Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #25 Manchmal deckt sich eben mein Bedürfnis mit dem der Ökosozialisten - wenn auch aus verschiedenen Gründen.
Das habe ich leider auch viel zu oft. Ich rauche ja auch nicht, trinke nicht und treibe regelmäßig Sport. Ich kanns nur nicht haben, dass mir das befohlen wird. Und ums auf die ENEV zu beziehen, ich finde auch Kraft-Wärme-Pumpen unheimlich spannend, aber ich lasse es mir nicht gerne befehlen.
Zitat Es ist sehr schön, selbst im Hochsommer es im Dachgeschoss (minimaler Spitzbogen) schön kühl zu haben.
Ich finde es beeindruckend, dass Du das geschafft hast. Denn selbst die beste Isolation kann ja in aller Regel die Physik nicht besiegen, irgendwann kommt die Wärme schon an. Ich bin da eher der Klimaanlagen-Anhänger, nur, die braucht ja auch eine gute Isolation, sonst hat man nix davon.
Zitat Keine 6000,-€ hat die wirklich sehr effiziente Untersparrendämmung gekostet. Klar, für das Geld hätte ich auch den oberen Teil des Hauses locker klimatisieren können, aber wenn Putin das Gas abstellt oder im Winter die Heizung ausfällt, heize ich den Kamin auch für's DG.
Genau das ist der Punkt. Die Dämmung hat für Dich Sinn gemacht, entsprechend brauchtest Du auch kein Gesetz, dass Dich dazu zwingt. Und ich behaupte, die meisten können entsprechend rechnen. Es bestreitet ja beispielsweise auch kaum jemand den Sinn von Doppelverglasung (ich war im letzten Jahr in einem alten Herrenhaus in England untergebracht, mit Einfachverglasung, da lernt man warum man in alten Häusern das Bett neben den Ofen gesetzt hat). Nur reden wir ja in Deutschland inzwischen von Dreifach oder Vierfachverglasung. Ein Dach sollte man auch dämmen, aber müssen es unbedingt 240 mm sein ? Was sinnvoll ist ergibt sich ja einfach aus der Wirtschaftslichkeitsrechnung.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #25wenn Putin das Gas abstellt oder im Winter die Heizung ausfällt, heize ich den Kamin auch für's DG.
In diesem Fall werden sich die stark im Glauben sind des Hl. Sebaldus erinnern:
Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, "845. Sankt Sebaldus' Wunder und Grab":
"Da heizte der heilige Sebald mit Eiszapfen ein, die brannten, daß es knitterte und knatterte, und wärmte sich, und der Wagner und sein Weib lobten Gott für so billiges Brennmaterial."
Einen ähnlich hell polierten Heiligenschein dürften sich die Deutschen mittlerweile durch bedingungslose Hasenfußfriedfertigkeit sowie die unerschütterliche Gewißheit, Naturgesetze durch Glaubeneifer außer Kraft setzen zu können, allemal erworben haben. Wahrscheinlich taugt der auch als Leselampe.
Zitat von Florian im Beitrag #16 Eine Regulierung der Bautätigkeit via Flächennutzungsplan ist m.E. grundsätzlich schon vernünftig und auch mit meinem liberalen Weltbild vereinbar. Denn das senkt externe Kosten.
Erlauben Sie mir zunächst ein Haar zu spalten, lieber Florian: Ein Flächennutzungsplan hat für Sie als Privatperson keinerlei direkte Wirkung. Ich sprach explizit von Bauleitplänen.
Dann erlauben Sie mir bitte auch das Haarespalten: Die "Bauleitpläne", von denen Sie sprachen, gibt es gar nicht. Es gibt nur einen Prozess, genannt "Bauleitplanung". Dieser findet zweistufig statt. Erster Schritt ist ein (grober) Flächennutzungsplan, der in einem zweiten Schritt in einem Bebauungsplan konkretisiert werden kann.
Konkrete Wirkung haben für mich als Privatperson beide. (Richtig ist, dass der Flächennutzungsplan keine unmittelbare Rechtskraft hat, gegen die man z.B. als Privatperson klagen könnte. Dieser hat nur der Bebauungsplan, der allerdings auf dem Flächennutzungsplan basiert).
Zitat von Llarian im Beitrag #26 Was sinnvoll ist ergibt sich ja einfach aus der Wirtschaftslichkeitsrechnung.
fairerweise muß erwähnt werden, daß es auch ausnahmeregelungen gibt. wer dazu allerdings wie was schön- oder schlechtrechnen muß und welcher bürokrat den daumen heben oder senken kann, entzieht sich meiner kenntnis.
Zitat von xanopos im Beitrag #13 Vor knapp über 25 Jahren gab es bei uns am Land gerade mal Strom und Telefon, an Masten. Dann kam Wasser, Kanal und Gas, Strom und Telefon wurden unter die Erde verlegt, wenigstens in alles auf einmal.
Lieber xanopos, ich bin vor nahezu vier Jahrzehnten aufgewachsen und damals war in westdeutschen Kleinstädten fliessendes Wasser und Erdleitungen nichts sensationell neues.
Fliesendes Wasser kann auch aus einem Hausbrunnen kommen, da ist die Selbstversorgung wesentlich einfacher als mit elektrischer Energie. Meine elltern beziehen das Trinkwasser auch heute noch aus dem Hausbrunnen.
Zitat von Llarian im Beitrag #26 Ich finde es beeindruckend, dass Du das geschafft hast. Denn selbst die beste Isolation kann ja in aller Regel die Physik nicht besiegen, irgendwann kommt die Wärme schon an.
Du hast recht und es kommt noch hinzu, dass ich mich mit Klimatisierung ganz gut auskenne. Isolierung allein reicht nicht, dass Dachgeschoss muss nach oben offen sein. Das heißt, den Spitzbogen so gering wie möglich halten. Dann hat die warme Luft Platz zum Aufsteigen und kann über die häufig unterhalb des Spitzbogens befindlichen kleinen Fenster entweichen - wenn man unterhalb dieses Fensters für eine Nachströmung sorgt. Zum Beispiel durch ein Dach- oder eine anderes Fenster. Dann hat man eine konvektive Lüftung, die sehr effizient ist. Aber man braucht die Höhe als Puffer und sollte deshalb auf eine Decke im DG die das kleine Fenster seiner Funktion beraubt, verzichten. Deshalb ist noch ein Punkt bei der Suche nach einem alten Haus wichtig: Es sollte einen Keller besitzen. Dann braucht man keinen Dachboden als Stauraum.
Zitat von Llarian im Beitrag #26 Genau das ist der Punkt. Die Dämmung hat für Dich Sinn gemacht, entsprechend brauchtest Du auch kein Gesetz, dass Dich dazu zwingt. Und ich behaupte, die meisten können entsprechend rechnen. Es bestreitet ja beispielsweise auch kaum jemand den Sinn von Doppelverglasung (ich war im letzten Jahr in einem alten Herrenhaus in England untergebracht, mit Einfachverglasung, da lernt man warum man in alten Häusern das Bett neben den Ofen gesetzt hat). Nur reden wir ja in Deutschland inzwischen von Dreifach oder Vierfachverglasung. Ein Dach sollte man auch dämmen, aber müssen es unbedingt 240 mm sein ? Was sinnvoll ist ergibt sich ja einfach aus der Wirtschaftslichkeitsrechnung.
Ich bin ja völlig Deiner Meinung, auch ich will mir nicht vorschreiben lassen, wie ich was in meinem Haus zu tun oder zu lassen habe.
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #3Ich habe einige Kollegen, die sich in den Hausbau stürzen. Ich finde es unverständlich, denn ich habe das Thema schon von vielen Seiten durchleuchtet und bin zu der Auffassung gekommen: Eigenheim lohnt sich kaum, in Deutschland noch weniger, weil wir viel zu viele Auflagen haben.
