Und ein ganz wesentlicher Punkt fehlt noch: Die Regel "nur Landtagsparteien dürfen in die Diskussion" gab es ja schon. Und die ist zwar journalistisch nicht sehr überzeugend, aber wenigstens eindeutig.
Diese Regel hat der SWR vor der letzten Landtagswahl gekippt - damit Grüne und Linke ins Fernsehen kommen konnten. Und jetzt wieder Rolle rückwärts, weil eben die AfD Nutznießer wäre.
Ich halte das Staatssender-System nicht mehr für reformierbar. Einige kleine Bereiche (Arte, KiKa, Regionalsender) kann man als echte staatliche Aufgabe definieren und dann auch mit normalen Steuern finanzieren anstatt mit der skandalösen Haushaltsabgabe. Aber der Rest muß wohl geschlossen oder privatisiert werden.
Zitat von R.A. im Beitrag #2 Diese Regel hat der SWR vor der letzten Landtagswahl gekippt - damit Grüne und Linke ins Fernsehen kommen konnten. Und jetzt wieder Rolle rückwärts, weil eben die AfD Nutznießer wäre.
Das weiss der Sender ja auch durchaus selbst, deswegen hat man sich ja auch gar nicht versucht darauf zu berufen. Es ist noch viel grotesker: Man berief sich auf seinen Informationsauftrag, den man ja nicht erfüllen könne, wenn die Grünen und die SPD nicht dazu kämen. Davon mal abgesehen, dass es reichlich verlogen ist, ist das ja card blanche für jeden entsprechenden Unsinn. Dann darf man ja auch kein kritisches Interview mehr führen, weil sonst die betreffende Person in Zukunft keine mehr gibt. Oder in einer Talkshow auch mal frech nachfragen, weil der Gast sonst nicht wiederkommt. Obwohl, wenn ichs recht bedenke entspricht das ja durchaus dem realen Zustand beim ÖR. Wenn man dort nur einen Funken Anstand hätte, dann hätte man sich schlicht hingestellt und eben deutlich gesagt, dass man sich nicht erpressen lässt und es eben das Problem von Grünrot wäre, wenn man sich einer Debatte nicht stellen könnte. Aber wie gesagt, Rückrat und Intendant, das passt einfach nicht. Da "knirscht" man lieber die Zähne. Wers glaubt....
Zitat Einige kleine Bereiche (Arte, KiKa, Regionalsender) kann man als echte staatliche Aufgabe definieren und dann auch mit normalen Steuern finanzieren anstatt mit der skandalösen Haushaltsabgabe.
Ob man das Steuer oder Haushaltsabgabe nennt ist eigentlich wurst, eine Steuer ist es ohnehin. Man versucht nur den Begriff zu vermeiden, weil sonst wieder rauskommt, dass die Steuern doch höher sind als man gerne erzählen möchte, zudem will man ja einen von Staatsferne schwätzen.... Nein, ich bin nicht der Meinung das man da noch irgendeine Staatsaufgabe definieren sollte oder finanzieren sollte. In vielen westlichen Ländern gibt es keinerlei staatliche Sender und die sind nicht weniger informiert als "wir". Im Gegenteil, die demokratische Kultur in Deutschland ist im Vergleich in vielen Bereichen deutlich unterentwickelt. Vielleicht gerade durch die staatlichen "Demokratiewächter". Wir haben ja auch keine Staatspresse oder Staatssuchmaschine oder Staatsportale. Und kommen prima ohne aus.
Zitat Aber der Rest muß wohl geschlossen oder privatisiert werden.
Da muss man wohl ehrlich sagen, da ist praktisch nix zu privatisieren. Vielleicht mal ab von der Sendung mit der Maus oder dem Telekoleg (so es dieses noch gibt, ich habe immer noch keine Glotze). Die ÖR produzieren zu einem vielfachen der Kosten als die Privaten. Das ist wie bei der Neckermann-"Privatisierung". Da war den Name interessant, die dahinter stehende Logistik war so veraltet und teuer, dass alle grossen Versandhändler dankend verzichtet haben. Wer will denn diesen Beamtenhaufen haben ?
Ich kann Ihnen in allem was Sie schreiben zustimmen, lieber Llarian.
Hugo Müller-Vogg hat zufälliger Weise zu diesem Thema der "Lügenpresse" heute einen in meinen Augen ebefalls hervorragenden Artikel bei Roland Tichy online gestellt.
