstille verordnet wurde, weil sonst das Volk ob solcher Horrorzahlen halsstarrig werden könnte.(*) Ob nun die Opposition und/oder die Schurnalje den Dreh daraus machte, "Kohl habe den Eindruck erweckt, so etwas sei quasi aus der Portokasse zu bezahlen": qui sait?
Vielleicht wäre es besser gewesen, Kohl hätte sich zu einer "Blut, Schweiß & Tränen"-Rede verstanden; andererseits: die Einschränkungen an Schokolade, Bananen und richtigen Autos hielt sich ja für die Wessis dann doch in engen Grenzen (also doch Portokasse...). Bei den Wählern setzte sich jedenfalls der Eindruck fest, mit der SPD unter O.L. sei die Bereitschaft der Generation Toskana, ihnen von ihren Villen im Tessin abzugeben, durchaus gering zu veranschlagen.

(*) Man muß sich ganz mehrmals ganz langsam vorsagen: "80 Milliarden als unerträgliche Schmerzgrenze...". Tempi passati.

Eierkopp Offline



Beiträge: 221

29.05.2012 08:03
#34 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von john j
Im Endeffekt macht es wahrscheinlich kaum einen Unterschied ob Eurobonds nun kommen oder nicht ...



Der Unterschied liegt in unserem Grundgesetz. Im Urteil zum EFSF hat das Verfassungsgericht nochmal klargestellt, dass begrenzte und vom Parlament bewilligte Maßnahmen möglich sind, eine unbegrenzte Haftungsübernahme aber an Artikel 20GG scheitert. Der Vertrag zum ESM sieht nur deshalb eine begrenzte Haftung vor, bei der jede Erweiterung vom Parlament bewilligt werden muß. Die Versuche, diesen Bewilligungsprozeß marktkonform zu gestalten , sind am Verfassungsgericht gescheitert, aber auch mit der jetzt geplanten Regelung ist die Ablehnung einer Haftungsausweitung unwahrscheinlich.

Die bisherige Haltung unserer Regierung (und inzwischen auch von SPD und GrünInnen) zu Schlagworten wie Eurobonds, Wirtschaftsregierung, vertiefter Integration oder Fiskalunion hängt ausschließlich an dieser Randbedingung, die sich gemäß Artikel 79 Absatz 3 nur mit einer neuen Verfassung beseitigen lässt.

Schäuble hat dazu Artikel 146 der Grundgesetzes ins Spiel gebracht.

<Verschwörungstheorie>
Um mehr direkte Demokratie in Deutschland zu ermöglichen, könnte man eine Volksabstimmung nach Artikel 146 machen und dabei auch noch Artikel 20 und 23 vertauschen. Dann wäre der Weg in einen Bundesstaat EU frei.
</Verschwörungstheorie>

Martin Offline



Beiträge: 4.129

29.05.2012 09:31
#35 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von Eierkopp

Zitat von john j
Im Endeffekt macht es wahrscheinlich kaum einen Unterschied ob Eurobonds nun kommen oder nicht ...



Der Unterschied liegt in unserem Grundgesetz.




Ich denke, mit 'Endeffekt' war gemeint, dass die Folgekosten so oder so beim deutschen Steuerzahler hängen bleiben. Ohne ESM muss D zu erwartende Ausfälle einzelner Euroländer via Bundesbank und EZB haftenderweise ausgleichen, mit ESM eben via ESM. Die Unterschied ist aber, dass die EZB heute wohl den Maastricht-Vertrag verletzt, und damit deren Mitspieler wohl persönlich in Haftung sind, während der ESM die EZB und dann alle beteiligten Mitspieler aus der Haftung entlässt.

Allerdings: In der aktuellen Situation wird sich die EZB noch einigermaßen an die Spielregeln zu halten versuchen und damit eine bremsende Wirkung entfalten, mit dem ESM sind die Schleusen zur ungebremsten Transferunion aber voll geöffnet.

Gruß, Martin

ESKA ( gelöscht )
Beiträge:

30.05.2012 20:39
#36 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann
Es wäre mal eine lohnende Schürfaufgabe, der Entstehung der "Portokasse" nachzugehen. Kohl hat dies mit Sicherheit wohl nicht gesagt (das wäre also sein "L'etat c'est moi" oder sein "Theo, fahr schon mal den Wagen vor").

Der Harry sollte den Wagen vorfahren. Nicht der Theo.

