Zitat von Martin im Beitrag #23Geht man aber davon aus, dass die USA einen Auslieferungsantrag stellen werden, sobald Assange in Schweden ist ...
Mir ist unerfindlich, wie man auf so eine Spekulation kommen kann. WENN die USA einen solchen Antrag stellen werden - dann doch am liebsten an ein eng verbündetes Land wie Großbritannien. Da würden die Amis nun bestimmt nicht warten, bis er im "politisch unzuverlässigen" neutralen Schweden ist.
Danke. Derselbe Gedanke ist mir neulich auch durch den Kopf gegangenen. Es ist viel plausibler, dass die USA Großbritannien um eine Auslieferung bitten. Daher kommt mir Assanges Argument gegen eine Auslieferung nach Schweden auch wie eine Schutzbehauptung vor.
Die Folgefrage wäre dann nach seinem wirklichem Motiv -- warum er sich nicht einer Verhandlung in Schweden stellt? Vielleicht fürchtet er, dass sein Nimbus als Freiheitskämpfer im Falle einer Verurteilung in Schaden nimmt? Und/Oder er benutzt schlauerweise einfach auch die Gelegenheit sich wieder als Verfolgter darzustellen, indem spektakulär in der Botschaft Schutz sucht.
Zitat von Martin im Beitrag #23Geht man aber davon aus, dass die USA einen Auslieferungsantrag stellen werden, sobald Assange in Schweden ist ...
Mir ist unerfindlich, wie man auf so eine Spekulation kommen kann. WENN die USA einen solchen Antrag stellen werden - dann doch am liebsten an ein eng verbündetes Land wie Großbritannien. Da würden die Amis nun bestimmt nicht warten, bis er im "politisch unzuverlässigen" neutralen Schweden ist.
Lieber R.A.,
die korrekte Antwort ist sicher irgenwo im Netz zu finden. Vielleicht wird aber auch nur die Reihenfolge eingehalten, wenn zwei Länder nacheinander einen Antrag stellen.
irgendwie erinnert die Diskussion an Diskussionen in denen man die Waffenhersteller für die Toten, die durch deren Waffen gestorben sind, verantwortlich macht. Assange hat meines Wissens niemanden umgebracht.
Ob die Aussagen der Washington Post zutreffen ist des Weiteren nicht unabhängig überprüft.
Wie auch immer: Da Sie, lieber Zettel, an anderer Stelle so sehr auf den Rechtsstaat vertrauen, könnten Sie doch erst mal die Anklageschrift gegen Assange abwarten. Sollte so etwas wie 'Beihilfe zu Mord' im Raume stehen, dann geht alles doch seinen 'richtigen' Gang. Die Diskussionen sind aber dann etwas widersprüchlich:
Geht man in der Beurteilung von Assanges Taktiern davon aus, dass es keinen Auslieferantrag der USA an Schweden geben wird, und dass es nur um den Vorwurf einer Vergewaltigung in Schweden geht (was ja einigen Diskutanten des Parallelbeitrags so klar ist), dann kann man auch davon ausgehen, dass die USA den Fall nicht so beurteilen, wie Sie das in diesem Beitrag tun.
Die Diskussionen mögen sich ähneln, sind aber grundverschieden. Wie man schon bei der Gesetzgebung zum Thema Beihilfe zum Mord sieht, wird grundsätzlich da unterschieden; wenn ich jemandem eine Waffe gebe und nicht weiß bzw. abschätzen kann, dass er damit jemanden (illegal) umbringt und wenn ich einem Verbrecher eine geladene Waffe gebe, während sein Opfer vor ihm kauert, ist eben anders zu bewerten. Assange muss klar gewesen sein, dass seine Informationen den Taliban helfen Menschen zu finden, die sie dann mit Sicherheit töten würden. Wieso die USA ihn deswegen nicht anklagen? Vielleicht ist es schwierig Beihilfe eines Nicht-Amerikaners zum Mord in einem anderen Land zu verfolgen; ich kenne mich da ehrlich gesagt nicht genug in der amerikanischen Gesetzgebung aus, könnte es mir aber vorstellen, denn wenn es anders wäre, dann müssten die USA ja überall jeden Mord verfolgen, in dem die Helfer des Täters eine andere Nationalität besitzen. Es muss also nicht sein, dass die USA den Fall anders bewerten, nur weil sie sich mal rational verhalten.
