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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 65 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Yago Offline



Beiträge: 431

14.12.2016 15:59
#51 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #50
Zitat von Nobster im Beitrag #47
Zu diesem Thema, wie immer sehr lesenswert, die Kolumne von Thomas Fischer

Richtig - wieder mal ein sehr guter Artikel.
Wobei ich beim Punkt "archaisches Frauenbild" und "statistische Problemgruppen" etwas andere Auffassungen habe als Fischer. Aber im Kern hat er recht, und in diesem einen Punkt hatte auch die Tagesschau recht.


Wir halten also fest: Wer mit der gegenwärtigen Migration, immer im Zusammenhang mit Fr. Merkels Entscheidungen, nicht einverstanden ist und eine Krise annimmt, ist wie folgt und zutreffend beschrieben:

"Fazit: Ohne jeden Scherz folgt das Ende dieser Kolumne: Wer mit Migration nicht leben will und kann, ist vielleicht ein "besorgter", auf jeden Fall aber ein besorgniserregender, in der neuen, globalisierten Welt nicht angekommener Bürger. Er ist, nach allen kriminologischen Erkenntnissen der letzten 150 Jahre, in hohem Maß gefährdet und gefährlich, denn er ist subjektiv desintegriert, enttäuscht, frustriert, objektiv auf der Verliererseite. Er neigt in deutlich überproportionalem Maß zum sozialen Rückzug, selbstdestruktivem Verhalten und Sucht, zu irrationalem Hass auf vermeintlich Schwächere und Minderheiten, zu Gewalttaten und zum Anschluss an totalitäre Glaubensgemeinschaften religiöser und politischer Art."

Martin Offline



Beiträge: 4.129

14.12.2016 16:32
#52 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Nobster im Beitrag #49
Zitat von Martin im Beitrag #48

Ich finde den Beitrag nur insofern lesenswert, dass ich feststelle, dass der Schuster besser bei seinem Eisen bliebe.

Gruß, Martin


Es geht halt nix über sinnbefreite Metaphern.


Da Ihr Beitrag nichts weiter als ein 'like' auf einen Artikel ist, ohne Eigenkommentar, sah ich mich auch nicht weiter bemüßigt, als ein leichtes 'dislike' zu setzen. Den kleinen Zusatz kann man vielleicht nachvollziehen, wenn man in Fischers Biographie nachschaut. Er ist Bundesrichter, aber weder Biographie noch sein Kommentar lassen vermuten, dass er viel Erfahrung mit dem etwas anderen Kulturraum hat. So muss er sich wohl auf seine eigenen pubertären Erinnerungen zurückziehen. Er begibt sich hier auf Eis. In diesem Feld traue ich mir ein besseres Urteil zu.

In Sachen Kriminalstatistik frage ich erst mal nach seinen Kenntnissen in Statistik. Es reicht nicht auf sogenannte Experten zu hören. Da ist der ZR schon weiter.

Was Meldungen der Tagesschau angeht kann ich nicht mitreden, da ich sie nicht schaue, ich nehme aber an, dass dort der Fall Lohfink (Thema Vergewaltigung) auch Erwähnung gefunden hat. Diesen Fall hatte er übrigens mit seiner ganzen Fachkompetenz mal kommentiert, aus meiner Sicht gut.

Gruß, Martin

Martin Offline



Beiträge: 4.129

14.12.2016 16:39
#53 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Yago im Beitrag #51


"Fazit: Ohne jeden Scherz folgt das Ende dieser Kolumne: Wer mit Migration nicht leben will und kann, ist vielleicht ein "besorgter", auf jeden Fall aber ein besorgniserregender, in der neuen, globalisierten Welt nicht angekommener Bürger. Er ist, nach allen kriminologischen Erkenntnissen der letzten 150 Jahre, in hohem Maß gefährdet und gefährlich, denn er ist subjektiv desintegriert, enttäuscht, frustriert, objektiv auf der Verliererseite. Er neigt in deutlich überproportionalem Maß zum sozialen Rückzug, selbstdestruktivem Verhalten und Sucht, zu irrationalem Hass auf vermeintlich Schwächere und Minderheiten, zu Gewalttaten und zum Anschluss an totalitäre Glaubensgemeinschaften religiöser und politischer Art."




Nun, der Herr Fischer hat tunlichst Qualität und Quantität der Migration ausgeblendet. Bei einem Nordafrikaner pro Woche nach Deutschland würde ich ihm zustimmen, allerdings die etwas herablassende Wortwahl kritisieren. Ansonsten: Wie in meinem vorigen Beitrag geschrieben hat sein Kommentar nichts mit seiner Fachkompetenz zu tun.

Gruß, Martin

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

14.12.2016 17:06
#54 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Nobster im Beitrag #47
Zu diesem Thema, wie immer sehr lesenswert, die Kolumne von Thomas Fischer


Der Mann verquirlt aber wirklich alles und jeden in seinem Artikel. Lesenswert war er allerdings, zeigt er doch eine mir neue Dimension von Merkbefreitheit eines Menschen, dessen Qualifikation und Tätigkeit doch eine gewisse Grundintelligenz vermuten lässt.

Immerhin weiß ich jetzt: ich bin Straftäter und darüber hinaus generell besorgniserregend, frustriert, enttäuscht und objektiv auf der Verliererseite (von welchem Spiel eigentlich?). Und: meinen irrationalen Hass darf man nicht vergessen. Ja, auch dafür taugt der Artikel: man erfährt, wie man möglichst undifferenziert seine Leser beschimpft.

