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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 75 Antworten
und wurde 5.444 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Llarian Offline



Beiträge: 7.117

06.05.2016 16:47
#26 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #4
Bevor ich mich da scheinheilig verbiege und vielleicht noch lächerlich mache, stehe ich lieber dazu durchschnittlich dumm zu sein.

Dann hab Spass dabei und verzichte auf Beiträge ohne thematischen Bezug.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

06.05.2016 16:47
#27 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #20
Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass die Negativzinsen eine Belastung für die Banken darstellen.
Mir ging es nicht um die Banken. Ich wollte nur anschaulich machen, dass der Druck auf sie am Ende beim Kunden ankommt und dass daher negative Zinsen am Ende eine Belastung für den Sparer darstellen.

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #20
Es ging um nichts anderes als diesen Euro-Schein den kaum einer kennt und von dem jetzt was weiß ich alles abhängen soll.
Ich wollte darauf hinweisen, dass die physischen Lagerkosten von Geld steigen. Dies gibt der EZB (zumindest theoretisch) einen größeren Hebel beim nutzen negativer Geldmarktzinsen, die am Ende jeden von uns treffen. Für mich hängt davon erst einmal gar nichts ab. Es ist ein Sachverhalt, den man zur Kenntnis nehmen kann.

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #20
dass sie und ich und die meisten anderen Bürger direkt für die Euro-Rettungspolitik zahlen. Wer denn sonst?
Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass, wenn keiner zahlt, man sich gegebenenfalls mit Alternativen zur Eurorettung auseinandersetzen muß. Bisher wird sehr erfolgreich verhindert, dass die Menschen die "Existenz dieses Gedankens" überhaupt wahrnehmen.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

06.05.2016 16:52
#28 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #6
Mit ist das völlig schnuppe, ich zahl sowieso immer mit Karte und wegen der Negativzinsen mach ich mir auch keine Platte. Ob nun die Steuern erhöht werden oder ich das Geld an die Bank zahlen muss ist doch eh egal, oder?

Nein, überhaupt nicht. Deine Steuer zahlst Du an den deutschen Staat und das Geld bleibt erst einmal im Kreislauf. Was die EZB aber an Negativzinsen produziert ist am Ende Geld das europäisch vergemeinschaftet wird. Ein Kapitalabfluss von einem Prozent im Jahr (?) macht in dem Jahr nur scheinbar nicht viel aus, langfristig ist das eine ziemlich dicke Umverteilung. Ich bin jetzt zu faul um nachzusehen, aber die Sparvermögen in Deutschland liegen in Deutschland so um die drei Billionen. Noch geht die EZB da nur sehr indirekt dran, aber wenn von solchen Vermögen pro Jahr auch nur ein Prozent "vernegativzinst" wird, dann ist das ein Kapitalabfluss von 30 Milliarden Euro.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

06.05.2016 18:08
#29 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #28
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #6
Mit ist das völlig schnuppe, ich zahl sowieso immer mit Karte und wegen der Negativzinsen mach ich mir auch keine Platte. Ob nun die Steuern erhöht werden oder ich das Geld an die Bank zahlen muss ist doch eh egal, oder?

Nein, überhaupt nicht. Deine Steuer zahlst Du an den deutschen Staat und das Geld bleibt erst einmal im Kreislauf. Was die EZB aber an Negativzinsen produziert ist am Ende Geld das europäisch vergemeinschaftet wird. Ein Kapitalabfluss von einem Prozent im Jahr (?) macht in dem Jahr nur scheinbar nicht viel aus, langfristig ist das eine ziemlich dicke Umverteilung. Ich bin jetzt zu faul um nachzusehen, aber die Sparvermögen in Deutschland liegen in Deutschland so um die drei Billionen. Noch geht die EZB da nur sehr indirekt dran, aber wenn von solchen Vermögen pro Jahr auch nur ein Prozent "vernegativzinst" wird, dann ist das ein Kapitalabfluss von 30 Milliarden Euro.


Die Rechnung geht so:
das deutsche Auslandsvermögen beträgt netto (also Forderungen minus Verbindlichkeiten) rund 1300 Mrd. Euro.
Ein Prozent davon sind 13 Mrd.

Allerdings 2 Einschränkungen:

1. Einerseits sind die negativen Folgen für Deutschland höher als diese 13 Mrd.
Denn die EZB kann ggf. die Zinsen um mehr als 1% beeinflussen. Und außerdem ist das ja ein kumulativer Effekt, der sich Jahr für Jahr addiert.