Zitat von Martin im Beitrag #27die korrekte Antwort ist sicher irgenwo im Netz zu finden.
Das glaube ich nicht. Die Assange-Fans übernehmen diese seine Behauptung einfach, eine Begründung habe ich bisher noch nie gelesen.
Zitat Vielleicht wird aber auch nur die Reihenfolge eingehalten, wenn zwei Länder nacheinander einen Antrag stellen.
Das mag ja sein - wäre aber nebensächlich. Denn trotzdem wäre es für Assange ungünstiger, wenn eine mögliche USA-Auslieferung vom UK bearbeitet wird als von Schweden. Es gibt überhaupt keine seriöse Motivation für ihn, die Auslieferung nach Schweden mit einem theoretischen US-Wunsch zu verknüpfen.
Zitat von Solus im Beitrag #25Zettel: Soweit ich erkennen kann, haben die Männer, über die Assange da Informationen veröffentlicht hat, ihrerseits Mitglieder der Taliban verraten. Die Verratenen dürften daraufhin entweder verhaftet oder getötet worden sein - genau das gleiche, was den Informanten dann selbst zugestoßen ist. Vielleicht mit dem Unterschied, dass die Taliban die Familienangehörigen auch getötet haben. Aber vom Grundprinzip her sehe ich den Unterschied nicht. Dass es aus westlicher Sicht sehr positiv ist, wenn die Taliban Schaden erleidet, steht auf einem anderen Blatt.
Mir scheint dass Ihnen hier speziell sauer aufstößt, dass es halt auch Demokraten gibt, die einen Bruch geltenden Rechts befürworten, wenn er sich gegen etwas richtet, das ihnen missfällt.
Und worüber beklagt sich dann Assange? Das die USA ihn verfolgen würden? Die haben nicht mal einen Auslieferungsantrag gestellt. Dafür gab es, das auch als Info an Zettel, sehr wohl einige Morddrohungen von Seiten amerikanische Journalisten und Politiker:
Und ich beziehe mich dabei nicht auf die eher ironisch-sarkastisch gemeinte Empfehlung des kanadischen Premier-Beraters, der sich eher über die USA lustig gemacht hat.
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not." -Thomas Jefferson Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/
Zitat von Martin im Beitrag #27die korrekte Antwort ist sicher irgenwo im Netz zu finden.
Das glaube ich nicht. Die Assange-Fans übernehmen diese seine Behauptung einfach, eine Begründung habe ich bisher noch nie gelesen.
Lieber R.A.,
der Fall hat mich bisher zu wenig interessiert, aber ein kurzes Querlesen von Neztinhalten würde ich etwa so zusammenfassen: Die USA haben z.Z. noch keinen wirksamen Hebel für eine Klage gefunden, sind aber eifrig am 'Basteln'. Das Verfahren in Schweden gibt den Amerikanern Zeit, die gegen Assange ticken könnte. Deshalb will er auf Nummer sicher gehen. Für mich wäre das nachvollziehbar. Wer auch immer das nicht nachvollziehen möchte, sollte mal versuchen, sich in seine Lage zu versetzen.
Genau diesen (selbstverständlich ganz subjektiven) Eindruck hatte ich gestern angesichts seines gestrigen Balkonauftritts (vom Assange-freundlichen Russia Today frei Haus übertragen) mit einer Liste an dreisten Forderungen an die USA. Ist das die verzweifelte Megalomanie eines durch die realen Folgen seiner Ideen an die Wand Gedrängten?
Oder (rein spekulativ) ist es der Triumph eines Aktivisten, dessen Plan aufgegangen ist: Anzeige in Schweden durch Freundinnnen oder Mit-Aktivistinnen aufgrund eines Formalparagraphen, ernst genug, um den Justizapparat in Gang zu setzen, doch mit beschränkbaren Folgen; medienwirksames Sträuben gegen den entsprechenden Auslieferungsantrag; spektakuläre Flucht in die Botschaft und Antrag auf politisches Asyl wegen vermuteter/befürchteter/imaginärer Verfolgung durch die USA; Herstellung einer diplomatischen Pattsituation zwischen Schweden, GB, Ecuador, alles nur um eine Person herum und mit dem Nebeneffekt, wochenlange Medienpräsenz zu garantieren.
