Wieder einmal ein Artikel zu einem Thema, das mich immer wieder beschäftigt, dem der deutschen nationalen Identität.
Es ist mir damit so gegangen wie vermutlich vielen meiner Generation: Als Jugendlicher fand ich es ausgezeichnet, daß wir Deutschen im Begriff waren, "den Nationalismus zu überwinden". Erst als ich anfing, ins Ausland zu reisen, als ich auch einmal eine Zeitlang in einem anderen Land lebte, ist mir nach und nach bewußt geworden, wie seltsam diese Haltung ist.
Ein Haltung, aus der - so meine These - Seltsamkeiten hervorgehen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben; wie jetzt der frappierende Aufstieg der "Piraten" und die Weigerung eines Teils der deutschen Nationalmannschaft, die deutsche Nationalhymne mitzusingen.
es ist offensichtlich falsch, dass die von dir Kritisierten "keine Deutschen sein wollen". Von Khedira und Gomez z.B. kenne ich eindeutige Aussagen in dieser Richtung. Warum die trotzdem nicht mitsingen, müsste man sie jeweils fragen. Von Khedira gibt es dazu ebenfalls eine wenn auch etwas eigenartige Erklärung (siehe hier: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...cher_imperativ/).
Vielleicht ist es ja der Ausdruck "deutsches Vaterland", der im Text vorkommt. Wenn nur die Mutter Deutsche ist, der Vater aber eben nicht, kommt das vielleicht etwas schwer über die Lippen. Sollte das der Fall sein, hätte ich einen auf einem realen Beispiel basierenden Vorschlag, der allen Interessen entgegen käme: Ein mir bekannter Jugendlicher in einer ähnlichen Situation (Vater Schweizer, Mutter Deutsche) singt an der betreffenden Textstelle einfach "deutsches Mutterland".
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von Rayson im Beitrag #2Vielleicht ist es ja der Ausdruck "deutsches Vaterland", der im Text vorkommt. Wenn nur die Mutter Deutsche ist, der Vater aber eben nicht, kommt das vielleicht etwas schwer über die Lippen.
Aber lieber Rayson, "Vaterland" ist doch nicht wörtlich zu nehmen. Ich habe mir sagen lassen, daß die wörtliche Übersetzung des türkischen Ausdrucks für Vaterland "Mutterland" ist. Deswegen wird doch nicht ein Türke seine nationale Identität von der Herkunft seiner Mutter abhängig machen.
Auch patrie kommt von pater. Kein Franzose käme auf den Gedanken, daß Frankreich sein Vaterland ist, weil sein Vater Franzose war.
Wie ich geschrieben habe - ich kann kein Motiv für das Nichtsingen erkennen außer dem, sich nicht zu Deutschland bekennen zu wollen. Was ich in dem Artikel zu sagen versuche, ist, daß ich das verstehe.
Zitat von ZettelWir haben, wie wir es verdienen, Deutsche wie Boateng, Özil und Khedira, die es vorziehen, keine Deutschen zu sein.
Könnte vielleicht daran liegen, daß es schlicht keine Deutschen sind, sondern Staatsangehörige der BRD. Ein Unterschied, ein gewaltiger gar. Verdenken indes, kann ich es ihnen nicht. Wer bindet sich schon freiwillig einen nationalen Minderwerigkeitskomplex, gepaart mit einer selbstdiagnostizierten moralischen Überlegenheit und einem nachwievor in keinerlei vernünftiger Relation stehendem Sendungsbewußtsein ans Bein. Warum sollte man sich einem Volk verbunden, ja angehörig, fühlen, dem die Propaganda seiner Besieger noch nicht weit genug geht, sodaß diese zusätzlich aufgebauscht werden muß, damit man sich weiterhin ungeniert im Saft der eigenen Betroffenheit suhlen kann?
