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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 53 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Solus Offline



Beiträge: 384

27.09.2014 19:31
#51 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Ich denke jemand der sich das Rückgrat bricht und sich nurnoch im Rollstuhl fortbewegen kann, jemand der beide Hände verliert, oder auch jemand der auf beiden Augen erblindet, ist in seiner Freiheit deutlich eingeschränkter als ein Heroinsüchtiger. Insbesondere als ein Heroinsüchtiger, der legal und regelmäßig an sein Heroin kommen kann.
Was für mich heißt, wenn man nicht alles verbieten will, was potentiell zu den genannten Zuständen führen kann, macht es aus der Perspektive der potentiellen Freiheitseinschränkung sehr wenig Sinn, irgendwelche Drogen zu verbieten.

Und was die Freiheit während des Drogenrausches selbst anbelangt: Nun, im Schlaf hat man gar keine Möglichkeit, sich bewusst für oder gegen irgendetwas zu entscheiden oder bewusst auf Umwelteinflüße zu reagieren, sofern man nicht aufwacht (was eine unbewusste Funktion des Körpers ist). Davon ausgehend, dass man in der Regel 6-9 pro Tag schläft, also einen beträchtlichen Teil seines Lebens, halte ich es für angebracht, den Drogenrausch daran zu messen. Und mehr als ein noch tieferer Schlaf ist da eben nicht drin.
Also auch hier sehe ich aus der Sicht der Freiheit des Individuums nichts, was für ein Verbot sprechen würde.

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

28.09.2014 09:51
#52 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Solus im Beitrag #51
Ich denke jemand der sich das Rückgrat bricht und sich nurnoch im Rollstuhl fortbewegen kann, jemand der beide Hände verliert, oder auch jemand der auf beiden Augen erblindet, ist in seiner Freiheit deutlich eingeschränkter als ein Heroinsüchtiger. Insbesondere als ein Heroinsüchtiger, der legal und regelmäßig an sein Heroin kommen kann.

Haben Sie jemals von einem Querschnittsgelähmten gehört, der im Zuge seiner Behinderung sein Kleinkind zu Hause vergisst und dieses nach drei Tagen zu Hause verdurstet auffindet ? Oder von einem Blinden ? Auch wenn man sich sicher keine schwere körperliche Behinderung wünscht, kann ich mir keine größere Einschränkung vorstellen als nicht mehr Herr des eigenen Verstandes zu sein.

Zitat
Was für mich heißt, wenn man nicht alles verbieten will, was potentiell zu den genannten Zuständen führen kann, macht es aus der Perspektive der potentiellen Freiheitseinschränkung sehr wenig Sinn, irgendwelche Drogen zu verbieten.


Das ist ein Absolutheitsargument und würde nahezu jedwelche Regelung beliebiger Vorgänge verhindern. In dieser Absolutheit ist dann das langsame Fahren mit einem Fahrad gleichzusetzen mit dem Rasen eines 2 Tonnen Automobils durch eine Fußgängerzone mit Tempo 200. Beides kann zu Tod und Verletzung von anderen führen, dennoch ist eines verboten und das andere nicht. Und das ist auch im Rahmen des tatsächlich gesunden Menschenverstandes naheliegend. Das Problem an harten Drogen ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Konsument am Ende sehr negative Folgen erlebt, eben deutlich anders liegt als die Wahrscheinlichkeit von Schaden an Aspirin zu nehmen. Obschon durchaus auch schon Menschen an Aspirin gestorben sind.

Zitat
Also auch hier sehe ich aus der Sicht der Freiheit des Individuums nichts, was für ein Verbot sprechen würde.


Ich frage mich an solchen Stellen immer: Haben Sie es mal gesehen ? Haben Sie es erlebt ? Vom Standpunkt der maximalen Freiheit gebe ich Ihnen absolut recht, dass man noch die vernichtendsten Drogen nicht verbieten kann. Aber wenn Sie es selber mal erlebt haben, wenn ihr Bruder, ihre Schwester, ihr Cousin oder ihre Cousine oder auch nur ein guter Freund an dem Zeug zugrunde geht, dann sieht die Welt doch ein wenig anders aus. Ich glaube selbst der liberalste Vater dieser Welt kommt schwer ins Grübeln, wenn der Filius Interesse daran zeigt doch mal ne Runde Crack zu rauchen.

Ich für meinen Teil habe es gesehen. Ich habe gesehen wie einige Leute mit denen ich aufgewachsen bin am Alkohol langsam zugrunde gingen (und starben). Ich habe erlebt wie eine mir sehr wichtige Person am regelmäßigen Kiffen zugrunde ging und heute ein Fall für die Psychiatrie ist (wenig bekannte "Nebenwirkung" von THC). Ich habe gesehen wie eine Kommolitonin ein Nikotinkind zur Welt brachte und die Bilder sind mit immer noch präsent. Es gibt keine "weichen" Drogen und es gibt auch keine harmlosen Drogen. Ich habe das Glück gehabt dem nicht anheim zu fallen und ich habe zuviel gesehen, als das ich selber auch nur eins davon noch anrühren würde. Aber andere haben dieses Glück nicht, dass sie es vorher sehen können. Drogenfreigabe klingt immer wunderbar liberal. Wenn man die Folgen noch nie gesehen oder erlebt hat an einem Menschen der einem etwas bedeutet.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

04.10.2014 17:13
#53 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat
Das Problem an harten Drogen ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Konsument am Ende sehr negative Folgen erlebt, eben deutlich anders liegt als die Wahrscheinlichkeit von Schaden an Aspirin zu nehmen. Obschon durchaus auch schon Menschen an Aspirin gestorben sind.



