Nur, um das noch mal ganz klar zu formulieren, was Sie als subjektive Wahrheit bezeichnet haben:
Nur, weil eine Frau etwas für sich als wahr empfindet, ist es noch nicht wahr. Chemtrails werden nicht wahrer, nur weil manche Menschen an Chemtrails glauben - und manche Übergriffe existieren eben doch nicht, obwohl eine Frau daran glaubt.
Das ist nämlich der Kern der metoo-Bewegung und der Feminazis, wie diese Frauen von meinen Söhnen genannt werden:
Ein Übergriff habe als erfolgt zu gelten, wenn eine Frau ihn so empfindet. Dabei reden wir nicht von der Beweisproblematik, sondern davon, dass Handlung und Wahrnehmung ausgetauscht werden. Das wäre das Ende des Rechtsstaates wie wir ihn kennen. Denn bisher konnten Menschen -auch Männer ! - nur für das verurteilt werden, was sie tatsächlich getan haben. Und nicht dafür, was andere da reininterpretieren.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
Es ist von aussen immer schwer bis unmöglich zu beurteilen ob eine Vergewaltigung sich so zugetragen hat wenn entsprechende Beweise dafür oder dagegen praktisch nicht existieren, was bei einer "Tat" vor mehreren Jahrzehnten praktisch immer der Fall ist. Am Ende steht immer ein "Freispruch aus Mangel an Beweisen", der aber in beide Richtungen gilt, denn sowohl kann dem vermeintlichen Täter seine Schuld nicht bewiesen werden, genausowenig kann er seine Unschuld beweisen. Es bleibt bei dem Vorwurf, der sich weder bestätigen noch widerlegen lässt.
Und genau diese Unsicherheit macht den ganzen Vorgang so unsympathisch. Da wird darüber reflektiert wie glaubwürdig das Opfer sich präsentiert habe und das es alte Therapieaufzeichnungen gäbe. Nur das es sich dabei schlicht um Parteiaufzeichnungen handelt, die keinerlei Beweiskraft haben. Das geht dann unter. Ebenso das man Glaubwürdigkeit schlicht üben kann. Hat jemand mal "Angeklagt" gesehen? Würde irgendjemand bezweifeln, dass Jodie Foster, die dort im Zeugenstand aussagt, nicht vergewaltigt wurde? Nun, sie wurde es nicht. Zumindest nicht in diesem Kontext. Aber sie bringt das absolut glaubwürdig herüber. Von allen Beweisen, die vor Gericht angebracht werden, sind bekanntermaßen die Zeugenaussagen die unsichersten. Nicht nur weil sich Menschen schlecht erinnern, sondern weil sie vielfach eine andere Wahrheit vertreten, die eben nicht mit der Realität übereinstimmt. Und manche Menschen können das ziemlich gut.
Eigentlich hätte man diese Vorwürfe schlicht von vorneherein ad acta legen müssen. Eben deshalb weil sie nicht bewertet werden können. Ein Vorwurf ist eben nur ein Vorwurf.
Das schlimme ist an diesem Fall: Das bleibt so oder so hängen. Und damit ist der Schaden für den amerikanischen Rechtsstaat gewaltig. Und das ist etwas was man den demokratischen Campaigner unbedingt vorwerfen muss: Sie haben, mit dem Ziel Trump zu schaden, eine zentrale Institution massiv beschädigt. Und es war ihnen piepsegal so lange es um die vermeintlich gute Sache ging (gegen Trump, koste es was es wolle). Insofern stimme ich der Aussage, dass es gut ist, dass sich "meetoo" diesmal nicht durchgesetzt hat, zu. Aber der Schaden ist trotzdem gewaltig. Eine Sternstunde war das nicht.
Angesichts des Besetzungsverfahrens ist die Idee von der "Gewaltenteilung", die der Veranstaltung ja offiziell zugrunde liegt, an dieser Stelle eher absurd, was indessen häufig das Schicksal dessen ist, was sich Philosophen so ausdenken. Anders als im Lehrbuch behauptet handelt es sich um ein verdecktes Legislativorgan. Natürlich ist das keine Neuigkeit und dementsprechend nicht Trump zuzurechnen und natürlich snd die Sex-Geschichten in dieser Sache nur ein Aufhänger für weiter reichende kulturkämpferische Attitüden. Dass sich selbige an dieser Stelle überhaupt entzünden können, obwohl sie da gar nicht hingehören, weist auf den Kern hin: Die Organisation des Gerichtes tendiert zu einem dysfunktionalen Schwindel.
Um diesen kläglichen Ist-Zustand zu mildern und mindestens etwas näher an den Soll-Zustand heranzukommen würde ich den Amis das deutsche Besetzungsverfahren für das BVerfG (mal abgesehen davon, dass der USSC auch Funktionen nach Art des BGH hat) empfehlen. Der offensichtliche politische Missbrauch, der drüben vollkommen selbstverständlich ist *), wird durch die parlamentarische Zuständigkeit mit jeweils mindestens 2/3 Mehrheit in Bundestag und Bundesrat ohne exklusives Vorschlagsrecht eines Königs (er mag offiziell anders heißen) bei getrennten Wahlzuständigkeiten beider Organe für einzelne Posten jedenfalls deutlich herabgesetzt. Idealzustände sind nicht ernsthaft zu erwarten. Näher rankommen geht aber (falls beabsichtigt).
Von den USA Demokratie und Rechtsstaat lernen zu wollen war schon immer etwas heikel und mit einigen Fragezeichen zu versehen, falls es da überhaupt ein Lernprogramm geben kann und jemand was lernen will, woran Zweifel angebracht sind.
*) Dabei können zuweilen natürlich auch Irrtümer unterlaufen. Eisenhower pflegte seine Nominierung Earl Warrens später als the "biggest damn fool mistake I ever made" zu charakterisieren, was deutlich macht, dass die Institution mit "Dritter Gewalt" - so wie das die Kinder in Gemeinschaftskunde lernen - nur am Rande was zu tun hat, wenn die Papierform nur bei Irrtümern erreicht wird.