Gruß
hubersn

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Nobster Offline




Beiträge: 291

14.12.2016 20:40
#55 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #52

In Sachen Kriminalstatistik frage ich erst mal nach seinen Kenntnissen in Statistik. Es reicht nicht auf sogenannte Experten zu hören. Da ist der ZR schon weiter.


Immerhin ist er, anders als der Autor des Blogbeitrags hier, in der Lage, Veröffentlichungen über Statistiken zu finden, die nichts mit der BKA-Statistik zu tun haben.
Außerdem weist er zutreffend darauf hin, dass ein Mord erst ein Mord ist, wenn ein Gericht das festgestellt hat.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

14.12.2016 22:02
#56 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Nobster im Beitrag #55

Außerdem weist er zutreffend darauf hin, dass ein Mord erst ein Mord ist, wenn ein Gericht das festgestellt hat.


Der Richter möchte natürlich gerne sein Etikett auf einen Fall kleben. Darf sich aber ein Mörder seiner Tat tatsächlich nicht gewiss sein bis er einen Richter findet? Eine interessante Frage.

Ansonsten: Fischer hat seinen Beitrag auf einer rhetorischen Frage aufgebaut, wie er meint.

Zitat
"Was meinen Sie was los gewesen wäre, wenn ein Deutscher eine minderjährige Migrantin vergewaltigt und ermordet hätte. Wäre darüber in der Tagesschau auch nicht berichtet worden? Eben."


'ermordet' ist im landläufigen Sinn 'umgebracht' oder was auch immer. Der Sprachgebrauch hat mit dem formalen richterlichen Etikett erst mal wenig zu tun. Und die Tagesschau berichtet - wenn überhaupt - nicht nach dem Gerichtsurteil, sondern ziemlich aktuell. Die Möglichkeit, dass alles eigentlich anders war ist sozusagen immanent einer aktuellen Berichterstattung (s. Kachelmann). Da wird Fischer nur zum Besserwisser, denn auch eine Tagesschau kann nicht so lange still halten bis die Konkurrenz auf und davon ist.

Gruß, Martin

PS: Zu Statistiken: Da heißt es "98% der Deutschen" 'wie ihm sein soziales Umfeld so berichtet'. Das findet sich tatsächlich nicht in einer BKA-Studie.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.551

15.12.2016 09:28
#57 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #39
Darf ich fragen, warum der Kerl hier frei herumläuft?


FAZ, 15.12. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/...l-14573696.html

Zitat
Offenbar ließen ihn die griechischen Behörden aber nach anderthalb Jahren frei, er sollte sich regelmäßig bei der Polizei melden. Hussein K. tat das nicht, stattdessen reiste er im November 2015 wahrscheinlich über Weil am Rhein nach Deutschland ein und wurde in Freiburg aufgenommen, zunächst von der Stadt Freiburg, dann vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Auf die vorläufige Inobhutnahme durch die Stadt Freiburg folgte die dauerhafte Aufnahme in die Jugendhilfe durch das Jugendamt des Landkreises. Das Jugendamt nahm ihn als „unbegleiteten minderjährigen Ausländer“ (UMA) auf und vermittelte ihn an eine ebenfalls aus Afghanistan stammende Pflegefamilie in einem Freiburger Stadtteil.
...
Es gibt auch keine Vorschrift im Jugendhilferecht, die eine weitere Prüfung verlangt. „Wir als Landkreis kommen erst ins Spiel, wenn das Erst-Clearing mit Alters- und Gesundheitscheck im Rahmen der vorläufigen Inobhutnahme nach dem Jugendhilferecht abgeschlossen und uns der UMA durch das Landesjugendamt zugewiesen worden ist“, sagte Thorsten Culmsee FAZ.NET. Er ist Leiter der Unteren Aufnahmebehörde beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Die Aufgabe, die Identität eines jugendlichen Flüchtlings zu klären, sei „ausschließlich“ Angelegenheit der Polizei, die Jugendämter hätten hierzu „keine rechtlichen und tatsächlichen Möglichkeiten“. Die Jugendämter hätten einen Schutz- und keinen Ausforschungsauftrag.

Dass es ihm gelingen konnte, in Deutschland unerkannt einzureisen, zeigt vor allem die ursprüngliche Aufgabe des Jugendhilferechts, das nur auf den Schutz von Jugendlichen sowie Kindern ausgelegt war und keineswegs für die Aufnahme von Flüchtlingen entwickelt worden ist. Minderjährige Ausländer stellen auf Anraten von sozialen Diensten häufig gar keinen Asylantrag, sondern sie begehren nach Auskunft des „Bundesamtes für Migration“ (Bamf) um die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach dem Aufenthaltsgesetz, was für sie erfolgreich ist, wenn für ihr Herkunftsland ein Abschiebeverbot erlassen wurde. Hussein K. stellte aber im November 2015 einen Asylantrag. Das Jugendamt des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald wird in den nächsten Tagen die Frage beantworten müssen, warum es die Mitarbeiter für geboten hielten, Hussein K. sogar in die Obhut der Pflegefamilie im Freiburger Stadtteil Littenweiler zu geben.