Von dem ganzen Schlamassl profitiert soweit nur Assange und seine Organisation; GB ist etwas in der Zwickmühle, die USA stehen als die Bösen da, obwohl sie in der Sache noch gar nichts unternommen haben...
Vielleicht bin ich zu naiv, vielleicht zu mißtrauisch: aber wäre es einem Mann von Assangeschem Sendungsbewußtsein nicht zuzutrauen, daß er sein Martyrium auf diese Weise selbst inszeniert und ins Werk gesetzt hat?
die korrekte Antwort ist sicher irgenwo im Netz zu finden. Vielleicht wird aber auch nur die Reihenfolge eingehalten, wenn zwei Länder nacheinander einen Antrag stellen.
Laut dieser Analyse gibt es in der Tat eine Reihenfolge die eingehalten werden muss:
Zitat In addition even if such a request were made to the UK government they would require to hand Assange over to the Swedish authorities on a first come first served basis
Obwohl der Analyst sich als Sympathisant von Assange zu erkennen gibt, hält er das Argument mit der Todesstrafe für Zweifelhaft. Erstens ist es zweifelhaft, dass die USA darauf abzielt und zweitens könnte Schweden Ihn in diesem Fall gar nicht ausliefern, da es ein Unterzeichner der Europäischen Menschenrechtskonvention ist.
Zitat I also have doubts about Assange's concerns regarding the death penalty. There are a number of extradition cases where the US has undertaken not to move for the death penalty in the event that the person sought is convicted. Equally Sweden is a signatory to the European Convention on Human Rights therefore they could not extradite to the US if there was a prospect of Assange being executed.
Abschliessend empfiehlt er Assange sich der Verhandlung in Schweden zu stellen, da diese ein durchaus respektables Rechtssystem haben.
Zitat I am not without sympathy to the situation Assange finds himself in. However in my view the proper course for him is to go to Sweden and answer the allegations there. Thereafter if the US requests his extradition he can put up a legal fight in the Swedish courts. Sweden after all has a perfectly respectable legal system and a good record when it comes to human rights.
Zitat von Martin im Beitrag #32Das Verfahren in Schweden gibt den Amerikanern Zeit, die gegen Assange ticken könnte.
Und deswegen setzt Assange seit Bekanntwerden der schwedischen Vorwürfe alle Hebel in Bewegung, um die Ermittlungen zu verzögern und im US-freundlichen UK zu bleiben? Das ist doch höchst unplausibel.
Zitat von Fluminist im Beitrag #33Oder (rein spekulativ) ist es der Triumph eines Aktivisten, dessen Plan aufgegangen ist: Anzeige in Schweden durch Freundinnnen oder Mit-Aktivistinnen aufgrund eines Formalparagraphen, ...
Es geht bei den Vorwürfen doch nicht um Formalkram, sondern um Vergewaltigung. Ich glaube nicht daß Assange sich für einen solchen Verschwörungsplan ein so umstrittenes und schmieriges Delikt ausgesucht hätte. Auch wenn seine Fans (sonst eher links und frauenrechtlerisch) das als Bagatelle hinstellen wollen - und dabei die "Mit-Aktivistinnen" ziemlich niveaulos runterputzen - für eine Lichtgestalt ist und bleibt Vergewaltigung ziemlich das mieseste Delikt, was die Reputation betrifft.
Zitat spektakuläre Flucht in die Botschaft und Antrag auf politisches Asyl
Alles nicht wirklich zuverlässig planbar. Die britische Justiz hatte ihn ja schon am Wickel, er wurde nur gegen Auflagen freigelassen (die hat er natürlich nicht eingehalten). Diese Freilassung war aber nicht von ihm planbar, auch nicht die Art möglicher Auflagen und die Möglichkeit einer Botschaftsflucht.
