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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 54 Antworten
und wurde 8.295 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Doeding Offline




Beiträge: 2.612

08.05.2013 11:11
#51 RE: Zitat des Tages: Bundesinnenminister Antworten

Lieber nachdenken_schmerzt_nicht,

Zitat
Soweit meine Gedanken. Sie mögen falsch sein und vieler Korrekturen bedürfen, doch ich bin ziemlich sicher, dass Sie auch einen zumindest kleinen Teil der Wahrheit in sich tragen.



Nö, Ihre Gedanken bedürfen keinesfalls einer Korrektur, unabhängig davon, ob man ihnen zustimmt (was ich tue) oder nicht, da es eben eine wohlbegründete Meinung ist, die erstmal weder richtig noch falsch ist. Tatsachenbehauptungen können richtig oder falsch sein, Meinungen dagegen nicht. Warum ich das schreibe: das halte ich für einen Teil des Problemes, das wir hier gerade diskutieren. Sie zitierten Zettel, der, wie ich meine völlig zurecht beklagt hat, daß in deutschen Medien zwischen Meldung und Kommentar nicht hinreichend getrennt wird. Und das findet sich nicht nur in den Medien, sondern auch an Stammtischen, Sozialen Netzwerken usw. Deswegen ist das Diskutieren auch oft so verdrießlich. Deshalb diskutiere ich inzwischen fast nur noch hier (und in meinem Freundeskreis).
Die oft anzutreffenden Denkfehler dabei:

Person x hat Meinung y. Ich mag Meinung y nicht, also mag ich Person x nicht und lehne sie fortan als schlechten menschen ab.

Oder:

Person x hat Meinung y. Ich teile Meinung x nicht, also ist Meinung x objektiv falsch. Läßt sich Person y nicht von mir (=der Wahrheit) überzeugen, lehne ich sie fortan als schlechten Menschen ab.

Am Ende wird es in Diskussionen meist persönlich, und das ist keineswegs nur in den Medien so. Ich halte hier das Henne-Ei-Problem sogar für offen. Daß diese Personalisierung von Meinungen sehr viel stärker vom linken pol. Spektrum ausgeht, halte ich jedoch für evident.

Auf einer basalen kognitiven Ebene halte ich die oben genannten Fehlschlüsse übrigens für konstituierend für totalitäres Denken. Unter der Annahme, daß dieses Denken in Deutschland stärker vorhanden ist als anderswo* (was ich nicht belegen kann, aber vermute) ist es in der Tat so, daß die Deutschen auch anfälliger für diktatorische Regimes wären.

Übrigens bin ich auch Baujahr 70, woraus sich wohl so manche Parallele der pol. Sozialisation ergeben haben wird

* edit: in westlichen Industrieländern

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.994

08.05.2013 12:36
#52 RE: Zitat des Tages: Bundesinnenminister Antworten

Danke für Ihre Einschätzung und auch Ermunterung.

Zitat von Doeding im Beitrag #51
Daß diese Personalisierung von Meinungen sehr viel stärker vom linken pol. Spektrum ausgeht, halte ich jedoch für evident.
Ich habe dafür sogar einen Erklärungsversuch. Da nach meiner persönlichen Lebenserfahrung Lehrpersonal und Künstler einen recht großen Anteil der Basis für linkes Denken ausmachen, geht damit eine Personalisierung einher. Oder wie ich es immer nenne, eine Moralisierung von Sachargumenten. - Warum?

Wenn man etwas lehrt oder künstlerisch darstellt, muß man zu einem gewissen Grad von einer inneren Wahrheit durchdrungen sein. Und das Ablehnen einer selbst aktzeptierten Wahrheit durch andere macht jeden Menschen irgendwie „wild“. Dann treten „Belehrungsimpulse“ auf, in denen sich natürlich vor allem Lehrer wie auch Künstler sehr wohl fühlen.

Im Gegensatz dazu entspringen „liberal konservatie“ Ansichten nach meinem Dafürhalten eher aus einem Pragmatismus oder aus angewandter Lebenserfahrung und gehen oft einher mit der Einstellung: „Wer nicht will, der hat schon.“

Um es auf den Punkt zu bringen:
Das linke Weltbild erscheint mir als ein (moralischer) Wert an sich und das liberal/konservative eher als geeignetes Mittel zum Zweck eines Zusammenlebens.

Für mich liegt auf der Hand, dass ein Streiten über einen „Wert an sich“ natürlich sehr viel mehr als das Streiten über ein „geeignetes Mittel zum Zweck eines Zusammenlebens“ (zu dem es möglicherweise ja auch gleichwertige Alternativen gibt), persönlich werden kann. Oder anders formuliert: Der eine glaubt „Wert an sich“ zu vertreten, der andere ein individuelles Interesse aus eigenen Ansichten begründet.



Zitat von Doeding im Beitrag #51
Deswegen ist das Diskutieren auch oft so verdrießlich. Deshalb diskutiere ich inzwischen fast nur noch hier (und in meinem Freundeskreis)

Ist das nicht schlimm? Ich meine, mir geht es exakt genauso. Aber was genau soll das bringen? Zum einen fehlt das Korrektiv, wenn man unter sich bleibt. Zum anderen trägt man Eulen nach Athen und hat nie die Chance die zu erreichen, die selbst die eigene Meinung als Korrektiv bräuchten.

Ich wurde schon mitunter "angefeindet". Im erweiterden Freundeskreis oder auch innerhalb engster Verwandschaft, in der auch Lehrer beheimatet sind. Irgendwann habe ich den Mut verloren und die Themen ausgespart. Die Vereinsamung die man dadurch erfährt und die moralisch/ethische Abwertung, ist für ein soziales Wesen schwer zu ertragen. Ich empfinde mich selbst im negativen Sinn als Außenseiter.



