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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 85 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

22.01.2014 21:28
#51 RE: Schulobstgesetz Antworten

Zitat von dirk im Beitrag #37

Zitat von Llarian
..... aber ich wette das ficht Herrn Pollmer nicht an. Ist halt dumm gelaufen.


Ich verstehe Ihren Einwand immer noch nicht. Pollmer fast das Ergebnis einer Studie zusammen. Aber dass dürfe er nicht machen, jedenfalls nicht bevor er die Aussage weit umfangreicher und - mit weit besseren nur leider in diesem Bereich (meist) nicht zur Verfügung stehenden Methoden - (Experiment, keine Studie) weiter untermauert, wenn nicht sogar mit mathematischer Korrektheit beweist. Und auch dann nicht ohne auf mögliche Schwachpunkte der Argumentation/ mögliche Interpretationsirrtümer hinzuweisen. Fragezeichen.

Also genauso wie es gemacht worden wäre, haette sich ein Anstieg des Darmkrebsrisikos um 40% gezeigt?




Ja, das ist der eigentliche Punkt: Die Ansprüche sind stark davon abhängig, ob etwas im Panik machenden Zeitgeist mit schwimmt oder ihm entgegen steht.


Nachtrag:
Der Vorwurf der "Unwissenschaftlichkeit" oder mangelnden Seriösität ist bei Aussagen, die ihnen den erhobenen Zeigefinger entgegen stecken und/oder Panik schüren, schnell in einige Sätze gepackt, wir zum Beispiel:

Zitat


Dieses Video ?

"Acrylamid ist für die Ratte cancerogen und nicht für den Menschen. Dumm gelaufen."

Really ?

Und Ideen wie von "wachstumhemmend bei Tumorzellen" auf "wenn Sie es stärker rösten haben Sie einen Krebsschutz" zu kommen sind schon hart am Rande dessen was man fahrlässig nennen müsste, auf die Gefahr hin betrachtet, dass jemand den Unterschied nicht bemerkt (was wohl für die gesamte Zuhörerschaft zu gelten scheint).



Ja, wenn der Inhalt eines Videos nicht dem Zeitgeist entspricht, dann reicht unabhängig von der wissenschaftlichen Belegtheit der Aussage - über die man streiten kann - ein "Dieses Video?" aus.

Auf die konkrete Aussage reicht ein "Really?", gefolgt vom Vorwurf der Fahrlässigkeit die Äußerung getätigt zu haben, weil das bloße Äußern schon gefährlich und daher unmoralisch ist.

Daher: Kritik in der Sache, gerne, die kam dann ja auch. Aber es ist je genau dieser Stil, mit dem sich der Zeitgeist verteidigt. Ich würde ihn nicht noch weiter legitimieren wollen.

All die knappen "Fragen" sollen ja eine offensichtliche Unglaubwürdigkeit suggereieren, wegen der man den Inhalt nicht ernst nehmen könne. Woher kann aber diese offensichtliche Unglaubwürdigkeit in diesem Fall stammen? Doch nur am Inhalt, womit man einen Zirkelschluss hat.

Diese Taktik funktioniert aber im großen und ganzen hauptsächlich bei der Verteidigung des Zeitgeistes (*), der nun wahrlich nicht immer Recht haben muss.

*) oder einer Filterbubble, dann aber nur für diejenigen, die sich in ihre aufhalten, nicht breit flächig in der Gesellschaft

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

22.01.2014 22:14
#52 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #34
Aha. Und wenn sie das entweder nicht tun, oder es sich trotz ständigem Drängen nicht angewöhnen wollen passiert genau was, lieber Llarian?

Sie werden sterben, lieber Calimero. :)

Was natürlich Unsinn ist, aber Sie werden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit ein kürzeres Leben führen, wenn Sie sich schlecht ernähren. Wenn Sie natürlich, nach Aussage weiter unten, fleissig Grünkohl oder Spinat essen und gleichzeitig ihr Gewicht im Normbereich ist, dann stimmt das nicht. Nur eben sind dazu so viele dann nicht in der Lage. Schlechte Ernährung führt sehr oft zu Übergewicht und Mangelerscheinungen. Wenn das bei Ihnen nicht zutrifft, wunderbar. Aber daraus wird der Schluss auf andere nicht richtig. Helmut Schmidt ist auch als Kettenraucher uralt geworden. Sehr allgemeingültig ist das aber nicht.

Zitat
Auf "viel Obst und Gemüse" zu verzichten heißt ja nicht zwangsläufig, dass man sich von Pommes mit Nutella ernährt bis man calmundsche Ausmaße erreicht.


Nicht zwangsläufig. Es bekommt auch nicht jeder Raucher Lungenkrebs.

Zitat
Aus eigener Anschauung kann ich auch sagen, dass weitgehender Obst- und Gemüseverzicht weder zu Mangelerscheinungen noch zu Fettleibigkeit führt, also wozu das Dogma verteidigen?


Es ist kein Dogma, sondern eine Korrelation.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

22.01.2014 22:21
#53 RE: Schulobstgesetz Antworten

Zitat von dirk im Beitrag #37
Ich verstehe Ihren Einwand immer noch nicht. Pollmer fast das Ergebnis einer Studie zusammen.

Das tut er eben nicht. Er verwendet ein sehr selektives Teilergebnis, ignoriert den Rest und versucht dann über einen nicht bestehenden Zusammenhang eine Aussage zu basteln, die keinerlei Fundierung in der Studie hat, um etwas "skandalöses" auszuführen, vulgo zu provozieren.

Zitat
Also genauso wie es gemacht worden wäre, haette sich ein Anstieg des Darmkrebsrisikos um 40% gezeigt?


So passiert das schon einmal, das ist richtig. Sowas hat aber keinen Bestand. Als die berühmte Handy-Studie herauskam (bei der Ratten durch "Handy-Strahlung" vermehrt Krebs bekam) haben auch die üblichen Verdächtigen getutet, dass Handys Krebs auslösen. Es hat sich aber nie erhärtet und die Studie steht einsam. Hier ist es nicht anders. Diese 2003er Studie steht einsam, sie ist verdammt klein und hat eine fragliche Datengrundlage. Wesentlich größere und ausführlichere Studien konnten den Zusammenhang nicht finden. Daraus Aussagen zu generieren wie "wenn Sie es mehr rösten haben Sie einen Krebsschutz" ist wissenschaftlich betrachtet totaler Unsinn. Und ich finde es auch fahrlässig, denn es besteht tatsächlich die Gefahr, dass jemand den Unsinn glaubt. Ganz ähnlich haben sich vor 40 Jahren die Tabakkonzerne hingestellt. Und auch diese Studien existieren. Was davon zu halten ist, ist heute nicht mehr strittig. Naja, fast nicht.

Kallias Offline




Beiträge: 2.300

22.01.2014 22:22
#54 RE: Schulobstgesetz Antworten

Zitat von augustin im Beitrag #47
Wenn es so sein sollte, wäre das sicherlich zu kritisieren, allerdings vermengen Sie aus meiner Sicht zwei Kritikpunkte, die so direkt jedoch nicht zusammengehören:

Zum einen Staatsversagen/Fehlplanung, es wird Zeug gekauft, das nicht schmeckt und mglw. nicht mal gesund ist.

Zum anderen den Umstand, dass überhaupt staatlich interveniert und Geld dafür bereitgestellt wird. Damit habe ich aus liberaler Sicht kein Problem, denn die öffentliche Schule ist sowieso ein Staatsbetrieb. Wenn der Staat als öffentliche Dienstleistung eine Schulspeisung anbietet, dann kann er auch darauf achten, dass diese gesund ist.
Nun ja, es geht bei dem Programm darum, auf das normale Essen noch etwas draufzusatteln. Insofern ist das von normaler Schulspeisung zu unterscheiden.
Daher sehe ich schon einen Zusammenhang mit dem Lockermachen zusätzlicher öffentlicher Mittel und der Verteilung von nicht allzu beliebten Extranahrungsmitteln.

