ich kann Ihren Widerspruch gut vertehen, schließlich bin ich neben meinem eigentlichen Beruf auch noch gelernter Kaufmann incl. vielen BWL-Vorlesungen an der Uni. Aber meine Erfahrung sagt mir: die reine Lehre, weder in der "Entwicklungshilfe" noch in der Betriebswirtschaftslehre ist 1:1 auf Mali anwendbar. Ein Beispiel: die Bozo-Fischer im Niger-Binnen-Delta verkaufen seit Jahrhunderten Trockenfisch. Dieser Fisch wird zum Würzen der Soßen genommen und die Bozo verkaufen ihn bis nach Burkina-Faso! Nun gibt es aber seit hundert Jahren Maggi-Würfel. Die werden auch in Mali verkauft und weil Maggi ein weltweit operierendes Unternehmen ist (Nestlé), hat es dieses Unternehmen geschafft, dass überall in Mali, selbst in den kleinsten Dörfern, Maggi-Würfel zu kaufen sind (wie übrigens auch Coca-Cola). Nun kann man sagen: ok, das ist der Markt, c´est la vie, aber was bleibt den Bozo-Fischern? Nichts! Wieder mal. Ich schreibe nicht den Markt schlecht, er ist lebendig und dynamisch, aber er kann auch viel kaputt machen. Aufgrund der Konkurrenz mit einem Weltkonzern (und seinem afrikanischen Pendant "Jumbo") ist das Binnen-Delta bereits überfischt, was nicht passieren würde, würde man den Markt und die sicher nötigen Anpassungen steuern. Sie können die Bozo-Fischer nicht abschotten, sie dürfen sie aber auch nicht ungeschützt einer Konkurrenz aussetzten, der sie nicht gewachsen sind. Die würden für Generationen in völlige Armut zurückfallen, fiele der Handel mit Trockenfisch "marktbereinigt" weg. Sie können daher Mali nicht mit Nordkorea vergleichen, denn Nordkorea ist eben nicht dem globalen Markt ausgesetzt.
Zitat von DiarraEin Beispiel: die Bozo-Fischer im Niger-Binnen-Delta verkaufen seit Jahrhunderten Trockenfisch. Dieser Fisch wird zum Würzen der Soßen genommen und die Bozo verkaufen ihn bis nach Burkina-Faso! Nun gibt es aber seit hundert Jahren Maggi-Würfel.
Die Frage ist doch (die Florian jetzt auch stellen wuerde), wovon koennen sich die Malier die Maggi Wuerfe leisten. Nestle ist ja nicht an Malischer Waehrung interessiert, die wollen Dollar oder Euro sehen. Wenn die Malier also Maggiwuerfel kaufen koennen, mussen sie irgendwoher Devisen haben, mit denen sie die Wuerfel bezahlen (Nicht unbedingt der Haendler vor Ort, aber irgendeiner muss Malische Waehrung aufkaufen und dafuer Dollar/Euro/Franken and Nestle ueberweisen). Das heisst die Malier muessen vorher exportiert haben um sich so die Devisen zu verschaffen. Sie koennen nur importieren, wenn sie exportieren.
Halt, nein nicht ganz. Die Devisen koennen sie auch aus der Entwicklungshife haben*. Oder durch die Transfers aus Frankreich. Das heisst nicht Nestle oder Globalisierung ist das Problem, sondern die Entwicklungshilfe, weil sie es ermoeglicht Maggi Wuerfel zu importieren ohne selbst Gueter zu exportieren.
*Ein Kredit waere noch eine weitere Moeglichkeit, die man diskutieren koennte.
Zitat von dirk im Beitrag #77Das heisst die Malier muessen vorher exportiert haben um sich so die Devisen zu verschaffen. Sie koennen nur importieren, wenn sie exportieren. Halt, nein nicht ganz. Die Devisen koennen sie auch aus der Entwicklungshife haben*. Oder durch die Transfers aus Frankreich. Das heisst nicht Nestle oder Globalisierung ist das Problem, sondern die Entwicklungshilfe, weil sie es ermoeglicht Maggi Wuerfel zu importieren ohne selbst Gueter zu exportieren.
*Ein Kredit waere noch eine weitere Moeglichkeit, die man diskutieren koennte.
