Dass deutsche Universitäten ein Hort des Konformismus sind, bejammern wir gerne und schielen neidisch auf die angelsächsische Debattenkultur. Zu Unrecht.
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
10.12.2014 04:15
#2 RE: Zitat des Tages: Meinungsfreiheit ist dermaßen von vorgestern
Zitat Als Beispiel führt er an, dass er aufgrund radikalfeministischer Proteste als Teilnehmer einer geplanten Diskussion zum Thema Abtreibung ausgeladen wurde. Aufgrund einer fehlenden Gebärmutter wurde er als nicht berechtigt angesehen, sich zu diesem Thema zu äußern.
Geht es ums Zahlen der Alimente wird kein Mann gefragt, ob er das Kind eigentlich haben will/wollte. Umgekehrt gefällt mir die Vorstellung als potenzieller Vater nicht, dass ein Kind von mir ohne mein Wissen umgebracht wird. (und hier vertrete ich die katholische Position, als Ausgetretener der Kirche!)
Zitat von Meister Petz im Beitrag #1Dass deutsche Universitäten ein Hort des Konformismus sind, bejammern wir gerne und schielen neidisch auf die angelsächsische Debattenkultur. Zu Unrecht.
Lieber Meister Petz, ich bin Dir wirklich dankbar, dass Du dieses, mir sehr am Herzen liegende, Thema auf so professionelle Weise zusammengefasst hast. Mein Versuch den Dekonstruktivismus als Übel herauszustellen, scheiterte vermutlich bei dem Versuch ihn sich selbst durch Zitate widerlegen zu lassen. All die Philosophen die ihn repräsentieren (z.B. Foucault und Derrida) haben mehr Einfluss als die üblichen Verdächtigen linker Bewegungen. Auch über Europa hinaus.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #1Dass deutsche Universitäten ein Hort des Konformismus sind, bejammern wir gerne und schielen neidisch auf die angelsächsische Debattenkultur. Zu Unrecht.
Lieber Meister Petz, ich bin Dir wirklich dankbar, dass Du dieses, mir sehr am Herzen liegende, Thema auf so professionelle Weise zusammengefasst hast. Mein Versuch den Dekonstruktivismus als Übel herauszustellen, scheiterte vermutlich bei dem Versuch ihn sich selbst durch Zitate widerlegen zu lassen. All die Philosophen die ihn repräsentieren (z.B. Foucault und Derrida) haben mehr Einfluss als die üblichen Verdächtigen linker Bewegungen. Auch über Europa hinaus.
Zitat Die aktuelle Denkweise - in der akademischen Sphäre sowohl im angelsächsischen als auch im kontinentalen Raum - ist sehr stark von der Postmoderne geprägt, vor allem vom Dekonstruktivismus. Der ist zwar in der Philosophie ziemlich tot, aber die ganzen an sich theorie- und empiriearmen Sozial- und Kulturwissenschaften gründen alle darauf. (aus dem Artikel von Meister Petz)
Prima Artikel. Darf ich – halb fragend, halb kritisch– einwerfen, wie es wohl um die Wissenschaftlichkeit genannter Disziplinen bestellt sei, wenn sie unter dem Primat der PC stehen? Daska
Lieber Meister Petz, vielen Dank für Ihren Artikel.
Sicherlich haben Sie Recht mit der Feststellung, dass es sich bei dieser Denkweise nicht um eine Ideologie nach streng philosophischer Definition handelt. Mangels ausreichender Vorkenntnisse kann ich das auch nicht diskutieren.
Erlaube mir aber als Pragmatiker einen Gedanken "in den Ring zu werfen".
Sie schreiben:
Zitat Aber wie kommt es dazu, dass die Meinungsfreiheit so an Bedeutung verliert, gerade dort, wo wir es nicht vermutet hätten?
Meine Antwort darauf lautet, weil es sich um Ideologien (ein anderes Bild, dass hier in Diskussionen zu den Klimaveränderungen auch schon gebraucht wurde, sind Religionen) handelt, die immer die Meinungsfreiheit beschränken Warum kann man es nicht der Praktikabilität wegen, auch so zu bezeichnen?
Das erleichtert die Diskussion. Wenn alle den Begriff in diesem Sinn verwenden, gibt es auch keine Missverständnisse.