Dieser Befund wird auch von dem Bericht der EU-Kommission über die Umsetzung des Schulobstprogramms gestützt. Dort heißt es unter "Impact on children's eating habits":

Zitat von EU-Kommission, 18.12.2012
(...) the results of most of the national and regional evaluations indicate that the Scheme [gemeint ist das School Fruit Scheme = Schulobstprogramm - K.] has led to an increase in the amount of fruit and vegetables consumed by children. By way of an example, Poland recorded a 21 % increase in consumption.
(...)
In some cases, encouraging children to eat more fruit and vegetables also has a positive spill-over effect outside the official distribution times in schools, for example on after-school consumption in Romania or on days where fruit distribution was not planned, as in the Netherlands. However, the conclusions were different with regard to the impact of the Scheme on the lifestyle of children in general, such as the consumption of popular snacks or sweets. In certain cases it was established that there was no visible impact, while occasionally a positive change was identified.

(Quelle: Report (PDF), verlinkt auf der Seite Commission presents report on the implementation of the European School Fruit Scheme.)

Der Erfolg der Obstverteilung wird offenbar daran gemessen, dass mehr Obst verzehrt wird. Nirgendwo in dem Bericht ist von der Auswirkung des Programms auf die Fettleibigkeit von Schülern die Rede, deren Bekämpfung doch eigentlich das Ziel des Ganzen sein sollte. Das Mittel hat sich anscheinend bewährt, weil es gelungen ist, es einzusetzen.

Da nun kaum eine Auswirkung des Programms auf den Verzehr der Dickmacher festgestellt wurde, kann man folgern, dass die Kinder, die von dem School Fruit Scheme profitieren, jetzt mehr essen als früher und sie daher dicker sind als je zuvor.

Herzliche Grüße,
Kallias

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

22.01.2014 22:30
#55 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #42
Nur eben Hasenfutter und Fruchtsäureträger sind nix für meinen Geschmack.

Weil Sie vermutlich nie daran geführt worden sind. Geschmäcker entwickeln sich. Kein Kind würde freiwillig Kaffee trinken. Oder Bier. Der Geschmack entwickelt sich im Laufe des Lebens, ich kenne keine passende Übersetzung dafür, aber die Amis nennen das "acquired taste". Vielleicht wäre ihr Geschmack ein anderer, WENN Sie jemand zur Schulzeit daran geführt hätte.

Zitat
So ein menschlicher Körper ist ja nicht ganz doof, der zeigt schon an worauf er Appetit hat.


Und das ist in erster Linie Zucker und Fett. Appetit ist nicht darauf ausgelegt was langfristig gesund ist, sondern was satt macht und Energie bringt. Vom Appetit her würden die meisten Schulkinder den ganzen Tag Spaghetti essen und zwei Tafeln Schokolade. Ich habe hier beispielsweise ein Glas Nutella vor mir stehen. 800g. Das könnte ich locker heute abend leer machen. Morgen würde ich das bitterböse bereuen, aber das interessiert meinen Appetit überhaupt nicht.
Ich habe oben ausgeführt das Adepositas extrem zunimmt. Das habe ich mir nicht ausgedacht. Nicht gerade ein Beleg dafür, dass der Appetit so zielführend ist.

Zitat
Und es ist eben auch nicht schlimm, man kann prima damit leben.


Viele können das überhaupt nicht.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

22.01.2014 22:55
#56 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von RichardT im Beitrag #44

Die Schule kann und soll den Kindern was über die Lebensmittel erzählen, aber dann ist Schluß.
Die Wertung welches Essen gut oder schlecht ist hat zu unterbleiben. das ist Elternsache!

Ist es auch Elternsache ob Kinder mit 12 rauchen ? Oder Alkohol trinken ? Weil, ich kenne durchaus Eltern, die damit so gar keine Probleme haben. Und ich finde es absolut Sache der Schule so etwas zu werten.

Zitat
Gefährlich wird es wie immer, wenn sich der Staat einmischt. Beginnend bei der jungen unwissenden Lehrerin die glaubt den Eltern Tipps zur Ernährung bei einem Sporttag im Hochsommer geben zu müssen. Die Tipps mögen für die Masse der Kinder zutreffen, es gibt aber auch Fälle wo es eben nicht zutrifft.


Natürlich gibt es die. Es gibt auch Menschen, die nicht schlafen müssen. Aber die Schule kann nicht darauf abzielen was für Ausnahmen richtig ist. Es ist meine Erfahrung, das unabhängig vom Elternstatus, die Mehrheit der Menschen in diesem Lande nicht allzuviel über Ernährung weiss. Da finde ich es nicht falsch, dass die Schule hier Tipps gibt. Wenn diese auf Sie nicht zutreffen, gut, dann kann man die einfach überhören.

Zitat
Und, vielleicht weiß ich auch mehr darüber was meinem Kind gut tut als es eine frisch von der Uni kommende Kinderlose weiß. Ich habe einfach praktische Erfahrungen und die Jungfrau nur die Theorie.


Die "Jungfrau" (der Ausdruck ist deplaziert, lieber RichardT) mag nicht die Erfahrung mit dem Kind selbst haben. D.h. nicht, dass sie nicht mehr über Ernährung weiss. Kinderärzte müssen auch keine Kinder haben, um zu wissen, wann jemand krank ist. Natürlich bin auch die finale Instanz über das, was mit meinen Kindern passiert. D.h. nicht das ich arrogant genug bin zu glauben, ich wüsste in jedem Fall mehr als ein Fachmann, nur weil der keine Kinder hat.

Zitat
Das geht weiter, die Tochter eines Bekannten kommt heim und sagt zu ihrem Vater er soll das Rauchen aufhören, sie will nicht, daß er bald stirbt. Da fällt dir nix mehr ein!


Mir auch nicht. Denn das Kind hat Recht. Wenn der Krebs mal da ist, wenn der Infarkt kommt, dann ist es zu spät, um aufzuhören. Und dann hat ein vielleicht 10 oder 12 Jahres altes Mädel plötzlich keinen Vater mehr. Das ist durchaus gelebte Realität. Zumal wir hier, ich war ja nicht dabei, genau den richtigen Fall haben. Die Schule oder wer auch immer hat niemanden aufgefordert das Rauchen zu lassen. Aber es hat dem Kind die Wahrheit darüber gesagt, dass Rauchen sehr gefährlich ist. Und das Kind möchte den eigenen Vater schützen. Das Kind hat Recht. Als ich Vater wurde habe ich mir sehr genau überlegt, welche Risiken ich in Zukunft noch eingehen möchte und welche nicht. Denn ich habe eine Verantwortung übernommen und zwar für nahezu 20 Jahre. Das scheinen einige Leute zu vergessen.

Zitat
Ich lehne Bioessen ab. Wohlbegründet, aber das möchte ich hier jetzt nicht in aller Ausführlichkeit erklären, würde den Rahmen sprengen. Ich bezweifle aber, daß es gesünder, besser oder naturverträglicher oder tierschützender ist als konventionell hergestelltes Essen eher das Gegenteil. Aber es wird meinem Kind diese Ernährung aufgezwungen.


Ich lehne Bioessen genauso ab. Aber weil es nachweisbar nicht besser ist als anderes und stattdessen nur Kosten erzeugt. Das ist sachlich feststellbar. In der Ursprungsdiskussion ging es aber um die Frage, ob die Schule generell gesundes Essen anbieten sollte. Und das ist da, wo es dem Stand der Wissenschaft entspricht, unbedingt zu bejahen.

Zitat
Wenn ich auf meinen Spaziergängen mit meinem Hund mir so manchen Jogger anschau, da weiß ich, daß sein Orthopäde später mal einen treuen Kunden haben wird. Aber macht nix, lieber kaputte Gelenke als Übergewicht.