Das war jetzt das Einmaleins der Entwicklungshilfe, oder? Auch gut übertragbar auf den Euroraum.
ich sehe das durchaus ein und ich habe auch keine abschließende Meinung dazu. Im Hinblick auf Mali kann ich nur sagen: (internationale) Konkurrenz belebt nicht das Geschäft, sondern zerstört es. Zurück bleibt allzu oft ein starker (internationaler) Anbieter. Das ist eine Beobachtung, die ich in allen Bereichen gemacht habe, die in Mali internationaler Konkurrenz ausgesetzt waren/sind.
Zitat von Diarra im Beitrag #8 Aber das Verhalten Malis ihm gegenüber war doch anders, denn Mali hatte gar keine andere Möglichkeit, als freundlich zu ihm zu sein, sonst hätte Gaddafi die Macht gehabt, Mali existentiell zu destabilisieren. Diese Macht hatte er nicht über Italien oder Frankreich, obwohl er sie vielleicht gerne gehabt hätte. In Mali wird Strom zu einem großen Teil durch Dieselgeneratoren erzeugt und das nötige Erdöl dafür kommt - aus Libyen. Da hätte Gaddafi noch nicht einmal die Tuareg zu einer Rebellion aufstacheln müssen, er hätte einfach den Erdölhahn zudrehen müssen. Diese Abhängigkeit hat Gaddifi genutzt, um massiv Einfluss zu nehmen, immer nach dem Motto: Zuckerbrot und Peitsche. Der Umgang des Westens mit Gaddafi war geprägt von Pragmatismus. Der Umgang Malis mit Gaddafi war geprägt von Angst. Beides sah äußerlich vielleicht ähnlich aus, hatte aber völlig unterschiedliche Ursachen.
Werter Diarra,
Ihre Einschätzung kommt mir doch ziemlich unwahrscheinlich vor.
wird der Strom so ca. zur Hälfte mit Dieselgeneratoren erzeugt.
Zitat Electricity - from fossil fuels 48.4% of total installed capacity (2009 est.) Electricity - from hydroelectric plants 51.6% of total installed capacity (2009 est.)
Die Dieselgeneratoren sind wahrscheinlich eine Menge kleinerer in den nördlichen Landesteilen gelegen. Übrigens Dieselgeneratoren werden mit Diesel betrieben und nicht mit Erdöl. Damit kommen wir zum Problem, wie Libyen Diesel in größeren Mengen hätte produzieren können. Die nicht allzu großen Raffinerien in Libyen versorgen wohl eher den heimischen Markt mit Diesel.
Doch wie hätte der Diesel denn überhaupt nach Mali kommen sollen? Es gibt keine gemeinsame Grenze zwischen Mali und Libyen. Wenn dann durch Algerein oder Niger. Nun gut Schmuggel gibt es sicherlich, aber größere Mengen?
Zitat Downstream Mali depends entirely on imports to satisfy its commerical refined petroleum product needs All fuel products are imported from Côte d'Ivoire (67%), Senegal (18%) and Benin - Togo (15%). The main companies involved in distribution are Elf, Total, Texaco, Shell and ExxonMobil. Storage depots are located at Bamako (ExxonMobil), Kayes (Petrostock and Total) and Kabara (Total). Mali is planning a new depot south of Bamako. Prices are based on refinery costs ex SIR and SAR Refineries plus the transit costs to Bamako. A liberalisation programme is planned however for pricing and procurement. A limited amount of smuggling occurs from Nigeria."
Das mit dem Destabilisieren kann also nicht sein. Wieso also Gaddafi in dem beschriebenen Maße hofiert wurde, erschließt sich mir so jedenfalls nicht. Da muß es andere Gründe für geben.
ich sehe das durchaus ein und ich habe auch keine abschließende Meinung dazu. Im Hinblick auf Mali kann ich nur sagen: (internationale) Konkurrenz belebt nicht das Geschäft, sondern zerstört es. Zurück bleibt allzu oft ein starker (internationaler) Anbieter. Das ist eine Beobachtung, die ich in allen Bereichen gemacht habe, die in Mali internationaler Konkurrenz ausgesetzt waren/sind.
dann ist es doch wohl eher ein Problem der Malier.