http://www.badische-zeitung.de/freiburg/...-131167589.html

Zitat von Badische Zeitung, 15.12
Denn schon am 31. Oktober 2015 sei der Angreifer von Korfu aus der Haft entlassen worden, bestätigt der griechische Polizeisprecher. Er profitierte dabei offenbar von einem damals in Griechenland umstrittenen Gesetz vom April 2015. Demnach wurden – um das griechische Gefängniswesen "zu entlasten" – zahlreiche Straftäter aus den hoffnungslos überbelegten Haftanstalten entlassen. Die Amnestie galt für Strafen bis einschließlich zehn Jahren. Da der Täter von Korfu als Jugendlicher eingestuft worden war, war er zu eben dieser Strafe verurteilt worden. Erwachsenen droht bei den ihm vorgeworfenen Delikten – darunter Mordversuch – eine höhere Strafe. Die Auflage bei der Freilassung sei gewesen, sich einmal im Monat bei der Polizeistelle vorzustellen, so der Sprecher. Laut dem Nachrichtenportal Protagon habe er sich im November noch an seine Auflagen gehalten. Im Dezember sei er nicht mehr aufgetaucht, woraufhin das Justizministerium in Athen die Bewährung widerrief.

Auch die gemeinsame DNA-Datenbank, an der sich bislang elf EU-Staaten beteiligen, nützte in diesem Fall nichts. Zum einen will Griechenland erst noch dazustoßen. Zum anderen wurden nach Angaben des Polizeisprechers auf Korfu nur die Fingerabdrücke des Angeklagten genommen – keine DNA. Sollte Hussein K. tatsächlich über Griechenland und die Balkanroute nach Deutschland gekommen sein, dann hätten seine Fingerabdrücke mit dieser Information von Rechts wegen allerdings in der europäischen Asylbewerberdatenbank Eurodac gespeichert sein müssen. Die in Deutschland für seinen Antrag zuständige Behörde hätte dann zumindest erfahren können, wann und wo er in die EU einreiste und wie alt er zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben war. Eurodac aber sammelt nach Angaben des Bundesinnenministeriums nur Fingerabdrücke – keine Angaben zu Strafverfahren oder Verurteilungen. Offenbar ergab aber auch Eurodac keinen Treffer. Eine mögliche Erklärung: Seit Jahren werden die griechischen Behörden dafür kritisiert, dass sie bei den Einreiseprozeduren schlampen und dass in vielen Aufnahmezentren keine Registrierung nach dem neuesten Stand der Technik möglich ist, weil Geräte fehlen.




http://de.euronews.com/2016/12/14/mutmas...in-griechenland

Zitat von Euronews, 15.12
Durch eine Justizreform und Maßnahmen gegen überfüllte Gefängnisse der linken Syriza-Regierung kam der Verurteilte am 31. Oktober 2015 unter Auflagen frei. Er sollte sich alle zwei Wochen bei der Polizei melden. Als Adresse hatte Hussein K. G. die Acharnon Straße in Athen angegeben. Für ihn zuständig war die Polizei im Athener Stadtteil Agios Panteleimonasin, einem Viertel, in dem viele ausländische Bewohner und Anhänger der rechtsextremen Partei “Goldene Morgenröte” leben. Da er sich nicht mehr bei der Polizei meldete, leiteten die griechischen Behörden am 31. Dezember 2015 die Fahndung nach Hussein K.G. ein.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.260

15.12.2016 15:32
#58 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Nobster im Beitrag #47
Zu diesem Thema, wie immer sehr lesenswert, die Kolumne von Thomas Fischer


Ich habe vor, mich am Wochenende etwas genauer mit diesem Essay (! und nicht etwa Artikel) von Fischer auseinandersetzen. Vorab stelle ich fest:

- Viele Worte. Ich bin automatisch misstrauisch, wenn Menschen einfache Dinge mit zu vielen Worten beschreiben. Wer die besseren Argumente hat, braucht weniger Worte.

- Aufbau und Wortwahl des Essays erinnern mich stark an Propagandareden bekannter Diktatoren. Das Essay wirkt auf mich eher so, als sollte der Leser bewusstlos gequatscht werden, anstatt das Erkenntnisgewinn im Vordergrund steht.

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Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.551

15.12.2016 16:02
#59 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Recapitulons. Nur die notorischsten Aufreger der letzten 14 Tage.

Schonlängerhierseiende:
- da wird ein schwuler Pornosalafist beim Verfassungsschutz angeheuert, um Terroristen hochzunehmen & erzählt jedem im Netz, er wolle dessen Kölner Zentrale sprengen.
- da lanciert ein Mitarbeiter einer Werbeagentur eine Denunziationskampagne, weil der eigene Laden nicht für Muttis Wiederwahl werken darf, nennt den prominentesten Juden dieses Landes einen Nazi & zur Rede gestellt, redet er von finstren Mächten, die ein finanzielles Interesse daran hätten, daß er mit Hans kein Bier trinkt.

Nochnichtsolangehierseiende:
- da fällt den Marburger Behörden nach sechs Wochen ein, sich wg. Mord & Vergewaltigung um Indizienermittlung zu kümmern, nachdem da wohl massiv Druck aus Brüssel gemacht sein dürfte. Zwei Tage später ist der Täter dingfest & der sollte eigentlich noch weiter südlich wegen Mordversuch für weitere 8 Jahre weggesperrt sein.
- da wird nach sieben Wochen das Berliner U-Bahnvideo geleakt, und die Behörden haben nichts Dringenderes, als wg. der Weitergabe Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Zwei Tage später ist einer der vier festgesetzt & wird prompt laufengelassen. 24h später ist der Treter ermittelt, aber, oh Wunder, er hat das Weite gesucht.