Ich neige dazu, seiner Analyse ebenfalls zuzustimmen.
Wir haben in diesem Land über den öffentlich, rechtlichen Rundfunk eine steuerfinanzierte Parteipropaganda, die sich als Demokratiestütze "labelt" und eine Verfassung, welche das duldet. Dazu haben wir eine unabhägige Presse, die ihren Auftrag viel mehr darin sieht (präferierte) Parteipolitik zu vermarkten, als unabhängig zu berichten.
Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich dies weiter entwickelt, was meines Erachtens auch ganz wesentlich vom Verhalten der "Medien Rezipienten" abhängen wird. Bei der FAZ nehme ich persönlich zum Beispiel durchaus eine Veränderung über die letzten Wochen wahr. Bleibt abzuwarten, ob sie grundsätzlicher oder taktischer Natur ist.
Beim ÖRR habe ich leider Zweifel, dass sich hier (zeitnah) etwas ändern wird. Diesen Gordischen Knoten könnte man nur durchschlagen. Aber wer soll das tun?
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Ich stimme Ihnen rundum zu, weiß aber nicht, was gegen "Lügenpresse" spricht. Natürlich wird nicht nur "gelogen", aber eben sehr oft. Und natürlich wird permanent versucht, die gewünschte Gesinnung unter die Leute zu bringen. Dies übrigens bereits seit ganz vielen Jahren. Als weiland die rot-grüne Koalition installiert wurde, hatte dies eine Verstärkung der Anstrengungen zur Folge, linkes/grünes Gedankengut unter die Leute zu bringen. Seither wissen wir durch Dauerberieselung: Links ist gut, rechts (in welcher Wortkombination auch immer) ist schlecht. So einfach ist das. Von daher ist das Verwenden von rechts+xxx als Attribut auch eine Lüge, denn natürlich ist z.B. jede Partei populistisch, aber nur die AfD bekommmt dieses Attribut umgehängt, verstärkt durch "rechts". Jeder, der heute "rechts" hört, denkt sofort an "Nazi". Bravo, möchte man da sagen!
Kurzum: Aus meiner Sicht wird gelogen, desinformiert und verdreht, daß sich die Balken biegen.
Ihre Ausführungen zur GEZ sind sehr wahr. Es gibt mittlerweile wohl auch Leute, die grundsätzlich keine Gebühren mehr zahlen - und dafür auch in Erzwingungshaft gehen. Das kann in diversen Blogs nachgelesen werden. Ich selbst enthalte mich fast aller GEZ-"Informationssendungen" (besser: GEZ-"Schwarzer Kanal"). Auch Zeitungen sind kaum noch zu ertragen, es gibt ganz wenige Ausnahmen.
Sie fragen zu Recht am Schluß, warum wir uns über "Russia Today" beschweren. Ich mache das nicht. Auch dort wird natürlich Meinungsmache betrieben. Aber immerhin: Die letzten Weihnachts- und Neujahransprachen waren für mich unerträglich, bei Gauck und Merkel wird mir mittlerweile fast körperlich schlecht. Ich habe mir daher die Neujahransprache des russischen Präsidenten angehört. Sie war kurz, motivierend, hat das eigene Volk (auch ein bei uns mittlerweile verpönter Begriff!) angesprochen - und endete mit der Nationalhymne (Chor). Ich fand das gut - und hatte einen ganz kleinen Moment den Gedanken, ob denn so etwas nicht auch in Deutschland möglich sein könnte, ein bißchen wenigstens. Aber der Gedanke war sofort wieder weg - und kam nicht wieder.
Zitat von HStafo im Beitrag #5Ich stimme Ihnen rundum zu, weiß aber nicht, was gegen "Lügenpresse" spricht.
Dann sollten Sie vielleicht den älteren, verlinkten Beitrag aus Zettels Raum lesen, lieber HStafo. Kurz zusammengefasst müsste man sagen, der Begriff Lügenpresse ist (a) sachlich falsch und (b) verbietet sich aufgrund seines historischen Kontextes. Aber, wie gesagt, lesen Sie es ruhig nach.
Zitat Kurzum: Aus meiner Sicht wird gelogen, desinformiert und verdreht, daß sich die Balken biegen.