Bei Wiki wird das unter der Überschrift
Zitat Der abwertende Ideologie-Begriff
deutlich, was ich meine.
Zitat Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Ideologie zumeist abwertend (pejorativ) nur für manipulative, unzulängliche oder nicht wissenschaftlich begründete Ideen-Systeme und Theorien verwendet, die im Interesse weltanschaulicher, wirtschaftlicher oder politischer Zielsetzungen der Verschleierung und Rechtfertigung von zweckdienlichen Interessen dienen. Anders lautende wissenschaftliche Erkenntnisse werden geleugnet, Kritiker verunglimpft und der Anspruch auf Allgemeingültigkeit, alleinige Wahrheit und Alternativlosigkeit wird wider besseren Wissens erhoben („Es darf nicht anders sein!“ und „Andere Meinungen werden bekämpft!“). http://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie
In diesem Sinne werden viele Dinge zur Ideologie: - Abtreibung - Gleichberechtigung - Klimaveränderungen - Fukushima u.v.a.m.
Es hat mich besonders betroffen gemacht, dass dieser Umgang mit anderen Meinungen anscheinend aus der DDR in das vereinte Deutschland "übernommen" wurde. Wenn es in anderen demokratischen Ländern aber auch so ist, Ihr Beispiel deutet darauf hin, ist es vielleicht ein Erbe der Diktatur des Proletariats?
M.E. sind wir inzwischen zu einer Mediendemokratie verkommen. Rot-Grüne Ideologie bestimmt die Meinung, die erzeugt werden soll.
Das Ergebnis? Die Studentin in Ihrem Beispiel drückt es unmissverständlich aus.
Zitat "Die Vorstellung, dass in einer freien Gesellschaft wirklich alles Gegenstand einer offenen Debatte sein sollte, hat einen benachteiligenden Effekt auf Randgruppen".
Zitat Für Meinungsfreiheit ist da kein Platz mehr.
Armes Deutschland, wo gehst Du hin?
Was mich tröstet: Gegenwärtig ist wenigstens (noch) der Widerstand dagegen durch die Meinungsfreiheit möglich.
Ich kann dagegen gefahrlos, aber leider auch fast Wirkungslos - das ist jedenfalls meine Wahrnehmung - aufmucken.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #1Dass deutsche Universitäten ein Hort des Konformismus sind, bejammern wir gerne und schielen neidisch auf die angelsächsische Debattenkultur. Zu Unrecht.
Lieber Meister Petz, ich bin Dir wirklich dankbar, dass Du dieses, mir sehr am Herzen liegende, Thema auf so professionelle Weise zusammengefasst hast. Mein Versuch den Dekonstruktivismus als Übel herauszustellen, scheiterte vermutlich bei dem Versuch ihn sich selbst durch Zitate widerlegen zu lassen. All die Philosophen die ihn repräsentieren (z.B. Foucault und Derrida) haben mehr Einfluss als die üblichen Verdächtigen linker Bewegungen. Auch über Europa hinaus.
Zitat Die aktuelle Denkweise - in der akademischen Sphäre sowohl im angelsächsischen als auch im kontinentalen Raum - ist sehr stark von der Postmoderne geprägt, vor allem vom Dekonstruktivismus. Der ist zwar in der Philosophie ziemlich tot, aber die ganzen an sich theorie- und empiriearmen Sozial- und Kulturwissenschaften gründen alle darauf. (aus dem Artikel von Meister Petz)
Prima Artikel. Darf ich – halb fragend, halb kritisch– einwerfen, wie es wohl um die Wissenschaftlichkeit genannter Disziplinen bestellt sei, wenn sie unter dem Primat der PC stehen? Daska
Schlecht. Der Destruktivismus greift nicht nur die Bedeutung von Begriffen an, sondern auch die Selbstbestimmung des Individuums. Es ist nur fremdgesteuert, vom "Anderen". Ohne eigenen Willen. Meine etwas emotionale Diskussion hier bezüglich des freien Willens hat auch seinen Ursprung in der Kenntnis Derridas Kollektivierungsphilosphie. Mit Derridas Destruktivismus hat aber auch der Relativismus große Erfolge feiern können. Dieser Tage hervorragend praktiziert von Putin und seinen Propagandisten. Der vor allem von Konservativen, zu Recht, beklagte Werteverfall hat hier m.E. seinen Ursprung. Natürlich machte der Dekonstruktivismus auch vor der Wissenschaft nicht halt. Klimawandel und erneuerbare Energien sollen nur zwei Beispiele sein.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #3Mein Versuch den Dekonstruktivismus als Übel herauszustellen, scheiterte vermutlich bei dem Versuch ihn sich selbst durch Zitate widerlegen zu lassen. All die Philosophen die ihn repräsentieren (z.B. Foucault und Derrida) haben mehr Einfluss als die üblichen Verdächtigen linker Bewegungen. Auch über Europa hinaus.
