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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 53 Antworten
und wurde 6.538 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 06:50
Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Alle Jahre wieder wird im Herbst die Rolle der Lebkuchen und ihre besondere Beziehung zum Weihnachtsfest diskutiert. Das ist eine bewegendeFrage zu der ich Stellung beziehe und ein Zeichen setze.
Für die uneingeschränkte Lebkuchenfreigabe (und für die von Mon Cheri und von Marzipan)!

Viele Grüße, Erling Plaethe

adder Offline




Beiträge: 1.073

24.09.2014 07:30
#2 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Vielen Dank. Obwohl ich zwar auch Marzipan das ganze Jahr essen kann, habe ich nur selten einen Heisshunger auf Lebkuchen.
Allerdings ist dieser Ruf nach einem Verbot für mich vollkommen undiskutabel. Warum sollte sich Vater Staat in das freie Wirtschaften in diesem Bereich einmischen?

Da scheinen doch wohl einige zu glauben, dass der Bürger an sich zu dumm ist, selbst zu entscheiden, wann er welche Süßigkeit haben möchte. Die gleichen Leute rufen aber wohl dann für die völlige Freigabe des Arzneimittelmarktes oder von Betäubungsmitteln... nicht reflektierend, dass in diesem Bereich tatsächlich zu realen Schädigungen kommen kann.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

24.09.2014 08:49
#3 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Schön, dass es tatsächlich Leute gibt, die diese dargebotenen Jahreszeitnaschereien zu schätzen wissen. Bei mir im Wohnzimmer-Süßwarenregal dürften nämlich ganzjährig Osterhasen und Weihnachtsmänner zu finden sein, Lebkuchen und Printen (gibts da eigentlich Unterschiede?) sollten auch noch vorrätig sein. Jahreszeitgeschenke eben, die irgendwann keiner mehr so richtig essen mag.
Damals, hinter der Mauer, wurde derlei bunt verpacktes West-Naschwerk ja mit Genuss und häppchenweise vertilgt, da blieb nix über. Aber jetzt? Eigentlich gibts doch alles Leckere ganzjährig, und mir persönlich fällt dabei überhaupt nicht auf, wenn sich da jahreszeitlich was am Angebot ändert.

Daher verstehe ich die Meckerer wahrscheinlich so schlecht. Wobei meine Gattin auch dazu gehört. Sie meckert zwar, dass das Zeugs schon wieder so früh im Laden liegt, aber sie kaufts dann doch. Ich glaube, sie mag Lebkuchen. Oder Printen? Spekulatius auf jeden Fall, diese eine Sorte - nicht die andere. Gewürz- oder Butter? Keine Ahnung.

Welcher Depp will sowas denn verboten haben? Ich glaube ja, das ist eher so eine Art Folklore. Etwas, worüber sich alle kollektiv am Ende des Sommers aufregen können. Denen würde bestimmt echt was fehlen, wenn dieses Smalltalk-Thema durch Verbot wegfallen würde.

Beste Grüße, Calimero

-------------------------------------------------------
Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 09:01
#4 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von adder im Beitrag #2
Vielen Dank. Obwohl ich zwar auch Marzipan das ganze Jahr essen kann, habe ich nur selten einen Heisshunger auf Lebkuchen..

Sie schaffen es eine Tüte Nürnberger oder Aachener Lebkuchen zu öffnen und angebrochen aufzubewahren?
Zitat von adder im Beitrag #2
Allerdings ist dieser Ruf nach einem Verbot für mich vollkommen undiskutabel. Warum sollte sich Vater Staat in das freie Wirtschaften in diesem Bereich einmischen?

Mir geht es mehr um die Frage warum 31% meiner Mitbürger dies wollen und mir vorschreiben möchten, wann ich Lebkuchen kaufen darf.

Zitat von adder im Beitrag #2
Da scheinen doch wohl einige zu glauben, dass der Bürger an sich zu dumm ist, selbst zu entscheiden, wann er welche Süßigkeit haben möchte. Die gleichen Leute rufen aber wohl dann für die völlige Freigabe des Arzneimittelmarktes oder von Betäubungsmitteln... nicht reflektierend, dass in diesem Bereich tatsächlich zu realen Schädigungen kommen kann.

