Zitat von R.A. im Beitrag #50 Weil er eben schon oft genug mit Aussagen auffällig wurde, die nicht auf Nachdenken, Verstehen oder gar Intelligenz schließen lassen.
Ich hatte mal einen Freund/Bekannten, der in einer Gruppe gerne mal den biertrinkenden und ziemlich primitiven Fußballfan gab. Mit allen dummen Sprüchen, die dazu gehörten. Auch auf Nachfrage. Gleichzeitig war er auch Naturwissenschaftler und hat inzwischen in einer ziemlich komplexen Disziplin seinen Doktor erworben. Er gab den Primitivling wo es von ihm erwartet wurde. Mir ist bis dato (aber ich verfolge es aufgrund der ermüdenden Politik der deutschen Medien auch nicht so richtig) keine Aussage bekannt, die echte Dummheit belegen würde. Ignoranz gerne, Pöbeleien ebenso, aber echte Dummheit, da brauchte ich bisher schon was Baerbocksches für.
Zitat Na ja, Habeck und Hofreiter sind promoviert, Trump hat einen Bachelor geschafft.
Ich sagte ja auch "nahezu alles", nicht alles. Hofreiter (man glaubt es kaum, Dr. rer. nat., ich glaube ich muss mich selber wieder etwas erden) und Habeck sind schon eher die grobe Ausnahme. Ich halte die Grünen wohl auch für keinen Ausweis an Bildung. NUR: Die grüne Presse in Deutschland ist es ja gerade, die sich permanent an Trumps angeblicher Dummheit aufgeilt, gleichzeitig aber kein Wort darüber verliert was für eine Bande von akademischen Nullnummern sich in ihrem favorisierten Spektrum so rumtreiben.
Zitat Das schließt nicht aus, daß man durch Instinkt, Bauernschläue und Durchsetzungsfähigkeit viel erreichen kann (gerade auch im Geschäftsleben).
Ist eine Randnotiz, aber ist Dir mal aufgefallen, was bei dem einen die Bauernschläue bei dem anderen die Gewitztheit ist? :)
Zitat Sondern ich habe gesagt, daß die Auswahl insgesamt so traurig ist daß ich nicht weiß, wen ich wählen würde.
Das Problem gabs ja vor drei Jahren schon einmal: So ist Trump ja vor allem deshalb gewählt worden, weil er nicht Hillary Clinton war (absolut zurecht, wie man sowohl vorher als auch gerade nachher konstatieren muss). Um deine Worte zu verwenden: Wenn die Demokraten damals einen Besentiel mit Hut aufgestellt hätten, dann würde vermutlich seit drei Jahren ein Besentiel mit Hut die USA regieren. Nur: Seitdem hat sich viel getan. Und Trump hat sich als deutlich positiver gezeigt, als vor der damaligen Wahl überall zu lesen war. Ich sehe aus liberaler wie konservativer Sicht keine grundsätzlichen Probleme mit Donald Trump (wir sind ja bekanntlich nicht bei "Wünsch Dir was" sondern bei "So isses"). Wenn die Demokraten nicht gerade einen echten Bill(!) Clinton aus dem Hut zaubern, wäre für mich die Wahl relativ nahe liegend.
Zitat von Llarian im Beitrag #51 Ich sehe aus liberaler wie konservativer Sicht keine grundsätzlichen Probleme mit Donald Trump
Ich schon. Gerade aus europäischer konservativer und liberaler Sicht.
Trump führt zu Rückschritten beim Freihandel. Was aus liberaler Sicht problematisch ist. Und Trump gefährdet die Zukunft der Nato und ganz allgemein die "Allianz westlicher Demokratien", was aus liberaler UND konservativer Sicht problematisch ist.
Bei beiden Punkten ist selbstverständlich Trump nicht der einzige Schuldige. Deutschlands blauäugige Außen- und Verteidigungspoltik untergraben die Zukunft von Nato und westlicher Allianz mindestens ebenso stark wie Trump. (Und über einen viel längeren Zeitraum als die 4 oder 8 Trump-Jahre). Und gerade in Deutschland gibt es ja viele Gegner der Freihandelsidee. (Im Prinzip führt Trumps Politik zu Ergebnissen, wie sie so ähnlich auch den Wünschen vieler Mitglieder von SPD, Grünen und Linkspartei entsprechen.) Aber anders als frühere Präsidenten befördert Trump eben diese aus liberaler und konservativer Sicht gefährlichen Tendenzen noch zusätzlich statt sie einzuhegen.
