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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 58 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Noricus Offline



Beiträge: 2.362

14.04.2013 20:49
Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Eine Marginalie zum ersten heftigen Schlagabtausch im Bundestagswahlkampf. Sie werden erraten, welche Parteien daran beteiligt waren.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.422

14.04.2013 21:13
#2 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat im Beitrag
___________
Auf dem Landesparteitag der nordrhein-westfälischen FDP ließ der Bundesaußenminister die Versammelten wissen, der SPD-Wahlkampfslogan „Das Wir gewinnt“ erinnere ihn an das SED-Motto „Vom Ich zum Wir“.
___________

Herr W. befindet sich im Irrtum. Bei der Partei unter der Ägide S.M. Peer des I. handelt es sich hier lediglich um die Verwendung des pluralis majestatis.

"Das Schnabeltier, das Schnabeltier
vollzieht den Schritt vom Ich zum Wir.
Es spricht nicht mehr nur noch von sich,
es sagt nicht mehr: „Dies Bier will ich!“
Es sagt: „Dies Bier, das wollen Wir!“
Wir wollen es, das Schnabeltier!" (Robert Gernhardt)

Llarian Offline



Beiträge: 7.115

14.04.2013 21:35
#3 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Ich halte die Grüdnung der AfD am heutigen Tage für deutlich bedeutender für den Bundestagswahlkampf als den Kinderkrieg zwischen Westerwelle und Siggi Pop. Die FDP hat jahrelang auch davon profitiert, dass sich viele entschlossen haben "das kleinere Übel" zu wählen. Dies könnte gerade durch die Polarisation in der Euro-Krise diesmal anders kommen und es ist jemand da, der diese Stimmen auffängt.

Ich bin auch nicht so sicher ob die Polarisation CDU und FDP wirklich nützen würde. Denn die Politik, die sie die letzten 4 Jahre betrieben haben ist ja effektiv SPD Linie. Wie glaubwürdig ist man, wenn man jetzt versucht eine Polarisation aufzubauen und dort am Rande jemand steht, dem man das im Unterschied zu Merkel und Westerwelle abnimmt ?

Masu Offline



Beiträge: 26

14.04.2013 23:28
#4 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Überprüfen wir doch einmal die Schlagzeilen großer Tages- und Wochenzeitungen im Netz. (Stand: 14.04. 23:17)

FAZ.de: Top-Schlagzeile AfD

Spiegel.de: Gleich hinter der SPD auf Platz zwei kommt die AfD

Welt.de: Top-Schlagzeile AfD

Zeit.de: Gleich hinter der SPD auf Platz zwei kommt die AfD

Selbst bei, SDP-Parteiblatt Süddeutsche muss man der AfD und ihrem Gründungsparteitag mitllerweile Raum in der ersten Reihe der Schlagzeilen machen.

Wen interessiert hier ernsthaft die FDP und ihre kümmerlichen Bemühungen, den eigenen Betrug am Wähler über die vergangenen 4 Jahre vergessen zu machen? Steuersenkungen gewählt, Transferunion bekommen. Möge mich der Schlag treffen, sollte ich jemals wieder in Versuchung kommen, dieser Partei meine Stimme zu geben.

Krischan Offline




Beiträge: 641

15.04.2013 09:28
#5 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Interessant auch, dass das Parteien-Establishment bereits beginnt, sich an die AfD "anzuwanzen" (der saloppe Begriff sei gestattet). Heute früh, mdr info: "Der CDU-Innenexperte Bosbach hat sich dagegen ausgesprochen, die neu gegründete "Alternative für Deutschland" zu dämonisieren. Bosbach sagte MDR INFO, die AfD sei in der politischen Mitte angesiedelt und daher eine politische Konkurrentin. Er glaube aber nicht, dass sie realistische Chancen habe, bei der Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Allerdings könne sie die Union wichtige Stimmen kosten. - Die "Alternative für Deutschland" hatte sich am Wochenende in Berlin gegründet. Ihre Hauptforderung ist ein Ausstieg aus dem Euro, wofür sie von Union und FDP scharf kritisiert wird. Unionfraktions-Geschäftsführer Grosse-Böhmer sprach von gefährlicher Nostalgie." (Zitat von mdr info).

- nicht dämonisieren, politische Mitte --> möglicher Koalitionspartner?
- könne sie die Union wichtige Stimmen kosten --> Angst vor Verlust der eigenen Wählerbasis?

Laut Medienberichten speist sicht die AfD wohl aus mehrheitlich enttäuschten konservativ und liberal wählenden Personen jeglicher Provenienz. Nun ist Bosbach ja auch ein wenig als konservativer Querdenker bekannt - kann auch sein, dass er sich mit oben genannten Sätzen bei der AfD bewirbt :-) Bewerbungsgespräch via Medien, mal was Neues.

Hat sich denn jemand schon mal ernsthaft mit den Inhalten und Zielen der AfD beschäftigt?

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.424

15.04.2013 11:52
#6 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Ich schreibe heute Nacht einen Artikel zum Gründungsparteitag der AfD.
War selbst vor Ort.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

15.04.2013 12:29
#7 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Krischan im Beitrag #5
Laut Medienberichten speist sicht die AfD wohl aus mehrheitlich enttäuschten konservativ und liberal wählenden Personen jeglicher Provenienz.

Es gab da doch eine Analyse, laut der die AfD vor allem die SPD schwächt. Ich weiß aber grad nicht, wo ich diese finden kann. Muss hier irgendwo im Forum verlinkt sein.