Es scheinen einige Bürger zu glauben dass, ob dumm oder nicht, andere Bürger nicht entscheiden sollen wann sie welche Süßigkeiten kaufen möchten.
Bei der Differenzierung darüber, welche Produkte eingeschränkt gehandelt werden sollten und welche nicht, zeigt Ihr und mein Beispiel, lieber adder, dass dem Gesetzgeber auch der Erhalt der persönlichen Freiheit des Individuums gegen einen Bevormundungswillen eines signifikanten Teils der Bürger obliegen sollte.
Was einer Ausweitung der direkten Demokratie zuwider läuft.
Dann kann ich Lebkuchen nämlich an noch viel weniger Tagen im Jahr kaufen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Krischan Offline




Beiträge: 642

24.09.2014 09:24
#5 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #4

Mir geht es mehr um die Frage warum 31% meiner Mitbürger dies wollen und mir vorschreiben möchten, wann ich Lebkuchen kaufen darf.



Wollen sie das wirklich? Oder ist das nur eine Spätsommerloch-füllende Schreiberei über ein Thema, bei dem man auf Teufel komm raus polarisieren will? Es ist doch jedes Jahr das gleiche Gemecker - die Spritpreise steigen vor Ostern, Weihnachtsangebote gibts ab September, Osterhasen ab Januar, das Wetter ist zu nass/kalt/warm/feucht, was auch immer. Was stört es die Eiche, wenn sich der Hund dran kratzt?

Einfach nicht ignorieren und das essen, was einem schmeckt - sei es nun Marzipan, Lebkuchen, Kinderriegel (meine Erinnerungen an Westpakete drehen sich eher um die Haribo-Lakritzschnecken und Kinder-Schokolade).

Freundlichst,
Krischan

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

24.09.2014 10:01
#6 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #1
Für die uneingeschränkte Lebkuchenfreigabe (und für die von Mon Cheri und von Marzipan)!

Da stimme ich aus dem vollen Herzen des prinzipiellen Nichtverbieters zu.
Aber die Sache hat einen Aspekt, der (und der allein) mich etwas irritiert. Die Supermärkte der einfacheren (Discount-) Sorte beginnen jetzt mit dem Verkauf von Weihnachtsartikeln; daran ist nichts auszusetzen, denn ich werde ja nicht gezwungen sie zu kaufen. Aber in der Adventszeit, wenn bei mir ggf. weihnachtliche Gefühle zu keimen beginnen, haben sie ihr Jahreskontingent dann schon verkauft, und ich bin darauf angewiesen, meine Bedürfnisse im überteuerten Fachhandel oder Edelsektor des Lebensmittelseinzelhandels zu befriedigen, was schon deshalb nur unvollkommen gelingt, weil die dort angebotene höchstwertige Markenware meinen billigen Geschmack nicht richtig trifft.
Ich stehe also vor der Wahl, vorausschauend und meinem derzeitigen Gefühl widersprechend auf Vorrat einzukaufen, teure und weniger geliebte Produkte zur rechten Zeit zu kaufen oder ganz auf festliche Verköstigung zu verzichten. Keine der Alternativen ist attraktiv, meistens läuft es auf die letzte hinaus.



Who is General Failure and why is he Reading my Disk?

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 10:08
#7 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Krischan im Beitrag #5
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #4

Mir geht es mehr um die Frage warum 31% meiner Mitbürger dies wollen und mir vorschreiben möchten, wann ich Lebkuchen kaufen darf.



Wollen sie das wirklich? Oder ist das nur eine Spätsommerloch-füllende Schreiberei über ein Thema, bei dem man auf Teufel komm raus polarisieren will? Es ist doch jedes Jahr das gleiche Gemecker - die Spritpreise steigen vor Ostern, Weihnachtsangebote gibts ab September, Osterhasen ab Januar, das Wetter ist zu nass/kalt/warm/feucht, was auch immer. Was stört es die Eiche, wenn sich der Hund dran kratzt?

Einfach nicht ignorieren und das essen, was einem schmeckt - sei es nun Marzipan, Lebkuchen, Kinderriegel (meine Erinnerungen an Westpakete drehen sich eher um die Haribo-Lakritzschnecken und Kinder-Schokolade).