Zitat von Florian im Beitrag #52 Aber anders als frühere Präsidenten befördert Trump eben diese aus liberaler und konservativer Sicht gefährlichen Tendenzen noch zusätzlich statt sie einzuhegen.
Teilweise kann man das so sehen. In den USA gab es schon immer auch eine starke isolationistische Strömung und Trump scheint eher dieser Richtung zuzuneigen. Man könnte auch sagen, Trump weigert sich Geld der US-Bürger auszugeben, um Leuten zu helfen, die die USA hassen.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
Zitat von Florian im Beitrag #52 Aber anders als frühere Präsidenten befördert Trump eben diese aus liberaler und konservativer Sicht gefährlichen Tendenzen noch zusätzlich statt sie einzuhegen.
Teilweise kann man das so sehen. In den USA gab es schon immer auch eine starke isolationistische Strömung und Trump scheint eher dieser Richtung zuzuneigen. Man könnte auch sagen, Trump weigert sich Geld der US-Bürger auszugeben, um Leuten zu helfen, die die USA hassen.
Das ist zumindest Trumps Narrativ. Und z.T. stimmt das sicher auch. Es ist wirklich schwer einzusehen, warum die USA überproportional für ein im Kern europäisches Verteidigungssystem zahlen sollen - und sich dann auch noch dafür beschimpfen lassen müssen. Aber in vielen Fällen stimmt es aber auch nicht. Handel ist kein Nullsummenspiel bei dem der eine verliert was der andere gewinnt. Handel ist für BEIDE Seiten vorteilhaft. Und mit einer Beschränkung des Freihandels schaden sich die USA eben auch selbst.
Aber so oder so: als AMERIKANISCHER Konservativer kann man z.B. Trumps Skepsis gegenüber der NATO ja durchaus gut finden. Aber nicht als EUROPÄISCHER Konservativer.
Auch ich halte übrigens Trump nicht für dumm. Er hat eine recht klare politische Agenda. Im Kern haben sich seine politischen Ansichten auch nicht groß gewandelt. Es gibt jahrzehntealte Interviews mit ihm, in denen er sich politisch ähnlich positioniert wie heutzutage. Und ist nicht schlecht darin, seine politischen Ziele zu erreichen. Und noch viel besser darin, diese Zielerreichung zu verkaufen! (Die deutsche SPD erreicht in der Koalition 80% ihrer politischen Ziele. Und macht sich dann selbst klein, indem sie rumjammert, dass sie nicht alles erreicht hat. Trump erreicht 50% seiner politischen Versprechen [wo ist z.B. die berühmte Mauer zu Mexiko?] und erweckt den Eindruck, er wäre der durchsetzungsstärkste Präsident aller Zeiten. Er ist halt ein Verkaufsgenie).
Auch seine Reden sind gut. Natürlich etwas gewöhnungsbedürftig. Aber sehr unterhaltsam und objektiv rhetorisch geschickt. Es macht Spass ihm zuzuhören. Man vergleiche das mal mit Merkel...
Anders als R.A. sehe ich Trump durchaus nicht als dumm. Ich sehe allerdings, dass seine politische Stoßrichtung für uns in Europa gefährlich werden kann. Und ich halte seinen Narzissmus für ein ernsthaftes politisches Problem.
Zitat von Florian im Beitrag #52Trump gefährdet die Zukunft der Nato
An diese Stelle überfiel mich ein heftiges Gäh...ein heftiges Déjà vu, genauer: ein Déjà entendu. Es handelt sich nämlich um einen stehenden Allgemeinplatz unserer politischen Expertokratie, und ist mindestens so alt wie der Nordatlantikbund. Wenn nicht älter. Exakt das Gleiche haben wir während der Ägide Bush II gehört, während der Präsidentschaft Bush d.Ä., und unter Reagan war die "Gefährdung der NATO", wahlweise "Hinwendung zum Pazifik" Dauerbrenner. Und Nixon und Eisenhower war es nicht anders. Tatsächlich ist diese "Gefährdung" nie akut geworden, sondern existierte immer nur in den Warnungen der Experten, und in der Rhetorik von Politikern, die damit sowohl renommieren wie auch innenpolitisch Druck machen wollten (Helmut Schmidt hat auf die Klaviatur recht stimmig musiziert). Weder die Kapriolen der Türkei (einschließlich dieser Geschichte mit Zypern), die zahlreichen Alleingänge nicht nur der USA (Stichwort Falklandkrieg) oder Frankreichs Solitäranspruch haben das jemals ernsthaft kriseln lassen. Aus binnenamerikanischer Sicht gab es übrigens immer zwei Staaten, die das Bündnis gefährdeten: Frankreich und Deutschland. Die einen aus Alleinherrschungsanspruch, die anderen aus Unfähigkeit, Feigheit und infantiler Traumtänzerei (letztere Punkt war während der "Nachrüstungsdebatte" 1980-83 zum ersten Mal akut. Bis dahin hatte man an das Weiterwirken der soldatischen Tugenden von Preußen bis, ja, Rommel & Co. geglaubt; jetzt mußte man feststellen, daß die Germanen kollektiv regrediert sind).
