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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 82 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.11.2012 06:21
Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Wenn die Stromerzeugung sich an Wind und Sonne orientiert und nicht mehr am Bedarf, dann muß sich der Verbrauch eben, wie in jeder Mangelwirtschaft, am jeweils gerade verfügbaren Angebot orientieren.

In diesem Artikel stelle ich ein einschlägiges Forschungsprojekt vor und erinnere an einen Autor, der Stammlesern von ZR wohlvertraut ist: Wolfgang Harich.

Wann endlich erfährt dieser scharfsinnige Prophet der Ökodiktatur die Ehrungen, die er wenigstens posthum verdient?

Quentin Quencher Offline




Beiträge: 120

24.11.2012 09:56
#2 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Lieber Zettel,

Vorab, Harich kenne ich nicht - die Gedanken und Überzeugungen die er vertritt schon - und ob der geehrt werden sollte oder nicht, kann ich dementsprechend auch nicht beurteilen .

Der Heise-Artikel beschreibt eine Rationierung von Strom, uns fällt da natürlich sofort die Mangelwirtschaft im ehemaligen Ostblock auf, oder die Zwangswirtschaft im Krieg. Diese Mangelwirtschaft war aber nie gewollt, sollte nicht als Werkzeug zur Umerziehung der Bevölkerung dienen, sie war ein Kollateralschaden des Systems, eine Folge der Planwirtschaft, nicht deren Ziel. Im Kommunismus geht es vordringlich darum alte Machtverhältnisse zu überwinden und eine neue Gesellschaft zu schaffen, die Werkzeuge mit denen dies erreicht werden soll, sind austauschbar. Ökologismus ist ein solches. Harich hat wahrscheinlich das Potential erkannt, welches in dieser Ideologie steckt, und dass man sich dieses zu Nutze machen könnte. Eine Vermutung von mir.

Der Ökologismus ist aber viel älter als die kommunistische Idee. Rousseau stand da hier schon Pate, oder Bacon. Ich hatte dazu, basierend auf einer Arte-Sendung, mir schon mal ein paar Gedanken gemacht. Es gibt eben viele gesellschaftliche Akteure, die mit den Vorstellungen des Ökologismus hausieren gehen, doch in Wirklichkeit etwas ganz anderes verkaufen wollen. Nicht zuletzt ist es auch ein Thema in der Theologie. Ökologie, oder besser Ökologismus, als Begriff oder Ideologie hat zu viele Interpretationsmöglichkeiten und ist somit nicht geeignet eine Massenbewegung auszulösen. Es bleibt ein Thema einzelner Akteure. Aber, der aus diesen Vorstellungen entwickelte Begriff der Nachhaltigkeit hat schon eine größere Integrationskraft, weil sich hier menschliches Handeln in Bezug auf wahrgenommene globale Probleme darstellen lassen. Etwas was auch in die Kultur integriert werden kann.

Dies ist ja auch ein Ansatzpunkt von Harichs Gedanken, der von der Pflege von Kulturerbe spricht, wenn es denn von Nutzen ist. Dazu braucht man aber Leitbilder, die mit dem Ökologismus aber nicht kreiert werden können. Mit dem Begriff Nachhaltigkeit ist das zwar gewissermaßen gelungen, doch auch hieraus wird sich keine gesellschaftsändernde Bewegung ergeben, auch wenn es momentan den gegenteiligen Eindruck macht. Den Grund dafür nennt Karl-Werner Brand:

„Wir haben es hier mit einem durch den Begriff "sustainable development" oder "nachhaltige Entwicklung" erschlossenen neuen, kontrovers strukturierten Diskursfeld zu tun, das zwar durch gemeinsam geteilte neue Problemwahrnehmungen überhaupt erst geschaffen wird, auf dem verschiedene Akteure zugleich aber um die Durchsetzung ihrer spezifischen Definition von Nachhaltigkeit und der daraus sich jeweils ergebenden unterschiedlichen Handlungsstrategien miteinander kämpfen. Dahinter stehen unterschiedliche Welt- und Naturbilder, unterschiedliche Gesellschaftskonzepte, unterschiedliche Interessen und Wertpräferenzen.“

Ich denke, in der Zukunft werden wir es mit einem Rückzugsgefecht der ökologistischen Ideologen zu tun haben. Die Begriffe werden weiter verwendet und die jeweiligen Kulturen integriert, wobei sie ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren.

Liebe Grüße

Quentin Quencher
Glitzerwasser

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.11.2012 11:04
#3 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Lieber Quentin Quencher,

ich stimme Ihnen weitgehend zu; nur einige Randglossen:

Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #2
Der Heise-Artikel beschreibt eine Rationierung von Strom, uns fällt da natürlich sofort die Mangelwirtschaft im ehemaligen Ostblock auf, oder die Zwangswirtschaft im Krieg. Diese Mangelwirtschaft war aber nie gewollt, sollte nicht als Werkzeug zur Umerziehung der Bevölkerung dienen, sie war ein Kollateralschaden des Systems, eine Folge der Planwirtschaft, nicht deren Ziel.

Jedenfalls offiziell. Allerdings profitierten alle, die etwas Knappes "hatten", ja auch vom Mangel. Funktionäre, die über die Vergabe einer Wohnung entscheiden konnten; aber auch der Buchverkäufer, der, sagen wir, für einen Bekannten das "Magazin" besorgte.

Es fällt mir schwer, mir eine Gesellschaft vorzustellen, die reich ist und zugleich sozialistisch. Denn Menschen, die ihre Bedürfnisse selbst befriedigen können, indem sie sich das Gewünschte einfach kaufen, sind unabhängig. Die Verwaltung des Mangels ist im Sozialismus ein wesentliches Herrschaftsinstrument.
Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #2
Der Ökologismus ist aber viel älter als die kommunistische Idee. Rousseau stand da hier schon Pate, oder Bacon.