Sie werden sich sehr schwer tun echte "Lügen" zu finden, lieber HStafo. Um schon meinen Vergleich aus dem früheren Beitrag hier einzubringen: Ein Gebrauchtwagenhändler wird Sie in aller Regel auch nicht belügen, er wird Sie vielleicht täuschen, Ihnen eine Wahrheit verschweigen oder einen falschen Eindruck vermitteln. Das Lügen dagegen wird er vermeiden. Das ist in der Presse nicht anders.
Zitat Ihre Ausführungen zur GEZ sind sehr wahr. Es gibt mittlerweile wohl auch Leute, die grundsätzlich keine Gebühren mehr zahlen - und dafür auch in Erzwingungshaft gehen.
Selbst schuld. Bei aller Sympathie: Wir leben in einem Rechtsstaat und die GEZ ist demokratisch beschlossen. 200 Flocken im Jahr genügen mir nicht, um mir meine eigene Biographie mit zivilem Ungehorsam zu verderben. Da müsste schon ein bischen was mehr her. Ich habe im letzten Jahr ein vielfaches für den Energieirrsinn bezahlen müssen, da ist die GEZ ein Ärgernis, aber auch nicht viel mehr. Für die richtige Sache vielleicht, aber nicht für 200 Flocken.
Zitat Ich selbst enthalte mich fast aller GEZ-"Informationssendungen" (besser: GEZ-"Schwarzer Kanal").
Ich enthalte mich aller Sendungen, ich habe keine Glotze. :) Und nebenbei, der Vergleich mit dem schwarzen Kanal ist eine Relativierung von Sudel-Ede. Das sollte es auch nicht sein. Obwohl. Wenn ich mir Monitor ansehe. Vielleicht doch. Oder nicht. Ach, ich weiss nicht.
Zitat Sie fragen zu Recht am Schluß, warum wir uns über "Russia Today" beschweren. Ich mache das nicht.
Das war ein rethorisches Schlusswort, lieber HStafo. Ich beschwere mich selbstredend über "Russia Today" was ja nichts weiter als ein staatlicher Propagandasender ist. Das mache ich genau im selben Atmenzug wie ich mich über den ÖR beschwere. Und ob Putin sein Volk so sehr mit einer massiven und nicht aufhörenden Rezession motiviert, lasse ich mal dahingestellt. Sie selber haben oben Sudel-Ede in die Diskussion eingebracht. Glauben Sie wirklich, dass der irgendjemanden in seinem Denken beeinflusst hat ? Ich glaube das nicht. Weil die Leute Augen im Kopf haben und sehen was passiert. Und wenn Putin im Fernsehen motiviert, die Preise für Babynahrung sich aber mal eben vervielfachen, dann ist die Wirkung ähnlich. Motivieren kann man, wenn man eine Realität hat, auf die man verweisen kann. Durchhalteparolen haben noch nie nachhaltig funktioniert. Allerdings gebe ich Ihnen an einer Stelle Recht: Die russische Hymne ist wirklich eine wunderschöne, wenn sie von einem Chor vorgetragen wird.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #4 Hugo Müller-Vogg hat zufälliger Weise zu diesem Thema der "Lügenpresse" heute einen in meinen Augen ebefalls hervorragenden Artikel bei Roland Tichy online gestellt.
Ein sehr guter Artikel, lieber n_s_n. Man merkt das Herr Müller-Vogg nicht nur besser schreiben kann als ich, sondern auch mehr Zeit dafür hat.
Zitat Bei der FAZ nehme ich persönlich zum Beispiel durchaus eine Veränderung über die letzten Wochen wahr. Bleibt abzuwarten, ob sie grundsätzlicher oder taktischer Natur ist.
Taktisch. Da bin ich ziemlich sicher. Die FAZ traut sich immernoch nicht ihr Leserforum aufzumachen, wenn irgendein Kontakt mit dem Flüchtlingsproblem da ist. Und es werden auch langsam wieder Weichmacher Artikel eingebracht. Man will seine Stammleser nicht vergraulen, aber die Richtung wird sich wieder relativieren.
Zitat Beim ÖRR habe ich leider Zweifel, dass sich hier (zeitnah) etwas ändern wird. Diesen Gordischen Knoten könnte man nur durchschlagen. Aber wer soll das tun?