Derrida weniger, der ist relativ sperrig. Hat auch, um ihm nicht unrecht zu tun, etwas mehr Substanz. Die Foucaultschen Werkzeuge (nennt er auch selber so) dagegen kann ich jedem Schulkind in einer Stunde beibringen.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat Als Beispiel führt er an, dass er aufgrund radikalfeministischer Proteste als Teilnehmer einer geplanten Diskussion zum Thema Abtreibung ausgeladen wurde. Aufgrund einer fehlenden Gebärmutter wurde er als nicht berechtigt angesehen, sich zu diesem Thema zu äußern.
Geht es ums Zahlen der Alimente wird kein Mann gefragt, ob er das Kind eigentlich haben will/wollte. Umgekehrt gefällt mir die Vorstellung als potenzieller Vater nicht, dass ein Kind von mir ohne mein Wissen umgebracht wird. (und hier vertrete ich die katholische Position, als Ausgetretener der Kirche!)
Ist ja klar: Sie enteignen als Vertreter des herrschenden Patriarchats gestützt auf die Tradition einer reaktionären homophoben Unterdrückerinstitution den Uterus Ihres wehrlosen Objekts heteronormativ-sexueller Begierde.
Wie ich sagte, jedes Schulkind kann das.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Daska im Beitrag #4 Darf ich – halb fragend, halb kritisch– einwerfen, wie es wohl um die Wissenschaftlichkeit genannter Disziplinen bestellt sei, wenn sie unter dem Primat der PC stehen? Daska
Über die PC sind wir längst hinaus, die hat nur noch formalen Einfluss; beispielsweise den einen großzügigen Umgang mit Sonder_Zeich*Innen in den akademischen Texten.
Das Problem ist, dass Wissen, und damit gerade die akademische, in Strukturen organisierte Wissenschaft bei Foucault selbst eine Machtkategorie darstellt:
Zitat Aus Foucaults Standpunkt folgt, dass Wissen nicht unabhängig von Macht ist. Die Tradition kritischer Wissenschaft, Macht mit Hilfe von Wissen zu kritisieren, das außerhalb dieser Macht steht, ist damit gegenstandslos.[17] Foucault erzählt seine Ausweitung von Macht und Wissen als Gegengeschichte zur gängigen Erzählung der Aufklärung. Während das Standard-Narrativ der Aufklärung von Befreiung und Humanisierung erzählt, schildert Foucault genau diese Praktiken als Ausweitung der Gefängnisgesellschaft und der Kontrolle über Einzelne.
Diese Bewertung der Wissenschaft führt dazu, das natürlich Thesen und Beobachtungen, die das "herrschende Weltbild" unterstützen, nur als Machtausübung verstanden werden und eine objektive Herangehensweise nicht gegeben, ja nicht einmal erwünscht ist.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Paul im Beitrag #5Meine Antwort darauf lautet, weil es sich um Ideologien (ein anderes Bild, dass hier in Diskussionen zu den Klimaveränderungen auch schon gebraucht wurde, sind Religionen) handelt, die immer die Meinungsfreiheit beschränken Warum kann man es nicht der Praktikabilität wegen, auch so zu bezeichnen?
Das erleichtert die Diskussion. Wenn alle den Begriff in diesem Sinn verwenden, gibt es auch keine Missverständnisse.
Bei Wiki wird das unter der Überschrift
Zitat Der abwertende Ideologie-Begriff
deutlich, was ich meine.
