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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 99 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Llarian Offline



Beiträge: 6.920

02.05.2020 02:29
Spiel ohne Regeln Antworten

Mal ein politischer Aspekt von Corona.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

02.05.2020 07:36
#2 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Lieber Llarian,

ich danke Dir für diesen Beitrag und freue mich über Deine (Neu-)Einschätzung der Lage.

Um es ganz klar zu sagen: Der Lockdown hat genau gar nichts zur Bekämpfung der Corona-Pandemie (salvierende Anführungszeichen wären vielleicht angemessen) gebracht, weil er kam, als das epidemische Geschehen schon seit circa 10 Tagen ganz merklich am Abflauen war. Das geht aus der Abbildung 4 auf Seite 14 des Epidemiologischen Bulletins 17/2020 des RKI hervor. Auf diese Zahlen, die wohlgemerkt vom RKI und nicht von einem der unverantwortlichen Corona-Leugner stammen, nimmst Du ja im ZR-Beitrag Bezug.

Das Epid-Bull 17/2020 wurde am 15.4.2020 vorab veröffentlicht. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war für jedermann ersichtlich, dass das Ding epidemiologisch durch ist und der Lockdown eine Vorstellung für die Galerie war und ist. Politiker mit Verantwortungsgefühl hätten also beschlossen, dass der Lockdown spätestens mit dem Ende der Osterwoche (19.4.) aufgehoben wird. Mir hätte jeder Politiker imponiert, der eingeräumt hätte, dass man Mitte März angesichts der Bilder aus Norditalien, unsicheren Wissens und beunruhigenden Modellrechnungen vom Schlimmsten ausgegangen war und man deshalb versucht hat, Infektionsketten zu durchbrechen, dass man jetzt aber weiß, dass die Welle bei Inkrafttreten des Lockdown ohnehin schon am Abebben und Deutschland zu jedem Zeitpunkt weit von dem heraufbeschworenen Katastrophen-Szenario entfernt war und deshalb der Lockdown umgehend beendet wird.

Das sage ich als jemand, der dem Lockdown von Anfang an kritisch gegenüberstand: Bis circa Mitte April war der Lockdown eine schlechte, angesichts der erfolgreichen Massenhysterisierung jedoch politisch nachvollziehbare Entscheidung. Seit Mitte April gibt es keine wie auch immer geartete Rechtfertigung des Lockdown mehr. Die lächerliche, demütigende und erniedrigende Spucktuch-Pflicht hat man im Wissen (bzw. zumindest Wissen-Können) um das - natürliche - Ende der Welle und um die Sinnlosigkeit des Lockdown eingeführt.

Ich bin jetzt endlich in der Gefühlswelt einiger Mitkommentatoren angelangt: Ich bin mit diesem Land fertig, nicht nur mit seiner politischen Klasse und seinen Regierungspropaganda-Medien, sondern auch mit seiner Bevölkerung, die immer noch so dumm, verführbar und für Volksgemeinschaftsinszenierungen anfällig ist, wie es ihre Ahnen anno 1933 waren.

Nola Offline



Beiträge: 1.719

02.05.2020 10:04
#3 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat
(...)Wer den primären Informationskanal der Menschen kontrolliert, der kann am Ende fast alles erzählen. In Deutschland glauben auch erhebliche Mengen von Bürgern, dass durch die Folge der Fukushima Havarie 10.000 Japaner gestorben sind. (...)



Als sich herausstellte, das wir mit ungenauen Zahlen gefüttert wurden (und das ging ja wohl schon eine ganze Weile so denn auch weggelassene und nicht erhobene Zahlen verfälschen eine Statistik) hatte ich erstmals starke Zweifel, was sich hier abspielt. Einen Betrug in dieser Größenordnung zu vermuten, kann ja nur den Aluhut verdienen und landet im Topf der Verschwörungstheorien.

Mir fielen die konstruierten "Panikmacher" wieder ein, die sich durch mindestens zwei Legislaturperioden zeigten unter Zuhilfenahme des jeweiligen Kabinetts und ihrer Lobbyisten. Die Protagonisten haben so häufig gewechselt, das einem schwindlig werden kann. Eines ist gleich geblieben, die Führung im BK-Amt und die "Marschroute". Diese Marschroute hat sich unter der "Corona-Krise" in keinster Weise verändert (ich denke da so an das Motto, jetzt ist erstmal nur die ganz ganz schlimme Gefahr an Laib und Leben abzuwenden) nö keineswegs, die "Regierungselite" war sogar in der Lage etliche Gesetzesänderungen ein- und durchzubringen innerhalb kürzester Zeit. Für Regierungspolitiker gilt wohl nicht, das Angst ein schlechter Ratgeber sein soll, aber das ist müßig, darüber nachzudenken, denn diese wußten ja vermutlich, das sie keine Angst zu haben brauchen. Dafür nutzt man die Angst des Bürgers, das funktioniert immer und für ALLES. Also Cui Bono?

- "alles was wir benötigen, ist eine richtig große Krise, und die Nationen werden die neue Weltordnung akzeptieren." - David Rockefeller

Viele der "Neuerungen" werden uns demnächst häppchenweise noch auf die Füsse fallen. Der EuGh hat vor Tagen die Erhöhung unserer Haushaltsabgabe und diese Abgabe ansich als "rechtens durchgewunken". Nur eines der Details, die jetzt "unbedingt" wichtig waren? Die Medien berichten sehr zurückhaltend, was noch auf uns zu kommt. Dafür hören wir und sehen wir im stündlichen Rhytmus "wir bleiben zu Hause, damit Oma und Opa gesund bleiben" usw. usw. diese verlogene Sch... nachdem Tage vorher ganz andere Töne zu hören waren auf ÖRR Kanälen.

Dieses Geseiere und die an das Durchhaltevermögen mahnende Parolen rund um die Uhr sowie ein schnellstens auf den Weg gebrachter BUßGELD-Katalog der Zwangsmaßnahmen sicherstellen soll ist nicht nur unerträglich, es ist das Spiel, es ist die Verarsche an uns allen. Man verzeihe mir meine direkte Ausdrucksweise, jedoch ist es auch ein Stück weit dem geschuldet, das ich selbst auf diese unglaubliche Taktierung reingefallen bin. Ich habe nicht mal die Hoffung, das ich mich mit meiner Erkenntnis geirrt habe, so sehr ich mir das wünschte.

Weiterhin sollte man ganz dringend in dem Zusammenhang die Frage nach "unserem gemeinsamen Europa" stellen. Man fragt also, welchen Nutzen nach der Causa Corona für unser gemeinsames Europa übrigbleibt. Die einen sagen, die Kommunisten, Sozialisten, die Nationalen und Konservativen würden jetzt verstärkt Gehör erhalten. Ich denke das ist in Anbetracht der Entwicklungen von "Resettlement" nicht mehr von Bedeutung und das ist die einzige Erkenntnis, die ich (auch unter Zeichen der jetzigen "Krise") als konstante Größe wahrgenommen habe.

♥lich Nola

Lösungen, die die Rekonstruktion invasiver Informationen über die Bevölkerung ermöglichen, sollten ohne weitere Diskussion abgelehnt werden.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

02.05.2020 11:03
#4 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #2
Mir hätte jeder Politiker imponiert, der eingeräumt hätte, dass man Mitte März angesichts der Bilder aus Norditalien, unsicheren Wissens und beunruhigenden Modellrechnungen vom Schlimmsten ausgegangen war und man deshalb versucht hat, Infektionsketten zu durchbrechen, dass man jetzt aber weiß, dass die Welle bei Inkrafttreten des Lockdown ohnehin schon am Abebben und Deutschland zu jedem Zeitpunkt weit von dem heraufbeschworenen Katastrophen-Szenario entfernt war und deshalb der Lockdown umgehend beendet wird.

