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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 124 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2012 12:17
#26 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #22
Weiß jemand, wie ein Hund reagiert, wenn er Pfefferspray abbekommt? Wenn mal ein Der-tut-nichts ungefragt mit mir "spielen" will, möchte ich nämlich gewinnen. Und wie reagieren Wildschweine? Durch den Bioenergieboom sind jetzt immer Mastjahre und das Risiko ungünstiger Begegnungen wächst.

Stimmt es eigentlich, daß Jäger im Wald streunende Hunde abschießen dürfen?

Gegen unliebsame Begegnungen mit Vierbeinern aller Art, seien es Hunde, Katzen, Marder oder auch Wildschweine, hilft, wäre hätte es gedacht, ein Hund. ;)

Zitat von Llarian
Sie sehen aber schon, dass von diesen Beispielen diejenigen Hunde, die oft in menschlicher Gesellschaft unterwegs sind, in der Regel angeleint sind ? Davon mal ab, dass das Gesetz für Gebrauchshund wohl diverse Ausnahme definiert, ohne dass das Auswirkungen auf andere Hunde hätte.


Sie sehen aber schon, daß sich mein Hinweis auf die Gebrauchshunde auf die Aussage: "Kein Mensch braucht Hunde." bezog? Ansonsten Haben m. E. weder Sie noch Zettel recht - der Graben verläuft nämlich, wie eigentlich immer, zwischen verantwortungsbewußten, vernünftigen Menschen auf der einen Seite und dem ganzen Rest auf der anderen Seite. Erstere wissen, daß man die Flur von den Hinterlassenschaften seines Vierbeiners zu bereinigen, daß man die Intemdistanz einer Person weder unmittelbar noch mittelbar (z.B. via Hund) zu verletzen, daß man Rücksicht auf die (oft völlig irrationalen*) Ängste seiner Mitmenschen zu nehmen hat.

Grüße

*Hund liegt friedlich dösend auf der Wiese; Kind stürmt brüllend auf Hund zu; Mutter schnappt Kind kurz vor Erreichen des Hundes mit folgenden Worten: "Hätte ich dich jetzt nicht festgehalten, hätte dich der Hunde gebissen!"; Hund liegt nachwievor friedlich dösend auf der Wiese und hat nicht eine Miene verzogen.

~~~
Don't you know there ain't no devil? There's just God when he's drunk.

Herr Offline




Beiträge: 406

27.07.2012 12:19
#27 RE: Mensch und Hund Antworten

Lieber Zettel,

danke für Ihre deutliche Antwort Ich hoffe, Sie haben trotz allem die Relativierungen mitgelesen:

Zitat
diesen oft genug unangenehmen, manchmal sogar gefährlichen Kreaturen



Ich habe grundsätzlich weder etwas gegen Hunde, noch gegen Hundehalter. Dass Hunde so sein können, wie Sie schreiben, dass es diese enge Bindung zum Menschen geben kann, dass sie Charakter und Emotion haben, dass es ein nachgerade empathisches Verhältnis zwischen Hund und Mensch geben kann, das alles weiß ich, zum Teil auch aus Erfahrung.

Das Problem – das haben andere ja auch zum Ausdruck gebracht – ist, dass mir frei laufende Hunde nicht von vornherein so begegnen. Es ist eine Begegnung mit einem zunächst Fremden, der mir auf unangenehme Weise zu nahe tritt. Denn das haben Hunde im Unterschied zu Menschen gewiss nicht: Distanzgefühl.

Und es gibt eben auch jene anderen Erfahrungen. Jemand hat zurecht im Blick auf meine Frau von "Hundephobie" gesprochen. In dieser Form, wie sie sie jetzt hat, ist diese Phobie ausgelöst worden durch einen schwer verhaltensgestörten Hund einer befreundeten Familie, der immer mal wieder ausgerastet ist, schnappend auch auf Bekannte, ja sogar auf die Kinder der eigenen Familie, losgegangen ist. – Das gibt es eben auch.

Wenn es nur vernünftige Hunde und vernünftige Hundebesitzer gäbe, wäre alles kein Problem ...

Der Satz

Zitat von Herr im Beitrag #2
Aber Hundehaltung ist heutzutage reiner Luxus - kein Mensch braucht wirklich einen Hund - (...)

war bewusst provozierend formuliert. Aber, ehrlich, wer hält denn seinen Hund als Gebrauchshund? Und gibt es nicht auch andere (technische) Mittel zum Einbruchschutz?

Zitat von Zettel
Ja, das stimmt. Kein Mensch braucht auch Bücher, Musik, Spaziergänge in der Natur oder Diskussionen, wie wir sie hier führen.

Ja, alles Luxus – und ein Stück Lebensqualität. Ihr Hund sicher auch. Aber unsere Bücher, die Musik die wir (nicht zu laut) hören und unsere Diskussionen belästigen und gefährden niemanden ...




Ich selber hatte jahrelang eine Katze. Und habe auch immer die Katze dem Hund vorgezogen, weil sie – im Unterschied zum Hund – Freiheit und Selbstbestimmung lebt und ausstrahlt. Sie ist für mich viel eher als der Hund ein liberales Tier.

Und dann fällt mir, zumal bei Ihren Schilderungen von Sünder- und Demutsgesten, das Diktum Hegels ein, der im Blick auf die Religionstheorie Schleiermachers gesagt haben soll: "Wenn Religion das Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit ist, dann ist der Hund der beste Christ."

Herzliche Grüße!
Herr

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2012 12:23
#28 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #21
Das ganze ist (Wamba möge mir das Wort verzeihen) widersinnig.
Sie haben es erfasst.

Zitat

Und nebenbei: Selbst wenn mir eine Versicherung 100.000 Euro Schmerzensgeld bezahlt, ändert das wenig, wenn mein Fuß verkohlt (Waldbrand) oder mein Gesicht eine Bißwunde ziert (Hundebiss). Man kann nicht jeden Schaden "versichern". Wie sollte man auch den Tod einer Person versichern ?

Im Bereich Autoverkehr funktioniert das ganz gut, und da haben wir es mit Deckungssummen von mehreren Millionen Euro zu tun. Gegen Unfälle kann man sich Versichern, gegen Straftaten natürlich nicht.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2012 12:25
#29 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Vogelfrei im Beitrag #26
Gegen unliebsame Begegnungen mit Vierbeinern aller Art, seien es Hunde, Katzen, Marder oder auch Wildschweine, hilft, wäre hätte es gedacht, ein Hund. ;)

Wie wärs mit einer Glock 26? Geht ja nicht, wir leben ja in einem Staat, in dem erwachsene, unbescholtene Bürger keine Schusswaffen tragen dürfen.