Grüße
PS: Der Grund für die "Verweigerung" könnte aber auch schlicht mangelnde Textkenntnis sein - zu meiner Schulzeit jedenfalls, war das "Lied der Deutschen" weder im Deutsch- noch im Musikunterricht ein Thema...
~~~ Don't you know there ain't no devil? There's just God when he's drunk.
Man kann das Singen nicht erzwingen. Ich bin dafür, dass alle Sportler beim Erklingen der Nationalhymne schweigen und die Hand auf das Herz legen — ob die Hymne nun vor dem Wettkampf (z. B. einem Länderspiel) oder zur Siegerehrung (z. B. bei den Olympischen Spielen) gespielt wird. Vor dem Spiel können sie darüber nachdenken, wie sie ihr Land am besten vertreten werden und nach dem Wettkampf passen solche Gedanken ja auch ganz gut.
Zitat von Rayson im Beitrag #2es ist offensichtlich falsch, dass die von dir Kritisierten "keine Deutschen sein wollen". Von Khedira und Gomez z.B. kenne ich eindeutige Aussagen in dieser Richtung. Warum die trotzdem nicht mitsingen, müsste man sie jeweils fragen. Von Khedira gibt es dazu ebenfalls eine wenn auch etwas eigenartige Erklärung (siehe hier: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...cher_imperativ/).
Ich habe mir jetzt dieses Interview angesehen; in der Tat ist das sehr widersprüchlich, was Khedira sagt, und teils auch an den Haaren herbeigezogen.
Khedira singt nicht mit aus "Respekt" vor dem Teil seiner Familie, der in Tunesien lebt? Dann sollte Barack Obama nicht die Stars and Stripes singen; denn ein Teil seiner Familie lebt bekanntlich in Kenya.
Immerhin - da Khedira behauptet, sich ... nein, nicht als, sondern "wie" ein Deutscher zu fühlen, habe ich jetzt den Schlußsatz des Artikels mit einem Zusatz versehen.
Zitat von Zettel im Beitrag #3(…)Wie ich geschrieben habe - ich kann kein Motiv für das Nichtsingen erkennen außer dem, sich nicht zu Deutschland bekennen zu wollen. Was ich in dem Artikel zu sagen versuche, ist, daß ich das verstehe.
Herzlich, Zettel
Aber da sehe ich eine Lücke in der Abwehrreihe (Verzeihung: in der Argumentation): Die jungen Sportler wie Özil und Khedira haben sich bereits damit zu Deutschland bekannt, dass sie sich für das Fußballspiel in unserer deutschen Auswahl entschieden haben. Gerade die jungen türkischen Talente werden von den Talentespähern der türkischen Mannschaft beobachtet, sie bekommen tolle Angebote und werden auch bei ihrem Familien- bzw. Nationalstolz gepackt. Ergänzung: Kevin-Prince Boateng spielt z.B. für Ghana, Jérôme Boateng spielt für Deutschland. Da sehe ich bei letzterem doch ein Bekenntnis zu unserem Land und unserer Mannschaft, auch wenn er nicht mitgesungen hat.
Zitat von ZettelAber lieber Rayson, "Vaterland" ist doch nicht wörtlich zu nehmen. Ich habe mir sagen lassen, daß die wörtliche Übersetzung des türkischen Ausdrucks für Vaterland "Mutterland" ist. Deswegen wird doch nicht ein Türke seine nationale Identität von der Herkunft seiner Mutter abhängig machen.
Nein. Aber wer das Singen zu einem Problem der nationalen Identität macht, bist ja erstmal nur du, lieber Zettel.
Zitat von ZettelAuch patrie kommt von pater. Kein Franzose käme auf den Gedanken, daß Frankreich sein Vaterland ist, weil sein Vater Franzose war.
Vielleicht gäbe es das deutsche "Problem" ja auch nicht, wenn zur Herstellung der Verbindung zum Vater Etymologie erforderlich wäre.