Zitat Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Ideologie zumeist abwertend (pejorativ) nur für manipulative, unzulängliche oder nicht wissenschaftlich begründete Ideen-Systeme und Theorien verwendet, die im Interesse weltanschaulicher, wirtschaftlicher oder politischer Zielsetzungen der Verschleierung und Rechtfertigung von zweckdienlichen Interessen dienen. Anders lautende wissenschaftliche Erkenntnisse werden geleugnet, Kritiker verunglimpft und der Anspruch auf Allgemeingültigkeit, alleinige Wahrheit und Alternativlosigkeit wird wider besseren Wissens erhoben („Es darf nicht anders sein!“ und „Andere Meinungen werden bekämpft!“). http://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie
In diesem Sinne werden viele Dinge zur Ideologie: - Abtreibung - Gleichberechtigung - Klimaveränderungen - Fukushima u.v.a.m.
Aus meiner Sicht ist der entscheidende Unterschied der, dass eine Ideologie oder eine Religion immer positiv ist, d.h. einen Inhalt absolut setzt und sich von seiner Verwirklichung einen wünschenswerten Zustand verspricht. Sei es die Diktatur des Proletariats, die arische Rasse oder auch nur die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 1980.
Der Dekonstruktivismus ist aber so angelegt, dass die Welt niemals einen erstrebenswerten Zustand erreichen kann. Das ist systemimmanent. Er behauptet ja auch nicht, dass seine Analysen "wahr" sind und die anderen "Falsch". Andere Meinungen werden nicht bekämpft, weil sie als "falsch" angesehen werden (das ist die klassische Moderne), sondern um eine angenommene Machtstruktur aufzuheben.
Zitat von Paul im Beitrag #5Es hat mich besonders betroffen gemacht, dass dieser Umgang mit anderen Meinungen anscheinend aus der DDR in das vereinte Deutschland "übernommen" wurde. Wenn es in anderen demokratischen Ländern aber auch so ist, Ihr Beispiel deutet darauf hin, ist es vielleicht ein Erbe der Diktatur des Proletariats?
Keine Spur, lieber Paul - es ist ein reines Wohlstandsphänomen in westlichen Gesellschaften. Der einzige nennenswerte Vertreter aus einem ehemals kommunistischen Land ist der Slowene Slavoj Zizek, der sich aber seine akademischen Sporen in Paris verdient hat
Ist ja auch naheliegend: Diejenigen, die eine Diktatur erlebt haben, können sich ja vorstellen, wie tatsächliche und nicht nur konstruierte Machtverhältnisse wirken und wissen oft die Freiheit des Individuums noch zu schätzen (wobei da die Spanne der Erinnerung sehr kurz ist). Zizek hat gegen Ende des jugoslawischen Kommunismus auch einmal eine kurze demokratische Phase gehabt, bezeichnet sich aber mittlerweile wieder als Kommunist.
Zitat von Paul im Beitrag #5M.E. sind wir inzwischen zu einer Mediendemokratie verkommen. Rot-Grüne Ideologie bestimmt die Meinung, die erzeugt werden soll. (...)
Armes Deutschland, wo gehst Du hin?
Was mich tröstet: Gegenwärtig ist wenigstens (noch) der Widerstand dagegen durch die Meinungsfreiheit möglich.
Ich kann dagegen gefahrlos, aber leider auch fast Wirkungslos - das ist jedenfalls meine Wahrnehmung - aufmucken.
An einer Universität könnten Sie das nicht so ohne weiteres. In den USA gibt es verdiente Organisationen, die sich für free speech einsetzen, z. B. FIRE. http://www.thefire.org/
Da sieht es bei uns eher müde aus.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #6Mit Derridas Destruktivismus hat aber auch der Relativismus große Erfolge feiern können. Dieser Tage hervorragend praktiziert von Putin und seinen Propagandisten. Der vor allem von Konservativen, zu Recht, beklagte Werteverfall hat hier m.E. seinen Ursprung.
Putin ist keineswegs ein Relativist, ganz im Gegenteil. Die Relativisten sind seine westlichen Claqueure, die ihm die Opferrolle gegenüber der westlichen Herrschaft zuschreiben.
Das kommt hier auch zum Tragen, denn Putin ist gleichzeitig ein Opfer des amerikanischen Imperialismus und ein Homophober. Scheinbar wiegt aber ersteres schwerer.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
seit langem dem akademischen Milieu entkommen interessiert mich brennend, wie weit dieser Schwachsinn in die Universitäten eingedrungen ist. Sind auch die MINT-Fächer betroffen oder sind's mal wieder die Geisteswissenschaften?