Immerhin sind Messer noch erlaubt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.07.2012 12:25
#30 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat von Elmar im Beitrag #23
Dem Argument "reiner Luxus" muß ich also, schon aus rein psychologischen Gründen, widersprechen. Man fühlt sich subjektiv sicherer mit Hund im Haus als ohne. Seit einem halben Jahr erprobe ich das bereits im Selbstversuch
Ja, das ist ein weiterer Aspekt, lieber Elmar,

Allerdings kann man da Überraschungen erleben.

Unser erster Airdale war so, wie er in den Hundebüchern geschildert wird: Furchtlos. Airdales waren Meldehunde im Ersten Weltkrieg und ließen sich durch kein Kanonenfeuer einschüchtern. Dieser Hund ging mit uns, als er noch nicht ein Jahr war, zu Sylvester zum Feuerwerk und ließ sich, fröhlich wedelnd, nicht von dem Knallen und Pfeifen beeindrucken,

Der jetzige Hund, auch ein Airdale (aber aus DDR-Zucht), ist völlig anders. Er war schon als Welpe ängstlich; brauchte Zuspruch. Er ist leicht konditionierbar. Pawlow, der ja Hunde erforscht hat, sprach von einem "schwachen Nervensystem" bei den leicht konditionierbaren Hunden.

Diesen Hund müssen wir trösten, wenn ein Gewitter niedergeht. Daß jemand bei uns einbricht, würden wir allenfalls daran merken, daß er zu uns flüchtet.

Herzlich, Zettel

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

27.07.2012 12:49
#31 RE: Mensch und Hund Antworten

Lieber Zettel,

dass es wohlerzogene, folgsame, freundliche, kinderliebe, sensible Hund gibt, wird niemand bestreiten. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass es hin und wieder Hunde gibt, vor denen man sich nicht fürchten muss - habe gar in Israel und England mit einem Hund unter einem Dach gelebt und diesen sogar ausgeführt.

Aber: Die negativen Erfahrungen mit Hunden überwiegen doch ganz deutlich die positiven. Vor wenigen Wochen beim Spaziergang: Ein Hundehalter mit einem angeleinten mittelgroßen Hund kommt mir entgegen, der Hund scheint mir kein bisschen zu beachten - und als wir auf gleicher Höhe sind, macht das Vieh einen Satz auf mich zu, dabei bösartig knurrend - Gottseidank war das Viech angeleint! Ich will nicht wissen, was sonst passiert wäre.

Eine prägende Kindheitserinnerung: Auf dem Weg zum Einkaufen fahre ich auf dem Rad ein kurzes Stück durch den vielbegangenen Gemeindewald - mit durchaus zügigem Tempo. Mit einem Mal schießen drei Windhunde aus dem Gebüsch auf mich zu und stoppen mich. Das Frauchen dieser Kreaturen geht mindestens 50 Meter auf dem Weg und sieht nicht, was vorgeht. Ich stehe von drei Windhunden umringt, die knurrend näherkommend. Und wenn ich nur mit der großen Zehe gewackelt habe, wurde das Knurren noch bedrohlicher. Wahrscheinlich nur kurze Zeit später, gefühlt eine Ewigkeit merkt die Frau endlich, dass ihre Bestien nicht mehr bei ihr sind und ruft sie. Ich bin tausend Tode gestorben in dieser Zeit.

Toll auch, als Radfahrer bei der Vorbeifahrt an einem landwirtschaftl. Gut (auf öffentl. Weg) von einem Jagdhund gestoppt zu werden, der zu einer Gruppe von Jägern gehört, die offenbar gerade von einem Jagdausflug zurückgekehrt sind und ungerührt vor dem Haus stehen und den Sautod Revue passieren lassen - und sich einen Dreck darum kümmern, was der Jagdhund macht.

Entweder stellt man sicher, dass Hunde immer und zu jeder Zeit aufs Wort hören - oder sie müssen immer und überall angeleint sein. Wer einen Hund laufen lassen will, muss sich ein entsprechendes Grundstück beschaffen.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

27.07.2012 12:55
#32 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Vogelfrei im Beitrag #26
Gegen unliebsame Begegnungen mit Vierbeinern aller Art, seien es Hunde, Katzen, Marder oder auch Wildschweine, hilft, wäre hätte es gedacht, ein Hund. ;)

Bei Wildschweinen wäre der Hund das "Kanonenfutter", das dem Menschen die Zeit gibt, wegzulaufen. Oder für das Wildschwein sogar der casus belli. Zwischen 2005 und 2007 sind im Stadtgebiet von Berlin 42 Hunde durch Wildschweine verletzt worden, zwei mit Todesfolge. Quelle

Aus diesem Grund ist es fahrlässig und überhaupt nicht tierlieb, mit nicht angeleintem Hund in den Wald gehen zu wollen.
Normale Luxushaushunde haben keine Erfahrung mit Wildschweinen. Sie unterschätzen dann die Kampfkraft der Schweine, der sie unterlegen sind. Wenn man Pech hat, greift das Wildschwein auch noch den Hundenichtfesthalter an, nachdem es durch den Hund gereizt wurde.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.07.2012 12:56
#33 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat von Herr im Beitrag #27
Das Problem – das haben andere ja auch zum Ausdruck gebracht – ist, dass mir frei laufende Hunde nicht von vornherein so begegnen. Es ist eine Begegnung mit einem zunächst Fremden, der mir auf unangenehme Weise zu nahe tritt. Denn das haben Hunde im Unterschied zu Menschen gewiss nicht: Distanzgefühl.
Hm. Kinder haben das, glaube ich, auch nicht. Man erzieht sie, und dann lernen sie es. Auch Hunde müssen selbstverständlich erzogen werden.

In diesem Thread wurde ein "Hundeführerschein" empfohlen. Ich halte ihn für unabdingbar. Alle "Hundegesetze" und "Hunderverordnungen" könnten ersatzlos gestrichen werden, wenn man die Erlaubnis zum Halten eines Hundes von einer Prüfung abhängig machen würde (Falls Kokospalme das liest: Ja, Staat ).