Das ist ein zentraler Punkt, lieber Noricus. Nur hier sind wir auch hier wieder bei der ewig beschworenen Nemesis: Merkel. In Deutschland gibt es politisch keine Fehler mehr, die eingeräumt werden. Merkel ist inkompetent einen Fehler zugeben zu können, selbst wenn dieser aus mangelnder Information erklärbar ist. Ihre Regierung macht keine Fehler. Und darum wird sie auch nie, nie, nie dulden, dass ein solcher Fehler offen eingeräumt wird. Und wenn die Kosten dieses Nichtzugebens ein Hundertfaches erzeugen, dass ist ihr sch.... egal und ihrem Hofstaat genauso. Der Energieirrsinn, vollkommen nutzlos und irre teuer: Kein Fehler. Der ESM, katastrophal für den deutschen Sparer: Kein Fehler. Merkels Gäste, massive Vernichtung von innerer Sicherheit und Kosten in Billionenhöhe: Kein Fehler. Und Corona ist da keine Ausnahme. Mindestens eine Billion Kosten für Deutschland (es wird am Ende mehr werden), Nutzen nahezu null: Kein Fehler.

Es wird nichts zugegeben, es wird nichts korrigiert, wir fahren sehenden Auges in die Katastrophe, weil wir eine starrsinnige, vollkommen verantwortungslose, machtgeile und verlogene Regierungschefin haben, die unseren ganzen politischen Betrieb nach diesen Idealen ausgerichtet hat.

Zitat
Ich bin jetzt endlich in der Gefühlswelt einiger Mitkommentatoren angelangt: Ich bin mit diesem Land fertig, nicht nur mit seiner politischen Klasse und seinen Regierungspropaganda-Medien, sondern auch mit seiner Bevölkerung, die immer noch so dumm, verführbar und für Volksgemeinschaftsinszenierungen anfällig ist, wie es ihre Ahnen anno 1933 waren.


Damit bist Du alleine in unserem kleinen Zimmer wenigstens Nummer drei. Außerhalb des kleinen Zimmer kenne ich noch etliche mehr. Und ich glaube ich schliesse mich Euch langsam an.

UEH Offline



Beiträge: 45

02.05.2020 11:31
#5 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #1
Die deutsche Regierung macht bekannertermaßen NIE etwas falsch. Das muss sie auch nicht, so lange sie ihre Propagandabatallione treu zur Seite hat.

Ich habe gerade die Portale einiger großer Medien aufgerufen:

Bild - Große Schlagzeile ""Massive Wohlstandsverluste" Industrie stellt Merkel Corona-Ultimatum"; etwas weiter unten: ""Frau Merkel kann gerne mein Lokal übernehmen" Die Corona-Wut der Wirte"
Welt - Kommentar vom Chefredakteur: "Auch eine Rezession kostet Menschenleben"
Spiegel - "Widersprüche und falsche Empfehlungen / Das überforderte Robert-Koch-Institut"

So sieht das aus, wenn Propagandabatallione treu zur Seite stehen?

Zitat von Llarian im Beitrag #1
Dass die Schweden nicht sterben wie die Fliegen interessiert am Ende keinen, schon seit Wochen wird auf diese eingeprügelt und am Ende wegerklärt, dass die ja doch alles genau machen würden (was nicht stimmt, aber das prüft keiner nach).

Die ersten drei Google-Treffer zu "Corona Schweden":

merkur.de - "WHO lobt plötzlich Corona-Sonderweg: „Können möglicherweise von Schweden lernen“"
focus.de - "Schweden: Sonderweg überzeugt Bürger trotz vieler Toter"
capital.de - "Schwedens Corona-Weg – ein Leadership-Modell der Zukunft?", unter der Schlagzeile heißt es dann: "Schweden hat in der Corona-Krise einen Sonderweg eingeschlagen. Das Land setzt auf Vertrauen und Transparenz und erzielt so ein hohes Maß an Loyalität. Maike van den Boom erklärt, warum die Schweden trotz der Krise so erstaunlich zuversichtlich sind"

Ist das "Einprügeln" auf die Schweden?

UEH Offline



Beiträge: 45

02.05.2020 11:46
#6 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #2
Ich bin mit diesem Land fertig, nicht nur mit seiner politischen Klasse und seinen Regierungspropaganda-Medien, sondern auch mit seiner Bevölkerung, die immer noch so dumm, verführbar und für Volksgemeinschaftsinszenierungen anfällig ist, wie es ihre Ahnen anno 1933 waren.

Inwieweit unterscheidet sich das Verhalten der Deutschen in der Corona-Krise vom Verhalten der Franzosen, Italiener, Spanier, Schweizer, Briten, Amerikaner, Israelis?

Verhalten sich in Deutschland die Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund anders als die autochthone Bevölkerung, oder sind diese genau so "dumm, verführbar und für Volksgemeinschaftsinszenierungen anfällig"?

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

02.05.2020 12:33
#7 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von UEH im Beitrag #5
Bild - Große Schlagzeile ""Massive Wohlstandsverluste" Industrie stellt Merkel Corona-Ultimatum"; etwas weiter unten: ""Frau Merkel kann gerne mein Lokal übernehmen" Die Corona-Wut der Wirte"
Welt - Kommentar vom Chefredakteur: "Auch eine Rezession kostet Menschenleben"
Spiegel - "Widersprüche und falsche Empfehlungen / Das überforderte Robert-Koch-Institut"

Kein einziger dieser Artikel kritisiert die Regierung, sondern berichtet rein darüber, was andere tun. Was ein einzelner Wirt von sich gibt ist ja nichts weiter als ein Bericht darüber was der denkt. Und das es große Mengen an zerstörten Existenzen gibt, stellt ja (vielleicht mal ab von Altmaier und Braun) auch keiner ernsthaft in Frage. Die Opfer des Breitscheidplatzes existieren ja auch, nicht das auch nur eine deutsche Zeitung es gewagt hätte daran vielleicht mal eine Kritik an Merkels Politik aufzuziehen.

Übrigens gibt es solche Artikel schon. Beispielsweise einen sehr guten von Matthias Döpfner vor einigen Wochen oder auch einen sehr guten von Julian Reichelt von Anfang dieser Woche. Nur: Das sind Randnotizen. Wenn Sie mir einen Artikel aus der Tagesschau oder vielleicht eine Kritik aus dem neuen Süddeutschland zeigen, dann werde ich gerne darüber nachdenken zurück zu rudern.



Zitat
Zitat von Llarian im Beitrag #1
Dass die Schweden nicht sterben wie die Fliegen interessiert am Ende keinen, schon seit Wochen wird auf diese eingeprügelt und am Ende wegerklärt, dass die ja doch alles genau machen würden (was nicht stimmt, aber das prüft keiner nach).

Die ersten drei Google-Treffer zu "Corona Schweden":

merkur.de - "WHO lobt plötzlich Corona-Sonderweg: „Können möglicherweise von Schweden lernen“"
focus.de - "Schweden: Sonderweg überzeugt Bürger trotz vieler Toter"
capital.de - "Schwedens Corona-Weg – ein Leadership-Modell der Zukunft?", unter der Schlagzeile heißt es dann: "Schweden hat in der Corona-Krise einen Sonderweg eingeschlagen. Das Land setzt auf Vertrauen und Transparenz und erzielt so ein hohes Maß an Loyalität. Maike van den Boom erklärt, warum die Schweden trotz der Krise so erstaunlich zuversichtlich sind"

Ist das "Einprügeln" auf die Schweden?


