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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 82 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Lalelu Offline



Beiträge: 141

24.11.2012 19:10
#26 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #24


Es geht hier ja konkret um das Szenario, dass zu einem Zeitpunkt X die von den Verbrauchern gewünschte elektrische Leistung schlicht physikalisch nicht zur Verfügung steht.
Es muss daher das knappe Gut "Strom" irgendwie zugeteilt werden.
...


Die Verknappung des Stroms ist eine politische Entscheidung.

Der politisch gewollte Strommangel soll dann also mit Hilfe des Marktes geregelt werden. Das sorgt vielleicht für eine effizientere Verteilung des verknappten Stromes - den staatlich verordneten Mangel beheben kann es aber nicht. Der Mangel bleibt ein Mangel. D.h. im Ernstfall fehlt es dem an Strom, der nicht jeden Preis zahlen kann oder will. Das verschleiert den Schuldigen an der Misere.

Mal angenommen, über Weihnachten müsste ein Teil der Bevölkerung auf Sparflamme über die windstillen und verschneiten Feiertage kommen, weil der Preis an der Strombörse einfach zu hoch ist. Wer hat dann - in der öffentlichen Meinung, den Medien - Schuld daran? Der ungerechte Kapitalismus, die gierigen Stromkonzerne mit ihren hohen Preisen, die Reichen, die nichts von ihrem Geld abgeben... vermute ich mal.

---

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.11.2012 19:56
#27 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Lalelu im Beitrag #26

Die Verknappung des Stroms ist eine politische Entscheidung.
Der politisch gewollte Strommangel soll dann also mit Hilfe des Marktes geregelt werden.

Welchen Marktes? Diese Schaffung von künstlicher Knappheit durch den Staat und die herausgehobene Bedeutung des EEG verhindern ja die originäre Funktion eines Marktes:
Die Aufhebung der Knappheit.
Es ist ja gerade Sinn und Zweck des EEG diese Regelung zu verhindern. Selbst ein Überangebot würde keinen Markt erschaffen - weil das Produkt der unwirtschaftlichen "Erzeugung" in jedem Fall zwangsweise bezahlt wird und es damit konkurrenzlos macht.
Es geht nur noch um Verteilungsfragen. Ob man das jetzt nun nach dem Vorbild von Lebensmittelmarken mit CO2-Konten durchführt oder mit staatlich regulierter Preisstaffelung nach Tagesspitzen, ändert nichts an der Aushebelung der einem funktionierenden Markt zugrundeliegenden Mechanismen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

wflamme Offline



Beiträge: 187

24.11.2012 20:06
#28 RE: Fortschritt Antworten

Endlich mal die Stimme der Vernunft. Der Unterschied zwischen HT- und NT-kWh liegt bei wenigen Cent und jetzt soll die Welt dadurch gerettet werden, daß jeder Eierkocher in Deutschland im Minutentakt seinen möglichen Einsatz an der Börse neu aushandelt?

Man braucht doch bloß mal ein bischen Überschlagsrechnen, um den Unsinn zu erkennen. Ein Durchschnittshaushalt verbraucht etwa 3500...4000 kWh im Jahr. Nehmen wir mal an, es sind 300 kWh im Monat. Angenommen, 1/3 davon - also 100 kWh - entfallen auf die Nachtstunden; 2/3 (200 kWh) auf die Tagstunden. Die HT-/NT-Spreizung der Gestehungskosten, die weitergereicht werden können, betrage etwa 5ct/kWh.

So, wenn wir den Lebensrythmus in diesem Haushalt total verkehren, könnten wir also im Monat 100 kWh von den Tag- auf die Nachtstunden verlagern. Das wäre dann 500ct Ersparnis pro Monat, also 5€.

Und wer wäre in Deutschland bereit, für 5€ mehr im Monat künftig nur noch Nachtschicht zu arbeiten und zu leben? Oder andersherum gefragt: Wie abwegig groß müßte die Spreizung der Tarife denn dann ausfallen, damit sich genügend Menschen finden, die sich diese 'Flexibilisierung' ihres Lebensrythmus antun? Oder eine noch erheblich flexiblere - um 2:00 nachts die Kinder wecken, frühstücken, in die Schule schicken und auf zur Arbeit, weil's gerade stürmt? Wieviel Streß, wieviel Gestreßte und Kranke werden wir auf die Dauer dadurch produzieren, daß wir blindwütig den Planeten retten wollen, koste es, was es wolle?

Grüße,

Wolfgang Flamme

Florian Offline



Beiträge: 3.136

24.11.2012 21:06
#29 RE: Fortschritt Antworten

@wflamme:

Zitat

So, wenn wir den Lebensrythmus in diesem Haushalt total verkehren, könnten wir also im Monat 100 kWh von den Tag- auf die Nachtstunden verlagern. Das wäre dann 500ct Ersparnis pro Monat, also 5€.



Ihre Rechnung kann ich nachvollziehen.

Was Sie allerdings übersehen:
Die von Ihnen angenommene Spreizung von 5Cent zwischen Höchsttarif und Niedrigsttarif ist ein Wert aus der Vergangenheit.
Wenn man zu einer Angleichung von Verbrauch an die Produktion kommen will, dann braucht es VIEL höhere Preisunterschiede.

Konkret:
Es gibt auch heute schon Zeiten, da wird in Deutschland so viel Strom produziert, dass die Versorger gar nicht mehr wissen, wohin damit.
Auf der Strombörse geht der Preis in diesen Zeiten auf Null oder wird sogar negativ.
Es wäre durchaus sinnvoll (auch aus Sicht der Versorger) zu diesen Zeit den Abnahmepreis für den Stromkunden auf nahe Null zu setzen.