Zitat von R.A. im Beitrag #36 Es geht bei den Vorwürfen doch nicht um Formalkram, sondern um Vergewaltigung. Ich glaube nicht daß Assange sich für einen solchen Verschwörungsplan ein so umstrittenes und schmieriges Delikt ausgesucht hätte. Auch wenn seine Fans (sonst eher links und frauenrechtlerisch) das als Bagatelle hinstellen wollen - und dabei die "Mit-Aktivistinnen" ziemlich niveaulos runterputzen - für eine Lichtgestalt ist und bleibt Vergewaltigung ziemlich das mieseste Delikt, was die Reputation betrifft.
Vielleicht bin ich da falsch informiert, aber ich dachte, er habe nicht eine wehrlose Frau ins Gebüsch gezerrt, sondern sich einvernehmlich mit den Damen beschäftigt, und diese hätten zu einem späteren Zeitpunkt Bedenken über die Einzelheiten des Verkehrs geäußert, die nach dem frauenfreundlichen schwedischen Gesetz als vergewaltigungsäquivalent eingestuft werden. Außerdem haben sie die Klage schon wieder zurückgezogen, weshalb ja Assange auch nicht direkt als Angeklagter zur Verurteilung, sondern zunächst als Zeuge zur Klärung der Details nach Schweden geladen wurde. Damit wäre seine Reputation nicht in Frage gestellt, da er nicht als Sexualverbrecher, sondern schlimmstenfalls als Opfer einer allzu engstirnigen Rechtsprechung dastünde. Es wird doch immer betont, daß die ganze schwedische Episode nur ein Vorwand für eine Auslieferung nach USA sei; ebensogut kann sie ein Vorwand sein, um eine politische Verfolgung durch die USA zu simulieren.
Zitat spektakuläre Flucht in die Botschaft und Antrag auf politisches Asyl
Alles nicht wirklich zuverlässig planbar. Die britische Justiz hatte ihn ja schon am Wickel, er wurde nur gegen Auflagen freigelassen (die hat er natürlich nicht eingehalten). Diese Freilassung war aber nicht von ihm planbar, auch nicht die Art möglicher Auflagen und die Möglichkeit einer Botschaftsflucht.
Na gut, ein gewisses Element der Improvisation wird wohl immer erforderlich sein. Aber auch ohne detaillierte Vorausplanung lassen sich die Handlungen der Regierungen und Behörden, die ja weitgehend einem Reglement folgen, zumindest teilweise voraussehen und zu einem Publicitystunt nutzen. Hätte die britische Justiz entschieden, ihn nicht nach Schweden auszuliefern, dann hätte er sich eben wieder etwas Neues einfallen lassen müssen...
Zitat von Tischler im Beitrag #22 Zettels Kurzdefinition eines ´Verbrechers´ trifft allerdings auch auf die afghanischen Informanten zu.
Wieso? Die Informanten unterstützen ihre Regierung wie auch der Westen. Der ist in ihrem Auftrag in Afghanistan. Assange senkt den Daumen über Menschen die zu den mutigsten Afghanen zählen, die der Terror-Gefahr durch die Taliban trotzen und ihr Land nicht wieder in die Hände von Mördern fallen lassen möchten. Assange kämpft auf der anderen Seite. Seine Agenda ist antiwestlich, vor allem aber antiamerikanisch. Er ist schlicht ein Feind. Nicht nur ein politischer, er handelt ohne die Spur eines Gewissens. Wenn er sich für unschuldig hält, soll er sich einem rechtsstaatlichen Verfahren unterziehen. Aber das tut er nicht, weil er vermutlich auch den Rechtstaat verachtet. Irgendwann wird er zur der Verantwortung gezogen, welche er persönlich offensichtlich nicht bereit ist zu tragen.