In der Tat. Denn wenigstens hat der Orthopäde noch einen Kunden. Davon ab ist Joggen kein Weg zum Orthopäden, da dürfte eher Basketball, Fußball oder Tennis zu gereichen.

Zitat
Nur, was geht meine Lebensweise den Staat an? Bin ich verpflichtet gesund zu leben? Warum? Um Krankheitskosten zu sparen? Hat der Mensch eine Verpflichtung kostenbewusst zu leben?


Nein, hat er nicht. Ich lehne auch den staatlichen Eingriff an der Stelle entschieden ab .Sie haben das volle Recht sich so unvernünftig verhalten wie Sie wollen. Nur ging es mir um etwas anderes: Nämlich das Recht etwas Unvernünftiges auch so zu nennen. Das ist unabhängig davon, dass ich es Ihnen gönne. Meinetwegen soll jeder (mündige) Erwachsene so viel rauchen wie er will. Aber er sollte die Augen nicht davor verschliessen, dass ihn das Lebenszeit kostet. Und es sollte Aufgabe von Eltern wie Schule sein, dass den Kindern auch zu vermitteln. Wie die sich später entscheiden ist dann ihre Sache.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

22.01.2014 23:14
#57 RE: Schulobstgesetz Antworten

Zitat von Brutha im Beitrag #45
Was das Problem bei der Pauschalisierung der auch sie hier verfallen ist, dem einen bekommt ein hoher Gemüse- und Obstanteil, der andere leidet an Darmproblemen oder Sodbrennen!

Das kommt sicher vor, ist aber nicht der Regelfall. Wie immer kann man nicht jedem einzelnen gerecht werden. Es geht ja auch weniger darum, dass jedem ein Apfel reingezwungen wird, es geht eher um die Frage ob jeder zum Mittagessen Pommes essen sollte. Letzteres ist sicher noch falscher.

Zitat
Für letzteres wird aber von vielen Ärzten nicht die Ernäherung von Obst und Gemüse sondern ein anderes Problem (zu wenig Sport, etc.) verantwortlich gemacht.


Stimmt ja auch. :)

Zitat
Wären wir in den 80zigern bzw. in den 90zigern hätte immernoch die wichtige Fleischernäherung für die lieben kleinen die Oberhand, dann würde es statt Obst Schnitzel in der Schule geben


Und das wäre eben schlecht. Es gibt einen schönen Satz zum Thema Ökologismus an der Stelle: Man soll nicht vegetarisch leben, aber leben wie die Vegetarier. Klingt doof, ist es aber nicht. Es geht darum sich bewusst zu ernähren, nicht jedes Fleisch zu meiden (das wären dann eher die Ökologisten) sondern das richtige Fleisch im richtigen Maß zu essen. Das Schnitzel ist es meistens nicht.

Zitat
Schule könnte auch hier einen wichtigen Beitrag leisten, aber nicht mit Ge- und Verboten, sondern Objektive Betrachtung der Ernäherung (Produktion, Herstellung, Nahrungsaufnahme, Verwertung).


Da rennen Sie offene Türen ein. Nur, auch wenn durchaus Ideologie hier eine Rolle spielt, sind die Ideologen weit näher dran als diejenigen, die das Gegenteil verkünden. Der Mensch kann von Müsli, Früchten und Gemüse deutlich besser leben als von Pizza und Fritten. Ich halte von beiden Extremen wenig, aber ich bin mir dessen bewusst. Und ich esse lieber einen Apfel mehr als eine Pizza. Was nicht heisst, dass ich keine Pizza esse.

Zitat
Genau dies kritisiert mMn zurecht PolterPollmer, ihm also subjektive Meinungsmache vorzuwerfen, in der gleichen Weise aber die Segnung von Obst und Gemüse zu preisen ist schon etwas komisch.


Eigentlich nicht. Ich sagte eingangs: Es gibt Dinge, die sind so falsch, dass nicht mal ihr Gegenteil richtig ist. Hier ist es so. Obst und Gemüse sind nicht das Allheilmittel. Gerade junge Menschen brauchen auch mal Fleisch und ohne Milch und tierische Fette haben Sie große Schwierigkeiten sich nicht mangelzuernähren. Aber das Gegenteil ist deutlich schlimmer. Wenn Sie am Tag 2 Äpfel, 3 Bananen, einen Teller Gemüse, zwei Portionen Reis und ein Stück mageres Fleisch essen, dann leben Sie vergleichsweise gesund (simplifiziert, ein Tag reicht kaum um eine vollwertige Ernährung abzuarbeiten). Wenn Sie stattdessen zwei dicke Stücke Fleisch essen, dicke Sauce dabei, Pommer dazu (Mayo nicht vergessen) und abends noch ein paar Mettbrötchen, dann werden Sie damit nicht alt werden. Natürlich muss alles sein Maß haben und seinen Ausgleich finden. Das Pendel schlägt aber zu Salat, Gemüse und Obst, nicht zu Fleisch und Pommes.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

22.01.2014 23:30
#58 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #56
Aber es hat dem Kind die Wahrheit darüber gesagt, dass Rauchen sehr gefährlich ist. Und das Kind möchte den eigenen Vater schützen. Das Kind hat Recht.


Hm. Und wenn das Kind nun anfängt nachzuschauen, wo noch überall Edison-Glühwendeln leuchten, weil das die Eisbären schmelzen läßt? Oder der Müll nicht komplett genug getrennt wird? Daß Vati auch ein gewisses Risiko eingeht, mit 50 einen Infarkt zu erleiden, wenn er wie ein Apostel gelebt hat, und daß das vielleicht mit der Genetik zusammenhängt, wird eher weniger Stoff im Unterricht sein. Zudem kann man Einiges darauf verwetten, daß mindestens die Hälfte des vermeintlich gesicherten Wissens im Ökotrophologischen Kokolores ist. Brennwerte, Ballaststoffe, Cholesterin ist Gift, ist es nicht, ist es nur, wenn es um harte Fettsäuren geht. Jahrzehntelang galten fiebersenkende Medikamente samt heftigen Eisensupplementen als Panazee gegen Fieber. Vom Lesen bei leicht suboptimaler Beleuchtung erblindete man(n); von 1-händiger Lektüre gleich doppelt . ... Von allen Bereichen angewendeter "Meduzin" (P.V.R.P.E. Langstrumpf) ist dies der Bereich, der am hartnäckigsten mit Halbgarem bis Unverdaulichem durchsetzt ist; nur die Zusammensetzung des Unzutreffenden wechselt; es könnte wohl sein, daß die Irrtumsmarge eine invariante Konstante darstellt. (Nb. fällt auf, daß so manche Klassiker da zu zirkulieren scheinen, mit einer Periode zwischen 20 bis 40 Jahren. Es ist sicher bloßer Zynismus, zu vermuten, das hänge damit zusammen, daß die werberelevante Zielgruppe (aet. 20-30 für Anabolika; 55+ für Potenzmittel) in diesen Fällen jeweils alt genug sein muß, um den letzten Durchlauf nicht mehr in persönlicher Erinnerung zu haben. )

Es gibt in Woody Allens Film "Sleeper" jene memorable Szene, in der der aufgeklärte gesundheitsbewußte New Yorker von 1974 mit der Erkenntnis des 22. Jhdts. konfrontiert wird:
________________
Dr. Agon: Has he asked for anything special?
Dr. Melik: Yes, this morning for breakfast. He requested something called wheat germ, organic honey and tiger's milk.
Dr. Agon [laughs]: Oh, yes. Those were the charmed substances... That some years ago were felt to contain life-preserving properties.
Dr. Melik: You mean there was no deep fat? No steak or cream pies? Or hot fudge?
Dr. Agon: Those were thought to be unhealthy, precisely the opposite of what we now know to be true.
Dr. Melik: Incredible.
_________________
http://www.youtube.com/watch?v=1yCeFmn_e2c

Mittlerweile befinden wir uns schon auf halbem Weg in diese spezielle Zukunft.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

22.01.2014 23:34
#59 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von augustin im Beitrag #46
1. Fetteinlagerung und -abbau resultieren aus der Menge der zugeführten Kalorien.