2. Andererseits ist nur ein Teil der Rendite des Auslandsvermögen kurz- oder mittelfristig von der EZB-Zinspolitik abhängig.
Erstens ist ja nicht alles festverzinst angelegt. Anlagen in Toyota-Aktien oder in US-Immobilien werden durch die EZB-Zinspoltik nicht negativ beeinflusst. (Der Effekt könnte sogar anders herum sein: wenn der Euro gegen den Dollar abwertet, dann werden für den deutschen Anleger seine US-Wertpapiere - in Euro gerechnet - wertvoller).*
Und außerdem kann die Zentralbank nur die kurzfristigen Zinsen voll kontrollieren. Die Rendite auf 30-jährige Euro-Staatsanleihen ist relativ unabhängig von der kurzfristigen EZB-Zinspolitik.


* In Klammern:
so ganz verstehe ich das Gejammere der deutschen Sparer wirklich nicht. Keiner ist gezwungen, sein Geld mit 0,2% Festgeld-Konditionen anzulegen.
Es gibt viele Alternativen, die sich über Jahrzehnte besser entwickelt haben als ein Sparkassen-Brief oder eine Lebensversicherung und die auch dem Otto-Normal-Sparer offenstehen. Wenn er denn nur wollte.
Irgendwo habe ich neulich mal gelesen, dass die Rendite deutscher Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland im Schnitt höher ist als die Verzinsung der deutschen Forderungen gegen das Ausland. Was wirklich überraschend ist und auf einen grundsätzlichen Denkfehler bei der (durchschnittlichen) deutschen Anlagestrategie hinweist: die deutsche Bonität ist eine der besten der Welt. Eigentlich müsste sich Deutschland deshalb auch zu sehr günstigen Konditionen verschulden können bzw. müsste vom Ausland eine höhere Verzinsung bekommen als umgekehrt.
Nun ja, "stupid German Money" hat es ja mittlerweile schon zu einem Wikipedia-Eintrag geschafft.
Noch ein Lesetipp: http://www.vanityfair.com/news/2011/09/europe-201109
(Einige kulturelle Beobachtungen des Autors sind ziemlich schlecht und peinlich und können getrost ignoriert werden.
Ansonsten aber sehr spannend: Ein Amerikaner schaut ungläubig auf die - aus seiner Sicht - unglaublich naive deutsche Finanzbranche.
Ein Zitat-Beispiel:
"What Germans did with money between 2003 and 2008 would never have been possible within Germany, as there was no one to take the other side of the many deals they did which made no sense. They lost massive sums, in everything they touched. " )

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

06.05.2016 18:33
#30 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #23
Jährlich steigt aber die Bargeld-Gesamtmenge um über 6%. Wenn der Fuffi eingezogen wird, können wir uns Sorgen machen.
Wenn die Inflation nach dem EZB-Wunsch 2% ist, spielt in gut 100 Jahren der inzwischen abgeschaffte 500er-Schein wertmäßig die Rolle des Fuffis. Die expansive Geldpolitik der EZB gibt aber auch eine mittelfristige Inflationsrate von 5% her (wenn nämlich das Wirtschaftswachstum in Europa weiterhin klein bleibt). Dann wären es nur gut 50 Jahre.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

06.05.2016 18:36
#31 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Lieber Florian, lieber Llarian
der Post mit dem Kopf an die Wand war Ironie - ich hatte versucht mich dumm genug zu stellen um an den vorigen Post anzuschließen und themenbezogen genug um was rüberzubringen. Und das war: Mir ist egal wer mir das Geld aus der Tasche zieht, weg ist weg.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

06.05.2016 18:56
#32 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #26
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #4
Bevor ich mich da scheinheilig verbiege und vielleicht noch lächerlich mache, stehe ich lieber dazu durchschnittlich dumm zu sein.

Dann hab Spass dabei und verzichte auf Beiträge ohne thematischen Bezug.


Kannst Du das nicht sportlich nehmen? Wenn im vornherein schon, ohne dass eine Gegenmeinung auftaucht, eine solche auf das Niveau unterhalb eines durchnittlich dummen Menschen von Dir herabgesenkt wird, ist meine Antwort aber so was von themenbezogen. Mag sein das dieses Thema OT war, aber es war von Dir.
Und im Übrigen war dumm, wenn Du das gründlich gelesen hast, in einen sinngemäßen Bezug zu Platons Apologie gesetzt:
Dumm, aber nicht zu dumm um zu wissen, dass ich nicht(s) weiß.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

06.05.2016 19:52
#33 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #3
Und wer, vor allem im Geldwäsche-Eldorado Deutschland, die Eignung hoher Banknoten für die organisierte Kriminalität ins Spiel bringt, mangelt es an Weltwissen. Weil er keine Krimis kennt.
Denn - Achtung Absolutheitsanspruch! - wer die Wahrheit sucht, wird schnell zu der Vermutung gelangen...das Bargeld wird abgeschafft. Klar, das leuchtet völlig ein. Man muss nur die Wahrheit suchen (wollen).