1. Ich habe mir auch kurz die amerikanische Presse angeschaut um zu sehen, wie die Kavanaugh-Geschichte in den USA aufgenommen wird. Jetzt mal abgesehen davon, dass es in den Kommentaren je nach politischer Ausrichtung (wie zu erwarten) eine unterschiedliche Beurteilung des Falls gibt: Konsens scheint zu sein, dass das Gezerre um die Nominierung den Demokraten bei den anstehenden Wahlen im November eher schaden wird. Interessant fand ich diese Analyse auf Fivethirtyeight: https://fivethirtyeight.com/features/rep...it-about-metoo/ Eine wichtige Kernaussage: Die Republikaner (und Kavanaugh) hätten die Abstimmung und die öffentliche Meinung (zumindest der konsverativen Seite) für sich gewonnen, nicht OBWOHL sondern WEIL (!) sie das zu einer Abstimmung über "me too" gemacht haben: "In fact, it’s worth considering whether #MeToo is not a women’s movement, but really a liberal women’s movement."
2. Auch wenn die Veranstaltung dieses Mal ziemlich aus dem Ruder gelaufen ist: Grundsätzlich haben die USA uns beim Ernennungs-Prozess ihrer obersten Richter einiges voraus. In Deutschland werden die Stellen beim BVerfG nämlich mindestens genauso politisch besetzt wie in den USA. Welchen Richter welche Partei nominieren darf ist fest ausgekartet. Eine Diskussion findet gar nicht oder allenfalls in Hinterzimmern hinter verschlossenen Türen statt . Eine öffentliche Debatte über die Eignung der Kandidaten gibt es nicht. Im konkreten Fall von Kavanaugh ging es natürlich ziemlich "unter die Gürtellinie". Aber in der Regel geht es bei diesen Senate-Hearings deutlich sachlicher zu und es werden Qualifikationen und der Lebenslauf kritisch geprüft. Auch eine Abstimmung so hart entlang der Parteilinie ist nicht unbedingt üblich. So lange der Kandidat in Ordnung ist, wird er im Senat i.d.R. überparteilich bestätigt. (Hier https://en.wikipedia.org/wiki/Supreme_Co...e_United_States sieht man das jeweilige Abstimmungsergebnis für jeden einzelnen Richter. Die Ergebnisse sind meist DEUTLICH klarer als die jeweiligen Mehrheitsverhältnisse im Senat. Der frisch ausgeschiedene Richter Anthony Kennedy wurde z.B. mit einer 97 zu 0 Mehrheit bestätigt.) Zumindest muss sich ein Senator schon Gründe überlegen, wenn er dagegen stimmt - letztlich muss er sich ja auch gegenüber seinen Wählern für sein Abstimmungsverhalten rechtfertigen.
3. In Deutschland wird kaum jemand die Namen der einzelnen Richter des BVerfG kennen. In den USA sind die Justices hingegen einigermaßen bekannt. Es gibt auch detaillierte öffentliche Berichte über das Abstimmungsverhalten jedes einzelnen Justice. (Es gab mal einen spannenden Film "die Pelikan-Akte" mit Julia Roberts und Denzel Washington, dessen Handlung im wesentlichen von einer Analyse des Abstimmungsverhaltens einzelner Richter bestimmt wurde).
4. Ein wichtiger Grund, warum die Demokraten so erbittert gekämpft haben, ist natürlich, dass die Mehrheit des Supreme Court nun sehr massiv nach rechts gekippt ist und womöglich noch weiter kippen wird. 5 der 9 Richter sind nun von Republikanern ernannt worden (davon 2 von Trump). Die beiden mit großem Abstand ältesten Richter sind Ruth Bader Ginsburg (85 Jahre alt) und Stephen Breyer (80). Beide wurden von Bill Clinton ernannt. Beide Sitze könnten noch während der Trump-Regierungszeit frei werden. In dem Fall wären 7 von 9 Richtern von republikanischen Präsidenten ernannt und das Gericht würde womöglich über Jahrzehnte von Trump-Ernennungen dominiert. Aus demokratischer Sicht ist das natürlich eine fürchterliche Vorstellung, die die harten Bandagen zum Teil erklärt. (Hinzu kommt, dass die Republikaner ihrerseits in der jüngeren Vergangenheit nicht fair gespielt haben. Ein Ernennungsvorschlag von Präsident Obama wurde so lange blockiert, bis sich die Mehrheitsverhältnisse im Senat geändert hatten.)
Eine überaus merkwürdige Affäre. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso die Demokraten glaubten mit dieser Geschichte gewinnen zu können. Die fehlende Bestätigung der Ford-Vorwürfe durch die von ihr genannten Zeugen ist ein völliges KO-Kriterium. Es gibt ja nicht nur die (fast könnte man sagen: üblichen) Differenzen um das, was genau vorgefallen ist. Sondern vor allem die Unsicherheit, wer denn der mögliche Täter überhaupt gewesen ist. Sie sagt zwar, sie sei sich zu 100% sicher - hat ihn aber wohl fast nicht gekannt.
Eigentlich hätte die ganze Kampagne nur funktionieren können gegen einen Präsidenten, der vor der veröffentlichten Meinung einknicken könnte. Und genau das ist Trump nun wirklich nicht - und das war bekannt.
Zitat von Florian im Beitrag #5Konsens scheint zu sein, dass das Gezerre um die Nominierung den Demokraten bei den anstehenden Wahlen im November eher schaden wird.
Das sehe ich eher nicht so gesagt. Und auch der Artikel von Perry Bacon erklärt eher das Abstimmungsverhalten und weniger das Wahlverhalten. Es gibt einen Artikel von Nate Silver selbst, der zu einem etwas anderen Schluss kommt: https://fivethirtyeight.com/features/is-...idterm-chances/ Und am Ende mit der Pointe aufwartet, dass die Seite, die ihren Willen *nicht* bekommt, profitieren wird. Und das wären im Moment die Demokraten.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #4Angesichts des Besetzungsverfahrens ist die Idee von der "Gewaltenteilung", die der Veranstaltung ja offiziell zugrunde liegt, an dieser Stelle eher absurd, was indessen häufig das Schicksal dessen ist, was sich Philosophen so ausdenken. Anders als im Lehrbuch behauptet handelt es sich um ein verdecktes Legislativorgan. Natürlich ist das keine Neuigkeit .......