Das kann ich Ihnen sagen, niemand und alle. Im Rahmen unserer "heutigen" Politik wird das gar nicht geschehen. Alle etablierten Parteien haben Interesse am Fortbestehen der ÖR, selbst die FDP ist inzwischen auf diesen Zug aufgesprungen. Das ist eine wunderbare Entsorgungsmöglichkeit für verdiente Funktionäre, zum anderen hält der ÖR einem die Konkurrenz vom Leib. Aber es muss nicht bei unserer heutigen Politik bleiben. Wir erleben im Moment etwas, was wir seit 70 Jahren in Deutschland nicht erlebt haben: Eine existenzbedrohende Krise. Und im Moment ist der derzeitige Politikbetrieb nicht in der Lage mit dieser Krise umzugehen. Im Gegenteil, sie wird jeden Tag ein bischen mehr verschärft, weil zum einen immer noch tausende (!) pro Tag kommen, zum anderen die Millionen (!), die hier sind, jeden Tag ein bischen mehr begreifen, dass sich ihre Versprechungen nicht erfüllen. Wir sitzen auf einem massiven Pulverfass und keiner macht die Lunte aus. In einer solchen Lage kann irgendwann alles mögliche passieren. Auch politische Erdbeben. Mit allen Folgen die dazu gehören. Das ironische an der Situation ist ja, das wir es über Jahrzehnte gewohnt waren und sind, dass Scheinprobleme ("Waldsterben", "BSE", "Tschernobyl", "Fukushima", etc. pp) zu Katastrophen erhoben wurden, aber tatsächliche Krisen praktisch nicht existiert haben. Und jetzt, wo wir wirklich eine haben, stehen Medien und Politik da und pfeifen als ob da gar nichts wäre. In seiner solchen Situation kann vieles passieren. Vielzuvieles für meinen Geschmack.
Zitat von Llarian im Beitrag #7Das kann ich Ihnen sagen, niemand und alle. Im Rahmen unserer "heutigen" Politik wird das gar nicht geschehen. Alle etablierten Parteien haben Interesse am Fortbestehen der ÖR, selbst die FDP ist inzwischen auf diesen Zug aufgesprungen.
Diese Meinung teile ich, daher meine rhetorische Frage. Ich teile ebenfalls Ihre Auffasung, dass nur eine sehr grundsätzliche Änderung in unserem derzeitgen Poiltikbetrieb dazu führen kann, den ÖRR abszuschaffen.
Zitat von Llarian im Beitrag #7In seiner solchen Situation kann vieles passieren. Vielzuvieles für meinen Geschmack.
Leider teile ich auch diese Ihre Sorge. Noch mehr als das. Ich sehe viel mehr Risiken als Hoffnungen für die derzeitige politische Kultur unseres Landes durch die aktuelle Krise. Vor allem in der Spaltung des Volkes und der dadurch verursachten Orientierung zu den politischen Rändern sehe ich die große Gefahr. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Tatsache, dass diese Spaltung von den großen Volksparteien und sogar unserem Bundespräsidenten befeuert wird, die beide eher ausgrenzende als integrierende Worte finden im Hinblick auf die eigene Bevölkerung (Hell- und Dunkeldeutschland, Pack, etc.). Ich glaube diese Menschen wollen Europa retten und bemerken nicht, wie sie Deutschland bzw. seine (bisher) stabile Ordnung dabei zugrunde richten.
Zitat von Llarian im Beitrag #7Das ironische an der Situation ist ja, das wir es über Jahrzehnte gewohnt waren und sind, dass Scheinprobleme ("Waldsterben", "BSE", "Tschernobyl", "Fukushima", etc. pp) zu Katastrophen erhoben wurden, aber tatsächliche Krisen praktisch nicht existiert haben. Und jetzt, wo wir wirklich eine haben, stehen Medien und Politik da und pfeifen als ob da gar nichts wäre.
Dieser Gedanke war ja die zentrale Motivation für einen meiner Gastbeiträge auf diesem Blog Anfang November des letzten Jahres. Ich versuchte das was Sie hier benennen mit den Begriffen der "mittelbaren" und "unmittelbaren" Probleme zu unterschieden und als einen möglichen Grund für unsere aktuelle Staatskrise zu begreifen. -- Leider bin auch ich kein zweiter Hugo Müller-Vogg. Eher der rhetorische Ochsenkarren, denn ein Ferrari.
Mittlerweile glaube ich, es gibt in der Politik eigentlich nur ein wirklich "ultimativ unmittelbares" Problem und das ist die Frage über "Krieg und Frieden", eine Frage die sich faktisch für bundesrepublikanische Politik nie stellte, aufgrund dessen ihr die Erfahrung mit ebendieser fehlt. Anfangs lag diese Frage in Händern der allierten Besatzungsmächte, später stellte sie sich nicht mehr.
