Zitat Wall Street Journal _________________ "As with most details regarding the North, Pyongyang offers no official statistics on the prevalence of illegal drug consumption. The study is the first to attempt to put a number on how widespread the use of crystal meth has become.
“Almost every adult in that area (of North Korea) has experienced using ice and not just once,” says Kim Seok-hyang, who co-authored the study. “I estimate that at least 40% to 50% are seriously addicted to the drug.”" _________________
Ich wäre da vorsichtig. Ausschließen kann man nichts, doch mir fehlt der Glaube. In einem totalitären Staat steht ganz besonders die Frage, wer die Rauschgiftherstellung und Verteilung organisiert. Es ist vollkommen unmöglich, dass das im großen Stil ohne Kenntnis der Staatssicherheit geht. Und weil die Staatsicherheit generell alles unterwandert, hieße das zu ende gedacht, dass der koreanische Staat selbst als Hersteller und Dealer tätig ist. Nicht dass es einen Wahnsinn gibt, der gerade in diesem Land nicht möglich wäre. Aber wenn das wirklich der Fall sein sollte, bedeutete das nicht weniger, als dass das Land in wenigen Montaten kollabiert. Wie realistisch ist das?
Zitat von Andreas DödingIch bin nicht sicher, ob die zukünftige Geschichtsschreibung uns Heutigen nicht schwere Vorhaltungen machen wird, dies als "Weltgemeinschaft" über Jahrzehnte geduldet zu haben; steht doch bis heute die Frage, warum die Alliierten nicht wenigstens die Gleise bombardiert haben, die Wagenladungen Todgeweihter zum Vernichtungslager Ausschwitz transportiert haben, unbeantwortet im Raum.
Es gibt Antworten. Zum einen die Reichweite der alliierten Bomber. Erst im Sommer 1944 waren die Vernichtungslager und die Gleise erreichbar. Dann die Treffergenauigkeit:
Roosevelt stand in dem möglichen Zeitfenster bis November 1944 für eine Erfolg versprechende Bombardierung im Wahlkampf und wollte keine durch die U. S. Air Force getöteten KZ-Häftlinge. Die unangenehmste Antwort wäre wahrscheinlich die, dass in einem Krieg Bahngleise sehr nützlich sind und sie es für die vorrückende Rote Armee auch waren.
Da wäre meine Rangfolge anders. Die unangenehmste Antwort ist meiner Meinung nach die, dass man es zwar nicht planhaft angestrebt, aber doch willentlich in Kauf genommen hat, dass am Ende des Krieges die Deutschen nicht nur politisch, sondern auch moralisch vollkommen verloren hatten.Der Durchsetzung der reeducation hat es sicher nicht geschadet, dass bis zum Schluss in den KZ Unschuldige ermordet werden konnten.
Was die Bombardierungen/Distanzen/Zielgenauigkeiten etc. angeht, finde ich es schon auffällig, dass Sie hier ausschließlich die Westmächte als potentielle "Saboteure" betrachten. Hätte hier nicht die Sovjetunion eingreifen können? Für sie gilt jedenfalls das Argument fehlender "Brückenköpfe" sicher nicht. Meines Wissens war Stalin ein bekennender Antisemit und es hat in seiner Herrschaft unterstehenden Ländern (Ungarn, Tschechoslowakei?) ja auch nach 1945 antisemitische Schauprozesse gegegben.
Da sind wir dann wieder bei den unangenehmen Antworten.
Zitat von notquite im Beitrag #53Da wäre meine Rangfolge anders. Die unangenehmste Antwort ist meiner Meinung nach die, dass man es zwar nicht planhaft angestrebt, aber doch willentlich in Kauf genommen hat, dass am Ende des Krieges die Deutschen nicht nur politisch, sondern auch moralisch vollkommen verloren hatten.Der Durchsetzung der reeducation hat es sicher nicht geschadet, dass bis zum Schluss in den KZ Unschuldige ermordet werden konnten.