Freundlichst,
Krischan


Sagen die Bürger was sie wollen? Wollen sie was sie sagen?
Sollte man nicht voraussetzen, dass sie es tun?
Denn wenn nicht, was für eine Grundlage zur Gewinnung von sozialen Erkenntnissen bliebe dann noch?

Viele Grüße, Erling Plaethe

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

24.09.2014 10:10
#8 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Vielen Dank fuer die Infomation zum 30-jaehrigen Krieg und den Lebkuchen - solche historische Schmankerl gefallen mir immer ganz besonders.

Ansonsten sehe ich das wie Krischan: Das ist im wesentlichen eine Loch-Ness-Variante. Die Leute wollen halt regelmaessig meckern, aber selbst bei den Gruenen erwarte ich nicht, dass sie wirklich ein Lebkuchen-Verbot fordern ...

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 10:11
#9 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #6
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #1
Für die uneingeschränkte Lebkuchenfreigabe (und für die von Mon Cheri und von Marzipan)!

Da stimme ich aus dem vollen Herzen des prinzipiellen Nichtverbieters zu.
Aber die Sache hat einen Aspekt, der (und der allein) mich etwas irritiert. Die Supermärkte der einfacheren (Discount-) Sorte beginnen jetzt mit dem Verkauf von Weihnachtsartikeln; daran ist nichts auszusetzen, denn ich werde ja nicht gezwungen sie zu kaufen. Aber in der Adventszeit, wenn bei mir ggf. weihnachtliche Gefühle zu keimen beginnen, haben sie ihr Jahreskontingent dann schon verkauft, und ich bin darauf angewiesen, meine Bedürfnisse im überteuerten Fachhandel oder Edelsektor des Lebensmittelseinzelhandels zu befriedigen, was schon deshalb nur unvollkommen gelingt, weil die dort angebotene höchstwertige Markenware meinen billigen Geschmack nicht richtig trifft.
Ich stehe also vor der Wahl, vorausschauend und meinem derzeitigen Gefühl widersprechend auf Vorrat einzukaufen, teure und weniger geliebte Produkte zur rechten Zeit zu kaufen oder ganz auf festliche Verköstigung zu verzichten. Keine der Alternativen ist attraktiv, meistens läuft es auf die letzte hinaus.

Ein klarer Fall von Regulierungskolleteralschaden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 10:19
#10 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #8
Vielen Dank fuer die Infomation zum 30-jaehrigen Krieg und den Lebkuchen - solche historische Schmankerl gefallen mir immer ganz besonders.

Ansonsten sehe ich das wie Krischan: Das ist im wesentlichen eine Loch-Ness-Variante. Die Leute wollen halt regelmaessig meckern, aber selbst bei den Gruenen erwarte ich nicht, dass sie wirklich ein Lebkuchen-Verbot fordern ...

Ich kann mir seit der Vegitag-Kampagne bei den Grünen noch viel mehr vorstellen.
Aber gut. So ernst war der Artikel ja auch wieder nicht gemeint.
Und eigentlich fand ich ja das mit dem Glück in der Entbehrung am interessantesten.
Das ist eine sehr urgrüne Weisheit.

Viele Grüße, Erling Plaethe

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

24.09.2014 10:29
#11 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Lieber Erling,

mir kam bei der Lektüre Ihres Beitrags ein alter Artikel von Harald Martenstein in den Sinn, den ich sehr mochte: Über freiheitsliebende Deutsche, die Verbote fordern

Zitat von Harald Martenstein
64 Prozent der Deutschen brauchen einen Arzt.


Ansonsten werde ich mein Grundrecht, Marzipan bis zur Besinnungslosigkeit in mich hineinzustopfen, mit Zähnen und Klauen verteidigen. Notfalls gehe ich dafür sogar zur Wahl!