Bacon? Roger oder Francis? Beide habe ich bisher nicht mit Ökologie in Verbindung gebracht. Oder ein Dritter?
Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #2

Ökologie, oder besser Ökologismus, als Begriff oder Ideologie hat zu viele Interpretationsmöglichkeiten und ist somit nicht geeignet eine Massenbewegung auszulösen. Es bleibt ein Thema einzelner Akteure. Aber, der aus diesen Vorstellungen entwickelte Begriff der Nachhaltigkeit hat schon eine größere Integrationskraft, weil sich hier menschliches Handeln in Bezug auf wahrgenommene globale Probleme darstellen lassen.

Interessanter Gedanke.

Wir haben das ja schon oft diskutiert, und Herr hat einmal einen schönen Artkel dazu geschrieben (Klimaschutz als Religionsersatz. Und die Kirchen machen mit; ZR vom 8. 12. 2009): Der Ökologismus trägt viele Züge einer Religion.

Es ist wohl kein Zufall, daß die grüne Bewegung in denjenigen Weltgegenden und Schichten stark ist, wo die Religion an Bedeutung verliert.

Herzlich, Zettel

wflamme Offline



Beiträge: 187

24.11.2012 11:48
#4 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Dieselbe 'Ideensuppe' wird nun zum x-ten Mal aufgewärmt und mit viel Täterä serviert. Wartet's ab, bald werden Wissenschaftler EU-Fördermittel beantragen, um den Rundfunkempfang zu entwickeln.

Grüße,

Wolfgang Flamme

Juno Offline



Beiträge: 332

24.11.2012 11:49
#5 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat
Es ist wohl kein Zufall, daß die grüne Bewegung in denjenigen Weltgegenden und Schichten stark ist, wo die Religion an Bedeutung verliert.


Wenn sich die Ökologisten das selbst eingestehen würden, dann könnten sie sehr viel zielgerichteter Missionsarbeit leisten.

Eine Klimakonferenz beim frommen Emir von Katar ist vergebene Liebesmüh, die Farbe Grün ist in der islamischen Welt längst vergeben.

Aber aus China hört man, dass die dortige Gesellschaft in einer tiefen Sinnkrise steckt. Davon profitieren bislang Christentum und einige Sekten. Für den Ökologismus könnte hier ein gigantischer Wachstumsmarkt liegen - zumal er auch schön mit den Macht- und Kontrollbedürfnissen der herrschenden KP harmoniert.

Wahrscheinlich können wir froh sein, dass Greenpeace und die KPCh bislang noch nicht zueinander gefunden haben.

Blub ( gelöscht )
Beiträge:

24.11.2012 12:04
#6 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Nein, heute ist die Technik weit genug, um den bisherigen dummen und marktagnostischen Umgang mit Energie ein Ende zu setzen. Leute werden informiert und können bewusst mit Hilfe der Technik neue echte Marktentscheidungen treffen. Ansich ist das aktuelle System, wo ich eine Preisflatrate habe und der Preis vor mir versteckt wird viel marktfeindlicher, da Nutzer billig Strom wie immer bekommen, auch wenn der tatsächlich momentan sehr teuer auf der Strombörse ist. Gleicher Preis, ob ich grad mit einem komfortablen Mercedes von A nach B gefahren werde oder mit einem kleinen Fiat oder ob gerade 10 Fahrer warten oder es mit Fahrern sehr eng ist? Das nennen Sie Markt und marktwirtschaftlich???

Um dem Nutzer diese Möglichkeiten zu geben, müssen Geräte es unterstützen, dass sie preisbewusst agieren. Genau darum geht es bei diesen Arbeiten. Immer wieder spannend zu lesen, wie fortschrittsfeindlich die Meinungen hier sind, da man sich ja eigentlich genau das Gegenteil auf die Fahnen schreibt. Im Heim entsteht ein Markt und das ist gut so.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.11.2012 12:27
#7 Fortschritt Antworten

Zitat von Blub im Beitrag #6
Immer wieder spannend zu lesen, wie fortschrittsfeindlich die Meinungen hier sind, da man sich ja eigentlich genau das Gegenteil auf die Fahnen schreibt.

Hehe!

Ich sehe es nicht als Fortschritt an, wenn durch die Stillegung von Kraftwerken der Strom derart verknappt wird, daß man den Verbrauch steuern muß; daß die Leute zum Beispiel ihre Heizungen drosseln sollen, wenn mal wieder Knappheit herrscht. Ist das für Sie ein Fortschritt, lieber Blub?

Gäbe es eine wirkliche Knappheit wie im Sozialismus, dann könnten solche Maßnahmen unabdingbar sein. Aber die Stromknappheit (zu bestimmten Zeiten) und der Stromüberschuß (zu anderen) sind ja bekanntlich die Folgen der mutwilligen Entscheidung, einen Teil unserer Kraftwerke stillzulegen.

Das ist ungefähr so fortschrittlich, wie es fortschrittlich wäre, einen Teil der Handyfrequenzen zu sperren, damit das Telefonieren wieder richtig teuer wird. Und man dann ein Programm entwickeln kann, das den Nutzern sagt, zu welchen Zeiten sie die Tante und den Freund anrufen sollen; und wann nicht, weil es sie zu teuer käme.

Herzlich, Zettel

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2012 12:32
#8 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Blub im Beitrag #6

Nein, heute ist die Technik weit genug, um den bisherigen dummen und marktagnostischen Umgang mit Energie ein Ende zu setzen. Leute werden informiert und können bewusst mit Hilfe der Technik neue echte Marktentscheidungen treffen. Ansich ist das aktuelle System, wo ich eine Preisflatrate habe und der Preis vor mir versteckt wird viel marktfeindlicher, da Nutzer billig Strom wie immer bekommen, auch wenn der tatsächlich momentan sehr teuer auf der Strombörse ist. Gleicher Preis, ob ich grad mit einem komfortablen Mercedes von A nach B gefahren werde oder mit einem kleinen Fiat oder ob gerade 10 Fahrer warten oder es mit Fahrern sehr eng ist? Das nennen Sie Markt und marktwirtschaftlich???