Zitat von Doeding im Beitrag #51
Auf einer basalen kognitiven Ebene halte ich die oben genannten Fehlschlüsse übrigens für konstituierend für totalitäres Denken. Unter der Annahme, daß dieses Denken in Deutschland stärker vorhanden ist als anderswo* (was ich nicht belegen kann, aber vermute) ist es in der Tat so, daß die Deutschen auch anfälliger für diktatorische Regimes wären.

Ich weiß nicht, ob Sie auch meine Entgegnung auf Herrn Elkmann gelsen haben. In Ihr habe ich aus meiner Sicht versucht, diesen Sachverhalt zu beleuchten.

Herzlichst

nachdenken_schmerzt_nicht

\"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit.\" - Montesquieu

Carlo M Dimhofen Offline



Beiträge: 182

08.05.2013 13:06
#53 RE: Zitat des Tages: Bundesinnenminister Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #47

Ach ja die Pressse. :-)

Zettel hat einmal geschrieben (soweit ich mich erinnere), dass die deutsche Presse im Vergleich zur angelsächsischen sehr viel „meinungslastiger“ ist. Das oft gar keine Sachverhalte, sondern Meinung transportiert werden. Da ich nicht wirklich viel englische Presse lese, kann ich das nicht wirklich beurteilen, aber ich glaube Zettel und es passt für mich ins Bild. In Deutschland war die Presse ein Instrument der 68er um Einfluß in der Gesellschaft zu erlangen und das ist sie geblieben. Selbiges gilt für bestimmte „öffentliche“ Berufszweige, wie den Lehrer Beruf. Ich glaube dabei nicht, dass dies ein geplanter und gesteuerter Prozess ist. Es ist einfach eine logische Abfolge gesellschaftlicher Entwicklungen.



Die Presse. Nun gut.

Während seiner Europa-Tour mit Hamed Abdel-Samad bemerkt Henryk M. Broder bei einem Besuch in Brüssel, das gehobene (Europa-) Beamtentum erinnere ihn an den Adel im Ancien Regime. Da ist was dran. International bestens vernetzt, von der eigenen Unersetzbarkeit und Überlegenheit scheint's ziemlich überzeugt. Quasi: der erste Stand.

Und in diesem Zusammenhang kommt mir die Presse, zumindest in Deutschland, immer stärker wie der zweite Stand vor - der neue Klerus. Immer dazu bereit, dem unwissenden Volk die korrekte Sicht auf alle Dinge zu predigen, völlig unbeeindruckt von allen Tatsachen, die der politischen Korrektheit widersprechen. Und ich bin noch eine Spur pessimistischer als Sie: Einfluß zu gewinnen hat der neue Klerus nicht nötig, er hat den Einfluß schon - und er setzt ihn auch ein.

Da möchte man bisweilen als Angehöriger des dritten Standes gerne lauthals singen:

Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons


Beste Grüße,

Carlo M Dimhofen

Paul Offline




Beiträge: 1.285

08.05.2013 16:09
#54 RE: Berichterstattung Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #45
Zitat von Meister Petz im Beitrag #33

Zitat von bild.de
DER TEUFEL HAT SICH SCHICK GEMACHT FÜR DEN PROZESS DES JAHRES!




Entschuldigung, lieber Calimero, sehe gerade ich bin vier Stunden zu spät gekommen.
Habe heute früh als erstes den TSP gelesen. Bin gleich über diesen Artikel gestolpert, der mir wirklich "die Schuhe ausgezogen" hat.
Ohne zu gucken habe ich ihn eingesttellt.
Erst jetzt, bei der "Nachlese" sehe ich Sie waren schneller.

Bei dieser Gelegenheit, auch auf die Gefahr hin, dass ich "Eulen nach Athen" trage: wer sich wirklich umfassend, sachkundig und kompetent über den Prozessverlauf informieren möchte, dem empfehle ich diesen Blog. Der ist mehr auf Information, als auf Diskussion angelegt.
Aber, man erfährt viel, auch Hintergrundwissen eines "Eingeweihten". Habe über ihn den Sauerlandprozess verfolgt und ihn jetzt wieder ausgebuddelt.

Zitat:Terrorismus Blog
ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt berichtet über aktuelle Entwicklungen im Bereich des islamistischen Terrorismus in Deutschland, den Rechtsterrorismus des "NSU" sowie aktuelle Entwicklungen rund um die ehmalige "Rote Armee Fraktion". Auch hier nachzulesen: Berichte vom "Sauerland-Verfahren" gegen die "Islamischen Jihad Union" und der Prozess gegen Verena Becker im Mordfall Buback.
http://www.swr.de/blog/terrorismus/

Es lohnt sich, auch jetzt schon dort zu lesen. Wirklich!

LG, Paul

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

08.05.2013 17:32
#55 RE: Zitat des Tages: Bundesinnenminister Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #51


Am Ende wird es in Diskussionen meist persönlich, und das ist keineswegs nur in den Medien so. Ich halte hier das Henne-Ei-Problem sogar für offen. Daß diese Personalisierung von Meinungen sehr viel stärker vom linken pol. Spektrum ausgeht, halte ich jedoch für evident.




Und das hat einen Grund.

Dazu wollte ich nach dem Abschluss meiner kleinen Serie zum Rundfunk auch noch etwas schreiben - wie viel ich mir mal wieder vorgenommen habe.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

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