Leider verstärkt sich mein Eindruck immer mehr, dass unsere aktuelle Staatskrise genau darauf hinauslaufen könnte: Auf eine Frage zwischen Krieg und Frieden, denn die Gefahr ist immer die schlimmste, die man zu erkennen nicht in der Lage ist. Vielleicht zunächst ein Bürgerkrieg, im schlimmsten Fall in der Folge ein Flächenbrand, über die deutschen Grenzen hinaus. Diese Möglichkeit gewinnt meines Ermessens mit jedem Tag, an dem die Verantwolichen der Politik weiterhin die unterliegenden Probleme der aktuellen Staatskrise mit Euphemismen hinwegdefinieren, ein bisschen mehr an Eintrittswahrscheinlichkeit.
Ideologie kann die Realität für Einzelne über längere Zeiträume durchaus ersetzen aber nicht für alle auf immer ausser Kraft setzen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Llarian im BlogVorgeschlagen wurde dann im kleinen Zimmer die Begriffe Pippi-Langstrumpf-Presse (Tiefseetaucher) und später dann Gesinnungspresse (Yossarian).
Die Zahl der Synonyme nimmt zu. Da gibts ja auch noch "Lückenpresse" (M. Klonovsky) & "Pinocchio-Presse" (F. Petry). Mir ist vor einiger Zeit der Begriff Münchhausenmedien zugeflogen angesichts der ergreifenden Berichte über die 100-Jährigen, die binnen Monatsfrist 10.000 Kilometer Wüste durchschwimmen, um hier gleich dem Mangelberuf des Geldbörsenfinders nachzugehen. Gestern haben wir dank Deutscher Welle gelernt, wer da vor Calais Dchungelcamp XL spielt.
Zitat von "Dschungel" in Calais wird geräumtEr hofft, dass es weiterhin eine Lösung für den "Dschungel" geben wird. "Es ist schon schwer, jemanden zu erklären, was das internationale System alles zulässt. Zur aktuellen Situation gehört, dass Ärzte und Wirtschaftsprüfer in Zelten und Baracken bei eisigen Temperaturen leben."
Ein Metier, ausgeübt von Journalunken & Presstituierten (in Anlehnung ans engl. "Presstitutes" - geprägt je nach Auskunft von Gerald Celente oder Paul Craig Roberts - letzterer schreibt es ersterem zu).
In England, vor genau 300 Jahren, wo es zum ersten Mal eine wirklich freie Presse (ab 1695, nachdem das Parlament das Lizenzgesetz von 1662 nicht verlängert hatte, nach dem jeder Drucker eine Parlamentsfreigabe benötigte) gab (& zum ersten Mal bis ins Mark korrumpierte Teile davon) firmierte die Branche unter "Grub Street". Nicht wegen der Assonanzen (entweder verbal zu "Schweinen, die im Dreck wühlen" (grubbing in the mud) oder substantivisch zu den Maden (grubs), die im Verwesten wimmeln - obwohl das anschließend mitschwang), sondern aufgrund der damals noch existenten Londoner Grub Street. (Die aber nicht umsonst so hieß: die Branche war schmierig, aber nicht reich.) Diverse englische Regierungen, besonders unter Premier Robert Walpole, haben da aus Reptilienfonds Staatspropaganda finanziert durch "unabhängigen Journalismus". Ecclesiastes 1:9. 1891 ist das von George Gissing für seine Ägide in "New Grub Street" bruchlos weitergeführt worden (das gabs mal von ~30 Jaren id "Anderen Bibliothek" als "Zeilengeld"). Das geht dann aber, auch über die späteren Romanspiegelungen (Böll, Tom Wolfe & dgl.), immer mehr in die Richtung Baby Schimmerlos.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #4Hugo Müller-Vogg hat zufälliger Weise zu diesem Thema der "Lügenpresse" heute einen in meinen Augen ebefalls hervorragenden Artikel bei Roland Tichy online gestellt.
Ich neige dazu, seiner Analyse ebenfalls zuzustimmen.
