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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 67 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Llarian Offline



Beiträge: 7.120

13.12.2018 01:05
#51 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #50
Selbst wenn die Meinung des UN-Sprechers richtig wäre - der Text des Compact sagt genau das Gegenteil -, wäre damit die Katastrophe noch nicht besiegelt.

Besiegelt nicht, aber einen Schritt weiter Richtung Abgrund sind wir schon. Die Wahrheit liegt doch wie immer dazwischen: Natürlich ist das Dokument kein direkt einklagbares Recht auf Migration. Ein solches Recht wäre auch absurd und würde in weniger als zwei Jahren zum Ende aller europäischen Sozialstaaten führen, respektive zu einem Bürgerkrieg der ganz Europa überzöge. Das ist natürlich Kappes (und entspricht ungefähr dem Niveau auf das PI inzwischen gesunken ist).
Die Gegenseite ist aber genauso Quatsch. Natürlich entwickelt dieses Dokument eine juristische Wirkung: Wenn beispielsweise über die Verhältnismäßigkeit von Abschiebehaft verhandelt wird, wenn ein Verfassungsgericht sich zur Pressefreiheit auslässt, wenn es darum geht welche Anrechte ein illegaler Migrant an den beherbergenden Staat hat, dann wird selbstverständlich(!) genau dieses Dokument in Begründungen, sowohl von klagenden Parteien, als eben auch in den Entscheidungen selber, referenziert werden.
Ebenso werden wir das ganze in Anwendung auf tatsächlich formal bindende Abkommen sehen. Es hält sich so schon in Europa kein Schwein an Dublin, aber mit diesem Papier wird es noch schwerer auch nur einen Teil davon einzufordern.

Und ganz real gesprochen: DAS, genau das, ist ja auch Sinn und Zweck der Übung. Bis 2015 gab es in Deutschland tatsächlich Gesetze, die das derzeitige Überrennen effektiv verboten. Merkel hat diese Gesetze ignoriert und das "Volk", gerade durch die massive Bearbeitung durch die regierungsergebenen Medien, überrumpelt, aber das wird nicht ewig funktionieren, das ist ihr (und ihren Anhängern) auch klar. Und genau darum diese Gesetze auszuhebeln, geht es den Förderern dieses Vertrages. Es ist am Ende ein Putsch von oben mit dem Ziel die verheerende Flüchtlingspolitik noch möglichst lange zu erzwingen. Deswegen ist es gerade der deutschen Regierung so ein wichtiges Anlegen diesen Vertrag genau so zu gestalten, wie er jetzt geworden ist. Der permanente Hinweis auf die "nicht juristischen Folgen" ist doch nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver, das formal in sich richtig ist, wovon aber zumindest hier ein jeder weiß, dass das nichts weiter als Sand in den Augen ist.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

13.12.2018 10:13
#52 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #51
Natürlich ist das Dokument kein direkt einklagbares Recht auf Migration.

Das Problem ist aber, daß aufgrund der Lügenkampagne sehr viele Leute genau das glauben.

Zitat
... dann wird selbstverständlich(!) genau dieses Dokument in Begründungen, sowohl von klagenden Parteien, als eben auch in den Entscheidungen selber, referenziert werden.


Was klagende Parteien so alles schreiben ist recht irrelevant. Aber daß ein deutsches Gericht rechtsgültige Urteile auf irgendwelche UN-Aussagen stützt - das würde mich gelinde gesagt überraschen. Kannst Du dafür konkrete Beispiele nennen?
(Kleiner Nebenaspekt: Wenn es tatsächlich so wäre, daß UN-Beschlüsse irgendeine rechtliche Wirkung in Deutschland hätten - dann müßte das ja auch der Fall sein, wenn die Bundesrepublik in der Vollversammlung dagegen gestimmt hat, aber in der Minderheit blieb).

Zitat
Es ist am Ende ein Putsch von oben mit dem Ziel die verheerende Flüchtlingspolitik noch möglichst lange zu erzwingen. Deswegen ist es gerade der deutschen Regierung so ein wichtiges Anlegen diesen Vertrag genau so zu gestalten, wie er jetzt geworden ist.


