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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 56 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

16.03.2015 18:02
#51 RE: Gibt es in Deutschland eine Oberschicht? Antworten

Zitat
Atomausstieg und EEG sind das Ergebnis von Inkompetenz einer Oberschicht.


Nachtrag: Der Atomausstieg ist ein schlechtes Beispiel, weil das Ergebnis der Kompetenz der Politiker exakt der Kompetenz der Bevölkerungsmehrheit entspricht, die den Atomausstieg befürwortet. Also nix mit Oberschicht.

Beim EEG ist es nicht ganz so eindeutig, da sagen zumindest viele, dass es fachlich schlecht umgesetzt ist. Aber die Ziele (Ausbau grüner Stromerzeugung) werden ebenfalls von einer Mehrheit befürwortet.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.553

16.03.2015 18:03
#52 RE: Gibt es in Deutschland eine Oberschicht? Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #49
Welche Kompetenz hat ein Schriftsteller in politischen Fragen? Keine oder eine Jedermannkompetenz.
Das gilt für Journalisten genau so.
Für Politiker erst recht.


Das Stichwort "Elite" fiel weiter oben schon. Dann gibt es noch die beliebte "Meinungsführerschaft". Das müßte man jetzt sehr schön differenzieren & gegeneinander abgrenzen.

Die soziologischen Klassiker geben zu dem Thema nicht mal so viel her. Bourdieu ist nicht wirklich hilfreich; & der locus classicus ist Thorstein Veblens "Theory of the Leisure Class"/"Theorie der feinen Leute" von 1898 - von dem aber niemand sagen kann, ob das ernstgemeint ist oder eine Parodie auf Autoren wie Durkheim:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wi...e-12978070.html

Immerhin hat T.V. den Begriff des Luxuskonsums geprägt: das wirkt bis heute nach (sh. Blogpostanlaß). Zyniker könnten allerdings meinen, daß er das bloß bei Mandevilles "Bienenfabel" abgeschrieben hat.

Ansonsten wird einem nur Heiße Luft à la Gestatten Elite präsentiert, bei dem der Titel das brauchbarste darstellt, weil er einem das Aufschlagen erspart: Wer nicht gemerkt hat, daß zu den notwendigen Bedingungen einer Elite die Fremdzuschreibung gehört, findet auch sonst kein Korn.

Dennis the Menace Offline




Beiträge: 459

16.03.2015 20:42
#53 RE: Gibt es in Deutschland eine Oberschicht? Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #49


Mich stört eine Oberschicht erst dann, wenn sie sich das Bestimmungsrecht anmaßt oder wenn es ihr zugeteilt wird.

Welche Kompetenz hat ein Schriftsteller in politischen Fragen? Keine oder eine Jedermannkompetenz.




Nun ja, "zugeteilt wird" kann doch demokratisch sein, da kann man doch eigentlich nicht meckern . Aber wie dem auch sei, was Schriftsteller angeht, pflegte vor ziemlich genau 50 Jahren, genauer gesagt im Bundestagswahlkampf 1965, Ludwig Erhard diesen Sachverhalt mit dem berühmt gewordenen Begriff "Pinscher" zu umschreiben. Adressat war Rolf Hochhuth, indirekt wurden aber auch weitere Intellektuelle angesprochen, die es sich damals haben angelegen sein lassen, für die Es-Pe-De (O-Ton Grass) in den Wahlkampf zu ziehen.

Witzigerweise hat das damals großes Aufsehen erregt, nämlich in der Richtung, dass Erhard eine Art Majestätsbeleidigung sich habe zu Schulden kommen lassen, obwohl Erhard von der offiziellen Position her in traditioneller, altertümlicher Denkweise doch eher die Majestätsfunktion zukam.

Erhard hatte lediglich 'n bissle ruppig ausgeteilt, Wahlkampf halt:

Zitat von Ludwig Erhard 1965
Banausen und Nichtskönner, die über Dinge urteilen, von denen sie einfach nichts verstehen... Es gibt einen gewissen Intellektualismus, der in Idiotie umschlägt


Eine gewisse Neo-Oberschicht war darob indigniert: Gewisse Schriftsteller, die die Funktion einer Art geistiger Oberschicht adaptiert hatten, gegen die man nichts sagen darf (intellektuell=Oberschicht), wenn man zum Justemilieu gehören will, obschon doch das Antiautoritäre zu dieser Zeit zwar noch nicht in voller Blüte stand, aber schon mächtig in Fahrt war.

Was heißt das? Oberschichten werden nicht ersatzlos vom Sockel gestoßen. Auch diejenigen, die freudig Autoritäten anpinkeln, haben ihrerseits wiederum ihre Heiligen, wie in diesem Beispiel eine intellektuelle Aris­to­kra­tie aus Schriftstellern, die qua Status ("intellektuell") angeblich Bescheid wissen. Oder auch: Wie antiautoritär sind die selbsternannten Antiautoritären wirklich?