Der zweite Grund für meinen körperlichen Reflex war: selbst wenn dieses Bündnis zerlegt würde: es wäre wurstpiepegal. Es würde sich dadurch nichts ändern. Die Landkarte würde nicht umgeschrieben werden. Rußland wird sich nicht den Ex-Comecon einverleiben; China nicht die Insel oder, wie die genannten Experten momentan tönen (sprich: seit 20 Jahren), gleich die ganze Nachbarschaft (inkl. Australien und Mittelerde) und eine Großasiatische Ko-Prosperitätssphäre 2.0 einrichten. Die Konfliktlagen der letzten 70 Jahren haben sich von der Existenz (oder nicht) der NATO recht unbeeinflußt gezeigt. Die Deutschen hat es nicht behindert, ungeachtet aller Bündnisverpflichtungen ihre Landesverteidigung in einen Schrotthaufen zu verwandeln.
Zitat von Florian im Beitrag #54Auch seine Reden sind gut. Natürlich etwas gewöhnungsbedürftig. Aber sehr unterhaltsam und objektiv rhetorisch geschickt.
Trump hat, einen Tag nach dem gespenstischen Auftritt der Klimagretel vor den Vereinten Nationen, am 24. Oktober, auf dem gleichen Plenum eine Grundsatzrede zur Positionierung des USA und ihre Haltung zur Weltpolitik gehalten. 40 Minuten. Die Rede ist in unseren Medien (leider auch in unseren sozialen Medien) fast völlig unbeachtet geblieben. Sie ist nicht aus einem Guß; das ist bei einer Tour d'horizon von solchem Zuschnitt, die teilweise auf Tagesaktualitäten abhebt, nicht zu erwarten; aber mindestens ein Drittel dieser Rede gehört nicht nur zu den besten Reden der letzten 100 Jahren, sondern aller Zeiten, seit diese Tradition mit Thukidydes und Cicero begründet worden ist. Das ist neben die Gettyburg Address zu stellen. Rhetorik war unter den klassischen septem artes liberales die wichtigste Sparte in der gewichtigeren Hälfte, dem trivium, weil es neben der Welt- und Kunsttraditionskenntnis (durch die anderen Felder abgedeckt) das wichtigste Handwerkzeug für politisches Handeln in den antiken Agoren der griechischen Stadtstaaten und der römischen Republik war, die uneingeschränkte Kommandogewalt nur zeitlich begrenzt für Notfälle vorsahen. Es war eine Anleitung, seine Ziele unter diesen Bedingungen möglich effektiv vorzubringen und Zustimmung einzuwerben. Unter diesem Blickwinkel würde ich mich anheischig machen, Trump nicht nur für den größten Rhetoriker unserer Zeit, sondern seit geraumer Zeit, mindestens seit Churchill einzureihen. Die technischen Rahmenbedingungen haben sich geändert; wie in anderen Bereichen des Künstlichen auch (ein Film funktioniert nach anderer Dramaturgie als ein Kammerspiel), Twitter gehört heute zum Werkzeugkasten. Und Trump verwendet dieses Werkzeug, als bislang einziger Virtuose, in einer Weise, die tatsächlich Wirkungen einfährt und nicht nur den Emittierenden als Dilettant decouviert.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Llarian im Beitrag #51Ich hatte mal einen Freund/Bekannten, der in einer Gruppe gerne mal den biertrinkenden und ziemlich primitiven Fußballfan gab.
Manchmal und in einem speziellen Kontext. Ich habe noch nichts davon mitbekommen, daß Trump in irgendeinem Kontext anders reden und agieren würde.