Das halte ich für komplett falsch.

Erstens halte ich es für eine krasse Überschätzung der deutschen Rolle in der Welt zu glauben, die ganze Staatengemeinschaft würde so ein Projekt machen nur weil Merkel das innenpolitisch brauchen könnte.
Migration ist ein wichtiges internationales Thema, es gibt dabei viele Mißstände - daher ist es ganz natürlich daß sich internationale Gremien damit beschäftigen. Das haben sie auch schon vor 2015 getan und das hätten sie auch ohne Deutschlands interne Fehlentwicklungen getan.

Zweitens halte ich es für extrem unwahrscheinlich und völlig unbelegt, daß es Merkel wirklich um "Flüchtlinge" oder die Fortführung einer möglichst ungebremsten Einwanderung ginge. Mal abgesehen davon, daß sie wahrscheinlich überhaupt keine echten politischen Ziele hat und nur ihren persönlichen Machterhalt anstrebt: Die Themen Flucht und Einwanderung waren ihr vor 2015 völlig egal. Sie waren ihr bis in den Sommer 2015 völlig egal. Sie hatte nie irgendein Interesse gezeigt oder Initiativen gestartet um Leute nach Deutschland zu holen.
Dann gab es a) ihren merkwürdiges Fernsehauftritt mit dem weinenden Pali-Mädchen und b) häßliche Bilder und Schlagzeilen mit "Flüchtlingen" an der ungarischen Grenze. Und darauf erst hat sie beschlossen, selber keine häßlichen Photos von der deutschen Grenze haben zu wollen, wenn der Treck weiterzieht. Kommt im Buch von Robin Alexander ganz gut rüber.
Dann kam die Million Leute nach Deutschland und dann kamen die ersten Probleme. Und seitdem konzentriert sich Merkel auf zwei Punkte:
a) Ihr Handeln zu verteidigen, alles wäre richtig gewesen, sie hätte sich nichts vorzuwerfen und würde es wieder so machen. Deswegen kritisiert sie auch verbal Leute, die es anders machen und ihre Grenze zumachen.
b) Gleichzeitig tut sie aber alles, um weiteren Zuzug zu unterbinden. Siehe das peinliche Abkommen mit Erdogan und die faktische Unterstützung für die Schließung der Balkanroute und der italienischen Küstenwache.
Sie sagt das Eine und macht das Andere. Weil sie keinen Fehler zugeben will, aber auch weiteren Ärger vermeiden möchte. Sie hatte nie und hat auch weiterhin keine "Pro-Zuwanderung"-Agenda. Sondern nur eine "Pro-Merkel"-Agenda.
Von daher ist davon auszugehen, daß ihr der "Pakt" im Grunde ziemlich egal ist. Er hilft ihr weder bei der Verteidigung ihres Handelns von 2015 noch bei der künftigen Politik. Sie verteidigt ihn, weil das die Medien mögen und sie sich damit taktisch "gegen rechts" positionieren kann. Wie bei anderen Themen: Merkel und die AfD schaukeln sich gegenseitig hoch und das hilft beiden Seiten. Und der "Pakt" ist dabei für beide Seiten nur ein Symbol ohne irgendeine praktische Wirkung.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

13.12.2018 19:44
#53 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #51
Natürlich entwickelt dieses Dokument eine juristische Wirkung: Wenn beispielsweise über die Verhältnismäßigkeit von Abschiebehaft verhandelt wird,


Glaube ich in diesem Fall eher nicht. Ich sehe nämlich nicht, wie der Compact die Verhältnismäßigkeitsprüfung beeinflussen sollte. Und ich denke nicht, dass sich die Gerichtsbarkeit von ihrer zumeist floskelhaften Bejahung der Verhältnismäßigkeit - wenn alle anderen Tatbestandselemente gegeben sind - abbringen lassen wird.