Lieber Jakob,
ich wohne im relativ ländlichen Raum und bin daher in meiner Altersgruppe auch quasi von Bauherren umgeben. Und ich kann Ihnen versichern, dass es bei dieser Entscheidung meist um "Rentabilität" geht, die nicht in Einheiten der europäischen Gemeinschaftswährung zu beziffern ist
Allein der Umstand, dass das ganze Dorf sagt "Houst scho ghäiat, da Maiabou bauat äitzat" (Übersetzung für Nicht-Oberpfälzer: "Ist Ihnen die Tatsache zu Ohren gekommen, dass der junge Herr Maier sich als Bauherr betätigt"), ist ein wichtiger Prestigegewinn. Was der Maiabou im Depot hat und wieviel es abwirft, interessiert dagegen keinen...
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Meister Petz im Beitrag #32ich kann Ihnen versichern, dass es bei dieser Entscheidung meist um "Rentabilität" geht, die nicht in Einheiten der europäischen Gemeinschaftswährung zu beziffern ist
Ich kam für mich schon relativ früh in meinem Leben zu der Einsicht, dass ein Haus zur Eigennutzung als Investment für den Normalsterblichen in Deutschland nicht taugt. Berücksichtig man alles was einem so einfällt: Konzentrationsrisiko des Vermögens, Zuständigkeit bei Repararaturen, Erwerbsnebenkosten, Zinsaufwendungen und/oder Erträge ist es immer rentabler zu mieten. Ein Fehler der dabei nach meiner Wahrnehmung oft gemacht wird ist, die Wertsteigerung zu jedem Zeitpunkt als gegeben hinzunehmem. Auch wenn im langjährigen Mittel die Wertsteigerung einer Immobilie sicher über dem risikofreien Zins liegt nutzt das nicht, wenn man zum falschen Zeitpunkt zum Verkauf gezwungen ist (-> Konzentrationsrisiko).
Im Lauf der Zeit hat aber ein andere Einfluß für mich an Bedeutung gewonnen: Der ideelle Wert, das Gefühl in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Verstärkt wurde dies noch durch das "Auftauchen" eigener Kinder. Für mich ist die Sicht daher derzeit eher: Beim Hauskauf bezahle ich einen ideellen Wert monitär und ich mach das ganz bewußt, weil ich Lebensqualität gegen Euronen tauschen möchte.
Für mich hat die Sache aber nur einen Haken: Ich wohne in einer Gegend (in der ich gerne wohnen bleiben würde), in der Häuser für normal sterbliche ein nicht aufzubringendes Preisniveau haben.
Ausnahmen meiner oben genannten Überlegung sind dabei möglicherweise Hauskäufe, welche nicht zur Eigenutzung gedacht sind. Hier können steuerliche Aspekte (wie es oft ist) alle anderen Aspekte des Investments schlagen. Auch kann der Aspekt (je nachdem wie man zum Euro steht) "Inflationsschutz" durchaus einen Hauskauf sinnvoller erscheinen lassen. Die Risken bleiben (neben dem "Standortrisiko Deutschland") da zwar erhalten, aber es ist wohl doch der bessere Inflationsschutz, verglichen mit so manch anderem, wie z.B. Gold.
Ein Bonbon der Staatseingriffe, von dem ich kürzlich las: In Hessen lamentieren die Politiker über unbezahlbaren Wohnraum, führen Mietpreisbremsen ein, subventionieren den Wohnungsbau und schwadronieren ständig über diesem Thema, zwecks ihrer "Beliebtheitsförderung". Das ganze, um zweimal in den letzten 12 Monaten die Grunderwebssteur um insgesamt 2,5% anzuheben und damit fast zu verdoppeln. Die geschätzen Mehreinahmen belaufen sich meines Wissens auf ca 350 Millionen p.a. Im Vergleich zu ca 140 Millionen mit denen Hessen den Wohnungsbau staatlich fördert.
Natürlich regt sich darüber niemand auf. Zu normal ist dieser Irsinn staatlicher Regulierung und viele Politiker werden noch als "gerechte Anwälte des kleinen Mannes" gegen die moralisch verderbten, gierigen und schmierigen Kapitalisten gefeiert. Wie gut, in der Politik noch so viele aufrechte Streiter für die Gute Sache, ohne Eigeninteressen zu haben.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Llarian im Beitrag #22Frage ist, wieviele Länder kennst Du die so etwas haben ?
Wie geschrieben: Alle zivilisierten.
Zitat Und ich spreche von einem Äquivalent der deutschen Bauleitplanung, nicht von Stadtplanung im Allgemeinen.
Und ich spreche selbstverständlich von der Stadtplanung im Allgemeinen. Weil die es ist, die wie von Dir beklagt das Eigentumsrecht bei Grundstücken teilweise außer Kraft setzt. Es ist dabei sekundär, wie genau das in einem Land organisiert wird, die deutsche Version ist erst einmal nicht schlechter als die in anderen Ländern. Aber das "Ob" einer grundsätzlich staatlichen Planung ist m. E. nicht wirklich in Frage zu stellen.
Zitat Es ging um die berühmte Fabrik auf dem Nachbargrundstück. Und die ist schlicht Unsinn, weil die Infrastrukturanforderungen an einen Produktionsbetrieb erheblich anders sind als die an ein Wohngebiet. Eine Fabrik im Wohngebiet ist völlig hirnverbrannt.
Im Gegenteil, das wäre ohne Bauleitplanung völlig normal (und kommt ja auch praktisch häufig vor). Selbstverständlich plant kein Konzern eine komplette Fabrik in ein bestehendes Wohngebiet. Aber daß z. B. ein Handwerker auf seinem Wohngrundstück immer stärker Produktionsarbeiten durchführt, bis sich das zu einer kleinen Fabrik entwickelt - das wäre ziemlich normal. Man kann schon auf einigen hundert Quadratmetern erstaunlich viel Krach und Gestank erzeugen.
Zitat In Amiland darf man auf seinem Grundstück nahezu alles machen, so lange es den Nachbarn nicht einschränkt.
Aber überhaupt nicht! Jedenfalls nicht im städtischen Bereich - da gibt es (natürlich sehr unterschiedlich nach Bundesstaat und Kommune) sehr viel Regulierung, teilweise sogar schlimmer als in Deutschland. Was man vielen Suburbs auch ansieht ...
Zitat In Deutschland ist alles verboten, was nicht explizit erlaubt ist.
Nein. Es gibt explizite Regeln, an die man sich halten muß, und ungeregelte Bereiche, da kann man machen was man will.
Zitat In Deutschland wird festgelegt, welche Farbe meine Dachziegel aufweisen müssen.
Nicht "in Deutschland wird festgelegt". Sondern "in Deutschland gibt es Bebauungspläne, in denen so etwas festgelegt ist". Das ist keine allgemeine Regel, sondern das sind häßliche Ausnahmen. Es ist leider erlaubt, in Bebauungsplänen sehr detaillierte Vorschriften zu machen. Und viele Kommunen (insbesondere grün regierte) nutzen das hemmungslos aus. Das bedeutet aber nicht, daß Bebauungspläne grundsätzlich übel sind.
Nach dem Beitrag von n_s_n fällt mir noch ein anderer Punkt ein den ich bei der Suche nach einem Haus berücksichtigt hatte: Die Gegend. Es sollte eine aufstrebende Gegend sein. Eine bei der sich abzeichnet, dass mehr hinziehen als wegziehen werden. Dazu muss man sich die wirtschaftliche Struktur und die Wirtschaftspolitik ansehen. Ist die Politik investorenfreundlich? Wird die Infrastruktur verbessert? Gibt es einen großen Leerstand bei Gewerberäumen? Werden diese Punkte beachtet, beugt man dem möglichen Wertverlust vor, der ohne eigenes Verschulden entstehen kann.
Zitat von R.A. im Beitrag #34Aber daß z. B. ein Handwerker auf seinem Wohngrundstück immer stärker Produktionsarbeiten durchführt, bis sich das zu einer kleinen Fabrik entwickelt - das wäre ziemlich normal. Man kann schon auf einigen hundert Quadratmetern erstaunlich viel Krach und Gestank erzeugen.