Gewaltenteilung ist ein Konzept, was aber in der Realität nie heißt, dass die Gewalten wie drei abgeschottete Silos nebeneinanderstehen. Und klar, jede Regierung versucht ihre Leute in die Spitze der Judikative zu hieven. Implizit wird damit auch eingeräumt, dass Rechtsprechung nicht nur abhängig von Gesetzen, sondern auf von Richtern ist. Der wesentliche Punkt aber ist, dass die obersten Richter für eine ausreichend lange Zeit gewählt sind, sodass sich über die vielen Regierungswechsel hinweg eine Art Mittelung über die gesellschaftlichen Strömungen ergibt. Was bei uns fehlt ist eine Anpassung dieser Zeitkonstante an die maximalen Regierungszeit der Kanzler, ein weiterer Grund für die Begrenzung auf zwei Legislaturperioden.
Zitat Um diesen kläglichen Ist-Zustand zu mildern und mindestens etwas näher an den Soll-Zustand heranzukommen würde ich den Amis das deutsche Besetzungsverfahren für das BVerfG (mal abgesehen davon, dass der USSC auch Funktionen nach Art des BGH hat) empfehlen. Der offensichtliche politische Missbrauch, der drüben vollkommen selbstverständlich ist *), wird durch die parlamentarische Zuständigkeit mit jeweils mindestens 2/3 Mehrheit in Bundestag und Bundesrat ohne exklusives Vorschlagsrecht eines Königs (er mag offiziell anders heißen) bei getrennten Wahlzuständigkeiten beider Organe für einzelne Posten jedenfalls deutlich herabgesetzt. Idealzustände sind nicht ernsthaft zu erwarten. Näher rankommen geht aber (falls beabsichtigt).
Ich hatte die deutschen Besetzungsverfahren in der Vergangenheit als Kungeleien zwischen den Parteien im Hinterzimmer gesehen. Seit ich Hadmut Danischs Recherchen zur Ernennung der Susanne Baer gelesen habe, weiß ich dass es viel schlimmer ist: Da werden Leute durchgewunken, ohne dass der Wahlausschuss diese je befragt, denn ihre Unterlagen geprüft hat. Da kommt im besten Fall eine Aktivistin, uim schlimmsten Fall eine Betrügerin an die Spitze der Pyramide. Die Realität spricht gegen das deutsche Verfahren.
Zitat von Florian im Beitrag #5Konsens scheint zu sein, dass das Gezerre um die Nominierung den Demokraten bei den anstehenden Wahlen im November eher schaden wird.
Die NYT-Kommentare sind in der Sache (wie zu erwarten) natürlich auf Seiten der Demokraten. Daher ist dieser Artikel wohl schon ernst zu nehmen, wenn er u.a. folgendes berichtet: "For the next few weeks, many Democratic strategists want to change the subject from the Supreme Court, hoping that Republican voters’ passions aroused by the Kavanaugh fight will fade ahead of the midterm elections. (...) But Senator Lindsey Graham, Republican of South Carolina, said on “Fox News Sunday” that he intended to help House Republicans in swing districts campaign on the issue over the next month, saying their Democratic opponents should be asked whether they supported impeaching Justice Kavanaugh and “Do you want an outcome so badly that you would basically turn the law upside down?”
Mit anderen Worten: Zumindest die im Wahlkampf stehenden Politiker (sowohl Demokraten als auch Republikaner) glauben, dass die Kavanaugh-Geschichte eher den Republikanern nutzen wird. Aber ok, letztlich ist das natürlich Kaffeesatzleserei. (Und realistischerweise wird es sicher wichtigere Einflüsse auf die Wahlentscheidung geben als Kavanaugh). Wichtiger (und problematischer) als die kurzfristigen Folgen für die Wahlen ist sicher ohnehin die langfristige Folge für die politische Kultur. Es wurden sicher weitere Gräben in der amerikanischen Poltik aufgeworfen. Und auch der (bisher eher als überparteilich gesehene) Supreme Court wird zunehmend politisiert.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #2Nur, um das noch mal ganz klar zu formulieren, was Sie als subjektive Wahrheit bezeichnet haben:
Nur, weil eine Frau etwas für sich als wahr empfindet, ist es noch nicht wahr.
Richtig. Mit dem Wort von der subjektiven Wahrheit wollte ich darauf hinweisen, dass es ein tertium zwischen einer Lüge und der objektiven Wahrheit gibt.
Eine Lüge impliziert ja einen Vorsatz: Man gibt etwas als die Wahrheit aus, obwohl man sich zumindest nicht sicher ist bzw. obwohl man weiß, dass es tatsächlich anders war.
Es ist eine Binsensweisheit, dass wir Menschen unsere Handlungen im Nachhinein in ein Licht tauchen, das unserem Selbstwertgefühl bestmöglich schmeichelt. Man sieht das manchmal schon bei derartigen Bagatellen wie den alltäglichen Blechschadensverkehrsunfällen: An der Unfallstelle räumen die Beteiligten ihre Fehler häufig - wenn auch undokumentiert - ein ("Ich bin zu schnell gefahren"). Im Nachhinein verzerrt sich das dann gerne in eine dem eigenen Ego angenehmere Variante ("Ich bin nicht zu schnell gefahren. Der andere ist viel zu knapp in die Vorfahrtsstraße eingebogen.") Und irgendwann halten die Betroffenen das dann für die unumstößliche Wahrheit.