Zitat von Ulrich Elkmann
Meiner Erinnerung nach kamen die ersten Zahlen im Februar/März '90 in der Presse auf: 20 bis 30 Milliarden DM; das steigerte sich dann bis zum Frühsommer auf recht offiziös klingende 50 Mrd, mit dem Querschuß, 80 seien doch wohl realisterischer: woraufhin Funkstille verordnet wurde, weil sonst das Volk ob solcher Horrorzahlen halsstarrig werden könnte.(*) Ob nun die Opposition und/oder die Schurnalje den Dreh daraus machte, "Kohl habe den Eindruck erweckt, so etwas sei quasi aus der Portokasse zu bezahlen": qui sait?

Wer expressis verbis mit der Protokasse kam, weiß ich auch nicht mehr. Aber in der Szene (Allianz für Deutschland) war dieser Slang üblich.

Zitat von Ulrich Elkmann
Vielleicht wäre es besser gewesen, Kohl hätte sich zu einer "Blut, Schweiß & Tränen"-Rede verstanden;

Dann hätte ich CDU gewählt.

Zitat von Ulrich Elkmann
(*) Man muß sich ganz mehrmals ganz langsam vorsagen: "80 Milliarden als unerträgliche Schmerzgrenze...". Tempi passati.

Und wenn man bedenkt, dass 1983 Strauß mit schlappen 2 Milliarden einen ganzen Staat vor dem Untergang rettete ...

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

30.05.2012 21:24
#37 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von ESKA
Und wenn man bedenkt, dass 1983 Strauß mit schlappen 2 Milliarden einen ganzen Staat vor dem Untergang rettete ...

Naja ... das waren ja auch noch harte D-Mark damals. ('tschuldigung, den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen )

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

30.05.2012 21:36
#38 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von ESKA
Und wenn man bedenkt, dass 1983 Strauß mit schlappen 2 Milliarden einen ganzen Staat vor dem Untergang rettete ...

Hat er offensichtlich nicht. Und im Nicht-vor-dem-Untergang-Retten gibt es bei den dazu notwendigen Beträgen nach unten von der Natur der Sache her keine Grenzen. Das Problem ist nur: Nach oben wahrscheinlich auch nicht...

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.558

30.05.2012 21:47
#39 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von ESKA
Der Harry sollte den Wagen vorfahren. Nicht der Theo.



Der Theo war dem Helmut, was dem Derrick sein Harry war (als Wagen wäre ein GROSSER Geldtransporter zu denken). Oder dem Sherlock sein Doctor Watson. Noch passender, da weder Herr D noch Mr H ihren berühmtesten Satz, im 2. Fall "elementary, my dear Watson" vor Leseraugen/Ohrenzeugen geäußert haben. Ebensowenig wie Churchill die Sentenz über "lies, damned lies, and statistics". Fehlt nur noch der Nachweis, daß Herr K nie gesagt hat: "wichtig ist, was hinten rauskommt".

EDIT: P.S. gerade nachgeschaut:

http://de.wikiquote.org/wiki/Helmut_Kohl

Zitat
________
"Entscheidend ist, was hinten rauskommt." - während einer Pressekonferenz am 31. August 1984; zitiert in DER SPIEGEL, 3. September 1984
________

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

30.05.2012 22:00
#40 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann
Noch passender, da weder Herr D noch Mr H ihren berühmtesten Satz, im 2. Fall "elementary, my dear Watson" vor Leseraugen/Ohrenzeugen geäußert haben. Ebensowenig wie Churchill die Sentenz über "lies, damned lies, and statistics".

Soll ja sogar mit "Beam me up, Scotty" so sein...

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.558

30.05.2012 22:05
#41 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von Rayson

Soll ja sogar mit "Beam me up, Scotty" so sein...



Oder mit "Play it again, Sam".
http://en.wikipedia.org/wiki/Beam_me_up,_Scotty

uniquolol Offline




Beiträge: 254

06.06.2012 23:33
#42 Eurobonds Antworten

"Ahnungslos in die Euro-Dämmerung" - Wolfgang Münchau
http://www.spiegel.de/wirtschaft/wolfgan...h-a-837214.html

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

08.06.2012 17:42
#43 RE: Eurobonds Antworten

Zitat von uniquolol
"Ahnungslos in die Euro-Dämmerung" - Wolfgang Münchau


Mit dem "ahnungslos" hat sich Münchau gut selber beschrieben.
Dramatisch aufgeblasene Polarisierung auf die zwei unwahrscheinlichsten Extremszenarien - totaler "Zusammenbruch" (was immer das genau heißen soll) oder zentralistischer EU-Superstaat.

Wenn ich alleine schon solche Klischées lese:

Zitat
Und zum ersten Mal höre ich, dass Profis hohe Wetten auf einen Zusammenbruch der Euro-Zone abschließen. Es sind diesmal nicht nur die üblichen Spekulanten.