Und außerdem bin ich für die Erweiterung der Zeitspanne in der Aldi seine Marzipan gefüllten Christstollen anbietet auf 14 Monate im Jahr. Sollte das Anbieten dieser Christstollen verboten werden, ist die Produktion bei mir abzuliefern.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Hausmann Offline



Beiträge: 710

24.09.2014 10:32
#12 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Mich irritiert es schon länger, daß Massenangebote scheinbar oft weit an den Interessen der Konsumenten vorbeigehen, man hin zu angeblichen Modetrends genötigt wird. Beispielsweise sollte man jetzt sich schon langsam, mit kalten Füßen, um die Sandalen oder dünnen Hemden 2015 kümmern.*) Beispielsweise gibt es Leute, die den "modernen" schreienden Farben in der Küche abhold sind ... lassen Sie sich beraten. Sie wollen Ihre Wohnung neu auslegen mit einem PVC-Belag Ihres Geschmacks ... viel Spaß!
Was die Süßigkeiten zu Weihnachten (aus den Westpaketen) angeht: Die wurden in einem speziellen Kommodenfach gelagert, zusammen mit der parfümierten Seife. (Vielleicht kennt noch jemand den "Duft" in den Intershop-Läden.) ... Nie wieder Sozialismus!

*) Meinen Vorschlag, den Zyklus auf ein Jahr zu verlängern, also meinetwegen die Wintermode 2015/16 im Winter 2014/15 anzubieten, hat kein Verkäufer so richtig verstanden.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

24.09.2014 10:33
#13 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #3
Lebkuchen und Printen (gibts da eigentlich Unterschiede?)


Die Frage zu stellen stellt einen schweren Verstoß gegen den Kern aller gesamtdeutschen wie binnenEUropäischen Gurkenkrümmerei dar.

http://www.lebensmittellexikon.de/l0000670.php
Lebkuchen: Lebensmittelrechtliche Bestimmungen

Für Braune Lebkuchen, also Lebkuchen aus Lebkuchenteig gilt, dass auf 100 Teile Mehl mindestens 50 Teile Zucker oder Honig kommen müssen. Bei Honigkuchen muss mindestens die Hälfte der Süßungsmittel Honig sein. Printen müssen auf 100 Teile Mehl mindestens 80 Teile Zuckerarten enthalten. feinste Oblatenlebkuchen oder auch Elisenlebkuchen müssen mindestens aus 25 % Mandeln und/oder Haselnüssen bzw. Walnüssen bestehen. Zudem dürfen keine anderen Nüsse für verwendet werden.


[Fettungen im Original] Das mit dem Farbadjektiv (& dann noch womöglich mit der Koppelung "Nürnberg") muß natürlich fix geändert werden, sonst werden unsere Tugendwächter demnächst die klandestinen 18-88ger an der Forderung erkennen, sich das ganze Jahr über mit Jahresendklebrigkeiten eindecken zu können.

Robin Offline



Beiträge: 317

24.09.2014 10:41
#14 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #10
Und eigentlich fand ich ja das mit dem Glück in der Entbehrung am interessantesten.
Das ist eine sehr urgrüne Weisheit.

Ich glaube dieser Glaube ist geradezu eine zwingende Fehlleistung des menschlichen Denkens. Für mein Dafürhalten hat er seinen Ursprung in dem Gedanken, dass es damals als man dies und jenes (Smartphone, Farbfernseher, fließend-warmes Wasser, etc.) noch nicht gab, ja auch ganz schön war. Die Menschen waren auch oder (in der Rückbetrachtung, in der ja vieles Negative verblasst und Gutes schnell idealisiert wird) gerade damals besonders glücklich. Dieses Empfinden speist sich wahlweise aus eigenen Kindheitserfahrungen, Erinnerungen der Eltern, Großeltern oder einem diffusen Gefühl von "Früher" - der guten alten Zeit.
Dabei wird aber häufig übersehen, dass es sich tatsächlich um eine andere Zeit oder andere Lebensumstände gehandelt hat, in denen Dinge, die wir heute als selbstverständlich betrachten, für unmöglich oder für unerhörten Luxus gehalten worden wären. Daher gab es auch gar nicht dieses Gefühl einer Entbehrung, das ja angeblich so Glücks stiftend sein soll. Ganz einfach, weil es auch keine Entbehrung gab.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

24.09.2014 11:53
#15 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Lieber Erling,

haben Sie sich mit Fleischhauer bezüglich seiner dieswöchigen Kolumnen Veröffentlichung zeitlich abgesprochen?