Nein. Die reeducation, weder der Deutschen, noch der Japaner (auch nicht der Italiener), hat nach dem Kriegsende im Bewußtsein der amerikanischen Öffentlichkeit oder der Politiker eine Rolle gespielt. Gleiches gilt für England. Einzig die Kriegsverbrecherprozesse, in Tokio wie in Nürnberg, scheinen kurz in den Medienberichten auf - 5-10 Sekunden in der Wochenschau - ansonsten war man froh, den Krieg hinter sich zu haben & "blickte nach vorne". Bei der Reeducation blieb es bei der Organisaton vor Ort in Deutschland; in praxi beschränkte sich das auf die formale Entnazifizierung ("Persilschein"); in Japan wurde dergleichen gar nicht erst unternommen - "aus Rücksicht auf die besonderen kulturellen Eigenschaften" (weswegen auch auch der Kaiser von vornherein immun war). Das fällt v.a. auf, weil es während des Kriegs auf Seiten der allierten Propaganda immer noch den "guten Deutschen" gab, der das mit dem Widerstand zwar nicht gebacken bekam, auf den man aber die Nachkriegsordnung gründen konnte; "the Jap" war dagegen eine undifferenzierte Negativfigur, auf die alle Klischees projiziert wurden, die vorher den "Chinamännern", "the heathen Chinee", zugedacht worden waren - psychologisch wie physiologisch.
Zitat von notquite im Beitrag #53 Was die Bombardierungen/Distanzen/Zielgenauigkeiten etc. angeht, finde ich es schon auffällig, dass Sie hier ausschließlich die Westmächte als potentielle "Saboteure" betrachten. Hätte hier nicht die Sovjetunion eingreifen können? Für sie gilt jedenfalls das Argument fehlender "Brückenköpfe" sicher nicht. Meines Wissens war Stalin ein bekennender Antisemit und es hat in seiner Herrschaft unterstehenden Ländern (Ungarn, Tschechoslowakei?) ja auch nach 1945 antisemitische Schauprozesse gegegben.
Da sind wir dann wieder bei den unangenehmen Antworten.
Wir sind hier etwas abgeschweift, es ging in der Tat nicht nur "nur um die Westmächte", sondern nur um die Vereinigten Staaten. Stalin hat die jüdischen Häftlinge aus den von ihm befreiten KZ's meines Wissens nach nicht schlechter behandelt, als andere, eher im Gegenteil. Auch unterstützte er massiv die Gründung Israels. Beide Staaten hatten anfangs ein recht gutes Verhältnis und Stalin ging es natürlich um eine Präsenz im Nahen Osten.
Zitat von notquite im Beitrag #53 Was die Bombardierungen/Distanzen/Zielgenauigkeiten etc. angeht, finde ich es schon auffällig, dass Sie hier ausschließlich die Westmächte als potentielle "Saboteure" betrachten. Hätte hier nicht die Sovjetunion eingreifen können? Für sie gilt jedenfalls das Argument fehlender "Brückenköpfe" sicher nicht. Meines Wissens war Stalin ein bekennender Antisemit und es hat in seiner Herrschaft unterstehenden Ländern (Ungarn, Tschechoslowakei?) ja auch nach 1945 antisemitische Schauprozesse gegegben.
Da sind wir dann wieder bei den unangenehmen Antworten.
Wir sind hier etwas abgeschweift, es ging in der Tat nicht nur "nur um die Westmächte", sondern nur um die Vereinigten Staaten. Stalin hat die jüdischen Häftlinge aus den von ihm befreiten KZ's meines Wissens nach nicht schlechter behandelt, als andere, eher im Gegenteil. Auch unterstützte er massiv die Gründung Israels. Beide Staaten hatten anfangs ein recht gutes Verhältnis und Stalin ging es natürlich um eine Präsenz im Nahen Osten.
Der Antisemitismus Stalins ist ja nun hinreichend belegt, auch wenn er diesen Anfang der 30er Jahre noch öffentlich verteufelt hat.
Wahrscheinlich hat Stalin einfach den unschlagbaren Vorteil, dass selbst hunderte auf seinen Befehl ermordete Juden in der Gesamtschau seiner Opfer praktisch keine Rolle spielen würden.
Was die Unterstützung Israels in den Anfängen betrifft, ist Ihre Beobachtung sicher richtig. Das ändert aber am alltäglichen Antisemitismus in der Sovjetunion nichts. Ich erinnere mich dunkel, dass selbst in den späten 80er Jahren Juden noch von bestimmten Spitzenfunktionen in Verwaltung und Politik ausgeschlossen waren. So etwas entsteht wohl kaum über Nacht.
Lieber notquite, mir sind die von Ihnen verlinkten Wikipedia-Seiten bekannt und ich wollte Ihre Aussage, den Antisemitismus Stalins und der Sowjetunion betreffend, auch nicht in Abrede stellen.