Vielleicht hätten Sie nur ganze zwei(!) Artikel weiter lesen sollen. Dann wären Sie auf den gestossen:
https://www.quarks.de/gesundheit/medizin...rona-sonderweg/
Und da wird genau das runtergenudelt, was ich gerade beschrieben habe. Eigentlich machen die alles gleich und das, was sie nicht machen sorgt für ganz viel Gefahr, bringt ganz viele Menschen um, jada, jada, jada. Mit dem Unterschied, dass dieser Artikel nicht aus einem bayrischen Blatt sondern vom öffentlich rechtlichen Rundfunk stammt. DAS sind Merkels Propagandabatallione und sie funktionieren wie geschmiert. Am Ende ist es ziemlich nebensächlich was im Merkur mal als Randnotiz erschienen ist. Es sind Millionen von Menschen, die jeden Abend von Tagesschau und heute Journal erzählt bekommen, was sie zu denken haben. Und da kommt Schweden als positive Alternative nicht vor.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

02.05.2020 12:47
#8 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #1
Mal ein politischer Aspekt von Corona.



Schöner Text, ein paar Bemerkungen dazu.

Der Fokus auf Merkel und die Bundesrepublik greift hier, anders als bei Energiewende, Migration usw. zu kurz. Deutschland beschreitet hier gerade keinen Sonderweg, sondern macht das, was mehr oder wenige alle Länder machen. Also entweder sind momentan alle hysterisch auf dem Weg zur Selbstzerstörung oder keiner. Auch die Reaktionen der deutschen Bevölkerung, die ich hier mal in Schutz nehmen möchte, unterscheidet sich nicht signifikant von denen anderer Länder. Wir sind weder hysterischer noch gechillter als andere. Und andere Regierungen habe ich in der Vergangenheit auch nicht als virtuose Zugeber politischer Fehlentscheidungen kennen gelernt. Bei Trump z. B. machen auch nur die anderen Fehler und nicht er. Oder Macron, oder...
...nur daß ich nach wie vor glaube, daß ein zeitlich befristeter Lockdown die richtige Strategie gewesen ist. Ich halte lediglich seine Fortsetzung über den April hinaus für falsch und mit jedem weiteren Tag exponentiell für falscher.

Die fehlende Beweisbarkeit der Wirkung des Lockdowns gilt natürlich auch in umgekehrte Richtung. Die wahrscheinlichste Erklärung, daß die Kurve bereits zum Zeitpunkt des Lockdowns im Abflachen begriffen war, liegt im damals bereits länger gelten Verbot von Großveranstaltungen (das ja auch Du nicht für wirkungslos erklärt hast bzw. für die einzige sinnvolle Maßnahme hältst), vor allem aber, was man den Google-Bewegungsdaten ab Anfang März entnehmen kann, eine bereits massive, freiwillige Verhaltensänderung der Bevölkerung in den 2 Wochen vor dem Lockdown:
https://www.gstatic.com/covid19/mobility...y_Report_en.pdf

Das wiederum kann man als Hinweis nehmen, daß der schwedische Weg mit seinen Appellen auf Freiwilligkeit (auch die Schweden haben ja erheblich ihr Verhalten geändert; es läuft aber ohne Bußgeld und Polizei) funktionieren kann. Der Vergleich hier ist wichtig und richtig, eine einfache Gleichsetzung dagegen nicht. Z. B. ist Schweden das Land in Europa mit der mit Abstand geringsten Quote an Rauchern (7% vs. 25% in D) und deutlich geringerer Prävalenz von Adipositas, beides bekannterweise Risikofaktoren schwerer Verläufe, insbesondere bei jüngeren Leuten (Dicke, sehr alte Raucher gibt es aus naheliegenden Gründen ja nicht sehr oft). Die Schweden scheinen also tatsächlich vernünftiger zu sein als die Bevölkerungen anderer Länder. Und die vierfach höhere Sterblichkeit pro Mio Einwohner im Vergleich zu D ist Tatsache. Kann man in Kauf nehmen wollen, muß man aber nicht.

Wieso bitte schön sollte sich Merkel über die momentane Situation und die Zustimmungswerte freuen? Wenn, dann nutzt sie die neu gewonnene Freiheit in ziemlich selbstreferentieller Weise für Politik im Zusammenhang mit der Pandemie. Zumindest wäre mir nicht bekannt, daß sie jetzt via Notverordnung die Migration nach Deutschland anfacht oder die Energiewende vorantreibt. Oder politisch irgendetwas anderes macht oder vorbereitet. Und daß mit Durchschlagen der Krise auf die Realwirtschaft ein Sturm auf die deutsche politische Landschaft zukommt, wird sogar Merkel wissen.

Sars-Covid-2, soviel kann man wohl sagen, ist ein Virus, das sich extrem schnell (z. B. im Vergleich zu Influenza) global verbreitet hat. Covid-19 ist eine Erkrankung, die sich in darauf nicht vorbereiteten Bevölkerungen exponentiell ausbreiten kann und die med. Versorgungssysteme auch entwickelter Industrieländer für Wochen hat zusammenbrechen lassen. In diesen Fällen und Regionen konnten auch reguläre Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Verkehrsunfälle) nicht mehr ansatzweise angemessen versorgt werden. Ein solcher Zustand ist mit hoher Energie und Aufwand politischerseits zu verhindern. Das versucht man weltweit, mit unterschiedlichem Erfolg, aber fast alle mit einem wochenlangen Lockdown. Und mein Eindruck ist national wie international nicht, daß die Regierungen sich an den Maßnahmen oder deren Folgen erfreuen oder sie es als "politischen Glücksfall" empfinden. Auch nicht Merkel, nicht mal ansatzweise.

Herzliche Grüße,
Andreas

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Doeding Offline




Beiträge: 2.612

02.05.2020 13:56
#9 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #7
Zitat von UEH im Beitrag #5
Bild - Große Schlagzeile ""Massive Wohlstandsverluste" Industrie stellt Merkel Corona-Ultimatum"; etwas weiter unten: ""Frau Merkel kann gerne mein Lokal übernehmen" Die Corona-Wut der Wirte"
Welt - Kommentar vom Chefredakteur: "Auch eine Rezession kostet Menschenleben"
Spiegel - "Widersprüche und falsche Empfehlungen / Das überforderte Robert-Koch-Institut"

Kein einziger dieser Artikel kritisiert die Regierung, sondern berichtet rein darüber, was andere tun. Was ein einzelner Wirt von sich gibt ist ja nichts weiter als ein Bericht darüber was der denkt. Und das es große Mengen an zerstörten Existenzen gibt, stellt ja (vielleicht mal ab von Altmaier und Braun) auch keiner ernsthaft in Frage. Die Opfer des Breitscheidplatzes existieren ja auch, nicht das auch nur eine deutsche Zeitung es gewagt hätte daran vielleicht mal eine Kritik an Merkels Politik aufzuziehen.

Übrigens gibt es solche Artikel schon. Beispielsweise einen sehr guten von Matthias Döpfner vor einigen Wochen oder auch einen sehr guten von Julian Reichelt von Anfang dieser Woche. Nur: Das sind Randnotizen. Wenn Sie mir einen Artikel aus der Tagesschau oder vielleicht eine Kritik aus dem neuen Süddeutschland zeigen, dann werde ich gerne darüber nachdenken zurück zu rudern.