Zitat von Llarian im Beitrag #3Es ist von aussen immer schwer bis unmöglich zu beurteilen ob eine Vergewaltigung sich so zugetragen hat wenn entsprechende Beweise dafür oder dagegen praktisch nicht existieren, was bei einer "Tat" vor mehreren Jahrzehnten praktisch immer der Fall ist. Am Ende steht immer ein "Freispruch aus Mangel an Beweisen", der aber in beide Richtungen gilt, denn sowohl kann dem vermeintlichen Täter seine Schuld nicht bewiesen werden, genausowenig kann er seine Unschuld beweisen. Es bleibt bei dem Vorwurf, der sich weder bestätigen noch widerlegen lässt.
Und das macht die gegenständliche Causa ja so interessant. Wenn sich Kavanaugh hätte freibeweisen können, was etwa der Fall gewesen wäre, wenn er im Sommer 1982 einen dokumentierten, durchgehenden Aufenthalt in good old Europe unternommen hätte, hätte kein vernünftiger Mensch mehr etwas gegen seine Ernennung vorbringen können. (Die anderen Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens waren schon vom Vortrag her ziemlich substanzarm, von einschlägigen Beweisen ganz zu schweigen.)
Kavanaugh konnte sich aber nicht freibeweisen, und so wäre es dem Senat ohne weiteres möglich gewesen, Kavanaugh mit der folgenden Begründung abzulehnen: Das gegen Kavnaugh vorliegende Material würde zwar nie das in einem Gerichtsverfahren erforderliche Beweismaß erfüllen, und die Unschuldsvermutung ist uns heilig, aber bei einem SCOTUS-Richteramtskandidaten reicht in diesen Zeiten schon der leiseste Verdacht einer Beeinträchtigung seines Leumunds dazu aus, dass eine Nichternennung erfolgen muss etc. p.p.
Dass man dieser Argumentationslinie nicht gefolgt ist, hat politische Gründe. Es zeigt aber auch, dass die Me-too-Bewegung nicht so stark ist, dass sie machtpolitische Erwägungen außer Kraft setzen könnte. Anders formuliert: Machiavelli hat über Me-too triumphiert, was sich nicht nur reimt, sondern meines Erachtens auch ziemlich beruhigend ist.
Zitat von Llarian im Beitrag #3Da wird darüber reflektiert wie glaubwürdig das Opfer sich präsentiert habe und das es alte Therapieaufzeichnungen gäbe. Nur das es sich dabei schlicht um Parteiaufzeichnungen handelt, die keinerlei Beweiskraft haben.
Einen gewissen Beweiswert haben diese Aufzeichnungen schon. Aber zum einen stehen sie im Widerspruch zu Blasey Fords letzter Schilderung (wonach nur zwei und nicht vier Burschen bei dem Vergewaltigungsversuch zugegen gewesen sein sollen), zum anderen nennen sie keine Namen und letztendlich wurden sie 30 Jahre nach dem angeblichen Vorfall vorgenommen. Das ist dann halt schon ziemlich dünn.
Zitat von Florian im Beitrag #5 2. Auch wenn die Veranstaltung dieses Mal ziemlich aus dem Ruder gelaufen ist: Grundsätzlich haben die USA uns beim Ernennungs-Prozess ihrer obersten Richter einiges voraus. In Deutschland werden die Stellen beim BVerfG nämlich mindestens genauso politisch besetzt wie in den USA. Welchen Richter welche Partei nominieren darf ist fest ausgekartet. Eine Diskussion findet gar nicht oder allenfalls in Hinterzimmern hinter verschlossenen Türen statt . Eine öffentliche Debatte über die Eignung der Kandidaten gibt es nicht.
Spätestens seit Susanne Baer zur Verfassungsrichterin wurde hat man aus Deutschland eigentlich keinerlei Recht mit dem Finger auf auch nur irgendwen zu zeigen, am wenigsten die USA. Selbst der dümmste Bundesrichter in den Staaten dürfte weit besser qualifiziert sein, als was hier inzwischen auf die höchsten Bank gerückt wurde. In den USA versteht sich die Justiz wenigstens als tatsächlich unabhängig (und ist sie auch weitgehend, der Surpreme Court ist da eher das Artefakt). In Deutschland handelt es sich um den simpel verlängerten Arm der Exekutive.
Zitat Ein wichtiger Grund, warum die Demokraten so erbittert gekämpft haben, ist natürlich, dass die Mehrheit des Supreme Court nun sehr massiv nach rechts gekippt ist und womöglich noch weiter kippen wird. 5 der 9 Richter sind nun von Republikanern ernannt worden (davon 2 von Trump).
Das wäre an sich aber noch keine Berechtigung für eine Schmierenkampagne. Der neue Richter wird so oder so von Trump ernannt, respektive vorgeschlagen werden. Wer sagt denn eigentlich, dass es nicht viel mehr um die Deutungshoheit vor den Mid-Terms geht? Wenn sich die Demokraten eins nicht leisten können, dann ist es eine Niederlage dabei. Sollte Trump die Mid-Terms für sich entscheiden, ist es nicht unwahrscheinlich, dass er nicht vier, sondern acht Jahre regieren wird.
Zitat (Hinzu kommt, dass die Republikaner ihrerseits in der jüngeren Vergangenheit nicht fair gespielt haben. Ein Ernennungsvorschlag von Präsident Obama wurde so lange blockiert, bis sich die Mehrheitsverhältnisse im Senat geändert hatten.)
Täusche ich mich, oder war das ein Vorschlag, den er ohnehin machte in einer Zeit, wo er schon abgewählt war?
Zitat von Noricus im Beitrag #11 Wenn sich Kavanaugh hätte freibeweisen können, was etwa der Fall gewesen wäre, wenn er im Sommer 1982 einen dokumentierten, durchgehenden Aufenthalt in good old Europe unternommen hätte, hätte kein vernünftiger Mensch mehr etwas gegen seine Ernennung vorbringen können.
Du meinst, es hätte sich niemand gefunden, der einfach einen anderen Zeitpunkt für sich reklamiert hätte? Wer hat denn ein Leben vorzuweisen, dass so sicher dokumentiert ist, dass es etwas immer ausgeschlossen werden kann?