Sehen Sie sich doch die sogenannter Tiger Staaten an, die alle trotz internationaler Konkurrenz jetzt recht gut leben.
Übrigens ist Mali der Drittgrößte Produzent und Exporteur von Gold in Afrika (kleine aber notwendige Präzisierung des Satzes.)
Zitat von vivendiEs gibt zahllose Beispiele dafür, dass erst die Schaffung nachhaltiger politischer und ökonomischer Grundlagen, möglicherweise mit fremder Hilfe, eine lokale Entwicklung ermöglicht und fördert: Australien, China, Südkorea, Taiwan, DDR, ...
In der Tat. Sehr gute Belege für R.A.s Aussage, danke!
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von SF-LeserÜbrigens ist Mali der Drittgrößte Produzent und Exporteur von Gold.
Damit nähern wir uns dem eigentlichen Problem.
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Zitat von dirk Im Grunde kann man sich das (abstrakt) so vorstellen, dass die Malier ein abstraktes Gut produzieren (Nichts oder Armut) das sie exportieren.
Mein Tipp wäre "Gutes Gewissen".
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Zitat von Diarra im Beitrag #76die Bozo-Fischer im Niger-Binnen-Delta verkaufen seit Jahrhunderten Trockenfisch.
Ein instruktives Beispiel. Es gibt also dieses traditionelle Produkt Fischwürze und es gibt das moderne Produkt Maggi. Beide Produkte scheinen die Wünsche der Verbraucher gleichermaßen zu erfüllen - aber Maggi ist deutlich preiswerter. Gibt es jetzt irgendeinen Grund, das alte Produkt überhaupt noch herzustellen? Wohl nicht! Man baut keine Kutschen mehr, wenn es Autos gibt. Man baut keine Dampfloks mehr, wenn es bessere E-Loks gibt.
Im Gegenteil: Gerade in einem armen Land wie Mali kann man es den Leuten eigentlich nicht zumuten, für ihre Bedürfnisse mehr ausgeben zu müssen als unbedingt nötig. Traditionelle Fischwürze können sich vielleicht reiche Europäer als Luxusgut leisten - aber die Malier brauchen ihr Geld eigentlich für dringendere Sachen.
Natürlich würden die Bozo gerne weiter ihre Fische verkaufen. Genau wie die Dampflok-Heizer seinerzeit gerne weiter auf den E-Loks mitgefahren wären. Aber es ist grundsätzlich nicht sinnvoll, überflüssig gewordene Jobs künstlich am Leben zu halten. Schon gar nicht, wenn das zu Lasten einer bitterarmen Bevölkerung geschehen soll.
Die Zukunft der malischen Wirtschaft kann nicht in der Fischwürze liegen. Genauso wie die Zukunft der deutschen Wirtschaft im frühen 19. Jahrhundert nicht bei den Heimwebern lag. Oder die Zukunft der taiwanesischen Wirtschaft Mitte des 20. Jahrhunderts nicht bei traditionellen chinesischen Produkten lag.
Mali muß sich Nischen suchen, in denen es weltmarktfähige Produkte herstellen kann. Das wird nicht unbedingt High-Tech sein, nicht am Anfang. Aber es werden ganz bestimmt andere Produkte sein, als bisher in Mali hergestellt wurden.
Zitat Sie können daher Mali nicht mit Nordkorea vergleichen, denn Nordkorea ist eben nicht dem globalen Markt ausgesetzt.
Eben. Nordkorea ist dem globalen Markt nicht "ausgesetzt", und daher geht es den Leuten dort noch viel schlechter als denen in Mali. In Nordkorea reden wir nicht davon, ob sie Maggi oder Fischwürze haben. Sondern darum, ob noch überhaupt etwas zu essen da ist.
Zitat von Diarra im Beitrag #76Die werden auch in Mali verkauft und weil Maggi ein weltweit operierendes Unternehmen ist (Nestlé), hat es dieses Unternehmen geschafft, dass überall in Mali, selbst in den kleinsten Dörfern, Maggi-Würfel zu kaufen sind (wie übrigens auch Coca-Cola).
Dies spricht ja nun für alles mögliche - aber eben nicht für das Vorhandensein tiefgreifender Armut.