Zitat von Llarian im Beitrag #51
wenn ein Verfassungsgericht sich zur Pressefreiheit auslässt,


Glaube ich auch nicht, insbesondere beim BVerfG nicht. Man sollte dabei auch die unterschiedliche Fallhöhe nicht aus den Augen lassen: Da steht ein aus dem GG und der EMRK gewährleistetes Recht (Pressefreiheit) gegen Zielvorgaben-Blabla, wonach doch möglichst positiv über Migration berichtet werden soll (wird in Deutschland in 90 % der Medien eh freiwillig erfüllt).

Zitat von Llarian im Beitrag #51
wenn es darum geht welche Anrechte ein illegaler Migrant an den beherbergenden Staat hat,


Was das betrifft, wurde bereits in der Vergangenheit, ganz ohne Compact, um es mal vorsichtig zu formulieren, das geltende Recht an seine Auslegungsgrenzen herangeführt. Ohne den Compact verteidigen zu wollen (ich hätte es lieber gesehen, wenn Deutschland ihn nicht angenommen hätte, weil ich tatsächlich der Meinung bin, dass das Migrationsproblem einer europäischen Lösung - freilich nicht im Merkel'schen Sinn - bedarf und man deshalb am kleinsten gemeinsamen Nenner orientierte Einigkeit zeigen sollte), also ohne den Compact verteidigen zu wollen: Hier könnte man die Argumentation umdrehen und sagen: Der Compact überlässt es ausdrücklich den Staaten, zwischen regulärer und irregulärer Migration zu unterscheiden. Und zumindest das gesatzte Recht der Bundesrepublik tut das ja auch, ergo ist es mit dem Compact bestens in Einklang zu bringen bzw. vom Geist dieses Dokuments sogar geboten, illegale Migranten schlechter zu stellen als legale.

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

14.12.2018 12:11
#54 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #42
Der UN-Sprecher in Marrakesch hat übrigend gesagt, dass der Pakt legal bindend sei. Nehmen wir mal an, dass das ein Versprecher war - kein Freud'scher.


Das glaube ich nun aber wirklich nicht. Wo kann das denn mal nachlesen?

Martin Offline



Beiträge: 4.129

14.12.2018 14:13
#55 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von vielleichteinlinker im Beitrag #54
Zitat von Martin im Beitrag #42
Der UN-Sprecher in Marrakesch hat übrigend gesagt, dass der Pakt legal bindend sei. Nehmen wir mal an, dass das ein Versprecher war - kein Freud'scher.


Das glaube ich nun aber wirklich nicht. Wo kann das denn mal nachlesen?



Hören und sehen kann man das: https://www.youtube.com/watch?v=3xNgOzyGhN0&feature=youtu.be Minute 6:45

Gruß, Martin

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

14.12.2018 18:36
#56 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Es ist alles in bester Ordnung:

https://m.faz.net/aktuell/politik/inland...d-15941609.html

Zusammenfassung:
- Wir haben es geschaft. 40% der Flüchtlinge von 2015 in Ausbildung oder abhängiger Beschäftigung.
- Experten fordern mehr Einwanderung Geringqualifizierter.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

tekstballonnetje Offline



Beiträge: 236

14.12.2018 22:22
#57 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #56
Es ist alles in bester Ordnung:



Zusammenfassung:
- Wir haben es geschaft. 40% der Flüchtlinge von 2015 in Ausbildung oder abhängiger Beschäftigung.


Möglicherweise ist die die Quote sogar noch deutlich schlechter, denn es heißt:

Zitat
Dagegen zog Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer eine positive Bilanz. Die Integration der Flüchtlinge in Deutschland laufe deutlich erfolgreicher als angenommen. „Von mehr als einer Million Menschen, die vor allem seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, haben heute bald 400.000 einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz“, sagte Kramer der „Augsburger Allgemeinen“ vom Freitag. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe mit ihrem Satz „Wir schaffen das“ Recht behalten.



Also <400.000 in Beschäftigung von >1.000.000 Personen. Die Formulierung lässt viel Spielraum nach unten.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

15.12.2018 09:36
#58 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von tekstballonnetje im Beitrag #57
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #56
Es ist alles in bester Ordnung:

Zusammenfassung:
- Wir haben es geschaft. 40% der Flüchtlinge von 2015 in Ausbildung oder abhängiger Beschäftigung.