Ja, Müller-Vogg schreibt, dass der politische Standort der Journalisten überall durchdringt. Ein einfaches Beispiel ist das Adjektiv 'umstritten' vor Personen. Gerade sprang mir wieder 'der umstrittene US-Präsidentschaftanwärter Trump' in die Augen. Versuche ich zu googeln nach 'umstrittene Bundeskanzlerin' bietet mir Google keinen direkten Treffer an. Bei 'umstrittener Präsidentschaftskandidat' dominieren die Treffer bei Trump. Bush, u.a. scheinen zu fehlen (so weit wollte ich nicht nachforschen). Wer mag, darf gerne selbst experimentieren, aber die gezielte Benutzung dieses Adjektivs ist bewusste oder unbewusste Manipulation. Genau genommen dürfte es keinen Menschen geben, der seinen Kopf öffentlich herausstreckt, der nicht umstritten ist. Aber es gibt welche, denen die Journalisten das regelmäßig anhängen.
Ich habe interessehalber nach 'umstrittener AfD' gesucht. Lucke war umstritten, Höcke wird zur 'umstittenen Figur', der Baden-Württemberger Meuthen scheint nicht umstritten.
Zitat von "Dschungel" in Calais wird geräumtZur aktuellen Situation gehört, dass Ärzte und Wirtschaftsprüfer in Zelten und Baracken bei eisigen Temperaturen leben."
Ärzte ist gut. Wahrscheinlich sind die so bezeichneten auch in ihrer Heimat als medizinisches Personal bezeichnet worden. Wobei mir eher ein anderer Begriff passend erscheinen würde: nämlich das gute alte "Wundscherer", "Barbier" oder "Quacksalber". Da gibt es (westlich unterstützte und unterrichtete) Homöopathen: http://homeopathyforhealthinafrica.org/ http://www.tagesspiegel.de/wissen/homoeo...t/10354586.html
Zitat von Llarian im Beitrag #3Ob man das Steuer oder Haushaltsabgabe nennt ist eigentlich wurst, ...
Nicht ganz. Die "Haushaltsabgabe" ist das einzige Beispiel einer Steuer, die nicht an einen Verbrauch und nicht an die Leistungsfähigkeit gekoppelt ist. Also noch viel ungerechter als das übrige Steuersystem.
Zitat Nein, ich bin nicht der Meinung das man da noch irgendeine Staatsaufgabe definieren sollte oder finanzieren sollte.
Inhaltlich bin ich Deiner Meinung. Der Vorschlag mit arte aus dem Kulturhaushalt ist schon ein Kompromiß, um die Forderung durchsetzbar zu machen. Ich habe keine Lust 95% ZDF/ARD-Unsinn weiterzufinanzieren, nur weil sich alle möglichen Leute so für die 5% Nischenproduktionen begeistern. Sollen sie doch arte behalten, kostet fast nichts (und ist auch durch völkerrechtliche Verträge abgesichert). Hauptsache wir kriegen die Propaganda-Nachrichten weg.
Zitat da ist praktisch nix zu privatisieren.
Sag' das nicht! Ich bin sicher, für jede Sendeanstalt gäbe es private Bieter, die dafür Geld auf den Tisch legen würden. Die Infrastruktur, ein Teil des Personals, die Marke - da ist was draus zu machen. Natürlich würden die neuen Besitzer ganz gründlich ausmisten und die meisten Verwaltungskosten einsparen (Inhalte werden ja ohnehin weitgehend über Dritte produziert).
Zitat von Llarian im Beitrag #7Im Rahmen unserer "heutigen" Politik wird das gar nicht geschehen. Alle etablierten Parteien haben Interesse am Fortbestehen der ÖR, selbst die FDP ist inzwischen auf diesen Zug aufgesprungen. Das ist eine wunderbare Entsorgungsmöglichkeit für verdiente Funktionäre, ...
Das stimmt nicht ganz. Die Entsorgung von Funktionären ist völlig unwichtig. Der ÖR bietet fast überhaupt keine Pfründen für irgendwelche Parteipolitiker. Die Politiker hängen deswegen so an den staatlichen Sendern, weil die per Auftrag deutlich mehr über Politik berichten müssen als das die privaten Sender tun. Bei Privatisierung der Sender gäbe es deutlich weniger Möglichkeiten, sich als Person (und manchmal sogar mit Inhalten) der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Falsch ist, daß die FDP "inzwischen auf den Zug aufgesprungen" wäre. Ganz im Gegenteil. Sie war früher (wie alle anderen) komplett auf diesem Zug und ist inzwischen schon fast runtergesprungen. In keiner anderen Partei gibt es mehr Gegenwind für die Staatssender, und vielleicht reicht es inzwischen sogar für die Mehrheit. Eigentlich gibt es diese Mehrheit nur noch, weil es in der FDP so viele Freunde von arte etc. gibt ...