Den Befund, dass Deutschland eine Humorwüste ist, halte ich für deutlich besser belegt als die Rede vom Geldwäsche-Dorado. Aber sei's drum: Vielleicht mangelt es mir da einfach an Weltwissen, und die Absolutheitsansprüche überlasse ich gern anderen, die diese mit viel mehr Überzeugung und Hartnäckigkeit vorzutragen verstehen als ich.

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #3
Was ist nun logischer und einfacher?
Das mit Bargeld leichter Geldwäsche betrieben werden kann, als mit Überweisungen? Dass die kleinen Scheine dafür weniger gut geeignet sind als die großen (sonst wären wohl 1Cent-Münzen ideal)? Dass es in Krimis bei den "kleinen gebrauchten Scheinen" um vom Staat erpresstes Geld geht, dessen Weg die Ermittler schlechter verfolgen können sollen?


Von anderen Kommentatoren wurde dazu ja schon Stellung genommen: Ein Tor ist derjenige, der mit vielen großen Scheinen Geldwäsche betreiben möchte. Denn das fällt auf und erregt Argwohn. Bargeld wird man eher in kleinen Teilbeträgen waschen. Denn im höherstelligen Bereich hat sich die unbare Zahlung (eine contradictio in adiecto) schon längst durchgesetzt.

Jüngst bei den Panama-Papers wurde man belehrt, dass die Briefkastenfirmen nicht nur von den bösen Steuerhinterziehern, sondern auch von den organisierten Kriminellen und den Terrorismusfinanzierern genutzt werden. Warum so viel Aufwand, wenn es mit den Fünfhundertern doch viel leichter ginge?

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #3
Schon möglich dass bei der Bargeldminimierung zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden sollen. Aber dass es vordergründig nicht um Geldwäsche geht? Nein, glaub' ich nicht.


Wenn es um Geldwäsche ginge, hätte man schon bei der Einführung des Euro auf die großen Scheine verzichten können. Mitte/Ende der 90er und Anfang der 2000er war das Publikum, insbesondere auch das deutsche, für Maßnahmen zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität sicher empfänglicher als heute, da diesem Thema seinerzeit - im Nachgang zum Zerfall des Ostblocks - viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde, als dies gegenwärtig der Fall ist. Warum wird gerade jetzt, im fünfzehnten Jahr der Materialisierung des Euro, die horrende Geldwäschegefahr, die vom 500er ausgeht, entdeckt? Gerade jetzt, da Draghi die Zinsen unter den Gefrierpunkt senkt?

Zettel hat einmal so zutreffend geschrieben, dass die fortschreitende Einschränkung unserer Freiheiten in steter Regelmäßigkeit mit dem Gesundheits- oder Umweltschutz bemäntelt wird. Das Vorschieben des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität und die Terrorfinanzierung erfüllt genau dieselbe Funktion. Vielleicht habe ich da ja etwas verpasst, aber mir wäre entgangen, dass der Impuls für die Abschaffung des 500ers von Sicherheitspolitikern gekommen wäre. Da war schon Draghi die treibende Kraft dahinter.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

06.05.2016 20:18
#34 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #18

1. Der 500er als solcher ist tatsächlich nicht allzu wichtig.
Für niemanden ist es eine ernsthafte Bedrohung seiner Freiheit, wenn es den nicht mehr gibt.


Die Bedeutung des 500ers als Tauschmittel ist gering. Da möchte ich nicht widersprechen. 500er, 200er und 100er sind schon deshalb unpraktisch, da sie in viele Portemonnaies nicht wirklich hineinpassen. Der Sinn des 500ers liegt in seiner Eigenschaft als Wertträger.

Zitat von Florian im Beitrag #18
2. Die Befürchtung ist allerdings, dass es sich hier um eine slippery slope handelt und der 500er nur der erste Schritt zur Abschaffung des Bargelds ist.



Ich frage mich, ob die Kunden sowie der Einzelhandel und die Gastronomie bei der kompletten Abschaffung des Bargeldes mitspielen würden. Dass Kartenzahler an der Supermarktkasse mit dem Transfervorgang viel länger beschäftigt sind als der Barzahler, ist ein durch unmittelbare Anschauung belegbares Faktum und macht weder den in der Schlange Wartenden noch dem Supermarktinhaber Freude. Ich möchte nicht wissen, wie lustig es für den Bäcker oder den Metzger ist, bei jeder verkauften Butterbrezen oder Wurstsemmel den nach Abschaffung des Bargeldes erforderlichen Terminal zu aktivieren und mit Minimalbeträgen zu füttern. Und beim Wirt überlegt man sich dann vielleicht doch, ob man, statt wie bisher die Rechnung über 17,80 Euro mit einem Zwanziger zu begleichen, etwas weniger spendabel ist, da die Bedienung ja ohnehin einen Betrag in das Gerät eintippen muss. Jedes Kind wird dann seine EC-Karte brauchen, da es ja nach wie vor durch Verfügung über sein Taschengeld (dann ein durch und durch antiquierter Ausdruck) spielerisch mit dem Wirtschaftsleben vertraut gemacht werden soll. Unschöne neue Welt.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