Komisch, dass sich am Kommunikationsmarkt inzwischen die Flatrates durchgesetzt haben. Es gab ja mal Modelle, in denen das Telefonieren zu bestimmten Zeiten billiger war als an anderen. Fand man irgendwie nicht soo toll.
Sie unterschätzen hier anscheinend ganz gewaltig den Faktor Zeit, und dass es ein Riesenvorteil ist, wenn man seinen Energiebedarf zu jeder Zeit in unbegrenztem Umfang decken kann.
Stellen sie sich mal vor wie toll es wäre, wenn z.B. in einem Mehrparteienhaus nachts um zwei Uhr plötzlich alle Waschmaschinen anliefen. Oder wie schön wäre es doch, wenn die Zeit ihrer Küchenherdbenutzung ständig in einer Hochpreisphase läge. Staubsaugen wäre früh um vier am günstigsten, und Kaffeekochen zwischen 19:00 und 19:30 Uhr. Morgen kann das aber anders aussehen.

Während einer zweiwöchigen Windflaute stapelt sich bei ihnen die Dreckwäsche, wie bei allen Nachbarn auch. Sie halten natürlich die Kühlschranktür während einer Hochpreisphase geschlossen, weil die Automatik das Kühlaggregat ausgeknipst hat. Und wenn sie gerade an einer wichtigen Arbeit sitzen, quäkt sie der Strompreisalarm an, auf dass sie sofort den Rechner runterfahren - sonst wirds teuer!

Man muss schon Masochist oder sehr naiv sein, um sich so eine Welt schönzureden.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

bskf Offline



Beiträge: 51

24.11.2012 13:26
#9 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Blub im Beitrag #6

Nein, heute ist die Technik weit genug, um den bisherigen dummen und marktagnostischen Umgang mit Energie ein Ende zu setzen. Leute werden informiert und können bewusst mit Hilfe der Technik neue echte Marktentscheidungen treffen. Ansich ist das aktuelle System, wo ich eine Preisflatrate habe und der Preis vor mir versteckt wird viel marktfeindlicher, da Nutzer billig Strom wie immer bekommen, auch wenn der tatsächlich momentan sehr teuer auf der Strombörse ist. [...]

Um dem Nutzer diese Möglichkeiten zu geben, müssen Geräte es unterstützen, dass sie preisbewusst agieren. Genau darum geht es bei diesen Arbeiten.

Vollste Zustimmung! Und auch zukünftig wird jeder im Winter um 18:30 bei höchster Last seinen Ofen anwerfen dürfen.

Ergänzend:
Es gibt genug Märkte, bei denen das Angebot wechselnd ist und die Preise schwanken. Agrarwirtschaft (saisonal und nach Erntertrag), Halbleiterindustrie (durch Eröffnung/Schließung von Fabriken), andere Energieträger (nach politischer Situation). Noch häufiger ist die Situation, dass ein weitgehend konstantes Angebot auf wechselnde Nachfrage trifft und die Preise entsprechend angepasst werden. Münchener Hotels während der Oktoberfestzeit, Luftfahrt/Bahn vor Weihnachten, usw. usw... Ja, der Umgang mit schwankendem Angebot/Nachfrage ist unser täglich Brot. Und manche verdienen ihres sogar damit.

Ein klasse Projekt als Übergangslösung: Netzentlaster.

Grüße,

bskf

Lalelu Offline



Beiträge: 142

24.11.2012 13:40
#10 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von bskf im Beitrag #9
Zitat von Blub im Beitrag #6

Nein, heute ist die Technik weit genug, um den bisherigen dummen und marktagnostischen Umgang mit Energie ein Ende zu setzen. Leute werden informiert und können bewusst mit Hilfe der Technik neue echte Marktentscheidungen treffen. Ansich ist das aktuelle System, wo ich eine Preisflatrate habe und der Preis vor mir versteckt wird viel marktfeindlicher, da Nutzer billig Strom wie immer bekommen, auch wenn der tatsächlich momentan sehr teuer auf der Strombörse ist. [...]

Um dem Nutzer diese Möglichkeiten zu geben, müssen Geräte es unterstützen, dass sie preisbewusst agieren. Genau darum geht es bei diesen Arbeiten.

Vollste Zustimmung! Und auch zukünftig wird jeder im Winter um 18:30 bei höchster Last seinen Ofen anwerfen dürfen.

Ergänzend:
Es gibt genug Märkte, bei denen das Angebot wechselnd ist und die Preise schwanken. Agrarwirtschaft (saisonal und nach Erntertrag), Halbleiterindustrie (durch Eröffnung/Schließung von Fabriken), andere Energieträger (nach politischer Situation). Noch häufiger ist die Situation, dass ein weitgehend konstantes Angebot auf wechselnde Nachfrage trifft und die Preise entsprechend angepasst werden. Münchener Hotels während der Oktoberfestzeit, Luftfahrt/Bahn vor Weihnachten, usw. usw... Ja, der Umgang mit schwankendem Angebot/Nachfrage ist unser täglich Brot. Und manche verdienen ihres sogar damit.

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Grüße,

bskf


Der Unterschied ist, dass das begrenzte Angebot an Energie erst durch einen massiven staatlichen Eingriff in den Markt hervorgerrufen wurde.

---

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2012 13:44
#11 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von bskf im Beitrag #9
Es gibt genug Märkte, bei denen das Angebot wechselnd ist und die Preise schwanken. Agrarwirtschaft (saisonal und nach Erntertrag), Halbleiterindustrie (durch Eröffnung/Schließung von Fabriken), andere Energieträger (nach politischer Situation).

Jo, und welchen eklatanten Unterschied erkennt man hier im Vergleich zum Strom aus dem Netz?