Andererseites werden wir zunehmend Zeiten erleben, in denen die produzierte Strommenge bei weitem nicht ausreicht, um die "normale" Nachfrage zu decken. Was ist der Ausweg?
Wir alle hier im Forum wissen, dass die Vorstellung, man könnte elektrische Energie in nennenswertem Umfang speichern illusorisch ist.
Man MUSS also den Verbrauch an die Produktion anpassen.
Sagen wir mal über den ganz groben Daumen:
Wir brauchen zwischenzeitlich ggf. für mehrere Tage am Stück eine Absenkung des Verbrauchs um 30% unter der "normalen" Nachfrage.
Und als weitere Vereinfachung:
Nehmen wir an, eine Hälfte der Verbraucher reduziert ihren Verbrauch gar nicht, der Rest reduziert den Verbrauch um 60%.
Und jetzt kann sich jeder Verbraucher - vom Privathaushalt bis zum Industriebetrieb - fragen, was es ihm Wert ist, dass er NICHT zu denen gehört, die um 60% reduzieren müssen.
Meine Vermutung ist: vielen Verbrauchern wird das ziemlich viel Wert sein. Nicht nur 5 Cent/kWh. Sondern vielleicht mehr als 1 Euro/kWh.

Sie sollten sich also eine Zukunft vorstellen, in der die Strompreise stündlich schwanken können zwischen 0 und sagen wir mal 200 Cent/kWh.

Es ist absolut plausibel, dass, wenn die Preisschwankung nur hoch genug ist, man entsprechende Nachfrageschwankungen bewirken kann.

Diese Vorstellung gefällt Ihnen nicht?
Mir auch nicht. Es ist eine Horrorvorstellung.
Allerdings ist das genau das, was man erwarten kann, wenn man die Produktion von Strom zeitlich weitgehend vom Verbrauch entkoppelt.

Ich sehe ehrlich gesagt keinen anderen Ausweg, wenn man auf dem Weg der Energiewende weitergeht.
Bzw. ich sehe natürlich schon Auswege.
Man kann z.B. sehr hohe Reservekapazitäten vorhalten. Dies würde die Preisschwankungen dämpfen. Allerdings würde es die GESAMTKOSTEN, die wir im Jahr für Strom haben, noch erhöhen. Denn diese Extra-Kapazitäten müssen ja auch bezahlt werden.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.11.2012 21:23
#30 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #29

Nehmen wir an, eine Hälfte der Verbraucher reduziert ihren Verbrauch gar nicht, der Rest reduziert den Verbrauch um 60%.
Und jetzt kann sich jeder Verbraucher - vom Privathaushalt bis zum Industriebetrieb - fragen, was es ihm Wert ist, dass er NICHT zu denen gehört, die um 60% reduzieren müssen.
Meine Vermutung ist: vielen Verbrauchern wird das ziemlich viel Wert sein. Nicht nur 5 Cent/kWh. Sondern vielleicht mehr als 1 Euro/kWh.

Sie sollten sich also eine Zukunft vorstellen, in der die Strompreise stündlich schwanken können zwischen 0 und sagen wir mal 200 Cent/kWh.

Es ist absolut plausibel, dass, wenn die Preisschwankung nur hoch genug ist, man entsprechende Nachfrageschwankungen bewirken kann.

Lieber Florian,
da könnte auch ganz anders reagiert werden - mit Akkus. Bei solchen Spreizungen lohnt sich das dann langsam. Der nächste Schritt wäre den Strom abzustellen, die PV-Anlage an die Akkus anzuschliessen, mit dem entsprechenden Zubehör, und für die Lücken ein Notstromaggregat zu betreiben. Der Markt für Produkte abseits der reinen Energie wird wohl etwas länger intakt bleiben.

Viele Grüße, Erling Plaethe

wflamme Offline



Beiträge: 187

24.11.2012 21:44
#31 RE: Fortschritt Antworten

Zitat
Ihre Rechnung kann ich nachvollziehen.



Immerhin ein Anfang.

Zitat
Was Sie allerdings übersehen:
Die von Ihnen angenommene Spreizung von 5Cent zwischen Höchsttarif und Niedrigsttarif ist ein Wert aus der Vergangenheit.



Nein. Denn Sie hätten ja nur einen Absatzatz weiter lesen müssen:
"Oder andersherum gefragt: Wie abwegig groß müßte die Spreizung der Tarife denn dann ausfallen, damit sich genügend Menschen finden, die sich diese 'Flexibilisierung' ihres Lebensrythmus antun? Oder eine noch erheblich flexiblere - um 2:00 nachts die Kinder wecken, frühstücken, in die Schule schicken und auf zur Arbeit, weil's gerade stürmt?"

Zitat
Wenn man zu einer Angleichung von Verbrauch an die Produktion kommen will, dann braucht es VIEL höhere Preisunterschiede.



Kompliment, das ist schonmal eine LAUT GEÄUSSERTE Erkenntnis. Also, welche Spreizung zwischen hohen und niedrigen Tarifen erscheint Ihnen in etwa angemessen, um das gewünschte Flexibilisierungsziel zu erreichen?

Grüße,

Wolfgang Flamme

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

24.11.2012 22:10
#32 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #29
Es wäre durchaus sinnvoll (auch aus Sicht der Versorger) zu diesen Zeit den Abnahmepreis für den Stromkunden auf nahe Null zu setzen.

Das nützt nur nicht viel. Denn weder industrielle Verbraucher noch private Verbraucher können das in nennenswertem Umfang nutzen. Industrielle Verbraucher laufen in aller Regel mit einem festen Verbrauchsrythmus. Die Schmelze, die alle Stunde erstellt wird, die Metallreinigung, die kontinuierlich den selben Strom braucht, der Motor, der sich regelmäßig dreht, der Roboter der 24 Stunden schweisst. Da nützt es nicht viel, dass der Strom gerade sehr billig ist. Es kann nicht mehr abgenommen werden. Dem privaten Verbraucher geht es nicht viel anders: Was soll er mit dem Strom ? Kochen, wenn es gerade billig ist ? Wohl eher nicht. Seinen Computer richtig aufdrehen und mal so richtig Licht machen ? Auch nicht. Bis auf sehr, sehr wenige, ziemlich spezielle Fälle, hat der private Nutzer davon auch nix.