Zitat Das gegen Kavnaugh vorliegende Material würde zwar nie das in einem Gerichtsverfahren erforderliche Beweismaß erfüllen, und die Unschuldsvermutung ist uns heilig, aber...
So heilig dann wohl gerade nicht. Wenn der Vorwurf alleine dafür ausreicht eine Beweiskraft zu erheben, dann darf man sich nicht wundern, wenn ein solcher Vorwurf auch überall auftaucht. Er kostet ja nichts.
Zitat Dass man dieser Argumentationslinie nicht gefolgt ist, hat politische Gründe.
Und das ist das traurige daran. Die ganze Argumentation lief nur deshalb ins nichts, weil zufälligerweise(!) eine Partei eine Mehrheit aufweist. Das Prinzip dagegen ist keinesfalls widerlegt. Es genügt einen Vorwurf in die Welt zu setzen. Wenn der Betreffende nicht gerade politisch nützlich ist, läuft er damit voll ins Messer. Und das klappt ja auch bei metoo hervorragend.
Zitat von Llarian im Beitrag #3 Einen gewissen Beweiswert haben diese Aufzeichnungen schon.
Welchen denn? Wenn ich heute etwas meinem Therpeuten erzähle und morgen die selbe Geschichte an die Presse gebe, wieso bin ich dann glaubwürdiger?
Zitat von Llarian im Beitrag #13Welchen denn? Wenn ich heute etwas meinem Therpeuten erzähle und morgen die selbe Geschichte an die Presse gebe, wieso bin ich dann glaubwürdiger?
Naja, die Frau hat das ja nicht gestern ihrem Therapeuten erzählt. Sondern vor Jahren. Und die Vorstellung, dass sie jahrelang auf erfundenem Kompromat sitzt, um es auszupacken, für den Fall ... ist für mich doch deutlich unwahrscheinlicher als die Idee, dass die Frau wirklich etwas auzuarbeiten und zu erzählen hat.
Und damit sage ich nicht, dass Ford wirklich recht hat. Nur, dass das Gegenargument hier ins unwirkliche zugespritzt ist.
Zitat von Llarian im Beitrag #12Täusche ich mich, oder war das ein Vorschlag, den er ohnehin machte in einer Zeit, wo er schon abgewählt war?
Da täuschen Sie sich. Merrick Garland wurde im Februar 2016 nominiert. Da war Trump noch nicht einmal der finale Kandidat der Republikaner. Aber es gab von den Republikanern schon die Ansage, dass sie auch nach der Wahl keine Kandidaten der Gegenseite wählen würden. Und Obama wurde nicht abgewählt.
Zitat von Llarian im Beitrag #12Das wäre an sich aber noch keine Berechtigung für eine Schmierenkampagne. Der neue Richter wird so oder so von Trump ernannt, respektive vorgeschlagen werden. Wer sagt denn eigentlich, dass es nicht viel mehr um die Deutungshoheit vor den Mid-Terms geht? Wenn sich die Demokraten eins nicht leisten können, dann ist es eine Niederlage dabei. Sollte Trump die Mid-Terms für sich entscheiden, ist es nicht unwahrscheinlich, dass er nicht vier, sondern acht Jahre regieren wird.
Die Mid-Terms und Trump 2020 sind zwei Paar Schuhe. Bei den Midterms geht es faktisch nur noch um die Kontrolle des House. Im Senat sitzen die Republikaner so fest im Sattel, dass das Gezeter um den SCOTUS hier kaum eine Rolle spielt. Vielleicht verlieren die Republinaker einen Sitz, vielleicht gewinnen sie einen anderen. In der Summe werden sich die Mehrheiten hier nicht ändern. Oder maximal etwas in Richtung der Republikaner bewegen – teschnisch gesehen, können hier einzelne Seantoren-Kandidaten der Dems sogar etwas gewinnen. Wenn sie sich gegen die Kampagne der Demokraten stellen. Wie Joe Manchin.
Es geht um die Kontrolle des House und da ist es offentlichtlich, dass die Kampagne gegen Kavanaugh durch die Demokraten hier helfen soll. Deswegen haben sie ja auch jetzt dieses Tamtam gemacht. Und nicht bei Gorsuch. Die Idee war offensichtlich schon, das Theater entweder bis zur Wahl zu ziehen. Oder zumindest die politische Spaltung mal wieder zutage treten zu lassen. Letzteres hat geklappt. Ob es nutzt, wird sich zeigen.
Ob Trump mit oder gegen eine Mehrheit im House regiert, ändert seine Chancen auf Wiederwahl nicht wirklich. Meine Prognose: Wenn er antritt, wird er gewählt. Wenn er nicht antritt, dann weil er merkt, dass er die Wahl verlieren wird. Nichts schadet Trump mehr als eine Niederlage.
Gegen eine Mehrheit im House antreten ist nicht selten. Obama hat seine Wiederwahl "gegen" das House gewonnen. Wie Clinton und Reagan auch.
Zitat von Noricus im Beitrag #11 Das gegen Kavnaugh vorliegende Material würde zwar nie das in einem Gerichtsverfahren erforderliche Beweismaß erfüllen, und die Unschuldsvermutung ist uns heilig, aber...
So heilig dann wohl gerade nicht. Wenn der Vorwurf alleine dafür ausreicht eine Beweiskraft zu erheben, dann darf man sich nicht wundern, wenn ein solcher Vorwurf auch überall auftaucht. Er kostet ja nichts.