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

24.11.2012 13:48
#12 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

@ Zettel:

Zitat
Jedenfalls offiziell. Allerdings profitierten alle, die etwas Knappes "hatten", ja auch vom Mangel. Funktionäre, die über die Vergabe einer Wohnung entscheiden konnten; aber auch der Buchverkäufer, der, sagen wir, für einen Bekannten das "Magazin" besorgte.

Es fällt mir schwer, mir eine Gesellschaft vorzustellen, die reich ist und zugleich sozialistisch. Denn Menschen, die ihre Bedürfnisse selbst befriedigen können, indem sie sich das Gewünschte einfach kaufen, sind unabhängig. Die Verwaltung des Mangels ist im Sozialismus ein wesentliches Herrschaftsinstrument.



Sehr schön erkannt hat diesen Mechanismus übrigens schon 1948 George Orwell in "1984".
Knappheit von wichtigen Gütern ist ein Kontrollinstrument. Wenn das natürlich nicht offen so gesagt wird. Ein schönes Beispiel für "Doublethink":
Das zuständige Ministerium heißt "Miniplenty" - und beschäftigt sich mit Rationierung.
Im Buch wird sogar die Theorie formuliert, dass die ständigen sinnlosen Kriege (auch) den Zweck haben, produzierte Güter (die den Lebensstandard ggf. heben würden) gleich wieder zu vernichten.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

24.11.2012 14:01
#13 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #11
Zitat von bskf im Beitrag #9
Es gibt genug Märkte, bei denen das Angebot wechselnd ist und die Preise schwanken. Agrarwirtschaft (saisonal und nach Erntertrag), Halbleiterindustrie (durch Eröffnung/Schließung von Fabriken), andere Energieträger (nach politischer Situation).

Jo, und welchen eklatanten Unterschied erkennt man hier im Vergleich zum Strom aus dem Netz?


Man kann Strom kaum auf Vorrat kaufen?

Aber bitte, mit solchen Lapalien wollen wir uns doch nicht beschäftigen.

Außerdem ist die Voratshaltung bei Agraprodukten auch nur beschränkt möglich, folglich gibt es auch da keinen Unterschied. Oder wollen Sie etwa behaupten es gäbe einen nennenswerten Unterscheid zwischen Naturkatastrophen und politischen Entscheidungen?

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.11.2012 14:05
#14 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von bskf im Beitrag #9
Zitat von Blub im Beitrag #6

Nein, heute ist die Technik weit genug, um den bisherigen dummen und marktagnostischen Umgang mit Energie ein Ende zu setzen. Leute werden informiert und können bewusst mit Hilfe der Technik neue echte Marktentscheidungen treffen. Ansich ist das aktuelle System, wo ich eine Preisflatrate habe und der Preis vor mir versteckt wird viel marktfeindlicher, da Nutzer billig Strom wie immer bekommen, auch wenn der tatsächlich momentan sehr teuer auf der Strombörse ist. [...]

Um dem Nutzer diese Möglichkeiten zu geben, müssen Geräte es unterstützen, dass sie preisbewusst agieren. Genau darum geht es bei diesen Arbeiten.

Vollste Zustimmung! Und auch zukünftig wird jeder im Winter um 18:30 bei höchster Last seinen Ofen anwerfen dürfen.

Ergänzend:
Es gibt genug Märkte, bei denen das Angebot wechselnd ist und die Preise schwanken. Agrarwirtschaft (saisonal und nach Erntertrag), Halbleiterindustrie (durch Eröffnung/Schließung von Fabriken), andere Energieträger (nach politischer Situation). Noch häufiger ist die Situation, dass ein weitgehend konstantes Angebot auf wechselnde Nachfrage trifft und die Preise entsprechend angepasst werden. Münchener Hotels während der Oktoberfestzeit, Luftfahrt/Bahn vor Weihnachten, usw. usw... Ja, der Umgang mit schwankendem Angebot/Nachfrage ist unser täglich Brot. Und manche verdienen ihres sogar damit.

Gäbe es einen Markt, dann wäre es den Energieversorgern überlassen auf welche Art und Weise sie ihr Produkt generieren. Das ist aber nicht der Fall. Somit kann man auf der Angebotsseite von einem Kartell sprechen, einem staatlichen Kartell.
Auf der Nachfrageseite bestimmen unter freien Marktverhältnissen die Kunden über den Preis. Bei hoher Nachfrage steigt zwar der Preis, aber auch das Angebot wird erhöht. Diese Nachfrage als marktsteuerndes Element wird aber gerade abgeschafft. Das Angebot soll die Nachfrage bestimmen, was selbst mit guten Rhetorikfähigkeiten nicht zur Marktwirtschaft gemacht werden kann.
Außerdem muss sich erst noch erweisen, in wie weit sich die Nachfrageseite bei der Einführung der Planwirtschaft ihren Lebensrhythmus bestimmen lässt.
Das wird noch interessant sein herauszufinden, wo die finanzielle Grenze zum willenlosen Untertan einer Öködiktatur liegt. Es ist gut möglich, dass vorher die Wirtschaft des Landes zusammen-, die Steuereinnahmen ein-, und die Bürger in Scharen ausbrechen werden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

24.11.2012 14:12
#15 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von bskf im Beitrag #9

Ein klasse Projekt als Übergangslösung: Netzentlaster.

Die 0,01% der Privathaushalte die da mitmachen haben bestimmt einen großen Einfluss.