Zitat von Thomas Pauli im Beitrag #12Sind auch die MINT-Fächer betroffen oder sind's mal wieder die Geisteswissenschaften?
Mein Eindruck: Weder - noch. Bei den MINT-Fächern ist alles im grünen Bereich, und bei den Geisteswissenschaften (Mathematik, Geschichte, Jura, Theologie ...) ist weitgehend alles in Ordnung, die Philosophen sind vielleicht etwas angeschlagen.
Die Probleme finden sich wohl weitgehend nur in den Sozial- und den Pseudo-Wissenschaften.
seit langem dem akademischen Milieu entkommen interessiert mich brennend, wie weit dieser Schwachsinn in die Universitäten eingedrungen ist. Sind auch die MINT-Fächer betroffen oder sind's mal wieder die Geisteswissenschaften?
seit langem dem akademischen Milieu entkommen interessiert mich brennend, wie weit dieser Schwachsinn in die Universitäten eingedrungen ist. Sind auch die MINT-Fächer betroffen oder sind's mal wieder die Geisteswissenschaften?
Worauf ich hinauswill, ist das Klima zu beschreiben. Das ist relativ unabhängig von der Lehre.
Gruß Petz
Ich hatte weder an der TU (2004-2008) noch an der FH (2008 - 2012) irgendwelche Gender-Lehrveranstaltungen, das höchste der Gefühle war die Vorgabe in Arbeiten geschlechtsneutral zu formulieren, was ich weder in den Bachelor- noch in der Masterarbeit verwendet habe, als Techniker schreibt man über ein technisches Thema, und es gibt nicht der/die RoboterIn. Die meisten Lektoren haben das Genderthema eher belustigt gesehen.
Ich habe noch ein Beispiel, zwar aus Österreich, aber es illustriert, wie die Postmoderne unabhängig von der Lehre das akademische Klima prägt. Man sehe sich mal auf den Seiten der ÖH (Studentenvertretung) der Uni Wien um. Dort wütet z. B. ein regelrechter Sturm gegen alles Konservative.
Aktuell versucht die ÖH, das Tragen von Couleur an der Universität zu verbieten. Dass 80% der farbentragenden Studenten nicht in deutschnationalen, sondern in katholischen Verbindungen organisiert sind, interessiert sie dabei nicht. Sind alles Nazis. Hier zwei Links, die sehr erhellend sind, wie es um die Toleranz bestellt ist. Einer vom Vorsitzteam der ÖH (drei Frauen) und einer von einem CV-Studenten http://www.unimag.at/uninews/2393-Kommen...rageverbot.html http://www.oeh.univie.ac.at/standpunkte/...m-couleurverbot
Auch richtig gut ist diese Seite der ÖH, vom Kulturreferat. Das Headerbild zeigt ein Plakat mit einem Aphorismus, zu dem sich die ÖH offenbar bekennt: "Gegen wen ich denke? Gegen die, die es mir verbieten." Wow, habe ich mir gedacht. Ist ja voll liberal, ey. Auf der selben Seite stellt die ÖH dann dar, was sie unter Kultur versteht:
Zitat Kultur ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. Kultur, das ist Kino und Film, Aktionskunst, Fotografie, Malerei, Literatur, Theater und noch vieles mehr.
Unser Anspruch als Kulturreferat der ÖH Uni Wien ist nichts weniger als euch möglichst viele Facetten dieses umfassenden Feldes offen zu legen. Wir sehen in verschiedenen Formen der Kunst ein Instrument Herrschaftsmomente sichtbar zu machen und aufzubrechen, Widerstände zu dokumentieren und anzuheizen.
Michel, ick hör Dir trapsen.
Zitat Aber natürlich präsentiert sich Kunst nicht immer als das „ganz andere“. Unter Begriffen wie „Tradition“ und „Heimat“ präsentiert sich Kultur in ihrer revisionistischen Ausprägung. Ist sie doch immer ein Produkt einer Gesellschaft, in der Diskriminierung Aufgrund Herkunft, Staatsbürger_innenschaft, Aussehen, Geschlecht und sexueller Orientierung mehrheitsfähig ist.
