Zitat von KaaMit den bekannten "Das-Müssen-Alle-Deutschen-Sehen" verglichen, war der Film ein Anti Film. Er hat, was ja auch einige Journalisten ihm vorgeworfen waren, auch gesagt: nicht "Der Krieg war schuld", aber "Der Krieg macht schlimmes mit den Menschen". Und die Menschen um die es ging, waren Deutsche. Der Film könnte einen Paradigmenwechsel in der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit darstellen. Dieses SchuldDings ist nicht heilsam.
Dann sind mir diesmal vielleicht wirklich meine Vorurteile auf die Füße gefallen, liebe Kaa. Jedenfalls war ich jetzt soweit, mir den ersten Teil ansehen zu wollen, als ich leider feststellen mußte, daß er bereits nicht mehr in der ZDF Mediathek verfügbar ist.
Richtig, diesen Aspekt betont der Film sehr stark - der Krieg macht Schlimmes mit den Menschen, und zwar in doppelter Hinsicht: Die Menschen tun Schlimmes [weil sie in der Situation sind, Böses tun zu müssen - nicht, weil sie die bösen Deutschen sind] und sie erfahren und erleiden Schlimmes. Das wird gezeigt am Beispiel der Deutschen im Russlandfeldzug, ohne moralischen Zeigefinger und so weiter, und jedem ist klar, dass sich die "anderen" genauso verhalten oder verhalten würden. Und beides bedingt sich gegenseitig: Die brutale Kriegführung der Deutschen [die sich auch der einzelne SOldat nicht gewünscht hat, sondern die ihm auferlegt hat] führt zur Brutalität der Partisanen und der Gegenwehr, und dies wiederum führt zur Brutalisierung der dt. Kriegsführung. Dieser Film macht es unglaublich schwer, von "SChuld" zu sprechen, was die SOldaten angeht. Der Offizier des Bewährungsbataillons, der ist ein mieses A..., der SS-Offizier, der das Mädchen erschießt, ebenso. Aber die normalen Soldaten? Will man ihnen SChuld zuschreiben für ihr Verhalten? Haben sie den Hauch einer Chance, sich anders zu verhalten?
Gerade weil der Film dieses Dilemma zeigt und nicht das Stereotyp des "bösen Nazi-Deutschen", gerade deswegen bedeutet er m.E. einen neuen Blick auf Aspekte des 2. WEltkriegs, die in der Öffentlichkeit noch nicht präsent waren. Es ist nicht die LAndser-Romantik der 1950er Jahre, es ist nicht die Betonung einer singulären deutschen Schuld, sondern es zeigt die unentrinnbare Verstrickung und die Entmenschlichung des Individuums.
Zitat von Doeding im Beitrag #46Ich glaube allerdings, dass dieser exzessive Vergangenheitsfetisch der Deutschen ebensowenig zum Vorbild für andere Länder taugt wie die Energiewende.[...]
Was meinen Sie, lieber Andreas Döding: Kommt nicht, auch ohne Betrachtung des Osmanische Reich, Rotchinas, der Sowjetunion und vieler anderer, diese spezifisch deutsche Gewohnheit etwas merkwürdig daher? Mir scheint beispielsweise, vielleicht irre ich, daß die ostdeutsch - kommunistische Phase hierzulande leicht unterbelichtet wird. Ich meine nichtmal die politischen Verbrechen, Todesurteile, Vertreibungen der 50er und frühen 60er Jahr und auch nicht den trivialen "Stasi"-Quark, sondern eher die weichen Themen: Das Funktionieren der damaligen Agitation und Propaganda, jene vielgestaltige "Volkserziehung"? Noch leben genug Zeitzeugen und das ganze hätte meines Erachtens einen erheblichen staatsbürgerlichen Nährwert, der aber vermutlich außerhalb unserer Demokratieabgabe besser aufgehoben ist.
mfG
----------------------------------------------------- Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel
Zitat von HausmannWas meinen Sie, lieber Andreas Döding: Kommt nicht, auch ohne Betrachtung des Osmanische Reich, Rotchinas, der Sowjetunion und vieler anderer, diese spezifisch deutsche Gewohnheit etwas merkwürdig daher? Mir scheint beispielsweise, vielleicht irre ich, daß die ostdeutsch - kommunistische Phase hierzulande leicht unterbelichtet wird.
Sehen Sie, lieber Hausmann, da bin ich in die typische Falle des Westsozialisierten getappt. Bei Vergangenheitsfetisch denke ich zu Unrecht immer nur an 33-45.
Sie haben völlig recht. Zettel hat das mal als Befürchtung geäußert, daß indirekt viel DDR-Propaganda in Gesamtdeutschland eingesickert sein könnte. Was vermutlich stimmt. Gerade wegen der von Ihnen benannten Unterbelichtung dieses Geschichtsabschnittes.
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