Wenn ich den Bericht über Mali richtig lese, merken die Malier kaum was vom nicht vorhandenen Staat. Und wenn sie mal was von ihm merken, dann im wesentlichen als Dieb - ein Eindruck den wir hier in Eruopa ja doch viel stärker und - vor allem - systematischer haben.
Die Korruption hat ja nur Bedeutung wenn man vom Staat was will und zum gut durchschlagen reicht es einen wohlhabenden Verwandten zu haben. 80% Analphabetenquote heißt doch, daß man faktisch keinen Nachteil daraus hat. Letztlich leben die mit der Entwicklungshilfe recht gut und wenn es keine Entwicklungshilfe gäbe, wäre das sogar noch besser. Weitreichende Unterernährung oder gar Hungerkrisen scheint es auch nicht zu geben und der CO2 Fußabdruck des durchschnittlichen Maliers dürfte vorbildlich sein.
Wenn man von der islamistischen Bedrohung absieht könnte man aus dem Bericht ja auch schließen, daß es den Maliern besser geht als uns.
Zitat von Diarra im Beitrag #79Im Hinblick auf Mali kann ich nur sagen: (internationale) Konkurrenz belebt nicht das Geschäft, sondern zerstört es. Zurück bleibt allzu oft ein starker (internationaler) Anbieter. Das ist eine Beobachtung, die ich in allen Bereichen gemacht habe, die in Mali internationaler Konkurrenz ausgesetzt waren/sind.
Sie haben schon Recht in der Sache, daß Marktöffnung für inländische Monopolisten erst mal schlecht aussieht. Die Außenhandelstheorie belegt den Wohlfahrtsgewinn immer an einer aggregierten Nutzenfunktion, deren Existenz nicht garantiert ist. Im Grunde besagt sie nur, daß Marktzutritt für jedes Individuum (da sind solche Nutzenfunktionen wohldefiniert) vorteilhaft ist, wenn es nicht Monopolgewinne erzielt. In Ihren Einzelbeobachtungen haben Sie also recht, unterliegen dabei allerdings einer Verzerrung, da die meisten Malier eben keine Monopolisten sind und durch Marktöffnung durchaus profitieren, wenn auch dieser Profit nicht so spektakulär wie die Einbußen des Monopolisten sind. Übrigens erkannte die Auswirkung des Freihandels auf Monopole schon Karl Marx. Nur war seine wirre Schlußfolgerung, daß dann eben Freihandel und Abschottung schlecht seien.
Ich würde mich noch dafür interessieren, wie ausgeprägt die Problematik der Hexerei (sorcellerie) in Mali ist, wenn Sie etwas dazu sagen können. Ich weiß, daß es das in seinen südlichen Nachbarländern gibt, allerdings sprechen die Einheimischen zu einem Europäer weniger darüber, je unreligiöser er ist.
Zitat von R.A. im Beitrag #59Das ist der erste Beitrag aus Diarras hervorragender Reihe, bei dem ich Widerspruch einlegen muß. Es ist NICHT so wie von ihm vermutet, daß die Globalisierung die Entwicklung in Mali ersticken würde. Sondern im Gegenteil bietet die Globalisierung die wesentliche Chance, die überwiegend hausgemachten Probleme zu überwinden.[...]
Auch ich schliesse mich diesem Kommentar uneingeschränkt an.
Diese lucide Analyse war gewissermassen Balsam für meine Seele angesichts des mannigfaltigen Irrsinns diverser Beiträge im Katholiken-Thread =]
Zitat von Thanatos im Beitrag #61"Was wäre, wenn man in einem Viertel des Staates Mali über 5 Jahre hinweg 50.000 Baden-Württemberger, 50.000 Sachsen, 50.000 Niederländer und 50.000 evangelikale Amerikaner ansiedeln würde, die dieses Gebiet dauerhaft bewohnen?"
Was wäre, wenn man 2 Millionen Chinesen auf einer fast unbewohnten Insel, z.B. Taiwan, ansiedeln würde, die dieses Gebiet dauerhaft bewohnen?
Was wäre, wenn man 6 Millionen Juden auf einem Rest des runtergewirtschafteten osmanischen Reichs ansiedeln würde, die dieses Gebiet dauerhaft bewohnen?