Und manchmal wollen wir auch einfach nur Abschalten. Nach einem harten Tag mit einer Schüssel Popcorn und Freund_innen vor der Klotze sitzen - nur um sich dann doch wieder zu fragen wieso in einer postapokalyptischen Zombiewelt es immer noch die ‚harten Kerle‘ sind die dicksten Wummen in den Händen halten dürfen. Ach, ihr seht schon, ganz schön umfangreich das Ganze. Deswegen sehen wir uns auch als offenes Referat.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #6Mit Derridas Destruktivismus hat aber auch der Relativismus große Erfolge feiern können. Dieser Tage hervorragend praktiziert von Putin und seinen Propagandisten. Der vor allem von Konservativen, zu Recht, beklagte Werteverfall hat hier m.E. seinen Ursprung.
Putin ist keineswegs ein Relativist, ganz im Gegenteil. Die Relativisten sind seine westlichen Claqueure, die ihm die Opferrolle gegenüber der westlichen Herrschaft zuschreiben.
Sie schreiben ihm nicht die Opferrolle zu, das tut er selbst. Er redet ständig davon, dass die NATO Russland einkreist, dass die EU in seine Interessensphäre eindringt und Faschisten die Russen in der Ukraine töten. Die Claqueure plappern nur Kremelverlautbarungen nach. Eigene Schlussfolgerungen wären Majestätsbeleidigung und unterbleiben demzufolge auch. Und ich bleibe auch dabei, dass Putin relativiert. Er spielt den Eroberungskrieg zum Konflikt herunter, bezeichnet die Kriminvasion wie auch die in der Ostukraine als humanitäre Hilfe, die einer humanitären Katastrophe folgt. Die Bedeutungsrelativierung von Begriffen ist das wichtigste Instrument in seinem Propagandakrieg. Und es zeigt Wirkung wie der Brief der deutschen Prominenten veranschaulicht. Ob er selbst als Relativist bezeichnet werden kann, will ich nicht beurteilen. Aber er bedient sich geschickt dieses Instruments, so wie der Kremel und die Führer seiner Statelitenstaaten im Kalten Krieg. Mir ist diese Bedeutungsveränderung von Begriffen nur allzu gut bekannt.
Viele Grüße, Erling Plaethe
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
10.12.2014 19:14
#19 RE: Zitat des Tages: Meinungsfreiheit ist dermaßen von vorgestern
Und das kommt soeben mit dem OEH-Newsletter aus Wien:
Zitat 2.1) Schreibwerkstätte - Frauen*Projekte im Jänner 2015 Liebe Frauen*, auch im Jänner gibt es wieder eine Schreibwerkstätte, bei der ihr in der Gruppe mit einer Trainerin das Schreiben von wissenschaftlichen Texten üben könnt und generell Hilfestellungen beim Konzipieren und Schreiben von Arbeiten bekommt. Der Termin für die Schreibwerkstatt ist: Samstag, 17. und Sonntag, 18. Jänner 2015 11:00-17:00 Uhr in der U5 (Universitätsstrasse 5, 1010 Wien) Kosten: 15 Euro Selbstbehalt, wenn ihr das nicht zahlen könnt, gebt uns bitte einfach Bescheid, ihr könnt auf jeden Fall trotzdem teilnehmen :) Die Anmeldung ist durch eine Mail an - frauenprojekte@gmail.com möglich. (Bitte immer eure Kontaktdaten mitschicken, ansonsten ist eure Anmeldung nicht gültig. Vor- und Nachname, Studium, Matrikelnummer, E-Mail-Adresse, Telefonnummer. Die Daten werden vertraulich behandelt.) Alle Infos findet ihr nochmal auf unserer Homepage: http://frauenprojekte.bagru.at/
Wie war das doch gleich mit positiver und negativer Diskriminierung? Wobei: Wenn ich mir die Anrede: Liebe Frauen*! so anschaue, dann bedeutet der Stern, dass vielleicht auch Männer damit gemeint sind? Oder bedeutet der Stern, dass die Frauen halt doch auf einem anderen Stern leben als die Männer, von wegen Mars und Venus und so? Daska
Zitat von Daska im Beitrag #20Wie war das doch gleich mit positiver und negativer Diskriminierung? Wobei: Wenn ich mir die Anrede: Liebe Frauen*! so anschaue, dann bedeutet der Stern, dass vielleicht auch Männer damit gemeint sind?