Zitat Hofreiter (man glaubt es kaum, Dr. rer. nat., ich glaube ich muss mich selber wieder etwas erden) und Habeck sind schon eher die grobe Ausnahme. Ich halte die Grünen wohl auch für keinen Ausweis an Bildung.
Die meisten sind "dumm" im Sinne von realitätsfern und voreingenommen. Aber bei den Grünen haben viel mehr Leute einen akademischen Abschluß als in anderen Parteien (was natürlich viel über die Qualität deutscher Uni-Abschlüsse sagt), die Ausnahme sind die Studienabbrecher. Wenn wir also über formale Qualifikation sprechen, stehen sie gut da. Es ist halt nur traurig, was sie daraus machen.
Zitat Die grüne Presse in Deutschland ist es ja gerade, die sich permanent an Trumps angeblicher Dummheit aufgeilt, gleichzeitig aber kein Wort darüber verliert was für eine Bande von akademischen Nullnummern sich in ihrem favorisierten Spektrum so rumtreiben.
Da sind wir uns einig. Nur will ich den Spieß jetzt nicht umdrehen und Trump für intelligent halten, nur weil die deutsche Presse das Gegenteil sagt.
Zitat was bei dem einen die Bauernschläue bei dem anderen die Gewitztheit ist? :)
Das sind für mich fast austauschbare Begriffe, beide positiv besetzt. "Bauernschläue" suggeriert halt noch etwas mehr den Kontrast dazu, daß jemand schlau und erfolgreich agiert, obwohl er nicht intellektuell ist.
Zitat Und Trump hat sich als deutlich positiver gezeigt, als vor der damaligen Wahl überall zu lesen war.
Das ist angesichts der bekannten Medienmängel kein vernünftiger Maßstab. Nein, er hat keinen Weltkrieg angefangen, keine kleinen Kinder gefressen und die Sonne geht immer noch jeden Tag auf - das hatten die deutschen Journalisten nicht wirklich erwartet. Aber dolle finde ich seine Bilanz bisher nicht. Bei Nordkorea hatte ich mir einiges erwartet (das war auch ein schlauer Ansatz, wie er mit Kim verhandelt hat), aber es scheint erfolglos zu bleiben. In Nahost macht er eine ordentliche Israel-Politik, aber ansonsten einen chaotischen und schädlichen Zick-Zack-Kurs in Syrien und im Irak. Gegenüber Putin ist er ein Weichei (wobei mich seine angeblichen Rußland-Connections aus dem Wahlkampf nicht interessieren). Und wie Florian schon sagte: Bei Freihandel und NATO ist er extrem schädlich.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #55Es handelt sich nämlich um einen stehenden Allgemeinplatz unserer politischen Expertokratie, und ist mindestens so alt wie der Nordatlantikbund.
Richtig. Was aber auch richtig ist. Die NATO war am engsten beieinander (und die USA am engagiertesten) bei ihrer Gründung, unter der direkten Bedrohung durch die SU in ihrer stärksten und expansivsten Phase. Und in den nächsten Jahrzehnten schwächte sich das kontinuierlich ab. Teilweise natürlich und unvermeidlich, aber vielleicht irgendwann doch kritisch. Warnende Experten neigen meist zur Übertreibung, aber real sind die Risiken schon da.
Zitat Aus binnenamerikanischer Sicht gab es übrigens immer zwei Staaten, die das Bündnis gefährdeten: Frankreich und Deutschland.
Was richtig ist. Genau wie aus binneneuropäischer Sicht diverse US-Aktionen das Bündnis gefährdeten. Beide Seiten haben recht.
Zitat ... selbst wenn dieses Bündnis zerlegt würde: es wäre wurstpiepegal.
Das glaube ich nicht. Nicht umsonst hat sich Putin so vehement dagegen gewehrt, daß Georgien und die Ukraine NATO-Mitglieder werden (und dumme deutsche Politik hat ihm das durchgehen lassen). Weil er sich mit seinen Aggressionen nur gegen Nicht-Mitglieder traut. Ohne NATO wäre das Baltikum kurz- bis mittelfristig russisch. Gegenüber China wirkt die NATO natürlich kaum, weil die Chinesen nicht im NATO-Bereich tätig sind und nur Staaten bedrohen, die keinen NATO-Schutz haben.
Zitat von R.A. im Beitrag #57nur Staaten bedrohen, die keinen NATO-Schutz haben.