Kleine offtopic Bemerkung, lieber augustin: Diese kleine Wahrheit (der ich absolut zustimme) ist erstaunlich (!) unbekannt.

Zitat
Wenn ich neben den großen Teller Spaghetti Bolognese () noch einen Apfel lege und das Kind zwinge, ihn zu essen, reduziere ich damit nicht seine Kalorienzufuhr und erziehe es nicht zu einer gesunden Ernährung. Ich erziehe ihm höchstens einen Ekel gegen Äpfel an.


So macht man das ja auch nicht. :)
Sie würden eher eine kleinere Position Spaghetti hinstellen und einen Apfel zum Nachtisch reichen. Und damit reduzieren Sie die Kalorienzufuhr. Noch besser wäre es den Apfel zuerst zu essen, damit der erste Hunger gesättigt ist (aus eigener Erfahrung weiss ich aber, dass das nicht funktioniert. :) )
Es ist auch nicht so, dass die Kinder die Äpfel nicht mögen würden. Ich bin immer wieder erstaunt was gerade kleine Kinder alles gerne essen. Sie essen nur andere Sachen lieber. Ich esse auch lieber das Steak als den Salat. D.h. nicht, dass der Salat nicht schmeckt.

Zitat
Das ist etwas, das ich immer wieder bei Kindern beobachte, die aus Ökohaushalten stammen: Die lieben Fast Food, Fertiggerichte und andere energiereiche Nahrung geradezu.


Das mögen alle Kinder, da sind Ökos keine Ausnahme, weder in die eine noch in die andere Richtung.

Zitat
Der kindheitliche Obstzwang hatte überhaupt keinen positiven Effekt, was das Kalorienbewusstsein anbelangt.


Oh doch. Mehr als man denkt. Es gibt extreme Korrelationen zwischen Übergewicht in der Kindheit und im Erwachsenenalter. Kinder, die durch gesunde Ernährung in Kindheit und Jugend kein Übergewicht entwickeln, sind deutlich besser vor späterem Übergewicht geschützt als adipöse Kinder. Es ist meine Vermutung (Betonung: Sowohl meine als auch nur Vermutung), dass Kinder, die gelernt haben sich gesund zu ernähren, das nicht unbedingt aus Bewusstsein heraus tun, sondern aus Gewohnheit. Natürlich schmecken auch Erwachsenen Spaghetti. Aber die einen haben eben gelernt, dass der Apfel danach auch gut schmeckt und das man zum Steak auch Salat statt Pommes essen kann.

Zitat
Das ist richtig. Eine Ökoerfindung ist allerdings die Behauptung, dass es gute und schlechte Lebensmittel gäbe. Gut seien Obst und Gemüse (außer Pommes) und generell alles was nicht schmeckt. Schlecht sei alles, was schmeckt. Überspitzt ausgedrückt, aber diese Tendenz besteht meines Erachtens.


Das halte ich auch nicht überspitzt für falsch. Nach meiner Erfahrung hat jedes Lebensmittel seinen (guten) Geschmack (ausser Vegemite, das ist immer eklig), insofern kann auch nicht gut sein, was nicht schmeckt, denn irgendjemandem schmeckt es ja. Ich halte es auch nicht für so schwer gut schmeckende Lebensmittel zu finden, die eher gesund sind. Das Problem ist (zumindest für mich) eher, dass viele tatsächlich schwierige Lebensmittel ziemlich gut schmecken. Natürlich gibt es keine "bösen" Lebensmittel (okay, Alkohol vielleicht, ist aber eine andere Diskussion), aber es gibt welche, die deutlich schwieriger zu handeln sind. An Äpfeln kann man nicht viel falsch machen, davon wird man nicht dick und schaden tun sie selten. Chips dagegen sind sehr schwierig, denn wer schafft es schon die 30 g (ein Portionsgrösse laut Hersteller) einzuhalten ?

Zitat
Weil viele Menschen deshalb gute Ernährung mit Mühen und Quälerei gleichsetzen.


Was nicht völlig falsch ist. Bewusste Ernährung ist eben mehr Aufwand als "Kühlschrank auf, Pizza in Ofen, dreimal drücken, fertig". Aber warum sich nicht die Mühe machen ? Essen ist eines unserer absoluten Grundbedürfnisse. Warum sich nicht damit auseinandersetzen ? Und wie schon gesagt, es gibt haufenweise gesunde Ernährung, die gut schmeckt.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

22.01.2014 23:36
#60 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #58
Mittlerweile befinden wir uns schon auf halbem Weg in diese spezielle Zuklunft.

Dann fangen Sie schonmal an zu rauchen. Es könnte ja ein Irrtum sein.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

23.01.2014 00:13
#61 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #60
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #58
Mittlerweile befinden wir uns schon auf halbem Weg in diese spezielle Zuklunft.

Dann fangen Sie schonmal an zu rauchen. Es könnte ja ein Irrtum sein.


Dazu sehe ich mich leider außerstande, da ich diese Art altrömischer Dekadenz seit 35 Jahren hartnäckig kultiviere . Zudem handelt es sich da um die unstrittige Hälfte. Die Korrelation zwischen Rauchen und unschönem Exitus ist ja so heftig, daß selbst Skeptiker nicht (mehr) von Zweifeln angefressen werden. Die Fraglichkeit liegt da eher in der vermeintlichen Schädlichkeit des Passivrauchens. Und im Verbietenwollen des Marlboromanns. Und im Wegretuschieren aus dem Ganovenkino, das man sich noch antun konnte. Und aus Lucky Luke:

Zitat Die Welt, 2005
_______________
"Er darf wieder rauchen! Auch wenn das aktuellen politischen Vorstößen zu einer rauchfreien Gesellschaft zuwiderläuft: Daß Lucky Luke statt seiner ewigen Zigarette plötzlich einen Strohhalm im Mund hatte, zeigte nur, wie blödsinnig political correctness sein kann."
_______________

Aber der Kernbereich des erweislich Gesundheitsfördernden dürfte recht klein und banal sein: abwechslungsreiche Ernährung, im Maßen, ziemlich egal, was, solange man wirklich Appetit darauf hat, Bewegung, auf den Körper hören. Bis auf die Krebsvorsorge dürfte das zumeist völlig ausreichen. Im Grund nichts, was über die antike Diäthetik hinausgeht.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

23.01.2014 02:00
#62 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #59
Zitat von augustin im Beitrag #46
1. Fetteinlagerung und -abbau resultieren aus der Menge der zugeführten Kalorien.

Kleine offtopic Bemerkung, lieber augustin: Diese kleine Wahrheit (der ich absolut zustimme) ist erstaunlich (!) unbekannt.



Also, mir kommt es vor, als ist das die Grundannahme, nach der fast jeder bewusst isst - wenn er bewusst isst. Nicht bewusst zu essen ist aber nicht mit mangelnder Information gleichzusetzen. Es ist die Grundannahme, die nahezu jeder anführt, wenn man ihn nach dem Grund für Übergewicht fragt: Da ist jemand zu viel.

Ob deswegen jetzt jemand bewusst bei seiner eigenen Ernährung darauf achtet, ist eine andere Frage.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

23.01.2014 08:28
#63 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #55
Zitat von Calimero im Beitrag #42
Nur eben Hasenfutter und Fruchtsäureträger sind nix für meinen Geschmack.