Zitat von Doeding im Beitrag #18 Es ist zwar letztlich Begriffsklauberei, aber ich frage mich, ob man Nordkorea nicht mit einigem Recht als nationalsozialistisch bezeichnen kann (mit dem Sonderfall einer dynastischen Regierung)? Der ursprüngliche Internationalismus des Kommunismus, ja eigentlich das Hauptunterscheidungsmerkmal wie mir scheint, ist ja de facto nicht mehr vorhanden; das Land ist abgeschottet, es lebt einen ungehemmten Nationalismus; Ausländer sind verhasst und lediglich als Devisenbringer akzeptiert usw. Seine expansiven Bestrebungen werden lediglich durch militärische Drohung im Zaume gehalten usw. Hier scheint der ohnehin marginale Unterschied zw. beiden Systemen weiter verschwommen und bis zur Unkenntlichkeit vermischt zu sein.
Ich erinnere mich an einen Artikel in der FASZ (?) über Nordkorea, wo genau diese Juche-Ideologie und ihr kultureller Hintergrund stärker beleuchtet wurden. Es sei eine traditionelle koreanische Fixierung auf die Herrscherfamilie, die es schon in älterer Zeit gegeben habe, und die den Übergang zum Stalinismus erleichtert habe. Der Herrscher übernimmt gegenüber seinem Volk die Rolle einer Übermutter (sic!), und tatsächlich wurden den Kim-Herrschern in der Propaganda mütterliche Attribute verliehen. Im Westen sehen wir dann wie sich Kim Jong-Un Sachen anschaut und finden das ulkig. Kim Jong-Un und seine Vorgäner/Väter haben bei den Gelegenheiten immer mütterliche Ratschläge zu geben: Das Klassenzimmer sei überheizt, am Fließband müsse man XY ändern, usw. So tropft mütterliche Allwissenheit wie Regen aus einer ziehenden Wolke auf das dankbare Volk. Die nationalistische Komponente gibt es auch. Das koreanische Volk wird als das allen überlegene hingestellt, man kann sagen als die Herrenrasse. Andere Völker seien minderwertig und haben ja auch keinen so großartigen Führer. Das sei tatsächlich so die Propaganda. Sie bedient traditionelle Denkmuster und so süße Sehnsüchte nach einem beschützenden Führer, der Gefahren und Selbständigkeit von einem fernhält.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #57Lieber notquite, mir sind die von Ihnen verlinkten Wikipedia-Seiten bekannt und ich wollte Ihre Aussage, den Antisemitismus Stalins und der Sowjetunion betreffend, auch nicht in Abrede stellen.
... und damit ist dieser kleine Exkurs jetzt bitte zu beenden, schon verstanden.
Zitat von Emulgator im Beitrag #58Es sei eine traditionelle koreanische Fixierung auf die Herrscherfamilie, die es schon in älterer Zeit gegeben habe, und die den Übergang zum Stalinismus erleichtert habe. Der Herrscher übernimmt gegenüber seinem Volk die Rolle einer Übermutter (sic!), und tatsächlich wurden den Kim-Herrschern in der Propaganda mütterliche Attribute verliehen.
Dieser Aspekt geht sogar noch weiter. Ähnlich wie sich das japanische Herrscherhaus auf die Sonnengöttin Amaterasu zurückführt (was auf Nachfrage als "rein symbolisch" deklariert wird), leitet sich die Gründung des mythischen 1. Koreanischen Königreichs vom Mythos um den Herrscher Dangun/Tangun ab.
"Ein Tiger und ein Bär baten Hwanung darum, sie in Menschen zu verwandeln. Hwanung gab ihnen Knoblauch und Beifuss (das erste Gimchi) und befahl ihnen, dies hundert Tage lang zu essen und während dieser Zeit das Sonnenlicht zu meiden.* Der Tiger gab kurz darauf auf, während der Bär blieb und in eine Frau verwandelt wurde. Die Frau, ihr Name war Ung-nyeo (웅녀; 熊女; dt. Bärenfrau), erwies sich als sehr dankbar, aber sie hatte keinen Mann und wurde traurig, weil sie keine Kinder hatte. Hwanung wurde von ihren Gebeten gerührt und nahm sie zur Frau. Ihr gemeinsamer Sohn hieß Dangun Wanggeom."
In Nordkorea ist man in den 90er Jahren soweit gegangen, Tanguns Grabstätte auszuweisen & seine Überreste für authentisch zu deklarieren:
Zitat hochoffiziöse Propaganda: ___________ "The history of the Tangun nation's state foundation had been considered to be a myth. But it was President Kim Il Sung who, possessed of a noble patriotic will, instructed that King Tan'gun's mausoleum was unearthed and Tan'gun's remains and the year he died were scientifically ascertained. The discovery proved in 1993 that he was born 5011 years ago and actually existed and a state of ancient Korea was set up in the area of Pyongyang 5,000 years ago.