Welche? Tibet einmal außen vor, aus mehreren Gründen*. Aber Taiwan nicht (außer rhetorisch, was seit 70 Jahren Standard ist - niemand nimmt das ernst, weder auf dem Festland noch der Insel**); weder in den 3 bewaffneten Konflikten der 50er noch nach Taiwans Ausscheiden aus der NATO nach dem Umstellen der One-China-Politik unter Nixon stand das ernsthaft auf der Agenda. (Ich erinnere bei der Gelegenheit mal daran, daß die nationalchinesischen Luftstreitkräfte Mitte der 50er Jahre reihenweise Bombenangriffe auf Hafenstädte geflogen haben; wobei "erinnern" das falsche Wort ist, weil die Episode hier schlicht unbekannt ist.) Weder die Mongolei noch Rußland im Norden, noch Korea, Vietnam, Burma, Indonesien sind das Kandidaten. Kapitalisten - und die Chinesen sind in Sachen Agieren auf der Weltbühne solche reinsten Wassers - wissen, daß man das anders händelt. Daß Afrika Rohstoffkontinent für China geworden ist, liegt nicht an den Kanonenbooten. Genau diesem Zweck dient OBOR, One Road One Belt.
* Tibet: ist Erbteil aus der Frühphase des Maoismus, gilt aber seit Jahrhunderten zudem als "17. Provinz Chinas". Fällt aber nicht unter "militärische Bedrohung." ** War im Sommer bei den Regionalwahlen in Taiwan gut zu beobachten. Die Berichterstattung in der Volksrepublik war nüchtern und ausgewogen; natürlich haben sich die Medien gefreut, daß die Gewinnerpartei DPP, die die Vertreter der GMD da in Verhältnis 2:1 ins Hintertreffen geschickt hat, sich ziemlich vernehmlich für Freihandel, wirtschaftliche Zusammenarbeit etc. positioniert hat. Ganz am Ende (immer als letzte Schlußfloskel in den Meldungen, die ich gesehen habe) kam dann der Satz: das sei ja ausbaubar, und vielleicht sei in größerer Zukunft ein näheres politisches Zusammengehen denkbar. Das ist ein kleiner Kotau vor der Staatsdoktrin des unteilbaren Vaterlands; in früheren Jahrzehnten klang das völlig anders.
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Z. B. alle Staaten die glauben, diverse Inselgruppen in der Region würden nicht automatisch alle den Chinesen gehören.
Schon richtig, China macht nicht so eine primitive Terraineroberungspolitik wie Rußland. Aber es baut seine Streitkräfte nicht so massiv aus, um sich auf den Hochwasserschutz vorzubereiten. Das ist schon eine beständige Drohung an diverse andere Staaten, sich chinesischen Wünschen nicht zu widersetzen.
Wie auch immer - die NATO hat da nie eine Rolle gespielt, insofern würde auch ein Verschwinden der NATO nichts ändern. In Osteuropa wäre das anders.
Zitat von R.A. im Beitrag #59Aber es baut seine Streitkräfte nicht so massiv aus, um sich auf den Hochwasserschutz vorzubereiten. Das ist schon eine beständige Drohung an diverse andere Staaten, sich chinesischen Wünschen nicht zu widersetzen.
Das wäre ein gern gesehener Mitnahmeeffekt. Es funktioniert nur leider nicht gut, wenn man nicht bereit ist, hier auch krass konkret durch Anwendung der Kanonenboote dem Druck nachzuhelfen. Und die Nachbarn, einschließlich Indonesien, spielen bei dem Spiel prinzipiell nicht mit. Solche Marinebasen gelten zwar seit 120 Jahren als sichere Investition, aber "für sich" nutzen sie nicht besonders viel. Anders ist es, wenn man etwa Seerouten offen halten will, wie in der Straße von Hormuz. Die russische Marinebasis in Aden hat noch einen weiteren Nutzeffekt. Daß wir seit so 2012-13 so wenig von somalischen Piraten vernommen haben, liegt daran. Nicht zuletzt deutsche Reedereien haben ja ab 2006-08 einige Male happig Lösegeld gezahlt. 2010/11 haben die Jungs dann den Fehler gemacht, russische Frachter zu kapern. Die Russen haben so reagiert, wie die christlichen Seefahrt jahrhundertelang mit Piraten umgegangen ist: Scheinverhandlungen geführt und die Schiffe nachts mit Spezialkommandos geentert. Und keine Gefangenen gemacht. Nicht schön und im Sinn unserer Gesetzgebung, aber effektiv.