Auch hier gibt es (kommunal unterschiedlich) Verfahren, die das verhindern. Als meine Freundin ein Gewerbe angemeldet hat, musste sie nach dem Termin beim Gewerbeamt noch beim Kollegen vom Stadtbauamt vorsprechen und ihr Vorhaben erläutern. Genau im Hinblick auf Störung von Anwohnern (wieviele Lieferanten kommen und machen Lärm beim Ausladen usw). Erst nachdem er nichts einzuwenden hatte, wurde die Gewerbeanmeldung ausgestellt.
Allerdings meinte der Herr vom Gewerbeamt, dass das eine Spezialität unserer Stadtverwaltung ist und woanders das Bauamt nicht befragt wird.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat In Amiland darf man auf seinem Grundstück nahezu alles machen, so lange es den Nachbarn nicht einschränkt.
Aber überhaupt nicht! Jedenfalls nicht im städtischen Bereich - da gibt es (natürlich sehr unterschiedlich nach Bundesstaat und Kommune) sehr viel Regulierung, teilweise sogar schlimmer als in Deutschland. Was man vielen Suburbs auch ansieht ...
Jein. Die perhorreszierten klein-klein Regelungen - kein Zaun zur Begrenzung des Vorgartens; das Haus darf in jeder Farbe gestrichen sein, solange sie weiß ist; Gartenmöbel nur hinterm Haus - gelten für reine Vororts-Wohnsiedlungen; Suburbs eben. Historisch kommt das von den "Levittowns" der 50er Jahre her: genormte Einfamiliensiedlungen auch für relativ geringe Einkommen; oft in Fertighausbauweise. Das unterscheidet sich aber nicht so sehr (ästhetisch & sozial schon, aber nicht in der Regelungs- & Vorschriftswut) von den Muster- & Werkssiedlungen in Old Europe.
Außerhalb der geschlossenen Gemeinden siehts ganz anders aus; und sobald irgendeine kommerzielle Nutzung ins Spiel kommt - ein Schnellimbiß & alles was eine Lieferzufahrt benötigt. Der andere Tabubereich sind "historical districts", die sich in den letzten 30 Jahren explosionsartig vermehrt haben: Innenstadtbereiche, in denen ein historischer oder irgendwie pittoresker Eindruck erhalten bleiben soll (Adobe-Ziegelbauten in Neumexiko; Holzschindelfassaden in Neuengland; in Florida alles, was man als "art deco" verkaufen kann, sobald es puddingfarben gestrichen ist). Hübsch wird das, wenn der "historische Kern" selbst erst das Resultat einer Belebung urbaner Industriebrachen in den letzten 25 Jahren ist, wie in San Antonio, Santa Fe oder San Diego. (Kurioserweise scheint das vor allem ein kalifornisches Hobby zu sein.)
Zitat von Llarian im Beitrag #22In Amiland darf man auf seinem Grundstück nahezu alles machen, so lange es den Nachbarn nicht einschränkt. .
Ganz sicher nicht!
Das amerikanische Pendant zur deutschen Bauleitplanung heißt "zoning" und funktioniert (grob gesagt) recht ähnlich wie die deutschen Flächennutzungspläne. (http://en.wikipedia.org/wiki/Zoning )
(Zitat aus dem Wikipedia-Artikel:
Zitat Zoning is a technique of land-use planning used by local governments in most developed countries
. Im Artikel gibt es konkrete Beispiele aus USA, England, Neuseeland und Australien - also durchaus Länder mit liberaler Rechtstradition).
Zitat von Llarian im Beitrag #22Frage ist, wieviele Länder kennst Du die so etwas haben ?
Wie geschrieben: Alle zivilisierten.
Du kennst also alle in allen zivilisierten Ländern die Raumplanungssituation ?
Zitat Es ist dabei sekundär, wie genau das in einem Land organisiert wird,
Das ist überhaupt nicht sekundär, es sei denn man wollte eine moderate Besteuerung von 10% auf eine Stufe stellen mit einer Raubbesteuerung von 60%, weil es ja doch im Prinzip irgendwie das selbe ist. Und ob die deutsche Version schlechter ist, sei insofern dahingestellt, dass man sich ihre Wirkung ja ansehen kann.
Zitat Selbstverständlich plant kein Konzern eine komplette Fabrik in ein bestehendes Wohngebiet. Aber daß z. B. ein Handwerker auf seinem Wohngrundstück immer stärker Produktionsarbeiten durchführt, bis sich das zu einer kleinen Fabrik entwickelt - das wäre ziemlich normal.
Das ist aber im Unterschied eine Emission. Ein neutrales Gesetz würde die Emission verbieten und nicht das, was es dafür hält. Denn genau deshalb zieht auch eine Fabrik nicht ins Wohngebiet. Sie kann weder ihre Ressourcen befriedigen noch ihre Emissionen loswerden.
Zitat
Zitat In Amiland darf man auf seinem Grundstück nahezu alles machen, so lange es den Nachbarn nicht einschränkt.
Aber überhaupt nicht! Jedenfalls nicht im städtischen Bereich - da gibt es (natürlich sehr unterschiedlich nach Bundesstaat und Kommune) sehr viel Regulierung, teilweise sogar schlimmer als in Deutschland. Was man vielen Suburbs auch ansieht ...
In den Suburbs ist wesentlich mehr Differenzierung zu finden als in einem deutschen Neubaugebiet. Es gibt da eine schöne Anekdote, die ich in einem Vorwort von Manfred Rommel gelesen habe: Ein deutscher Auswanderer wollte für seinen Kleinbetrieb ein Werbeschild aufstellen. Deutsch wie er ist geht er ins Rathaus und will eine Genehmigung dafür haben. Dort ist man überrascht und fragt noch einmal nach, was er denn wolle. Na, eine Genehmigung eben. Daraufhin wird er gefragt, ob das Schild jemanden störe. Er verneint dies. Woraufhin ihn der Angestellte auffordert das Schild schlicht aufzustellen. Natürlich ist das nur eine Geschichte. Aber sie ist recht anschaulich. Die Amerikaner sehen ihre Grundstücke eben als genau das, ihre Grundstücke. Und nicht eine Staatsüberlassung von Staates Gnaden. Ich bestreite nicht, dass es auch in Amiland Regelungen gibt (die ich ja oben auch erwähnt habe), aber zeig mir mal, wo in Amiland die Farbe der Dachschindeln geregelt ist.
Zitat Es gibt explizite Regeln, an die man sich halten muß, und ungeregelte Bereiche, da kann man machen was man will.
Oh ja, ich kann beispielsweise aussuchen, ob ich meinen Rasen in 4 cm oder 6 cm schneide. Welch Freiheit. Wobei, ich bin besser still, sonst wird das auch noch geregelt.
Zitat Das bedeutet aber nicht, daß Bebauungspläne grundsätzlich übel sind.
In ihrer Wirkung sind Sie verheerend. Du magst es Dir leisten können in einem Haus zu wohnen. Ich kanns mir, bei aller Unkerei, im Wesentlichen auch leisten (ich will nur nicht unbedingt). Aber die meisten können es eben nicht. Ganz im Unterschied zum hier so verglichenen Amiland. Ich frage mich ehrlich wie es die Leute vor 100 Jahren geschafft haben ohne die heutigen Pläne zu existieren.
Zitat von Llarian im Beitrag #39Ein neutrales Gesetz würde die Emission verbieten und nicht das, was es dafür hält.
Ganz plakatives Beispiel (mit fiktiven Zahlen): Die Lärmemission ist in Deutschland so geregelt, dass es eine allgemeine Obergrenze gibt ("80%" als fiktive Zahl). In Wohngebieten ist die Obergrenze "30%". Im Umgriff von Krankenhäusern "10%".