Hunde müssen, wie alle sozialen Tiere, erzogen werden (Katzen nicht, weil sie eben keine sozialen Tiere sind). Die meisten Menschen wissen aber nicht, wie man Hunde erzieht. Sie haben kein Verständnis dafür, daß ein Hund absolute Autorität braucht; daß er sich unsicher fühlt und leicht ausrastet, wenn man ihm "antiautoritär" kommt.

Sie haben kein Verständnis dafür, daß der Hund kurze, klare Befehle braucht, die er verstehen kann. Daß er die Folgen seines Verhaltens vorhersagen können muß; man ihm also nicht einmal dasselbe Verhalten durchgehen lassen kann und es ein anderes Mal bestrafen. Rafael Seligmann hat gezeigt, wie man jedes Tier, auch den Menschen, neurotisieren kann, wenn er die Konsequenzen seines Verhaltens nicht prognostizieren kann.



Als Rudeltier braucht der Hund, damit er glücklich ist, absolute Autorität. Es gibt "Hundeschulen", in denen eine abwegige "nichtautoritäre" Hundeerziehung gelehrt wird. Man macht klick, weil man Skinner mißverstanden hat. So erzogenene Hunde werden ruiniert, und mit ihnen manchmal Herrchen und Frauchen.

Die meisten Hundehalter wollen das Beste für sich, für ihren Hund und für andere Menschen. Nur wissen sie nicht, wie sie das hinbekommen. Deshalb ist eine Schulung, bevor jemand einen Hund führen darf, unerläßlich.

Jäger, die seit Jahrhunderten mit Hunden arbeiten, wissen, wie man einen Hund so erzieht, daß es ihm gut geht und den Menschen, mit denen er zu tun hat. Wir haben unsere Hunde so erzogen, und es wurden liebe, gehorsame Hunde, die keine der Unarten zeigten, die Sie schildern, lieber Herr.

Herzlich, Zettel

PS: Ich habe eine Höhenphobie ("Vertigo"). Sollte ich deshalb für die Abschaffung von Höhen plädieren?

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2012 13:06
#34 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #32
Bei Wildschweinen wäre der Hund das "Kanonenfutter", das dem Menschen die Zeit gibt, wegzulaufen. Oder für das Wildschwein sogar der casus belli. Zwischen 2005 und 2007 sind im Stadtgebiet von Berlin 42 Hunde durch Wildschweine verletzt worden, zwei mit Todesfolge. Quelle

Aus diesem Grund ist es fahrlässig und überhaupt nicht tierlieb, mit nicht angeleintem Hund in den Wald gehen zu wollen.
Normale Luxushaushunde haben keine Erfahrung mit Wildschweinen. Sie unterschätzen dann die Kampfkraft der Schweine, der sie unterlegen sind. Wenn man Pech hat, greift das Wildschwein auch noch den Hundenichtfesthalter an, nachdem es durch den Hund gereizt wurde.

Daher nur mit dem Jagdhund (und Waffe) in den Wald. Ein Bekannter von mir freut sich über jedes Wildschwein, das er trifft.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.07.2012 13:13
#35 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat von Gansguoter im Beitrag #31
Wer einen Hund laufen lassen will, muss sich ein entsprechendes Grundstück beschaffen.
Er muß, lieber Gansguoter, den Hund unter Kontrolle haben.

Einen Hund zu erziehen ist mühsam. Wir haben das bei unseren Hunden über Monate gemacht, täglich. Ihm "Fuß", "Sitz", "Platz" usw. beizubringen ist relativ einfach. Das Schwierige ist "Komm".

Der Hund muß lernen, das, was er gerade tut - was immer es ist - abzubrechen, wenn er diesen Befehl hört. Das ist für ihn eine große Belastung, wenn er gerade etwas Schönes tut; zum Beispiel einem Karnickel oder einem Jogger nachjagen.

Ich bin fest davon überzeugt, daß die richtige und für den Hund beste Methode das Elektroschock-Halsband ist.

Dummköpfe, die sich für Tierfreunde halten, stimmen dazu ein Lamento an. Teletakt ist aber für Hund und Mensch ein Segen. Man braucht es nur ganz selten am Anfang der Erziehung anzuwenden; vielleicht zwei oder drei Mal. Dann hat der Hund verstanden, daß er auch dann unter der Kontrolle seines Menschen ist, wenn er räumlich von ihm entfernt ist.

Das ist ja alles keine Spielerei, lieber Gansguoter. Auch die Erziehung von Kindern ist keine Spielerei. Wer nicht willens oder nicht fähig ist, sich die Kenntnisse anzueignen, die man als Hundehalter braucht, der darf keinen Hund halten. So schlicht sehe ich das.

Herzlich, Zettel

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

27.07.2012 13:15
#36 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #32
Zitat von Vogelfrei im Beitrag #26
Gegen unliebsame Begegnungen mit Vierbeinern aller Art, seien es Hunde, Katzen, Marder oder auch Wildschweine, hilft, wäre hätte es gedacht, ein Hund. ;)

Bei Wildschweinen wäre der Hund das "Kanonenfutter", das dem Menschen die Zeit gibt, wegzulaufen. Oder für das Wildschwein sogar der casus belli.

Gleiches gilt, mit wohl größerer Häufigkeit, auch für Hunde. Diese haben ja oft sehr unterschiedliche Größe, und ich bin schon mehrmals Zeuge davon geworden, wie ein größeres Exemplar, aus "Spielfreude" oder irgendeiner Provokation heraus auf ein kleineres losging bzw. auf dessen Halter, wenn es schützend in die Arme aufgenommen wurde. Der große Hund sieht ja in dem kleinen den Artgenossen und ggf. Konkurrenten, und auch umgekehrt, und so überschätzt der kleine oft seine Chancen gegenüber dem großen, und der große überschätzt die Stabilität des Rückgrats seines kleinen Bruders im Vergleich zu seiner eigenen Kampfhundkiefermuskulatur. Aus der vielleicht naturgemäßen Wolfsbalgerei, die beiden Kontrahenten aus der tiefen Dämmerung des Artgedächtnisses vorschwebt, wird da schnell ein ungleicher Kampf mit blutigem Ausgang.

Es wäre also interessant zu sehen, wie die Ablehnung einer Anleinpflicht von Hundehaltern mit der Größe ihres Hundes korreliert ist.