Zitat von ZettelWie ich geschrieben habe - ich kann kein Motiv für das Nichtsingen erkennen außer dem, sich nicht zu Deutschland bekennen zu wollen.
Und ich wage einzuwerfen, dass dieser Schluss aus meiner Sicht alles andere als zwingend ist. Wofür eben auch konkrete Aussagen einzelner Spieler sprechen, die einfach zu ignorieren aus meiner Sicht nicht die naheliegendste Option ist.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von stefanolix im Beitrag #5Man kann das Singen nicht erzwingen. Ich bin dafür, dass alle Sportler beim Erklingen der Nationalhymne schweigen und die Hand auf das Herz legen — ob die Hymne nun vor dem Wettkampf (z. B. einem Länderspiel) oder zur Siegerehrung (z. B. bei den Olympischen Spielen) gespielt wird. Vor dem Spiel können sie darüber nachdenken, wie sie ihr Land am besten vertreten werden und nach dem Wettkampf passen solche Gedanken ja auch ganz gut.
Völlig einverstanden.
Ich bin gewiß nicht dafür, das zu erzwingen. Die Hand aufs Herz - das kommt, glaube ich, aus den USA. Inzwischen machen es auch andere. Auch das kann man nicht erzwingen.
Es geht mir, lieber Stefanolix, überhaupt nicht darum, etwas zu verlangen oder nahezulegen; jedenfalls nicht in diesem Artikel.
Sondern mich interessiert, warum das so ist. Daß Boateng, Gómez und Khedira exakt so Deutsche sind, wie Obama Amerikaner ist, das ist mir übrigens erst beim Schreiben aufgefallen.
Nur Rechtsradikale in den USA ziehen in Zweifel, daß Obama ein sozusagen vollgültiger Amerikaner ist. Bei uns habe ich den Eindruck, daß viele es ganz in Ordnung finden, daß diese Fußballer sich nicht ebenso als Deutsche verstehen wie Schweinsteiger und Neuer.
Zitat von stefanolix im Beitrag #7Die jungen Sportler wie Özil und Khedira haben sich bereits damit zu Deutschland bekannt, dass sie sich für das Fußballspiel in unserer deutschen Auswahl entschieden haben.
Ich würde denken, lieber Stefanolix, sie haben sich für diejenige Nationalmannschaft entschieden, die ihnen die besseren Karrierechancen bot.
Zitat von ZettelIch würde denken, lieber Stefanolix, sie haben sich für diejenige Nationalmannschaft entschieden, die ihnen die besseren Karrierechancen bot.
Genau das unterstellen die Türken einem Mesut Özil. Aber müsste man nicht eigentlich genau anders herum fragen: Spielen ein Sahin oder die Altintops für die Türkei aufgrund ihrer Identifikation, oder sehen sie einfach dort die besseren Chancen, aufgrund der schwächeren Konkurrenz immer aufgestellt zu werden?
Übrigens anbei mal ein paar Zitate. Zunächst Boateng:
Zitat von http://www.focus.de/sport/fussball/em-20...aid_766226.htmlWie er der Kritik begegnet, dass er die deutsche Hymne vor dem Spiel nicht mitsingt, wollte der Redakteur zum Beispiel wissen. „Das ärgert mich! Ich bin Deutscher. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und habe einen deutschen Pass. Ich fühle mich als Deutscher. Aber deshalb muss ich nicht singen“, lautete die Antwort des gebürtigen Berliners.
Und nun? Lügt der?
Gomez:
Zitat von http://gerwin.de/de/interview.php?id=200Mario Gomez, Sie sind Deutsch-Spanier und bekennender Oberschwabe. Wie passt das zusammen? Das ist ganz einfach. Meine Mutter kommt aus Unlingen, Oberschwaben. Meine ganze Jugend habe ich in der Heimat verbracht. Ich fahr auch wöchentlich noch dort hin und bin sehr glücklich, von dort zu sein.