Und es greift sogar ein weit verheerenderer Effekt: Der Stromanbieter soll den Strom verschleudern, das gilt aber für den gesamten Strom, den er (auch für teuer Geld) erzeugt. Denn seine Gestehungskosten sind ja dummerweise nicht gerade die 0 oder 5 Cent, die er jetzt nehmen soll. Das macht es so richtig attraktiv überhaupt noch Strom zu verkaufen. Besser ist es, für den Anbieter, den Strom für normalen Preis anzubieten und den überzähligen Strom zu verwenden, um die Strasse zu heizen. Denn Sie "unterschlagen" etwas ganz simples: Es ist nicht Ziel des Anbieters genau den Strom der auf dem Markt ist an den Abnehmer zu bringen. Sein Ziel ist es möglichst viel damit zu verdienen. Und im Unterschied zu teuren Speichtechnologien ist die Verschwendung von Strom relativ kostengünstig realisierbar.

Zitat
Und jetzt kann sich jeder Verbraucher - vom Privathaushalt bis zum Industriebetrieb - fragen, was es ihm Wert ist, dass er NICHT zu denen gehört, die um 60% reduzieren müssen.
Meine Vermutung ist: vielen Verbrauchern wird das ziemlich viel Wert sein. Nicht nur 5 Cent/kWh. Sondern vielleicht mehr als 1 Euro/kWh.


Und auch dieses Spiel geht genau einmal gut. Denn der industrielle Verbraucher ist deutlich flexibler was seinen Standport angeht als der private Verbraucher. Der verlagert nämlich seine Produktion. Und zwar dahin, wo kein solcher Irrsinn herscht.

Zitat
Es ist absolut plausibel, dass, wenn die Preisschwankung nur hoch genug ist, man entsprechende Nachfrageschwankungen bewirken kann.


Korrekt, berücksichtigt aber nicht mehr als kurzfristige Effekte. Langfristig bewirken beide Ausrichtungen eine Vernichtung von Anbieter (Stromerzeuger) und Verbraucher (Industriebetrieb).

Zitat
Allerdings ist das genau das, was man erwarten kann, wenn man die Produktion von Strom zeitlich weitgehend vom Verbrauch entkoppelt.


Exakt so ist es.

Das Problem ist aber, dass im Unterschied zum privaten Verbraucher ein Unternehmen eine Planungssicherheit braucht. Habe ich die nicht, investiere ich nicht. Anders gesagt: Das skizzierte Szenario (und ich gebe ihren wirtschaftlichen Betrachtungen durchaus recht) ist ein 1A Deindustrialisierungsprogramm. Für Anbieter wie auch für Verbraucher.

Hausmann Offline



Beiträge: 710

24.11.2012 22:14
#33 RE: Fortschritt Antworten

Bin ein klein wenig erstaunt über diese, Entschuldigung, metertiefe politische Arschkriechei hier.

energist Offline




Beiträge: 322

24.11.2012 23:01
#34 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Hausmann im Beitrag #33
Bin ein klein wenig erstaunt über diese, Entschuldigung, metertiefe politische Arschkriechei hier.


???

Gerne Entschuldigung, aber was und wen meinen Sie überhaupt, werter Hausmann?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.11.2012 23:06
#35 Anmerkung Antworten

Zitat von Hausmann im Beitrag #33
Bin ein klein wenig erstaunt über diese, Entschuldigung, metertiefe politische Arschkriechei hier.

Lieber Hausmann, solche Wörter gehören nicht in dieses Forum. Und ein so pauschaler und nicht begründeter Vorwurf auch nicht.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.11.2012 23:07
#36 Frage Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #28
Endlich mal die Stimme der Vernunft.

Nur, welche? Wen und welchen Beitrag meinen Sie?

Hermes Offline



Beiträge: 59

25.11.2012 00:38
#37 RE: Fortschritt Antworten

Zitat
Hierzu etwas VWL-Theorie:
Es gibt zum einen eine Stromnachfrage.
Diese ist zwar kurzfristig relativ preisunelastisch. Aber nicht komplett unelastisch. Je nachdem wie hoch der stundenaktuelle Preis ist, würden sich ggf. zusätzliche Nachfrager einfinden oder abspringen. Und zwar solange, bis der Grenznutzen gerade dem aktuellen Preis entspricht.
(Wenn der Preis auf sagen wir mal 0,50€/kWh hochgeht, dann springen alle Nachfrager ab, deren Nutzen unter 0,50€/kWh liegt).*

Umgekehrt auf der Angebotsseite:
Hier gibt es natürlich vollkommen unelastische Anbieter. Neben den Grundlast-Kraftwerken sind dies (leider) auch alle Anbieter mit Einspeise-Garantie. Es verbleiben aber z.B. Pumpspeicherkraftwerke und teilw. Gaskraftwerke. Diese produzieren solange Strom, solange der Preis über den Grenzkosten liegt.

In einer Marktwirtschaft haben wir dann höchste Effizienz, wenn Grenznutzen der Konsumenten = Marktpreis = Grenzkosten der Produzenten.
Dieses Kriterium wird durch für den Konsumtenten fixe Strompreise eher behindert.
Ein schwankender Preis als Marktsignal für aktuelle Knappheit ist daher grundsätzlich sinnvoll.