Der massive Ausbau im Gelben Meer dürfte mehr innere Gründe haben. Es ist natürlich propagandistisch ein Plus. Es ist aber wohl vor allem Ruhigstellung des Militärs. Es gibt in China zwei absolut überdimensionale Wasserköpfe, die versorgt/beschäftigt/bespaßt werden wollen: die Partei und das Militär. Das hat dazu geführt, daß alle großen Firmen, die über Mittelstandsniveau hinausgehen, zwei komplette Führungsebenen aufweisen: eine, die das Geld erwirtschaftet und eine für die Roten Prinzen der Kader. Die zeigen in der Regel nur Präsenz und mischen sich nicht ein, weil sie dann von zwei Seiten her Druck bekommen. Das Militär ist viel zu groß für alle praktischen Verwendungen; ergibt sich natürlich aus der Genese der Volksrepublik und der sorgsam gepflegten Mythologie. Da ist in den letzten 20 Jahren viel rückgebaut worden; die Volksbefreiungsarmee ist trotzdem ein Behemoth. Nach Dengs Wirtschaftsreformen haben die versucht, die Armee selbst zu einem Industriefaktor zu machen, mit dem systembedingt üblichen Sükzeh. Das wird genauso zurückgefahren wie die reihenweise abgeschafften Wirtschaftssonderzonen. Die Expansion im Gelben Meer stellt diesen Sektor ruhig.
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Zitat von Llarian im Beitrag #51 Ich sehe aus liberaler wie konservativer Sicht keine grundsätzlichen Probleme mit Donald Trump
Ich schon. Gerade aus europäischer konservativer und liberaler Sicht.
Nun ist Trump aber Präsident der USA und unser kleines Gedankenspiel bezog sich ja darauf "Was würde ich wählen, wenn ich in den USA wäre?". Dann muss man sich schon die amerikanische Sicht zu eigen machen.
Zitat Trump führt zu Rückschritten beim Freihandel. Was aus liberaler Sicht problematisch ist.
Ob das, was heute unter "Freihandel" fungiert immer alles mit liberal beschrieben werden sollte, würde ich sehr kritisch sehen. Trump beschwert sich -zurecht- vor allem darüber, dass das, was ihm Europäer und vor allem Chinesen als Freihandel verkaufen wollen, damit nicht all zu viel zu tun hat. Und das stimmt ja auch. Es kann kein Freihandel existieren, wenn in China mehr als die Hälfte der Weltstahlproduktion staatlich kontrolliert und subventioniert wird.
Zitat Und Trump gefährdet die Zukunft der Nato und ganz allgemein die "Allianz westlicher Demokratien", was aus liberaler UND konservativer Sicht problematisch ist.
Auch hier sehe ich die Sache eher gegenteilig: Ich glaube was die Nato dringend braucht ist jemand, der mal mit der Faust auf den Tisch haut. Ich empfinde Trump eher noch als deutlich zu weich. Er hat doch völlig recht, wenn er darauf hinweist, dass es nicht sein kann, dass die USA die Nato zu großen Teilen finanzieren und sich dafür noch von den Europäern beschimpfen lassen müssen, die nicht im Traum daran denken selber den Hintern hoch zu bekommen. Wenn er den Europäern mal angedeutet den Stuhl vor die Tür stellt, dann hat er in der Sache absolut recht und vielleicht erinnern sich dann auch die Europäer mal daran, dass Verteidigung auch Geld und Blut kostet. Und es doch ein bissel sehr asozial ist, sich nicht nur darum zu drücken, sondern auch noch denjenigen, der die Zeche zahlt, zu bepöbeln.
Zitat (Im Prinzip führt Trumps Politik zu Ergebnissen, wie sie so ähnlich auch den Wünschen vieler Mitglieder von SPD, Grünen und Linkspartei entsprechen.)
Das glaube ich nicht. Das linke Prinzip folgt eher der Logik "Wasch mich, aber mach mich nicht nass.". So lange die Amis die Zeche bezahlen ist aus linker Sicht alles in Ordnung. Sie sollen doch bitte die Sicherheit Europas garantieren, sie sollen die Kohlen aus dem Feuer hohlen, wenn es im Irak brennt und nebenbei sollen sie doch bitte möglichst viele Arbeitsplätze in Deutschland erhalten, indem sie tolle deutsche Autos und Maschinen kaufen. Umgekehrt natürlich nicht. Und Trump kommt jetzt daher und sagt den Europäer -zurecht-, dass sie doch wohl nicht alle Latten am Zaun haben. Gut möglich das Europas Linke daraus genau die angedeutete Politik zu begründen suchen. Nur den Erfolg, den sie sich vorstellen, werden sie damit nicht haben.