Eine Erkenntnis, welche mir bei Diskussionen in diesem Zusammenhang viel zu oft verloren geht:

Zitat von Jan Fleischhauer
Wer einmal damit angefangen hat, das Leben der Bürger in die richtige Bahn zu lenken, kann nicht auf halbem Weg stehen bleiben, das ist die Tragik des Totalitären. [...] Wer den Menschen in seiner Gesamtheit verbessern will, muss ganzheitlich denken: [...] Eigentlich müsste man auch Leute wie Neubacher verbieten. Wer andere dazu ermuntert, sich der [...] Tugendgesellschaft zu entziehen, [...] stellt selber ein Sicherheitsrisiko dar, das man am besten unter Aufsicht nimmt.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 12:22
#16 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #11
Lieber Erling,

mir kam bei der Lektüre Ihres Beitrags ein alter Artikel von Harald Martenstein in den Sinn, den ich sehr mochte: Über freiheitsliebende Deutsche, die Verbote fordern

Zitat von Harald Martenstein
64 Prozent der Deutschen brauchen einen Arzt.

Ansonsten werde ich mein Grundrecht, Marzipan bis zur Besinnungslosigkeit in mich hineinzustopfen, mit Zähnen und Klauen verteidigen. Notfalls gehe ich dafür sogar zur Wahl!

Und außerdem bin ich für die Erweiterung der Zeitspanne in der Aldi seine Marzipan gefüllten Christstollen anbietet auf 14 Monate im Jahr. Sollte das Anbieten dieser Christstollen verboten werden, ist die Produktion bei mir abzuliefern.


Auf jeden Fall! Wie konnte ich nur die Christstollen vergessen! Dresdener Christstollen zum Beispiel.

Viele Grüße, Erling Plaethe

adder Offline




Beiträge: 1.073

24.09.2014 12:24
#17 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #4
Zitat von adder im Beitrag #2
Vielen Dank. Obwohl ich zwar auch Marzipan das ganze Jahr essen kann, habe ich nur selten einen Heisshunger auf Lebkuchen..

Sie schaffen es eine Tüte Nürnberger oder Aachener Lebkuchen zu öffnen und angebrochen aufzubewahren?


Ja. Ohne Probleme über mindestens 1 Monat. Insbesondere alle, die in irgendeiner Weise mit Schokolade überzogen sind oder Mandeln und Nüsse prominent im Stück platziert haben. Bei Marzipan, insbesondere bei Königsberger, allerdings...

Zitat
Zitat von adder im Beitrag #2
Allerdings ist dieser Ruf nach einem Verbot für mich vollkommen undiskutabel. Warum sollte sich Vater Staat in das freie Wirtschaften in diesem Bereich einmischen?

Mir geht es mehr um die Frage warum 31% meiner Mitbürger dies wollen und mir vorschreiben möchten, wann ich Lebkuchen kaufen darf.



Weil 31% unserer Mitbürger alles verboten haben wollen, was sie nicht selbst erlaubt haben wollen, oder nicht?

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 12:35
#18 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Robin im Beitrag #14
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #10
Und eigentlich fand ich ja das mit dem Glück in der Entbehrung am interessantesten.
Das ist eine sehr urgrüne Weisheit.

Ich glaube dieser Glaube ist geradezu eine zwingende Fehlleistung des menschlichen Denkens. Für mein Dafürhalten hat er seinen Ursprung in dem Gedanken, dass es damals als man dies und jenes (Smartphone, Farbfernseher, fließend-warmes Wasser, etc.) noch nicht gab, ja auch ganz schön war. Die Menschen waren auch oder (in der Rückbetrachtung, in der ja vieles Negative verblasst und Gutes schnell idealisiert wird) gerade damals besonders glücklich. Dieses Empfinden speist sich wahlweise aus eigenen Kindheitserfahrungen, Erinnerungen der Eltern, Großeltern oder einem diffusen Gefühl von "Früher" - der guten alten Zeit.
Dabei wird aber häufig übersehen, dass es sich tatsächlich um eine andere Zeit oder andere Lebensumstände gehandelt hat, in denen Dinge, die wir heute als selbstverständlich betrachten, für unmöglich oder für unerhörten Luxus gehalten worden wären. Daher gab es auch gar nicht dieses Gefühl einer Entbehrung, das ja angeblich so Glücks stiftend sein soll. Ganz einfach, weil es auch keine Entbehrung gab.