Trotzdem geht es beim einen Fall um Fremd- und beim anderen um Selbstschädigung.

Natürlich könnte man immer auch mit indirekten Auswirkungen auf andere, insbesondere Kinder, argumentieren. Bei Argumentationen mit "indirekter" Schädigung wird es aber schon knifflig.

Zitat

Ich frage mich an solchen Stellen immer: Haben Sie es mal gesehen ? Haben Sie es erlebt ?
[...] Aber wenn Sie es selber mal erlebt haben, wenn ihr Bruder, ihre Schwester, ihr Cousin oder ihre Cousine oder auch nur ein guter Freund an dem Zeug zugrunde geht, dann sieht die Welt doch ein wenig anders aus. Ich glaube selbst der liberalste Vater dieser Welt kommt schwer ins Grübeln, wenn der Filius Interesse daran zeigt doch mal ne Runde Crack zu rauchen.




Und ich frage mich bei solchen Suggestivfragen immer: Glauben Sie eigentlich, andere haben keine Erfahrungen in ihrem Leben gemacht? Regelmäßig - gerade aber bei Verbotsforderungen - können sich erschreckend viele Menschen andere Positionen, Einschätzungen und Wahrnehmungen nur durch "mangelnde Erfahrung" vorstellen.

Schon mal daran gedacht, dass andere Menschen schlicht zu anderen Schlussfolgerungen gekommen sind?

Das Scheitern anderer Menschen am Alkohol ist mir wohl bekannt. Ich halte Alkohol daher nicht für eine harmlose Droge und konsumiere Alkohol nur selten (andere Drogen überhaupt nicht). Habe ich auch immer wieder deutlich gemacht.

Ich weiß aber auch vom Scheitern der Experimente mit Alkoholprohibition. Nicht weil ich sie selber erlebt habe, aber man kann ja auch aus der Erfahrung und den Berichten vergangener Generationen lernen.

Die eigene subjektive, kleine Lebenswelt ist da nicht der beste Ratgeber. Eine Erklärung, warum der Vorwurf "mangelnder Lebenserfahrung" tendenziell in jeder Diskussion von Verbotsbefürwortern kommt: Den Gewaltmonopolisten in Gang zu setzen, um die Gesellschaft zu verbessern, und ein entsprechendes Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit zur besseren Erkenntnis als andere Teile der Bevölkerung korrelieren stark.

Da heißt ja nicht, dass sie nicht mit einer Einschätzung Recht haben können. Ich stimme ihnen ja auch in einem Punkt zu: Alkohol ist keine harmlose Droge. Aber damit andere Einschätzungen mit "mangelnde Lebenserfahrung" abzutun ist es nicht getan.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

09.10.2014 00:01
#54 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #29
Zitat von Krischan im Beitrag #28
Heroin, Kokain, Crystal Meth (Walter White lässt grüßen) kann industriell in hervorragender Qualität zu recht geringen Kosten hergestellt werden, ohne Verschmutzungen, ohne das Strecken etc. Könnte man doch genauso verkaufen, meinetwegen in Apotheken, zu einem vernünftigen Preis, der weit unter dem Preis des kriminellen-Drogen-Milieus ist. Vom Hanfanbau ganz zu schweigen, da sollte die Ökofraktion doch ganz vorne mit dabei sein (Hanf! Ökoprodukt! 100% Verwertung - die Fasern als Kittel, die Blüten als Rauschsubstanz).
Dann wäre auch die ganze kriminelle Wertschöpfungskette ad acta gelegt, die Bauern in Kolumbien/Afghanistan bauen kein Kokain/Schlafmohn mehr an, alle Zwischenhändler werden arbeitslos und müssen sich echte Arbeit suchen.

Na, wer wird denn gleich den Teufel an die Wand malen. Wahrscheinlicher und zunftgemäßer wäre es doch, daß die so freigewordene Arbeitskraft dazu angewendet wird, sich mit der gleichen Fürsorglichkeit, die schon bisher der kriminellen Konkurrenz zuteil wurde, den Apotheken zuzuwenden und diese Preisverderber mit bewährten Methoden zum Umdenken zu motivieren.


Die Apotheken hätten - anders als die kriminelle Konkurrenz - allerdings den Staat auf ihrer Seite.

Natürlich müsste der Staat bereit sein durchzugreifen und sein Gewaltmonopol zu verteidigen.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

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