Weil Sie vermutlich nie daran geführt worden sind. [...] Vielleicht wäre ihr Geschmack ein anderer, WENN Sie jemand zur Schulzeit daran geführt hätte.

Oh, daran haben sich genügend Erziehungspersonen versucht. Und das auch durchaus mit autoritären DDR-Kindererziehungsmethoden. Ich weiß nicht, wie oft ich als Letzter am Tisch sitzen musste, weil ich partout meinen Teller nicht leeressen wollte. Das Problem ist nur, dass, wenn einem etwas widerlich in den Backentaschen steckt, es nicht dadurch an Wohlgeschmack gewinnt, wenn es einem mit Nachdruck reingedrängelt wird.
Ich weiß auch nicht, wie oft mir wirklich wohlmeinende Erwachsene (wie meine Eltern) irgendwelche Möhren, Gurken oder Apfelschnitze vorgemümmelt haben - "Hm, das schmeckt aber lecker!" - wonach mir jeder interessierte Biss meinerseits aber doch wieder deutlich machte, dass dieses schnurpsige Zeugs immer noch genausowenig schmeckte wie beim letzten Mal.
Zitat von Llarian im Beitrag #55

Zitat
So ein menschlicher Körper ist ja nicht ganz doof, der zeigt schon an worauf er Appetit hat.

Und das ist in erster Linie Zucker und Fett. Appetit ist nicht darauf ausgelegt was langfristig gesund ist, sondern was satt macht und Energie bringt. [...] Ich habe hier beispielsweise ein Glas Nutella vor mir stehen. 800g. Das könnte ich locker heute abend leer machen. Morgen würde ich das bitterböse bereuen, aber das interessiert meinen Appetit überhaupt nicht.


Sie sitzen abends um halb elf vor einem 800g Glas Nutella? Und das könnten sie sich sogar am Stück reintun? Langsam begreife ich.
Nee ernsthaft, wahrscheinlich argumentieren wir hier aneinander vorbei, weil mein innerer Schweinehund so ein kreuzbraves und leicht zufriedenstellendes Tierchen ist. Eine Brötchenhälfte mit Nutella reicht mir vollkommen aus, dann sind die Geschmacksnerven übersättigt. Ein Pizza finde ich ganz lecker, aber so etwa ab der Hälfte reichts mir mit dem Pizzageschmack. Sie können mich über Nacht in einer Keksfabrik oder einer Konditorei einsperren ohne größere Schäden befürchten zu müssen und bei einer Grillparty esse ich das zweite Steak maximal noch dem Gastgeber zuliebe. Das dann aber mit Sicherheit ohne Kartoffelsalat.

Zitat von Llarian im Beitrag #55
Viele können das überhaupt nicht.

Mag sein. Das sind dann wohl die, deren innerer Schweinehund ein besonders ausgehungertes Exemplar ist. Aber vielleicht ist der Kläffer bei manchem sich bewusst Ernährenden auch nur deshalb so gierig, weil er ständig bewusst an der kurzen Leine gehalten wird?

Beste Grüße, Calimero

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Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

Martin Offline



Beiträge: 4.129

23.01.2014 09:34
#64 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #34
Zitat von Llarian im Beitrag #28
Kinder sollten tatsächlich sehr viel Obst und Gemüse essen. Weil sie sich damit nämlich angewöhnen sehr viel Obst und Gemüse zu essen.
Aha. Und wenn sie das entweder nicht tun, oder es sich trotz ständigem Drängen nicht angewöhnen wollen passiert genau was, lieber Llarian?
Auf "viel Obst und Gemüse" zu verzichten heißt ja nicht zwangsläufig, dass man sich von Pommes mit Nutella ernährt bis man calmundsche Ausmaße erreicht. Aus eigener Anschauung kann ich auch sagen, dass weitgehender Obst- und Gemüseverzicht weder zu Mangelerscheinungen noch zu Fettleibigkeit führt, also wozu das Dogma verteidigen?

Beste Grüße, Calimero


Mein Vater ist über 90 und ich kann mich nicht erinnern, dass er je Obst gegessen hat. Und obwohl meine Frau unser Töchterchen zum Essen von Obst und Gemüse anregt, bewegt sich der Essenswunsch zur Zeit irgendwo zwischen Spaghetti Bolognese, Spätzle mit Soße, Lachs, Chicken Nuggets, und Maultaschen von Lidl (die vom Metzger schmecken nicht). Eine gute Kontrolle über die Präferenzen ist auch, am Abend in die Essdose für die Schule zu schauen: Die Äpfel oder Möhren kommen in der Regel zum großen Teil zurück. Es wäre auch mal gut, bei der Schulspeisung nicht nur zu schauen, was verteilt wird, sondern auch was im Müll oder in den Büschen landet. Ich selbst war in meiner Jugend scharf auf Süßes und Laugenbrötchen mit Fleischsalat vom Bäcker gegenüber der Schule. Trotzdem war ich so dünn, dass ich zum Aufpäppen in Erholung geschickt wurde. Obst vertrage ich wegen der Säure schon nicht.

Ich misstraue der Vielzahl der Studien, weil sie mit eigener Erfahrung wenig zusammenpassen, und weil sich der Stand der Erkenntnisse in den letzten Jahrzehnten regelmäßig geändert hat, und weiter ändern wird. Die Ernährungsforschung wäre arbeitslos, wäre die Ernährung normiert: Sie hätte zumindest für epidemiologische Studien kein differenziertes Studienmaterial mehr.

Langes Leben ist des weiteren ein unzureichendes Kriterium. Interessanterweise werden aktuelle Entwicklungen weiter extrapoliert, ohne darüber nachzudenken, dass die heutige junge Generation nicht die Not und den Hunger erfahren hat, die heute über 80-jährige in der Regel noch kennen. Wenn das lebensverlängernd ist, wie wäre es mit EU-verordneten Schulfastenwochen (die Muslime machen das ja schon teilweise vor)?

Ich betrachte Ernährungslehre zum großen Teil für Glaubenslehre, aus der sich die Regierenden bitte herauszuhalten haben. Für die Menschen gibt es so viel Informationsmaterial, dass sich jeder das für ihn passende aussuchen kann.

Gruß, Martin

RichardT Offline




Beiträge: 287

23.01.2014 10:23
#65 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Geehrter Llarian,

ich habe mich unklar ausgedrückt.
Die junge Lehrerin formulierte nicht eine Empfehlung, sondern gab Anweisung wie: Geben sie ihrem Kind ... mit.
Dafür ist die Dame die Falsche. Ich bin keine Befehlsempfänger von Lehrerinnen.
Ich gebe Ihnen selbstverständlich Recht, daß ein Kinderarzt keine eigenen Kinder haben muß um Kinder zu behandeln. Ich frage mich nur, woher die junge Frau Lehrerin das Wissen haben will um uns Eltern so detaillierte Anweisungen zu geben. Die Dame ist Grundschullehrerin und nicht Ernährungsexpertin.
Natürlich kann ich einfach weghören wie Sie vorschlagen. Aber das befördert doch das Verhalten der Politiker und Beamten uns immer mehr erziehen zu wollen. Weil die meisten weghören. Ich rauch eh nicht, sollen die doch das Rauhen verbieten. Heute steht dann in der Zeitung, daß der Baden Württembergische Kultusminister folgenden Spruch tat: Wie müssen die Menschen in diesem Land in einem Klima der ....erziehen! Wer gibt ihm das Recht dazu? Kiener! Aber er nimmt es sich. Weil viel zu viele darüber weghören!
Die Schule sollte meiner Meinung nach nahrhaftes und schmackhaftes Essen anbieten. Gesundes Essen ist so eine Frage. Wenn das Kind einmal die Woche nachmittags Unterricht hat wie wichtig ist es ob es gesund ist? Was bringt es wenn das Zeug zwar gesund ist, aber die Mehrzahl der Kinder zur Dönerbude läuft?
Mir wäre es wesentlich lieber die Kinder hätten weniger Ganztagsunterricht und würden mehr daheim essen. Das ist ja der Witz an der ganzen Sache: Den Leuten ist gesundes Essen ja so wichtig, aber immer weniger können richtig gut kochen.
Kinder aufklären und Kindern Angst machen sind zwei Paar Schuhe. Und auch wenn es im Einzelfall richtig sein mag, in der Summe wird mehr und mehr nur noch das grün ökologische Verhalten als akzeptabel dargestellt. In der 4.Klasse wird beim Thema Klimawandel gefragt wie oft die Kinder zuhause Fleisch essen und es soll dann darüber diskutiert werden. Wer zuviel Fleisch ist muß sich vor der Klasse rechtfertigen. Arme Kinder!
Es ist nicht in Ordnung, daß 12-jährige rauchen. Da gebe ich Ihnen Recht. Wir können auch darüber reden warum es verboten ist seinem Kind eine Ohrfeige zu geben, es aber nicht verboten ist einen 10 jährigen 100 kg schwer werden zu lassen. Aber dafür haben wir ja den Gesetzgeber. Alles andere, was nicht verboten ist, ist erlaubt. Und das hat die Schule nicht zu werten. Keine staatliche Stelle hat das zu werten. Das nennt man Freiheit. Und das schliesst das Recht auf Unvernunft ein.