Laut dieser Analyse gibt es in der Tat eine Reihenfolge die eingehalten werden muss:
Zitat In addition even if such a request were made to the UK government they would require to hand Assange over to the Swedish authorities on a first come first served basis
Diese Reihenfolge ergibt sich m.E. schon allein daraus, dass die Entscheidung, Assange an Schweden auszuliefern, vom letztinstanzlichen Gericht bestätigt und somit rechtskräftig ist, während ein eventuelles Auslieferungsersuchen der USA ja noch zuerst geprüft werden müsste und eine spätere Auslieferung an die USA durch die jetzige Überstellung an Schweden ja nicht grundsätzlich vereitelt wird. Ganz abgesehen davon gebietet es die unionsrechtliche Loyalitätspflicht, den europäischen Haftbefehl zu vollstrecken, nachdem alle britischen Instanzen ihn als den entsprechenden Regelungen konform beurteilt haben.
Zitat Obwohl der Analyst sich als Sympathisant von Assange zu erkennen gibt, hält er das Argument mit der Todesstrafe für Zweifelhaft. Erstens ist es zweifelhaft, dass die USA darauf abzielt und zweitens könnte Schweden Ihn in diesem Fall gar nicht ausliefern, da es ein Unterzeichner der Europäischen Menschenrechtskonvention ist.
Zitat I also have doubts about Assange's concerns regarding the death penalty. There are a number of extradition cases where the US has undertaken not to move for the death penalty in the event that the person sought is convicted. Equally Sweden is a signatory to the European Convention on Human Rights therefore they could not extradite to the US if there was a prospect of Assange being executed.
Das ist ständige Rechtsprechung des EGMR, ebenso darf ein Konventionsstaat niemanden an einen Staat ausliefern, in welchem dem Betroffenen die in Art. 3 EMRK verbotenen Praktiken der Folter oder der unmenschlichen bzw. erniedrigenden Behandlung oder Strafe droht.
Ich könnte mir vorstellen, dass Assange ganz einfach deshalb nicht nach Schweden ausgeliefert werden möchte, weil er Angst vor einer Verurteilung durch das dortige Strafgericht hat. Aber dies zuzugeben wäre weniger nimbustauglich, als seine Auslieferung nach Schweden zu einem weiteren Schritt im großen Verschwörungswerk zu stilisieren.
Zitat von R.A. im Beitrag #36 Diese Freilassung war aber nicht von ihm planbar, auch nicht die Art möglicher Auflagen und die Möglichkeit einer Botschaftsflucht.
Stimmt allerdings schon, die Flucht in die Botschaft sah wirklich wie eine Verzweiflungstat aus --- mit kurzer Assoziationskette, da er Rafael Correa erst kurz zuvor interviewt hatte ---; wenn das Theater war, war es wirklich hervorragend gespielt.
Nun gut, da hat mich die Spekulationslust wohl etwas auf den Holzweg geführt. Umso tragischer ist der Größenwahn, der aus Assanges Balkonszene sprach. Gryphius hätte schon aus dem bereits jetzt vorhandenen Material ein herrliches Alexandrinerdrama machen können.
Zitat von Fluminist im Beitrag #37Vielleicht bin ich da falsch informiert, aber ich dachte, er habe nicht eine wehrlose Frau ins Gebüsch gezerrt, sondern sich einvernehmlich mit den Damen beschäftigt,
Laut Wikipedia geht es um vier verschiedene Vorwürfe:
Zitat There are four charges: that on 14 August 2010 he committed "unlawful coercion" when he held complainant 1 down with his body weight in a sexual manner; that he "sexually molested" complainant 1 when he had condom-less sex with her after she insisted that he use one; that he had condom-less sex with complainant 2 on the morning of 17 August while she was asleep; and that he "deliberately molested" complainant 1 on 18 August 2010 by pressing his erect penis against her body.
Was davon im Einzelnen zu halten ist, müßte die Gerichtsverhandlung klären. Aber mindestens einmal Sex mit einer Schlafenden dürfte in keinem Land als "einvernehmlich" gelten. Auch bei den übrigen drei Vorwürfen braucht es keine speziell frauenfreundlichen schwedischen Gesetze, um so ein Verhalten für fragwürdig bis kriminell zu halten.
Zitat Außerdem haben sie die Klage schon wieder zurückgezogen ...
Das ist bei Offizialdelikten (nicht nur in Schweden) unerheblich.