Zitat
Zitat von Llarian im Beitrag #1
Dass die Schweden nicht sterben wie die Fliegen interessiert am Ende keinen, schon seit Wochen wird auf diese eingeprügelt und am Ende wegerklärt, dass die ja doch alles genau machen würden (was nicht stimmt, aber das prüft keiner nach).

Die ersten drei Google-Treffer zu "Corona Schweden":

merkur.de - "WHO lobt plötzlich Corona-Sonderweg: „Können möglicherweise von Schweden lernen“"
focus.de - "Schweden: Sonderweg überzeugt Bürger trotz vieler Toter"
capital.de - "Schwedens Corona-Weg – ein Leadership-Modell der Zukunft?", unter der Schlagzeile heißt es dann: "Schweden hat in der Corona-Krise einen Sonderweg eingeschlagen. Das Land setzt auf Vertrauen und Transparenz und erzielt so ein hohes Maß an Loyalität. Maike van den Boom erklärt, warum die Schweden trotz der Krise so erstaunlich zuversichtlich sind"

Ist das "Einprügeln" auf die Schweden?

Vielleicht hätten Sie nur ganze zwei(!) Artikel weiter lesen sollen. Dann wären Sie auf den gestossen:
https://www.quarks.de/gesundheit/medizin...rona-sonderweg/
Und da wird genau das runtergenudelt, was ich gerade beschrieben habe. Eigentlich machen die alles gleich und das, was sie nicht machen sorgt für ganz viel Gefahr, bringt ganz viele Menschen um, jada, jada, jada. Mit dem Unterschied, dass dieser Artikel nicht aus einem bayrischen Blatt sondern vom öffentlich rechtlichen Rundfunk stammt. DAS sind Merkels Propagandabatallione und sie funktionieren wie geschmiert. Am Ende ist es ziemlich nebensächlich was im Merkur mal als Randnotiz erschienen ist. Es sind Millionen von Menschen, die jeden Abend von Tagesschau und heute Journal erzählt bekommen, was sie zu denken haben. Und da kommt Schweden als positive Alternative nicht vor.



Und wer schaut bitte schön quarks? Daß vom Staatsfernsehen nichts anderes zu erwarten ist: geschenkt, aber ansonsten sehe ich es wie UEH; immerhin listen die Google-Algorithmen ja nach komplex errechneter und gewichteter "Relevanz", die sicher auch mit der Zahl der Aufrufe verknüpft ist, und da ist quarks nunmal weit hinter Merkur. Und wenn ich gerade mal quer die Onlinemedien sichte, dann kann ich da nicht im geringsten Stechschritt i. S. der Regierung sehen. Und natürlich kritisieren Medien die momentane Politik und stellen sie zunehmend in Frage bzw. lassen Leute zu Wort kommen, die das tun. Kann es sein, daß Du es bist, der ausschließlich Tagesschau sieht, wenn Du zu so einem Eindruck kommst?

Daß die Medien nicht fordern, Merkel an den nächsten Baum zu knüpfen (vermutlich die einzige Form der Regierungskritik, die vor Deinem geneigten Auge noch bestehen könnte)...nunja, so ist das halt mit der Nemesis: am Ende des Tages ist sie doch nur eine Projektion, mit deren Hilfe man bei bestimmten Personen nicht mehr allzu sehr differenzieren muß. Darauf ein Corona .

Herzliche Grüße,

Andreas

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Frank2000 Offline




Beiträge: 3.261

02.05.2020 14:31
#10 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Werter UEH und Doeding,

Eure Argumente sind durchaus nachvollziehbar. Aber ich kann Llarians Wut mehr als nachvollziehen, denn seine Argumente sind ebenfalls nachvollziehbar.

1. Als Absicherung, damit keine Argumente ad personam kommen: sinnvoll finde ich
- die Absage von Veranstaltungen (selbst das Wörtchen "Groß" darf man weglassen)
- das Schließen von Freizeiteinrichtungen, insbesondere solchen, die in Gebäuden stattfinden
- Abstandsregelung
- Massentests (und bei denen - und nur bei denen - wäre ich zum einen Eingriff in die Selbstbestimmung bereit: ich würde die Tests verpflichtend machen)

Diese vier Maßnahmen machen mMn 90% der Corona-Erfolge aus. Und sind billig zu haben. Die restlichen 10% der Maßnahmen haben uns 90% der Kosten verursacht.

2. In Bezug auf Merkel werden wir nicht einig, das ist klar. Aber ich habe auch Llarians Eindruck: es wird nie Merkel kritisiert. Spahn, Laschet, Söder.... alle haben schon Wutartikel abbekommen. Merkel nie. Niemals. Seit 15 Jahren ist die Person Angela Merkel heilig gesprochen; maximal und nur in absoluten Ausnahmefällen werden Maßnahmen kritisiert, an denen Merkel beteiligt war. Aber ihre Person ist unantastbar. Als einzige übrigens. Sie ist die einzige politische Person in ganz Deutschland, die niemals persönlich kritisiert oder gar angegriffen wird.

Manchmal findet man sogar Andeutungen von "Wenn das der Führer wüsste... ". Man trennt die KONSEQUENZEN von Merkels Vorgehen von ihren (wirklichen oder unterstellten) MOTIVEN.

3. Die Corona-Krise hat Deutschland noch stärker emotionalisiert als bisher schon. Ich kann überhaupt keine demokratischen politischen Prozesse mehr erkennen. Sie etwa?
Ich sehe keine Opposition, ich sehe kein Parlament, ich sehe keine meinungsstarken Richter oder Juristen, keine kritische Zivilgesellschaft.
Eine Clique von gerade mal ein Dutzend Politiker hat Deutschland für fast 2 Monate abgeschaltet. Finden Sie das.... sagen wir "beruhigend"? So als mündiger Bürger?

4. Und auch was den unpolitischen Bereich Deutschlands betrifft, haben die letzten zwei Monate Schaden angerichtet. Falls mal ich mal etwas ins anekdotische Abgleiten darf:
Ich behaupte, dass der Umgang mit Corona und die Bewertung Merkels als Person eine originär weibliche Note hat.
Ich kenne dramatisch mehr Männer, die die letzten zwei Monate und das Vorgehen der Regierung kritisch sehen. Während die Frauen in meinem Bekanntenkreis noch viel schärfere Maßnahmen befürworten.
Jedes mal wenn ich die Meinung von Frauen mitbekommen habe, fielen Worte wie "asozial", "Abschaum" oder "Proleten" wenn es um Menschen ging, die nach deren Meinung nicht aktiv genug mitmachen. Das geht so weit, dass auch im privaten Bereich die Frauen gerade zu streitsüchtig werden, wenn man auch nur abweichende GEDANKEN äußert. Es genügt also nicht, sich aus Gründen des Familienfriedens an alles zu halten, was die Frauen halt verlangen.

Man soll es gefälligst auch selbst WOLLEN.

Grüße

___________________
Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

02.05.2020 15:07
#11 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #8
Wieso bitte schön sollte sich Merkel über die momentane Situation und die Zustimmungswerte freuen? Wenn, dann nutzt sie die neu gewonnene Freiheit in ziemlich selbstreferentieller Weise für Politik im Zusammenhang mit der Pandemie. Zumindest wäre mir nicht bekannt, daß sie jetzt via Notverordnung die Migration nach Deutschland anfacht oder die Energiewende vorantreibt. Oder politisch irgendetwas anderes macht oder vorbereitet. Und daß mit Durchschlagen der Krise auf die Realwirtschaft ein Sturm auf die deutsche politische Landschaft zukommt, wird sogar Merkel wissen.