In Ihrer Wunschvorstellung gibt es nun keine Raumplanung, so dass jeder eine Fabrik neben ein Krankenhaus bauen kann. Um zu gewährleisten, dass die Lärmbelastung für Krankenhäuser akzeptabel ist, müsste man daher dann ein allgemeines flächendeckendes Lärmbegrenzungsgesetz mit Obergrenze "10%" haben. Was dann aber ein viel stärkerer staatlicher Eingriff wäre.
Zitat von Florian im Beitrag #40 In Ihrer Wunschvorstellung gibt es nun keine Raumplanung, so dass jeder eine Fabrik neben ein Krankenhaus bauen kann.
Erstens steht das nirgendwo, und zweitens glaube ich kaum, dass Sie meine Wunschvorstellung kennen, lieber Florian. Ich habe mich vor allem dazu geäussert welch negative Folgen der Jetztzustand hat und das man vielleicht was dran tun sollte. Ich könnte jetzt umgekehrt vorgehen und Ihnen den Jetztzustand als Wunschvorstellung unterschieben, aber das wäre genausowenig hilfreich.
Zitat Um zu gewährleisten, dass die Lärmbelastung für Krankenhäuser akzeptabel ist, müsste man daher dann ein allgemeines flächendeckendes Lärmbegrenzungsgesetz mit Obergrenze "10%" haben.
Keinesfalls. Es hindert ja niemand jemanden daran sich ein Gebiet zu suchen, wo er Krach machen kann, Fabriken sind ohnehin ziemlich große Gelände. Und er kann auch Verträge mit seinen Nachbarn eingehen, dass die ihm das nicht verbieten können. Problem gelöst, man muss es nicht komplizierter machen als es ist. Der Unterschied ist, das eine ist privates, das andere staatliches Handeln. Gewerbegebiete ergeben sich von ganz alleine, so lange es Vertragsfreiheit gibt. Weil es eben eine Nachfrage nach Fabrikflächen gibt.
Ich denke aber auch, das das eine recht sinnlose Randdiskussion ist. Die Frage ob man Wohngebiete ausweist und dort gewerbliche Emissionen verbietet ist weit von der Frage entfernt welche Geschosslächenzahl von oben befohlen wird oder Vorgaben gemacht werden wieviel "Flächen man versiegeln" darf. Das Problem, dass ich beschreibe hat nix damit zu tun, dass es zu wenig Flächen für Gewerbe gibt, sondern vor allem damit, dass eine Riesenmenge von Flächen für eine Nutzung nicht freigegeben wird, weil Gemeinden gerne das Gut knapp halten möchte oder vermeintliche Ziele wie "Verhinderung von Zersiedlung" zum Ziel erklärt. Bei all ihrer Sorge vor Gewerben beantworten Sie mir doch die Frage was das Bauen von Häusern auf einem Feld anderen für einen Schaden produziert.
nehmen Sie es mit bitte nicht über, aber ganz ehrlich, ich halte ihr Lamentieren darüber, wie unglaublich schwer es eine deutsche(!) Mittelschichts(!)familie hätte "anständig zu leben" und "über die Runden zu kommen" für einen Beweis, wie wertlos solche subjektiven Wahrnehmungen sind.
Doch, lieber Techniknörgler, ich nehms übel (und nicht nur, weil Sie sich nicht einmal die Mühe machen ein Pseudo richtig zu schreiben).
Wenn Sie das persönlich nehmen, so tut mir dies leid.
Zitat Wenn Sie mein "Lamentieren" nicht interessiert, dann ist es Ihnen absolut erlaubt meine Beiträge und die daraus folgende Diskussion zu ignorieren, ich werde Ihnen dies sicher nicht verübeln. Es mag auf Sie nicht zutreffen, aber ich und auch einige andere derjenigen, für die ich meine Zeilen schreibe, gehören zur deutschen Mittelschicht und auch davon haben einige Familien. Und natürlich interessieren "wir" uns auch dafür, wie wir ein möglichst gutes Leben führen können und wie "wir" gut über die Runden kommen.
Da spricht auch gar nichts dagegen. Im Gegenteil. Das ist absolut in Ordnung. Jeder hat ein Recht ein besseres Leben ansustreben und ich wäre der letzte, der Beschwerden über überflüssige, staatliche, wohlstandsvernichtende Gängelung verurteilen würde.
Zitat Man muss nicht am Hungertuche nagen, um festzustellen, dass man ein besseres Leben führen könnte, wenn der Staat einen nicht an vielen Ecken gängeln würde.
Vollkommen korrekt.
Nur suggerieren Formulierungen wie "anständiges Leben führen können", dass es sich quasi um menschenunwürdige Zustände handeln würde.
Zitat
Mein Glückszustand wiederum steht hier weder zur Disposition, noch würde ich den mit Ihnen diskutieren wollen, er ist auch für die Thematik vollkommen nebensächlich.
Ich denke, der ist aber entscheidend. Oder ist der materielle Wohlstand Selbstzweck?
Zitat Wenn Sie thematisch nix zu sagen haben, ist das völlig in Ordnung, aber eine Bewertung meiner Beiträge als Lamento oder ihre Einschätzung meiner Person interessiert mich nicht einmal am Rande.
Das glaube ich ihnen nicht, dafür haben Sie beleidigter reagiert, als ich dachte, denn...
Zitat Und ich bin sicher auch sonst keinen.
... es ging ja gar nicht um ihre Person. Es ging um den Stil, die Lebensituation darzustellen. Und ich halte diesen Stil, in dieser Form, für all das ursächlich, was Sie dann wiederum an wohlstandsvernichtenden Maßnahmen kritisieren.
Wenn man nämlich "nicht anständig leben" könnte, dann ist die Forderung nach Umverteilung nahe - der Menschenwürde wegen.
Wenn Sie kein "anständiges Leben" führen können, dann die Aufstocker-Familie erst recht nicht. Aber diese sieht, das Sie ein deutlich besseres Leben führen. Die denkt sich "wenn die über ein materiell hartes Leben jammern können, dann wir erst recht". Und wird mehr Umverteilung fordern. Und sie wird Erfolg haben.
Wer kann es ihnen verübeln. Wenn die ein so hartes Leben führen, obwohl sie Vollzeitarbeit leisten (beachte: Aufstocker-Familie, nicht dauerarbeitslose HartzIV-Dynastie), dann könnte man sicherlich noch Gegenargumente gegen Umverteilung finden - aber nicht, dass eine Mittelstandsfamilie ein so hartes Leben hätte, denn dieses Argument zieht gegenüber den Aufstockern nicht, im Gegenteil: Es verschafft ihnen auch gegenüber jedem anderen moralischen Argument einen in der öffentlichen Wahrnehmung fast uneinholbaren argumentativen Vorteil. Und selbst bei rationalen Argumenten zu negativen Auswirkungen wird das von ihnen auf dem Silbertablett servierte moralische Argument zu Gunsten(!) größerer Umverteilung die Maßnahmen fördern, die sie selber ablehnen und dann wieder zu den selben öffentlich vorgetragenen Argumenten verleiten, mit denen die Maßnahmen überhaupt erst rechtfertigt wurden.
Ihrer Argumentationsschiene würde von einem Linken als Steilvorlage begierig aufgenommen werden: Als Beweiß für die Notwendigkeit von mehr Umverteilung. Als Beweiß für den Egoismus konservativer Mittelschicht, die sich selbst und ihre Kinder über alles andere stellt. Ein Beweis für "liberalkonservative" Doppelmoral. Liberalismus als Ausprägung des Egoismus einer Mittelschicht - dieses Framing würde ich gerne verhindern. Sie liefern die Steilvorlage dazu auf dem Silbertablett.
Und deshalb kritisiere ich ihre Darstellungsweise. Auch wenn Sie es Übel nehmen, obwohl es kein persönlicher Angriff ist.
Und deshalb nehme ich ihre Äußerungen als Beweis dafür, wie (politisch) wertlos die Äußerungen sind. Zur Schadensbegrenzung, um der Instrumentalisierung ihrer Äußerungen präventiv entgegenzuwirken.