06.05.2016 20:24
#35 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat
Die Kosten, die für die physische Lagerung entstehen, steigen mit dem einzulagernden Volumen, welches sich mit der Abschaffung des 500er ver2.5facht.

Das gilt aber nur für einen Anteil von 3% des Geamtbanknotenwerts. Also steigen die Gesamtlagerkosten erheblich weniger.

Edit: Dank des Hinweises von Martin habe ich gemerkt, ich habe das Komma um eine Stelle verrutscht. Dann stimmt das natürlich nicht.

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Martin Offline



Beiträge: 4.129

06.05.2016 20:27
#36 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #23
Es kommt ja noch dazu: Aktuell sind ja überhaupt nur 600 Mio an 500ern im Umlauf - macht 30 Mrd bzw. 30 nsn-Türme. Bei Scheinen im Wert von um die 1,1 Billionen (davon am meisten 50er), die im Umlauf sind, macht das unter 3% aus. Jährlich steigt aber die Bargeld-Gesamtmenge um über 6%. Wenn der Fuffi eingezogen wird, können wir uns Sorgen machen.

Gruß Petz


Lieber Petz,

600 Mio 500er sind 300 Mrd. Euro. http://de.statista.com/statistik/daten/s...-bargeldumlauf/

Das heißt, der Umlaufwert in Euro der 500er entspricht beinahe dem der 50er. Man darf sich in der Diskussion durchaus fragen, warum Bürger 300 Mrd Euro in bar halten, sich also diese Freiheit nehmen.

Von den 100$ Noten sind im Übrigen ca. 1 Bio $ im Verkehr: https://www.federalreserve.gov/paymentsy...rcircvolume.htm , Tendenz 7-10% pro Jahr steigend.

Gruß, Martin

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

06.05.2016 20:44
#37 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #16
Mehr als 'ne Forderung hat man eh nicht in der Hand.


Und genau das ist der Punkt. Eine Buchgeldzahlung ist in den gestrengen Augen des juristischen Dogmatikers keine Zahlung, sondern ein Erfüllungssurrogat - eine Leistung an Erfüllungs (Zahlungs) statt. (Freilich gehen moderne Rechtsnormen von dieser Kategorisierung ab, so etwa der berühmte § 907a ABGB, der Barzahlung und Überweisung gleichsetzt.) Die Buchgeldzahlung ist nichts anderes als die Forderungsverschaffung gegenüber der Bank des Geldgläubigers. Ein Beutel mit klingender Münze (oder gefalteten 500-Euro-Scheinen) wird ja gerade nicht übergeben.

Worin liegt der Unterschied zwischen Bar- und Buchgeldzahlung? Nun ja, Banken können - rein theoretisch, bitte das homerische Gelächter einstellen - in Insolvenz gehen und dann hat der Geldgläubiger das Nachsehen. Wenn es kein Bar-, sondern nur noch Buchgeld gibt, wird die institutionalisierte Bankenrettung zum Gebot der Stunde. Das nach Abschaffung des Bargeldes alternativlose Buchgeld darf ja, wenn man eine Revolution vermeiden möchte, nicht weniger sicher sein als das gute alte Bargeld. Die Bankenunion wäre dann alternativlos.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

06.05.2016 20:44
#38 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #36
Das heißt, der Umlaufwert in Euro der 500er entspricht beinahe dem der 50er. Man darf sich in der Diskussion durchaus fragen, warum Bürger 300 Mrd Euro in bar halten, sich also diese Freiheit nehmen.

Von den 100$ Noten sind im Übrigen ca. 1 Bio $ im Verkehr: https://www.federalreserve.gov/paymentsy...rcircvolume.htm , Tendenz 7-10% pro Jahr steigend.

Das stimmt natürlich, und dann gibt es auch mehr Sinn. Aber das ist doch nur ein Problem, wenn die Gesamtbargeldmenge sich ändert. Weiß irgendjemand, ob das durch den vermehrten Druck anderer Scheine ausgeglichen wird?

Die Eurozone hat 338 Mio Einwohner. 300 Mrd halten heißt, dann hat jeder (und diesmal hab ich es dreimal nachgerechnet) im Schnitt nen knappen Tausender...