Letzteres ist zwar richtig und, wenn ich recht sehe, das eigentliche Problem bei der Einschätzung der Sache, aber die Beweiskraft von Kursiv- und Fettdruck ist auch nicht gerade durchschlagend. Es sind doch zwei Paar Stiefel. Die Unschuldsvermutung gilt bei Strafprozessen, um eine Bestrafung Angeklagter zu verhindern, deren Schuld nicht beyond reasonable doubt nachgewiesen werden kann (wobei diese Bedingung noch schwammig genug ist, um reichlich Justizirrtümer zu produzieren), aber hier ging es ja nicht darum, den Betreffenden einzuknasten, sondern ihn zum Bundesrichter zu ernennen. Sind da nicht schärfere Anforderungen an Integrität und Unbescholtenheit zu stellen? Man wird doch keinen Richter ernennen wollen, bei dem zu befürchten ist, daß er durch seine Vergangenheit erpreßbar ist oder es allgemein aus Neigung oder Vorurteil mit dem course of justice nicht so genau nimmt, oder?
Gewiß, ein bloßer Vorwurf ist billig, aber daß er vorgebracht wird und überdies mit einer gewissen Plausibilität, ist schon eine sorgfältig zu bedenkende Kontraindikation zur Ernennung in ein Amt, das jedenfalls im Prinzip Unparteilichkeit und äquitablen Rechtssinn fordert.
Zitat von Fluminist im Beitrag #17.. aber hier ging es ja nicht darum, den Betreffenden einzuknasten, sondern ihn zum Bundesrichter zu ernennen. Sind da nicht schärfere Anforderungen an Integrität und Unbescholtenheit zu stellen? Man wird doch keinen Richter ernennen wollen, bei dem zu befürchten ist, daß er durch seine Vergangenheit erpreßbar ist oder es allgemein aus Neigung oder Vorurteil mit dem course of justice nicht so genau nimmt, oder?
Gewiß, ein bloßer Vorwurf ist billig, aber daß er vorgebracht wird und überdies mit einer gewissen Plausibilität, ist schon eine sorgfältig zu bedenkende Kontraindikation zur Ernennung in ein Amt, das jedenfalls im Prinzip Unparteilichkeit und äquitablen Rechtssinn fordert.
Mit der Prämisse darf man jeden der auch nur den Kopf heraus streckt und zufällig dem generischen politischen Lager angehört denunzieren, seinen öffentlichen Ruf zerstören und die Familie gleich mit. Dies mit Vorwürfen, die in der Jugendszene der damaligen Zeit eher typisch waren. Meine Erfahrungen mit den Amerikanerinnen jener Zeit kann ich charakterisierend etwa so zusammenfassen: 'Uninhibited' und 'metoo' hieß, 'ich will auch mal'. Soweit es nicht um ein schweres Verbrechen vor über 30 Jahren und als 17-jähriger ging sehe ich auch kein Erpressungspotential, vor allem würde ein potentieller Erpresser nicht a priori an die Öffentlichkeit gehen.
Aus meiner Erfahrung aus dieser Zeit heraus habe ich große Zweifel an der Plausibilität.
Der ehemalige Freund von Blasey Ford hat ihren Ausführungen bezüglich ihrer Phobien deutlich widersprochen, auch ihrer Aussage, dass sie mit Lügendetektoren keine Erfahrung habe. Sie hat sich eine Woche lang von ihrer Freundin - eine erfahrene FBI-Expertin - beraten lassen und ihr Skript, das sie vorgeweint hat, auf Glaubwürdigkeit optimieren lassen. Ich sehe es umgekehrt: Man muss diese Frauen für den Rufmord hart bestrafen. So etwas darf nicht ohne Risiko bleiben.
Zitat von Fluminist im Beitrag #17Man wird doch keinen Richter ernennen wollen, bei dem zu befürchten ist, daß er durch seine Vergangenheit erpreßbar ist oder es allgemein aus Neigung oder Vorurteil mit dem course of justice nicht so genau nimmt, oder?
Da beisst sich die Katze in den Schwanz. Wenn as der Fall ist, sollte man evidenzlosen Vorwuerfen erst gar keinen Raum geben.
Zitat von Noricus im Beitrag #11 Wenn sich Kavanaugh hätte freibeweisen können, was etwa der Fall gewesen wäre, wenn er im Sommer 1982 einen dokumentierten, durchgehenden Aufenthalt in good old Europe unternommen hätte, hätte kein vernünftiger Mensch mehr etwas gegen seine Ernennung vorbringen können.
Du meinst, es hätte sich niemand gefunden, der einfach einen anderen Zeitpunkt für sich reklamiert hätte? Wer hat denn ein Leben vorzuweisen, dass so sicher dokumentiert ist, dass es etwas immer ausgeschlossen werden kann?
Es gab ja zwei andere Damen, die Vorwürfe erhoben, doch waren diese so substanzarm bzw. hanebüchen, dass nicht ernsthaft daran gedacht wurde, eine Nichtnominierung auf diese Aussagen zu stützen. Ich spreche ja gerade davon, dass es für Kavanaugh schwierig bzw. unmöglich sein dürfte, seinen Aufenthaltsort für einen längeren, vor 36 Jahren gelegenen Zeitraum noch dokumentieren zu können. Dank Big Data und Handy-Tracking könnte ein solcher Beweis in Zukunft übrigens leichter werden.
Zitat Das gegen Kavnaugh vorliegende Material würde zwar nie das in einem Gerichtsverfahren erforderliche Beweismaß erfüllen, und die Unschuldsvermutung ist uns heilig, aber...
So heilig dann wohl gerade nicht. Wenn der Vorwurf alleine dafür ausreicht eine Beweiskraft zu erheben, dann darf man sich nicht wundern, wenn ein solcher Vorwurf auch überall auftaucht. Er kostet ja nichts.
Fluminist hat dazu schon sehr Richtiges ausgeführt: Die Unschuldsvermutung ist ein Prinzip des Strafprozesses, das qua Verhaltenskodex z.B. auch für die Medien gilt (gelten sollte, wäre die realistischere Formulierung). Es ist m.E. ohne einen allzu großen Spagat möglich, die Unschuldsvermutung im Strafprozess zu verteidigen, aber strengere Maßstäbe an den Leumund eines Kandidaten für eine Stelle an einem Höchstgericht zu fordern. Wohlgemerkt: Ich tue das nicht und halte das auch für problematisch, weil damit wirklich Verleumdungen Tür und Tor geöffnet werden, aber ich halte die gegenteilige Meinung gleichwohl für vertretbar.