Schland im Herbst 2016. Ein Irrenhaus.



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Llarian Offline



Beiträge: 6.919

16.12.2016 21:15
#60 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Nobster im Beitrag #47
Zu diesem Thema, wie immer sehr lesenswert, die Kolumne von Thomas Fischer

Ich erlaube mir anderer Meinung zu sein. Und ich kann sagen, nachdem ich das Elaborat nun im zeitlichen Abstand zweimal gelesen habe, dass das diese Kolumne vermutlich der blasierteste Dummschwatz ist, den ich seit einigen Jahren gelesen habe (und mir damit recht gibt, was ich von der "Zeit" an sich halte.) Man sollte meinen Herr Fischer leidet an einer übersteigerten Form des Lehrer Syndroms, also der Notwendigkeit grundsätzlich bei allem und jedem Recht zu haben, unabhängig davon ob man Ahnung davon hat. Aber diese Aussage wäre falsch. Ich vermute dass Herr Fischer nicht wirklich darunter leidet, ich denke er geniesst seinen Status vermutlich eher.
Sich über den Begriff des Mordes in diesem Kontext zu echauffieren mag typisch für einen Juristen sein (man wundert sich, dass er nicht noch das Wort mutmaßlich einwirft, aber er wird sich wohl denken, dass das selbst bei seiner Leserschaft das die eine oder andere hochgezogene Augenbraue provozieren würde), aber richtig zielführend ist das nicht. Der Volksmund nennt die meisten Leute, die einen anderen Menschen getötet haben, einen Mörder, egal ob es "echte" (also fischersche) Mörder sind, Totschläger oder auch nur fahrlässige "Töter". Und das ist auch völlig undramatisch, denn die Strafe für Mörder bekommen am Ende ja nur die, die auch einen "echten" Mord begangen haben (mancher würde sagen, nicht einmal die). Umso penibler er bei solchen "Tatsachen" bleibt, umso großzügiger ist er wenn es um eigene Wahrheiten geht und er felsenfest behauptet es handele sich um einen Minderjährigen (die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte inzwischen verschwindend sein).
Am störendsten finde ich aber diese schon fast agitatorische Argumentationsweise dem Andersmeinenden eine absolute Meinung zu unterstellen, die man dann sofort wiederlegt. Denn natürlich hat niemand (ausser Fischer in seiner Unterstellung selbst) behauptet mit einer restriktiveren Flüchtlingspolitik gäbe es "solche" Straftaten nicht mehr. Es gäbe aber deutlich weniger, was freilich die trivialerweise zutreffende Aussage ist, mit der sich Fischer aber gar nicht auseinandersetzt (oder setzen will). Ganz simpel kann man es an dem akuten Fall klar machen (den Fischer, obwohl er permanent anderen unterstellt, sie würden sich einen feuchten Schmiss für das Opfer interessieren, im Wesentlichen ja gar nicht diskutieren möchte): Dieses Opfer wäre ohne die katastrophale Entscheidung 2015 noch am Leben. Dieses spezielle Opfer. Und noch ein paar mehr. Und um nix anderes geht es am Ende.

Ich muss sagen: Wenn DAS der oberste deutsche Strafrichter sein soll, dann wundert es mich keinen Deut wo der deutsche Rechtsstaat heute steht. Wenn heute Leute bestimmen, die sich überhaupt nicht für die eigentliche Problematik interessieren, sondern sich an ihren eigenen Formulierungen ergötzen, darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann das Rechtsverständnis zwischen gemeinem Volk und Richtern weit auseinander läuft. Aber ich vermute das wird Herrn Fischer gar nicht interessieren: Denn er ist ja im Recht.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.260

17.12.2016 18:09
#61 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Nobster im Beitrag #47
Zu diesem Thema, wie immer sehr lesenswert, die Kolumne von Thomas Fischer


Einleitung:
20 Sätze, in denen alles mit allen verquirlt wird. Inhaltliche Aussage: Null. Der Entphrasinator löscht die ersten 20 Zeilen ersatzlos.
Nebenbei wird ein anderer Zeit-Artikel mir den Worten "Bedeutung dr Wahrheit" zitiert. Nur leider geht es in dem verlinkten Artikel überhaupt nicht um die Gegenüberstellung von Wahrheit und Unwahrheit, sondern um die Mechanismen, mit denen aus der Informationsflut "wichtige Themen" ermittelt werden.

These 1.
Fischer beklagt, dass eine unbelegte These als Argument gewertet wird. Seine Widerlegung sind aber nicht etwa Fakten - sondern ebenfalls nur eine These. Ob mir oder ihm spontan einfällt, wann die Tagesschau zuletzt über einen Mord berichtet hat, ist völlig ohne Bedeutung. Weil man diese Frage mit Fakten beantworten könnte. Hat er aber nicht.

Um seine These aufzuwerten, bringt Fischer auch noch die "Tagespresse" ins Spiel. Und behauptet gleich noch mit, auch die "Tagespresse" würde ja nicht über einzelne Morde berichten. DAS ist nun offensichtlich Unsinn - so sehr Unsinn, dass mir nicht mal Mühe mache, dazu Belege rauszusuchen.