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Martin Offline



Beiträge: 4.129

06.05.2016 20:54
#39 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #14
Lieber Andreas,
zahlen die Bürger Negativzinsen? Sie zahlen Kontoführungsgebühren wie eh und je. Die ganze Betroffenheit dreht sich um spekulative Annahmen, ...


http://www.welt.de/wirtschaft/article153...B-zu-geben.html

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ne...oh-no-1.2888522

Die Diskussionen auf EZB- und anderen Ebenen sind konkret genug, dass auch der kleine Bankkunde sich langsam Gedanken machen darf, ohne als Spekulant zu gelten. Der Sparkassenkunde spürt bisher nur den Nullzins, als Nächstes wohl die Schließung der einen oder anderen Filiale. Dass genau heute kein 'Negativzins' erkennbar ist muss deshalb nicht heißen, dass die Bürger den Mund halten sollten.

Zitat
Mittlerweile gibt es die vierte europäische Geldwäsche-Richtlinie und zu jeder wurde die EZB nach Artikel 127 Absatz 4 und Arti­kel 282 Absatz 5 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union um Stellungnahme gebeten. Die EZB ist also seit 2002 involviert und nicht erst seit der Zinsabsenkung.
Der Zusammenhang ist m.E. schon mal falsch dargestellt.
Des Weiteren hat die EZB auch bei der Financial Action Task Force (FATF) Beobachterstatus deren Aufgabe die Bekämpfung der Geldwäsche ist. Eines der 34 Mitgliedsstaaten ist Deutschland.
Es ist überhaupt kein ungewöhnlicher Vorgang wenn die EZB jetzt reagiert und die 500€ Note aus dem Verkehr zieht. Sie macht sich damit nicht die Bakämpfung der Geldwäsche zu Eigen, sondern setzt eine Maßnahme um, die eine Zentralbank wie die FED längst umgesetzt hat.



Geldwäsche wird von den einzelnen EU-Nationen unabhängig von der EZB adressiert, so sind die Barzahlungsmöglichkeiten in Italien weitaus eingeschränkter als in D, der Reisende tut gut daran, sich rechtzeitig zu informieren. Selbst bei Auslandsüberweisungen muss ein Italiener die Herkunft nachweisen. Das hat mit dem 500er erst mal wenig zu tun.

Wenn die EZB den 500er auf Anweisung vom Markt genommen hat, dann ist das etwas anderes, als wenn sie selbst Initiatorin war, auch wenn für Außenstehende solche Szenarien beliebig verschleiert werden können. Daher verlasse ich mich eher auf meinen gesunden Menschenverstand, und da hat die Geldwäsche einen niedrigen Stellenwert.

Im Übrigen benutzen Kriminelle zunehmend bitcoin, was den Geldwäschejägern ganz neue Herausforderungen beschert.

Gruß, Martin

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

06.05.2016 20:55
#40 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Lieber Noricus,
vielen Dank für Ihre Antwort. Auf fast jedes Argument könnte ich jetzt antworten mit einem Post den ich in dieser Diskussion schon geschrieben habe. Der eine oder andere Link wäre vielleicht noch hinzuzufügen, z.B. die Geldwäsche Richtlinien, aber ich erspare mir das, weil es alles Widerholungen wären. Es werden auch Immobilien in bar bezahlt, auch im guten sechstelligen Bereich, Yachten, Luxusautos usw. Ich habe mit Belegen aufzuzeigen versucht, was unter Geldwäsche verstanden wird und in welchem Rahmen sie sich bewegt, aber egal.
Bei der Einführung des Euro war Deutschland die treibende Kraft für die Ausgabe der 500er Scheine. Und ja, es gab damals schon Bedenken aus eben diesen Gründen.
Von meiner Seite ist zu dem Thema alles gesagt. Ich bin anderer Meinung als Sie, und hab sie dargelegt. Mehr hatte ich nicht vor, überzeugen will ich niemanden und ein neues Argument
außer dem, die Bekämpfung der organisierten Kriminalität und der Terrorfinanzierung ist so vorgeschoben wie der Umwelt- und Gesundheitsschutz, habe ich nicht gelesen.
Und diese Ihre These zeigt mir, wir könnten kaum unterschiedlicherer Meinung sein - ganz grundsätzlich.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

06.05.2016 20:58
#41 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #40
Und diese Ihre These zeigt mir, wir könnten kaum unterschiedlicherer Meinung sein - ganz grundsätzlich.


OK, das nehme ich gerne an. Aber wir waren schon mal beim Du ...

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

06.05.2016 21:07
#42 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #41
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #40
Und diese Ihre These zeigt mir, wir könnten kaum unterschiedlicherer Meinung sein - ganz grundsätzlich.


OK, das nehme ich gerne an. Aber wir waren schon mal beim Du ...