Present at the ceremony were Kim Yong Dae, chairman of the central committee of the Korean Social Democratic Party and president of the national reconciliation council, Ryu Mi Yong, chairperson of the central committee of the Korean Chondoist Chongu Party who is president of the consultative council for the reunification of the Tangun nation, officials of political parties, power organs, social organizations and religious organizations in the DPRK and overseas compatriots. The participants paid homage to King Tan'gun at a memorial service for him. Ryu Mi Yong said in her address that the commemoration of the foundation day of Korea by the Korean people, who are descendants of Tan'gun, is of great significance in accelerating the cause of independent reunification of the country by the concerted efforts of the Korean people bolstering up the pride and self-respect of being the homogeneous nation who has lived for 5,000 years since Korea was founded by him." ___________
Betrachter, die wähnten, es möchte ihnen hier ein Bär aufgebunden werden**, haben gemutmaßt, hier sollte im Anschluß an die Mythentradition die Begründung der Familiendynastie legitimiert werden, was mit dem üblichen kommunistischen Begriffsbesteck doch nicht ganz leicht zu frühstücken sei.
* Endlich wissen wir, wie eine Veggie-Day-Härteprüfung ausschaut. (Wer sich als Langnase auch nur 1x von Kimchi hat nähren müssen, den kann Surströmming nimmer schrecken...) ** Diese tierquälerische Unsitte wurde bekanntlich in der EU durch das Wirken Edmund F. Dräckers unterbunden. *** Die feine Unterscheidung zwischen chairman und chairperson erweist, wie segensreich die Juche-Lehre schon die Lösung des Problems des Frau Professor vorweggenommen hat.
PS: Sie haben Recht: vielen der Hervorbringungen der NK-Propagsnda einget etwas zutiefst Infantil-Regrediertes, um es zurückhaltend zu sagen; "nisi ... efficiamini sicut parvuli non intrabitis in regnum caelorum." (Matth. 18:3)
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #57Lieber notquite, mir sind die von Ihnen verlinkten Wikipedia-Seiten bekannt und ich wollte Ihre Aussage, den Antisemitismus Stalins und der Sowjetunion betreffend, auch nicht in Abrede stellen.
… und damit ist dieser kleine Exkurs jetzt bitte zu beenden, schon verstanden.
Nein, ganz und gar nicht! Ich hatte nur unterscheiden wollen, zwischen der Befreiung der KZ-Häftlinge die größtenteils Juden waren und dem Umgang mit Juden in der Sowjetunion. Ich muss einfach zugeben, dass mein Wissen sich auf Erzählungen beschränkt und aus denen geht hervor, dass die Russen die jüdischen KZ-Häftlinge in der Tat befreiten und sie auch einsetzten in die neugebildeten örtlichen Verwaltungen. Wenn Sie, lieber notquite, zu dem Themenkomplex Antisemitismus in der Sowjetunion noch mehr Informationen haben, etwa welche der Art, dass das Morden in den KZ's von den Russen schon viel früher hätte beendet werden können, würden die mich sehr interessieren.
Zitat von Doeding im Beitrag #18 Es ist zwar letztlich Begriffsklauberei, aber ich frage mich, ob man Nordkorea nicht mit einigem Recht als nationalsozialistisch bezeichnen kann (mit dem Sonderfall einer dynastischen Regierung)?
Ich erinnere mich an einen Artikel in der FASZ (?) über Nordkorea, wo genau diese Juche-Ideologie und ihr kultureller Hintergrund stärker beleuchtet wurden. Es sei eine traditionelle koreanische Fixierung auf die Herrscherfamilie,
Es ist an Rumänien, Kuba und meinetwegen auch an Syrien zu erinnern. Solche totalitären Regimes haben ja die Tendenz in den Händern einer Nomenklatura (meist das Militär: Ägypten, Indonesien) oder eben in den Händen einer Familie (Mubarak hatte das ja angestrebt) zu landen. Auch die VR Polen endete ja im Grunde als Militärdiktatur. Ich würde bei Nordkorea eher von einer Monarchie ähnlich Saudi-Arabien sprechen.
Zitat von AldiOn im Beitrag #62Ich würde bei Nordkorea eher von einer Monarchie ähnlich Saudi-Arabien sprechen.