These 2
Phrasen ohne Ende. Unterschwellig will Fischer den Eindruck erwecken, den Befürwortern einer veränderten Berichterstattung ginge es nicht um die Sache, sondern nur darum, die eigene Person ins Licht zu rücken. Das ist eine These mehr nicht; ein ad hominem-Argument und ein freches noch dazu. Denn wenn man schon über den Pressekodex spricht könnte man ruhig mal erwähnen, dass gemäß diesem Kodex der erzieherische Auftrag ("Förderung des Zusammenlebens") höher gewichtet wird als die Vollständigkeit und Sachlichkeit der Berichterstattung.


These 3
Fischer beschäftigt sich mit "afghanischer Kultur" bzw "migrantischer Kultur" und bezweifelt, dass dort irgendwas zu finde sei, was nach der Einjwanderung bei uns zu einer erhöhten Kriminalität führen würde. Hier sind gleich mehrere Sachen falsch:
- Es gibt keine "migrantische Kultur", da es Migranten aus verschiedensten Kulturkreisen gibt. Und "Spätaussiedler" eine andere Kultur (=Sozialisierung) mitbringen als US-amerikansiche Einwanderer oder muslimische Einwanderer aus dem nahen Osten. Fischer verschweigt also (bewusst?), dass es um eine SPEZIELLE Herkunft von Migranten geht. Sprechen wir es doch einmal aus: die Befürchtungen drehen sich um die Einwanderung von Moslems.
- Auch bei dieser These könnte man ja mal Fakten bringen. Kriminalitätsstatistiken und ähnlich trockene Quellen. Aber Fakten spielen in Fischers Essay keine Rolle.
- Ob ein Moslem in seiner muslimisch geprägten Heimat -zum Beispiel Afghanistan- sich an Frauen vergreift, ist für die Diskussion unerheblich. Sondern es geht um die Frage, welche KulturUNTERSCHIEDE zu einem statistisch unterschiedlichen Verhalten dieser eingewanderten muslimischen Männer führen könnte. Und dazu müsste man sich über die Unterschiede unterhalten - was Fischer nicht tut. Die völlig unterschiedliche Rolle der Frau in Afghanistan bzw. Deutschland, die völlig unterschiedlichen Rechte und das völlig unterschiedliche Auftreten scheinen Fischer überhaupt nicht zu stören. Ja nicht mal aufzufallen.

These 4
Der Mord sei ja nicht bewiesen. Ja, und? Spielt das eine Rolle, ob es Mord oder Totschlag war?

These 5
Fischre will die öffentliche Diskussion unterbinden ("sollte sich schämen und den Mund halten", "Nichts gibt den Wichtigtuern aller Kanäle heute das Recht, über den "Mord von Freiburg" und seine "Konsequenzen" zu schwatzen. ") Seine Begründung: es gäbe keinen Grund, einen Mord aus der Masse anderer Morde herauszuheben.
Diese Sichtweise ist an Arroganz und Unmenschlichkeit kaum noch zu überbieten. Selbstverständlich wird ein Mord an einem 6-jährigen Mädchens mehr öffentliche Aufmerksamkeit finden, als der Mord eines 35-jährigen Mannes. Eine Sexualmord hat mehr Aufmerksamkeit als ein Raubmord, ein langsames Zerstückeln mehr Aufmerksamkeit als ein Erschießen. Vor Gericht mögen einige dieser Besonderheiten dann keine Rolle spielen dürfen. Aber in der öffentlichen Diskussion sehr wohl.

These 6
Ob Fischer uns mitteilen will, dass wir keinen Stein werfen dürfen, weil wir alle Sünder sind - oder ob Fischer uns verurteilen möchte, weil wir (also die Leser seines Essays) die Welt zu sehr aus der Ich-Perspektive wahrnehmen... es bleibt im Dunkeln. Zurück bleibt nur die Gewissheit, dass Fischer irgendwie den Leser beschimpfen möchte.

These 7
Fischer behauptet, eine Diskussion über die Kriminalität von Einwanderern wäre deswegen unzulässig, weil man erst eine umfassende, aus seiner Sicht "objektive" Klassifizierung von Informationen vornehmen müsste, damit alle Informationen (in seinem Essay: Risikofaktoren bzw. Straftaten) gleichberechtigt diskutiert werden könnten. An dieser These ist so ziemlich alles falsch.
- Falsch daran ist die implizite Behauptung, der normale Bürger solle gefälligst die Klappe halten und die gesamte Diskussion den Fachleuten überlassen. Solches mittelalterliches Denken sollte in einer Demokratie keinen Platz haben. Es ist erstaunlich, dass Fischer für solche demokratiefeindlichen Thesen nicht verbal gezüchtigt wird. Selbstverständlich ist das Recht der offenen Gesellschaft, die jeweils emotional besonders aufwühlenden Themen zu wählen.
- Falsch ist auch die Behauptung, Risiken würden gleich wahrgenommen werden. Statt dessen gibt es Risiken, die akzeptiert werden. Und andere, die nicht akzeptiert werden. Anders wäre die fundamental risikoscheue Diskussion zum Thema Atomkraft nicht zu erklären - zum Beispiel im Vergleich zu den Risiken von Wasserkraft.
- Und schließlich steckt in dieser These die Behauptung, nur die Risikohöhe wäre von Bedeutung. Das ist natürlich eine sehr beliebte Vernebelungstaktik mancher Einwanderungsbefürworter. Dabei ist viel wichtiger die Frage der VERMEIDBARKEIT von Risiken. Und Einwanderungsbedingte Risiken sind fast zu 100% vermeidbar. Die richtige Frage wäre also, warum die deutsche Bevölkerung diese Risiken ZUSÄTZLICH auf sich nehmen sollte.