Zitat Damit wäre seine Reputation nicht in Frage gestellt, da er nicht als Sexualverbrecher, sondern schlimmstenfalls als Opfer einer allzu engstirnigen Rechtsprechung dastünde.
Wenn sich die vier Vorwürfe vor Gericht als wahr herausstellen, würde niemand mehr von "engstirniger Rechtsprechung" reden. Und Assange würde nach einer solchen öffentlichen Verhandlung kein gutes Bild mehr abgeben. Derzeit lebt er doch eigentlich vor allem davon, daß seine Fans die Vorwürfe gar nicht kennen und stattdessen lieber Verschwörungstheorien nachhängen.
Zitat Hätte die britische Justiz entschieden, ihn nicht nach Schweden auszuliefern, dann hätte er sich eben wieder etwas Neues einfallen lassen müssen...
Dann wäre er ein flüchtiger Sexkrimineller geblieben, der eine Aufklärung seiner Taten (die ja auch eine eventuelle Unschuld beweisen würde) vermeidet.
Zitat von Noricus im Beitrag #39Ich könnte mir vorstellen, dass Assange ganz einfach deshalb nicht nach Schweden ausgeliefert werden möchte, weil er Angst vor einer Verurteilung durch das dortige Strafgericht hat.
Das ist die naheliegende Erklärung. Und es gibt m. W. keinen einzigen Beleg, die dieser Erklärung widerspricht.
Zitat von Noricus im Beitrag #39Ich könnte mir vorstellen, dass Assange ganz einfach deshalb nicht nach Schweden ausgeliefert werden möchte, weil er Angst vor einer Verurteilung durch das dortige Strafgericht hat.
Das ist die naheliegende Erklärung. Und es gibt m. W. keinen einzigen Beleg, die dieser Erklärung widerspricht.
Und zumindest eine der Personen, die für ihn die Kaution gestellt haben, Jemima Khan, hat sich selbst davon überrascht gezeigt, dass er sich dem Verfahren einfach entzieht: https://twitter.com/Jemima_Khan/status/215199003455918082
EDIT: Wobei sie in späteren Tweets allerdings davon schreibt, dass er in ihren Augen wirklich eine Auslieferung in die USA fürchtet und sie ihn verstehen kann.
Zitat von Tischler im Beitrag #22 Zettels Kurzdefinition eines ´Verbrechers´ trifft allerdings auch auf die afghanischen Informanten zu.
Wieso? Die Informanten unterstützen ihre Regierung wie auch der Westen. Der ist in ihrem Auftrag in Afghanistan. Assange senkt den Daumen über Menschen die zu den mutigsten Afghanen zählen, die der Terror-Gefahr durch die Taliban trotzen und ihr Land nicht wieder in die Hände von Mördern fallen lassen möchten. Assange kämpft auf der anderen Seite. Seine Agenda ist antiwestlich, vor allem aber antiamerikanisch. Er ist schlicht ein Feind. Nicht nur ein politischer, er handelt ohne die Spur eines Gewissens. Wenn er sich für unschuldig hält, soll er sich einem rechtsstaatlichen Verfahren unterziehen. Aber das tut er nicht, weil er vermutlich auch den Rechtstaat verachtet. Irgendwann wird er zur der Verantwortung gezogen, welche er persönlich offensichtlich nicht bereit ist zu tragen.
Lieber Herr Plaethe,
ich habe im Verlauf des Mitlesens in "Zettels Raum" häufig Ihre klugen und sachlichen Kommentare gelesen. Das was Sie hier schreiben ist nicht wirklich Ihre Wahrnehmung von Realität. Sie wollen mich foppen, gell?!
Ich stimme Ihnen zu, und ausnahmsweise sogar einmal vollständig. Vor ca. einem Jahr habe ich meine Sicht auf Wikileaks schonmal (und auch da schon mit Verweis auf Zettels Raum) dargelegt: http://www.tapastalatukat.de/2011/09/01/...n-wikileaks-co/ Sie heben sehr viel mehr auf die Person Assange ab als ich das damals tat, aber ansonsten hatten und haben wir da die gleiche Perspektive.