Zitat Dass man dieser Argumentationslinie nicht gefolgt ist, hat politische Gründe.
Und das ist das traurige daran. Die ganze Argumentation lief nur deshalb ins nichts, weil zufälligerweise(!) eine Partei eine Mehrheit aufweist.
Das stimmt gerade nicht. Eine republikanische Senatorin (Lisa Murkowski), die eigentlich zu Nein tendierte, hat sich enthalten, und der Demokrat Joe Manchin aus der Trump-Hochburg West Virginia hat für Kavanaugh votiert.
Zitat von Llarian im Beitrag #13Das Prinzip dagegen ist keinesfalls widerlegt. Es genügt einen Vorwurf in die Welt zu setzen. Wenn der Betreffende nicht gerade politisch nützlich ist, läuft er damit voll ins Messer. Und das klappt ja auch bei metoo hervorragend.
Dieses Problem sehe ich auch. Aber ich empfinde es gleichwohl als ermutigend, dass Machtkalkül immer noch Me-too übertrumpft. Anders formuliert: Me-too feiert nur so lange Erfolge, als es machtpolitisch opportun ist.
Zitat Einen gewissen Beweiswert haben diese Aufzeichnungen schon.
Welchen denn? Wenn ich heute etwas meinem Therpeuten erzähle und morgen die selbe Geschichte an die Presse gebe, wieso bin ich dann glaubwürdiger?
Nein. Aber die Therapie fand schon 2012 statt, was belegt, dass sich Blasey Ford die Geschichte nicht ad hoc aus den Fingern gesogen hat, um Kavanaugh zu Fall zu bringen. Auf die Schwächen dieser Aufzeichnungen als Beweismittel habe ich ja schon hingewiesen (Diskrepanz in wichtigen Details; der Name Kavanaugh findet sich in den Aufzeichnungen nicht ...).
Zitat von Fluminist im Beitrag #17 Letzteres ist zwar richtig und, wenn ich recht sehe, das eigentliche Problem bei der Einschätzung der Sache, aber die Beweiskraft von Kursiv- und Fettdruck ist auch nicht gerade durchschlagend. Es sind doch zwei Paar Stiefel. Die Unschuldsvermutung gilt bei Strafprozessen, um eine Bestrafung Angeklagter zu verhindern, deren Schuld nicht beyond reasonable doubt nachgewiesen werden kann (wobei diese Bedingung noch schwammig genug ist, um reichlich Justizirrtümer zu produzieren), aber hier ging es ja nicht darum, den Betreffenden einzuknasten, sondern ihn zum Bundesrichter zu ernennen. Sind da nicht schärfere Anforderungen an Integrität und Unbescholtenheit zu stellen?
Ist denn jemand bescholten, weil jemand etwas behauptet? Die Unschuldsvermutung ist ja nicht nur eine strafrechtliche Anekdote, es ist auch die Idee, dass man, bevor man jemanden verurteilt, man auch sicher sein sollte, dass der Betreffende auch etwas getan hat. Verurteilungen und Bestrafungen gibt es aber eben nicht nur im Strafrecht, sondern auch im "normalen" Alltag. Sollen Firmen Leute entlassen können, weil der Vorgesetzte die Vermutung hat, dass der Betreffende schon einaml etwas gestohlen haben könnte? Soll ein Vermieter eine Wohnung kündigen können, weil er vermutet, dass sein Mieter ihm etwas Böses will? Soll man Eltern ihre Kinder wegnehmen, weil ihr Nachbar behauptet, die Eltern würden die Kinder misshandeln? (Solche Fälle hat es durchaus schon gegeben.) Sanktionen gibt es ja durchaus auch außerhalb des Strafrechtes und normalerweise verlangen wir auch hier Beweise. Es mag schon sein, dass man die Schranke selber etwas niedriger zieht, aber erst einmal gilt die Unschuldsvermutung auch in anderen Bereichen.
Zitat Gewiß, ein bloßer Vorwurf ist billig, aber daß er vorgebracht wird und überdies mit einer gewissen Plausibilität, ist schon eine sorgfältig zu bedenkende Kontraindikation zur Ernennung in ein Amt, das jedenfalls im Prinzip Unparteilichkeit und äquitablen Rechtssinn fordert.
Was ist denn genau plausibel? Das jemand vor 30 Jahren etwas getan haben soll, für das es keine Zeugen oder Belege gibt? Das ist für jeden, der 50 Jahre alt ist, genauso plausibel, denn niemand kann beweisen was er vor 30 Jahren alles nicht getan hat. Plausibel wird das ganze dann und nur dann, wenn man ohnehin in jedem Mann, gerade in jedem jungen Mann, einen potentiellen Vergewaltiger sieht. Kavanaugh ist ein ganz normaler Mann im fortgeschrittenen Alter, er hat keine einschlägigen Verurteilungen, keine Geschichte von Gewalt, keine offensichtlich gewalttätige oder psychopathologische Persönlichkeitsstruktur, es ist ein, wie man heute sagt, ganz normaler heteronormativer CIS-Mann. Wenn das plausibel ist, dann ist es plausibel gegen 90% der männlichen Bevölkerung mit mehr als 50 Jahren. Sozusagen für das alle älteren, weißen Männer. Ein Schelm wer dabei Arges dächte.