Zu den Gruppen der verantwortungsbewußten Hundehalter und der sorglosen kommt übrigens auch noch die kleine, aber auffällige Gruppe derjenigen, die sich einen großen und auf Aggressivexzellenz gezüchteten Hund anschaffen und auch im urbanen Umfeld leinenlos umherspazieren lassen, vielleicht weniger um dem Tier freien Auslauf zu gewähren, sondern eher um ihre Mitmenschen zu beeindrucken...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.07.2012 13:25
#37 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #36
Zu den Gruppen der verantwortungsbewußten Hundehalter und der sorglosen kommt übrigens auch noch die kleine, aber auffällige Gruppe derjenigen, die sich einen großen und auf Aggressivexzellenz gezüchteten Hund anschaffen und auch im urbanen Umfeld leinenlos umherspazieren lassen, vielleicht weniger um dem Tier freien Auslauf zu gewähren, sondern eher um ihre Mitmenschen zu beeindrucken...
Es gibt auch Menschen, die sich einen Porsche anschaffen, um ihre Mitmenschen zu beeindrucken.

Wenn sie gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen, dann werden sie bestraft oder gegebenenfalls aus dem Verkehr gezogen.

Den Straßenverkehr mit Kraftfahrzeugen wird man deshalb nicht verbieten. Auch nicht den Einkauf in Warenhäusern, weil dort gestohlen wird.

Herzlich, Zettel

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

27.07.2012 13:42
#38 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat
Das ist ja alles keine Spielerei, lieber Gansguoter. Auch die Erziehung von Kindern ist keine Spielerei. Wer nicht willens oder nicht fähig ist, sich die Kenntnisse anzueignen, die man als Hundehalter braucht, der darf keinen Hund halten. So schlicht sehe ich das.



Lieber Zettel, dem schließe ich mich gerne an. Wenn wir nur fähige Hundehalter haben, die ihre Hunde immer unter Kontrolle haben, gibt es keine Probleme. - Bis zu dem Moment, wo das durchgesetzt ist, kommen wir aber um einen weitgehenden Leinenzwang nicht herum. Das trifft dann leider auch verantwortungsvolle Hundebesitzer mit guterzogenen Hunden.

Ich fühle mich durch einen fremden Hund prinzipiell zunächst einmal bedroht und weiche auch einem angeleinten Hund auf die Straße oder andere Straßenseite aus (wenn der Hund nicht gaaaanz harmlos aussieht), erst reicht unangeleinten Hunden. Obwohl ich den Hunden sehr reserviert gegenüber bin, scheinen sie mich besonders zu mögen. Meine Frau wird gar nicht beachtet, aber ich werde prinzipiell beschnüffelt, gar angeleckt, angesprungen, was ich immer als Bedrohung wahrnehme.

Ich möchte vor einer Bedrohung geschützt werden. Hunde empfinde ich als bedrohlicher als - beispielsweise - die Präsenz von Schusswaffen in der Öffentlichkeit in Israel.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

27.07.2012 13:44
#39 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat
Zu den Gruppen der verantwortungsbewußten Hundehalter und der sorglosen kommt übrigens auch noch die kleine, aber auffällige Gruppe derjenigen, die sich einen großen und auf Aggressivexzellenz gezüchteten Hund anschaffen und auch im urbanen Umfeld leinenlos umherspazieren lassen, vielleicht weniger um dem Tier freien Auslauf zu gewähren, sondern eher um ihre Mitmenschen zu beeindrucken...



Wir wären einen Schritt weiter, wenn diese Bestien (möglichst samt den sich auch durch Aggressivexzellenz auszeichenden Haltern) dauerhaft aus dem Verkehr gezogen würden.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2012 13:45
#40 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #33
Nur wissen sie nicht, wie sie das hinbekommen. Deshalb ist eine Schulung, bevor jemand einen Hund führen darf, unerläßlich.

In Österreich gibt es das, zumindest in manchen Bundesländern, nennt sich Hundeführerschein, und gilt nur für bestimmte "Kampfhunderassen": http://www.hundefuehrschein.com/

Teilweise ist das ein Witz:

Zitat von Die Presse
Unabhängig von der Rasse des Tieres wird in Oberösterreich mit Hundebesitzern umgegangen: Für alle Hunde ist seit 2006 ein Sachkundenachweis erforderlich, der in einem zweistündigen Kurs erworben werden muss.

http://diepresse.com/home/panorama/oeste...nach-Bundesland

Für Jagdhunde, die jagdlich verwendet werden dürfen, gelten strenge Regel. Zum einem muss der Hund eine Rassehund mit Zertifikat sein, speziell geschult sein, und geprüft sein. Verwandte von mir durften sich mit Inkrafttreten dieser Regelung einen neuen Jagdhund zulegen, weil der alte nicht mehr jagdlich verwendet werden durfte. Der Spaß kostete den Gegenwert eines Autos.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.07.2012 13:53
#41 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat von Gansguoter im Beitrag #38
Wenn wir nur fähige Hundehalter haben, die ihre Hunde immer unter Kontrolle haben, gibt es keine Probleme. - Bis zu dem Moment, wo das durchgesetzt ist, kommen wir aber um einen weitgehenden Leinenzwang nicht herum.
Es wäre ja leicht durchsetzbar: Man müßte nur die Erlaubnis, einen Hund zu führen, vom Bestehen einer Prüfung abhängig machen. Niemand darf ein KfZ ohne Führerschein führen. Warum sollte es bei einem Hund anders sein?

Ihre Besorgnis und die von Herr verstehe ich ja. Auch ich möchte nicht gern von einem Hund attackiert werden, den der Hundeführer (ich benutze dieses Wort bewußt; "Herrchen" ist eine Verniedlichung) nicht unter Kontrolle hat.

Es gibt zahllose Situationen, in denen Menschen mit Gefahren umgehen müssen. Natürlich sind auch große Hunde eine Gefahr. Also darf man sie nur halten, wenn man gelernt hat, diese Gefahr zu beherrschen.

Herzlich, Zettel

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

27.07.2012 14:08
#42 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #12
Lieber Herr,

Sie (und andere in diesem Thread) bestätigen das, was ich geschrieben habe: In diesem Punkt verläuft, wie beim Rauchen, eine Front durch Deutschland.

Ich glaube, ich habe noch nie einen so engagierten, einen so prononcierten Beitrag von Ihnen im kleinen Zimmer gelesen wie diesen (und habe Sie ja in letzter Zeit recht vermißt ). Ich antworte ebenso deutlich.

Zitat von Herr im Beitrag #2
Von daher begrüße ich eigentlich Regelungen, die uns als Menschen vor diesen oft genug unangenehmen, manchmal sogar gefährlichen Kreaturen schützen.