Wenn ich eine Industrieanlage betreibe, die dadurch beschädigt werden könnte, dass der Strom ausfällt, dann ist meine Nachfrage sehr unelastisch. Die Strommengen, die ich zur Aufrechterhaltung meiner Produktion benötige, kaufe ich daher bereits vorab und vereinbare entsprechende Preise mit dem Kraftwerksbetreiber. Dieser weiß dann also, mit welcher Last er sein Kraftwerk laufen lassen muss, damit er mir die bestellten Strommengen liefern kann. Er kann Brennstoffkosten, Personalaufwand, Verschleiß etc. kalkulieren und daher einen Angebotspreis festsetzen, der seine Kosten deckt. Liegt dieser zu hoch oder führt das Verhalten anderer Netzteilnehmer dazu, dass die gewünschte Ausfallsicherheit nicht garantiert werden kann, werde ich möglicherweise lieber eigene Kraftwerke bauen.

Vergleichbares gilt für den Privatkunden. Dieser ist vermutlich bereit, einen höheren Preis zu zahlen, wenn er dafür sicherstellen kann, dass er jederzeit Strom zur Verfügung hat, seine Nachfrage ist also relativ unelastisch. Er bestellt seinen Strombedarf nicht im Voraus; der Kraftwerksbetreiber ist aber in der Lage, den Strombedarf aller Kunden ohne fest kontrahierte Mengen ungefähr abzuschätzen und Kapazitäten vorzuhalten, bei denen ein Ausfall hinlänglich unwahrscheinlich ist (also z.B. unter 0,1% innerhalb von 24 h). Es wird also nicht bei der Produktion nachgesteuert, sondern bei der Einspeisung. Eine Nachsteuerung bei der Stromproduktion, die der Nachfrage in Echtzeit folgt, dürfte auch mit keinem heute existierenden Kraftwerkstyp möglich sein.

Nun kommen die EE ins Spiel. Diese sind nicht steuerbar. Ein Anbieter von EE-Strom kann also keine Mengenkontrakte im oben beschriebenen Sinne abschließen, weil er seine Produktionsmengen nicht steuern kann. Er kann aus diesem Grunde auch keine Privathaushalte beliefern, weil er nicht stets eine Kapazität vorhalten kann, die mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit nicht überbeansprucht wird. Das Geschäft mit der Erzeugung von EE-Strom gleicht insofern dem von Charles Hatfield, von dem ich auf einem interessanten Blog erfuhr, eventuell gar auf Zettels Raum? Schließlich gibt es keinen Kraftwerkstyp, den er seinem Portfolio hinzufügen könnte, um eine unterbrechungs- und schwankungsfreie Erzeugung sicherzustellen. Er könnte allenfalls sein eigenes Produkt weitgehend vernichten und stattdessen das Produkt eines anderen Herstellers anbieten, das die gewünschten Eigenschaften besitzt. Das tun derzeit alle am Markt tätigen Ökostromanbieter, z.B. Greenpeace Energy, indem sie Strom aus Wasserkraftwerken anbieten, die in vielen Fällen auch nichts Anderes sind als Stromspeicher.

Die EE können jedoch in dem Maße in das System integriert werden, als der Volatilität auf der Nachfrageseite die entsprechende Volatilität auf der Angebotsseite hinzugerechnet wird und wiederum ermittelt wird, wie groß die Kraftwerkskapazitäten sein müssen, die mit hinreichend geringer Wahrscheinlichkeit zu einem Ausfall führen. Mit anderen Worten: Wie viele Kraftwerke können vom Netz genommen werden, um dieselbe Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wenn zusätzlich EE-Kapazitäten bereitstehen? Deren Betreiber dürfen dann aber nicht den Strom selbst verbrauchen, denn dann gilt die Kalkulation schließlich nicht mehr. Die dena veröffentlichte dazu kürzlich eine Prognose für das Jahr 2050.

Die Kennzahlen für diese Kalkulation sind bekannt und z.B. bei der Bundesnetzagentur (z.B. in diesem Dokument auf S. 22 f.) abrufbar. Bei EE-Strom aus Windenergie beträgt der Wert im Mittel 6%, bei EE-Strom aus Photovoltaik liegt er unter 1% der Nennleistung der Anlagen. Für eine Solaranlage, die im Jahresmittel 10% ihrer Nennleistung erreicht, ergäbe sich somit ein Marktpreis für die kWh Strom, der bei unter 10% des Marktpreises für Strom aus Kraftwerken liegt. Eine Windkraftanlage, die im Jahresmittel 25% ihrer Nennleistung erreicht, würde immerhin einen Marktpreis von knapp einem Viertel dessen von Kraftwerksstrom erzielen. Nimmt man (großzügig) einen durchschnittlichen [url=http://www.eex.com/de/Marktdaten/Handelsdaten/Strom/Stundenkontrakte%20|%20Spotmarkt%20Stundenauktion/spot-hours-table/2012-11-25/EU]Börsenpreis[/url] von 5 Cent pro kWh an, so dürfte die Vergütung für Strom aus Solaranlagen im Mittel daher unterhalb von 0,5 Cent pro kWh liegen, die Vergütung von Strom aus Windkraftanlagen im Mittel bei knapp über 1 Cent pro kWh.