Ein klares Bekenntnis zu Oberschwaben als seiner Heimat, aber er soll sich nicht als Deutscher fühlen? Wie feinziseliert müssen wir das denn angehen?
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Lieber Zettel, ich für meinen Teil identifiziere mich durchaus mit der alpenländischen Kultur, in die ich hineingeboren wurde, aber ich lehne es z.B. ab, mich in Trachten zu kleiden oder an bestimmten Bräuchen aktiv teilzunehmen. Das passt einfach nicht zu mir als Individuum. Ich identifiziere mich auch (weitgehend) mit der Bundesrepublik Deutschland und der deutschen Kultur, würde aber nie an einem 3. Oktober an irgendeiner Zeremonie teilnehmen. So etwas brauche ich einfach nicht. Muss man denn eine bestimmte Identität ganz oder gar nicht annehmen? Kann man nicht ein bisschen eklektisch sein? Gilt nicht: Dissent is patriotic? Als Nationalspieler hätte ich kein Problem damit, die Hymne zu singen, es sei denn, man zwänge mich, sie mit einer derartigen Inbrunst und einer derartigen Ergriffenheit herauszuschmettern wie Buffon Muss man als Deutscher stolz auf Deutschland sein? Kann man es da nicht mit Schopenhauer halten? LG Noricus
Zitat von Rayson im Beitrag #11 Wie feinziseliert müssen wir das denn angehen?
Das weiß ich nicht, lieber Rayson. Hast du denn eine Erklärung dafür, daß alle mitsingen, außer eben just denen, die "ausländische Wurzeln" haben?
Wobei das ja nicht bei allen der Fall ist. Klose singt mit. Cacau singt mit, obwohl er noch nicht einmal in Deutschland geboren ist. Warum nicht die anderen?
Und warum singen alle mit, deren Vater Deutscher ist?
Vielleicht ist es ja der Ausdruck "deutsches Vaterland", der im Text vorkommt.
Wir könnten ja die betreffende Passage der Hymne ändern in: "für das deutsche Mutter- und Vaterland". Die Österreicher haben ja auch aus Heimat bist du großer Söhne "Heimat großer Töchter und Söhne" gemacht. Und Buffon muss ab sofort schmettern: "Sorelle e fratelli d'Italia"
Zitat von Zettel im Beitrag #13Hast du denn eine Erklärung dafür, daß alle mitsingen, außer eben just denen, die "ausländische Wurzeln" haben?
Wobei das ja nicht bei allen der Fall ist. Klose singt mit. Cacau singt mit, obwohl er noch nicht einmal in Deutschland geboren ist. Warum nicht die anderen?
Wären die Reaktionen die gleichen, wenn es unter den Nichtsängern gleich viele Spieler mit und ohne Migrationshintergrund gäbe?
Zitat von Noricus im Beitrag #12 Muss man denn eine bestimmte Identität ganz oder gar nicht annehmen? Kann man nicht ein bisschen eklektisch sein? Gilt nicht: Dissent is patriotic?
Aus meiner Sicht ganz gewiß. Ich tendiere ja auch nicht dazu, die negativen Seite der deutschen Geschichte unter den Teppich zu kehren; etwa, was Neigung zur Irrationalität angeht. Wenn Sie nach "kollektive Besoffenheit" googeln ...
Zitat von Noricus im Beitrag #12Muss man als Deutscher stolz auf Deutschland sein? Kann man es da nicht mit Schopenhauer halten?
Nein, man muß nicht. Jedenfalls nicht nach meiner Auffassung.
Ich versuche ja nur zu erklären. Vielleicht ist die Erklärung falsch; aber es scheint mir ein Erklärungsbedarf zu bestehen.
Es ist nun einmal so, daß in allen Nationen, die keine failed states sind, es auch diesen Stolz gibt, die Bejahung der eigenen Tradition. Es erscheint mir erklärungsbedürftig, warum das in Deutschland anders ist.