Mal abgesehen davon, daß "Zusammenbruch der Euro-Zone" nirgends als Derivat angeboten wird - wenn irgendwo "Profis" darauf spekulieren, dann können sie das nur, weil andere Profis genau die gegenteilige Entwicklung erwarten und dagegen halten. Und wahrscheinlich würde Münchau schwer ins Stottern kommen, wenn er mal die "üblichen Spekulanten" aufzählen und gegen die "unüblichen" abgrenzen soll. Das sind einfach nur Stammtischsprüche.

uniquolol Offline




Beiträge: 254

11.06.2012 03:13
#44 RE: Eurobonds Antworten

@r.a.:
“...Dramatisch aufgeblasene Polarisierung auf die zwei unwahrscheinlichsten Extremszenarien - totaler "Zusammenbruch" (was immer das genau heißen soll) oder zentralistischer EU-Superstaat....”

Was wäre denn der realistische und “unaufgeblasene” Mittelweg? Komischerweise sind wahrscheinliche Szenarien Mangelware. Warum eigentlich?

---

Abgesehen davon ist es schon abenteuerlich, wie momentan um das Betreuungsgeld (Kosten in 2013 circa 400 Millionen EUR) ideologisch gefightet wird, während andererseits im Eurosystem die Target2-Forderungen täglich wachsen und mittlerweile einen Stand von fast 700.000.000.000 EUR erreicht haben. Aber auch diese Summe ist nur ein Teil der Gesamtverpflichtungen, die Deutschland bislang eingegangen ist.

Dass diese - seit längerem bekannten - Tatsachen nicht breit diskutiert werden, ist ein beispielloses Versagen der politischen Klasse sowie der “vierten Macht”. In der Euro-Problematik versagt die intellektuelle Elite noch “totaler” als schon bisher gewohnt, U-Boote für Israel, Integrationspolitik oder Klimapsychose sind vermeintlich viel bedeutender als die monetäre Zukunft der Nation. Zurzeit werden - von Regierung und Opposition - Wetten auf die Zukunft des Euro abgeschlossen, die kein Lehman-Manager jemals unterzeichnet hätte.

Eine wirklich liberale Partei hätte diese notwendige Euro-Diskussion durch einen Regierungsautritt ermöglicht, sie hätte dazu “die Eier” gehabt. Aber leider haben die pseudo-liberalen Aufschneider von der heutigen FDP keinen Ehrbegriff mehr, für eine Handvoll temporärer Macht unterschreiben sie tatsächlich alles. Sämtliche deutschen Liberalen - nicht nur die von der FDP - sind Versager, all die anderen Sozialisten im Bundestag natürlich auch.

Als “echte Bürger” hätten wir von Anfang an gegen den Ausverkauf unseres Landes d.h. gegen eine ruinöse Transferunion (Eurobonds etc. ) gekämpft, wir hätten keine Stellvertreter gebraucht, aber leider sind wir noch immer mehr “Untertanen” als “Titanen”. Temperament bzw. Charakter kann man nur mit maximaler Gewalt verändern...

Martin Offline



Beiträge: 4.129

11.06.2012 07:13
#45 RE: Eurobonds Antworten

Zitat von uniquolol
Abgesehen davon ist es schon abenteuerlich, wie momentan um das Betreuungsgeld (Kosten in 2013 circa 400 Millionen EUR) ideologisch gefightet wird, während andererseits im Eurosystem die Target2-Forderungen täglich wachsen und mittlerweile einen Stand von fast 700.000.000.000 EUR erreicht haben. Aber auch diese Summe ist nur ein Teil der Gesamtverpflichtungen, die Deutschland bislang eingegangen ist.

Dass diese - seit längerem bekannten - Tatsachen nicht breit diskutiert werden, ist ein beispielloses Versagen der politischen Klasse sowie der “vierten Macht”.



Da die Target2-Forderungen im Wesentlichen aus der Kapitalflucht auf deutsche Bankkonten resultieren, muss die deutsche Regierung doch nur Kapitalverkehrskontrollen einführen und notfalls den 'Sack zumachen' und die Forderungen der Bundesbank an die EZB absichern. Das ist in den Zeiten der regulatorischen Beliebigkeit ja nicht auszuschließen, dürfte aber im Vorfeld kaum diskutierbar sein: Wer kündigt schon die nächste Untat in aller Öffentlichkeit an?

Gruß, Martin

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

11.06.2012 13:48
#46 RE: Eurobonds Antworten

Zitat von Martin
Da die Target2-Forderungen im Wesentlichen aus der Kapitalflucht auf deutsche Bankkonten resultieren, muss die deutsche Regierung doch nur Kapitalverkehrskontrollen einführen und notfalls den 'Sack zumachen' und die Forderungen der Bundesbank an die EZB absichern.