Paßt schon - aber es wäre dann trotzdem eine kommunistische Monarchie, so wie die Saudis eine islamistische Monarchie haben. Die DDR könnte man als kommunistischen Feudalismus einstufen. Die Leitungsfunktion selber war nicht erblich, wurde aber aus einer Adelsähnlich herrschenden Nomenklatura besetzt.
Zitat von AldiOn im Beitrag #62Ich würde bei Nordkorea eher von einer Monarchie ähnlich Saudi-Arabien sprechen.
Paßt schon - aber es wäre dann trotzdem eine kommunistische Monarchie, so wie die Saudis eine islamistische Monarchie haben. Die DDR könnte man als kommunistischen Feudalismus einstufen. Die Leitungsfunktion selber war nicht erblich, wurde aber aus einer Adelsähnlich herrschenden Nomenklatura besetzt.
Kann man das im Falle der DDR wirklich sagen? (Hat sie dafür nicht zu kurz existiert und zu wenige Machtwechsel erlebt?)
Innerhalb der eigentlichen Zeit der unumschränkten SED-Herrschaft gab es ja nur einen einzigen Machtwechsel. Den von Ulbricht zu Honecker. Und Honecker war ja kein "Kind der Nomenklatura", sondern hat sich selbst in der SED nach oben gearbeitet. Gleiches gilt m.W. auch für Egon Krenz und Hans Modrow. Insbesondere sind alle drei schon vor der Gründung der DDR geboren worden und alle drei hatten (m.W.) keine Eltern oder nahe Verwandte mit SED-Karriere.
Umgekehrt wüsste ich nicht, dass ein Kind oder naher Verwandter Ulbrichts oder Honeckers in der Partei eine Rolle gespielt hätte. Weder zu deren Lebzeiten noch (im Falle Ulbrichts) danach. (einzige Ausnahme: Margot Honecker, die allerdings vermutlich auch ohne die Heirat mit Erich in der Partei Karriere gemacht hätte). Gleiches gilt übrigens auch für die UdSSR-Herrscher.
Zitat von AldiOn im Beitrag #62Ich würde bei Nordkorea eher von einer Monarchie ähnlich Saudi-Arabien sprechen.
Paßt schon - aber es wäre dann trotzdem eine kommunistische Monarchie, so wie die Saudis eine islamistische Monarchie haben. Die DDR könnte man als kommunistischen Feudalismus einstufen. Die Leitungsfunktion selber war nicht erblich, wurde aber aus einer Adelsähnlich herrschenden Nomenklatura besetzt.
Kann man das im Falle der DDR wirklich sagen?
Eindeutig jein.
Der Feudalismus wurde ja nicht per Dekret eingeführt, sondern hat sich in unendlichen Kämpfen entwickelt. Und auch in der Feudalzeit waren die Strukturen nur eine historisch sehr kurze Zeit so starr, dass kein Durchkommen war.
In der DDR wog die Verwandtschaft der Gesinnung mehr als die des Blutes. Aber Blutsverwandtschaft war ein Bonus.
In der Abi-Zeit wurde ein Mitschüler vom Lehrer kritisiert, weil er offen sagte, dass er nicht studieren will. Was soll das?! Die Gemeinschaft finanziert Dir das Abi, damit Du studierst und so ein nützliches Mitglied der Gemeinschaft wirst. Warum verweigerst Du das? Dabei lag die Antwort auf der Hand. Jedenfalls wenn man wusste, dass sein Vater Bürgermeister war. Warum soll man sich eifrig bemühen, wenn man seinen Posten auch ohne Mühe kriegt?
Zitat von Florian im Beitrag #64Kann man das im Falle der DDR wirklich sagen? (Hat sie dafür nicht zu kurz existiert und zu wenige Machtwechsel erlebt?)
Das ist schon richtig. Der Feudalismus war erst im Entstehen und hätte noch ein paar Generationen gebraucht, um sich wirklich auch bei den Machtwechseln ganz oben zu manifestieren. Aber es waren schon alle Elemente angelegt - eine definierte Oberschicht (es war ja eindeutig geklärt, wer zur Nomenklatura gehörte und wer nicht), in die man zwar auch noch von außen hineinwachsen konnte (eine Möglichkeit, die bei einem gefestigten Feudalismus dann zur Ausnahme wird), die sich aber bevorzugt aus Nomenklatura-Kindern rekrutiert. Und diese Kinder haben von Anfang an mehr Möglichkeiten als andere Kinder - und zwar durch das Handeln staatlicher Organe.
Ein bekanntes Beispiel wäre da Gregor Gysi - beide Eltern waren kommunistische Funktionäre.
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