Es ist aber auch durchaus logisch, denn wer sich z.B. als Facharbeiter oder Kleingewerbler explizit nicht bürgerlich, christdemokratisch oder gar liberal verortet, hat mit der Eurobesoffenen, grünlinken Staatsdienerpartei SPD ja ebenso ein Problem wie unsereiner mit der sozialdemokratisierten Union und der FDP des "mitfühlenden Liberalismus".
Der erste Stellvertreter des Hamburger AfD-Landesverbands hat das schön auf den Punkt gebracht: Er selbst hat durch die Rettungs- und Gelddruckpolitik mit seinen Aktien ca 35 Prozent plus zu verbuchen. Aber die, welche nicht am Aktienmarkt partizipieren, die, die kein Kapital zum Anlegen haben - die sind am meisten betroffen!

Von daher landet die AfD durchaus dort Treffer, wo die Sozialkundelehrer-SPD eine weit offene Flanke hat. Bei ihrer früheren Kernklientel!

Schaunmama.

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Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.04.2013 13:07
#8 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #7
Es gab da doch eine Analyse, laut der die AfD vor allem die SPD schwächt.

Das würde mich doppelt überraschen.
Erstens einmal kann ich mir momentan überhaupt keine Analyse vorstellen, die überhaupt seriös die Wählerwirkung der AfD einschätzen kann. Dazu ist noch viel zu viel im Fluß und ungeklärt.
Und zweitens hat die SPD ihre konservativen Stammwähler ja schon länger verprellt. Die sind inzwischen bei den Nichtwählern gelandet, manche auch bei der Union.

Nach meiner Überzeugung wird die AfD in erster Linie Leute aktivieren, die schon 2009 frustriert nicht mehr zur Wahl gegangen sind (darunter dann auch einige SPD-Wähler von ganz früher). Und dann wird sie Wähler von CDU und FDP ansprechen - aber bestimmt deutlich weniger, als sie sich das derzeit erhofft.
Aber jemand, der selbst 2009 noch SPD gewählt hat - der geht kaum zur AfD.

Zitat
Aber die, welche nicht am Aktienmarkt partizipieren, die, die kein Kapital zum Anlegen haben - die sind am meisten betroffen!


Nicht wirklich. Weil die bei einer Inflation auch nicht viel zu verlieren haben. Das Vermögen des klassischen SPD-Stammwählers besteht aus dem Wohnrecht in einer günstigen Wohnung der kommunalen Wohnungswirtschaft oder einem kleinen Reihenhaus, aus einem Auto und aus seinen Rentenansprüchen.
Das ist alles von der Euro-/Schulden-Krise kaum betroffen.

Es wird entscheidend sein, was die AfD neben ihrem Kernthema Währung in den nächsten Monaten bringen wird. Da gibt es bisher alle möglichen Einzelmeinungen (mehr "soziale Gerechtigkeit", gegen die Homo-Ehe, Zentralisierung der Bildungspolitik, mehr Kinderanrechnung bei der Rente, Windkraftsubvention aus dem Steueraufkommen ...), die eher auf ein klar konservatives Profil deuten. Wenn sich das so durchsetzt, werden sich liberale Wähler da nicht unbedingt wohlfühlen.

Krischan Offline




Beiträge: 641

15.04.2013 13:35
#9 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #8

Nicht wirklich. Weil die bei einer Inflation auch nicht viel zu verlieren haben. Das Vermögen des klassischen SPD-Stammwählers besteht aus dem Wohnrecht in einer günstigen Wohnung der kommunalen Wohnungswirtschaft oder einem kleinen Reihenhaus, aus einem Auto und aus seinen Rentenansprüchen.
Das ist alles von der Euro-/Schulden-Krise kaum betroffen.



<Evelyn-Hamann-Modus> Ach?! </Evelyn-Hamann-Modus>

Reihenhaus und Auto sind natürlich nicht betroffen, aber die Rentenansprüche? Sofern der SPD-Stammwähler nicht riestert, rürupt oder eine andere Form der Alterssicherung hat, gehen die demographischen Rentenlasten voll auf seine Kasse. Derzeit werden die Rentenkassen doch schon massiv durch den Staatszuschuss aufgestockt - ohne dieses Steuergeld fielen die Renten geschätzt 20% niedriger aus, rein aus der Umlagefinanzierung. Von Themen wie Inflation und Arbeitsplatzangst mal ganz zu schweigen.
Natürlich ist der Stammwähler betroffen! Nur nicht jeder wird es realisieren, bzw. den Lösungsvorschlag einer AfD favorisieren. Egal wie es kommt - gegenwärtig hat man nur die Wahl zwischen "später viel verlieren" und "jetzt auch ganz schön was verlieren" (bei Euro-Auflösung und Rückkehr zur D-Mark: Arbeitsplatzverlust, deutlich weniger Export etc. pp.)

Bin schon ganz gespannt auf den Beitrag vom Gründungsparteitag.

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.04.2013 13:44
#10 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A.
Es wird entscheidend sein, was die AfD neben ihrem Kernthema Währung in den nächsten Monaten bringen wird.

Anders: Es wird entscheidend sein, ob die AfD ihren Gegnern den Gefallen tun und neben ihrem Kernthema (das ist übrigens nicht allein die Währung) in den nächsten Monaten überhaupt mehr bringen wird. Wie ich das einschätze, wird sich das in engen Grenzen halten.