alteseuropa Offline



Beiträge: 259

23.01.2014 12:46
#66 RE: Schulobstgesetz Antworten

Als ich vom Schulobstgesetz an anderer Stelle das erste Mal las, fragte ich mich, ob wir gerade den Zweiten Weltkrieg überstanden haben, also in einer Zeit leben, wo Kinder wirklich gehungert haben und an Vitaminmangel litten.
Zu all den klugen Argumenten, die hier ausgetauscht wurden und auf die ich nicht alle eingehen will, möchte ich etwas ganz Subjektives beitragen: Als (damals angeblich untergewichtiges) Kind war es für mich ein Horror, Gemüse essen zu müssen. Aus Süßigkeiten habe ich mir aber auch nichts gemacht - ganz abgesehen davon, daß sie in meiner Kindheit noch etwas Teures, Besonderes waren. Wenn ich "Horror" schreibe, ist das nicht übertrieben. Wenn ich aus der Schule kam und die Gemüsesuppe roch, wäre ich am liebsten umgekehrt. Jahrelange Kämpfe mit meiner Mutter brachten nicht das von ihr gewünschte Ergebnis. Mein Lieblingsessen waren Kartoffeln in jeder Form, etwas Salat durfte später sogar auch sein. Obst dagegen aß ich ganz gerne. Heute ist es genau umgekehrt: Rohes Obst esse ich nur wenig, gekochtes oder gedünstetes Gemüse ist für mich ein Hochgenuß. Ich kann daraus keine Theorie ableiten, aber ist es nicht vielleicht so, daß mein Körper genau wußte, was er braucht?
Im übrigen halte ich diese Schulobsterei für einen unangemessenen obrigkeitsstaatlichen Eingriff. Alle Leute haben genug Geld, ihren Kindern Obst zu kaufen, insofern braucht die grundgütige EU nicht so zu tun, als ob gerade der Dreißigjährige Krieg vorbei wäre.
Wenn ich zurückdenke, was in den letzten Jahren (teilweise Jahrzehnten) so alles als gesundheitsschädlich "entlarvt" und dann wieder "rehabilitiert" wurde, wenn ich an die mit Fischöl angeblich ewig lebenden Japaner oder die mit Olivenöl steinalt werdenden Mittelmeervölker denke, meine ich, daß jeder seinen eigenen Verstand gebrauchen sollte, und das ist auch Aufgabe der Schule, die Kinder zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit dem eigenen Körper zu erziehen, aber bitte nicht alle über einen Kamm zu scheren.
Da fällt mir auch ein, daß die Klassenlehrerin meines Sohnes sich darüber beklagte, daß der Siebenjährige auch im Winter immer ohne Jacke in die Pause rannte. Sie war direkt empört, daß er einfach nicht krank wurde ... Tja, auch als Erwachsener friert er noch lange nicht, wenn andere schon bibbern. Könnte es sein, daß nicht alles für jeden gleich gut ist?

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2014 13:13
#67 RE: Schulobstgesetz Antworten

Zitat von alteseuropa im Beitrag #66
m übrigen halte ich diese Schulobsterei für einen unangemessenen obrigkeitsstaatlichen Eingriff. Alle Leute haben genug Geld, ihren Kindern Obst zu kaufen, ...

Die jungen Leute müssen die Schule besuchen, sie müssen sich den Unterricht staatlicher Leher anhören, das sind gewaltige staatliche Eingriffe, die Obstfrage ist dagegen geradezu lächerlich.

Viele Arbeitgeber stellen den Arbeitnehmern auch Obst kostenlos zur Verfügung...

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

23.01.2014 13:32
#68 RE: Schulobstgesetz Antworten

Zitat von alteseuropa im Beitrag #66
insofern braucht die grundgütige EU nicht so zu tun, als ob gerade der Dreißigjährige Krieg vorbei wäre.


Doch. Dergleichen schrankenlose Expansion ist dieser Art von Systemen eingebaut. Es gibt immer noch unregulierte Bereiche und Handlungsbedarf, solange diese Behörden existieren, gern auch, um die Folgen des eigenen Handelns einzudämmen (sprich: mit wachsendem Aufwand zu verwalten). Schon Mises & Northcote Parkinson... [= Argumentum ad verecundiam]. Die Struktur der EU bringt es mit sich, daß das Subsidiaritätsprinzip oder ähnliche checks and balances nicht greifen. Es liegt also in der Natur der systemischen Evolution, daß an dieser ungeschützten Flanke die unschlagbare Mischung aus Gurkenkrümmerei und Volksgesundheitsfürsorgehauptamtsbestimmungsrichtlinie üppig gedeiht.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

23.01.2014 14:19
#69 RE: Schulobstgesetz Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #67
Viele Arbeitgeber stellen den Arbeitnehmern auch Obst kostenlos zur Verfügung...


Wenn der Betrieb defizitär wird, wird das zuerst gestrichen. Der Staat ist aber chronisch defizitär..

Gruß, Martin

alteseuropa Offline



Beiträge: 259

23.01.2014 17:27
#70 RE: Schulobstgesetz Antworten

Zitat
Aber der Kernbereich des erweislich Gesundheitsfördernden dürfte recht klein und banal sein: abwechslungsreiche Ernährung, im Maßen, ziemlich egal, was, solange man wirklich Appetit darauf hat, Bewegung, auf den Körper hören. Bis auf die Krebsvorsorge dürfte das zumeist völlig ausreichen. Im Grund nichts, was über die antike Diäthetik hinausgeht.


Genau das ist es. Daß zuviel von einer Sache gesundheitsschädlich ist, dürfte eigentlich jedem klar sein.

Es ist ja gar nichts gegen Obst einzuwenden, falls es die Kinder mögen. Als unser Apfelbaum überreichlich Äpfel trug, haben wir eine Tüte einem Kindergarten, in das ein verwandtes Kind geht, geschenkt. (Ich hoffe, daß kein Kind gezwungen wurde, das gesunde Obst zu essen. Das ginge dann wieder in die Richtung der Ernährungslehre, die zur Religion erhoben wurde.) Aber eine solche Aktion ist ja wohl viel zu spontan und nicht im Sinne der EU, die, wie Ulrich Elkmann schreibt, das Subsidiaritätsprinzip so gar nicht mag. Erst müssen Millionen nach Brüssel überwiesen werden, damit Brüssel erst einmal seine Beamten damit mästet, und dann wird das Geld als "Wohltat" wieder an die Länder verteilt. Vielleicht werden Süditalien dann noch Orangen spendiert.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

23.01.2014 20:13
#71 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Zitat von Calimero im Beitrag #34
Aha. Und wenn sie das entweder nicht tun, oder es sich trotz ständigem Drängen nicht angewöhnen wollen passiert genau was, lieber Llarian?