Hätte ich auf den ersten Blick auch gehofft, aber leider nein:
Zitat Frauen*projekte — Was soll denn das Sternchen und der _ ? Über lange Zeit war die Teilnahme an den Projekten vor allem für Frauen* im Sinne eines Frauen*begriffs gedacht, der an ein vermeintliches "biologisches Geschlecht" anknüpft — also: women-born women. Das soll nun nicht mehr so sein. Die Frauen*projekte wenden sich an Frauen, Inter- und Transgenderpersonen.
Also nicht an männliche Männer.
Inwiefern der Aufbau eines solchen Paralleluniversums der Gleichberechtigung und allgemeinen Integration förderlich sein soll, ist mir schleierhaft.
It is only by the collision of adverse opinions that the remainder of the truth has any chance of being supplied. - J. S. Mill
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
10.12.2014 19:49
#22 RE: Zitat des Tages: Meinungsfreiheit ist dermaßen von vorgestern
Zitat von Daska im Beitrag #20Wie war das doch gleich mit positiver und negativer Diskriminierung? Wobei: Wenn ich mir die Anrede: Liebe Frauen*! so anschaue, dann bedeutet der Stern, dass vielleicht auch Männer damit gemeint sind? Oder bedeutet der Stern, dass die Frauen halt doch auf einem anderen Stern leben als die Männer, von wegen Mars und Venus und so? Daska
Ich finde ja die Tips auf der Webseite unglaublich hilfreich:
Zitat Achtung, bitte überlegt bevor ihr euch anmeldet: Wenn ihr am Masterarbeitscoaching teilnehmen wollt, solltet ihr tatsächlich (schon) bereit sein (arbeits-/ prüfungs-/einstellungsmässig) Zeit in die Masterarbeit zu investieren. Wenn ihr ganz am Start seid und vorfühlen oder erst einmal schauen wollt, wie es so sein könnte beim Schreiben, dann ist es empfehlenswert, das Coaching noch nicht zu besuchen!
Ich frage mich gerade, wo sich die fertigen Masterinnen dann wohl bewerben werden?
Lieber Meister Petz, ich danke ihnen dafür, den englischen Artikel aufgegriffen zu haben.
Der hat micht auch umgetrieben. Allerdings habe ich dabei weniger an Destruktivismus gedacht, sondern an eine andere Entwicklung.
Viel umfassender, tiefer gehender und gefährlicher...
Doch dies wird ein eigener Artikel werden.
Das eine veraltete philosophische Strömung hier mitmischt und aufgesogen wurde, ist aber eine interessanter Ergänzung.
Wichtigstes Erkenntnis, die ich gewonnen habe, schon vor ihrem Artikel, ist jedoch: Die angelsäsische Welt ist nicht das Bollwerk, gegen den Mehltau, der sich auf uns legt. Im Gegenteil, der ist sogar in Deutschland noch relativ gering, auch wenn wir hier vielleicht durch selektive Wahrnehmung das Problem in Deutschland intensiver Wahrnehmen - da es uns direkt betrifft. Das einzig besondere an Deutschland: Den größeren Einfluss, ja die Dominanz, des Ökologismus in diesem Mix und das besondere Teletubby-Niveau. Letzteres ist zwar nervig, aber wir sollten im Gegenteil vielleicht sogar froh sein, dass die hier aufkommende Strömung sich bisher in Deutschland so kindisch benommen hat. Dabei ist die angelsäsische Variante bloß viel erwachsener, was zu mehrere Fehlschlüssen führte:
1. In Deutschland gewinnt man den Eindruck, die haben es besser. 2. Man verfällt in die irrige Annahme, es handele sich um eine Art nie endende politische Pubertät, welche der Ursprung dieser Entwicklung ist.
Besonders der letzte Punkt hat mich lange Zeit auch an der Nase herum geführt. Inzwischen halte ich ihn für Arrogant. Vertreter des neuen Mehltaus lehnen den Vorwurf daher häufig zu recht ab oder drehten den Vorwurf um. Der Ursprung ist keine politische Pupertät. Da steckt was ernsteres hinter. Nur in Deutschland hat es diesen Touch, der nervig seien mag und den falschen Eindruck erweckte, die angelsäsische Variante sei harmloser. Ist sie nicht, im Gegenteil. Gerade weil sie erwachsener ist!
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.