Zitat von Llarian im Beitrag #61 Ob das, was heute unter "Freihandel" fungiert immer alles mit liberal beschrieben werden sollte, würde ich sehr kritisch sehen. Trump beschwert sich -zurecht- vor allem darüber, dass das, was ihm Europäer und vor allem Chinesen als Freihandel verkaufen wollen, damit nicht all zu viel zu tun hat. Und das stimmt ja auch. Es kann kein Freihandel existieren, wenn in China mehr als die Hälfte der Weltstahlproduktion staatlich kontrolliert und subventioniert wird.
Das erinnert mich an ein schon etwas älteres (Januar 19) Video „Why Trump won“ von PragerU https://youtu.be/UFWE2jl5mwA Die fünf Minuten lohnen sich wirklich.
Stephen Harper arbeitet hier den Konflikt zwischen den Eliten „Anywheres“ und den gewöhnlichen Leuten „Somewheres“ schön heraus. Die Globalisierung in seiner bisherigen Form hat natürlich viele Gewinner auf der Welt hervorgebracht, aber es haben in der westlichen Welt nicht alle gleichermaßen profitiert. Und die „Somewheres“ fordern nicht ganz zu Unrecht, dass jetzt auch mal wieder Politik vorwiegend in deren Interesse gemacht wird. Und diese Leute spricht Trump eben an und hat hier eine Machtbasis, die ihn wiederwählen wird.
Es gibt ja auch keine wirklich wählbare Alternative. Die Demokraten haben in ihren Reihen derzeit keinen erstzunehmenden Kandidaten in der Mitte. Elisabeth Warren ist eine linksidentidäre Utopistin, Bernie ein Kommunist, und Biden steht unter Korruptionsverdacht und das nicht erst seit der Ukraine-Affäre. Insgesamt sind die Demokraten total zerstritten und viel Linker als ihre wesentlich liberaleren Wähler. Der Vorwahlkampf wirkt total uninspiriert. Die Kandidaten sind nur getrieben von den Snowflakes und drehen sich in ihrem Hass gegen Trump und die politisch nicht Überkorrekten im Kreis. Das Impeachmentverfahren gegen Trump ist eine Farce, noch schlimmer als der Russlandhoax.
"Wie reziprok die Freundlichkeit ist, das sagt somit etwas aus über die Offenheit einer Gesellschaft; über die Freiheit, die in ihr herrscht." Zettel
Zitat von ffreiberger im Beitrag #62Die Kandidaten sind nur getrieben von den Snowflakes
Wird noch besser.
Zitat With only 11 months to go until the election, the Democratic front runner is still Hillary Clinton, someone who isn’t even running, or so she claims.
A Harvard-Harris Poll, conducted in late November, puts Hillary top of the pile, after respondents were asked to imagine she was running.
In that situation, Clinton leads other Democrats with 21 percent support, followed by Biden with 20 percent, Sanders with 12 percent, Warren with 9 percent, and Buttigieg and John Kerry (also not running) with 5 percent each.
Without Hillary in the running, Biden heads the pack with 29 percent support among likely Democratic voters.
The poll also found that while Clinton is the Democratic front runner, she only has a 35 percent favorable view among all voters. A majority of 58 percent of Americans have an unfavorable or very unfavorable view of Hillary.
In fact, the poll found Hillary to be the most unfavorable Democrat among all voters, but still the front runner among Democrats.
So lets get this straight. With less than a year to go someone who isn’t running is the Democrats’ best bet, and even then only around a third of voters have some kind of positive opinion of her.
Clinton again said last week that she has no plans to run for president, but admitted to being “deluged” with requests to do so.
Irgendwie ein nettes Paradoxon. Die Democrats, die ja alle irgendwie-linken Haltungen im Zweiparteiensystem der USA abdecken, inklusive der traditionellen Arbeiterschichten (daß sie das historisch eher nicht getan haben, ist ein ganz anderes Paar Schuhe) hat die Wahlniederlage Hillarys gelähmt und zerlegt; bei uns hat die Regierungsbeteiligung für die SPD denselben Effekt gehabt.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Frank2000 im Beitrag #64In unserer Presse liest sich das eher so, als stünde Trump kurz vor dem elektrischen Stuhl.