Möglicherweise ist die die Quote sogar noch deutlich schlechter, denn es heißt:

Zitat
Dagegen zog Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer eine positive Bilanz. Die Integration der Flüchtlinge in Deutschland laufe deutlich erfolgreicher als angenommen. „Von mehr als einer Million Menschen, die vor allem seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, haben heute bald 400.000 einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz“, sagte Kramer der „Augsburger Allgemeinen“ vom Freitag. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe mit ihrem Satz „Wir schaffen das“ Recht behalten.


Also <400.000 in Beschäftigung von >1.000.000 Personen. Die Formulierung lässt viel Spielraum nach unten.


Man kann es auch anders formulieren:

Von deutlich mehr als einer Million Menschen (wie viele es wirklich waren ist bis heute unbekannt), von denen gut 80% aus jungen Männern bestand, hat es nicht die Hälfte geschafft in mehr als drei Jahren auch nur einen Job als Hilfsarbeiter an einer Tankstelle oder als Dosenstapler bei Aldi zu bekommen.

Und nebenbei bemerkt: Dass ein Arbeitgeberpräsident solchen Quatsch erzählt hat schon ein besonderes Geschmäckle: Denn in Zeiten der nahezu Vollbeschäftigung ist das primäre Interesse der Arbeitgeber das Lohnniveau zu drücken, bzw. nicht allzu sehr steigen zu lassen. Das die merkelsche "Politik" also ein Vehikel ist, um die am schlechtesten verdienenden Teile unserer Gesellschaft weiter möglichst stark drücken zu können, freut die Arbeitgeber sicher. Und ist eine Aussage für sich.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.430

15.12.2018 10:43
#59 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Im übrigen müsste noch geklärt werden, was hier als "Ausbildung" tituliert wird. Wenn staatliche Fördermaßnahmen erfasst sind, was extrem wahrscheinlich ist, dann sieht es noch düsterer aus. So hat es ja auch Palmer formuliert.

Außerdem gab es ja auch vor 2015 schon Ausländer, die auf unsere Kosten hier gelebt haben.

Es ist also absolut realistisch davon auszugehen, dass wir eine Million Menschen durchfüttern.

Wenn wir für jeden grob 20.000 Euro im Jahr ansetzen, ist das eine unfassbare Summe von 20 MILLIARDEN EURO , die wir JEDES JAHR dafür aufbringen.

Aber jetzt soll ja noch der Familiennachzug kommen.... die Deutschen sind kollektiv dekadent und durchgeknallt, angeführt von einer Band von Fanatikern und Lügnern.

Siehe meine Signatur... die meisten haben Mitschuld. Tut nicht so, als sei das Schicksal. Das wart ihr selbst.

___________________
Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.

Florian Online



Beiträge: 3.179

15.12.2018 15:35
#60 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #56
Es ist alles in bester Ordnung:

https://m.faz.net/aktuell/politik/inland...d-15941609.html

.


Zitat:
"Dagegen zog Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer eine positive Bilanz. Die Integration der Flüchtlinge in Deutschland laufe deutlich erfolgreicher als angenommen. „Von mehr als einer Million Menschen, die vor allem seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, haben heute bald 400.000 einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz“, sagte Kramer der „Augsburger Allgemeinen“ vom Freitag. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe mit ihrem Satz „Wir schaffen das“ Recht behalten."

Hier meine Kritikpunkte:

1. Im Detail ist die Formulierung verräterisch:
- Was bedeutet eigentlich "heute bald"? Eigentlich ist das eine Null-Aussage. Er sagt letztlich nur, dass es bisher weniger als 400.000 sind. Und dass er für die Zukunft optimistisch ist.
Nun, für die Zukunft optimistisch war Merkel auch 2015 mit ihrem "Wir schaffen das". Über Zielerreichung sagt die Wunsch-Formulierung von Herrn Kramer genausowenig wie die damalige Formulierung von Frau Merkel.
- Man beachte auch die Formulierung "die mehr als eine Million Flüchtlinge, die vor allem seit 2015".
Was ist eigentlich die Grundgesamtheit, von der Kramer hier ausgeht? "Vor allem seit 2015" bedeutet NICHT, dass hier nur die nach 2015 angekommenen berücksichtigt wurden. Sondern da werden letztlich alle gezählt, auch die VOR 2015 angekommenen.
Laut dieser flüchtlngsfreundlichen Quelle https://mediendienst-integration.de/migr...uechtlinge.html leben zur Zeit übrigens rund 1,6 Mio. Flüchtlinge mit unterschiedlichem Status in Deutschland.
Die "bald 400.000" sind also ins Verhältnis zu setzen mit diesen 1,6 Mio.

2. "Ausbildungs- oder Arbeitsplatz" ist im übrigen auch eine sehr pauschale Formulierung.
In der Berufsschule in meinem Heimatort gibt es z.B. mehrere "Flüchtlingsklassen". In diesen werden Flüchtlinge unterrichtet, die KEINEN Ausbildungsplatz in einem Betrieb haben. Es ist also letztlich eine reine Trockenübung. Dennoch zählen die Teilnehmer ganz sicher mit zur Statistik des Herrn Krämer.
Und "Arbeitsplatz" kann auch sehr viel bedeuten. Es bedeutet auf jeden Fall nicht unbedingt, dass da jemand wirtschaftlich auf eigenen Beinen steht und den Staat nichts mehr kostet.
(Insider-Hinweis: Wenn ich als Arbeitgeber einen Flüchtling einstelle, bekomme ich dafür vom Arbeitsamt Zuschüsse).

3. Ohnehin würde mich interessieren, auf welcher Quelle die Statistik des Herrn Kramer basiert. (noch ein Insider-Hinweis: Der Arbeitgeberpräsident hat - anders als man vielleicht vermuten könnte - keinerlei interne Informationen über die Situation am Arbeitsmarkt. Unternehmen informieren ihre Arbeitgeberverbände i.d.R. nicht über die Beschäftigtensituation in ihren Betrieben. Der Arbeitgeberpräsident bräuchte für seine Aussage also irgendeine andere offizielle Quelle, auf die er sich bezieht).

4. Aber selbst wenn wir mal zu Gunsten des Herrn Krämer annehmen, dass seine Zahlen wirklich stimmen:
Wäre das eigentlich wirklich eine so tolle Erfolgsgeschichte?
400.000 von 1,6 Mio. (=25%) sind in irgendeiner Form in Ausbildung oder Beschäftigung?
Und dies bei einer Grundgesamtheit, die - im Vergleich zur gesamten deutschen Bevölkerung - überdurchschnittlich jung, männlich, alleinstehend ist? (Also Kriterien erfüllt, bei denen die Beschäftigung i.d.R. überdurchschnittlich hoch ist)
(Zum Vergleich: Die Beschäftigtenquote in Deutschland beträgt aktuell 75,6%. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_...A4ftigungsquote ).

5. Damit wir uns richtig verstehen: FALLS tatsächlich 25% der Flüchtlinge beschäftigt sind (was ich - siehe oben Punkte 1-3 - eher in Zweifel ziehe), dann wäre das tatsächlich ein ziemlicher Erfolg. Auf jeden Fall besser als das, was ich erwartet hätte.
Nur:
Auch dieser "Erfolg" bedeutet für Deutschland wirtschaftlich einen gewaltigen Verlust.
In der normalen Bevölkerung haben wir eine Beschäftigungsquote von 75,6%. Und diese hohe Quote reicht gerade so aus, um damit die Haushalte und Sozialversicherungen so in etwa in Balance zu halten. Wenn nun eine Bevölkerungsguppe eine Quote von deutlich weniger als 75% aufweist, dann bedeutet dies einen entsprechendes Defizit bei Haushalten und Sozialversicherungen.
Dass Flüchtlinge eine Belastung für Haushalte und Sozialversicherungen darstellen ist daher auch auf Basis der Zahlen von Herrn Kramer absolut offensichtlich.
Wie man auf Basis DIESER Zahlen zum Ergebnis kommen kann, dass Flüchtlingsmigration volkswirtschaftlich sinnvoll sei, ist absolut abenteuerlich.
(Und wenn man genau liest, behauptet dies Herr Kramer übrigens auch nicht.
Seine Zahl "400.000" bezog sich auf Flüchtlinge.
Seine spätere Aussage "Migration bereichert" bezog sich auf Arbeitsmigration. Und da mag die Aussage auch richtig sein. Nur verwischt er hier sein eigenes Argument so stark, dass am Schluss die Botschaft des Artikels totaler Schwachsinn ist).