Es geht mir um den empirischen Sachverhalt: nicht um Deontologie.
Zitat von Noricus im Beitrag #15Wären die Reaktionen die gleichen, wenn es unter den Nichtsängern gleich viele Spieler mit und ohne Migrationshintergrund gäbe?
Dann würde ich keinen Erklärungsbedarf sehen.
Tischler
(
gelöscht
)
Beiträge:
02.07.2012 14:05
#18 RE: Piratenpartei und Singen der Nationalhymne
Selbst bei den Parteinamen steht das "D" nicht an erster Stelle, wenn es überhaupt erscheint. Zuerst wird mal nur die Arbeitshypothese genannt für die man steht. Das "D" quasi nur als Lokalbestimmung, damit man so halbwegs weiß in welchem Teil der Welt man gerade versucht seine Ideologie zu verbreiten. Das mit der Hymne sehe ich aber nicht so streng, Manfred Kaltz habe ich auch nie singen sehen. Auffällig ist allerdings schon wie die Grenze durch die Mannschaft läuft.
Aber kann man es ihnen verübeln? Wenn sie doch die innere Alternative haben? Wer mag schon freiwillig "Mitglied" vom Land der Täter werden?
Zitat von ZettelHast du denn eine Erklärung dafür, daß alle mitsingen, außer eben just denen, die "ausländische Wurzeln" haben?
Nein. Muss ich ja auch nicht. Man müsste die Spieler fragen. Vielleicht sind die Betreffenden aufgrund ihrer persönlichen Entwicklung nicht so angepasst und pflegeleicht wie die anderen. Wie gesagt - keine Ahnung, und wenn ich keine konkreten Hinweise auf eine bestimmte These und sogar ihr widersprechende Aussagen habe, spricht doch zunächst mal nichts dafür, sie weiter zu verfolgen. Erst recht nicht, wenn daraus Verbindungen zu einem größeren Kontext abgeleitet werden.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von ZettelIch würde denken, lieber Stefanolix, sie haben sich für diejenige Nationalmannschaft entschieden, die ihnen die besseren Karrierechancen bot.
Genau das unterstellen die Türken einem Mesut Özil. Aber müsste man nicht eigentlich genau anders herum fragen: Spielen ein Sahin oder die Altintops für die Türkei aufgrund ihrer Identifikation, oder sehen sie einfach dort die besseren Chancen, aufgrund der schwächeren Konkurrenz immer aufgestellt zu werden? (…)
Genau: Was ist eigentlich für einen Fußballer »Karriere«? Möglichst viele Länderspiele zu bestreiten? Möglichst viel Geld zu verdienen? Möglichst viele Titel zu gewinnen? Ein talentierter Spieler hat es natürlich dort leichter, wo er mit seiner Leistung herausragt.
Man sollte die Sportbegeisterung in andern Ländern nicht unterschätzen. Wenn die Türkei noch einmal so weit kommt wie 2002, dann könnten die Spieler sich vermutlich ihre Prämien selbst aussuchen. Türkische Sportler werden nach Erfolgen materiell gut belohnt (ideell sowieso).
PS: Einen internationalen Titel haben in den letzten Jahren weder Özil noch Khedira, auch nicht Sahin oder die Altintops gewonnen. Nur immer diese Spanier ;-)
Zitat von Zettel im Beitrag #1Ein Haltung, aus der - so meine These - Seltsamkeiten hervorgehen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben; wie jetzt der frappierende Aufstieg der "Piraten" und die Weigerung eines Teils der deutschen Nationalmannschaft, die deutsche Nationalhymne mitzusingen.
Als ich heute Vormittag den Artikel schrieb, wußte ich nicht, daß es heute darüber eine politische Diskussion geben würde. Jedenfalls, was das Singen des Deutschlandlieds angeht.
Natürlich ist es albern, das Mitsingen zur Pflicht zu machen. In einem freien Land kann niemand zum Singen gezwungen werden, wenn er denn nicht singen will.