Was wäre, wenn man eine halbe Million Aufrikaner auf einem Drittel der Insel Hispaniola ansiedeln würde, die dieses Gebiet dauerhaft bewohnen?
Was wäre, wenn man Millionen Muslime in bestimmten Gebieten (Berlin-Neukölln, Nürnberg Gostenhof, Düsseldorf Marxloh, München Neuperlach, ...) ansiedeln würde, die diese Gebiete dauerhaft bewohnen?
Oha, da hats einer kapiert. Wow.
MfG
Thanatos
(P.S.: Um das nicht so trocken in den Raum zu stellen, noch kurz die Entgegnung auf die angebliche Voraussetzung "Rechtssicherheit", die nötig wäre. Rechtssicherheit wird in einem Gebiet ja beim primären Prozeß nicht dadurch geschaffen, daß eine äußere Macht diese dorthin bringt und garantiert. Nein, Rechtssicherheit entsteht dort, wo sie von zusammenlebenden Menschen aufgrund ihrer kulturellen resp. Wertebasis aufgebaut und erhalten wird - indem zuerst jeder Einzelne auch bereit ist, sich diesem Recht zu unterwerfen - und zwar freiwillig. Dazu bedarf es zB eines spezifisch geprägten Gewissens.
Ich verweise nochmals auf Nordamerika: zu Beginn ein nahezu leeres Land, weder wichtige Industrie noch Infrastruktur noch sonstwas. Extrem arme Einwanderer, die oftmals mit fast nichts anfingen. Und doch legte diese erste Generation den Grundstein für eine Entwicklung, in der bereits die Enkelgeneration über ein unglaublich modernes Land mit entwickelter Infrastruktur, modernster Industrie, beeindruckenden Bauleistung uvm. verfügte. Das Land hatte sich dabei europäischer Konkurrenz zu erwehren, die mit großem Vorsprung gestartet war und all das bereits längst produzierte und liefern konnte, was gebraucht wurde.
Eine tolle Quelle für den Zustand der USA um 1900-1920 ist das Blog "Shorpy", eine umfassende Fotothek der amerikanischen Geschichte.
Man könnte jetzt spekulieren, wie Nordamerika aussehen würde nach einer breiten Besiedelung durch indianische Völker oder durch Schwarzafrikaner. Egal, ich tue das nicht, aber ich meine, daß jeglicher gutgemeinte Transfer aus entwickelten Ländern in Entwicklungsländer viel mehr schadet als nützt, weil nur die Fortentwicklung "aus sich heraus" nachhaltig ist. Für Entwicklungsländer wäre m.E. das beste und überlegene Konzept das des "Kolonialstaates". Jedoch ist dieses nicht mehr opportun.)
Dies ist nun die letzte Folge einer Serie, die aus meiner Sicht zum Besten gehört, was in ZR erschienen ist.
Das Copyright verbleibt bei Diarra. Ich würde mich freuen, wenn er diesen Text in einer Zeitung oder Zeitschrift publizieren könnte, wo ihn nicht nur ein paar Tausend lesen, wie leider in ZR.
Zitat von Zettel im Beitrag #90Ich würde mich freuen, wenn er diesen Text in einer Zeitung oder Zeitschrift publizieren könnte, wo ihn nicht nur ein paar Tausend lesen, wie leider in ZR.
An dieser Stelle dann auch meinen Dank für diese sehr interessanten Einblicke und Einschätzungen, lieber Diarra. Auch wenn ich (noch) nichts zu kommentieren hatte, habe ich mich über jeden weiteren Teil sehr gefreut. Ihre Artikel verdienen wirklich eine breitere Veröffentlichung.
Von hier aus ein großes von einem sehr zufriedenen Infojunkie ... Calimero
------------------------------------------------------- Nachdem sie den Mann verteufelt, geschwächt und entnervt hat, wird die westliche Frau wohl noch hinreichend Gelegenheit für die Feststellung bekommen, dass sie auch keinen Verteidiger mehr besitzt. - Michael Klonovsky
Ich halte es für angebracht mich zum Abschluss dieser Serie einmal aus der Deckung zu wagen und mich zu bedanken. Sowohl beim Autor, als auch beim Hausherren. Danke.
Zitat von dirkDem Dank schliesse ich mich an. Die Serie wsr sehr interessant und es machte zudem noch Spass sie zu lesen. Herzlichen Dank.