Würde ich ihr Argument akzeptieren - ich wüsste nicht, wie ich Linken noch erfolgreich etwas Argumentativ entgegensetzen sollte. Und andere auch nicht.
Deshalb verlieren Liberalkonservative ja in der öffentlichen Wahrnehmung. Deshalb verlieren Liberale. Und deshalb gewinnt die Sozialindsutrie.
Nicht weil es der Unterschicht in Deutschland (materiell) schlecht geht. Sondern weil es Ihnen (gefühlt) schlecht geht.
Denn mit "wir führen ein schlechtes Leben wegen staatlicher Umverteilung zugunsten anderer" kommen sie nicht weit. Über schlechtes Leben kann die Sozialindustrie besser Beschwerde führen (im Namen ihrer Klienteil) - und sticht Sie damit aus.
Zitat von Llarian im Beitrag #39Du kennst also alle in allen zivilisierten Ländern die Raumplanungssituation ?
Bei vielen. Und unzivilisierte Länder erkennt man sehr gut daran, daß es keine Bauplanung gibt - das Ergebnis nennt man dann meist "Slum". Da Du ja Deutschland als singulär hingestellt hast: Dann solltest Du mal Beispiele nennen von Staaten, in denen der Staat KEINE Vorschriften beim Bauen macht. Die USA sind jedenfalls kein solches Beispiel.
Zitat Das ist überhaupt nicht sekundär, es sei denn man wollte eine moderate Besteuerung von 10% auf eine Stufe stellen mit einer Raubbesteuerung von 60%, weil es ja doch im Prinzip irgendwie das selbe ist.
Das kommt darauf an, welchen Aspekt man diskutiert. Wenn jemand behauptet: Besteuerung ist eine grundsätzliche Freiheitsberaubung und daher falsch (und genau das ist das Äquivalent Deiner Behauptung, der Staat würde sich mit Bauplanung unzulässig in Eigentumsrechte einmischen) - dann ist der genaue Steuersatz in der Tat sekundär.
Wenn man aber die Sinnhaftigkeit von Steuern bzw. Bauplanung grundsätzlich akzeptiert - dann kann man über die Ausgestaltung streiten. Und dann bin ich durchaus sowohl gegen die Detaillierung vieler deutscher Bebauungspläne wie gegen 60% Steuer.
Zitat In den Suburbs ist wesentlich mehr Differenzierung zu finden als in einem deutschen Neubaugebiet.
So pauschal ist das falsch. Es gibt hier wie drüben eine große Bandbreite bei der Planungsdichte. Insbesondere als auch extrem identisch gestaltete US-Suburbs (siehe Beitrag von Ulrich) als auch deutsche Neubaugebiete, in denen fast alles geht.
Zitat Ich frage mich ehrlich wie es die Leute vor 100 Jahren geschafft haben ohne die heutigen Pläne zu existieren.
Die hatten halt die damaligen Pläne und Vorschriften. Die waren teilweise deutlich strenger als heute - sieht man einigen Stadtvierteln von damals auch noch an.
Zitat Die Frage ob man Wohngebiete ausweist und dort gewerbliche Emissionen verbietet ist weit von der Frage entfernt welche Geschosslächenzahl von oben befohlen wird oder Vorgaben gemacht werden wieviel "Flächen man versiegeln" darf.
So weit weg nicht. Das Nicht-Einhalten von Abständen oder eine große Bauhöhe können für die Nachbarn ähnliche Auswirkungen haben wie eine Gewerbe-Emission. Gerade eben im dichtbebauten städtischen Bereich.
Zitat dass eine Riesenmenge von Flächen für eine Nutzung nicht freigegeben wird, weil Gemeinden gerne das Gut knapp halten möchte
Das mit dem "knapp halten" wollen ist eine exotische Ausnahme. In der Regel würden die Gemeinden durchaus gerne mehr Flächen ausweisen - wollen aber auch Freiflächen erhalten (bzw. das will die übergeordnete Planungsebene). Eine komplett bebaute Stadt wäre eine ziemlich Alptraumvorstellung. Es wird daher immer Regeln geben, wie man Flächen für Verkehr, öffentliche Nutzung und Natur reserviert.
Jetzt sind es viele. Gerade warens noch alle. Wieviele sinds denn wirklich ?
Zitat Und unzivilisierte Länder erkennt man sehr gut daran, daß es keine Bauplanung gibt - das Ergebnis nennt man dann meist "Slum".
Das hinkt nicht nur, solch Argumentation braucht schon einen Rollstuhl. Der Grund warum Slums existieren hat nun wirklich null mit Bebauungsplänen zu tun sondern mit bitterer Armut. Und Zivilisation am Reichtum einer Gesellschaft festzumachen ist bis jetzt nicht einmal mir eingefallen. Meinst Du die Wellblechhütten in Sao Paulo wären zivilisierter, wenn es einen Plan gäbe, welche Farbe sie haben müssen ?
Zitat Die USA sind jedenfalls kein solches Beispiel.
Im Wesentlichen schon. Es gibts Gegenden, in denen Vorschriften existieren. Aber wieviele sind das ? In Deutschland ist nahezu alles verplant. Und ich bleibe bei dem schlagenden Beispiel: Ein Bauer kann sich auf sein Quadratkilometergrosses Grundstück kein Haus nach eigenem Gutdünken bauen. Glaubst Du ein amerikanischer Farmer aus dem mittleren Westen lässt sich erklären, wie sein Dach auszusehen hat ?
Zitat Wenn jemand behauptet: Besteuerung ist eine grundsätzliche Freiheitsberaubung und daher falsch (und genau das ist das Äquivalent Deiner Behauptung, der Staat würde sich mit Bauplanung unzulässig in Eigentumsrechte einmischen) - dann ist der genaue Steuersatz in der Tat sekundär.
Das ist aber nicht die Argumentation. Die Argumentation ist, dass sechzig Prozent einer ganz anderen Qualität, nicht nur Quantität, entsprechen. Wenn Bebauungspläne verhindern, dass nebenan eine offene Müllkippe ensteht, ist das eine Sache, der Schritt zur Farbe der Dachziegel ist ein qualitativ anderer. Wenn man dem Prinzip Besteuerung zustimmt, bedeutet das keinesfalls die selbe Qualität wie eine Enteignung.
Zitat als auch deutsche Neubaugebiete, in denen fast alles geht.
Da würde ich gerne wissen, wo die sind. Grßraum NRW würde mir schon reichen.
Zitat Die hatten halt die damaligen Pläne und Vorschriften. Die waren teilweise deutlich strenger als heute - sieht man einigen Stadtvierteln von damals auch noch an.
Nö, sieht man eben nicht. Wenn ich mir alte Strassenzüge ansehe, zumindest da wo noch welche über sind, dann sehe ich da eine deutlich höhere Differenzierung als heute auch nur möglich ist. Bauanhäufungen wie aus der Gründerzeit, wo jeder sein eigenes Chic verfolgt hat, sind heute kaum denkbar. Früher hat man seine Häuser auf sein Grundstück gesetzt, gerade in Innenstädten. Heutige Bebauungspläne sagen Dir sogar, wo Du dein Haus aufzustellen hast. Geh mal durch die Altstadt. Und danach durch ein Neubaugebiet. Das schreit einen doch an.
Zitat Das Nicht-Einhalten von Abständen oder eine große Bauhöhe können für die Nachbarn ähnliche Auswirkungen haben wie eine Gewerbe-Emission. Gerade eben im dichtbebauten städtischen Bereich.
Das ist schlicht nicht das selbe. Ein Grundstück zu besitzen bedeutet eben nicht das automatische Recht dem Nachbarn vorzuschreiben wie hoch der bauen darf. Klar ist das doof, wenn die Sonne weg ist. Ist aber keine Emission. Überflüssig zu sagen, dass ich, selbst wenn ich mir ein viermal größeres Grundstück kaufe, trotzdem nicht mehr Etagen bauen darf, auch wenn ich den selben relativen Abstand einhalte. Ist eben Deutschland, der Schutz ist rein vorgeschoben.
