Zitat von adder im Beitrag #48Mir wurde im Übrigen in der Schule der Mozart vergällt.
Nun möchte ich nicht durch altkluges Geschwätz, eigenen Geschmack zur Maxime erklären. Aber Sie haben mir versucht einen neuen Einblick in Wagner zu geben (mal schauen was daraus wird ) und so möchte ich mich revanchieren.
Es ist bald Frühling. Laden sie sich den ersten und dritten Satz des Klavierkonzerts Nr. 23 in A Dur von Mozart auf ein transportabeles Medium Ihrer Wahl, vergessen Sie alles was Sie womöglich über dieses Konzert "wissen sollten" und gehen Sie mit ihm im Ohr in der Sonne eines erwachenden Frühlings spazieren. Sie werden möglicherweise (wie ich) feststellen: Mozart hat sie perfekt vertont.
-- oder Sie machen es einfach wieder aus.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Fluminist im Beitrag #49Auch bei den Meistersingern kommt es sehr auf die Inszenierung und auf die Qualität des Hans Sachs (der gefühlt 80% der Singarbeit macht) an.
Hmmm...
Zitat FAZ 03.01.1996, Nr. 2, S. 23: "Und es leuchten die Titel - James Levine ist bekehrt: Auch die Met bietet nun Oper in Simultanübersetzung"
Schriftliche Übersetzung wurde bei der Aufführung, die ich erwähnt habe, auch mitgeliefert, zwar nicht auf individuellen Bildschirmen, sondern per Leuchtschrift über der Bühne, dafür allerdings auf Englisch und Walisisch. Da ich den Text ohnehin verstand und mich lieber auf die Musik konzentrieren wollte, habe ich die Qualität der (englischen) Übersetzung nur nebenhin geprüft und für adäquat befunden. Lustig wurde es allerdings, als nach etwa 3 Stunden einmal die englische Übersetzung durch einen technischen Defekt ausfiel und ein Gebrummel im Publikum losging, das offenbar mit der walisischen auch nicht viel anfangen konnte.
Die Meistersinger sind natürlich ein problematisches Stück und deshalb wahrscheinlich nur im Ausland zu genießen, weil man hier Mann und Werk einfach so hinnehmen kann, wie sie kommen, on his own terms gewissermaßen, während eine deutsche Inszenierung sich immer in der Pflicht sehen wird, der Deutschtümelei des Stücks durch Antideutschtümelei der Aufführung zu begegnen. In der Welsh National Opera ging man sogar soweit, den Proszeniumsvorhang mit den Köpfen etlicher "deutscher Meister" zu bedrucken, wobei freilich - wie ich dazusagen muß, bevor das Herz Ewiggestriger höher zu schlagen beginnt - auch jede Menge Autoren verbrannter Bücher und Schöpfer "entarteter Kunst" darunter waren. Ein so lockeres Verhältnis zur historischen Perspektive erlaubt es dann, das Kunstwerk als bloßes solches in seinen zeitgebundenen wie auch zeitlosen Aspekten zu goutieren.
Ich bin positiv überrascht, dass die Wahrnehmung der Dürftigkeit unseres Schulsystems hier von vielen geteilt wird. Ich selber hatte folgendes Zitat, das ich kürzlich in einem Diskussionsthread zu den Unterschieden zwischen Summerhill und Sudbury-Schulen gelesen hatte (ich möchte meine Kinder definitiv nicht in eine staatliche Anstalt sondern in eine Schule, bei der sie Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit und Freiheit erwerben), im Kopf. Es bringt die Probleme der Schulsysteme treffend auf den Punkt (wobei Vieles ja seinerzeit schon von A. S. Neill herausgearbeitet wurden) und es kommt sogar der Urvater des Liberalismus (John Stuart Mill) drin vor:
Zitat von Am_Rande im Beitrag #40 „Entschuldigen Sie meine lange Antwort. Aber für eine kurze hatte ich keine Zeit.“
Aber ich habe nicht mal Zeit für eine lange Antwort.