Und vielleicht mal ab vom konkreten Fall: Ich finde es beängstigend, dass es die metoo Fritzen und ihr Verein geschafft haben, eine Stimmung zu erzeugen, in der wir Behauptungen den Stellenwert von Fakten einräumen. Es genügt heute etwas zu behaupten um die soziale Existenz eines Menschen zu vernichten. Dabei sind die Sanktionen teilweise deutlich extremer als im Strafrecht: Da werden Karrieren zerstört, Familien zerstört, Menschen zerstört. Die soziale Ächtung, die sich aus Vorwürfen, gerade aus sexuellen Vorwürfen, ergibt, ist extrem. Die hohen Hürden, die im Strafrecht liegen, sind ja nicht zuletzt deshalb da, damit harte Sanktionen nur gegen solche Leute zum Tragen kommen, die zweifelsfrei(!) eine Tat begangen haben. Im Zeitalter von metoo ist ein völlig beweisloser Anwurf bereits ähnlich verheerend, wenn nicht verheerender, als ein Urteil eines Schöffengerichtes. Als ich noch an der Uni gearbeitet habe, haben die meisten männlichen Mitarbeiter Gespräche mit Studentinnen nur in Anwesenheit Dritter oder bei geöffneter Bürotür geführt. Ein einziger Vorwurf einer Belästigung, nur einer, reicht heute völlig aus, um eine wissenschaftliche Karriere zu beenden. Und er ist für die Anklagende völlig risikolos, das Gegenteil lässt sich kaum beweisen.
Zitat von Noricus im Beitrag #20Es gab ja zwei andere Damen, die Vorwürfe erhoben, doch waren diese so substanzarm bzw. hanebüchen, dass nicht ernsthaft daran gedacht wurde, eine Nichtnominierung auf diese Aussagen zu stützen.
Was ja den Gedanken an eine Kampagne durchaus ganz gut verstärkt.
Zitat Dank Big Data und Handy-Tracking könnte ein solcher Beweis in Zukunft übrigens leichter werden.
Was für eine Welt, in der einem nicht mehr die Schuld bewiesen werden muss, sondern man selber seine Unschuld beweisen muss. Sozusagen die Dash-Cam für Personen mit 50 Jahren Aufzeichnung.
Zitat Wohlgemerkt: Ich tue das nicht und halte das auch für problematisch, weil damit wirklich Verleumdungen Tür und Tor geöffnet werden, aber ich halte die gegenteilige Meinung gleichwohl für vertretbar.
Natürlich kann man das vertreten. Selbst die meisten, die Kavanaugh jetzt verteidigen, sind ja inkonsequent: Kaum einer würde seine Kinder jemandem anvertrauen, dem ein Dritter Kindesmisshandlung vorwirft. Im Endeffekt ziehen wir nur die Linie unterschiedlich. Und ich meine man sollte die Linie recht weit ziehen.
Zitat Nein. Aber die Therapie fand schon 2012 statt, was belegt, dass sich Blasey Ford die Geschichte nicht ad hoc aus den Fingern gesogen hat, um Kavanaugh zu Fall zu bringen.
Sie kann sich auch 2012 die Geschichte aus den Fingern gesogen haben, um Kavanaugh zu Fall zu bringen. Es sind so oder so Parteiaufzeichnungen. Man kann argumentieren, dass sie sich 2012 kaum darauf vorbereitet haben kann, heute Trump zu schaden. Aber einen Brass auf Kavanaugh kann sie schon 20 Jahre mit sich rumschleppen. Wobei selbst die Argumentation ja daran scheitert, dass nicht der Therapeut sondern einzig ihr Mann den Namen gehört haben will.
"Wenn das plausibel ist, dann ist es plausibel gegen 90% der männlichen Bevölkerung mit mehr als 50 Jahren."
Auch diesen Punkt darf ich noch mal schärfen.
Meeto und viele weitere Aktionen des agressiven Feminismus der letzten 40 Jahre sind ja ein Angriff auf das Männliche an sich; ein Angriff auf das "Prinzip Mann" der Spezies Menschheit.
Um jemanden zu finden, der einen so unauffälligen Lebenswandel hat, dass auch kein ANSCHEIN von Übergriffen konstruierbar ist, müsste man auf Kandidaten zurückgreifen, die schlicht UNNORMAL für einen Mann sind. Zum Beispiel schwul, Antialkoholiker, introvertiert und defensiv. Aber alles gleichzeitig, wohlgemerkt.
K. war ja nur deswegen mit dieser Geschichte angreifbar, weil er als junger Mann auch schon mal feierte und trank.
Die meeto-Bewegung positioniert sich völlig offen so, dass diesen Frauen männliches Verhalten anwidert, also jeder Unterschied in geschlechtsspezifischen Reaktionen auf die Umwelt und das andere Geschlecht.
Es gibt völlig unstrittig geschlechtsspezifische Unterschiede und die völlig absurden, ja schon religiös anmutenden Versuche der letzten 40 Jahre das Gegenteil zu beweisen, können daran nichts ändern.
Einer der augenfälligsten Punkte ist der Unterschied an Kraft und Testosteron. Frauen bewegen sich permanent in dem Spannungsfeld, sich von dieser Kraft angezogen und bedroht zu fühlen.
Das ist das Prinzip der Spezies Mensch. Das ist nicht etwa ein Fehler oder Irrläufer, das ist der Wesenskern.
Wenn nun in der westlichen Welt (denn nur da gibt es meeto in dieser Form) dieser Wesenskern angeprangert wird, dann wird das Menschliche an sich angeprangert.
Richtig kann nur sein, junge Männer nicht dafür zu verdammen, dass sie junge Männer sind. Sondern ihnen Regeln im Zusammenleben von Mann und Frau beizubringen und lediglich bewiesene Übergriffe zu bestrafen.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
Zitat Und er ist für die Anklagende völlig risikolos, das Gegenteil lässt sich kaum beweisen.
Nicht ganz. Auch für die Anklagende, besteht das Risiko beruflich und privat Schaden zu nehmen. Ein einfaches Beispiel, würden Sie als Mann eine Frau daten, von der sie wissen, dass sie Vergewaltigungsanschuldigungen gegen einen früheren Partner brachte, aber letztlich nichts beweisen werden konnte.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #23die schlicht UNNORMAL für einen Mann sind. Zum Beispiel schwul, Antialkoholiker, introvertiert und defensiv. Aber alles gleichzeitig, wohlgemerkt.
Bis aufs schwul sein, trifft alles auf mich zu, bin ich jetzt ein unnormaler Mann?
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