Sars-Covid-2, soviel kann man wohl sagen, ist ein Virus, das sich extrem schnell (z. B. im Vergleich zu Influenza) global verbreitet hat. Covid-19 ist eine Erkrankung, die sich in darauf nicht vorbereiteten Bevölkerungen exponentiell ausbreiten kann und die med. Versorgungssysteme auch entwickelter Industrieländer für Wochen hat zusammenbrechen lassen. In diesen Fällen und Regionen konnten auch reguläre Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Verkehrsunfälle) nicht mehr ansatzweise angemessen versorgt werden. Ein solcher Zustand ist mit hoher Energie und Aufwand politischerseits zu verhindern. Das versucht man weltweit, mit unterschiedlichem Erfolg, aber fast alle mit einem wochenlangen Lockdown. Und mein Eindruck ist national wie international nicht, daß die Regierungen sich an den Maßnahmen oder deren Folgen erfreuen oder sie es als "politischen Glücksfall" empfinden. Auch nicht Merkel, nicht mal ansatzweise.


So, ähnlich sehe ich das auch, lieber Andreas, aber nicht ganz. Vor zwei Monaten dürfte sich unsere Regierung Sorge darüber gemacht haben, dass sie mit ihren Versäumnissen in der Vergangenheit nackt dastehen könnte - keine Schutzmasken, keine Schutzanzüge, den Notfallplan von 2013 völlig ignoriert habend. Sie konnte mangels Material nicht einmal eine Maskenpflicht verordnen, die einen Lockdown vielleicht abmildern hätte können. So richtig sicher konnte sich die Regierung auch noch nicht sein über die Risiken - Übertragbarkeit über Atmung, Tröpfchen, Gegenstände, Türgriffe,...

Der Regierung dürfte also die Angst vor chinesischen oder italienischen Bildern im Nacken gesessen haben. Das erklärt viele der teils überzogenen und skurrilen Maßnahmen. Sie befand und befindet sich nach wie vor im Chaos-Modus, allerdings melden sich inzwischen viele Trittbrettfahrer zu Wort. Einige vorübergehend zu kurz gekommene Organisationen versuchen jetzt, sich schnell ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. Unsere Regierung hat wohl Glück gehabt und dürfte selbst von der Zustimmung überrascht sein. Ich denke schon, dass dies einige inzwischen als politischen Glücksfall betrachten. Allerdings kommt jetzt der ökonomische Schock, und der dürfte schwieriger einzuschätzen sein, egal wie viel Geld verteilt werden wird.

Gruß
Martin

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

02.05.2020 15:07
#12 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #10

Seit 15 Jahren ist die Person Angela Merkel heilig gesprochen; maximal und nur in absoluten Ausnahmefällen werden Maßnahmen kritisiert, an denen Merkel beteiligt war. Aber ihre Person ist unantastbar. Als einzige übrigens. Sie ist die einzige politische Person in ganz Deutschland, die niemals persönlich kritisiert oder gar angegriffen wird.


Lieber, Frank, Ich habe jetzt genau eine Minute gesucht. Zu den Eröffnungsdiskussionsorgien eine kurze Presseschau, ausgerechnet, tada: auf Spon
https://www.spiegel.de/politik/deutschla...a2-2dbbb6688744

Und da wir gerade bei Spon sind, hier ein bemerkenswertes Zitat von Exkolumnist Augstein (es wird ja Kritik vermißt, richtig? nicht die "richtige" Kritik aus dem "richtigen" politischen Lager? Wenngleich dieses Zitat vermutlich auch hier im Forum zustimmungsfähig ist:
"Wenn Erfolg bedeutet, im Amt zu sein, dann ist Angela Merkel eine erfolgreiche Politikerin. Wenn man sich die Bilanz ihrer Amtszeit anschaut, halte ich sie für eine grandios gescheiterte Kanzlerin...Wir nehmen die Schulden halt bei den kommenden Generationen auf. Irgendwer muss mal für die bröckelnden Brücken bezahlen. Eine zukunftslose Politik hat diese Frau gemacht. Als Chefanästhesistin im Kanzleramt hat Dr. Merkel alle irgendwie eingeschläfert – und so zur Entpolitisierung der Gesellschaft beigetragen."
https://www.mainpost.de/regional/rhoengr...art765,10241232

Und schließlich Fleischi:
"Sie hat es etwas anders gesagt. „Ein erneuter Shutdown wäre bei erneutem exponentiellem Wachstum unvermeidlich“, waren ihre Worte. „Unvermeidlich“ ist ein typisches Merkel-Wort, sozusagen das epidemiologische Äquivalent zu „alternativlos“. Am Anfang ihrer Karriere hat sich für die Kanzlerin der Spitzname „Mutti“ eingebürgert, das war immer schon Unsinn. Merkel ist keine Mutti. Sie ist die strenge Internatsleiterin, die aufpasst, dass keiner aus der Reihe tanzt."
https://www.focus.de/politik/deutschland...d_11921932.html

Um nicht mißverstanden zu werden: ich sehe durchaus eine deutliche Tendenz zur medialen Merkelschonung; insbesondere im Vergleich mit dem Umgang z. B. mit CSU-Politikern, ganz zu schweigen von der AfD. Und am stärksten sehe ich diesen Effekt bis heute beim Migrationsthema. Aber daß es seit 15 Jahren niemand gewagt hätte, Merkel direkt anzugehen oder mehr noch, wenn manche meinen, daß es gar nicht möglich sei, Merkel offen zu kritisieren, dann ist das zumindest weit übertrieben. Daß diese Kritik, alles in allem, zivil vorgetragen wird...nun wie soll ich sagen? So sehr ich z. B. Llarians oder auch Ihren Schreibstil und Neigung zu harsch formulierter Kritik schätze: einen Job bei der FAZ würde er oder Sie damit schlicht nicht bekommen, und das nicht aus ideologischen oder politischen Gründen.

Zitat
Ich behaupte, dass der Umgang mit Corona und die Bewertung Merkels als Person eine originär weibliche Note hat.
Ich kenne dramatisch mehr Männer, die die letzten zwei Monate und das Vorgehen der Regierung kritisch sehen. Während die Frauen in meinem Bekanntenkreis noch viel schärfere Maßnahmen befürworten.
Jedes mal wenn ich die Meinung von Frauen mitbekommen habe, fielen Worte wie "asozial", "Abschaum" oder "Proleten" wenn es um Menschen ging, die nach deren Meinung nicht aktiv genug mitmachen. Das geht so weit, dass auch im privaten Bereich die Frauen gerade zu streitsüchtig werden, wenn man auch nur abweichende GEDANKEN äußert. Es genügt also nicht, sich aus Gründen des Familienfriedens an alles zu halten, was die Frauen halt verlangen



Sehr interessante Beobachtung, die ich ähnlich auch so gemacht habe, wenn auch nicht ganz so aggressiv in der Wortwahl. Daß Frauen tendenziell weniger risikofreudig sind und ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben als Männer, dürfte ja allgemein bekannt sein. Möglicherweise ist, so gesehen, Merkels politischer Kurs in der Pandemie ein evolutionsbiologisch grundiertes, weibliches Herdenschutzverhalten. Also doch wieder Mutti...

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Doeding Offline




Beiträge: 2.612

02.05.2020 15:33
#13 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #11
Der Regierung dürfte also die Angst vor chinesischen oder italienischen Bildern im Nacken gesessen haben. Das erklärt viele der teils überzogenen und skurrilen Maßnahmen.