Ja tut mir leid, Du.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Florian Offline



Beiträge: 3.171

06.05.2016 21:57
#43 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #34
[quote="Florian"|p133142]
Ich frage mich, ob die Kunden sowie der Einzelhandel und die Gastronomie bei der kompletten Abschaffung des Bargeldes mitspielen würden. Dass Kartenzahler an der Supermarktkasse mit dem Transfervorgang viel länger beschäftigt sind als der Barzahler, ist ein durch unmittelbare Anschauung belegbares Faktum und macht weder den in der Schlange Wartenden noch dem Supermarktinhaber Freude.


Einzelhandel ist zufällig mein Spezialgebiet.
Deshalb antworte ich hier mal:

ja, richtig. Hinzu kommt, dass der Handel für die Kartenzahlungen ja auch noch Gebühren zahlen muss.

Allerdings verursacht dem Handel auch Bargeld Kosten: Arbeitszeit für Kassenabrechnung (incl. Nachverfolgung von Kassendifferenzen), zusätzlicher Aufwand für Kontrolle des Kassenpersonals, tägliches oder mehrmals tägliches Geld zählen, Kleingeld rollen, Geld verwahren incl. Kosten für Tresore, Geld-Transport zur Bank, Versicherung gegen Einbruch und Raub, Wechselgeld (auch dafür verlangen Banken Gebühren), etc.
Grob überschlagen sind die Kosten von Bar und Unbar in der Summe für den Handel ähnlich hoch.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

06.05.2016 22:15
#44 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #34
Ich frage mich, ob die Kunden sowie der Einzelhandel und die Gastronomie bei der kompletten Abschaffung des Bargeldes mitspielen würden. Dass Kartenzahler an der Supermarktkasse mit dem Transfervorgang viel länger beschäftigt sind als der Barzahler, ist ein durch unmittelbare Anschauung belegbares Faktum und macht weder den in der Schlange Wartenden noch dem Supermarktinhaber Freude. Ich möchte nicht wissen, wie lustig es für den Bäcker oder den Metzger ist, bei jeder verkauften Butterbrezen oder Wurstsemmel den nach Abschaffung des Bargeldes erforderlichen Terminal zu aktivieren und mit Minimalbeträgen zu füttern. Und beim Wirt überlegt man sich dann vielleicht doch, ob man, statt wie bisher die Rechnung über 17,80 Euro mit einem Zwanziger zu begleichen, etwas weniger spendabel ist, da die Bedienung ja ohnehin einen Betrag in das Gerät eintippen muss. Jedes Kind wird dann seine EC-Karte brauchen, da es ja nach wie vor durch Verfügung über sein Taschengeld (dann ein durch und durch antiquierter Ausdruck) spielerisch mit dem Wirtschaftsleben vertraut gemacht werden soll. Unschöne neue Welt.

Erfahrungsgemäß halten die Passendzahler den Transfervorgang am längsten auf, und diejenigen, die jeden Tag wieder von neuem überrascht sind, dass man an der Kasse Geld braucht und dann nach dem Geldbeuten kramen. Auch der Geiz der Gäste (ich habe während des Studiums im Service gearbeitet) ist völlig unabhängig vom Bezahlsystem.

In Holland ist, wie schon erwähnt, diese unschöne neue Welt Realität, und zwar ohne irgendeine Verordnung von oben. Es hat sich einfach durchgesetzt. Die Kinder bekommen ihr Taschengeld auf Prepaid Karten. Und stell Dir vor, die Sonne geht trotzdem noch jeden Tag auf .

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

06.05.2016 22:16
#45 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #39
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #14
Lieber Andreas,
zahlen die Bürger Negativzinsen? Sie zahlen Kontoführungsgebühren wie eh und je. Die ganze Betroffenheit dreht sich um spekulative Annahmen, ...


http://www.welt.de/wirtschaft/article153...B-zu-geben.html

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ne...oh-no-1.2888522

Die Diskussionen auf EZB- und anderen Ebenen sind konkret genug, dass auch der kleine Bankkunde sich langsam Gedanken machen darf, ohne als Spekulant zu gelten. Der Sparkassenkunde spürt bisher nur den Nullzins, als Nächstes wohl die Schließung der einen oder anderen Filiale. Dass genau heute kein 'Negativzins' erkennbar ist muss deshalb nicht heißen, dass die Bürger den Mund halten sollten.

Das wollte ich auch nicht zum Ausdruck bringen und auch ich halte nicht meinen Mund.