Diese Beschreibung von Hunden kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Wer einen Hund in der Famlie hat und ihn vernünftig erzieht, der erlebt ein Familienmitglied. Nicht eine "unangenehme Kreatur", sondern ein Wesen, das sich in rund 100.000 Jahren, vielleicht auch weniger, dem Menschen so angepaßt hat, daß man einander versteht.

Wir Menschen unterscheiden uns vom Hund durch eine Evolution, die eine ungewöhnlich gute Handmotorik als Erbe der Brachiatoren, den aufrechten Gang als Adaption an die Savanne und in ihrem Gefolge eine ungewöhnliche Entwicklung des Cortex, vor allem des Frontalhirns hervorgebracht hat; auch des für die sensomotorische Feinkoordination zuständigen Cerebellum.

Ansonsten gibt es kaum Unterschiede. Da er ein sehr ähnliches Gehirn hat wie wir, empfindet der Hund auch wie wir. Als Rudeltier ist er ein ζῷον πολιτικόν wie wir, also ein Gemeinschaftswesen.



Jeder, der einen Hund hat und vernünftig mit ihm umgeht, weiß, daß der Hund die ganze Palette der menschlichen Emotionen besitzt. Er kann fröhlich sein und traurig, er kann Angst haben und liebevoll sein, stolz sein und demütig dann, wenn er gesündigt hat.

Haben Sie, lieber Herr, einmal einen Hund erlebt, der sich schämt, weil er gesündigt hat? Er wird dann buchstäblich ganz klein, indem er in die Knie geht. Das Haupt hängt, die Ohren, der Schwanz. Kein menschlicher Sünder kann so rührend eingestehen, daß er Unrecht getan hat.

Unser Hund kam kürzlich nachts aufgeregt in mein Zimmer. Ich habe seine Aufregung nicht verstanden, ihn gestreichelt und wieder weggeschickt. Er kam noch einmal; dasselbe. Dann bin ich schlafen gegangen. Es stellte sich heraus, daß er Durchfall gehabt hatte und in den Garten gelassen werden wollte. Ich hatte das nicht verstanden. Jetzt hatte er die Wohnung beschmutzt. Er war regelrecht verzweifelt, lag in Demutshaltung und ließ sich kaum trösten.



Bei unserem Hund ist mene Frau sein Mensch Nummer eins, dann komme ich erst. Wenn sie weg ist, dann legt er sich dorthin, von wo er das Auto sehen kann, wenn sie zurückkommt. Wenn sie überfällig ist, dann sitzt er. Wenn sie immer noch nicht da ist, dann kommt er irgendwann in mein Zimmer, weil er Trost in seinem Leid braucht. Wenn sie dann kommt, dann ist er aus dem Häuschen, führt einen Tanz auf, kann sich vor Glück nicht fassen.

Jetzt ist er alt und krank und wird nicht mehr lange leben. Wir freuen uns, wenn es ihm wieder einmal besser geht, und sind besorgt, wenn er schlapp wirkt, Schwierigkeiten beim Aufstehen hat. Auch wenn er Zeichen des Nachlassens seiner geistigen Fähigkeiten zeigt (er ist 13), zum Beispiel nicht auf Anhieb weiß, wo meine Frau in unserem ziemlich großen Haus gerade ist. Bisher brauchte ich ihn nur zu fragen.



Wenn Sie - oder jemand anders - jetzt antworten sollten, das sei Anthropomorphisierung, Sentimentalität oder Ähnliches, dann würde ich allerdings massiv widersprechen.

Ich habe diese Arroganz, die uns Menschen als etwas Besonderes sieht, den anderen Lebewesen ungleich überlegen, nie verstanden. Wir sind Primaten, die eine Laune der Evolution mit einigen besonderen Fähigkeiten ausgestattet hat, so wie sie anderen einen undurchdringlichen Panzer oder superbe Flugeigenschaften verschafft hat.

Zu glauben, wir seien deshalb in unserem Fühlen, in unserer Leidensfähigkeit verschieden von den anderen Lebewesen mit einem ähnlichen Gehirn - also den höheren Säugetieren - ist, wissenschaftlich gesehen, Aberglaube. Und unter ethischem Gesichtspunkt kann ich es ebenfalls nicht nachvollziehen.

Ich sehe das ganz genau wie Sie, lieber Zettel.

Und die Geschichte von Ihrem Hund hat mich zutiefst berührt, da ich jedoch auf der Arbeit bin, muss ich mich zusammenreissen und die Tränen unterdrücken. Es freut mich für Sie und Ihren Hund, dass letzterer bei Ihnen ein hundewürdiges Leben gehabt hat.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

27.07.2012 14:10
#43 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Ich möchte noch einige Gedanken zum Tugendwächter-Vorwurf loswerden. Ich fürchte nämlich, dass dieser zur liberalen Diskreditierungs-Gondelkanone wird, wie sie im linken Arsenal die Modelle "Rechtes Gedankengut!", "Sarrazinismus!", "Kaltherziger Turbokapitalismus!" etc. darstellen.

Man könnte den Spieß hier im Übrigen ganz leicht umdrehen. Sind nicht diejenigen Tugendwächter, die für maximale Freiheit ihres Tieres plädieren? Passt das nicht in den linken Zeitgeist, der dem als schwach Imaginierten (in casu: Hund) Privilegien verschaffen will, die der Herrschaftsausübende (in casu: Mensch) zu dulden hat?

Von Tugendwächterei kann man doch nur dann sprechen, wenn einem diskretions- und dispositionsfähigen Erwachsenen eine Verhaltensweise verboten werden soll, die allenfalls ihm selbst zum Nachteil gereichen kann. Demnach stünden Rauchverbote in Privatwohnungen oder das Verbot, dem Hund im eigenen Haus und Garten maximale Freiheit zu gewähren, im Ruche der Tugendwächterei. Meines Erachtens ist auch das Verbot, Cannabis zum eigenen Gebrauch zu erwerben und zu besitzen, Tugendwächterei. Denn das Problem der Beschaffungskriminalität wird sich bei diesem relativ billigen Suchtmittel kaum stellen. Dass es für manche Menschen eine Einstiegsdroge darstellt, ist unbestritten, aber der Umstieg von Hanf auf etwas anderes liegt immer noch in der freien Entscheidung des Konsumenten. Ebenso sehe ich eigentlich nicht, warum es eine Helmpflicht für Motorradfahrer geben muss. Disclosure: Ich konsumiere keine illegalen Drogen und fahre nicht Motorrad.