Vermutlich. Wobei ich das Vorgehen bis Ende April in der Summe weiterhin nicht für sooo chaotisch halte. Das Gedöns um die Masken war wirklich übel und die dauernd wechselnden relevanten Kennwerte sind skandalös. Das RKI scheint mir ein Totalausfall zu sein. Die Regierung hat aber offensichtlich, und da geht es mit der von mir neulich vergebenen drei minus steil nach unten, keinerlei Konzept für den Weg aus dem Lockdown, obwohl sie in den letzten vier Wochen genug Zeit gehabt hat, ein schlüssiges Modell zu erarbeiten.

Herzliche Grüße,
Andreas

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Martin Offline



Beiträge: 4.129

02.05.2020 15:39
#14 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #12
Sehr interessante Beobachtung, die ich ähnlich auch so gemacht habe, wenn auch nicht ganz so aggressiv in der Wortwahl. Daß Frauen tendenziell weniger risikofreudig sind und ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben als Männer, dürfte ja allgemein bekannt sein. Möglicherweise ist, so gesehen, Merkels politischer Kurs in der Pandemie ein evolutionsbiologisch grundiertes, weibliches Herdenschutzverhalten. Also doch wieder Mutti...



Ich mache ja auch gerne eigene Beobachtungen. Seit Anfang der letzten Woche war hier Maskenpflicht in Geschäften. Da habe ich doch einige leute aus den Geschäften herauskommen und sich sofort die Maske mit einem abfälligen, ablehnenden Gesichtsausdruck vom Gesicht ziehen sehen. Es war klar, dass sie nichts davon hielten. Es waren ausnahmslos Frauen .

Vielleicht steht das wieder für eine Spaltung, wie Fleischhauer gerade analysierte: https://www.focus.de/politik/deutschland...d_11944860.html

Ich denke, er hat mit seiner Beobachtung recht: Über eine kurze 'Karenzzeit' hinweg stand die Regierung auch unter medialem Druck. Das hat sich inzwischen wieder eingespielt. Dass Augstein kritisch wurde hat vielleicht damit zu tun, dass sein Blättchen kaum noch Abnehmer gefunden hat - plötzlich 'skin in the game'?

Gruß
Martin

Florian Offline



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02.05.2020 20:10
#15 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #10
Werter UEH und Doeding,

Eure Argumente sind durchaus nachvollziehbar. Aber ich kann Llarians Wut mehr als nachvollziehen, denn seine Argumente sind ebenfalls nachvollziehbar.

1. Als Absicherung, damit keine Argumente ad personam kommen: sinnvoll finde ich
- die Absage von Veranstaltungen (selbst das Wörtchen "Groß" darf man weglassen)
- das Schließen von Freizeiteinrichtungen, insbesondere solchen, die in Gebäuden stattfinden
- Abstandsregelung
- Massentests (und bei denen - und nur bei denen - wäre ich zum einen Eingriff in die Selbstbestimmung bereit: ich würde die Tests verpflichtend machen)

Diese vier Maßnahmen machen mMn 90% der Corona-Erfolge aus. Und sind billig zu haben. Die restlichen 10% der Maßnahmen haben uns 90% der Kosten verursacht.

2. In Bezug auf Merkel werden wir nicht einig, das ist klar. Aber ich habe auch Llarians Eindruck: es wird nie Merkel kritisiert. Spahn, Laschet, Söder.... alle haben schon Wutartikel abbekommen. Merkel nie. Niemals. Seit 15 Jahren ist die Person Angela Merkel heilig gesprochen; maximal und nur in absoluten Ausnahmefällen werden Maßnahmen kritisiert, an denen Merkel beteiligt war. Aber ihre Person ist unantastbar. Als einzige übrigens. Sie ist die einzige politische Person in ganz Deutschland, die niemals persönlich kritisiert oder gar angegriffen wird.

Manchmal findet man sogar Andeutungen von "Wenn das der Führer wüsste... ". Man trennt die KONSEQUENZEN von Merkels Vorgehen von ihren (wirklichen oder unterstellten) MOTIVEN.

3. Die Corona-Krise hat Deutschland noch stärker emotionalisiert als bisher schon. Ich kann überhaupt keine demokratischen politischen Prozesse mehr erkennen. Sie etwa?
Ich sehe keine Opposition, ich sehe kein Parlament, ich sehe keine meinungsstarken Richter oder Juristen, keine kritische Zivilgesellschaft.
Eine Clique von gerade mal ein Dutzend Politiker hat Deutschland für fast 2 Monate abgeschaltet. Finden Sie das.... sagen wir "beruhigend"? So als mündiger Bürger?

4. Und auch was den unpolitischen Bereich Deutschlands betrifft, haben die letzten zwei Monate Schaden angerichtet. Falls mal ich mal etwas ins anekdotische Abgleiten darf:
Ich behaupte, dass der Umgang mit Corona und die Bewertung Merkels als Person eine originär weibliche Note hat.
Ich kenne dramatisch mehr Männer, die die letzten zwei Monate und das Vorgehen der Regierung kritisch sehen. Während die Frauen in meinem Bekanntenkreis noch viel schärfere Maßnahmen befürworten.
Jedes mal wenn ich die Meinung von Frauen mitbekommen habe, fielen Worte wie "asozial", "Abschaum" oder "Proleten" wenn es um Menschen ging, die nach deren Meinung nicht aktiv genug mitmachen. Das geht so weit, dass auch im privaten Bereich die Frauen gerade zu streitsüchtig werden, wenn man auch nur abweichende GEDANKEN äußert. Es genügt also nicht, sich aus Gründen des Familienfriedens an alles zu halten, was die Frauen halt verlangen.

Man soll es gefälligst auch selbst WOLLEN.

Grüße


Detail-Anmerkungen:

Zitat

- die Absage von Veranstaltungen (selbst das Wörtchen "Groß" darf man weglassen)
- das Schließen von Freizeiteinrichtungen, insbesondere solchen, die in Gebäuden stattfinden
- Abstandsregelung
- Massentests (und bei denen - und nur bei denen - wäre ich zum einen Eingriff in die Selbstbestimmung bereit: ich würde die Tests verpflichtend machen)

Diese vier Maßnahmen machen mMn 90% der Corona-Erfolge aus. Und sind billig zu haben. Die restlichen 10% der Maßnahmen haben uns 90% der Kosten verursacht.



Sehr gute und richtige Beurteilung.
Es geht letztlich um Maß und Ziel.
Und auch bei den Anti-Corona-Maßnahmen gibt es abnehmenden Grenznutzen (und zunehmende Grenzkosten).

Zitat

3. Die Corona-Krise hat Deutschland noch stärker emotionalisiert als bisher schon. Ich kann überhaupt keine demokratischen politischen Prozesse mehr erkennen. Sie etwa?
Ich sehe keine Opposition, ich sehe kein Parlament, ich sehe keine meinungsstarken Richter oder Juristen, keine kritische Zivilgesellschaft.



Doch, die sehe ich schon.

- Die FDP (!) hat bei mir am Ort vorgestern eine Demonstration organisiert gegen die Beschränkung der Bürgerrechte.

- Es gibt mittlerweile etliche Gerichtsurteile zu einzelnen Corona-Maßnahmen. Das Bild ist hier sehr uneinheitlich: manches winken die Gerichte durch. Anderes nicht. Einzelne Maßnahmen wurden auch schon für verfassungswidrig erklärt. Klar: Sie (und ich) hätten uns sicher noch mehr entsprechende Urteile gewünscht. Aber dass die Gerichte hier komplett auf Regierungs-Linie wären sehe ich nicht.