Man sollte aber meines Erachtens Diejenigen, die nicht mitsingen, bitten, eindeutig zu sagen, warum sie sich so verhalten.
Und dabei den "Respekt vor den Verwandten in Tunesien" oder andere Ausreden nicht gelten lassen. Bei Politikern wird ja auch "nachgehakt", wenn sie derartige Ausflüchte machen.
Zitat von ZettelIch würde denken, lieber Stefanolix, sie haben sich für diejenige Nationalmannschaft entschieden, die ihnen die besseren Karrierechancen bot.
Genau das unterstellen die Türken einem Mesut Özil. Aber müsste man nicht eigentlich genau anders herum fragen: Spielen ein Sahin oder die Altintops für die Türkei aufgrund ihrer Identifikation, oder sehen sie einfach dort die besseren Chancen, aufgrund der schwächeren Konkurrenz immer aufgestellt zu werden?
Übrigens anbei mal ein paar Zitate. Zunächst Boateng:
Zitat von http://www.focus.de/sport/fussball/em-20...aid_766226.htmlWie er der Kritik begegnet, dass er die deutsche Hymne vor dem Spiel nicht mitsingt, wollte der Redakteur zum Beispiel wissen. „Das ärgert mich! Ich bin Deutscher. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und habe einen deutschen Pass. Ich fühle mich als Deutscher. Aber deshalb muss ich nicht singen“, lautete die Antwort des gebürtigen Berliners.
Und nun? Lügt der?
Gomez:
Zitat von http://gerwin.de/de/interview.php?id=200Mario Gomez, Sie sind Deutsch-Spanier und bekennender Oberschwabe. Wie passt das zusammen? Das ist ganz einfach. Meine Mutter kommt aus Unlingen, Oberschwaben. Meine ganze Jugend habe ich in der Heimat verbracht. Ich fahr auch wöchentlich noch dort hin und bin sehr glücklich, von dort zu sein.
Ein klares Bekenntnis zu Oberschwaben als seiner Heimat, aber er soll sich nicht als Deutscher fühlen? Wie feinziseliert müssen wir das denn angehen?
Wenn Sie schon diese Zitate bringen, sollten sie den Bambi-bewehrten Vorzeige-Integrationskünstler Özil nicht vergessen, von dem sein guter, alter Bekannter Hamit Altintop meinte, er hätte exakt einen Grund gehabt, sich für die deutsche Nationalmannschaft zu entscheiden. Nein, Deutschland war es nicht.
Bei ihm ist die Erklärung für das Schweigen bei der Nationalhymne übrigens wahrscheinlich sehr einfach - es ist halt doch eher schwer, gleichzeitig Koranverse zu zitieren und fröhlich Liedchen zu singen.
Zitat von Noricus im Beitrag #15Wären die Reaktionen die gleichen, wenn es unter den Nichtsängern gleich viele Spieler mit und ohne Migrationshintergrund gäbe?
Dann würde ich keinen Erklärungsbedarf sehen.
@ Zettel: Es gab auch schon ur-deutsche Nationalspieler, die nie mitgesungen haben; mir faellt da auf Anhieb z.B. Oliver Kahn ein. Kann mir nicht vorstellen, dass Kahn staendig mit der Frage geloechert wurde, warum er die Hymne nicht singen will.
Aus Protest habe ich ein paar Jahre versucht Nationalstolz zu entwickeln. Ich habe aber keinen, nur Regionalstolz. Ich bin stolz, eine N..erin zu sein. Ich bin stolz, daß wir eine lange Geschichte haben und daß meine Familie hier seit zweihundert Jahren ansässig ist. Und mir gefällt die Stadt so wie sie heute ist in ihrer Baulichkeit. Ich mag ihre Vereine und ihre Menschen. Ich bin stolz, eine Oberpfälzerin zu sein, die Oberpfälzer sind vom Wesen her der interessanteste Volksstamm Deutschlands, den ich kenne. Und ich bin darin eingebettet stolz, ein Bayer zu sein, das aber, wenn ich mal so nachfühle, hauptsächlich deswegen, weil die Bayern keine Deutschen sind.