Aber ich trinke gelegentlich Bier oder Wein. Und möchte das weder mir noch anderen verwehren. Doch ich finde es richtig, dass der Staat es verbietet, ab einem gewissen Promillepegel ein Kfz zu lenken. Bin ich jetzt deshalb ein illiberaler, staatsgläubiger Tugendwächter? Vermutlich gehen die meisten Trunkenheitsfahrten folgenlos aus. Dennoch hat m.E. niemand das Recht, sein Interesse, möglichst bequem nach Hause zu kommen, über das Interesse der anderen Verkehrsteilnehmer an maximal aufmerksamen und reaktionsschnellen Straßenmitbenutzern zu stellen.

Ich verstehe auch nicht, warum die Tätigkeit des Gesetz- oder Verordnungsgebers bei vielen Liberalen zu einer - wie mir scheinen will - reflexartigen Abwehrreaktion führt. Freilich: Wenn alle Menschen vernünftig wären und Verständnis für die Interessen ihrer Mitmenschen hätten, bräuchten wir so gut wie gar keine Gesetze. Aber wir Menschen sind halt nicht so, jedenfalls nicht immer. Und in einer pluralistischen Gesellschaft, in der Recht und Sitte nicht deckungsgleich sind und auch nicht sein sollen, kann ich nicht erwarten, dass jeder Mitmensch meine Meinung über sozialädaquates Verhalten teilt. Ich finde es sozial inädaquat, einen Hund, der - was der Halter weiß - Menschen anspringt und anknurrt, auf öffentlichen Wegen unangeleint herumlaufen zu lassen. Die Der-tut-nichts-der-will-doch-nur-spielen-Fraktion ist ganz offenkundig anderer Ansicht. Und ob das Kfz-Lenken nach zwei in 6 bis 7 Stunden getrunkenen Mass Bier noch vertretbar ist, wäre wohl auch ein gesellschaftliches Streitthema, wenn der Gesetzgeber diesbezüglich keine Entscheidung getroffen hätte. Wie sollte es da ohne Rechtsetzung zu einem Interessenausgleich kommen? Durch das freie Spiel der Kräfte? Wie soll das vor sich gehen? Wären wir da nicht letztlich beim Faustrecht? Oder - sit venia verbo - beim "gesunden Volksempfinden"?

In einem freiheitlichen Rechtsstaat ist dem Bürger all das erlaubt, was ihm nicht ausdrücklich verboten ist. Das hindert niemanden daran, rechtmäßige Verhaltensweisen für sich selbst abzulehnen und sich diese also selbst zu untersagen. Aber dies kann und darf man eben nicht von anderen erwarten. Ist man erst dann ein guter Liberaler, wenn man - vom Hund gebissen - zwar vor Schmerz schreit, aber sich wenigstens darüber freut, dass der Gesetzgeber dem Hundehalter keine Leinenpflicht vorgeschrieben hat?

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

27.07.2012 14:29
#44 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #33
[quote="Herr"|p76646]Hunde müssen, wie alle sozialen Tiere, erzogen werden (Katzen nicht, weil sie eben keine sozialen Tiere sind).

Da haben Sie natürlich recht, wenngleich es jedoch möglich, auch zu Katzen eine enge emotionale Beziehung aufzubauen, deren Intensität mich schon desöfteren erstaunt hat (mitunter erzieht dabei eine Katze auch den Menschen).

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

27.07.2012 15:15
#45 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat von Gansguoter im Beitrag #38
Ich fühle mich durch einen fremden Hund prinzipiell zunächst einmal bedroht und weiche auch einem angeleinten Hund auf die Straße oder andere Straßenseite aus (wenn der Hund nicht gaaaanz harmlos aussieht), erst reicht unangeleinten Hunden. Obwohl ich den Hunden sehr reserviert gegenüber bin, scheinen sie mich besonders zu mögen. Meine Frau wird gar nicht beachtet, aber ich werde prinzipiell beschnüffelt, gar angeleckt, angesprungen, was ich immer als Bedrohung wahrnehme.


Gansguoter,

da sind wir Leidensgenossen. Seit einer Weile verwende ich mit ziemlich gutem Erfolg folgenden Trick: den auf der Straße begegnenden Hund nicht anschauen, selbst wenn das Gefühl der Bedrohtheit das nahelegt. Der Augenkontakt wird vom Tier als Einladung zur näheren Kontaktaufnahme interpretiert, aber wenn man achtlos vorbeigeht, wird man wohl eher als uninteressanter Teil des Hintergrunds betrachtet.

Hundertprozentigen Schutz bietet das natürlich nicht, vor allem nicht bei Tieren, die bereits erregt ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen (und einen manchmal aus bloßem Versehen umrennen), aber die Anleckquote läßt sich so merklich verringern.

Yossarian Offline




Beiträge: 99

27.07.2012 15:39
#46 RE: Mensch und Hund Antworten

Zitat
Diese Beschreibung von Hunden kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Wer einen Hund in der Famlie hat und ihn vernünftig erzieht, der erlebt ein Familienmitglied. Nicht eine "unangenehme Kreatur", sondern ein Wesen, das sich in rund 100.000 Jahren, vielleicht auch weniger, dem Menschen so angepaßt hat, daß man einander versteht.

Wir Menschen unterscheiden uns vom Hund durch eine Evolution, die eine ungewöhnlich gute Handmotorik als Erbe der Brachiatoren, den aufrechten Gang als Adaption an die Savanne und in ihrem Gefolge eine ungewöhnliche Entwicklung des Cortex, vor allem des Frontalhirns hervorgebracht hat; auch des für die sensomotorische Feinkoordination zuständigen Cerebellum.

Ansonsten gibt es kaum Unterschiede. Da er ein sehr ähnliches Gehirn hat wie wir, empfindet der Hund auch wie wir. Als Rudeltier ist er ein ζῷον πολιτικόν wie wir, also ein Gemeinschaftswesen.



Sehr geehrter Zettel,

da bin ich nun bass erstaunt und hätte eine solche Aussage nicht erwartet. Rein biologisch sind die Hunde nun wohl doch ein ganz schönes Stück vom Homo Sapiens entfernt. Aber weitaus gewichtiger ist, dass der Hund im Gegensatz zum Menschen eben kein vernunftbegabtes Wesen ist, sondern rein Instinkt gesteuert, mit einer Prise Oobjekt bezogener Intelligenz (die im Vergleich zu anderen Tieren jedoch ziemlich weit zurückbleibt). Eben das Fehlen der Vernunft widerspricht stark der leider häufig anzutreffenden Einschätzung von Hundehaltern, ihre Hunde wären Teil der Familie.