Die letzten Wochen haben dem Staatssendersystem schwere Schläge versetzt und ich sehe generell gute Chancen, daß es hier Verbesserungen gibt.
Zitat von R.A. im Beitrag #16Die Entsorgung von Funktionären ist völlig unwichtig. Der ÖR bietet fast überhaupt keine Pfründen für irgendwelche Parteipolitiker.
Liegt hier was aus der Kategorie "Mißverständns" vor? Entsorgungssparten sind ja Aufsichtsräte & BS (Bruxelles-Strasbourg), aber über die Rundfunkräte hängen die Parteyungen ja so was mit im System... & das auch durchaus materiell.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #17 aber über die Rundfunkräte hängen die Parteyungen ja so was mit im System... & das auch durchaus materiell.
Ich weiß nicht, welche Aufwands-Entschädigung ein Rundfunkrat bekommt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein hoher Betrag ist. Wahrscheinlich wenige Tausend Euro im Jahr.
Zitat von Llarian im Beitrag #3Ob man das Steuer oder Haushaltsabgabe nennt ist eigentlich wurst, ...
Nicht ganz. Die "Haushaltsabgabe" ist das einzige Beispiel einer Steuer, die nicht an einen Verbrauch und nicht an die Leistungsfähigkeit gekoppelt ist. Also noch viel ungerechter als das übrige Steuersystem.
Die meisten Steuern sind in der Tat entweder an Verbrauch oder an Leistungsfähigkeit gekoppelt. Aber es gibt schon noch mehr Ausnahmen.
Zum Beispiel die Grundsteuer: ist wie die Haushaltsabgabe an eine Immobilie gekoppelt. Und wird letztlich - da umlagefähig - wie auch die Haushaltsabgabe vom Mieter getragen.
Zitat von R.A. im Beitrag #15 Nicht ganz. Die "Haushaltsabgabe" ist das einzige Beispiel einer Steuer, die nicht an einen Verbrauch und nicht an die Leistungsfähigkeit gekoppelt ist. Also noch viel ungerechter als das übrige Steuersystem.
Ich finde Pro-Kopf Abgaben nicht prinzipiell falsch. Wenn man den Unsinn der ÖR glauben würde, schaffen diese ja erst die demokratische Gesellschaft, von der wir alle profitieren. Wie dem aber auch sei, eine Steuer ist es so oder so.
Zitat Der Vorschlag mit arte aus dem Kulturhaushalt ist schon ein Kompromiß, um die Forderung durchsetzbar zu machen.
Ich glaube, wie schon gesagt, nicht, dass ein solcher Kompromiss überhaupt möglich ist. 80% der deutschen Politik will die ÖR. Ohne echte Umschwünge im Politikbetrieb ändert sich daran nix.
Zitat Ich bin sicher, für jede Sendeanstalt gäbe es private Bieter, die dafür Geld auf den Tisch legen würden. Die Infrastruktur, ein Teil des Personals, die Marke - da ist was draus zu machen.
Das ist eher eine Schrottverwertung (die Hallen, die Neckermann gebaut hat, wird auch heute irgend jemand nutzen, nur eben nicht als Versandhändler). Die ÖR produzieren zu einem vielfachen der Kosten der Privaten, warum sollten diese diese Strukturen aufkaufen ? Wenn die Privaten größer werden wollen, kaufen die heute einfach zu. Die Marke, naja, vielleicht, aber wie immer deutlicher wird, ist die auch nicht mehr soviel wert. Natürlich wird man die Vortänzer (Illner, Maischberger, you name it) dann bei den Privaten auftauchen. Aber die gehören sich selber. Ich glaube, wenn man den ganzen ÖR privatisiert macht der Staat einen sehr übersichtlichen Gewinn, der nicht im Ansatz ausreichen würde alleine die ganzen Pensionen der Willis zu zahlen, die da jahrelang rumgesessen haben.
Zitat von R.A. im Beitrag #16[quote="Llarian"|p129769]Falsch ist, daß die FDP "inzwischen auf den Zug aufgesprungen" wäre. Ganz im Gegenteil. Sie war früher (wie alle anderen) komplett auf diesem Zug und ist inzwischen schon fast runtergesprungen. In keiner anderen Partei gibt es mehr Gegenwind für die Staatssender, und vielleicht reicht es inzwischen sogar für die Mehrheit. Eigentlich gibt es diese Mehrheit nur noch, weil es in der FDP so viele Freunde von arte etc. gibt ...