Ob Sie es glauben oder nicht, lieber Robin, ich habe ein mobiles Telefon, mit dem man auch Filme und Fernsehen schauen kann, schon in der DDR vermisst. Erst mal wegen der Dramen die man in den Telefonzellen ertragen musste und dann, wegen der vielen Zeit die man mit Warten verbrachte. Bücher zu lesen war zwar ein guter Überbrücker aber eben nur einer.
Ich will lieber nicht aufzählen was ich alles vermisst hatte was ich mir hätte leisten können aber nicht kaufen konnte.
Das würde lang werden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 12:45
#19 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von adder im Beitrag #17

Weil 31% unserer Mitbürger alles verboten haben wollen, was sie nicht selbst erlaubt haben wollen, oder nicht?

Ja. Und 31% sind verdammt viel. Dann sind da ja noch die 63% "nur" Genervten. Aus denen können im Handumdrehen Verbieter werden. Das ist ja sozusagen schon angelegt.
Da sind wir dann bei einem Gefährdungspotential von 94% der Mitbürger. * Im ungünstigsten Fall, mindestens jedoch 63%.
Was ist jetzt das größere Problem:
Der bevormundende Staat oder die bevormundenden Mitbürger?

Nachtrag: *)

Viele Grüße, Erling Plaethe

B.Th.FL Offline



Beiträge: 13

24.09.2014 14:20
#20 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Ja. Und 31% sind verdammt viel. Dann sind da ja noch die 63% "nur" Genervten. Aus denen können im Handumdrehen Verbieter werden. Das ist ja sozusagen schon angelegt.
Da sind wir dann bei einem Gefährdungspotential von 94% der Mitbürger.


Vermutlich müssen Sie sich nicht so sehr sorgen, da es sich bei den 31% nur um ca. 310 Personen handelte (siehe
hier
)

Zitat
Für die Online-Umfrage wurden mehr als 1000 Teilnehmer interviewt.



Das wirkt auf mich nicht sehr repräsentativ.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

24.09.2014 14:33
#21 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von B.Th.FL im Beitrag #20
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Ja. Und 31% sind verdammt viel. Dann sind da ja noch die 63% "nur" Genervten. Aus denen können im Handumdrehen Verbieter werden. Das ist ja sozusagen schon angelegt.
Da sind wir dann bei einem Gefährdungspotential von 94% der Mitbürger.


Vermutlich müssen Sie sich nicht so sehr sorgen, da es sich bei den 31% nur um ca. 310 Personen handelte (siehe
hier
)

Zitat
Für die Online-Umfrage wurden mehr als 1000 Teilnehmer interviewt.


Das wirkt auf mich nicht sehr repräsentativ.


Ich hab mal irgendwo gelesen, ab 1000 Befragten ist eine Umfrage repräsentativ.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

24.09.2014 14:45
#22 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von adder im Beitrag #2
Vielen Dank. Obwohl ich zwar auch Marzipan das ganze Jahr essen kann, habe ich nur selten einen Heisshunger auf Lebkuchen.
Allerdings ist dieser Ruf nach einem Verbot für mich vollkommen undiskutabel. Warum sollte sich Vater Staat in das freie Wirtschaften in diesem Bereich einmischen?

Da scheinen doch wohl einige zu glauben, dass der Bürger an sich zu dumm ist, selbst zu entscheiden, wann er welche Süßigkeit haben möchte. Die gleichen Leute rufen aber wohl dann für die völlige Freigabe des Arzneimittelmarktes oder von Betäubungsmitteln... nicht reflektierend, dass in diesem Bereich tatsächlich zu realen Schädigungen kommen kann.


Lieber Adder,

Die wirre Logik des grünen Klientels verstehe natürlich wer will.

Ich bin da einfach nur Konsequent: Der Staat darf, wenn etwas mit Risiko für den Konsumenten behaftet ist, warnen, Mindestalter festlegen und besondere Formvorschriften und Prozedere, die beim Kauf/Verkauf einzuhalten sind, erlassen, um sicherzustellen, dass der Kunde informiert sowie mündig ist. Er darf auch Verkaufsstellen für gefährlichere Produkte von denen für andere Waren trennen. Aber einem mündigen, volljährigen Bürger verbieten?

Bei Lebkuchen gibt es nun überhaupt keinen Grund für Einschränkungen.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

24.09.2014 14:52
#23 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #21
Ich hab mal irgendwo gelesen, ab 1000 Befragten ist eine Umfrage repräsentativ.