Wer tatsächlich in allen Punkten mit der Partei übereinstimmt, in der er Mitglied ist oder die er gar nur wählt, müsste ein eigenartiger Typ sein. Die wie auch immer geartete Unterstützung einer Partei verlangt das Setzen von Schwerpunkten. So finde ich z.B. eine Frauenquote für Aufsichtsräte total bescheuert, würde deswegen aber trotzdem eine Partei wählen, die das im Programm hat, wenn sie dafür andere Positionen vertritt, die mir wichtig sind. Die ganzen politischen Untaten um die Euro-"Rettung" herum, die dabei sind, unseren Wohlstand dauerhaft aufs Spiel zu setzen, und die darüber hinaus dazu geführt haben, dass bei vielen Menschen das Vertrauen in Rechtsstaat und Demokratie erschüttert ist, eignen sich in besonderer Weise dazu, andere politische Differenzen in den Hintergrund treten zu lassen. Ich z.B. bin bereit, sehr viele Kröten zu schlucken, um mich in diesem Punkt für die Partei zu entscheiden, die meine Position dazu am besten vertritt. Und ich vermute, dass es vielen anderen ebenso gehen wird. Wieviele das sein werden, bleibt abzuwarten. Aber der politische Preis für ein Scheitern ist aus Sicht derer, die so denken wie ich, vergleichsweise gering. Daher wird auch der im Grunde absurd paradoxe Taktikmix von Union und FDP nicht aufgehen, einerseits vor den bösen Zielen dieser Partei zu warnen, andererseits aber ihre Bedeutungslosigkeit zu beschwören.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.04.2013 14:18
#11 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Krischan im Beitrag #9
Reihenhaus und Auto sind natürlich nicht betroffen, aber die Rentenansprüche? Sofern der SPD-Stammwähler nicht riestert, rürupt oder eine andere Form der Alterssicherung hat, gehen die demographischen Rentenlasten voll auf seine Kasse.

Die demographischen Probleme der Rentenversicherung haben aber nichts mit der "Euro-Krise" zu tun.
Wer auf diesen Aspekt achtet, der konnte doch schon lange nicht mehr SPD wählen.

Die staatliche Rente ist ja reine Umlage plus Steuern, d.h. da gibt es keine Ersparnisse, die von Inflation oder Währungsverfall bedroht sein könnten. Wer nur die staatliche Rente hat, braucht sich für die ganze Krise nicht zu interessieren.

Nola Offline



Beiträge: 1.719

15.04.2013 14:26
#12 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #11
Zitat von Krischan im Beitrag #9
Reihenhaus und Auto sind natürlich nicht betroffen, aber die Rentenansprüche? Sofern der SPD-Stammwähler nicht riestert, rürupt oder eine andere Form der Alterssicherung hat, gehen die demographischen Rentenlasten voll auf seine Kasse.

Die demographischen Probleme der Rentenversicherung haben aber nichts mit der "Euro-Krise" zu tun.
Wer auf diesen Aspekt achtet, der konnte doch schon lange nicht mehr SPD wählen.

Die staatliche Rente ist ja reine Umlage plus Steuern, d.h. da gibt es keine Ersparnisse, die von Inflation oder Währungsverfall bedroht sein könnten. Wer nur die staatliche Rente hat, braucht sich für die ganze Krise nicht zu interessieren.


Lieber RA. sind Sie sicher, das die Bürger das auch wissen oder nimmt man nicht vielmehr an, das die Deutschen Eurozahlungen in welche Rettungsschirme auch immer, die Renten oder Sozialkassen derart schmälert, das eben der kleine Bürger doch betroffen ist.

♥lich Nola

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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.04.2013 14:32
#13 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #10
Es wird entscheidend sein, ob die AfD ihren Gegnern den Gefallen tun und neben ihrem Kernthema (das ist übrigens nicht allein die Währung) in den nächsten Monaten überhaupt mehr bringen wird.

Sie hat es schon und sie wird noch etwas mehr bringen müssen. Alleine schon, weil kaum ein Kandidat oder Parteifunktionär es schafft, bei einer Journalistenfrage zu sagen: "Dazu haben wir keine Meinung". Das geht bei Details, aber nicht bei den größeren Fragen. D.h. die AfD wird nicht das flächendeckende Programm einer etablierten Partei haben, mit Aussagen vom Kleingartengesetz bis zur Blindenfürsorge.
Aber sie wird sich bei den meisten im Wahlkampf diskutierten Themen positionieren. Wenn nicht durch eine Programmaussage auf einem Parteitag, dann durch Einzelmeinungen ihrer Leute. Wobei ich nicht sehe, daß das dann "den Gegnern einen Gefallen tun" wäre.

Zitat
Wer tatsächlich in allen Punkten mit der Partei übereinstimmt, in der er Mitglied ist oder die er gar nur wählt, müsste ein eigenartiger Typ sein.


Völlig richtig. Hat aber hier auch niemand behauptet, daß man 100% Übereinstimmung bräuchte, um AfD zu wählen..

Es geht schlicht darum, welchen Charakter diese Partei haben wird. Und da wird sie m. E. eine klar konservative Partei werden. Daß muß nicht verhindern, daß sie von Liberalen oder Sozialdemokraten gewählt wird - Gründe dafür hast Du ja genannt.
Aber größere Wählerbewegungen mobilisiert man nicht mit einem Punkt alleine, da muß schon etwas mehr Übereinstimmung sein.

Zitat
Aber der politische Preis für ein Scheitern ist aus Sicht derer, die so denken wie ich, vergleichsweise gering.