Dann bin ich Ihnen für Ihre dennoch sehr ausführliche Antwort umso dankbarer, lieber Am Rande.
Zitat Daher konnten sie bei der „Wende 1989“ bequem denken: „Was hat das mit mir zu tun? So einen Sozialismus wollte ich ja sowieso nicht…“
Das ist ein interessanter, meines Erachtens auch zutreffender Gedanke. Den Kommunismus und Sozialismus haben die gescheiterten Versuche nicht komplett diskreditiert, jedenfalls nicht für die Linken. Ein neuer Sozialismusversuch erscheint also möglich.
Darin spiegelt sich natürlich das Unverständnis der Linken dafür, dass Unrechtsentfaltung und Scheitern der totalitären Ideologie Sozialismus inhärent sind.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #42 Man muss sich auch die Frage stellen, warum so viele aufgeweckte, engagierte, empathische, kreative Menschen als Jugendliche im linksradikalen Milieu heimisch sind.
Den Menschen einfach Dummheit und Ignoranz zu unterstellen, griffe jedenfalls zu kurz. Es gibt andere, wichtigere Gründe, dass konservative und liberale Positionen bei vielen Menschen so verhasst sind. Neben der Scheinheiligkeit, Verlogenheit und Arroganz eines grossen Teils der Politiker von Union und FDP sehe ich die Hauptursache im Schulsystem, das Freiheit und Demokratie predigt und dessen Institutionen letztlich bessere Verwahranstalten sind und in den höheren Klassen fast ausschliesslich Lehrinhalte vermittelt, die für den einzelnen Schüler im späteren Leben grösstenteils irrelevant sind. Dadurch verlieren dessen wahrgenommene Repräsentanten an Glaubwürdigkeit und machen die Abneigung gegenüber den Institutionen des demokratischen Rechtsstaats salonfähig.
Sehen Sie, lieber Frankenstein, mich hat die Schule gegen einen bestimmten Typus des Linken eingenommen. An meiner Schule gab es - ich formuliere es mal etwas holzschnittartig - CSU-affine Lehrer und der SPD/den Grünen nahestehende Lehrer. (Im Direktorat gab es seinerzeit nur CSU-Lehrer. )
Die CSU-Lehrer machten klar und deutlich, dass sie Ruhe und Ordnung im Klassenzimmer wünschten, dass sie von den Schülern Mitarbeit und häusliche Vorbereitung erwarteten und dass sie Widerspenstige mit den Machtmitteln eines Lehrers zähmen würden. Das fand ich zwar alles ziemlich ätzend, aber wenigstens waren diese CSU-Lehrer aufrichtig.
Unter den linken Lehrern gab es einige blasierte Möchtegern-Intellektuelle, aber auch den Typus "Aktivist", der die Schüler dazu anhalten wollte, das System kritisch zu sehen. Von den repressiven Zumutungen der CSU-Lehrer distanzierte sich dieser Aktivisten-Typus verbal. Er war ja so einer Art Kumpel. Aber wehe, wenn jemand seinen Unterricht (der ja auch Teil des Systems war) sabotierte. Dann wurde so spießig reagiert, wie es bei allen anderen Lehrern der Fall war.
Zitat von Noricus im Beitrag #55[quote="Frankenstein"|p109299]Unter den linken Lehrern gab es einige blasierte Möchtegern-Intellektuelle, aber auch den Typus "Aktivist", der die Schüler dazu anhalten wollte, das System kritisch zu sehen. Von den repressiven Zumutungen der CSU-Lehrer distanzierte sich dieser Aktivisten-Typus verbal. Er war ja so einer Art Kumpel. Aber wehe, wenn jemand seinen Unterricht (der ja auch Teil des Systems war) sabotierte. Dann wurde so spießig reagiert, wie es bei allen anderen Lehrern der Fall war.
Keine Frage - nicht umsonst sind linksradikalen Jugendlichen auch SPD (und heutzutage wohl auch Grüne) verhasst.
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