- ich sehe auch keine Politiker-Einheitsfront. Innerhalb der Union gibt es z.B. deutliche Unterschiede zwischen Laschet und Söder. Ich habe (über meinen Wirtschaftsverband) ein bißchen Einblick hinter die Kulissen der bayerischen Staatsregierung bekommen. Und auch da knirscht es ganz gewaltig zwischen CSU und FW.

- Übrigens finde ich, dass wir während der Corona-Krise gerade eine Sternstunde des deutschen Föderalismus erleben.
Es gibt in den einzelnen Bundesländern eine große Bandbreite an unterschiedlich scharfen oder gelockerten Maßnahmen. Und es ist ganz klar ein Wettbewerb um die beste Lösung erkennbar.
Wenn ein Bundesland weiter lockert ohne dass es dort zu vielen zusätzlichen Corona-Fällen kommt, dann wird das die anderen Länder in Erklärungsnot bringen.
Wettbewerbs-Föderalismus at its best. Und dieser Wettbewerbs-Föderalismus führt zugleich auch zu einer Beschränkung der Exekutiven.

Natürlich haben Sie recht, dass man sich noch mehr kritische Debatte wünschen würde. Aber ganz so schlimm, wie Sie es darstellen, ist es nicht.

Ein ernsthaftes Versagen sehe ich in Deutschland übrigens nur in einer staatlichen Gewalt: den Parlamenten.
Meine Güte! Da werden z.B. in Bayern (dito auch in den anderen Bundesländern) wirklich gravierende Grundrechtseingriffe per "Allgemeinverfügung" gemacht.
Also nicht durch Gesetz, noch nicht einmal per Verordnung. Sondern per Verfügung, also einem extrem niederwertigen Instrument.
Hätte es da nicht einen Aufstand im Landtag geben müssen? Ein Landtag mit gesunden Instinkten hätte zumindest einmal verlangen müssen, dass solche gravierenden grundrechtsbeschränkenden Maßnahmen nicht per Verfügung sondern nur per Gesetz in Kraft gesetzt werden dürfen. Das also der Landtag letztlich darüber entscheiden müsste und nicht die Regierung. Aber da kam nichts. Auch nicht von der Opposition.
[/quote]

Zitat

4. Und auch was den unpolitischen Bereich Deutschlands betrifft, haben die letzten zwei Monate Schaden angerichtet. Falls mal ich mal etwas ins anekdotische Abgleiten darf:
Ich behaupte, dass der Umgang mit Corona und die Bewertung Merkels als Person eine originär weibliche Note hat.
Ich kenne dramatisch mehr Männer, die die letzten zwei Monate und das Vorgehen der Regierung kritisch sehen. Während die Frauen in meinem Bekanntenkreis noch viel schärfere Maßnahmen befürworten.



Kann ich so nicht bestätigen.
Zumindest alle Frauen die ich kenne mit kleinen Kindern sind SEHR deutlich am Ende ihrer Nerven und ihrer Kräfte.
Wenn die Schulen und Kindergärten nicht sehr bald geöffnet werden, werden wir eine Mütter-Revolte erleben, so mein Eindruck.

Noricus Offline



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02.05.2020 20:21
#16 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #4
Nur hier sind wir auch hier wieder bei der ewig beschworenen Nemesis: Merkel. In Deutschland gibt es politisch keine Fehler mehr, die eingeräumt werden. Merkel ist inkompetent einen Fehler zugeben zu können, selbst wenn dieser aus mangelnder Information erklärbar ist. Ihre Regierung macht keine Fehler. Und darum wird sie auch nie, nie, nie dulden, dass ein solcher Fehler offen eingeräumt wird. Und wenn die Kosten dieses Nichtzugebens ein Hundertfaches erzeugen, dass ist ihr sch.... egal und ihrem Hofstaat genauso.


Diesmal ist es aber nicht Merkel allein. Nimm z.B. Söder. Was hätte er davon, zuzugeben, dass der Lockdown unsinnig war? Nichts. Als Scharfmacher und Lockdown-Vorreiter erfreut er sich einer Beliebtheit, die einer amtlichen nordkoreanischen Statistik entsprungen zu sein scheint. Wenn er jetzt einräumte, einen Fehler gemacht zu haben, würde ihn dies sicher an Zustimmung kosten, weil die wenigsten Menschen so denken wie Du und ich und einem Politiker, der bisweilen mit unsicherem Wissen oder unter widersprüchlichen Informationen Entscheidungen fällen muss, eine - sobald es eine gefestigtere Wissensbasis gibt, natürlich eventuell zu korrigierende - Fehleinschätzung zugesteht.

Für Söder ist es viel günstiger, das erstunkene und erlogene Narrativ vom notwendigen und Wirkung zeigenden Lockdown, der nur ganz langsam gelockert werden dürfe, damit wir nicht das verspielten, was wir erreicht hätten, weiterhin zu bedienen. Denn in dieser Optik hat er, der Macher Markus, nichts falsch gemacht, sondern vielmehr dafür gesorgt, dass die Bundesrepublik nicht dem sicher zum Sieg des Killervirus führenden Zauderer-Kurs des laschen Laschet gefolgt ist. In diesem Narrativ muss eine Gefahr, die in Deutschland nie bestanden hat, natürlich immer noch eindrucksvoll heraufbeschworen werden, was man mit grotesken Lockerungsetappen (Geschäfte bis 800 qm - laut Entscheidung des bayerischen VGH auch bei nachträglich reduzierter Fläche - dürfen öffnen, darüber nicht) oder dem nur idiotisch zu nennenden Zwang zum Tragen eines Staatsknebels, der Menschen im Profil wie Affen aussehen lässt, zu unterstreichen versucht.

Mir geht es hier wirklich nicht um Revanchismus, obwohl mir insbesondere die Anfangsphase des Lockdown, als ich gefühlt der einzige Nüchterne unter lauter Besoffenen war, wirklich sehr zugesetzt hat. Aber wenn Söder, Merkel et al. zugeben könnten, dass der Lockdown sinnlos war, könnte man diesen Spuk auf einen Schlag beenden, weil dann dieser Exit auf Raten, der nur der maskierten Gesichtswahrung der politischen Klasse dient, überflüssig wäre.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

02.05.2020 20:33
#17 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #16
Mir geht es hier wirklich nicht um Revanchismus, obwohl mir insbesondere die Anfangsphase des Lockdown, als ich gefühlt der einzige Nüchterne unter lauter Besoffenen war, wirklich sehr zugesetzt hat.


Sicher, lieber Noricus? Jetzt mal Butter bei die Fische. Woraus schließt Du zwingend und derart verabsolutierend, daß der Lockdown überflüssig gewesen ist? Bisher habe ich noch nicht wirklich etwas überzeugendes gehört, außer daß man vielleicht, vermutlich, ganz bestimmt und garantiert, und überhaupt Schweden, das auch einfach hätte durchlaufen lassen können und daß ich mich in Deiner neuerlichen Lesart als leicht verführbarer Neunazi zu betrachten habe. (Edit: letzter Halbsatz)

Herzliche Grüße,
Andreas

How about another joke, Murray?

Martin Offline



Beiträge: 4.129

02.05.2020 20:39
#18 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #16
Für Söder ist es viel günstiger, das erstunkene und erlogene Narrativ vom notwendigen und Wirkung zeigenden Lockdown, der nur ganz langsam gelockert werden dürfe, damit wir nicht das verspielten, was wir erreicht hätten, weiterhin zu bedienen.