Ein erhöhte Nachfrage treibt natürlich den Börsenpreis, so dass auch höhere Vergütungen möglich wären. Allerdings, und das ist ein wichtiger Punkt, der gegen ein 'Smart Grid' spricht, macht der Börsenpreis insbesondere für Privatkunden einen so geringen Teil des zu zahlenden Strompreises aus, dass selbst eine Steigerung des Börsenpreises um 50% wegen eines verringerten Angebots den Endkundenpreis um maximal 10% erhöht. Wir sehen dergleichen seit Jahren an den Tankstellen, wo z.B. eine Versiebenfachung des Ölpreises zwischen 2003 und 2008 die Benzinpreise nur um rund 60% ansteigen ließ. Ein Strompreis von 50 Cent pro kWh aufgrund des Marktpreises für Strom ist daher völlig unrealistisch. Wenn der Privatkundenpreis für Strom diese Höhe erreicht, dann nur aufgrund eines weiteren Anstiegs der Steuern und Kosten für EE und 'Energiewende' oder aufgrund einer Heraufsetzung der tolerierten Ausfallwahrscheinlichkeit im Zuge der verstärkten Integration von EE. Dies würde allerdings aufgrund des Europäischen Verbundnetzes ganz Europa treffen, und wir sehen aktuell am Beispiel von Polen und Tschechien, dass man dort nicht bereit dazu ist, die Folgen unseres unkontrollierten Ausbaus von EE zu tragen und daher demnächst die daraus resultierenden Spannungsspitzen abwehren wird. Konsequent wäre daher eine völlige Trennung des deutschen Stromnetzes vom Rest Europas und die Anpassung der tolerierten Ausfallrisiken an Werte, die mit einer Umstellung der Stromversorgung auf EE realistisch sind. Ein Stromausfall pro 24 Stunden dürfte damit fast zum sicheren Ereignis werden. Persönlich würde ich jedoch eine physikalische und betriebswirtschaftliche Trennung des Stromnetzes der EE- und 'Energiewende'-Befürworter vom restlichen Stromnetz, das ich dann weiterhin nutzen würde, vorziehen.

Wie uns die Fürsprecher des EE-Stroms versichern, ist dieser bekanntlich 'kostenlos', so dass auch ein vergleichsweise geringer Preis noch einen profitablen Betrieb von EE-Anlagen zulassen sollte. Insbesondere ließe sich der Gewinn steigern, wenn die nicht abgefragten Produktionsmengen gespeichert und zu anderer Zeit bereitgestellt würden. Hier ist eine Verfügbarkeit von annähernd 100% möglich, d.h. gespeicherter Solarstrom hat mehr als den zehnfachen Wert des direkt eingespeisten, gespeicherter Windstrom immer noch den vierfachen. Selbst die relativ ineffizienten Speichertechnologien, die heute existieren, wären unter diesen Umständen hochprofitabel und würden sofort realisiert. Dass das nicht der Fall ist, liegt ausschließlich daran, dass die garantierten Einspeisetarife weit oberhalb des tatsächlichen Wertes des EE-Stroms liegen (und vielleicht daran, dass die Anlagen zur Gewinnung von EE-Strom doch nicht ganz kostenlos sind). Bei vollständiger Marktintegration stünden sofort über 90% des Stroms aus Solaranlagen und rund 75% des Stroms aus Windkraftanlagen für die Speicherung zur Verfügung. De facto gilt das natürlich auch schon heute - die entsprechenden Strommengen wechseln für Preise von 0 Cent pro kWh und darunter den Besitzer. Damit können preisgünstig Pumpspeicherbecken gefüllt werden, und der so veredelte Strom wird dann wieder als 'Ökostrom' aus Wasserkraft an die deutschen Endverbraucher verkauft, die ihn dann ein zweites Mal bezahlen. Die Erzeuger des EE-Stroms hingegen sind überhaupt nicht an den anfallenden Kosten beteiligt, sondern erhalten im Gegenteil noch eine großzügige Rendite auf ihre Investitionen.

Christoph Offline




Beiträge: 241

25.11.2012 01:17
#38 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat
Gäbe es einen Markt, dann wäre es den Energieversorgern überlassen auf welche Art und Weise sie ihr Produkt generieren. Das ist aber nicht der Fall. Somit kann man auf der Angebotsseite von einem Kartell sprechen, einem staatlichen Kartell.



Das halte ich für falsch, denn die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen ist immer Einschränkungen
unterworfen – natürlichen oder gesetzlichen. Ein Spediteur muss sich z.B. an die Straßenverkehrsordnung halten;
seine Fahrer müssen einen Führerschein besitzen und sich dafür untersuchen lassen; sie dürfen nicht länger als
x Stunden fahren u.s.w.. Man mag das beklagen oder gutheißen: der Markt wird so nicht außer Kraft gesetzt, auch
wenn sich das Verhalten von Anbietern und Nachfragern ändert. Sie suchen nun ein ökonomisches Optimum unter anderen
Randbedingungen; wie eine Schar von Ameisen, die auch dann noch den schnellsten Weg zur Nahrungsquelle finden, wenn
man ein paar Hindernisse in den Weg stellt.

Für einen Markt braucht es, nach meinem Verständnis:
1. mehrere Anbieter gleichwertiger Güter
2. mehrere Nachfrager dieser Güter
3. freie Verhandlung des Preises

Die freie Preisbildung ist natürlich durch die EEG-Umlage konterkariert. Dennoch lässt sich der zeitliche Verlauf
von Angebot und Nachfrage noch immer mit Hilfe des Marktes anpassen (das geschieht ja schon, nur bleibt es dem
Verbraucher verborgen).

Zitat

Es ist gut möglich, dass vorher die Wirtschaft des Landes zusammen-, die Steuereinnahmen ein-, und die Bürger in Scharen ausbrechen werden.


Da haben Sie recht. Einige Schweizer fühlen sich ja schon jetzt durch deutsche Auswanderer überrannt. Ohnehin liegt die Schwelle auszuwandern
heute so niedrig wie nie zuvor; Dank sei der Globalisierung, dem Englischunterricht, den Auslandssemestern im Studium und dem Internet.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

25.11.2012 09:00
#39 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Christoph im Beitrag #38

Die freie Preisbildung ist natürlich durch die EEG-Umlage konterkariert. Dennoch lässt sich der zeitliche Verlauf
von Angebot und Nachfrage noch immer mit Hilfe des Marktes anpassen (das geschieht ja schon, nur bleibt es dem
Verbraucher verborgen).