Sie werden sterben, lieber Calimero. :)


Entschuldigung, ich bin heute Abend in Sottisen-Stimmung, also seien Sie bitte tapfer.

Unsere linksrheinischen Cousins kennen die schönen Sprüche:

Zitat
Il y a plus de vieux buveurs que de vieux médecins.



Zitat
Es gibt mehr alte Trinker als alte Ärzte.



Und:

Zitat
Il vaut mieux aller au boulanger (au moulin) qu'au médecin.



Zitat
Besser, man geht zum Bäcker (zur Mühle) als zum Arzt.



NB 1: Grammatik-Puristen werden jetzt einwenden, dass es doch chez le boulanger und chez le médecin heißen muss, aber das ist den Franzosen eher wurscht, wenn sie das Sprachregister français populaire wählen.

NB 2: Ich hoffe, anwesende Ärzte betrachten diese gallischen Proverbien nicht als geschäftsschädigend. Denn Derartiges ist mit diesen Zitaten natürlich nicht intendiert.

Da aller guten Dinge drei sind:

Zitat
Si tu bois, tu meurs. Si tu (ne) bois pas, tu meurs quand même.



NB 3: In der französischen Umgangssprache wird das ne normalerweise weggelassen.

Die kongeniale Übersetzung des letzten Zitats stammt von bayerischen Stimmungsmusikern:

Zitat
Saufst, stirbst. Saufst net, stirbst aa.



In diesem Sinne:

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.994

23.01.2014 20:36
#72 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #71

Zitat
Es gibt mehr alte Trinker als alte Ärzte.


In meiner durch vielfache frz. Besatzung bzw. "Durchzug" geprägten und geliebten Heimat Rheinhessen kennt man diese Weisheit ebenfalls. In einer anderen Formulierung lautet sie:

Zitat
Guter Wein in Maßen genossen, schadet auch in großen Mengen nicht.




Oder wie mein Vater gerne anmerkt:

Zitat
Ich mache mir nicht viel aus wenig Wein.




Das schöne Rheinhessen. Meine geliebte Heimat. Dort wohnt die Weisheit.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

23.01.2014 22:29
#73 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #63
Oh, daran haben sich genügend Erziehungspersonen versucht. Und das auch durchaus mit autoritären DDR-Kindererziehungsmethoden. Ich weiß nicht, wie oft ich als Letzter am Tisch sitzen musste, weil ich partout meinen Teller nicht leeressen wollte. Das Problem ist nur, dass, wenn einem etwas widerlich in den Backentaschen steckt, es nicht dadurch an Wohlgeschmack gewinnt, wenn es einem mit Nachdruck reingedrängelt wird.

Kenne ich durchaus ähnlich. Als ich ein Kind war, wurde ich, sagen wir mal körperlich ermuntert, Spargel zu essen. Ich fand das vollkommen widerlich und ich kann mich bis heute sehr gut daran erinnern. Ich habe bis heute keinen Spargel gegessen, ich finde den Anblick abstossend und der Geruch ist widerlich für mich. Aber das war und ist auch die falsche Methode gewesen, sie hat das Gegenteil bewirkt. Das wäre beim Obst kaum anders, ein Kind das man zwingt Bananen zu essen, wird nie eine Vorliebe dafür entwickeln. Die richtige Methode ist dagegen die Diversifikation. Wenn ein Kind keine Äpfel mag, dann sollte man Birnen probieren. Edbeeren (welches Kind mag keine Erdbeeren ?), Johannisbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Bananen, weiss der Kuckuck was alles. Es gibt so viele Lebensmittel und so viel Obst. Und mit der Zeit entwickelt man auch einen Geschmack dafür. Ich habe früher keinen Salat angerührt. Dann habe ich festgestellt, dass es einfach am falschen Salat lag. Feldsalat mag ich immernoch nicht. Aber ein schöner grüner Eisbergsalat vom Japaner, klasse. Könnte ich jeden Tag zwei Stück von essen. Und auch wenn es beim Obst weniger geht, andere Lebensmittel, wie beispielsweise Gemüse, können so unterschiedlich zubereitet werden, dass es sich fast um ein anderes Lebensmittel handelt. Beispielsweise schmeckt frischer Rhabarber äusserst mittelmässig (meiner Meinung nach), mit Zucker dagegen ist das ausgesprochen lecker. Rohe Möhren kann ich nichtmal riechen, gekochte Möhren schmecken anders, riechen anders, sind anders. Die Vielfalt von Obst und Gemüse und ihren Zubereitungen ist derart groß, dass Sie ein Jahr lang essen könnten, ohne je etwas doppelt zu essen.

Zitat
Mag sein. Das sind dann wohl die, deren innerer Schweinehund ein besonders ausgehungertes Exemplar ist. Aber vielleicht ist der Kläffer bei manchem sich bewusst Ernährenden auch nur deshalb so gierig, weil er ständig bewusst an der kurzen Leine gehalten wird?


Das glaube ich eigentlich nicht. So oder so, dieser freigelassene Schweinehund ist mehr und mehr in Zunahme. Es sind inzwischen echte Prozentanteile der Bevölkerung zu dick (und damit nicht in der Lage sich gesund zu ernähren). Und Übergewicht hat deutliche Korrelationen zur Todesursache Nummer eins, der Herz-Kreislauf Erkrankung. Wenn Sie mit ihrem Schweinehund klarkommen, nicht zuviel essen und nicht zu wenig Vitamine aufnehmen, super. Aber Sie sind nicht der Regelfall. Da "Obst- und Gemüsefutterer" aber nicht ungesund leben, würde ich es für sinnvoll halten die Kinder dazu anzuhalten, für den Fall, dass sie nicht zu ihrer Gruppe gehören.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

23.01.2014 23:02
#74 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von RichardT im Beitrag #65
Die junge Lehrerin formulierte nicht eine Empfehlung, sondern gab Anweisung wie: Geben sie ihrem Kind ... mit.
Dafür ist die Dame die Falsche. Ich bin keine Befehlsempfänger von Lehrerinnen.

Sie sind auch kein Befehlsempfänger von Ärzten. Dennoch wird Ihnen ein guter Arzt nicht sagen, "Sie sollten mit dem Rauchen aufhören." sondern "Hören Sie mit dem Rauchen auf!". Deswegen werden Sie ja immernoch nicht real dazu gezwungen. Es ist meine Erfahrung, dass Menschen auf Konjunktive nur ganz schlecht reagieren. "Sie könnten sterben" ist zwar wahr, aber vollkommen wirkungslos. "Sie werden sterben" mag nicht ganz wahr sein, wirkt aber im Unterschied. Ich weiss tatsächlich auch nicht wirklich, warum Sie das so stört, lieber RichardT. Wenn jemand, dem ich die Kompetenz abspreche, mir etwas befiehlt, dann kann ich mit den Schultern zucken, hat ja keine Wirkung. Oder stört es Sie, dass die Dame recht haben könnte ?

Zitat
Ich frage mich nur, woher die junge Frau Lehrerin das Wissen haben will um uns Eltern so detaillierte Anweisungen zu geben.


Vielleicht fragen Sie sie einfach. Ich kann von hier sicher nicht beurteilen, welchen Hintergrund Sie hat. Aber in unserem kurzen Gespräch haben Sie sie als kinderlos, Jungfrau und jung bezeichnet, alles Bezeichnungen mit dem Zweck (im Kontext) ihr die Kompetenz abzusprechen. Die einfache Frage, ob sie von dem Thema eine Ahnung hat, wäre weit zielführender.