Zitat von Martin im Beitrag #39

Zitat
Mittlerweile gibt es die vierte europäische Geldwäsche-Richtlinie und zu jeder wurde die EZB nach Artikel 127 Absatz 4 und Arti­kel 282 Absatz 5 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union um Stellungnahme gebeten. Die EZB ist also seit 2002 involviert und nicht erst seit der Zinsabsenkung.
Der Zusammenhang ist m.E. schon mal falsch dargestellt.
Des Weiteren hat die EZB auch bei der Financial Action Task Force (FATF) Beobachterstatus deren Aufgabe die Bekämpfung der Geldwäsche ist. Eines der 34 Mitgliedsstaaten ist Deutschland.
Es ist überhaupt kein ungewöhnlicher Vorgang wenn die EZB jetzt reagiert und die 500€ Note aus dem Verkehr zieht. Sie macht sich damit nicht die Bakämpfung der Geldwäsche zu Eigen, sondern setzt eine Maßnahme um, die eine Zentralbank wie die FED längst umgesetzt hat.


Geldwäsche wird von den einzelnen EU-Nationen unabhängig von der EZB adressiert, so sind die Barzahlungsmöglichkeiten in Italien weitaus eingeschränkter als in D, der Reisende tut gut daran, sich rechtzeitig zu informieren. Selbst bei Auslandsüberweisungen muss ein Italiener die Herkunft nachweisen. Das hat mit dem 500er erst mal wenig zu tun.


Naja, das Vorgehen gegen Geldwäsche wird immer abgestimmter: http://www.europarl.europa.eu/news/de/ne...rorfinanzierung
Hier der komplette Gesetzestext der 4. Geldwäscherichtlinie: https://www.muenchen.ihk.de/de/recht/Anh...erichtlinie.pdf
und der Geldtransferverordnung: https://www.muenchen.ihk.de/de/recht/Anh...ng-2015-847.pdf
Hier noch eine Zusammenfassung inklusive einem historischen Hintergrund: https://www.muenchen.ihk.de/de/recht/Gew...escherichtlinie
Und noch eine ausführlichere kritische Betrachtung: http://www.compliance-manager.net/fachar...t-aus-730604202

Deutschland gilt europaweit als größter Bremser bei einer härteren Bekämpfung der Geldwäsche. Sie wird schlicht hingenommen solange die Kriminellen Steuern bezahlen.

Zitat
Konkret rügte die EU-Kommission, dass es in Deutschland - außerhalb des Bankensektors - so gut wie keine Behörden gab, die die Geldwäsche-Verpflichteten überwachen. Laut deutschem Gesetz hätten bereits 1993 Aufsichtsbehörden für den Bereich der Spielbanken arbeiten müssen. Eine EU-Richtlinie von 2001 forderte dies auch für andere Branchen, wie den Immobilienbereich. Doch erst ab 2010 begann Deutschland Aufsichtsbehörden zu schaffen.


Umso länger man sich damit befasst je deutlicher wird der Eindruck wie gleichgültig die Behörden sind. In dem Artikel wird erzählt, um eine jemand zu benennen der nun für Geldwäsche zuständig ist wurde eine örtliche Standesbeamtin zusätzlich damit beauftragt.
Noch ein Zitat:

Zitat
Doch Brüssel macht weiter Druck auf die Bundesregierung. Denn nicht nur bei der behördlichen Aufsicht gibt es Ärger, sondern auch bei den deutschen Paragraphen. Das Problem: Kriminelle, die selbst Geld waschen, können dafür bislang nicht belangt werden. Das Einschleusen in den legalen Finanzkreislauf wird nur als Folge des ursprünglichen Delikts gewertet - etwa eines Drogendelikts. Doch die EU schreibt anderes vor: Ihre zuständige Arbeitsgruppe Financial Action Task Force, FATF, hatte bereits 2010 gefordert, dass die Selbstgeldwäsche strafbar sein soll. Da die Bundesrepublik aber nicht darauf reagierte, leitete die FATF ein Überwachungsverfahren gegen Deutschland ein. Erst in diesem Jahr, also vier Jahre später - verpflichtete sich die Bundesregierung, die Straffreiheit für selbst gewaschenes Geld abzuschaffen.


Alle Zitate aus: http://www.deutschlandradiokultur.de/kri...ticle_id=298314

Zitat von Martin im Beitrag #39
Wenn die EZB den 500er auf Anweisung vom Markt genommen hat, dann ist das etwas anderes, als wenn sie selbst Initiatorin war, auch wenn für Außenstehende solche Szenarien beliebig verschleiert werden können. Daher verlasse ich mich eher auf meinen gesunden Menschenverstand, und da hat die Geldwäsche einen niedrigen Stellenwert.

Im Übrigen benutzen Kriminelle zunehmend bitcoin, was den Geldwäschejägern ganz neue Herausforderungen beschert.