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

15.12.2018 15:48
#61 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #60
3. Ohnehin würde mich interessieren, auf welcher Quelle die Statistik des Herrn Kramer basiert. (noch ein Insider-Hinweis: Der Arbeitgeberpräsident hat - anders als man vielleicht vermuten könnte - keinerlei interne Informationen über die Situation am Arbeitsmarkt. Unternehmen informieren ihre Arbeitgeberverbände i.d.R. nicht über die Beschäftigtensituation in ihren Betrieben. Der Arbeitgeberpräsident bräuchte für seine Aussage also irgendeine andere offizielle Quelle, auf die er sich bezieht).

Genau die Frage habe ich mir auch gestellt. Inzwischen glaube ich, sie auch gefunden zu haben. Und wenn man die Quelle liest, dann ist es noch deutlich deprimierender, als schon von Ihnen dargestellt, lieber Florian. Ich werde dazu noch einen Artikel schreiben, wobei Sie mir vieles schon vorweggenommen haben.
Falls Sie vorweg schon ein bischen was lesen möchten, ich vermute Herr Kramer hat sich hierrauf bezogen:

https://statistik.arbeitsagentur.de/Stat...htmigration.pdf

tekstballonnetje Offline



Beiträge: 236

15.12.2018 16:34
#62 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #59
Aber jetzt soll ja noch der Familiennachzug kommen.... die Deutschen sind kollektiv dekadent und durchgeknallt, angeführt von einer Band von Fanatikern und Lügnern.

Siehe meine Signatur... die meisten haben Mitschuld. Tut nicht so, als sei das Schicksal. Das wart ihr selbst.


Letzte Woche saß ich im Cafe. Die Familie neben mir unterhält sich über das Thema Schulwahl. "Nee, die Schule geht gar nicht." "Ja, ist eine Türkenschule." "Nur Kopftücher- bin am Tag der offenen Tür gleich wieder gegangen."

Fünf Minuten später höre ich: "Also wenn ich wüsste, dass in meiner Familie einer AfD wählt... da bräuchte ich so eine Schulung wie man damit umgeht." "Ich versteh das nicht wie man AfD wählen kann." "Ich habe da ja einen Verdacht, wer da hin tendieren könnte..." "Ach Mama, der geht glaube ich eh nicht wählen."

Man wünschte sich übrigens AKK für den CDU-Vorsitz.

Minichamp Offline



Beiträge: 174

15.12.2018 20:43
#63 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #61

Falls Sie vorweg schon ein bischen was lesen möchten, ich vermute Herr Kramer hat sich hierrauf bezogen:

https://statistik.arbeitsagentur.de/Stat...htmigration.pdf


Eine interessante Statistik, 76% sollen keine Ausbildung haben, nur 7% eine betriebliche Ausbildung aber stolze 17% Fach-/Hochschule, Promotion. Ich nehme an, die Angaben beziehen sich auf Selbstauskunft ohne Nachweis.

Minichamp Offline



Beiträge: 174

15.12.2018 20:45
#64 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von tekstballonnetje im Beitrag #62
Letzte Woche saß ich im Cafe. Die Familie neben mir unterhält sich über das Thema Schulwahl. "Nee, die Schule geht gar nicht." "Ja, ist eine Türkenschule." "Nur Kopftücher- bin am Tag der offenen Tür gleich wieder gegangen."