Ich hab nix gegen die Deutschen, es sind nette Menschen, im Einzelnen. Also nicht vereinzelt, sondern die meisten Deutschen sind nette Menschen. Ich kann doch nicht auf Goethe oder Robert Koch oder Brahms stolz sein. Das waren keine Deutschen. Sie wurden nur auf heutigem deutschem Gebiet geboren. Das ist nicht der Grund, warum ich nicht auf sie stolz bin, ich erkläre es mir nur so. Ich könnte niemals stolz sein, ein XYZ-Ländler zu sein, wenn meine Eltern oder Großeltern nach XYZLand eingewandert wären. Dann wäre ich wahrscheinlich stolz eine Deutsche zu sein, weil ich mir meinen Herkunftsstolz erdichten müßte, da ich nicht in ihm aufgewachsen wäre.
Nationalstolz hat etwas mit jahrhunderelanger Geschichte zu tun, wenigstens für mich, es interessiert mich, wie das für andere Menschen ist. Ich glaube, bei den meisten ist das nicht so krass. Und er geht über die Vaterlinie.
-----
Vielleicht ist der fehlende Nationalstolz tatsächlich der Grund für die Ideenverliebtheit der Deutschen. Das kann zu Katastrophen und unsinnigen Gesetzen führen - wie Nationalstolz auch. Was wäre Deutschland heute, wenn Merkel Nationalstolz hätte?
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
Zitat von Zettel im Beitrag #21Als ich heute Vormittag den Artikel schrieb, wußte ich nicht, daß es heute darüber eine politische Diskussion geben würde. Jedenfalls, was das Singen des Deutschlandlieds angeht.
autsch! Da kann nix gutes bei rumkommen
Zitat von Generalanzeiger Der Grünen-Politiker Volker Beck konterte: "Wenn Bouffier und Herrmann gerne mehr deutsches Liedgut hören wollen, sollen sie abends den Musikantenstadl einschalten."
Das ist kein Konter, sondern so saudoof wie bezeichnend.
Mir gefällt die Nationalhymne nicht, mir gefällt Haydn nicht und schon gar nicht, dass diese Melodie für einen ganz anderen Text geschrieben wurde. Sicherlich hatte die dritte Strophe während der Teilung Deutschlands noch eine symbolische Wirkung, wenn auch die zweite Strophe schöner ist. Es wurde die Chance verpasst nach der Wiedervereinigung sich für eine neue Hymne zwischen Laibach und Toten Hosen zu entscheiden oder wer es gerne klassisch mag und hohe Herausforderungen an die Gesangskünste der Fußballer stellen will, dem hätte ich O Fortuna von Orff anzubieten (ich bitte den augenzwinkernden Wink dem Zaunpfahl zu beachten: Gewonnen hat, wem die Götter ihre Huld gewährten.)
Wir Pfälzer haben es einfacher, da wir bereits das Palzlied haben, wahlweise vunn dä Anonyme Giddarischde oder dä Dubbeglasbrieder.
Zitat von ZettelMan sollte aber meines Erachtens Diejenigen, die nicht mitsingen, bitten, eindeutig zu sagen, warum sie sich so verhalten.
Das halte ich grundverkehrt, sie können sagen was sie wollen oder auch schweigen, ich mach mer uff alle Fäll än Reim druff. Kann man sie nicht einfach in Ruhe kicken lassen? Wären sie Europameister geworden, hätte kein Hahn danach gekräht. Zusammnegefasst, ich würde mich freuen, wenn sie mitsängen, es macht mir nichts aus, wenn sie es nicht tun, es ärgert mich, dass sich die Politik da auch schon wieder einmischt.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.