Zitat
Aber das befördert doch das Verhalten der Politiker und Beamten uns immer mehr erziehen zu wollen.


Nee, tuts nicht. Und man kann die Kirche auch mal im Dorf lassen. Wenn ich Ihnen sage "Hören Sie auf zu rauchen, denn Rauchen ist ziemlich dumm", dann hat das nix damit zu tun, dass ich Politik machen will oder Beamter wäre (nix läge mir ferner). Das ist einfach meine Meinung. Davon ab ist es Aufgabe von Lehrern Schüler zu erziehen und gerade in den unteren Schulformen ist das nicht allein auf Unterrichtswissen beschränkt. Es geht ja nicht darum Sie (!) zu erziehen, die Lehrerin sagt nicht, was Sie essen sollen. Sondern was ihr Kind essen sollte. Unabhängig davon, ob sie die Kompetenz zu dieser Aussage hat, liegt das Ziel nicht ausserhalb ihres Auftrages. Eine Lehrerin wird Ihnen auch sagen, dass Sie darauf achten sollen, dass regelmäßig Hausaufgaben gemacht werden. Das ist auch eine Handlungsanweisung an Sie (sozusagen ein Befehl). Aber es ist absolut in ihrem Auftrag und er bezieht sich auf das Kind.

Zitat
Wie müssen die Menschen in diesem Land in einem Klima der ....erziehen! Wer gibt ihm das Recht dazu? Kiener!


Stimmt. Aber das ist nicht das Thema. Wir reden von Kindern. Und Kinder sollten erzogen werden.

Zitat
Die Schule sollte meiner Meinung nach nahrhaftes und schmackhaftes Essen anbieten. Gesundes Essen ist so eine Frage.


Nein, das ist keine Frage. Man kann (vortrefflich) darüber streiten was genau gesund ist. Aber nicht darüber, ob man gesundes überhaupt anbieten sollte. Schule soll Kindern nicht schaden, das ist das allermindeste was eine Schule leisten muss.

Zitat
Wenn das Kind einmal die Woche nachmittags Unterricht hat wie wichtig ist es ob es gesund ist? Was bringt es wenn das Zeug zwar gesund ist, aber die Mehrzahl der Kinder zur Dönerbude läuft?


Tun die das ? Ich hätte mir das als Kind nicht leisten können. Nichtmal einmal die Woche. Muss sich einiges geändert haben in den letzten Jahrzehnten.

Zitat
Mir wäre es wesentlich lieber die Kinder hätten weniger Ganztagsunterricht und würden mehr daheim essen.


Das sehe ich zwar auch so, ist aber weltfremd. Es entspricht weder dem, was von den Kindern später erwartet wird, noch dem heutigen, deutschen Erziehungsbild. Wie gesagt, ich bin ganz bei Ihnen, aber da sind wir eine Minderheit. Es ist bedeutend einfacher einen 45 Stunden Kindergartenplatz zu finden, als einen 25er, das sagt schon vieles.

Zitat
Das ist ja der Witz an der ganzen Sache: Den Leuten ist gesundes Essen ja so wichtig, aber immer weniger können richtig gut kochen.


Und noch weniger wissen, was eine tatsächlich gute Küche ausmacht.

Zitat
Kinder aufklären und Kindern Angst machen sind zwei Paar Schuhe. Und auch wenn es im Einzelfall richtig sein mag, in der Summe wird mehr und mehr nur noch das grün ökologische Verhalten als akzeptabel dargestellt. In der 4.Klasse wird beim Thema Klimawandel gefragt wie oft die Kinder zuhause Fleisch essen und es soll dann darüber diskutiert werden. Wer zuviel Fleisch ist muß sich vor der Klasse rechtfertigen.


Ich finde es nicht falsch, dass man sich für sein Verhalten rechtfertigen muss, das ist etwas was Kinder auch in der 4. Klasse durchaus beherschen sollten. Viel schlimmer finde ich, dass die Rechtfertigung vom Lehrer oftmals (zu meiner Schulzeit war das so) unterdrückt wird. Man kann ja durchaus nicht an dem Klimwandel glauben, zumindest nicht an den menschgemachten. Und damit kann man sich auch rechtfertigen. Das schlimme ist, dass diese Rechtfertigung bestraft wird. Das ist meines Erachtens nach kein Problem von vermittelter Angst (zu meiner Schulzeit wollten die Lehrer auch Angst vor dem Atomkrieg schüren, hat auch nicht funktioniert) sondern von nicht vorhandener Diskussionskultur. Ich habe wenig Lehrer kennengelernt, die in der Lage waren eine andere Meinung als die eigene zu akzeptieren.

Zitat
Es ist nicht in Ordnung, daß 12-jährige rauchen. Da gebe ich Ihnen Recht. Wir können auch darüber reden warum es verboten ist seinem Kind eine Ohrfeige zu geben, es aber nicht verboten ist einen 10 jährigen 100 kg schwer werden zu lassen. Aber dafür haben wir ja den Gesetzgeber. Alles andere, was nicht verboten ist, ist erlaubt. Und das hat die Schule nicht zu werten.


Aber selbstredend kann sie das. Wertung ist nichts verbotenes. Rauchen ist auch bei Erwachsenen dumm, und die Schule kann das durchaus ausdrücken, das ist kein Verbot. Ebenso ist eine Frau berechtigt während ihrer Schwangerschaft zu rauchen und ein Nikotinkind zur Welt zu bringen. Oder Eltern sind frei ihre Kinder nicht impfen zu lassen. Man könnte sehr viel aufzählen. Aber das heisst nicht, dass man da keine Position zu beziehen kann. Sie haben in der Tat ein Recht auf Unvernunft (ich nannte das in dem oben genannten Artikel ja das Recht auf Dummheit). Wozu Sie aber kein Recht haben, ist zu erzwingen, dass andere dazu schweigen. Es sind eine Menge Dinge falsch, blöd, dumm, fahrlässig, deplaziert, unvernünftig oder sinnlos, die absolut nicht verboten sind, auch nie verboten werden sollten. Was nichts daran ändert, dass sie falsch, blöd, dumm, fahrlässig, deplaziert, unvernünftig oder sinnlos sind.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

23.01.2014 23:09
#75 RE: Bei manchen Sachen ist das Gegenteil nicht besser Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #62
Also, mir kommt es vor, als ist das die Grundannahme, nach der fast jeder bewusst isst - wenn er bewusst isst. Nicht bewusst zu essen ist aber nicht mit mangelnder Information gleichzusetzen. Es ist die Grundannahme, die nahezu jeder anführt, wenn man ihn nach dem Grund für Übergewicht fragt: Da ist jemand zu viel.

Dann wäre aber zu fragen, warum dann tausende Diät-Bücher existieren, mit denen man angeblich so viel abnehmen kann. :)

Ich habe den Satz deshalb noch einmal betont, weil diese simple Wahrheit tatsächlich oft ignoriert wird: Da kommt dann die Mitternachtsdiät, die Schockoladendiät, die xyz-Diät. Vielfach mit Kokolores zu welcher Zeit man essen muss, in welcher Reihenfolge und was für Wundermittel man essen soll, damit dieses und jenes Fettpolster verschwindet. Die Grundbotschaft scheint mir oftmals (nicht immer) zu sein:
Hey, Du musst nicht auf Kalorien verzichten, es gibt da einen Trick und der geht so.

Dabei ist die Wahrheit so simpel: Es gibt eine Zufuhr und einen Verbrauch. Die Differenz reguliert das Gewicht. Beim gesunden Menschen ist das in der Regel so. Man kann am Verbrauch drehen (Stichwort Bewegung) oder an der Zufuhr (weniger Kalorien). Oder an beidem. Man wird aber wenig erreichen, wenn man die Zufuhr auf bestimmte Tageszeiten oder auf andere Energieträger verschiebt.

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