These 8
Hier wird noch mal ausdrücklich These 5 wiederholt. Das tumbe Volk habe gefälligst sein Maul zu halten und sich der Führung der informierten Elite zu unterwerfen.

These 9
Unfassbar. Was Fischer sich hier erdreistet, ist kaum noch erträglich. Mit dem Stilmittel der indirekten Rede ("Ein Traum...") beschimpft Fischer Millionen Deutsche als "Pöbel". Fischer behauptet, die Deutschen (umschrieben mit dem Begriff "unser Land") würden mit "Hass" auf die Einwanderer reagieren. Fischer unterstellt den Deutschen Minderheitenmobbing, Irrationalität. Und es gipfelt darin, dass die Emotionen dieser Deutschen "widerlich" seien.

Nur selten liest man so viel Pauschalierung -bis hin zum blanken Rassismus. Während Fischer an anderer Stelle jede Form von Verallgemeinerung ablehnt, erdreistet er sich, auf Basis seiner eigenen Gefühle den Stab über Millionen Bürger zu brechen. Diese Menschen und ihre Gefühle (und von mir aus auch Ängste) als "widerlich" abzuwerten. Wie gesagt: mit dem Stilmittel der indirekten Rede.

These 10
Auch hier nimmt sich Fischer das Recht heraus, jeden zu beschimpfen, der nicht seiner Meinung ist. ("20 Millionen aufgehetzte Bürger", "populistische Partei", "reaktionärer Rand") . Wer sich das mal in Ruhe durchliest: was Fischer da macht, ist keine Diskussion mehr. Nicht mal mehr Meinungsäußerung. Das ist Hetze. Ganz schlicht Hetze.

Über den Pressekodex und den erkennbaren Geist der Erziehungsdikatatur bin ich anderer Meinung als Fischer. Ich möchte selbst entscheiden, welche Informationen "wichtig" sind. Ganz sicher halte ich die Journalisten der öffentlichen Medien nicht für solche Übermenschen, dass die geeignet wären, an meiner Stelle zu entscheiden, wann die Nationalität "für das Verständnis" von Bedeutung wäre. Noch bin ich der Meinung, dass es überhaupt sinnvoll ist, Zeitungen zu zensieren um nur den Teil zu berichten, der für irgendein "Verständnis" wichtig sei. Was soll das sein? Politische Propaganda? Wieso glaubt ein Herr Fischer oder auch ein dubioser Pressekodex das Recht zu haben zu entscheiden, was ich wissen darf? Und was nicht?

These 11
Fischer betont, Einwanderung sei alternativlos. "Die Ansicht, die Straftaten von Freiburg und Bochum seien ein Menetekel der Flüchtlingspolitik, und Bedrohungen der Sicherheit ließen sich durch eine restriktive Zurückweisung von Flüchtlingen aus den Krisenregionen der Welt ausschließen, ist unzutreffend. Sie wird auch nicht wahr durch stete Wiederholung."

Wieso die ungesteuerte, in großen Teilen in einer rechtlichen Grauzone befindliche Einwanderung von millionen ungebildeten, muslimisch sozialisierten jungen Männern alternativlos sei, bleibt allerdings Fischers Geheimnis. Schade. Dabei hätte genau das mich interessiert.

Fazit
Eine weitere Steigerung zu These 9. Wer geglaubt hat Fischer könne seine hasserfüllte, arroganten und hetzerische Rede nicht noch steigern wird eines anderen belehrt. Dieses "Fazit" ist Demagogie in Reinform.

In Summe bewerte ich Fischers Essay als unsachliche, faktenfreie und arrogante Beschimpfungsorgie.

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DrNick Offline




Beiträge: 809

18.12.2016 09:32
#62 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #61
Ob mir oder ihm spontan einfällt, wann die Tagesschau zuletzt über einen Mord berichtet hat, ist völlig ohne Bedeutung. Weil man diese Frage mit Fakten beantworten könnte. Hat er aber nicht.


Ich habe mir, wie von Fischer gefordert, mal die nicht allzu große Mühe gemacht, aus dem Gedächtnis ein paar Straftaten aufzulisten, von denen ich mir sehr sicher bin, daß über sie intensiv und an prominenter Stelle berichtet wurde, und dabei ist folgendes herausgekommen:

a) der Fall Dagobert
b) der Fall Sedlmayer
c) der Fall Peggy
d) der Diebstahl des Leibniz-Kekses
e) diverse Amokläufe in Deutschland
f) die Morde des NSU
g) diverse islamistische Anschläge
h) diverse Fälle von Steuerhinterziehung durch Prominente
i) der "Kannibale von Rotenburg"

Straftaten ganz allgemein (im Gegensatz zu Fischers "Vergewaltigung, Sexualmord und sonstige Tötungsdelikte") scheinen mir für die Frage, welche Eigenschaften eine Tat haben muß, damit über sie überregional berichtet wird, besonders interessant zu sein, und man sieht sehr schnell, daß es ganz unterschiedliche Aspekte sein können: Es reicht schon aus, daß man es mit einer völlig belanglosen, aber hinreichend kuriosen Tat zu tun hat.