Wie denn mangels Speicherkapazitäten. Es wird am Bedarf vorbei bereitgestellt und von Verkauf kann auch nicht mehr geredet werden, wenn der sogenannte Verkäufer keinen Gegenwert erhält sondern zusätzlich zum Produkt auch Geld geben muss um das Produkt loszuwerden, welches er nicht behalten kann.
Wann beeinflusst hier die Nachfrage und oder das Angebot das Marktgeschehen?
Ich schätze übrigens die Möglichkeiten der Niederlassungsfreiheit außerordentlich, zumal es das letzte Instrument sein dürfte den Irrsinn der Energiewende zu beenden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

wflamme Offline



Beiträge: 187

25.11.2012 09:20
#40 RE: Fortschritt Antworten

Zitat
Nur, welche? Wen und welchen Beitrag meinen Sie?



Ich hatte auf Calimeros Beiträge geantwortet aber das sieht man in der 'Flat'-Darstellung natürlich nicht.

Grüße,

Wolfgang Flamme

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.11.2012 09:35
#41 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #40

Zitat
Nur, welche? Wen und welchen Beitrag meinen Sie?


Ich hatte auf Calimeros Beiträge geantwortet aber das sieht man in der 'Flat'-Darstellung natürlich nicht.


Weswegen ich darum bitte, das, worauf man antwortet, in den Beitrag hineinzukopieren.

Wie das geht, finden Sie hier erklärt.

Herzlich, Zettel

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

25.11.2012 09:44
#42 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Hermes im Beitrag #37
Liegt dieser zu hoch oder führt das Verhalten anderer Netzteilnehmer dazu, dass die gewünschte Ausfallsicherheit nicht garantiert werden kann, werde ich möglicherweise lieber eigene Kraftwerke bauen.

Das ist nur konsequent. In Indien soll das schon üblich sein (ausm Gedächtnis, ohne Quelle).
Selbstversorgung ginge auch rein mit Erneuerbaren, wenn die Politik nichts dagegen hätte, in diesem Fall das Land Schleswig-Holstein: http://www.erneuerbareenergien.de/absage.../150/469/58532/
Ein Witz, wenn man sich die Selbstdarstellung des Landes Schleswig-Holstein anschaut: http://www.schleswig-holstein.de/FM/DE/L...wende_node.html

Zitat

Nun kommen die EE ins Spiel. Diese sind nicht steuerbar.

Sie sind bedingt steuerbar. Heute wird meist die maximale mögliche Leistung ins Netz eingespeist. Einspeisevorrang schimpft sich das. Mit einem immer höheren Anteil von EE wird das irgendwann nicht mehr möglich sein. Technisch ist es ein leichtes die EE-Anlagen zu drosseln, und wird ja schon heute manchmal gemacht.

wflamme Offline



Beiträge: 187

25.11.2012 13:22
#43 RE: Fortschritt Antworten

Ach, und Florian, wie wollen Sie diese Preisgestaltung denn mit der Leistungsdauerlinie regenerativer Erzeugung in Übereinstimmung bringen? Diese Erzeugungsart bringt es ja leider mit sich, daß sie den größten Teil der Jahresstunden wenig bis nichts abwerfen und wenige Jahresstunden Überschüsse - dann aber zT erhebliche. Sollen wir dann zu günstigen Zeiten stundenlang staubsaugen, bügeln, kochen, waschen, trocknen, toasten, fernsehen, Musik hören, Wasser kochen und das Licht im ganzen Haus brennen lassen? Wird die Industrie dann schnell die Reservefabrik für ein paar Stunden ausmotten, um die Überschüsse abzunehmen?

Zitat
Man MUSS also den Verbrauch an die Produktion anpassen.



Ach hören Sie doch auf mir zu erzählen, was 'man' also muß. Umgekehrt funktioniert es nunmal deutlich besser. Obwohl ich durchaus Verständnis dafür aufbringe, wenn Sie das furchtbare Desaster, das Ihre Vorstellungen anrichten würden, keinesfalls alleine ausbaden wollen.

Grüße,

Wolfgang Flamme

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

25.11.2012 13:28
#44 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #39
Zitat von Christoph im Beitrag #38

Die freie Preisbildung ist natürlich durch die EEG-Umlage konterkariert. Dennoch lässt sich der zeitliche Verlauf
von Angebot und Nachfrage noch immer mit Hilfe des Marktes anpassen (das geschieht ja schon, nur bleibt es dem
Verbraucher verborgen).

Wie denn mangels Speicherkapazitäten. Es wird am Bedarf vorbei bereitgestellt und von Verkauf kann auch nicht mehr geredet werden, wenn der sogenannte Verkäufer keinen Gegenwert erhält sondern zusätzlich zum Produkt auch Geld geben muss um das Produkt loszuwerden, welches er nicht behalten kann.
Wann beeinflusst hier die Nachfrage und oder das Angebot das Marktgeschehen?
Ich schätze übrigens die Möglichkeiten der Niederlassungsfreiheit außerordentlich, zumal es das letzte Instrument sein dürfte den Irrsinn der Energiewende zu beenden.


Nicht mehr lange:
http://ef-magazin.de/2012/11/23/3864-eudssr-grenzen-dicht

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Hermes Offline



Beiträge: 59

25.11.2012 14:01
#45 RE: Fortschritt Antworten

Zitat
Sie sind bedingt steuerbar. Heute wird meist die maximale mögliche Leistung ins Netz eingespeist. Einspeisevorrang schimpft sich das. Mit einem immer höheren Anteil von EE wird das irgendwann nicht mehr möglich sein. Technisch ist es ein leichtes die EE-Anlagen zu drosseln, und wird ja schon heute manchmal gemacht.