Das liegt daran, daß Du nicht nur den ESM ablehnst (das tun natürlich sehr viele), sondern das diese Ablehnung für Dich eine so hohe Priorität hat, daß rot/grün oder schwarz/gelb ansonsten kein relevanter Unterschied mehr für Dich ist.
Das halte ich für eine sehr seltene Position.

Zitat
Taktikmix von Union und FDP


M. E. haben beide Parteien noch keine besondere Taktik gegenüber der AfD, geschweige denn einen "Taktikmix".
Der jeweilige Parteisprecher muß wie bei jeder Aussage zu einer Konkurrenzpartei sagen, daß die Inhalte dort abzulehnen sind. Und wenn die Journalisten irgendwelche mehr oder weniger prominente Einzelpolitiker fragen, dann bekommen sie irgendwelche unabgestimmten Einzelmeinungen.
Die AfD mag derzeit das Gefühl haben, sie wäre von zentraler Wichtigkeit für die politische Szene - aber das ist ein recht subjektives Gefühl. In den übrigen Parteien wird das erst einmal achselzuckend abgewartet, ohne größere Aufregung.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.04.2013 15:07
#14 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A.
Sie hat es schon und sie wird noch etwas mehr bringen müssen. Alleine schon, weil kaum ein Kandidat oder Parteifunktionär es schafft, bei einer Journalistenfrage zu sagen: "Dazu haben wir keine Meinung". Das geht bei Details, aber nicht bei den größeren Fragen.

Das geht schon, und alles andere wäre auch falsch. So, wie das auf dem Parteitag gelaufen ist, wird dieser "Mut zur Lücke" sinnvollerweise bleiben, denn keiner wählt die AfD wegen irgendetwas anderem als ihrer Position zum Euro.Es gibt keinen Grund, so zu tun, als sei dies anders. Wenn ein Kandidat zu irgendeinem Thema gefragt wird, das nicht im aktuellen Programm steht, könnte er korrekt sagen: Ich habe dazu eine Meinung, aber die interessiert unsere Wähler nicht. Die Medien werden sich darüber furchtbar aufregen, aber auf das Wählerpotenzial wird es keinen Einfluss haben.Die "Piraten" haben vorgemacht, was passiert, wenn man als Einthemenpartei in die Falle "Vollprogramm" tappt.Und eine Falle ist es, weil mehr Programmatik unweigerlich die Anti-Euro-Front bröckeln lassen würde, so wie viele liberale Freunde der netzpolitischen Positionen der "Piraten" sich abwandten, als das Programm ein linkes Gesicht bekam.

Zitat von R.A.
Aber größere Wählerbewegungen mobilisiert man nicht mit einem Punkt alleine, da muß schon etwas mehr Übereinstimmung sein.

Meiner Meinung nach ist in diesem Fall das genaue Gegenteil richtig. Man muss immer die Gründe für die Entstehung der jeweiligen Partei berücksichtigen. Für eine Milieupartei gelten da andere Kriterien als für eine Funktionspartei. So lange Volksabstimmungen zu wichtigen Fragen in Deutschland ausgeschlossen bleiben, haben Positionen, die zwar über Parteigrenzen hinweg eine sehr hohe Zustimmung erzielen, innerhalb der Parteien aber jeweils von einer Mehrheit abgeschmettert werden und somit statt auf eine der Zahl ihrer Befürworter entsprechenden Präsenz im politischen Spektrum nur auf eine von Null kommen, nur die Chance, sich als Partei zu konstituieren.Und wenn sie das getan haben, sollte diese Partei dann auch nicht so tun, als gebe es sie aus irgendwelchen anderen Gründen.Sie hat dann einen ganz bestimmten Job. Wenn sie sich einen anderen sucht, wird sie auf jeden Fall scheitern.

Zitat von R.A.
Das halte ich für eine sehr seltene Position.

Diese sehr seltene Position hat immerhin binnen kurzer Zeit tausende Menschen zum Eintritt in eine Partei motiviert.Die große Mehrheit davon hat sich vorher anderen Parteien zugehörig gefühlt.

Zitat von R.A.
In den übrigen Parteien wird das erst einmal achselzuckend abgewartet, ohne größere Aufregung.

Wenn das die Wahrheit ist, wird sie aber ausnehmend miserabel vermittelt

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Solus Offline



Beiträge: 384

15.04.2013 15:24
#15 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #14
Die "Piraten" haben vorgemacht, was passiert, wenn man als Einthemenpartei in die Falle "Vollprogramm" tappt.Und eine Falle ist es, weil mehr Programmatik unweigerlich die Anti-Euro-Front bröckeln lassen würde, so wie viele liberale Freunde der netzpolitischen Positionen der "Piraten" sich abwandten, als das Programm ein linkes Gesicht bekam.

Das möchte ich nochmal betonen. Es gibt sicher genug Leute, die die Piraten gerne gewählt hätten, wenn sie sich auf ihre ursprünglichen Kernthemen zur Netzpolitik und im etwas weiteren, zur Überwachung allgemein, beschränkt hätten und dort dafür umso härter aufgetreten wären. Ich hätte das zum Beispiel (schon mangels besser Alternative) gemacht.
Dass eine Partei, jedenfalls eine die im Bundestag sitzt, zwangsläufig mit der Zeit auch Position zu Themen außerhalb ihres Kernbereiches beziehen wird, ist wohl natürlich und unvermeidbar. Aber im Wahlkampf? Wenn man mir schon vorher klar sagt, dass das Wasser, das man mir anbietet, vergiftet ist, dann werde ich das doch gewiss nicht trinken.
Zumal eine Erweiterung über die Kernthemen hinaus auch unweigerlich noch mehr Leute anzieht, die sich für das neu hinzugekommene statt dem ursprünglichen interessieren, womit das ganze dann vollends den Bach hinunter geht.