Dass jedenfalls von Oberschicht in D im Sinne von institutionellen oder jedenfalls quasi-institutionellen Eigenschaften anders als z.B. in F - grandes écoles - nicht gesprochen werden kann, wie Meister Petz - wenn ich das richtig verstanden habe - argumentiert, das zeigt ja auch die Diskussion hier. Die definitorischen Ideen bzw. Kriterien, die angelegt werden, sind doch arg plural (eine gute Sache doch, eigentlich - aus liberaler Sicht ) und sie scheinen stark in Richtung Oberschicht qua Reputation zu gehen - und da wird's halt wachsweich. Da hat jeder so seine eigene Lieblingsoberschicht - sei es in freundlicher oder eher unfreundlicher Manier - , was ja gar nicht so schlecht ist - aber andererseits womöglich auch zeigt: So ganz ohne Die-da-oben kann und will man nu auch nicht leben.

Herzlichst
Dennis

Paul Offline




Beiträge: 1.285

16.03.2015 22:18
#54 RE: Gibt es in Deutschland eine Oberschicht? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #50

Zitat von Paul im Beitrag #49
Welche Kompetenz hat ein Schriftsteller in politischen Fragen? Keine oder eine Jedermannkompetenz.
Das gilt für Journalisten genau so.
Für Politiker erst recht.
Atomausstieg und EEG sind das Ergebnis von Inkompetenz einer Oberschicht.

Wieso hat ein Politiker in politischen Fragen nur eine Jedermannkompetenz? Welche Kompetenz hat dann ein Schreiner in Fragen der Holzbearbeitung?

Gruß Petz


Meine Formulierung ist missverständlich.
Lieber Petz,
in meinem Beispiel für Politiker ging es um Klimapolitik. Es fällt mir gerade ein: In der Wirtschaftspolitik ist es mit der Kompetenz unserer Politiker ebenfalls nicht so gut bestellt.
Ihre Kompetenz liegt wohl mehr im Bereich des politischen Ränkespiels.

LG, Paul

___________________________
JE SUIS JUIF

Paul Offline




Beiträge: 1.285

16.03.2015 22:43
#55 RE: Gibt es in Deutschland eine Oberschicht? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #51

Zitat
Atomausstieg und EEG sind das Ergebnis von Inkompetenz einer Oberschicht.

Nachtrag: Der Atomausstieg ist ein schlechtes Beispiel, weil das Ergebnis der Kompetenz der Politiker exakt der Kompetenz der Bevölkerungsmehrheit entspricht, die den Atomausstieg befürwortet. Also nix mit Oberschicht.

Beim EEG ist es nicht ganz so eindeutig, da sagen zumindest viele, dass es fachlich schlecht umgesetzt ist. Aber die Ziele (Ausbau grüner Stromerzeugung) werden ebenfalls von einer Mehrheit befürwortet.

Gruß Petz



Lieber Petz,
wie kommen Sie darauf, dass es dafür eine Mehrheit in der Bevölkerung gibt?
Ach so, Emnid- und Greenpeace-Umfragen haben das ergeben? Warum macht man keine Volksabstimmung?
Mal ein anderes Beispiel:
Wenn Sie heute fragen ob es eine Nuklearkatastrophe von Fukushima gegeben hat, werden Sie überrascht sein, wer das alles glaubt.
Soviel mal zur Macht der Propagada und zur Verdummung des Volkes.

Leider habe ich für alle diese Umfragen keine konkreten Unterlagen über die Art der Fragestellung und deren Auswertung gefunden.
Aber, das führt uns zu weit vom Thema des Diskussionsgegenstandes weg.

LG, Paul

___________________________
JE SUIS JUIF

Dennis the Menace Offline




Beiträge: 459

16.03.2015 22:48
#56 RE: Gibt es in Deutschland eine Oberschicht? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #43
Zitat von R.A. im Beitrag #42
Zitat von Meister Petz im Beitrag #41
Ich denke schon, dass die Ausbildung - und die Reputation der Ausbildungsstätte - eine massiv höhere Bedeutung für den Zugang zur Oberschicht in Frankreich hat. Oxbridge in England ebenfalls.

Völlig richtig. Die ecoles und Oxbridge/St. Andrews haben eine Bedeutung, mit der keine deutsche Uni mithalten kann. Wer da absolviert hat, ist schon zu 90% drin in der Oberschicht. Aber die Umkehrung gilt halt nicht.

Nicht total, nein. Aber um zum absoluten Führungspersonal der Republik zu gehören, ist es schon ein bedeutender Faktor. Interessant ist zum Beispiel, dass viele davon mehrere besucht haben (Sciences Po und ENA ist eine typische Politikerkombination).