Der Hund nimmt den Menschen eher als Alpha-Tier seines Rudels wahr, der auch nur solange geduldet wird, solange dieser die Alpha-Rolle einnimmt. Der Hund stammt vom Wolf ab, und beim Wolf ist das noch weitaus stärker ausgeprägt.

Wer als Hundehalter also den Hund vermenschlicht, der irrt. D.h. nicht, dass es zwischen Hund und Mensch nicht zu einer emotionalen Beziehung kommen kann. Hunde, wie auch viele andere Tiere, besitzen mMn Emotionen, sonst wäre ein Leben in Gemeinschaften/Rudeln auch gar nicht möglich.

Aber diese emotionale Bindung sollte nicht dazu verleiten, das Verhalten des Hundes zu "vermenschlichen" oder gar mit menschlichen Beweggründen/Antrieben gleichzusetzen.

Dass Ihr Hund sie auf den nötigen Toilettengang (ich beschreibe dies einmal sehr blumig) hinweist hat weniger etwas mit einer Kenntnis von Ursache-Wirkung-Folge beim Hund zu tun, als damit, dass der Hund eben aufgrund Strafe gelernt hat, nicht im Haus seine Notdurft zu verichten, und er auch gelernt hat, dass nur sie als Alpha-Tier (oder eher Beta-Tier, da Sie ja schrieben, Ihre Frau wäre der Bezugspunkt) das unüberwindbare Hinderniss "Tür" freimachen können.

Das Fehlen jeglicher Vernunftbegabung beim Hund (oder jeglichem anderen Haustier) führt auch dazu, dass der Hundehalter zu jeder Zeit Vorsorge tragen muss, dass der Hund nicht seinen Emotionen freien Lauf lässt. Als Anekdote hierzu die die Schilderung eines Vorfalls aus dem weiteren Bekanntenkreis. Dort hat der Hund des Großvaters, der sehr gut erzogen ist (der Hund!) plötzlich ohne Grund der 4-jährigen Enkelin bei einer Feier in Anwesenheit der gesamten Familie ein Stück des Ohres abgebissen. Einfach so, ohne Grund. Der Hund kannte das Kind, das Kind hatte den Hund auch nicht gereizt, der Biss erfolgte also "ohne Vernunft". Der Hund wurde einen Tag später eingeschläfert (darüber kann man nun diskutieren). Vielleicht hat der Hundehalter auch hier den Hund vermenschlicht, hat der Hundehalter zu sehr interpretiert anstatt das Tier als solches wahrzunehmen. Ganz generell gilt für mich: Hunde und kleine Kinder passen nicht zusammen. Beiden fehlt (dem Hund intrinsisch, dem Kind mangels Lernerfahrung und Entwicklung) die Vernunft.

Ich habe keine Angst vor Hunden, wurde jedoch schon einmal beim Zeitungsaustragen als Kind gebissen (unangenehm, ich hatte mich dem Hund auch vorsichtig genähert und versucht zu vermitteln, dass ich seinen Bereich nicht weiter verletzen wollte). Ich bin auch nicht für ein generelles Leinegebot, aber es sollte dem Hundehalter klar sein, dass er in seinem Hund nicht etwa einen Mensch in Hundeform ohne Sprachfähigkeit vor sich hat, sondern ein einigermaßen domestiziertes (sprich vom Menschen abhängiges) Tier, dass zu JEDER ZEIT kontrolliert und beobachtet werden muss.

Vielleicht zum Schluss noch ein Denkanstoss zur Diskussion: wenn der Hund einen Menschen bedroht/angreift, so wird das meist mit einer Gewissen Lässlichkeit vom Hundehalter betrachtet. Würde ich als Mensch einen Hund verjagen oder ihn z.B. bedrohen, weil ich mich bedrängt fühle, oder dem Hund sogar auf die "Schnauze" hauen (als empfindlichstes Organ), so wäre der Teufel los und ich würde mich einer Anzeige gegenübersehen. Dies wird dann interessanterweise damit begründet, dass ich als Mensch ja vernunftbegabt bin und der Hund eben nur mit einem Instinkt ausgestattet ist. Der gleiche Hundehalter wird seinem Hund jedoch vielleicht eine gewisse "Schlauheit" unterstellen ("schau was mein Hund alles kann und weiß"). So ist der Mensch...
Yossarian

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

27.07.2012 17:27
#47 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Vogelfrei im Beitrag #26
Sie sehen aber schon, daß sich mein Hinweis auf die Gebrauchshunde auf die Aussage: "Kein Mensch braucht Hunde." bezog?

Um ehrlich zu sein: Nein. Ich bin aber auch nicht davon ausgegangen das jemand die Aussage von Herr wortwörtlich auslegen würde. Wenn jemand sagt "Kein Mensch braucht ein Sturmgewehr", dann ist damit sicher nicht die Bundeswehr gemeint. Man würde die Aussage so verstehen, dass kein Privatmann ein Sturmgewehr braucht. Und so verstehe ich auch die Aussage von Herr.

Zitat
der Graben verläuft nämlich, wie eigentlich immer, zwischen verantwortungsbewußten, vernünftigen Menschen auf der einen Seite und dem ganzen Rest auf der anderen Seite.


Das dumme daran ist, dieser Graben ist schon als Begriff nicht weiterführend. Denn die allermeisten Menschen assoziieren sich als verantwortungsbewusst und vernünftig. Aus ihrem Standpunkt heraus sind sie das auch. Gerade Vernunft ist ein derart subjektiver Begriff, dass er zur Diskussion kaum taugt. Die Unvernünftigen sind immer die anderen.

Zitat
*Hund liegt friedlich dösend auf der Wiese; Kind stürmt brüllend auf Hund zu; Mutter schnappt Kind kurz vor Erreichen des Hundes mit folgenden Worten: "Hätte ich dich jetzt nicht festgehalten, hätte dich der Hunde gebissen!"; Hund liegt nachwievor friedlich dösend auf der Wiese und hat nicht eine Miene verzogen.