Llarian Offline



Beiträge: 7.115

15.04.2013 16:20
#16 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #13
Aber größere Wählerbewegungen mobilisiert man nicht mit einem Punkt alleine, da muß schon etwas mehr Übereinstimmung sein.

Die Piraten haben genau das getan und das mit einem Punkt, der deutlich weniger brisant ist und weniger Menschen anspricht. Anschließend haben sie den Fehler gemacht und das Wasser vergiftet (ein wirklich schönes Bild, dass Solus da beschrieben hat). Das ändert aber nix daran, dass sie mit einem Punkt aus dem Stand plötzlich breite Mengen angesprochen haben.

Zitat
Das liegt daran, daß Du nicht nur den ESM ablehnst (das tun natürlich sehr viele), sondern das diese Ablehnung für Dich eine so hohe Priorität hat, daß rot/grün oder schwarz/gelb ansonsten kein relevanter Unterschied mehr für Dich ist.
Das halte ich für eine sehr seltene Position.


Ich nicht. Ich halte das für eine durchaus nicht ungewöhnliche Position, die ich nebenbei gesprochen auch teile. Ich glaube bei all dem Murks, den die letzten 2 Regierungen so verbrochen haben war der ESM mit grossem Abstand (selbst im Vergleich zum Energieirrsinn) die einzige politische Maßnahme, die man schon als Verbrechen bezeichnen muss. Und das witzige daran ist, das wird von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung auch so gesehen. Das Thema brennt vielen extrem unter den Nägeln, sei es, weil ihre Vermögen entwertet werden, sei es, weil sie Angst vor der Zukunft haben, die derzeit ganz fleissig verkauft wird, sei es, weil sie sich einfach Sorgen um ihre Kinder und Enkel machen. Und man ist bereit viele Kröten zu schlucken, wenn man nur diese eben nicht schlucken muss. Und witzigerweise gibt es bei diesem Thema eine extreme Diskrepanz zwischen Politik und Volk. Während das Volk mit grosser Mehrheit gegen den ESM ist (zumindest der Teil des Volkes, der sich äussert) ist die etablierte Politik mit breiter Mehrheit dafür und streitet allenfalls darum, wieviel noch verschenkt werden soll.

Und vielleicht mal das Streiflicht am Rande: Was ist denn der relevante Unterschied zwischen Politik Schröder und Politik Merkel ? Wer soll denn da Angst vor der AfD haben ?

Zitat
In den übrigen Parteien wird das erst einmal achselzuckend abgewartet, ohne größere Aufregung.


Das muss der Grund sein, warum der Union derzeit der Popo auf Grundeis geht, wenn es darum geht wieviele Milliarden in Zypern versenkt werden.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.04.2013 17:45
#17 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #14
Wenn ein Kandidat zu irgendeinem Thema gefragt wird, das nicht im aktuellen Programm steht, könnte er korrekt sagen: Ich habe dazu eine Meinung, aber die interessiert unsere Wähler nicht.

Könnte er. Vielleicht wäre das auch taktisch geschickt - obwohl ich doch glaube, daß sich viele potentielle AfD-Wähler daran stören würden.
Aber ich glaube nicht, daß die AfD eine solche Taktik durchhalten würde. Es ist unglaublich schwer, eine solche Linie zu fahren, erfordert enorme Selbstdisziplin. Und sie funktioniert nur, wenn sich wirklich ALLE dran halten. Denn wenn die Parteispitzen sich nicht äußern, dann reicht den Medien auch die Stellungnahme vom Kreisvorsitzenden X oder vom Landesvorstandsmitglied Y, um das als "Meinung der AfD" zu verbreiten.

Zitat
Und eine Falle ist es, weil mehr Programmatik unweigerlich die Anti-Euro-Front bröckeln lassen würde, so wie viele liberale Freunde der netzpolitischen Positionen der "Piraten" sich abwandten, als das Programm ein linkes Gesicht bekam.


Richtig.
Und ähnlich werden sich viele Interessenten abwenden, wenn sich die AfD als stramm konservative Partei herausstellt. Was wohl derzeit die wahrscheinlichste Variante ist.

Zitat
Und wenn sie das getan haben, sollte diese Partei dann auch nicht so tun, als gebe es sie aus irgendwelchen anderen Gründen.Sie hat dann einen ganz bestimmten Job. Wenn sie sich einen anderen sucht, wird sie auf jeden Fall scheitern.


Ich stimme grundsätzlich zu. Aber ich glaube nicht, daß die AfD es schaffen wird, sich nur um diesen Job zu kümmern. Sonst hätte sie nicht schon diverse politische Positionen in die Welt gesetzt, die nichts mit diesem Job zu tun haben.

Zitat
Diese sehr seltene Position hat immerhin binnen kurzer Zeit tausende Menschen zum Eintritt in eine Partei motiviert.


M. E. ist die Mehrheit der AfD-Mitglieder nicht so rigoros wie Du und setzt die oberste und im Prinzip einzige Priorität auf die ESM-Frage. Sondern die haben alle noch ihre private Agenda und Vorstellung von dem, was sonst noch endlich mal anders gemacht werden sollte.