Und was noch wichtiger ist: Es wird, im Gegensatz zu Deutschland, öffentlich thematisiert, welche Ausbildung die Kabinettsminister haben - ein Pauker als Wirtschaftsminister wäre völlig undenkbar.

Gruß Petz


Joschka Fischer is noch 'n besseres Beispiel: Kein Abi, keine abgeschlossene Ausbildung, nischt. Oder auch: Walter Scheel; hat zwar Abitur, hat aber nie 'ne Hochschule von innen gesehen - jedenfalls nicht als Student. Desgleichen Willy Brandt. Franz-Josef Strauß war - wie Gabriel - von Haus aus Pauker, hat den Beruf aber nie ausgeübt - des Krieges wegen; danach denn die politische Karriere - als gelernter Studienrat.


Aber sind das wirklich probate Kriterien? Wenn Voraussetzungen erfüllt werden müssen - außer der, gewählt zu werden - bewegen wir uns doch wieder im Ständischen, oder?

Bildungsbürgerliche Oberschichtkriterien sind in D also offenbar genauso löchrig wie diverse andere, namentlich auch bei Unternehmern. Der Drogerietycoon Rossmann beispielsweise hat Volksschule und anschließend Drogist gelernt - das war's.

Wenn man am Ende des Tages nun die Frage stellt, ob es eher gut oder eher schlecht ist, dass aus der Oberschicht so 'ne wackelpuddingartige, schwer definierbare Melange mit diversen offenen Schnittstellen geworden ist, würde ich sagen: Doch eigentlich eher gut .

Dass der grandes écoles-Zirkus in F für eine dynamische Entwicklung sorgt und das Land voranbringt, kann man doch eigentlich nicht sagen.

Herzlichst
Dennis

adder Offline




Beiträge: 1.073

17.03.2015 07:30
#57 RE: Gibt es in Deutschland eine Oberschicht? Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #54
Zitat von Meister Petz im Beitrag #50

Zitat von Paul im Beitrag #49
Welche Kompetenz hat ein Schriftsteller in politischen Fragen? Keine oder eine Jedermannkompetenz.
Das gilt für Journalisten genau so.
Für Politiker erst recht.
Atomausstieg und EEG sind das Ergebnis von Inkompetenz einer Oberschicht.

Wieso hat ein Politiker in politischen Fragen nur eine Jedermannkompetenz? Welche Kompetenz hat dann ein Schreiner in Fragen der Holzbearbeitung?

Gruß Petz


Meine Formulierung ist missverständlich.
Lieber Petz,
in meinem Beispiel für Politiker ging es um Klimapolitik. Es fällt mir gerade ein: In der Wirtschaftspolitik ist es mit der Kompetenz unserer Politiker ebenfalls nicht so gut bestellt.
Ihre Kompetenz liegt wohl mehr im Bereich des politischen Ränkespiels.

LG, Paul



Lieber Paul, das ist mir zu einseitig. Mir fallen auf Anhieb mindestens drei Politiker ein, deren wirtschaftspolitische Kompetenz mir vollkommen ausreichend erscheint: Rainer Brüderle, der Volkswirtschaft studiert hat und sein gesamtes politisches Leben in der Wirtschaftspolitik verbracht hat; Andreas Lenz, Bankkaufmann und promovierter Betriebswirt - und Astrid Grotelüschen (so ungern ich sie als Person mag), die nach einigen Arbeitgebern gemeinsam mit ihrem Mann seinen Familienbetrieb leitete.
Auch - so ungern ich das zugeben mag - die SPD hat einen Wirtschaftspolitiker, der ausreichende Kompetenz mit sich bringt: nämlich Bernd Westphal, der in seiner Karriere vor der Politik als Betriebsstatistiker und Gewerkschafter einiges gesehen hat. Scheint mir durchaus fundierte Erfahrung zu haben - auch wenn er sie falsch anwendet.

Ich hielte es aber für verkehrt, wenn ich nur Politikern Kompetenz zusprechen würde, die tatsächlich meine Positionen vertreten. Ich könnte mich ja irren - und sie könnten recht haben. Kompetenz alleine reicht nicht, um Wahlen zu gewinnen, sie reicht auch nicht, um akzeptable Politik zu machen. Um in mathematischer Sprache zu reden: Kompetenz ist zwar eine notwendige Bedingung, aber keine hinreichende. Zu ihr müssen sich noch Durchsetzungsfähigkeit, ja auch die Kompetenz zum politischen Ränkespiel, Erklärungsfähigkeit und -willigkeit [ich halte es für notwendig, dass Politiker den Bürgern ihre Entscheidungen erklären (und erklären können)] und ein ehernes Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zur Marktwirtschaft gesellen.

Politiker gehören für mich - um den Bogen zum Thema dieses Fadens zu schlagen - aber nicht automatisch zur Oberschicht, wenn es denn eine gibt.

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