Zitat Das mit dem "knapp halten" wollen ist eine exotische Ausnahme.
Wohl eher die weniger exotische Regel. Zeig mir mal die größere Stadt, wo das anders ist. Ich habe die Preise ja genannt. Wertsteigerung zwischen Ackerland und Bauerwartungsland liegt so um die 3000 Prozent. Na wenn das nicht künstlich knapp ist. Wersteigerung für Grundstücke in 20 Jahren von mehr als 300%. Nichte gerade die Steigerung von verfügbaren Gütern.
Zitat In der Regel würden die Gemeinden durchaus gerne mehr Flächen ausweisen - wollen aber auch Freiflächen erhalten (bzw. das will die übergeordnete Planungsebene).
Wenn "die Gemeinde" das will, dann sollen sie das Land kaufen und frei lassen. Aber anderen zu befehlen ihre privaten Flächen freizuhalten hat nix mit Privatbesitz zu tun.
Zitat Eine komplett bebaute Stadt wäre eine ziemlich Alptraumvorstellung.
Eine komplett bebaute Stadt ist in Großstädten der absolute Standard. Wir reden ja hier, zumindest ich rede deutlich davon, von Randgebieten von Städten, da wo Leute gerne bauen würden, aber nicht dürfen. Wir reden ja nicht von dem obligatorischen Park oder dem Spielplatz, wir reden von umgebenden Quadratkilometern, die entweder aus Wiesen, Ackerland oder Wald bestehen.
Zitat Es wird daher immer Regeln geben, wie man Flächen für Verkehr, öffentliche Nutzung und Natur reserviert.
Das ist genau so eine Aussage wie "es wird immer hohe Steuern geben". Natürlich gibt es Regeln. Die Frage ist wieviele und welche Qualität sie haben. Man kann Steuern an den Minimalbedürfnissen des Staates orientieren oder an der Leistungsfähigkeit seiner Bürger. Ganz unterschiedlicher Ansatz. Genauso kann man Pläne, seien es Flächennutzungspläne oder in der Folge Bebauungspläne am Schutz von Wohngebieten festmachen oder an den Wunschvorstellungen von Gesellschaftsingenieuren (Stichwort Zersiedlung, Naturverbrauch, Versiegelung). Auch das ist eine andere Qualität.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #33 Ein Bonbon der Staatseingriffe, von dem ich kürzlich las: In Hessen lamentieren die Politiker über unbezahlbaren Wohnraum, führen Mietpreisbremsen ein, subventionieren den Wohnungsbau und schwadronieren ständig über diesem Thema, zwecks ihrer "Beliebtheitsförderung". Das ganze, um zweimal in den letzten 12 Monaten die Grunderwebssteur um insgesamt 2,5% anzuheben und damit fast zu verdoppeln. Die geschätzen Mehreinahmen belaufen sich meines Wissens auf ca 350 Millionen p.a. Im Vergleich zu ca 140 Millionen mit denen Hessen den Wohnungsbau staatlich fördert.
Natürlich regt sich darüber niemand auf. Zu normal ist dieser Irsinn staatlicher Regulierung und viele Politiker werden noch als "gerechte Anwälte des kleinen Mannes" gegen die moralisch verderbten, gierigen und schmierigen Kapitalisten gefeiert. Wie gut, in der Politik noch so viele aufrechte Streiter für die Gute Sache, ohne Eigeninteressen zu haben.
Guten Tag allerseits!
Kurz vorweg: Als treuer Leser des Blogs habe ich bislang nur gelegentlich mal ins Forum geschaut und mitglesen. Bei diesem Thema "muss" ich mich jetzt aber auch mal zu Wort melden, es brennt mir nämlich schon lange unter den Nägeln.
Ein paar Beobachtungen aus dem Paralleluniversum namens "Berlin" (aka Bundeshauptstadt aka Unser kleiner Flughafen): Nach den Jahrzehnten, in denen man für 2DM/m² in irgendeinen Altbau (Hausflur nicht mehr geputzt seit 1945) ziehen konnte, wenn man ihn nicht einfach gleich illegal okkupiert (ach, sorry, "instandbesetzt") hat, wurde die Inselidylle ab 1989 durch politische Ereignisse empfindlich gestört. Der langen Rede kurzer Sinn: Die Einwohnerzahl steigt kontinuierlich und die Vermieter verlangen überraschenderweise etwas höhere Mieten, nur weil sie das Haus saniert haben und es keine Gemeinschaftstoiletten mehr gibt. Mittlerweile vergeht keinen Tag, an dem der "Tagesspiegel" nicht über steigende Mieten, die Gentrifizierung und die "Wohnungsnot" (verglichen mit 1980/82 ein Witz und primär die Szeneviertel betreffend) berichtet.
Wie immer weiß der Senat seiner grenzenlosen Weisheit natürlich genau, was zu tun ist: Mehr Vorschriften für Neubauten, mehr Verordnungen und - weil man ja Dank Länderfinanzausgleich durch diese Witzbolde in Bayern und Hessen und sonstwo stets liquide ist - eine Neuauflage des staatlichen Wohnungsbaus.
Erst einmal wird also die Grunderwerbssteuer erhöht, denn irgendjemand muss die sozialpolitische Wundertüte ja auch bezahlen.
Steigende Mieten? -> Mietpreisbremse.
Umwandlung einer Miet- in eine Eigentumswohnung? Genehmigunspflichtig. Der Eigentümer eines Mehrfamilienhauses will eine Wohnung vor Neuvermietung etwas aufmöbeln, z.B. durch Einbau von hängenden WCs oder neuen Badheizkörpern? -> Nix da, Milieuschutz.
Jemand möchte seine Wohnung (und sei es auch nur zeitweise) Touristen gegen Entgelt überlassen? -> Kaum stehen die Leute im Grundbuch, benehmen sie sich als wäre es ihr Grund und Boden, mit dem sie tun und lassen können, was sie wollen. Und nur weil Berlin vom Tourismus lebt, heißt das doch nicht, dass die Touristen hier übernachten müssen. Also: Wer gegen das Zweckentfremdungsverbot verstößt, kann mit einem Ordnungsgeld von bis zu 50'000 Euro belegt werden.
Bevor nun aber jemand auf die Idee kommt, dass er sein Objekt ein paar Monate leerstehen lässt, weil er womöglich erst in einigen Monaten nach Berlin ziehen wird und eine temporäre Vermietung an Feriengäste ja nicht mehr in Betracht kommt oder wenn er einfach keinen passenden Mieter findet, wird sich wundern. Denn dafür muss er erst einmal eine Leerstandsgenehmigung beim zuständigen Bezirksamt kostenpflichtig beantragen. Dem Antrag sind Nachweise über Art und Umfang der Vermietungsbemühungen (z. B. Wohnungsanzeigen) beizufügen. - Das ist so irre, das kannste dir nich ausdenken.
Vermietete Wohnungen sind aber nur dann gut, wenn sie dem Land oder dem Bund gehören: Eine Frau (oder ein Ehepaar) kamen auf die vollkommen wahnsinnige Idee, ein altes Fabrikgebäude (mit Hinterhöfen usw.) zu erwerben, das schon mindestens 15 Jahre ungenutzt mitten in der Stadt herumstand. Die Etagen sukzessive zu Mietwohnungen und Ateliers umbauen und sanieren, um das Investment dann irgendwann an die Kinder zu vererben, das war der Plan. Hätten sie ihren Plan einfach in die Tat umgesetzt, wäre das sicherlich niemandem aufgefallen und alle wären glücklich. Dummerweise begaben sie sich in die Abgründe der Berliner Verwaltung und ersuchten um eine Baugenehmigung beim Bauamt Kreuzberg. Diese Behörde ist, vorsichtig ausgedrückt, kein sehr freundlicher Ort und, sehr vorsichtig, nicht gerade dafür bekannt, Bauvorhaben zu genehmigen. Ergebnis der Bemühungen: Mehr Wohnungen wären zwar sehr schön, doch leider läge ihr Grundstück auf der falschen Straßenseite. Denn der Flächennutzungsplan sieht hier eine Gewerbefläche vor, vis-a-vis eine Wohnfläche. Dass beiderseits der Straße teilweise seit 1898 Menschen wohnen, könne man leider nicht ändern, da gelte der Bestandsschutz.