Zitat
Wenn das die Wahrheit ist, wird sie aber ausnehmend miserabel vermittelt


Von wem?
Was ich so bisher an Stellungnahmen gelesen habe, ging eigentlich kaum über pflichtschuldige Statements hinaus.

Ich war ja am Wochenende zwei Tage lang auf dem Landesparteitag. Da wurde die AfD glaube ich zweimal überhaupt erwähnt, ansonsten ging die Debatte nur über die traditionellen Feinde CDU, Grüne und SPD (in dieser Reihenfolge ).
Und auch bei den vielen Gesprächen am Rande hat sich fast niemand für das Thema überhaupt interessiert.
Es kann natürlich schon sein, daß die etablierten Parteien das falsch sehen und sich im Herbst dann wundern. Aber derzeit gilt die AfD als Strohfeuer, wie schon viele Beispiele vorher, die man erlebt hat und letztlich ignorieren konnte.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.04.2013 17:56
#18 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #16
Die Piraten haben genau das getan und das mit einem Punkt, der deutlich weniger brisant ist und weniger Menschen anspricht.

Aber diese Menschen interessieren sich mehrheitlich ohnehin nicht so sehr für die übrigen politischen Themen. Das ist beim AfD-Potential m. e. deutlich anders.
Und auch die Piraten haben es nur auf den unteren Ebenen geschafft, nicht in den Bundestag - dort werden sie wohl gnadenlos scheitern.

Einen Erfolg bei Landtagswahlen hätte ich der AfD grundsätzlich zugetraut. Aber der Probelauf in Niedersachsen war ja wohl nichts ...

Zitat
Ich halte das für eine durchaus nicht ungewöhnliche Position, die ich nebenbei gesprochen auch teile.


Da ich sowohl Rayson wie Dich schon länger kenne, überrascht mich das nicht ;-)
Aber ihr beide seid bestimmt nicht typisch für die 2 Millionen (!) Wähler, die die AfD im Herbst braucht.

Zitat
Ich glaube bei all dem Murks, den die letzten 2 Regierungen so verbrochen haben war der ESM mit grossem Abstand (selbst im Vergleich zum Energieirrsinn) die einzige politische Maßnahme, die man schon als Verbrechen bezeichnen muss.


Verbrechen setzt bösartige Absicht voraus, das würde ich in beiden Fällen verneinen.
Aber bei größter politischer Bockmist würde ich zustimmen.

Der Gag ist halt nur: Das ist Vergangenheit. Alle Fehler sind schon gemacht und rechtsgültig. Das Geld für den ESM ist weg.
Und wenn es um die Frage geht, wie wir uns mit möglichst wenig weiteren Schäden aus dem Schlamassel wieder rauswurschteln - da sehe ich bei der AfD nicht den Ansatz einer Antwort.

Du hast ja recht: Ein großer Teil der Bevölkerung ist sauer über den ESM (über Mehrheiten würde ich angesichts der demoskopischen Fehlermargen nicht streiten wollen). Und trotzdem glauben viele, daß es ohne Merkel noch schlimmer gekommen wäre und daß sie die Sache irgendwie halbwegs glimpflich hinkriegen wird.

Zitat
Das muss der Grund sein, warum der Union derzeit der Popo auf Grundeis geht, wenn es darum geht wieviele Milliarden in Zypern versenkt werden.


Das Milliarden zu verschenken unpopulär ist, das ist der Union längst klar.
Aber die Hauptangst dort ist nicht die Konkurrenz durch die AfD, sondern eine Wahlniederlage wegen mangelnder Mobilisierung.

Ich glaube nicht, daß 2 Millionen CDU-Wähler zur AfD wechseln werden. Ich halte das sogar für völlig unwahrscheinlich. Aber daß 3 Millionen CDU-Wähler verärgert zu Hause bleiben werden - das ist durchaus möglich. Und davor hat die Union natürlich Angst.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

15.04.2013 18:34
#19 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #17
Es kann natürlich schon sein, daß die etablierten Parteien das falsch sehen und sich im Herbst dann wundern. Aber derzeit gilt die AfD als Strohfeuer, wie schon viele Beispiele vorher, die man erlebt hat und letztlich ignorieren konnte.

Das ist vielleicht der Grund, warum bei mir das Auftauchen der Ein-Punkt-Partei AfD ein gewisses Unbehagen auslöst: es scheint ja extrem unwahrscheinlich, daß die AfD bei den Bundestagswahlen eine Mehrheit, ja überhaupt ein Mandat erhalten wird. Die Existenz einer solchen Partei, die endlich einmal eine Gegenposition zum Konsensgedudel vertritt, und ihr erwartetes Scheitern bei der Wahl werden leider Wasser auf die Mühlen der Konsensparteien seien, die gerade dabei sind den deutschen Wohlstand aus vollen Händen aus dem Fenster zu werfen: seht her, werden sie nach der Wahl sagen, eine bloße lächerliche Minderheit ist gegen unser Eurorettungsprogramm, ergo ist dieses jetzt völlig demokratisch legitimiert (der Wähler hatte ja die Alternative und hat sie mehrheitlich abgelehnt), und wir machen weiter wie bisher, ja möglichst in noch verstärktem Maße.