Genau so hört sich das seit dem Tag nach seiner Amtseinführung fortwährend an. Die können seitdem nur noch Crescendo. Ungeachtet der Tatsache, daß alles spurlos verpufft ist. Die Fähigkeit, solche Diskrepanzen überhaupt zur Kenntnis zu nehmen und daraus Schlüsse zu ziehen, ist schlichtweg nicht mehr vorhanden. Was ja auch für alle anderen Bereiche gilt.
Ansonsten wäre es ja mal ein hübsches Gedankenspiel, sich vorzustellen, jemand aus der Presse würde mal kurz ein wenig historisch schürfen und nachsehen, zu wie vielen Impeachment-Verfahren es denn in letzten 220 Jahren gekommen ist (das Präsidentenamt ist ja etwas jünger als das Unabhängigkeitsdatum). Zwei. Nicht gegen Nixon. Der ist dem durch seinen Amtsverzicht im Juni 1974 zuvorgekommen. William Jefferson Clinton, 1998, indirekt wegen person Lewinsky (I did not ask her if she self-identifies as a "woman*_"), nämlich weil er unter Eid vorm Senatsausschuß in dieser Sache falsch ausgesagt hatte. Und Andrew Jackson, 1878. Beide sind "impeached" worden. Und beiden wurde gestattet, ihr Amt weiter auszuüben.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Frank2000 im Beitrag #64"Das Impeachmentverfahren gegen Trump ist eine Farce, noch schlimmer als der Russlandhoax"
In unserer Presse liest sich das eher so, als stünde Trump kurz vor dem elektrischen Stuhl.
Was weder die besserwissenden Moralisten in Deutschland, noch Trumps politische Gegner in den USA, die Demokraten, zu begreifen scheinen ist, dass Trump ein politischer Gegner ist, der auch politisch besiegt werden muß. Das Porzessieren gegen Trump, um ihn aus dem Amt zu treiben, ist nichts weiter als die politische Bankrotterklärung seiner Gegner. Sie gestehen damit ein, dass sie keine politische Idee haben, wie sie ihn erfolgreich bekämpfen könnten.
Das sagt nun Dreierlei aus:
1) Die politischen Gegner Trumps scheinen über ein latentes Sendungsbewußtsein zu verfügen, welches über die Beauftragung zur politischen Auseinandersetzung und Debatte hinausgeht.
2) Das juristische Bekämpfen eines politischen Gegners erklärt implizit Trumps Erfolg, als die politische Bankrotterklärung seiner Widersacher.
3) Ein Erfolg bei dem Amtserhebungsverfahren ist wohl das denkbar schlimmste, was den politischen Gegnern Trumps passieren könnte. Damit hätten sie dann faktisch den politischen Kampf, den sie mit lauteren (politischen) Mitteln nicht entscheiden konnten, unlauter (mit juristischen Mittlen) gewonnen. Das würde die politische Situation in den USA noch mehr polarisieren und eskalieren. Dazu braucht es keinen Trump. Er ist das Symptom einer politischen Bankrotterklärung, nicht ihre Ursache. Aber nicht einmal das, scheinen seine Gegner zu begreifen.
Das alles kann man konstatieren, ohne mit einer einzigen Silbe Trumps Persönlichkeit oder Politik zu werten. Die politische Situation in den USA lässt sich meines Ermessens ohnehin über die politischen Gegner Trumps völlig ausreichend erklären.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #65William Jefferson Clinton, 1998, indirekt wegen person Lewinsky (I did not ask her if she self-identifies as a "woman*_"), nämlich weil er unter Eid vorm Senatsausschuß in dieser Sache falsch ausgesagt hatte. Und Andrew Jackson, 1878. Beide sind "impeached" worden. Und beiden wurde gestattet, ihr Amt weiter auszuüben.
Nicht Andrew Jackson, sondern sein Namensvetter Andrew Johnson. Diese Verwechslung ist mir auch schon passiert. Andrew Jackson hatte eigentlich so richtig nur South Carolina gegen sich aufgebracht.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #663) Ein Erfolg bei dem Amtserhebungsverfahren ist wohl das denkbar schlimmste, was den politischen Gegnern Trumps passieren könnte.
Ein Mißerfolg des Verfahrens wäre für die genauso schlimm.
Was unterm Strich heißt: Das war ein ganz massiver politischer Fehler.
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