Schließe mich auch an. Informationen aus erster Hand sind ein knappes Gut geworden, trotz Globalisierung. Und die Schreibe war exquisit.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von dirkDem Dank schliesse ich mich an. Die Serie wsr sehr interessant und es machte zudem noch Spass sie zu lesen. Herzlichen Dank.
Schließe mich auch an. Informationen aus erster Hand sind ein knappes Gut geworden, trotz Globalisierung. Und die Schreibe war exquisit.
Auch ich schliesse mich - mit Ausnahme des Schnitzers der vermeintlich negativen Folgen der Globalisierung - an, insbesondere hochinteressant zu erfahren, wie Menschen in prämodernen Gesellschaftsformen so ticken.
Wobei wir die Informationen aus erster Hand der Globalisierung (Internet!) verdanken dürften.
Für alle, die des Französischen mächtig sind, empfehle ich einen aktuelle Artikel auf Jeune Afrique online: "La presse malienne...". Hier werden gut die Schwächen und Abhängigkeiten der malischen Presse beschrieben. Zwischen den Zeilen ist zudem der Ärger darüber zu spüren, dass in den ersten drei Wochen die Malier nicht durch die eigene Presse, sondern durch die der Franzosen informiert wurden. Dieser Bereicht bestätig meine Einschätzung über den desolaten Zustand der malischen Presse.
Zitat von R.A. im Beitrag #59Das ist der erste Beitrag aus Diarras hervorragender Reihe, bei dem ich Widerspruch einlegen muß. Es ist NICHT so wie von ihm vermutet, daß die Globalisierung die Entwicklung in Mali ersticken würde. Sondern im Gegenteil bietet die Globalisierung die wesentliche Chance, die überwiegend hausgemachten Probleme zu überwinden.]
Richtig.
Es gibt übrigens kaum ein Wirtschaftsthema, bei dem die Beurteilung der ökonomischen Fachleute so stark vom "Bauchgefühl" des Laien abweicht wie gerade bei der Globalisierung. Ich kenne sehr viele Nicht-Ökonomen, die die Globaliserung für viele Übel der Welt verantwortlich machen: Armut in Entwicklungsländern, Arbeitslosigkeit in Industrieländern, etc. etc.: es gibt fast nichts, für was nicht die Globalisierung verantwortlich sein soll. Gleichzeitig sind praktisch alle Ökonomen vom Vorteil des internationalen Handels überzeugt (und zwar vom Vorteil für ALLE Beteiligten). Diese weitgehende Einigkeit ist umso beachtlicher, weil sonst ja häufig Ökonomen sich auch gerne mal nicht einig sind.
[quote="R.A."|p89295] Zitat:Reis ist neben der Hirse das Hauptnahrungsmittel in Mali und könnte im geringen Maße auch exportiert werden. Doch diese Möglichkeit wird dadurch unterlaufen, dass es Reis aus Vietnam um ein Vielfaches billiger zu kaufen gibt, als der vor der Tür wachsende einheimische Reis kostet.
Die Exportmöglichkeit wird nicht durch die vietnamesischen Importe unterlaufen. Sondern ganz offensichtlich ist die malische Produktion völlig ineffizient und damit nicht marktfähig. An den Arbeitskosten wird es wohl eher nicht liegen. Also sind entweder die klimatischen und geographischen Bedingungen doch nicht so günstig für Reisanbau, oder aber die Anbaumethoden sind völlig ungeeignet.]
Richtig. Aber um das noch etwas weiter zu fassen:
Mali muss langfristig eine ausgeglichene Außenbilanz haben. Denn mit irgendetwas muss der vietnamesische Reis ja bezahlt werden. Dass Mali mit NICHTS wettbewerbsfähig wäre, kann daher nicht sein. Wenn Mali eine sehr geringe Produktivität hat, dann wird seine Währung so lange abwerten, bis die Außenbilanz wieder ausgelichen ist.
Wenn nun Reis tatsächlich nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen in Mali angebaut werden kann, dann liegt das daran, dass es irgendwelche anderen Sektoren in Mali geben muss, die effizienter arbeiten als die Reisbauern. Und dieser Sektor ist vermutlich der Bergbau.