Wann ist man von dem Zug heruntergesprungen? Die FDP hat in den Landesregierungen die derzeit gültigen Rundfunkstaatsverträge mitgetragen. Diese sind die Rechtsgrundlage dafür, daß die Länder eine Kopsteuer eingeführt haben (obwohl sie dafür gar keine Steuerhoheit haben) und daß die öff-rechtliche Rundfunkgestaltung in erster Linie dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen soll, Objektivität und Überparteilichkeit dabei aber lediglich berücksichtigt werden müssen. (Ich habe §11 RStV im Parallelstrang zitiert.)
Zitat von Kölner RundschauIm Zuge seiner Sparmaßnahmen wird der WDR in diesem Jahr nur noch eine statt bislang zwei Karnevalssendungen aus den hauseigenen Arkaden übertragen. ... „Aufgrund der finanziell schwierigen Situation des WDR haben wir uns entschlossen, auf die Live-Sendung am Rosenmontag zu verzichten“, sagte ein Sprecher des Senders. Nach Informationen der Rundschau spart der Sender durch den Verzicht auf die Übertragung eine hohe fünfstellige Summe. Nicht verzichten wird der WDR auf die eigene Tribüne, auf der zahlreiche Ehrengäste während des Rosenmontagszugs rundumversorgt werden. Die Kosten hierfür sollen annähernd so hoch sein wie für die jetzt eingesparte Sendung.
Bei einem Jahresbudget von 1,39 Mrd. € haben wir für nötige Sparmaßnehmen volles Verständnis. Wie Gerd Buurmann treffend anmerkt:
Zitat von Tapfer im NirgendwoKein Problem! Wenn der Rosenmontag in Köln dieses Jahr so gut organisiert sein wird wie der letzte Silvester in Köln, dann werden gewiss genug Sender weltweit von diesem Ereignis berichten!
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Zitat von Kölner RundschauIm Zuge seiner Sparmaßnahmen wird der WDR in diesem Jahr nur noch eine statt bislang zwei Karnevalssendungen aus den hauseigenen Arkaden übertragen. ... „Aufgrund der finanziell schwierigen Situation des WDR haben wir uns entschlossen, auf die Live-Sendung am Rosenmontag zu verzichten“, sagte ein Sprecher des Senders. Nach Informationen der Rundschau spart der Sender durch den Verzicht auf die Übertragung eine hohe fünfstellige Summe. Nicht verzichten wird der WDR auf die eigene Tribüne, auf der zahlreiche Ehrengäste während des Rosenmontagszugs rundumversorgt werden. Die Kosten hierfür sollen annähernd so hoch sein wie für die jetzt eingesparte Sendung.
Nun ja... bloß weg mit dem Staatsfunk. Den Zoch kann auch ein Privatsender übertragen. Wahrscheinlich sogar viel besser.
Zitat Bei einem Jahresbudget von 1,39 Mrd. € haben wir für nötige Sparmaßnehmen volles Verständnis. Wie Gerd Buurmann treffend anmerkt:
Zitat von Tapfer im NirgendwoKein Problem! Wenn der Rosenmontag in Köln dieses Jahr so gut organisiert sein wird wie der letzte Silvester in Köln, dann werden gewiss genug Sender weltweit von diesem Ereignis berichten!
Das steht zu befürchten. Ich lasse meine Frau zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch nur in Begleitung (eines durchtrainierten Mannes) aus dem Haus.
Zitat von Llarian im Beitrag #20Ich glaube, wie schon gesagt, nicht, dass ein solcher Kompromiss überhaupt möglich ist. 80% der deutschen Politik will die ÖR.
Klar, derzeit. Aber als Politiker (insbesondere als Liberaler) darf man nie statisch denken. Die Mehrheiten von heute können die Minderheiten von morgen sein. Die Öffis stehen unter Druck, und die Chancen auf Abschaffung des Systems stehen nicht schlecht.
Zitat Das ist eher eine Schrottverwertung ...
Auch recht. Das Schöne bei Privatisierung ist doch, daß einen das Ergebnis nicht interessieren muß. Es werden sich Käufer finden, die erzielten Beträge sind ohnehin nebensächlich. Und ob die dann den Sendebetrieb reformieren oder in den Büros lieber einen Sextoy-Versand aufmachen - ist doch deren Sache.
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