Johanes Offline




Beiträge: 2.414

20.12.2016 14:01
#63 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Hallo Llarian,

ich möchte an dieser Stelle auf die Statistik selbst gar nicht näher eingehen. Dem im Artikel suggerierten Bild, dass allein die Frage nach größerer/kleinerer Kriminalität als Tabu gilt, möchte ich widersprechen.
Es gibt beispielsweise ein Interview mit dem Innenminister De Maizière, indem es heißt:
"Die Syrer in ihrer Gesamtheit sind unterdurchschnittlich an Straftaten beteiligt, die Nordafrikaner überdurchschnittlich. Das heißt natürlich nicht, dass alle Nordafrikaner dann von vorneherein verdächtig sind. Aber wir müssen die Zahlen zur Kenntnis nehmen." (1)

Nicht wahr, das klingt nicht wie ein Tabubruch, oder?
Den Eindruck zu erwecken, dass das Thema irgendwie ein Tabu sei, scheint mir daher zumindest für die politische Diskussion sachlich nicht gerechtfertigt. Wie es jetzt im Freundeskreis, unter Arbeitskollegen oder im Hörsaal ist, darüber kann ich nichts sagen.

Auch muss man natürlich in Rechnung stellen, dass die Situation der Flüchtlinge eine andere ist die der deutschen Durchschnittsbevölkerung. Über lange Zeit auf engsten Raum in Wohncontainern leben, wer weiß, wie die Deutschen da reagieren? Jedenfalls scheint mir unsere Kultur auf diese Zustände auch nicht besser vorzubreiten.
Man muss also diesen Faktor auch "herausrechnen", wenn man den echten Einfluss des kulturellen Backgrounds ergründen will. Wenn das überhaupt möglich ist, dann mangelt es an vergleichbaren Situationen. Was die generellen Probleme mit Statistiken angeht, die es unleugbar gibt, das wäre ein anderes Thema.



(1) "Konservativ ist eine Haltung", RP-Online vom 6. Dezember 2016, 06.14 Uhr.
http://www.rp-online.de/politik/deutschl...g-aid-1.6445368
Das Ganze gibt es zwei Tage später wohl auch zum Hören, für die angestrengten Augen:
https://www.welt.de/politik/video1600587...chnittlich.html

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.260

20.12.2016 15:56
#64 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #63

Wenn das überhaupt möglich ist, dann mangelt es an vergleichbaren Situationen.


Sie stammen nicht aus einer Flüchtlingsfamilie, richtig? Ich schon.

Meine Familie mütterlicherseits ist 49 über Danzig per Schiff nach Hamburg geflohen und hat dann da jahrelang eingepfercht wie Hamster gelebt. Meine Familie väterlicherseits ist 53 oder 54 (so ganz klar kriege ich das nicht raus) aus der DDR geflohen, über die damals noch grüne Grenze. Und haben dann jahrelang in Hamburg unter erbärmlichen Verhältnissen gelebt. Einige Teile der Familie wurde dann quer über die junge Bundesrepublik weiterverteilt.

Die Familiengeschichten enthalten nichts davon, dass in diesen Aufnahmelagern eine Radikalisierung stattgefunden hätte. Oder dass die Kriminalität hoch gewesen wäre. Mord, Totschlag, Vergewaltigung... davon wird nix erzählt. Statt dessen wird erzählt von harter, auch körperlich harter Arbeit, dem unbedingten Willen "es besser zu haben", "dazu gehören zu wollen".

Auch meine Frau stammt aus einer Flüchtlingsfamilie. Und da werden ebenfalls diese Geschichten erzählt. Und dito in meinem Bekanntenkreis. Tatsächlich ist genau dieser Hintergrund nach meiner Erfahrung das Narrativ, warum die Generation 70plus so fanatisch PRO Merkels Einwanderungspolitik ist. Weil der Schlüsselreiz "Flüchtling" in dieser kompletten Generation Reflexe auslöst:

"Die WOLLEN doch hier was aufbauen" "Die WOLLEN dazugehören" "Die WOLLEN niemandem zur Last fallen" "Und die WOLLEN UNBEDINGT die schreckliche Kultur ihres Herkunftsortes hinter sich lassen und auf etwas spannendes, friedliches einlassen"

Das Menschen (unter dem Deckmantel des Begriffs "Flüchtling") in Deutschland einwandern könnten und dabei das aufnehmende Land und die aufnehmende Kultur zutiefst verabscheuen, ist in dieser Generation schlicht undenkbar. Zu tief steckt dieser Generation die Sozialisierung in den Knochen, dass man sich selbst anstrengen muss; dass man sich anpassen muss.

Nur so nebenbei sei erwähnt, dass diese Flüchtlingswelle ebenfalls einen Kulturschock erlebt hat, als die aus dem protestantischen, ländlich geprägten Ostpreußen oder Erzgebirge in das katholische, hochindustrialisierte Rheinland kamen.

Das finde ich schon eine "vergleichbare Situation".

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

20.12.2016 16:33
#65 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #63
Dem im Artikel suggerierten Bild, dass allein die Frage nach größerer/kleinerer Kriminalität als Tabu gilt, möchte ich widersprechen.
Es gibt beispielsweise ein Interview mit dem Innenminister De Maizière, indem es heißt:
"Die Syrer in ihrer Gesamtheit sind unterdurchschnittlich an Straftaten beteiligt, die Nordafrikaner überdurchschnittlich. Das heißt natürlich nicht, dass alle Nordafrikaner dann von vorneherein verdächtig sind. Aber wir müssen die Zahlen zur Kenntnis nehmen." (1)
Nicht wahr, das klingt nicht wie ein Tabubruch, oder?