Sehen Sie, ich finde das gar nicht so irrational. Denn brüllend auf einen fremden Hund zuzulaufen ist ziemlich dumm. Und ein Kind tut gut daran das zu lernen und zwar bevor es an den falschen Hund gerät. Die meisten Kinder mögen Hunde. Und das ist auch gut so. Und die meisten Kinder spielen auch gerne mit Hunden. Dann ist es notwendig, dass sie lernen, dass sie ZUERST den Besitzer fragen, ob dieses und jenes Verhalten okay ist. Denn genausowenig wie ich es mir verbitte, dass ein fremder Hund meint mit mir spielen zu können, genauso hat auch der Hund ein Recht zu entscheiden, ob er spielen will. Irrational ist es vor einem Tier Angst zu haben, von dem man weiss, dass es einem nicht schaden kann oder will. Ebenso irrational ist es zu meinen ein Hund sei besonders friedfertig, weil er gerade nicht knurrt.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

27.07.2012 18:56
#48 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #43

In einem freiheitlichen Rechtsstaat ist dem Bürger all das erlaubt, was ihm nicht ausdrücklich verboten ist. Das hindert niemanden daran, rechtmäßige Verhaltensweisen für sich selbst abzulehnen und sich diese also selbst zu untersagen. Aber dies kann und darf man eben nicht von anderen erwarten. Ist man erst dann ein guter Liberaler, wenn man - vom Hund gebissen - zwar vor Schmerz schreit, aber sich wenigstens darüber freut, dass der Gesetzgeber dem Hundehalter keine Leinenpflicht vorgeschrieben hat?

Mir ist es völlig egal ob ich ein guter Liberaler, ein Widerspruchsgeist oder was sonst noch bin. Die Charakterisierung erfährt ein Mensch immer von anderen. Was er selbst über sich denkt ist irrelevant, hebt aber das Selbstwertgefühl, wenn es mehr positive als negative Seiten kennt.
Und so ist das auch mit Hundebesitzern, oder mit Müttern schreiender Kinder oder eben mit Rauchern. Früher hat man sich einfach entfernt, oder ist zur Seite gegangen, dann gab es die Zeit in welcher viel geklagt wurde (vor Gericht), nun fordert, wer sich belästigt fühlt, ein Gesetz.
Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Der Druck welcher die Gesellschaft ausübt, bewirkt viel mehr, als es ein Gesetz zu leisten imstande ist. Jedes Gesetz zuviel, fördert die Verantwortungslosigkeit der Bürger im gegenseitigen Miteinander. Eine Bürgergesellschaft entwickelt sich nicht über ein lückenloses Regelwerk von Verhaltensvorschriften. Dies trägt den gesunden Menschenverstand zu Grabe.
Es gibt in Großstädten massenweise Hunde; und obwohl nicht alle ihre Besitzer den Leinen- und Maulkorbzwang einhalten, fallen die Tiere nicht den erstbesten Menschen an. In dieser Diskussion geht es aber um den Leinenzwang im Wald. Wo bitte sollen die Hunde, die nun mal da sind, denn frei herumlaufen können wenn nicht dort? Was hat sich in den letzten Jahren verändert, dass der Gesetzgeber tätig werden muss?
Dass das Übermass an bestehenden Gesetzen dafür herhalten muss, den Weg zu weiteren freizumachen, liegt in der Natur der Sache - schliesslich soll es gerecht zugehen.
Ein Hund stellt ein gewisses Risiko dar, eines von vielen. Soll jetzt vorbeugend jedes theoretische Risiko per Gesetz eingehegt werden?
Es wird einfach immer mehr verboten, reglementiert und reguliert. Irgendwann bleibt halt nicht mehr viel übrig, was ausserhalb dieses Rahmens keine Vorschrift abdeckt.
Und was nicht verboten ist, lieber Noricus, ist mitnichten erlaubt - das wäre ja noch schöner - sondern mir überlassen zu tun. Denn um eine Erlaubnis muss ich nachfragen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2012 19:08
#49 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #48
In dieser Diskussion geht es aber um den Leinenzwang im Wald. Wo bitte sollen die Hunde, die nun mal da sind, denn frei herumlaufen können wenn nicht dort?
Weil dort der Hund eventuell erschossen werden kann: http://www.jagdaktuell.com/news/streunen...issene-rehkitze

Zitat von Jagdaktuell
Wird ein Hund beim Hetzen des Wildes auf frischer Tat ertappt, ist das Erschießen des Hundes in den meisten Bundesländern Österreichs und Deutschlands legitim.

Da reicht es möglicherweise schon, dass der Hund einen Feldhasen nachjagt.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2012 19:39
#50 RE: Marginalie: Hunde auf Waldwegen Antworten

Zitat von Solus im Beitrag #5
Mir ist es auch gelegentlich unangenehm, wenn ein besonders großes Exemplar ohne Leine in meiner Nähe herumläuft.

Hm, ja. In dieser Diskussion ist ja immer von "den Hunden" die Rede. Ich weiß nicht, wie viele Hundphobiker sich vor einem Chihuahua oder einem Westhighland-Terrier fürchten, aber die meisten Fußhupen die hier in der Stadt rumlaufen nehme ich nicht einmal wahr. Alles unterhalb meiner Kniehöhe ist meist lächerlich (ja, für ein Kind wird das anders aussehen). Dagegen sind die richtig großen Hunde oft entsprechend phlegmatisch und dürften weder Angst und Schrecken verbreiten, noch in konzentrischen Kreisen 100 m um ihren Besitzer rumsprinten.

Heißt für mich, Leinenzwang wäre angemessen für Tiere ab einer Schulterhöhe von 40 cm? Wäre das ein Deal?

Um auch noch etwas aus eigener Hundeerfahrung beizubringen: Wir hatten mal einen extrem großen, bulligen deutschen Schäferhund (im Dorf natürlich). Ein toller Schutz- und Wachhund! Allerdings außerhalb des eigenen Gehöfts im Falle, dass ihm der Jagdinstinkt durchging, nur noch durch meinen Vater und mich haltbar. Der hat in Sekundenbruchteilen angezogen wie ein Formel 1 Bolide. Die weiblichen Familienmitglieder hat der einfach hinter sich hergezogen oder von den Füßen gerissen. Da hätte der Leinenzwang im Stadtwald auch nichts ausgerichtet.

Von daher: Leinenzwang für alle größere Hunde wäre sinnvoll, muss im Fall der Fälle aber auch nichts nützen. Besser ist wirklich der Hundeführerschein für Besitzer größerer Tiere, wenn sie im öffentlichen Raum ausgeführt werden sollen. Für besonders gut erzogene Hunde könnte dann auch der Leinenzwang entfallen.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

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