Fünf Minuten später höre ich: "Also wenn ich wüsste, dass in meiner Familie einer AfD wählt... da bräuchte ich so eine Schulung wie man damit umgeht." "Ich versteh das nicht wie man AfD wählen kann." "Ich habe da ja einen Verdacht, wer da hin tendieren könnte..." "Ach Mama, der geht glaube ich eh nicht wählen."


Ich kenne eine grüne Grundschullehrerin, die nur in Privatschulen unterrichtet, weil ihr die Kinder in den öffentlichen Schulen zu schwierig sind.

Minichamp Offline



Beiträge: 174

15.12.2018 20:55
#65 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #58
Und nebenbei bemerkt: Dass ein Arbeitgeberpräsident solchen Quatsch erzählt hat schon ein besonderes Geschmäckle: Denn in Zeiten der nahezu Vollbeschäftigung ist das primäre Interesse der Arbeitgeber das Lohnniveau zu drücken, bzw. nicht allzu sehr steigen zu lassen. Das die merkelsche "Politik" also ein Vehikel ist, um die am schlechtesten verdienenden Teile unserer Gesellschaft weiter möglichst stark drücken zu können, freut die Arbeitgeber sicher. Und ist eine Aussage für sich.

Ist Lohndrücken im Niedriglohnsektor überhaupt möglich? Immerhin gibt es den Mindestlohn. Welche Karten kann ein Flüchtling mit schlechten Sprachkenntnissen und ohne viel Qualifikation ausspielen?

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

18.12.2018 11:51
#66 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Erst in der historische Rückschau wird sich zeigen, ob der Migrationspakt der Anfang eines neuen Zeitabschnitts war oder ob es sich wirklich nur um die Propagandaschlacht von ein paar "rechten Trollen" gehandelt hat.

Doch egal, was sich herausstellen sollte: Auch hier hat sich gezeigt, dass Merkel erstaunliches Durchhaltevermögen hatte, ihr Ding durchzusetzen. Während sie bei vielen Konservativen Positionen umgefallen ist, wirbt sie konsequent für Dinge wie "Frauenquote im Parlament", Migration oder damals "Ehe für Alle". Ich glaube inzwischen, Merkel wäre in einer Linken Partei oder in einer NGO besser aufgehoben gewesen als im Kanzleramt... Doch dafür ist es nun auch zu spät.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

19.12.2018 00:50
#67 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat
Das ist jetzt eine ziemlich absurde Logik.
Seit Wochen lügt die Trollkampagne von den rechtlichen Auswirkungen des "Pakts" und den angeblichen zusätzlichen Rechten, die sich Leute in Deutschland einklagen könnten. Wie ein Mantra wird das wiederholt - und entsprechend häufig wird widersprochen.
Und jetzt soll dann die Häufigkeit des Widerspruchs Indiz sein, daß an den Lügen doch was dran ist?
Das wäre so der feuchte Traum der Trolle: Widerspricht keiner ihren Lügen, bekommen sie dadurch recht. Und wird doch widersprochen, ist das der "Beleg" daß die Lügen wahr sind.



Ich habe das so verstanden:

Die Dringlichkeit, mit der zugestimmt wurde, passt nicht zur betonten Folgenlosigkeit und Irrelevanz. Die Zustimmung zu etwas so unverbindlich Irrelevantem war trotz seiner Bedeutungslosigkeit sehr wichtig.

Der Eindruck entstand unabhängig davon, ob man Trolllegenden geglaubt oder diese auch nur wahrgenommen hat.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

19.12.2018 19:41
#68 RE: Letzte Gedanken an Marrakesch Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #66
Auch hier hat sich gezeigt, dass Merkel erstaunliches Durchhaltevermögen hatte, ihr Ding durchzusetzen. Während sie bei vielen Konservativen Positionen umgefallen ist


"Umfallen" impliziert, dass Merkel vorher für diese Positionen (auf-)gestanden ist. Nichts könnte ferner der Wahrheit sein, so zumindest meine Wahrnehmung. Wenn Merkel tatsächlich mal eine feste Position für eine Sache hatte, dann bestimmt nicht für eine konservative Sache.

Gruß
hubersn

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