Es klingt vor allem wie Wischi-Waschi nach dem Motto: Ja, die eine Gruppe ist etwas krimineller, die andere etwas weniger. Und am Ende überlässt man dem Leser den Schluss: Und beide zusammen sind dann irgendwie wieder im Durchschnitt. Was natürlich in sich stimmt. Und vollkommen nutzlos ist, weil es trivial ist. Wenn ich eine Gruppe aus zwei Untergruppen habe und eine bestimmte Eigenschaft betrachte, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die eine Gruppe diese Eigenschaft überdurchschnittlich oft hat, die andere dagegen unterdurchschnittlich nahezu 100%. Elementare Erkenntnis über Verteilungen. Denn was ist der Durchschnitt, mit dem de Maziere hier argumentiert ? Der Durchschnitt aller Geflüchteten ? Aller Deutschen ? Aller Menschen ? Wissen wir am Ende nicht. Und obs stimmt ? Ich will mal sagen, die Behauptung Flüchtlinge in ihrer Gesamtheit seien nicht häufiger kriminell als Einheimische ist auch falsch. Und wird ebenso oft wiederholt. Nebenbei: Ich sprach nicht von einem Tabu. Ich mache mir eher rundheraus Sorgen, dass es strafbar sein könnte diese Frage zu erörtern.

Zitat
Auch muss man natürlich in Rechnung stellen, dass die Situation der Flüchtlinge eine andere ist die der deutschen Durchschnittsbevölkerung.


Muss man das ? Da sind wir ja schon bei Erklärungen. Ich kann aber nicht erst behaupten, "es ist gar nicht so", um dann anschließend zu sagen, "wenn es so ist, dann aus den und den Gründen". Erst einmal muss man die Fakten klären, BEVOR man zu den Erklärungen kommt. Gleich mehr:

Zitat
Man muss also diesen Faktor auch "herausrechnen", wenn man den echten Einfluss des kulturellen Backgrounds ergründen will.


Womit man Tür und Tor für die Spindoktoren und Sozialhansel öffnet, die einem dann mit absurden Statistiken versuchen zu beweisen, dass ein kultureller Einfluss nicht existiert. Kann man machen. Ist aber tatsächlich erst einmal gar nicht so wichtig, denn die Frage ist tatsächlich sekundär. Zunächst mal ist entscheidend, dass mit den Flüchtlingen eine ganz gewaltige, weit überdurchschnittliche Menge an Gewalt und Kriminalität ins Land gekommen ist. Wie sich das erklärt ist eine Frage für Soziologen, Juristen, Wissenschaftler und Kriminologen. Aber an dem Fakt kommt man trotzdem nicht vorbei, denn es existiert ja eben nicht die Alternative des "nicht jungen", "nicht männlichen", "nicht armen", "nicht arachaisch geprägten", "nicht eingepferchten", "nicht schlecht gebildeten" Flüchtlings. Selbst wenn wir unterstellen, dass die kulturelle Prägung nur ein Fakor unter vielen ist, bleibt immer noch die Tatsache über, dass die Faktoren nun einmal alle da sind. Und da liegt das Problem. Für einen Rassisten (was wir ja nun hoffentlich hier alle nicht sind), wäre es interessant die Faktoren allesamt rauszurechen bis nur noch das Gen übrig bleibt. Für einen Kulturalisten wäre die Fragestellung dann ähnlich. Aber für einen normalen Bewohner dieses Landes, der einfach nur in Frieden leben will, ist das warum nicht das entscheidende, sondern das ob. Und da kann man nix rausrechnen.

Zitat
Was die generellen Probleme mit Statistiken angeht, die es unleugbar gibt, das wäre ein anderes Thema.


Oh, da haben Sie mich falsch verstanden. Ich bin ein Riesenfreund der Statistik. Es ist eine der wissenschaftlichen Methoden schlechthin. Das Problem besteht eher darin, dass so wenig Leute sie verstehen. Die Statistik hilft uns, gerade in diesem Kontext, gewaltig. Das ist ja das Problem, das so viele mit ihr haben.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.551

22.02.2017 13:36
#66 RE: Kriminalität und andere Dissonanz Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #43
Nach dem Freiburg-Fall ... dass es sich dabei in Wahrheit um einen erwachsenen, (rund) 23-jährigen verurteilten Mörder handelt.


Zumindest ist das jetzt auch offiziell angekommen.

Zitat von FAZ, 22.0.2.2017
Im Fall des Sexualmords an einer Studentin in Freiburg wird der tatverdächtige Hussein K. voraussichtlich nach Erwachsenenstrafrecht angeklagt. Das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene Altersgutachten kommt zum Schluss, dass er zur Tatzeit mindestens 22 Jahre alt war und nicht wie von ihm angegeben 17 Jahre alt, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Hussein K. wird vorgeworfen, im vergangenen Oktober in Freiburg eine 19 Jahre alte Studentin vergewaltigt und ermordet zu haben. Wäre er zur Tatzeit 17 Jahre alt gewesen, würde Jugendstrafrecht gelten. In Deutschland galt er als minderjähriger Flüchtling und bekam besondere Betreuung.

Nach Erwachsenenstrafrecht droht dem Verdächtigen in dem Mordprozess den Angaben zufolge eine lebenslange Freiheitsstrafe. Nach Jugendstrafrecht sind höchstens zehn Jahre Haft möglich.



http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/...r-14890083.html



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

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