Das eigentlich interessante Phänomen ist aber doch weniger dieser Assange, sondern das hohe Maß an Beliebtheit, dass Wikileaks und Assange weithin genießen. Man könnte jetzt den Verfall der Sitten beklagen, aber m. E. greift das etwas zu kurz. Vor allem dürften ja die meisten der Sympathisanten überhaupt nicht in die Botschaftsdepeschen hineingesehen haben. (Die sind übrigens zum Teil recht interessant zu lesen, das gebe ich zu...)
Zitat von Tischler im Beitrag #44 Das was Sie hier schreiben ist nicht wirklich Ihre Wahrnehmung von Realität. Sie wollen mich foppen, gell?!
Lieber Tischler! Was Realität ist, ist eine ganz andere Frage. Das kann sowieso kaum jemand beantworten. Tut mir leid wenn Sie enttäuscht sind, aber ich freu mich natürlich wenigstens früher nach Ihrem Geschmack kluge und sachliche Kommentare geschrieben zu haben, immerhin. Besser als nur Schrott. Also nochmals vielen Dank. Anfangs war mir Wikileaks egal - ein neues Medium was nichts anderes macht als jede andere Zeitung auch. Mit Informationen Geld verdienen, deren Herkunft zwielichtig bis kriminell ist. Das änderte sich mit der Zeit. Natürlich will ich Sie nicht foppen. Solch ein Beweggrund stand noch nie hinter einem meiner Kommentare. Also warum sollen die afghanischen Informanten Verbrecher sein?
Zitat von Martin im Beitrag #23irgendwie erinnert die Diskussion an Diskussionen in denen man die Waffenhersteller für die Toten, die durch deren Waffen gestorben sind, verantwortlich macht.
Nein, da gibt es einen gewaltigen Unterschied, denn der Waffenhersteller weiß im Regelfall nicht, wem die Waffen am Ende verkauft werden und welchem Zweck das dient.
Vergleichbar wäre Assanges Handlung vielmehr mit dem eines Zwischenhändlers, der die Kunden kennt und genau weiß, was diese vorhaben.
Um ein fiktives Bsp. zu geben: Ein Waffenhändler, der einer zentralasiatischen Rebellengruppierung Waffen verkauft, im Wissen dass diese damit Mord und Totschlag begehen werden, der wäre nach deutschem Recht wg. Beihilfe zu diesen Verbrechen strafbar.
Zitat Assange hat meines Wissens niemanden umgebracht.
Doch. Um es juristisch auszudrücken: Er hat einen Kausalverlauf in Gang gesetzt, an dessen Ende die Tötung wenigstens eines Mannes stand. Und dies ist ihm auch voll zurechenbar. Ob er es vorsätzlich oder fahrlässig tat, kann ich nicht beurteilen. Aber schuldhaft getan hat er es.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #46Also warum sollen die afghanischen Informanten Verbrecher sein?
Das frage ich mich auch.
Diese alle "Informanten sind gleich"-Haltung krankt u.a. an konsequentialistischem Denken: Sowohl Assange wie auch die Afghanen brachten Information an jemanden, der diese dann ganz oder teilweise tödlich gegen Dritte einsetzte.
Die Äquivalenz stimmt nur in einem Punkt: weder Assange noch die afghanischen Informanten haben irgendjemanden umgebracht, keiner von ihnen ist ein Mörder. Die Verantwortung für die Tötungen liegt bei denen, die getötet haben. (Das man soetwas explizit sagen muß, zeigt, wie sehr sich die gegenwärtige Diskussion verannt hat.)
Aber das ist eben nur die halbe Wahrheit: Fakt ist, daß Assange & Konsorten Verbrecher sind, denn sie haben illegaler- und illegitimer Weise Informationen weitergegeben - wenn dies bei afghanischen Informanten so sein sollte, müsste man das erstmal begründen. Bis dahin ist davon auszugehen, daß hier einfach Anzeigen bei der Staatsgewalt vorliegen. Hier trifft Erling Plaethe ins Schwarze (leider nicht was den Punkt "antiwestlich" angeht: antiwestlich spielt dabei keine Rolle).
Haben also die Afghanen ganz normale Anzeigen bei der Staatsgewalt gemacht, so hat Assange gestohlene Informationen veröffentlicht.