Quentin Quencher Offline




Beiträge: 120

24.11.2012 14:33
#16 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #3
Bacon? Roger oder Francis? Beide habe ich bisher nicht mit Ökologie in Verbindung gebracht. Oder ein Dritter?
Francis Bacon. In dem Arte-Video wird er mit diesen Worten zitiert: „Man kann der Natur aber nur gebieten, wenn man ihr gehorcht.“ Leider ist dieses Video nicht mehr bei Arte online, ich habe es deshalb noch mal bei Youtube eingestellt

Danke für den Hinweis auf den Artikel von Herrn Herr. An Ihn hätte ich einmal eine spezielle Frage, die ich schon mal Science-Skeptical-Blog gestellt hatte, doch bislang keine befriedigende Antwort bekommen habe. Es geht um den Schöpfungsgedanken. Bewahrung der Schöpfung ist ja heutzutage auch so ein geflügeltes Wort, mit dem sich die Ökos in den christlichen Kirchen zu Wort melden.

Zitat
Nun bin ich in diesem Zusammenhang auf den aus dem Judentum hervorgegangenen Ausdruck “Reparatur der Welt”, oder “Tikkun Olam” gestoßen und muss gestehen darüber nicht viel zu wissen.

Mich würde vor allem einmal interessieren, ob Strömungen wie sie oben beschrieben im Christentum vorkommen, auch im modernen religiösen Judentum vorhanden sind; und wie das in der jüdischen Liturgie vorkommende letakken Olam („Weltverbesserung“) zu deuten ist. Auch Abseits von religiösen Vorstellungen, sozusagen als Handlungsanweisung, was ja immer auch ein Aspekt von Religionen darstellt. (Tikkun Olam)

Wie gesagt, für mich wäre sehr interessant zu wissen, ob sich aus theologischer Sicht diese Schöpfungsbewahrung so begründen lässt, wie es die Ökologisten tun. Oder aber, was die Aufforderung zur Weltverbesserung vermuten lässt, die Schöpfung noch nicht abgeschlossen ist und den Menschen zur Weiterentwicklung übergeben ist.

Ich weiß, ist eigentlich OT. Doch ich frage mich ständig, warum dieser kreationistische Schöpfungsgedanke von Ökologisten ständig betont wird, doch niemand es ernsthaft hinterfragt, ob es denn aus theologischer Sicht überhaupt haltbar ist.

Beste Grüße

Quentin Quencher
Glitzerwasser

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.11.2012 14:58
#17 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von ZR
Gelernte DDR-Bürger werden mit dieser schönen neuen Welt gewiß besser zurückkommen als diejenigen von uns, die in einer freien Wirtschaft aufgewachsen sind.


Da könnte ich Ihnen, lieber Zettel, glatt das Gegenteil herleiten. Von wegen Ahnungslosigkeit hinsichtlich des wahren Charakters einer Diktatur gegenüber. Und eine durch Satuiertheit bedingte Problemlösungsträgheit welche es nicht schafft Ideologien in Frage zu stellen.
All das haben Ostdeutsche längst hinter sich.
Für die unpolitischen unter ihnen wurde Vollbeschäftigung und Mangelwirtschaft gegen Wanderarbeit und Warenüberfluss getauscht. Wenn letzteres durch Mangelwirtschaft ersetzt wird, ist das erstmal das Schlechteste von beidem. Das "Weltklima" ist dort so interessant wie gefahrlose Wanderungen von Amphibien. Ökologismus wird früher oder später zum Reizthema - gerade bei "gelernten DDR-Bürgern".

Viele Grüße, Erling Plaethe

Florian Offline



Beiträge: 3.171

24.11.2012 15:04
#18 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #7
Zitat von Blub im Beitrag #6
Immer wieder spannend zu lesen, wie fortschrittsfeindlich die Meinungen hier sind, da man sich ja eigentlich genau das Gegenteil auf die Fahnen schreibt.

Hehe!

Ich sehe es nicht als Fortschritt an, wenn durch die Stillegung von Kraftwerken der Strom derart verknappt wird, daß man den Verbrauch steuern muß; daß die Leute zum Beispiel ihre Heizungen drosseln sollen, wenn mal wieder Knappheit herrscht. Ist das für Sie ein Fortschritt, lieber Blub?






Um hier einmal zu vermitteln:

Man muss glaube ich zwei Ebenen unterscheiden.

Auf der ersten Ebene hat Zettel 100% recht:
JEDE Art von staatlichen Eingriff bedeutet in einer Marktwirtschaft Effizienzverluste und somit Wohlstandseinbußen.
Und die konkrete Umsetzung der "Energiewende" enthält einige Besonderheiten, die zu besonders hohen Effizienzverlusten führen wird.

Wenn man nun die Energiewende erst einmal als gegeben voraussetzt, dann geht es auf der zweiten Ebene um die Frage, wie man die zu erwartendenn Wohlstandseinbußen möglichst gering hält.
Und da ist ein "intelligentes" System mit von der jeweiligen Auslastung abhängigen Preisen womöglich schon effizienzsteigernd.

Hierzu etwas VWL-Theorie:
Es gibt zum einen eine Stromnachfrage.
Diese ist zwar kurzfristig relativ preisunelastisch. Aber nicht komplett unelastisch. Je nachdem wie hoch der stundenaktuelle Preis ist, würden sich ggf. zusätzliche Nachfrager einfinden oder abspringen. Und zwar solange, bis der Grenznutzen gerade dem aktuellen Preis entspricht.
(Wenn der Preis auf sagen wir mal 0,50€/kWh hochgeht, dann springen alle Nachfrager ab, deren Nutzen unter 0,50€/kWh liegt).*

Umgekehrt auf der Angebotsseite:
Hier gibt es natürlich vollkommen unelastische Anbieter. Neben den Grundlast-Kraftwerken sind dies (leider) auch alle Anbieter mit Einspeise-Garantie. Es verbleiben aber z.B. Pumpspeicherkraftwerke und teilw. Gaskraftwerke. Diese produzieren solange Strom, solange der Preis über den Grenzkosten liegt.

In einer Marktwirtschaft haben wir dann höchste Effizienz, wenn Grenznutzen der Konsumenten = Marktpreis = Grenzkosten der Produzenten.
Dieses Kriterium wird durch für den Konsumtenten fixe Strompreise eher behindert.
Ein schwankender Preis als Marktsignal für aktuelle Knappheit ist daher grundsätzlich sinnvoll.