Nein, so kann das nicht funktionieren. Die wirkliche Alternative für Deutschland wäre gewesen, daß sich die FDP beizeiten (d.h. leider vor ca. 2 Jahren) auf ihre Prinzipien und Stammwähler besonnen hätte, diejenigen ihrer prominenten Mitglieder, die eigentlich bei der falschen Partei sind und z.B. bei der SPD viel besser aufgehoben wären, zum Wechsel motiviert und Leute wie Schäffler an die Spitze befördert hätte. Mit einer klaren Haltung gegen ESM und 'Energiewende' hätte die FDP seit zwei Jahren 15-20% Wähleranteil statt der wackligen 4%.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

15.04.2013 18:37
#20 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #3
Ich halte die Grüdnung der AfD am heutigen Tage für deutlich bedeutender für den Bundestagswahlkampf als den Kinderkrieg zwischen Westerwelle und Siggi Pop. Die FDP hat jahrelang auch davon profitiert, dass sich viele entschlossen haben "das kleinere Übel" zu wählen.


Volle Zustimmung zu beiden Sätzen. Aber es ist ja gerade vor dem Hintergrund der AfD-Gründung interessant, auf welcher Wahlkampfschiene die FDP fahren wird. Sollte sich die AfD nicht als Strohfeuer erweisen, so gerät wohl keine Partei so sehr in thematischen Zugzwang wie die FDP. Merkels CDU wird angesichts der exzellenten Umfragewerte zumindest vorerst nichts an ihrem Kurs ändern.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.04.2013 18:41
#21 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #20
Sollte sich die AfD nicht als Strohfeuer erweisen, so gerät wohl keine Partei so sehr in thematischen Zugzwang wie die FDP.

Solange die AfD nicht in der Lage ist, einen praktikablen Lösungsweg aus der Schuldenkrise aufzuzeigen, hat die FDP überhaupt keine Probleme. Alle übrigen Wahlkampfthemen der FDP will oder kann die AfD ohnehin nicht besetzen.

Zitat
Merkels CDU wird angesichts der exzellenten Umfragewerte zumindest vorerst nichts an ihrem Kurs ändern.


Nun ja, wenn die AfD nur als Strohfeuer erscheint, wird die CDU natürlich nicht reagieren.
Falls die AfD einen Umfragenhöheflug startet, dann muß der ja irgendwo bei anderen Parteien zu Verlusten führen. Wahrscheinlich bei der CDU. Und dann wäre eine Kursänderung möglich. Aber im Zweifelsfall dann nicht beim ESM, sondern bei klassischen konservativen Themen.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

15.04.2013 19:03
#22 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #21

Zitat
Merkels CDU wird angesichts der exzellenten Umfragewerte zumindest vorerst nichts an ihrem Kurs ändern.

Nun ja, wenn die AfD nur als Strohfeuer erscheint, wird die CDU natürlich nicht reagieren.
Falls die AfD einen Umfragenhöheflug startet, dann muß der ja irgendwo bei anderen Parteien zu Verlusten führen. Wahrscheinlich bei der CDU.



Glaubt man der hier erwähnten Umfrage, laufen vor allem die FDP und mit Abstand dahinter die Linke die größte Gefahr, Wähler an die AfD abzugeben. Die SPD hätte demnach ein größeres Problem mit dem Erscheinen der AfD als die CDU.

Michel Offline



Beiträge: 265

15.04.2013 19:40
#23 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A.
Das liegt daran, daß Du nicht nur den ESM ablehnst (das tun natürlich sehr viele), sondern das diese Ablehnung für Dich eine so hohe Priorität hat, daß rot/grün oder schwarz/gelb ansonsten kein relevanter Unterschied mehr für Dich ist.



Ich denke es geht den potentiellen Wählern der AfD um mehr als nur den Euro. Was die AfD attraktiv macht ist, dass sie es ermöglicht den politischen Eliten das Misstrauen auszusprechen. Aus dem gleichen Grund war m.E. auch die Piratenpartei zeitweise erfolgreich.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.04.2013 20:11
#24 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A.
Aber ich glaube nicht, daß die AfD es schaffen wird, sich nur um diesen Job zu kümmern. Sonst hätte sie nicht schon diverse politische Positionen in die Welt gesetzt, die nichts mit diesem Job zu tun haben.

Es gibt gute Gründe, zusätzliche Positionen aufzunehmen. Zum Beispiel dient der Punkt zur Einwanderung wohl auch ganz gezielt dazu, unerwünschten Zulauf von rechts außen abzuwürgen. Und darüber hinaus braucht in Deutschland eine Partei eben auch explizit ein Programm. Da Änderungen am Programm der AfD eine Mehrheit von 75% erfordern, wird es wohl geraume Zeit bei dem schlanken Programm bleiben, das wir kennen. Und das reicht aus, um sich gegen ganz links und ganz rechts abzugrenzen. Mehr braucht man im anvisierten Lager nicht, und der Weg zu "stramm konservativ" (warum hört man eigentlich "stramm" immer nur in Verbindung mit "konservativ" oder "rechts"?") ist sehr weit.

Zitat von R.A.
Was ich so bisher an Stellungnahmen gelesen habe, ging eigentlich kaum über pflichtschuldige Statements hinaus.

"gefährdet Wohlstand, Arbeitsplätze und soziale Sicherheit" (Kanzlerinnensprecher), "gefährliche Nostalgie" (GF der Unionsfraktion), "beunruhigend" (FDP-Generalsekretär)... Pflichtschuldige Statements? Nun ja...

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Llarian Offline



Beiträge: 7.115

15.04.2013 21:19
#25 RE: Marginalie: Der Bundestagswahlkampf hat begonnen Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #18
Aber diese Menschen interessieren sich mehrheitlich ohnehin nicht so sehr für die übrigen politischen Themen. Das ist beim AfD-Potential m. e. deutlich anders.