Dazu kommt dann, daß Assange bei der Veröffentlichung es in Kauf genommen hat, daß die Taliban die Informationen gegen die Informanten benutzten. Daß er sich der Problematik bewusst war, ergibt sich daraus, daß ja behauptet wurde, Namen würden wo nötig geschwärzt. Daß es aber nicht so geschehen ist, zeigt das Inkaufnehmen oder zumindest Fahrlässigkeit in diesre Hinsicht.
Das machen Assange & Co. juristisch nicht zu Mördern. Aber Verbrecher sind sie durch ihren Datendiebstahl dennoch. Die direkt mörderische Konsequenz ihrer Veröffentlichungen macht Wikileaks aber noch ein Stück schlimmer als die sich um Konsequenzen nicht scherende Veröffentlichungen in Sachen Bankenüberwachung durch die New York Times vor ein paar Jahren.
"Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande!" Und nimm den Staat weg, dann bleiben unorganisierte Räuber zurück!
Zitat von R.A. im Beitrag #41Laut Wikipedia geht es um vier verschiedene Vorwürfe:
Zitat There are four charges: that on 14 August 2010 he committed "unlawful coercion" when he held complainant 1 down with his body weight in a sexual manner; that he "sexually molested" complainant 1 when he had condom-less sex with her after she insisted that he use one; that he had condom-less sex with complainant 2 on the morning of 17 August while she was asleep; and that he "deliberately molested" complainant 1 on 18 August 2010 by pressing his erect penis against her body.
Da war ich wohl wirklich verkehrt informiert --- ein Opfer der wikileaks-Propaganda? Wäre ja interessant, daß ausgerechnet der Apostel der Transparenz mit einem Gespinst aus beschönigenden Mythen umwoben wäre...
Oder vielleicht ist wirklich alles so platt und einfach wie es erscheint: ein Bursche mit der nicht ganz zu Ende gedachten Idee, daß möglichst alles, was die Regierenden anstellen, ans Licht der Öffentlichkeit gebracht werden muß, der sich im Ruhm der Notorietät sonnt, sich privatim den einen oder anderen Übergriff erlaubt hat und die Flucht vor der Strafverfolgung in seiner Not in ein Politikum zu verwandeln versucht.
Dann ist er aber uninteressant, und es bleiben nur zwei Fragen. Eine praktische: wie kann sich GB ohne diplomatischen Schaden aus der Affäre ziehen? Und eine theoretische: bis zu welchem Grad darf man Transparenz des Regierungshandelns fordern, wo ist das Optimum zwischen Geheimniskrämerei und einer Offenheit, die Menschenleben gefährdet?
Zitat von augustin im Beitrag #47Nein, da gibt es einen gewaltigen Unterschied, denn der Waffenhersteller weiß im Regelfall nicht, wem die Waffen am Ende verkauft werden und welchem Zweck das dient.
Lieber augustin,
weder ein Waffenhersteller, noch Assange werden letztlich wissen, wer wie das Produkt / die Information benutzen werden. Man kann die diesbezüglichen Risiken reduzieren, aber es gibt keine deterministische Abfolge der Abläufe. Letztlich ist aber derjenige der Mörder, der den Abzug betätigt.
Zitat
Zitat Assange hat meines Wissens niemanden umgebracht.
Doch. Um es juristisch auszudrücken: Er hat einen Kausalverlauf in Gang gesetzt, an dessen Ende die Tötung wenigstens eines Mannes stand. Und dies ist ihm auch voll zurechenbar. Ob er es vorsätzlich oder fahrlässig tat, kann ich nicht beurteilen. Aber schuldhaft getan hat er es.
Soso, 'juristisch'. Und was ist 'es' in der juristischen Sprache, das fahrlässig oder vorsätzlich sein soll? Warum suchen die USA dann seit vielen Monaten nach einem juristischen Hebel, Assange anzuklagen? Und wenn Sie publik machen, dass Ihr Nachbar A den Hund des Nachbarn B umgebracht hat, und Nachbar B dafür den Nachbar A umbringt, haben Sie dann eine Tötung begangen?
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