"Repräsentativität in der Marktforschung" - http://www.sdi-research.at/aktuell/wisse...tativitaet.html

Bei Onlineumfragen kommt hinzu, daß die Probanden wg. Interessenlage & Haltung der Website schon vorselektiert sind; anders als bei Passantenbefragungen. Kann natürlich hilfreich sein. Alfred Kinsey hat in den 40ern für seine Studie zu "Sexuality in the American Male" (1948) möglicherweise so überraschend nicht-puritanische Werte (30+ % bei "aktiven homosexuellen Erfahrungen") herausgebraten, weil er so viele Befragungen in Schwulentreffs durchgeführt hat...

Paul Offline




Beiträge: 1.285

24.09.2014 16:42
#24 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zu dem wirklich ernsten Thema mal etwas heiteres.
Mitte August entdeckte ich beim Aufräumen eine Marzipanstolle von ...(nein ich mache keine Schleichwerbung).
Erst wollte ich sie wegwerfen. Da sie sich noch sehr weich anfühlte und mir es widerstrebt Esswaren wegzuwerfen, kostete ich sie. Sie schmeckte sehr gut. Besser als ich sie in Erinnerung hatte. Die Zeit war zwar unpassend. Aber was solls. Man muss auch Opfer bringen. Mein Erstaunen war groß dass ich einige Tage später im Supermarkt das komplette Weihnachtssortiment sah.
Nein, ich kaufe jetzt nicht. Erst im November, weil später dann das Angebot schon übersichtlicher wird.

Wegen meiner kann es das komplette Weihnachtsangebot ganzjährig geben. Auch Osterhasen in der Advendszeit. Da bin ich resistent. Ich kaufe wann ich will.

An etwas anderes kann ich mich aber nicht gewöhnen. Feste Winterschuhe sind jetzt schon fast ausverkauft. Da ich immer kaufe, wenn ich brauche, bin ich schon jahrelang immer zu spät gekommen.
Jetzt habe ich mich aber erinnert und gehe gleich los, Winterschuhe kaufen.

LG, Paul

___________________________
In dubio, pro reo.

adder Offline




Beiträge: 1.073

24.09.2014 19:28
#25 RE: Plädoyer für eine Anpassung ... Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #22
Zitat von adder im Beitrag #2
Vielen Dank. Obwohl ich zwar auch Marzipan das ganze Jahr essen kann, habe ich nur selten einen Heisshunger auf Lebkuchen.
Allerdings ist dieser Ruf nach einem Verbot für mich vollkommen undiskutabel. Warum sollte sich Vater Staat in das freie Wirtschaften in diesem Bereich einmischen?

Da scheinen doch wohl einige zu glauben, dass der Bürger an sich zu dumm ist, selbst zu entscheiden, wann er welche Süßigkeit haben möchte. Die gleichen Leute rufen aber wohl dann für die völlige Freigabe des Arzneimittelmarktes oder von Betäubungsmitteln... nicht reflektierend, dass in diesem Bereich tatsächlich zu realen Schädigungen kommen kann.


Lieber Adder,

Die wirre Logik des grünen Klientels verstehe natürlich wer will.

Ich bin da einfach nur Konsequent: Der Staat darf, wenn etwas mit Risiko für den Konsumenten behaftet ist, warnen, Mindestalter festlegen und besondere Formvorschriften und Prozedere, die beim Kauf/Verkauf einzuhalten sind, erlassen, um sicherzustellen, dass der Kunde informiert sowie mündig ist. Er darf auch Verkaufsstellen für gefährlichere Produkte von denen für andere Waren trennen. Aber einem mündigen, volljährigen Bürger verbieten?