Im relativen ja, im Absoluten nicht. Eben weil der ESM uns im Unterschied zum Urheberrecht nahezu alle betrifft. Ich sage ja auch nicht, dass die AfD aus dem Stand eine Mehrheit einsammeln wird, aber auch in absoluten Zahlen werden sich genügend Leute (mehr als 2 Millionen) finden, die den ESM als das wichtigste Thema überhaupt verstehen.

Zitat
Und auch die Piraten haben es nur auf den unteren Ebenen geschafft, nicht in den Bundestag - dort werden sie wohl gnadenlos scheitern.


Weil sie das Wasser vergiftet haben. Wären die Piraten bei ihren Leisten geblieben hätte ich keinerlei Zweifel, dass sie in den Bundestag eingezogen wären. Ich bin jetzt nichtmal sicher, wobei ich eher vermuten würde, dass sie es nicht schaffen.

Zitat
Aber ihr beide seid bestimmt nicht typisch für die 2 Millionen (!) Wähler, die die AfD im Herbst braucht.


Wir sind vielleicht politikaffiner als viele andere. Aber die Sicht dass der ESM das zentrale Problem der derzeitigen Politik ist, das sehen sicher nicht nur zwei so.

Zitat
Verbrechen setzt bösartige Absicht voraus, das würde ich in beiden Fällen verneinen.


Ich für meinen Teil vermute diese Boshaftigkeit inzwischen. Ich denke der ESM wurde zumindest von deutscher Seite, namentlich Schäuble und Merkel, vor allem deshalb durchgesetzt um ihre persönliche Macht weiter auszubauen. Wo Deutschland "durchzuregieren" nicht mehr reicht, möchte man das gerne in ganz Europa. Und so ist der ESM als Herrschaftsinstrument ausgelegt worden, was ja auch in vielen Südländern absolut zurecht (!) als Machtattitüde kritisiert wird. Dumm daran war, dass dieser Teil nicht so recht funktioniert hat und das Merkel nicht vorhergesehen hat, dass sich die vermeintlich zu Beherschenden so erfolgreich mit anderen Schwergewichten wie Frankreich verbünden konnten.

Zitat
Der Gag ist halt nur: Das ist Vergangenheit. Alle Fehler sind schon gemacht und rechtsgültig. Das Geld für den ESM ist weg.
Und wenn es um die Frage geht, wie wir uns mit möglichst wenig weiteren Schäden aus dem Schlamassel wieder rauswurschteln - da sehe ich bei der AfD nicht den Ansatz einer Antwort.


Ganz im Gegenteil, auch wenn genau das gerne auch in der Presse geschrieben wird, die AfD gibt durchaus Antworten. Und zwar die Blockade der ESM Kredite bis eine befriedigende Lösung zum Ende des Euro da ist. Das ist zwischenstaatlich absolut legitim. Der Euro kann, soweit Gesetzlage, nicht einseitig abgeschafft werden. Aber man kann den Euro auch für die anderen so teuer machen, dass man sich gemeinsam auf eine Auflösung einigt. Und, das sollte man auf keinen Fall vergessen: Deutschland steht ja nicht alleine. Es gäbe jede Menge Länder die sich eine Auflösung des Euro vorstellen könnten, bzw. einen Nordeuro sehen wollen. Nur die halten natürlich die Klappe solange die Deutschen den Geldbeutel aufmachen. Die Hallodri-Schuldenmacher sind organisiert, das die "Sparer" nicht organisiert sind verdanken wir vor allem Merkel.

Zitat
Und trotzdem glauben viele, daß es ohne Merkel noch schlimmer gekommen wäre und daß sie die Sache irgendwie halbwegs glimpflich hinkriegen wird.


Ja, das ist der erstaunlich Merkel Effekt, hat nach meinem Dafürhalten auch etwas mit ihrem Geschlecht zu tun. Ich denke Merkel wird erst zehn bis zwanzig Jahre nach ihrer Regierungszeit fair bewertet werden (so wie Schröder und Kohl auch). Nur wirds bei ihr sehr verheerend ausgehen. Wie dem auch immer sei, Du hast natürlich recht, viele glauben Merkel wurstele noch ganz sinnvoll. Aber es braucht nicht unbedingt direkt absolute Mehrheiten um einen Gegenpunkt zu setzen. Welche Partei (ausser der CSU) tritt denn mit dem erklärten Prinzip absolute Mehrheit an ?

Zitat
Das Milliarden zu verschenken unpopulär ist, das ist der Union längst klar.


Was sie aber in der Vergangenheit nicht gehindert hat.

Zitat
Aber daß 3 Millionen CDU-Wähler verärgert zu Hause bleiben werden - das ist durchaus möglich. Und davor hat die Union natürlich Angst.


Stellen wir doch mal die doofe Frage: Was hindert diese 3 Millionen "CDU-Wähler" (in Anführungszeichen weil ich nicht meine das irgendeine Partei Anrechte auf einen bestimmten Wähler hat) ihr Kreuz bei der AfD zu machen ? Dem ESM stimmen die wenigsten zu und selbst wenn wir Parität annähmen so sind wenigstens 1,5 Millionen von diesen 3 Millionen dagegen. Die können ohne das es sie etwas kostet die AfD wählen. Und strafen damit die CDU heftigst ab. Ich kann jedenfalls nicht sehen das die AfD Positionen einnähme die einen Konservativen verprellen würden.

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