Letzten Endes kann man Diarras (hervorragenden) Bericht im Wirtschaftsbereich mit einem Wort zusammenfassen: Ressourcenfluch (http://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenfluch) Es lohnt sich, den Wikipedia-Artikel zu lesen.
Noch ein Aspekt, der bei Wikipedia etwas zu kurz kommt: Die Regierung eines Landes mit vielen Rohstoffen ist NICHT auf eine gute Ausbildung ihrer Bevölkerung angewiesen. Und auch nicht darauf, dass die Bevölkerung unabhängig denkt, unternehmerisch aktiv ist, etc. Viele der von Diarra angesprochenen Probleme z.B. bei der Schulbildung, bei den "staatsbürgerlichen Tugenden" etc. sind auch darauf zurück zu führen, dass die Regierung auf eine breite ökonomische Basis in ihrer Bevölkerung gar nicht angewiesen ist.
Zur Zeit gibt es in unserer Grundschule wieder einen Spendenaufruf, u.a.. für den Bildungskoffer für arme Kinder in Afrika, speziell wohl des Gebietes der Subsahara. Es wurde die Frage gestellt, warum eine Billion € oder sogar bis zu 2 Billionen € Entwicklungshilfe keinen wirtschaftlichen Aufschwung bewirken.
Der Argumentation hier im Forum, hier z.B. auch behandelt Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung?, kann ich nachvollziehen. Es leuchtet mir ein, dass ein böser Kapitalist dort investiert, um Gewinn zu erwirtschaften. Gleichzeitig bringt der Investor aber Einkommen und Infrastruktur etc.
Hier http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/le...hnchen-1.218502 wird argumentiert, dass europäische Agrarsubventionen (oder vietnamesische für den Reisexport nach Mali?) die Entwicklung einer afrikanischen Land- Wirtschaft verhindern. Das kamerunische Huhn koste pro Kilogramm 2,40 €, das europäische, importierte 1,40 €. Das habe zu 120ooo Entlassungen in der kamerunschen Hühnerproduktion geführt. Andererseits hat R.A. weiter oben argumentiert, dass der billigere -> hier Hühner Preis die doch arme restliche Bevölkerung finanziell erheblich entlaste. Das sehe ich auch so.
Kann mir jemand behilflich beim Verstehen sein, welchen Einfluß europäische oder amerikanische Agrarsubventionen auf die Ernährungssituation in Afrika haben? Erfolgt ein Ausschluß der Afrikaner vom europäischen Markt mittels DIN-Normen für Bananen oder mittelbar über Subventionen an europäische Bauern, die damit preiswerter als afrikanische Bauern sind? Oder ist in Afrika mangels Masse überhaupt kein wesentlicher Lebensmittelexport möglich?
Btw., was mir auch nicht einleuchtet, ist, das z.B. Marokko als semiarides Gebiet Tomaten, also Wasser, exportiert.
Zwei Fragen habe ich noch: Warum gibt es in _Afrika Kinderarbeit, anstatt dass die Kinder lesen und schreiben lernen. Kann man wirklich so argumentieren, dass bei 80 % Analphabetenrate es keinen Bedarf am Lesenlernen gibt? Also, würde der malische Arbeiter lesen können müssen, würde er es zwangsläufig lernen und sich deshalb ein "Schulmarkt" entwickeln? ________________________________________________________________________________________________________
Vor Jahren las ich mal die Frage, ob es ok sei, dass man sich in z.B. in Indien von einem Rikschafahrer den ganzen Tag herumkutschieren läßt oder von Kindern Hilfsdienste wie Stadtführungen oder Botengängen annimmmt. Die Kinder können so nicht zur Schule, andererseits hätten sie und der Rikschamann nichts zu essen, wenn man sie nicht "ausnutzte". Gilt diese Sichtweise auch für Nähfabriken oder Hilfsarbeiten auf dem Bau http://www.google.de/imgres?imgurl=http:...9QEwBA&dur=297? (Bilder)
Gibt es hierzu eine Leseempfehleung?
Ich weiß, dass ich hier leicht OT bin. Vielleicht findet sich trotzdem etwas Zeit für eine weiterhelfende Antwort Die Kinder haben nähmlich schon die 5xWarum-Frage-Technik gelernt:-)
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