Falls das so rübergekommen sein sollte: ich halte einen ganzen Haufen der Regulierungen auch im Arzneimittel- und Betäubungsmittelbereich für - gelinde gesagt - fragwürdig. Es gibt dabei sehr wenige grundsätzliche Ausnahmen, und bei noch ein paar mehr gibt es immerhin vernünftige Teile. Das AMG und das BtMG hingegen sind ganz überwiegend sinnvoll. Auch die Einteilungen zu Verschreibungspflicht, Apothekenpflicht und Freiverkäuflichkeit, und auch explizit die BtM-Rezept-Pflicht. Wir könnten natürlich diskutieren, ob diese Gatekeeper-Funktion, die dadurch den Ärzten zukommt, heute noch in gleichem Maße sinnvoll oder erforderlich ist - oder ob eben jedes Arzneimittel von jedem ohne Verschreibung erworben werden darf - und was die Straffähigkeit von Apothekern, die dann diese Arzneimittel ohne Verschreibung abgeben werden, im Ernstfall betrifft. Ich habe mich - als ich noch in der Apotheke war - generell geweigert, bestimmte nur apothekenpflichtige Präparate (bspw. Paracetamol in Mengen >20St., oder ASS, oder Abführmittel) z.B. an Schwangere oder an Wiederholungskäufer, bei denen ich eine Arzneimittelabhängigkeit vermuten musste, abzugeben. Meiner Ansicht nach sollte sogar jeder Apothekenangestellte so handeln - was natürlich eine Meinung und keine Vorschrift ist. Aber was passiert denn, wenn ein Patient sich einen Betablocker kauft, weil er eben Bluthochdruck hat, und dann an Nebenwirkungen leidet, oder gar eine Gegenanzeige hatte?
Sind denn überhaupt mit vertretbarem Aufwand die Gesetze so zu ändern, dass hier zumindest eine Rechtssicherheit bestehen wird? Oder verstoßen wir dabei wieder einmal gegen Europa-Recht? Oder sogar gegen die Pflicht zur Hilfeleistung? Wenn ein Patient in der Apotheke einen Asthmaanfall hat, dann begibt sich der anwesende Apothekenleiter schon einmal mit einem Bein in den Knast: verabreicht er dem Patienten ein Asthmaspray ohne Verschreibung und der Patient erholt sich schnell, macht er sich strafbar (Verstoss gegen AMG). Das ist noch der beste Fall. Hat der Patient durch das Spray Nebenwirkungen oder eine Verschlimmerung, dann ist es nicht nur strafbar, sondern auch noch böswillige Körperverletzung. Macht er nichts und der Patient stirbt, oder überlebt mit Schäden, dann ist es unterlassene Hilfeleistung. Ich sehe schon die Prozesse vor mir, wenn Patienten sich ohne Verschreibung heute verschreibungspflichtige Arzneimittel holen wollen und der Apotheker sie ihnen nicht gibt.

Beispiel für Europa-Recht: mittlerweile sind Kupferspiralen zwar nicht mehr als verschreibungspflichtiges Medizinprodukt eingestuft, Levonorgestrel-freisetzende Spiralen allerdings sind weiterhin verschreibungspflichtige Arzneimittel. Unsere Gesetzeslage ist aber so, dass Spiralen nicht von der Patientin selbst angewendet werden, und daher das nicht-apothekenpflichtige (!) Medizinprodukt Kupferspirale nicht an die Anwenderinnen, sondern ausschließlich an Fachkreise abgegeben werden darf. LNG-freisetzende Spiralen kann die Patienten aber mit ihrem Rezept in der Apotheke holen und dann zum Arzt zur Insertion gehen... - Europarecht bizarr - und ein Grund dafür, dass wir restriktive Verordnungen haben.

Allerdings halte ich die Regelungen für zu restriktiv: Arzneimittel, bei denen keine schwerwiegenden Komplikationen auftreten können, sollten schneller aus der Verschreibungspflicht entlassen werden - und nicht unbegrenzt in dieser bleiben. Und bei einigen heutigen BtM kann ich mir eine Lockerung auch vorstellen. Bei anderen nicht - meiner Ansicht nach spricht aber vor allem eines gegen die Legalisierung dieser Drogen: dass dann die Hersteller und Vertreiber ganz legal ihren Geschäften nachgehen können, und der Staat vielleicht noch Steuern erhebt.

Lieber Techniknörgler, bei Ihnen weiss ich allerdings auch, dass Sie nicht - wie die grüne Klientel meiner Ansicht nach - aus den völlig falschen Gründen für eine "De-Regulierung" in diesen Bereichen sind. Diese Klientel regt sich wohl auch mehr über die "Marktmacht" der Apotheker oder Pharmafirmen, und nicht so sehr über die Bevormundung des Patienten auf...

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