Das Ding steht also 15 Jahre leer, der Wohnungsmarkt ist in diesem Stadtteil leergefegt, aber der Bezirk wartet lieber ab, vielleicht tauchen Firmen wie Babcock Borsig, ABB, die Waggon-Union, Schering oder die AEG ja morgen wieder auf und benötigen dringend eine alte Fabrik in der Berliner Innenstadt. Das ist doch einfach nur kafkaesk und so krank, das kannste dir (wie schon einmal gesagt) nich ausdenken.
Fazit: Dieser außer Kontrolle geratene Reglementierungswahn, der an dieser Stelle mittlerweile dabei ist, Grundrechte auszuhebeln, dürfte langfristig zu einer ernsten Bedrohung für die (volks-)wirtschaftliche Entwicklung werden.
Zitat von Waldohreule im Beitrag #45Dieser außer Kontrolle geratene Reglementierungswahn, der an dieser Stelle mittlerweile dabei ist, Grundrechte auszuhebeln, dürfte langfristig zu einer ernsten Bedrohung für die (volks-)wirtschaftliche Entwicklung werden.
Die wirklich interessante Frage ist, woher dieser Reglementierungswahn seinen Ursprung nahm. Folgender Erklärungsversuch:
Ich hatte hier kürzlich im Forum auf eine Aussage unseres Finanzministers im Rahmen einer Talkrunde, welche ich bei Phoenix gesehen habe, hingewiesen.
Auf die Frage eines Moderators warum sich Menschen anders verhalten, als es Herr Schäuble gerade als sinnvoll beschrieben hatte (das Thema erinnere ich nicht mehr), erwiderte er sinngemäß: „Die Politik kann die Menschen leider nicht über Nacht erziehen. Das ist ein langwieriger Prozeß.“
Dazu sei gesagt, dass ich Herrn Schäuble, wenn ich auch nicht wenige seiner Ansichten nur bedingt oder auch garnicht teilen kann, durchaus für einen hochintelligenten, zur Reflexion fähigen Menschen halte, den ich schätze. Umso mehr scheint mir durch diese ganz selbstverständlich getätigte Aussage, die auch niemand in der Talkrunde zu verwundern schien, das grundlegende Problem heutigen Politik- und Staatsverständnisses deutlich zu werden: Die Politik hat nicht die Aufgabe der Interessenvertretung seiner Bürger. Die parlamentarische Demokratie dient nicht dazu, dass der Bürger über Repräsentanten für sich gesellschaftliche Lobbyarbeit in Auftrag geben kann, wie der Staat nicht vorrangig dazu dient die Rahmenbedingungen für ein freies, selbstbestimmtes Leben seiner Bürger zu schaffen und Sie vor Unrecht zu schützen. Die Politik, respektive die Politiker, verstehen sich als Gesellschaftsarchitekten mit Erziehungsauftrag und sehen den Staat als das Mittel diese Erziehung umzusetzen. Das Gesellschaftsmodell, welches anerzogen werden soll, wird dabei von Intellektuellen und Theoretikern entworfen und den Bürgern zur Auswahl gestellt.
In meinen Augen ist dies (war dies) ein dynamischer Prozeß der unbemerkt verlief. Die Grüne Bewegung, die ab den späten 70er Jahren die politische Linke in vielen Aspekten neu determinierte, funktionierte eben sehr viel mehr über das implementieren von Visionen in der Gesellschaft, als über einfache Interessenvertretung. Möglicherweise über den damit zunächst einhergehenden Erfolg, wurde dieses Politikverständnis immer mehr über das gesamte politische Spektrum adaptiert. Möglicherweise ist es auch genau das, was viele Menschen als die „Linke“ Dominanz in unserer Gesellschaft wahrnehmen. Es ist viel weniger durch die eigentlichen Positionen, als durch die Art des politischen Handelns bestimmt. Das könnte auch erklären, dass die Linken das anders sehen, weil ihnen die Positionen durchaus nicht durchgehend gefallen können. Die "liberal konservativen“ das aber trotzdem so empfinden, weil ihnen der erzieherische Impetus der Politik nicht behagt.
Ich persönlich glaube, man muß die Regulierungswut, die es ja eben nicht nur beim Bauwesen gibt, in diesem Zusammenhang sehen, um sie in ihrem Wesen begreifen zu können. Es geht nicht darum Interessen zu vertreten und Rahmenbedingungen zu schaffen. Es geht darum ein Weltbild zu implementieren, Menschen dahingehend zu erziehen. Es geht darum den Menschen zu erklären, was sie selbst nicht verstehen und sie, falls sie es nicht verstehen wollen oder können, auf den richtigen Weg zu bringen. Im Zweifel dienen Vorschriften in der Erziehung ja mitunter auch lediglich dazu, Hierarchien zu klären. Das weiß jeder, der Kinder hat.
Diese Sichtweise gewinnt für mich umso mehr Kontur, je mehr man sich im Zeitgeschehen umschaut: - Der Ankauf von Steuer CDs ist rechtlich gesehen mehr als bedenklich, aber er dient der Erziehung und so wie die Eltern oftmals nicht allzu differenziert über die Mittel ihrer Erziehung reflektieren, wenn gesetzte Regeln nicht eingehalten werden, tut das auch nicht die Politik. - Der NSU Fall. Hörte man damals die Politik, wie die Deutsche Intelligenzia dazu, ging es viel mehr um Erziehung als darum „Recht im Sinne des Rechtsstaates“ zu sprechen. - „Das macht man nicht.“ ist ganz allgemein gesprochen ein Kernelement der Politik und Ihres selbstverstandenen Erziehungsauftrags, wie es schon immer auch ein Kernelement in der Kindererziehung war.
Es fallen jedem sicher noch unzählige andere Einzelbeispiele ein. Von der Mülltrennung über „Rassismus in der Mitte der Gesellschaft“ bis hin zum „Veggie Day“.
Der Kern meiner Aussage ist letztendlich: Unsere parlamentarische Demokratie hat sich von einer „Interessenvertretung für Lobbyarbeit“ zu einem „Architekturbüro für Erziehung“ entwickelt. Der Staat von einer Ordnungsmacht zu einer Erziehungsanstalt. Der Grund dafür mag damit zusammen hängen, dass eine Partei mit einer „Politik der Erziehung“ in jüngerer Zeit sehr erfolgreich war und Erfolgsmodelle eben kopiert werden.
Was daraus für die Zukunft folgt, kann ich nicht abschätzen. Meine Hoffnung wäre, dass sich dieser Trend wieder umkehrt, ohne dass hierzu "singuläre Notstände" entstehen und überwunden werden müssen. Dazu unbedingt notendig wäre das Erstarken des Vertrauens in das Individuum in unserer Gesellschaft, das ich im Moment aber leider nicht sehe.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Waldohreule im Beitrag #45 Dieser außer Kontrolle geratene Reglementierungswahn, der an dieser Stelle mittlerweile dabei ist, Grundrechte auszuhebeln, dürfte langfristig zu einer ernsten Bedrohung für die (volks-)wirtschaftliche Entwicklung werden.