Das stimmt so nicht ganz. Heute wird die jeweils erzeugte Leistung ins Netz eingespeist. Wo nichts ist, kann aber auch nichts eingespeist werden. Darum sprach ich davon, dass die EE nicht steuerbar sind und die Lieferanten von EE-Strom keine Mengenzusagen machen können. Sie können zwar jederzeit weniger liefern, als ihre Anlagen zum jeweiligen Zeitpunkt in der Lage sind zu produzieren, aber niemals mehr. Vergleichbar mit einem Auto, das zwar eine Bremse besitzt, aber kein Gaspedal. Wer stets nur bergab fährt, merkt kaum einen Unterschied.

Das ist somit das Technologieniveau eines Segelschiffs. Man kann das Segel zwar einholen und den Anker auswerfen, wenn man sich trotz Wind nicht fortbewegen will. Eine Fortbewegung, obwohl gerade kein Wind weht, ist aber nicht möglich. Die phönizische Bireme war hingegen vor 2700 Jahren weiter als die Stromerzeugung per EE, denn sie verfügte bereits über einen Hybridantrieb mit Segel und Rudern.

Technisch realisierbar wäre dieses Hybridverfahren problemlos auch bei EE-Anlagen. Die Betreiber der Anlagen müssten sich dann bei Flaute oder nach Sonnenuntergang in den Sattel schwingen und den Strom selbst erzeugen. Die Vergütung wäre natürlich dann bei der maximalen ständig verfügbaren Leistung gedeckelt, was sicherlich Anreize für fleißiges Training setzen dürfte.

snenk Offline



Beiträge: 11

25.11.2012 14:03
#46 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #16
Zitat von Zettel im Beitrag #3
Bacon? Roger oder Francis? Beide habe ich bisher nicht mit Ökologie in Verbindung gebracht. Oder ein Dritter?
Francis Bacon. In dem Arte-Video wird er mit diesen Worten zitiert: „Man kann der Natur aber nur gebieten, wenn man ihr gehorcht.“ Leider ist dieses Video nicht mehr bei Arte online, ich habe es deshalb noch mal bei Youtube eingestellt

Danke für den Hinweis auf den Artikel von Herrn Herr. An Ihn hätte ich einmal eine spezielle Frage, die ich schon mal Science-Skeptical-Blog gestellt hatte, doch bislang keine befriedigende Antwort bekommen habe. Es geht um den Schöpfungsgedanken. Bewahrung der Schöpfung ist ja heutzutage auch so ein geflügeltes Wort, mit dem sich die Ökos in den christlichen Kirchen zu Wort melden.

Zitat
Nun bin ich in diesem Zusammenhang auf den aus dem Judentum hervorgegangenen Ausdruck “Reparatur der Welt”, oder “Tikkun Olam” gestoßen und muss gestehen darüber nicht viel zu wissen.

Mich würde vor allem einmal interessieren, ob Strömungen wie sie oben beschrieben im Christentum vorkommen, auch im modernen religiösen Judentum vorhanden sind; und wie das in der jüdischen Liturgie vorkommende letakken Olam („Weltverbesserung“) zu deuten ist. Auch Abseits von religiösen Vorstellungen, sozusagen als Handlungsanweisung, was ja immer auch ein Aspekt von Religionen darstellt. (Tikkun Olam)
Wie gesagt, für mich wäre sehr interessant zu wissen, ob sich aus theologischer Sicht diese Schöpfungsbewahrung so begründen lässt, wie es die Ökologisten tun. Oder aber, was die Aufforderung zur Weltverbesserung vermuten lässt, die Schöpfung noch nicht abgeschlossen ist und den Menschen zur Weiterentwicklung übergeben ist.

Ich weiß, ist eigentlich OT. Doch ich frage mich ständig, warum dieser kreationistische Schöpfungsgedanke von Ökologisten ständig betont wird, doch niemand es ernsthaft hinterfragt, ob es denn aus theologischer Sicht überhaupt haltbar ist.

Beste Grüße



Lieber Quentin Qencher,

Ich bin zwar kein Theologe aber Christ. Da sich Herr Herr bis jetzt noch nicht zu Wort gemeldet hat, möchte ich versuchen, auf Ihre Frage eine Antwort zu geben. Möglicherweise wird sich Herr Herr noch einmal zu Wort melden ...

Aus meiner Sicht lässt sich die Idee, dass der Mensch sich um die Erhaltung der Schöpfung Gedanken machen muss, nicht aus der Bibel ableiten. Zumindest dann nicht, wenn man die Bibel in einem Gesamtkontext betrachtet. Tut man dies nicht, kommt es schnell zu Fehlinterpretationen, die sich vor allem Ideologien zu Nutze zu machen wissen. Wie zum Beispiel im Dritten Reich oder der DDR, als man versuchte, mit mehr oder weniger Erfolg Christen von ihrer ablehnenden Haltung abzubringen, indem man ihnen vorhielt, die Bibel lehre, man solle doch den jeweiligen Herrschern dienen (vgl. Römer 13, 1-3). Das stand aber im Widerspruch zu Nächstenliebe und Gottesliebe, die als die höchsten Gebote gelten (Matthäus 22, 37).
Es geht also am Ende um die richtige Priorisierung dessen, was dem Menschen wichtig sein soll. Die Schöpfung steht dort an hinterster Stelle, denn sie wurde uns gegeben, um sie uns untertan zu machen, wie Sie bereits in Ihrem Blogbeitrag richtig bemerkten.

Auch von einer Weltverbesserung durch den Menschen kann aus theologischer Sicht keine Rede sein. Die Bibel redet davon, dass die gesamte Schöpfung seit dem Sündenfall verdammt ist und damit ebenso der Erlösung bedarf. Der Ökologismus zielt aber vielmehr darauf ab, die Erde durch Einhaltung von Regeln zu befreien. Spätesten seit Martin Luther sollten wir Christen aber erkannt haben, dass Erlösung allein durch Gottes Gnade möglich ist.