* Beispiele:
- Viele "nette", aber nicht unbedingt notwendige Beleuchtungen. (Zum Beispiel Schaufensterbeleuchtung).
- Klimatechnik innerhalb gewisser Grenzen. Man kann eine Wärmepumpe oder eine Klimanlage durchaus zwischendrin eine Stunde ausschalten und dadurch Nachfragespitzen abfedern. Speziell dann, wenn die Anlage ausreichend dimensioniert ist, um später die eingesparte Arbeit wieder "aufzuholen". Gleiches gilt auch für Kühlschränke.
- Arbeiten, die "irgendwann" im Hintergrund gemacht werden müssen aber nicht unbedingt zu einer bestimmten Uhrzeit. Zum Beispiel die Aufladung des Elektroautos über Nacht. Ob das nun um 20 Uhr oder um 4 Uhr erfolgt, ist eigentlich egal. Ähnliches gilt vielleicht auch für Waschmaschinen oder Geschirrspühler oder in Zukunft für "Robotertätigkeiten" im Haushalt (z.B. Rasenmähen oder Staubsaugen): ob der Saugroboter während meiner Abweisenheit um 10 Uhr oder um 16 Uhr saugt, ist mir egal. Auch ob er es heute oder erst morgen macht).


Diese ganzen Maßnahmen führen zu Anpassungen im Verhalten.
Und NATÜRLICH sind diese Anpassungen unangenehm. (Von zeitlicher Unbequemlichkeit, über zusätzliche notwendige Investitionen in größer dimensionierte Klimatechnik und "intelligente" Haustechnik bis hin Dingen, die man sich einfach nicht mehr leisten will).
Nur sind diese Anpassungen immer noch das kleinere Übel, als wenn es diese Verhaltensanpassungen nicht gibt.

Denn wenn die Nachfrage nicht an das vorhandene Stromangebot angepasst wird, dann gibt es entweder vermehrte Blackouts.
Oder es müssen gewaltige zusätzliche Reservekapazitäten vorgehalten werden, was den Strompreis massiv verteuern würde.

wflamme Offline



Beiträge: 187

24.11.2012 16:42
#19 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

"Drei Monate lang konnten einige Haushalte außerdem einen Tarif testen, bei dem der Strompreis je nach Tageszeit höher oder niedriger war. Die Spreizung zwischen den beiden Tarifen war bewusst hoch angesetzt, denn es sollte ein Anreiz geliefert werden, Strom eher zu den günstigeren Zeiten zu verbrauchen.
Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass die Haushalte mit einem zeitvariablen Tarif nur eine Lastverlagerung von 2 % erzielten."
http://www.intelliekon.de/ergebnisse/effekte



Nachtrag:
http://www.spiegel.de/spiegel/a-711967-druck.html

Grüße,

Wolfgang Flamme

Christoph Offline




Beiträge: 241

24.11.2012 16:49
#20 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat

und dass es ein Riesenvorteil ist, wenn man seinen Energiebedarf zu jeder Zeit in unbegrenztem Umfang decken kann.


Fast alle Güter sind knapp, daher kann man seinen Bedarf nie in unbegrenztem Umfang decken. Nicht bei Wohnraum, nicht bei Lebensmitteln, und
eben auch nicht bei Strom. Schon jetzt nicht.

Auch bei schwankenden Preisen kann ich zu Spitzenzeiten Strom bekommen. Es ist nur teurer. Zur Zeit trägt der Anbieter dieses Riskiko, aber
das lässt er sich auch bezahlen. So bekomme ich den Strom in Spitzenzeiten unter Marktpreis, zu anderen Zeiten muss ich aber »draufzahlen«.
Da es nun möglich wird, jedem Kunden aktuelle Preisinformationen zu übermitteln, könnte er in Zukunft jeder selbst entscheiden, ob er lieber
einen sicheren Flatrate-Preis zahlt, oder sich auf flexible Raten einlässt.

Wie schon andere Kommentatoren bemerken, muss man zwei Sachen strikt auseinanderhalten:
1. reiches oder knappes Angebot an Strom
2. flexible oder starre Preise

Die flexiblen Preise haben unabhängig von der Art der Stromerzeugung Vorteile. Auch in Märkten mit reichem Angebot treten die Nachteile
von Fixpreisen zutage:
1. bei Großveranstaltungen und zu besonderen Anlässen (z.B. Sylvester) sind Mobilfunkzellen z.T. überlastet. Statt zum günstigen Festpreis
kann man dann überhaupt nicht mehr telefonieren
2. Im Berufsverkehr herrscht Stau auf den Straßen. Statt einer Mautgebühr müssen die Fahrer etwas viel wertvolleres opfern: ihre Zeit.

Wie man es auch wendet: man wird das Risiko von Angebots- oder Nachfrageschwankungen nicht los, man kann es höchstens verdecken.

Dass das Energie-Angebot in Zukunft stärker schwanken wird, ist natürlich zu kritisieren. Dass deshalb auch die Strompreise stärker
schwanken werden, ist aber nur ein Symptom und nicht Ursache der Entwicklung.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2012 16:55
#21 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #18

Hierzu etwas VWL-Theorie:
Es gibt zum einen eine Stromnachfrage.
Diese ist zwar kurzfristig relativ preisunelastisch. Aber nicht komplett unelastisch. Je nachdem wie hoch der stundenaktuelle Preis ist, würden sich ggf. zusätzliche Nachfrager einfinden oder abspringen. Und zwar solange, bis der Grenznutzen gerade dem aktuellen Preis entspricht.