Ich würde noch einen Schritt weiter gehen, liebe(r) Waldohreule, und dazufügen, dass es eine ernste Bedrohung für unsere gesamte Entwicklung, bzw. unsere ganze Gesellschaft ist. Dieser Faden der immer mehr zunehmenden Reglementierung, der staatlichen und gemeinschaftlichen Lenkung dringt ja inzwischen bei weitem nicht nur in wirtschaftliche Bereiche vor. Es wird immer stärker reguliert, wie wir unsere Kinder erziehen sollen (bspw. Kita mit einem Jahr als Idealmaß), wie wir uns in der Gesellschaft zueinander verhalten sollen (Diskriminierungsverbot, political correctness), wir wir essen sollen (Veggieday), ja selbst wie wir uns in unseren eigenen vier Wänden zu verhalten haben (Tabaksteuern, Alkopops, etc. pp.). Das ist eine ganz, ganz traurige Entwicklung. Und ich glaube, das hat vor allem mit einem zu tun: Mit dem mangelnden Respekt vor dem Willen des anderen. Die Gesellschaftingenieure erziehen in völliger Respektlosigkeit des Willens der einzelnen Bürger. Ein Spezialfall davon ist das Eigentum. Worüber könnte ein Mensch mehr Willensgewalt ausüben, als über sein Eigentum ? Das darf nicht sein, also wird es reguliert. Ihr Beispiele aus Berlin sind dafür absolut typisch.
Es ist aber doch wirklich paradox, dass gerade die Deutschen, die bei jeder Gelegenheit "Wehret den Anfängen!" rufen, wirklich nichts, aber auch absulut gar nichts aus dem 20. Jahrhundert gelernt haben. Wer nicht gerade vom Leiterwagen gefallen ist oder Geschichtsunterricht nur vom Hörensagen kennt, müsste doch eigentlich zu der Schlussfolgerung gelangen, dass man staatlichem Handeln (und eigentlich dem Staat und seinen Institutionen) erst einmal mit einer gesunden Skepsis begegnen sollte. Oder, ganz simpel gesagt: Aus Schaden wird man - so sagt es zumindest der Volksmund - klug, daher sollte man die eigene Freiheit als hohes (höchstes?) Gut schätzen und sie verteidigen.
Kleine Nebenanekdote: Vor einigen Monaten las ich, dass Wildhüter im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet erstaunt feststellten, dass Hirsche den früheren Eisernen Vorhang bis heute nicht überschreiten. Aus Schaden wird also zumindest das Rotwild klug.
Weshalb aber meine/unsere "lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger" den Begriff "Freiheit" fast schon verachten und die Marktwirtschaft als ein unbarmherziges Monster, die der allwissende und wohlmeinende Staat bändigen muss, ansehen - und damit den Politikern und Beamten mit ihrem Erziehungsauftrag den Weg ebnen ...
Dass der Zug irgendwann zwischen 1968 und 1975 Fahrt aufgenommen hat und dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten diese Zugfahrt mitorganisiert haben, zeigt diese unterhaltsame ZDF-Doku aus '72 über das Leben im Jahr 2000: https://www.youtube.com/watch?v=kaGnBNhE2xI
Zweites Beispiel: Vor ein paar Tagen sah ich zufällig im "RBB" eine zusammengeschnittene Dokumentation über Berlin West in der Zeit von 1961 bis 1989. Wenn nicht irgendwelche "Zeitzeugen" (wo nehmen die diese Leute eigentlich immer her?) zu Wort kamen, wurden auch mal ein paar Aufnahmen aus dem SFB-Archiv gezeigt. So weit, so mittelmäßig. Zum Jahr 1982 erklärte der Sprecher dann aber: "Es wird demonstriert. Im Westen gegen Ronald Reagan, im Osten gegen Intoleranz und Raketen." So kann man eine Diktatur auch posthum resozialisieren.
Weiter gehts kurz darauf mit langhaarigen "Jugendlichen" (die hatten zwar schon einen Schnauzbart und waren bestimmt über 30), die jetzt aber mal wirklich genug von den Besatzern haben. "Vor allem die ältere Generation hält noch immer fest zu den Amerikanern." Dann sah der Zuschauer - ich glaube, es kam noch vor der Insolvenz der AEG, die Bonn einfach mal nicht retten wollte - die friedliche Friedensbewegung beim friedlichen Steinewerfen und der in Berlin bis heute beliebten Freizeitbeschäftigung des Autoanzündens. Ich muss zugeben, dass ich wirklich gerne wüsste, was aus den Jugendlichen, die dort ihr Statement abgeben durften, geworden ist. Sitzen die irgendwo im Management oder im Aufsichtsrat der BMW AG? Oder wohl doch eher im öffentlichen Dienst oder im ö/r Rundfunk? (Meine Vermutung: verbeamtete Geschichtslehrer)
Letztendlich muss man konstatieren, dass in den letzten Jahrzehnten der Anteil der Bundestagsabgeordneten, die nichts außer Studium und sicherer Beschäftigung in irgendeiner öffentlichen Einrichtung kennen, kontinuierlich gestiegen ist. Bei der ARD, in den Behörden und Ämtern und an vielen anderen "Hebeln der Macht" wird es nicht anders aussehen. --- --- Nun wäre das ja vielleicht auch noch irgendwie erträglich, wenn diese Leute nicht vollkommen unbeeinflusst von Fakten davon überzeugt wären, dass nur sie auf der politisch "richtigen Seite" stünden und man die Menschen halt zu ihrem Glück zwingen müsse. Mit dieser Überzeugung kann man mittlerweile sogar Bundeswirtschaftsminister werden. Qualifikation: war in den 70ern mal Nachtportier in einem Hotel, später Volkshochschullehrer; hat sich das Glühbirnenverbot ausgedacht Hobbys: früher Marxismus, heute Twitter
Zitat von Llarian im Beitrag #47 Und ich glaube, das hat vor allem mit einem zu tun: Mit dem mangelnden Respekt vor dem Willen des anderen.
Lieber Llarian, wenn ich auf einen meiner Diskussionsbeiträge zu meinem neuerlichen Gastbeitrag verweisen darf, in dem ich dieses Faktum versuchte zu beleuchten:
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag RE: Über freie Assoziation, reale Taten und die deutsche Geschichte dass sich das Kollektiv als das „bessere Individuum“ erweist. Sogar Volksparteien haben diese „Einsicht“ die „Überlegenheit des Kollektivs“ verinnerlicht, wenn sie damit werben, dass das „wir“ entscheidet. Das große Dilemma dieser Sicht auf die Welt ist allerdings das Fehlen real existierender Empirie, die diese Sicht auch belegen könnte. Überall wo das „Kollektiv“ dominiert entsteht Mangel. Dort wo man dem Individuum Raum gibt, entsteht Wohlstand für alle. Die Unfähigkeit Fakten anzuerkennen, wo sie existieren und dies im Zweifel zur „Korrektur der eigenen Weltanschauung“ als Anlaß zu nehmen, ist das Drama der modernen linken: Sie können das Kollektiv nicht loslassen, eben so wenig wie die Tatsache das Reichtum einzelner notwendig ist für den Wohlstand aller und verstricken sich damit immer mehr in Widersprüche.
Wir leben in einer Gesellschaft, welche an das Kollektiv glaubt. Warum das so ist (eine sehr schwierige Frage), kann man viel nachdenken. Das Faktum, das dem so ist, festzustellen, bedarf leider keiner großen Anstrengung.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
ich mache hier etwas ungewöhnliches. Ich möchte auf Ihren Beitrag hier antworten, schreibe diese Antwort aber in der Diskussion zu meinem letzten Gastbeitrag. Ich finde, dass er sich inhaltlich eher dort wieder findet als in dem Diskussionsstrang zur Raumplanung, nachdem sich die Diskussion hier (möglicherweise durch die Gedanken die in meinem Kopf gerade herumschwirren und die mich natürlich auch hier nicht loslassen, möglicherweise auch durch Ihre Gedanken) in die Richtung des Themas meines Gastbeitrages entwickelten. Meine Assoziationen im Rahmen der Diskussion hier, die ich eng im Zusammenhang mit meinem Anliegen des neuerlichen Gastbeitrages sehe, möchte ich daher sehr gerne vor dessen Hintergrundes zur weiteren Diskussion stellen, da mir die Entwicklung des dort von mir dargestellten Themas wirklich am Herzen liegt.
Auch wenn dies ungewöhnlich ist, hoffe ich auf Verständnis und darauf, damit keine Forenregel zu verletzen.
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