Wenn das Fluchtgeld dann stattdessen in die Nichteurozone ginge, wären die Südbanken innerhalb von Tagen oder sogar Stunden pleite. Unsere ganzen schönen Exportwaren würden nicht mehr "bezahlt" werden können. Und würden die Südländer ebenfalls die Kapitalflucht unterbinden wollen, hätten wir dort einen wunderschön anzusehenden Bankrun in der gesamten Peripherie. Der ließe sich dann endgültig nicht mehr verstecken, und keiner bräuchte mehr eine finanzielle Phantomarmee Wenck herbeiphantasieren.

Gerade eben meldete der Staatsfunk irgendwas, dass wohl auch Italien eventuell unter irgendeinen der vielen ominösen "Rettungsschirme" schlüpfen müsse. Wenn man bedenkt, dass man sich am kleinen Griechenland schon massiv verhoben hat, jetzt die Pleite Spaniens als irgendwie machbar erscheinen lässt, und nun auch noch nebenbei Italien irgendwie verteidigen möchte, dann kann man glaube ich zusammenfassen, dass die allesamt komplett den Bodenkontakt verloren haben. Aus die Maus.

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R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.06.2012 13:58
#47 RE: Eurobonds Antworten

Zitat von Calimero
Unsere ganzen schönen Exportwaren würden nicht mehr "bezahlt" werden können.


Das wäre aber doch wohl nur die Realisierung von Verlusten, die wir längst gemacht haben. Wir lügen uns doch selber in die Tasche, wenn wir für z. B. nach Griechenland gelieferte Waren noch eine verwertbare Bezahlung erwarten.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

11.06.2012 14:04
#48 RE: Eurobonds Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von Calimero
Unsere ganzen schönen Exportwaren würden nicht mehr "bezahlt" werden können.


Das wäre aber doch wohl nur die Realisierung von Verlusten, die wir längst gemacht haben. Wir lügen uns doch selber in die Tasche, wenn wir für z. B. nach Griechenland gelieferte Waren noch eine verwertbare Bezahlung erwarten.


Deshalb die Gänsefüßchen. Via Target2 bezahlt letztendlich der deutsche Michel dafür, dass die Südbanken überhaupt noch einen Zahlungsauftrag gen Deutschland schicken können. Eigentlich könnte die Exportwirtschaft ihre Rechnungen auch gleich bei der Bundesbank einreichen.

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FAB. Offline



Beiträge: 523

11.06.2012 14:49
#49 RE: Eurobonds Antworten

Zitat von R.A.
Wir lügen uns doch selber in die Tasche, wenn wir für z. B. nach Griechenland gelieferte Waren noch eine verwertbare Bezahlung erwarten.


Zukünftige Exporte nach GR dürften ohnehin nur gegen Vorkasse erfolgen...

Zitat von FAZ 30.05.2012
Auch der größte Kreditversicherer der Welt, Euler Hermes, versichert bis auf weiteres keine Exporte nach Griechenland mehr gegen Zahlungsausfall. ... Euler Hermes ist mit dieser Entscheidung sogar vergleichsweise spät dran. Andere Anbieter auf dem Markt haben ihre Ausfuhrversicherungen längst eingestellt oder stark reduziert, so daß man kaum auf Wettbewerber von Euler Hermes wird ausweichen können.

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Für eine demokratische Deutsche Republik!

Frankenstein Offline




Beiträge: 888

11.06.2012 15:02
#50 RE: Zitat des Tages: Eurobonds Antworten

Zitat von Zettel
Der Wunsch, auf Kosten anderer zu leben, wird nicht totzukriegen sein. Die naive Vorstellung, es könne Reichtum für alle geben, ohne daß irgendwer noch die Chance hat, reich zu werden, dürfte nicht aus den Köpfen zu bekommen sein.


Als ehemaliger Soz/Komm weiss ich, dass die Anhänger linker Positionen nicht so denken, sondern sich aufrichtig als ausgebeutete Opfer empfinden.

Hintergrund dafür ist u. a. unser katastrophales Bildungssystem, in dem zwar jahrelang das 1000-jährige Reich thematisiert wird, aber nicht 1 Stunde den Hintergründen des Wirtschaftswunders unter Erhardt gewidmet ist. Auch sonst paukt man unendlich viele überflüssige Inhalte, während ökonomisches Basiswissen komplett ausgeblendet wird.

Zitat von Zettel
Jedenfalls erscheint es mir sicher, daß man der Merkel-Zeit als einer goldenen Zeit Deutschlands nachtrauern wird.


Ich halte es für wahrscheinlicher, dass sich die Nachwelt dereinst fragen wird, wie sie zulassen konnte, Deutschland und Europa erneut den Händen irrer selbstherrlicher Gröfaze auszuliefern.

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