Beste Grüße
snenk

Hermes Offline



Beiträge: 59

25.11.2012 14:23
#47 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat
Es wird am Bedarf vorbei bereitgestellt und von Verkauf kann auch nicht mehr geredet werden, wenn der sogenannte Verkäufer keinen Gegenwert erhält sondern zusätzlich zum Produkt auch Geld geben muss um das Produkt loszuwerden, welches er nicht behalten kann.
Wann beeinflusst hier die Nachfrage und oder das Angebot das Marktgeschehen?



Sehr niedrige oder gar negative Strompreise lassen erkennen, dass die Stromverbraucher einen erheblich höheren Aufwand dadurch haben, ihre Stromnachfrage dem Angebot anzupassen, als den Strom dann nachzufragen, wenn sie ihn tatsächlich benötigen und dafür notfalls einen höheren Preis zu zahlen. Das ist natürlich auch unmittelbar ersichtlich: Industrielle Abnehmer können nicht wegen Flaute ihre Produktion drosseln, weil die Fixkosten weiterlaufen. Sie können auch nicht ihre Produktionskapazitäten überschreiten, wenn gerade viel Wind weht.

Überdies sei erwähnt, dass eine Preisbildung in Echtzeit eine weit flexiblere Anpassung der Nachfrage erfordern würde, als hier diskutiert wurde. Wenn bei starkem Wind alle Privatkunden ihre Waschmaschine starten, eine Viertelstunde später aber der Wind nachlässt, soll dann der Waschvorgang unterbrochen werden? Soll das Stahlwerk den Produktionsprozess unterbrechen, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt? Oder sollen Stahlwerke und Waschmaschinen mit Akkus ausgestattet werden, die bei günstigen Angebotsbedingungen genug Strom speichern, um den begonnenen Prozess komplett durchzuführen? Hier wird deutlich, dass die konstante Bereitstellung in der Pflicht des Stromerzeugers liegen muss und weder auf den Netzbetreiber (wie aktuell der Fall) noch auf den Endkunden (wie in der 'Smart Grid'-Debatte diskutiert) abgewälzt werden darf.

Mein Vorschlag dazu wäre, dass die Netzbetreiber zur Stabilisierung der Netze Pufferkapazitäten, vor allem in Form von Pumpspeicherbecken, schaffen. Um Klagen von Anwohnern zu vermeiden, müssen entsprechende Entschädigungsregeln beschlossen werden. Die Kosten für die Errichtung der Pufferkapazitäten tragen die Stromerzeuger über eine Abgabe, die von der gesicherten Einspeiseleistung und der erhaltenen Vergütung abhängt. Ein Braunkohlekraftwerk bietet etwa 92% gesicherte Leistung; bei einem Börsenpreis von 5 Cent für die kWh Strom würde also eine Abgabe von 8% auf diese 5 Cent fällig, also 0,04 Cent pro kWh. Für eine 2004 ans Netz gegangene PV-Anlage, die also noch bis 2024 in den Genuss der unter der rot-grünen Regierung mittels EEG knapp versiebenfachten Vergütung für PV-Strom kommt, werden 57,6 Cent pro kWh gezahlt. Die gesicherte Leistung beträgt 1%; somit fällt eine Abgabe in Höhe von 57,04 Cent pro kWh an.

Yago Offline



Beiträge: 431

25.11.2012 14:52
#48 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von snenk im Beitrag #46

Auch von einer Weltverbesserung durch den Menschen kann aus theologischer Sicht keine Rede sein. Die Bibel redet davon, dass die gesamte Schöpfung seit dem Sündenfall verdammt ist und damit ebenso der Erlösung bedarf. Der Ökologismus zielt aber vielmehr darauf ab, die Erde durch Einhaltung von Regeln zu befreien. Spätesten seit Martin Luther sollten wir Christen aber erkannt haben, dass Erlösung allein durch Gottes Gnade möglich ist.


Als Gott die ersten Menschen im Paradies darauf hinwies, auf keinen Fall von den Früchten eines bestimmten Baumes zu essen (dem Baum der Erkenntnis), übergab er ihnen die Erde. Gott schuf die Menschen. Er musste wissen, wie sie funktionieren: "Denke an alles, nur nicht an 'blau'" - Er wusste, dass sie vom Apfel essen würden. Er schickte die Menschen aus einer Traumwelt ohne Entwicklung in eine Welt der Möglichkeiten.

Somit halte ich die Menschen die Erde betreffend für zuständig. Sie müssen sich um die Erde und ihr eigenes Leben eigenverantwortlich kümmern.

mfG Yago

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

25.11.2012 15:22
#49 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Hermes im Beitrag #47
Zitat:Mein Vorschlag dazu wäre, dass die Netzbetreiber zur Stabilisierung der Netze Pufferkapazitäten, vor allem in Form von Pumpspeicherbecken, schaffen.
Netzbetreiber dürfen keine Kraftwerke betreiben, somit auch keine Pumpspeicherkraftwerke.

snenk Offline



Beiträge: 11

25.11.2012 20:38
#50 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat
Somit halte ich die Menschen die Erde betreffend für zuständig. Sie müssen sich um die Erde und ihr eigenes Leben eigenverantwortlich kümmern



Ja, aber der Rahmen dafür ist wesentlich enger gesteckt, als über die gesamte Erde. Nämlich nur bis zum Nächsten, will heißen, nicht zum Übernächsten. Das die Liebe und Achtung zu Gott eine mutwillige Zerstörung der Erde (seiner Schöpfung) ausschließt, versteht sich von selbst.

Beste Grüße
snenk

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