Sie stellen hier in Gedanken schon sehr auf "Haushalte" und flexible individuelle Entscheidungen von Kleinverbrauchern ab. Man muss sich da aber vor Augen führen, dass z.B. Haushalte für nur ca 30 Prozent des gesamten Stromverbrauches verantwortlich sind. Wenn von diesem Anteil vielleicht 10 - 20 Prozent flexibel wären, würde es wieder nicht so viel ausmachen. Die Zufallsenergieeinspeisung dürfte da volatiler sein.
So ein Supermarkt kann aber z.B. nicht einfach mal seine Kühltruhen ungekühlt lassen, ein Bäcker kann mit seinem Ofen nicht warten, bis die Preise niedrig sind usw.
Und was die Schaufensterbeleuchtung/Reklame angeht: Können sie sich vorstellen, wie die Verdunklung so einer Innenstadtlage wirken würde?

Zitat
Umgekehrt auf der Angebotsseite:
Hier gibt es natürlich vollkommen unelastische Anbieter. Neben den Grundlast-Kraftwerken sind dies (leider) auch alle Anbieter mit Einspeise-Garantie. Es verbleiben aber z.B. Pumpspeicherkraftwerke und teilw. Gaskraftwerke. Diese produzieren solange Strom, solange der Preis über den Grenzkosten liegt.


Wirkliche Grundlastkraftwerke (Gleitdruckbetrieb, Strich-Volllast mit 100% offenen Stellventilen) dürften mittlerweile Exoten sein. Es sind die Kohlekraftwerke die angebotselastisch fahren, also mal schnell ein paar hundert MW ins Netz schieben oder reduzieren können.
Leider können Erzeuger aber im Gegensatz zu Verbrauchern nicht auf Knopfdruck gestartet werden, abgesehen von den PSKW. Auch ein Gaskraftwerk braucht einen Startprozess, der Zeit braucht und Geld kostet. Eine Single-GT (Gasturbine) braucht z.B. 5 min bis zur Netzschaltung (Hochschleppen und Vorbelüften) und dann nochmal 10-20 min bis zur Volllast. Alleine das Hochschleppen des Verdichters frisst ca 30% des installierten Energieoutputs. Normalerweise macht man das mit Strom - den man dafür erstmal aus dem anscheinend schon gut ausgelasteten Netz ziehen muss. Bis der dahinter geschaltete Abhitzekessel (sofern vorhanden, Modell GuD) in Wallung kommt um die Dampfturbine zu beschicken, dauert es nochmal eine ganze Zeit. Wo mag der Strompreis bis dahin liegen? Kann man wenigstens die Kosten des Anfahrprozesses wieder reinholen? Und was ist mit dem Bauteilverschleiß aufgrund von Materialstress während des Starts?

Wir landen bei diesen Diskussionen immer und immer wieder bei den fehlenden großtechnischen Zwischenspeichermöglichkeiten für Elektroenergie, die alle Theorien vor praktische Schwierigkeiten stellen. Schwierigkeiten, die wir eigentlich nicht haben müssten. Wir könnten ja eine preisgünstige, sichere und komfortable Stromversorgung haben.

Beste Grüße, Calimero

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Llarian Offline



Beiträge: 7.117

24.11.2012 17:04
#22 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von bskf im Beitrag #9
Ein klasse Projekt als Übergangslösung: Netzentlaster.

Zumindest ein Projekt das klasse illustriert warum sich in Deutschland ein technisch und ökonomisch irrsinniges Projekt wie die Energiewende verkaufen liess, ohne dass es zu Aufständen kam. Wenn Leute unter Stromverbrauch vor allem ihre Single-Waschmaschine assoziieren, die sie ja, ökologisch vernünftig wie sie sind, auch am Wochenende laufen lassen können, so lange darf man sich nicht wundern, dass der Irrsinn nicht gesehen wird.

Auf den Punkt gebracht: Die Frage ob die Single-Waschmaschine jetzt am Wochenende eiert oder unter der Woche ist was Deutschland angeht irrelevant, noch absurder ist die Idee durch das Verlegen der Aufladung von Handys nennenswerten Strom sparen zu wollen. Das sind die selben Leute die meinen, wenn wir nur alle die Stecker brav rausziehen statt Geräte im Standby laufen zu haben, liessen sich AKWs einsparen. Das alleine das Produzieren der Zeitschaltuhr mehr Energie frisst als der eingesparte Strom je sparen könnte, ist ja nur eine Kleinigkeit am Rande. Ebenso wie die Tatsache, dass sich ein Single (wie die meisten typischen Öko-Behauchten) wohl nicht vorstellen kann, dass eine Familie eben nicht ihre Wäsche aufs Wochenende schieben kann (jeder der mal kleine Kinder im Haushalt hat, weiss das wohl zur Genüge).
Was aber am meisten stört ist der völlig ignorante Blick unter den eigenen Tellerrand was wirklich Strom verbraucht. Die Stahlschmelze können wir leider nicht aufs Wochenende verschieben, Kupferproduktion können wir leider auch nicht auf die Nachtschicht verschieben und die BASF kann leider auch nicht die Belegschaft bitten mal eben zwei Stunden nach Hause zu gehen, weil gerade der Strom teuer ist.
Solche Projekte mögen ja wunderbar als vermeintlich Gewissensentlastung dienen, sind aber was die eigentliche Problematik "Energiewende" angeht unbedeutend bis lächerlich.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2012 17:27
#23 RE: Die Energiewende und Wolfgang Harich Antworten

Zitat von Christoph im Beitrag #20

Zitat
und dass es ein Riesenvorteil ist, wenn man seinen Energiebedarf zu jeder Zeit in unbegrenztem Umfang decken kann.

Fast alle Güter sind knapp, daher kann man seinen Bedarf nie in unbegrenztem Umfang decken. Nicht bei Wohnraum, nicht bei Lebensmitteln, und
eben auch nicht bei Strom. Schon jetzt nicht.