Gruß, Martin

Bitcoins werden auch zur Geldwäsche genutzt. Wie eng die EZB mit der FAFT und bei den Verschärfungen der EU Geldwäscherichtlinien zusammenarbeitet, habe ich ausgeführt, das wäre nicht der Fall würde sie zu diesem Thema außen vor gelassen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Florian Offline



Beiträge: 3.171

06.05.2016 22:17
#46 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #34

Jedes Kind wird dann seine EC-Karte brauchen, da es ja nach wie vor durch Verfügung über sein Taschengeld (dann ein durch und durch antiquierter Ausdruck) spielerisch mit dem Wirtschaftsleben vertraut gemacht werden soll.


Nicht nur das. Jede private Geldtransaktion erfordert außerdem ein EC-Lesegerät.
Wenn die Oma zu Besuch kommt, kann sie dem Enkel nicht mehr einfach einen Schein schenken. Sondern sie muss entweder überweisen oder der Enkel braucht ein EC-Lesegerät. Beides irgendwie doof und unpersönlich.
(Vermutlich wird es zwar entsprechende Smartphone-Apps geben, die miteinander kommunizieren und die ggf. ein EC-Lesegerät ersetzen können. Unpersönlich bleibt es aber und außerdem muss dann wirklich jeder Sechsjährige mit so einem Smartphone ausgestattet werden).
Gleiches auch bei Geldgeschenken z.B. zur Hochzeit.
Oder bei Flohmarktgeschäften.

Auch statt dem Klingelbeutel wird ein Lesegerät herumgereicht werden müssen.
Und die Bettler oder Straßenmusikanten werden sich ein mobiles EC-Lesegerät anschaffen müssen. (Hinzu kommt das praktische Problem: Einem etwas schmuddeligen Bettler eine Münze in den Hut werfen ist eine Sache - da kann man eine gewisse körperliche Distanz wahren und schnell weiter gehen. Aber wenn man herantreten muss und dem Herrn seine EC-Karte überreichen? Je nach Erscheinungsbild der Person vielleicht keine so schöne Vorstellung).

Vom Vertraulichkeits-Aspekt gar nicht zu reden:
Denn es gibt natürlich noch Geschäfte, die zwar legal sind, die man aber doch lieber anonym durchführen möchte. Der Einkauf bei Beate Uhse, der Besuch im Bordell oder im Spielcasino, der Kauf eines Playboy-Magazins, das Abendessen mit der Geliebten: alles hinterlässt dann Spuren.
Spuren, die sich dann irgendwelche Behörden anschauen können. Oder auch die eigenen Verwandten. Solange die Tochter nicht volljährig ist, haben die Eltern ja ein Einblicksrecht auf deren Konto und können dann auch sehen, wenn zum ersten Mal in der Apotheke die Pille gekauft wird.
usw.usf.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

06.05.2016 22:21
#47 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #44

In Holland ist, wie schon erwähnt, diese unschöne neue Welt Realität, und zwar ohne irgendeine Verordnung von oben. Es hat sich einfach durchgesetzt. Die Kinder bekommen ihr Taschengeld auf Prepaid Karten. Und stell Dir vor, die Sonne geht trotzdem noch jeden Tag auf .

Gruß Petz


Sofern die Abschaffung des Bargelds das Ziel hat, untransparente und evtl. illegale Geschäfte auszumerzen, wird man auch das Schlupfloch der Prepaid-Karten abschaffen.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

06.05.2016 22:24
#48 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #46
Nicht nur das. Jede private Geldtransaktion erfordert außerdem ein EC-Lesegerät. (...)

Lieber Florian,

von den ganzen geschilderten Problemen lassen sich bis auf den Bettler alle mit Prepaidkarten lösen. Sogar der Kauf von Pornagen an der Regierung vorbei.

Ich stimme zu, dass die bargeldlose Welt ungewohnt ist und natürlich ein Freiheitsverlust. Aber praktische Probleme gibt es gar nicht so viele.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

06.05.2016 22:27
#49 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #47
Sofern die Abschaffung des Bargelds das Ziel hat, untransparente und evtl. illegale Geschäfte auszumerzen, wird man auch das Schlupfloch der Prepaid-Karten abschaffen.

Warum? Die Transaktionen von der Prepaidkarte sind eindeutig zuzuordnen, da die Karte eine Nummer hat, und Erwerb, Aufladung und Bezahlung registriert ist. Läuft heute schon bei Handyguthaben und Amazongutscheinen so.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.425

06.05.2016 23:06
#50 RE: Marginalie: Der sterbende Riese Antworten

Gäbe es da die entfernte Möglichkeit, daß sich hier, wie beim Kai aus der Falltürverschlüsselungs-Kiste, sich doch noch eine Chance für Bitcoin & Co. als Nothelfer eröffnet?



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

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