Ich wollte jetzt eigentlich auch nicht in höhere ökonomische Sphären abdriften, sondern lediglich darauf aufmerksam machen, dass es ein hohes Gut ist, wenn man zu jeder Tageszeit jedes beliebige Elektrogerät in seinem Haushalt anknipsen kann. Derzeit auch noch ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob man es eher hell, eher unterhaltsam, eher laut oder eher warm haben möchte.
Sprich: meinen Strombedarf kann ich locker decken. Das Angebot ist rund um die Uhr mehr als ausreichend. Begrenzen würden mich nur die verlegten Leitungsquerschnitte, aber da ist noch jede Menge Luft.

Beste Grüße, Calimero

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Florian Offline



Beiträge: 3.171

24.11.2012 17:34
#24 RE: Fortschritt Antworten

@ Calimero:

Zitat

Sie stellen hier in Gedanken schon sehr auf "Haushalte" und flexible individuelle Entscheidungen von Kleinverbrauchern ab.



Nein.
Auch bei gewerblichen Anwendungen gibt es Spielraum.
Wie gesagt: Auch ich halte die Nachfrage für relativ unelastisch. ("Unelastisch" bedeutet, dass eine kurzfristige Preissteigerung um 20% vielleicht nur einen Nachfragerückgang um 1% oder 2% auslöst).
Aber die Nachfrage ist nicht komplett unelastisch. Bei sehr hohen Preisen gäbe es bestimmte Anwendungen, die sich dann nicht lohnen würden.

Bleiben wir mal beim Beispiel "Schaufensterbeleuchtung".
Natürlich ist es nicht hübsch, wenn im Dezember um 17 Uhr bei Kaufhof die Schaufensterbeleuchtung ausgeschaltet wird.
Oder wenn beim Kaufhof im August um 16 Uhr die Klimaanlage auf halbe Leistung gedrosselt wird.
Aber der wirtschaftliche Schaden dürfte geringer sein, als wenn das Aluminiumwerk plötzlich ohne Strom dasteht.


Noch einmal zum ölkonomischen Hintergrund:

Es geht hier ja konkret um das Szenario, dass zu einem Zeitpunkt X die von den Verbrauchern gewünschte elektrische Leistung schlicht physikalisch nicht zur Verfügung steht.
Es muss daher das knappe Gut "Strom" irgendwie zugeteilt werden.
Diese Zuteilung kann grundsätzlich auf 2 Arten erfolgen:

ENTWEDER durch staatliche Zuteilung. (Zum Beispiel durch eine Verordnung, in der festgelegt wird, dass in erster Linie Krankenhäuser, in zweiter Linie Aluminiumwerke, in dritter Linie Einzelhandelsbetriebe und erst in vierter Linie Glücksspielbetriebe mit Strom zu beliefern sind).

ODER durch den Preismechanismus.
Bei kurzfristigen Engpässen steigen die Strompreise an. (Und zwar SEHR STEIL an. Dies ergibt sich zwingend aus der relativ unelastischen Nachfrage vebunden mit dem relativ unelastischen Angebot. Wenn eine Preissteigerung um 20% nur 1% Verhaltensänderung auslöst, dann braucht es bei einer großen Deckungslücke ggf. kurzfristige Preiserhöhungen um mehrere 100%).
Und dann fallen ganz von alleine zuerst jene Verbraucher hinten runter, die eine geringere Zahlungsbereitschaft haben (oder, anders formuliert, die aus dem Strom einen geringeren Nutzen ziehen).

Diese zweite Methode ist die effizientere.
Denn die Zuteilung erfolgt nun danach, wo der Strom den höchsten Nutzen stiftet.
(Und nicht danach, welcher Berufsverband die beste Lobby hat).

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2012 18:43
#25 RE: Fortschritt Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #24

Es geht hier ja konkret um das Szenario, dass zu einem Zeitpunkt X die von den Verbrauchern gewünschte elektrische Leistung schlicht physikalisch nicht zur Verfügung steht.
Es muss daher das knappe Gut "Strom" irgendwie zugeteilt werden.

Lieber Florian, ich weigere mich schlicht mich diesem Szenario auf vernünftig-theoretische Weise anzunähern. Strom ist schlicht und ergreifend kein knappes Gut. Müsste es jedenfalls in unserem entwickelten Land nicht sein. Die Kraftwerkskapazität reicht aus, um uns jederzeit selbst versorgen zu können, und auch bei der Brennstoffbeschaffung gibt es keinerlei Engpässe.

Ohne den politisch verzapften Murks hätten wir auch keine Strompreisdiskussion (außer der üblichen, dass kein Preis tief genug sein kann). Und jetzt diskutieren wir hier, wie man die Lasten vom Murks theoretisch am besten verteilen sollte? Wie man einen in Zukunft noch weiter verschärften Murks so managen sollte, dass die angerichteten Schäden ökonomisch möglichst halbwegs gering bleiben? Indem dieser oder jener Verbraucher auf der Prioritätenliste weiter hinten einsortiert wird? Nicht per Verordnung, sondern über den politisch verzerrten Preis?

Ich begebe mich doch nicht auf das Niveau derer herab, die meinen "man sollte Glühlampen und normale Duschköpfe nicht verbieten, sondern einfach nur teuerer machen ... dann kann ja der Kunde selbst entscheiden!". Das ist das Niveau von "marktwirtschaftlichen Grünen".
Ich muss mir über "geringere wirtschaftliche Schäden" bei physischer Knappheit an Elektroenergie keine Gedanken machen, weil eine solche Verknappung alles andere als schicksalhaft ist. Wir haben es weder mit einem Naturereignis, noch mit einer absehbaren Ressourcenverknappung zu tun. Das "Problem", welches wir hier so ausgiebig diskutieren ist ganz einfach einer falschen politischen Weichenstellung geschuldet. Der Zug ist aber noch lange nicht drüber, man könnte jederzeit zu sicheren und bezahlbaren Verhältnissen zurück.

Beste Grüße, Calimero

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