Ja, aber stimmt das? Nimmt man Inkubationszeiten und Zeiten der Infektiosität, dann müssten Familien mit Virus nach etwas mehr als vier Wochen Lockdown immun oder im Krankenhaus sein. Damit müssten die meisten Infektionsquellen eliminiert sein. Je radikaler, desto sicherer. Wenn das das Konzept war, dann hat es seine innere Logik. Die Einweisungen in die Kliniken müssten jetzt massiv zurückgehen, dann wäre das Konzept aufgegangen.

Ob es den ökonomischen Schaden rechtfertigt steht dabei auf einem anderen Blatt.

Gruß
Martin

Simon Offline



Beiträge: 334

02.05.2020 20:39
#19 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #13
Zitat von Martin im Beitrag #11Der Regierung dürfte also die Angst vor chinesischen oder italienischen Bildern im Nacken gesessen haben. Das erklärt viele der teils überzogenen und skurrilen Maßnahmen. Vermutlich. Wobei ich das Vorgehen bis Ende April in der Summe weiterhin nicht für sooo chaotisch halte. Das Gedöns um die Masken war wirklich übel und die dauernd wechselnden relevanten Kennwerte sind skandalös. Das RKI scheint mir ein Totalausfall zu sein. Die Regierung hat aber offensichtlich, und da geht es mit der von mir neulich vergebenen drei minus steil nach unten, keinerlei Konzept für den Weg aus dem Lockdown, obwohl sie in den letzten vier Wochen genug Zeit gehabt hat, ein schlüssiges Modell zu erarbeiten.


Versuchen wir es doch einmal damit:

01.05.2020 - Aktualisiert: 01.05.2020, 15:18 Uhr
https://www.faz.net/-gpg-9z0di
Hier das Schlussergebnis des Artikels von Heike Schmoll (wenn es gestattet ist):

"Wer lockert, nimmt eine Steigerung der Neuinfektionen in einem bestimmten Umfang in
Kauf.
Die Alternative ist aber nicht die Schließung, sondern ein komplexer
Abwägungsprozess, der nur durch Komplexitätsreduktion gelingen kann. Dabei werden nie
alle Bedürfnisse befriedigt, nicht einmal alle wirtschaftlichen, sozialen und
psychologischen Folgen einer Entscheidung berücksichtigt werden können. Sie
gesellschaftlich zu integrieren bleibt Aufgabe der Politik und kann ihr nicht durch einen
noch so hochkarätigen wissenschaftlichen Rat, auch nicht durch eine Nationalakademie
abgenommen werden.
Die Wissenschaft wird aus der Unabsehbarkeit möglicher Antworten jene herausfiltern
müssen, die gesellschaftlich verfolgt werden können, weil sie sachlich gut begründbar und
praktisch umsetzbar sind. Aber die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Interessen
und Machtansprüchen lässt sich nicht wissenschaftlich auflösen, sondern nur politisch.

Zu einem grundsätzlich anderen Verhältnis von Politik, Mediengesellschaft und Wissenschaft
wird auch die Corona-Krise nicht führen. Gerade jetzt kommt es darauf an, dass für
Wissenschaft, Politik und Medien gilt: Schuster, bleib bei deinen Leisten."




oder damit:
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft...e-16748935.html

Viele Grüße!

Simon

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

02.05.2020 20:48
#20 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Werter UEH,

sollten Ihre Fragen rhetorischer Natur sein, bitte ich, meine folgenden Antworten als gegenstandslos zu ignorieren.

Zitat von UEH im Beitrag #6
Inwieweit unterscheidet sich das Verhalten der Deutschen in der Corona-Krise vom Verhalten der Franzosen, Italiener, Spanier, Schweizer, Briten, Amerikaner, Israelis?


Ich weiß nicht, inwieweit sich das Verhalten der Deutschen von jenem anderer Völker unterscheidet, weil ich keine soziologischen Studien durchführe. Da mein tägliches Leben in Deutschland und Österreich stattfindet (und derzeit durch idiotische Grenzkontrollen erschwert wird), ist es mir auch ziemlich egal, wie sich andere Völker verhalten. Dass sich möglicherweise viele Völker sehr ähnlich verhalten, heißt noch lange nicht, dass dieses Verhalten klug ist. Schwarmintelligenz gibt es meiner Erfahrung nach nicht, sehr wohl aber Massenhysterie und Herdenverhalten. Sollten sich die meisten Völker so verhalten wie das deutsche und das österreichische, wäre dies ein trauriger Befund, weil sich die lohnenden Emigrationsziele dann sehr stark verringerten. Schweden, Südkorea und Weißrussland ziehen mich aus unterschiedlichen Gründen nicht so sehr an.

Zitat von UEH im Beitrag #6
Verhalten sich in Deutschland die Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund anders als die autochthone Bevölkerung, oder sind diese genau so "dumm, verführbar und für Volksgemeinschaftsinszenierungen anfällig"?


Sie können zu dieser Frage Zeitungsberichte aus Berlin heranziehen. Ich muss wieder darauf verweisen, dass ich keine soziologischen Studien anstelle. Im Übrigen erschließt sich mir nicht, weshalb sich Deutsche mit Migrationshintergrund anders verhalten sollten als Deutsche ohne Migrationshintergrund. Zumindest derjenige Deutsche mit Migrationshintergrund, der von der Leitkultur nicht ganz unbeleckt geblieben ist, sollte in dieser Frage nicht anders ticken bzw. keine anderen Sensibilitäten haben als der Deutsche mit den berühmten vier deutschen Großeltern (Disclosure: Ich bin Deutscher mit nur drei deutschen Großeltern und einem Großvater aus dem nicht deutschsprachigen Teil von Kakanien).

Frank2000 Offline




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02.05.2020 22:04
#21 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Eine vielseitige und interessante Diskussion.

In der Siemens, wo ich arbeite, wurde ja recht weitreichend Kurzarbeit angesetzt. Hauptgrund dafür waren aber nicht die Beschränkungen in Deutschland.

Die Beschränkungen in Deutschland hatten zwei Wirkungen:

- Fabriken: Ausfall des Risikopersonals. Das wurde teilweise durch Springer ersetzt. Abstandsregelungen oder Maskenpflicht verringern die Produktion, bringen sie aber nicht auf Null.
- Büros (einschließlich Management und Softewareentwicklung) Vollständige Umstellung auf Home Office. Die Produktivität sinkt, aber verkraftbar.

Die Kurzarbeit wird aber mit der Erwartung von einbrechendem Absatz begründet. Und da spielt das Ausland eine sehr große Rolle. Das Management geht also nicht nur von einer deutschen Rezession aus, sondern von einer Weltwirtschaftskrise.

Wechseln wir zu meiner Frau. Sie arbeitet in einer oberen Bundesbehörde. Paar Tausend Mitarbeiter. Dieses Amt ist komplett abgeschaltet. Die haben absolut keine Ausrüstung für digitale Prozesse, nicht mal die Führungsebene und Stäbe haben Home office-Ausrüstung. Die haben auch keinen Plan und hoffen einfach darauf, dass alles wird wie früher - als die Welt noch im Abheften von Akten bestand. Die haben sogar emails ausgedruckt, kein Scherz. Wenn das in anderen Ämtern auch so aussieht...

Dann kann ich noch was zu den Schulen beitragen. Hier in NRW gibt es kaum Ausrüstung oder Pläne für digitalen Unterricht. In unserer Schule werden per email Lernpläne verteilt, das war's. Es gibt nicht mal Telefonkontakt zu den Lehrern. In den Schulen meiner Kollegen und Freunden ebenso. Zum Beispiel haben Lehrer argumentiert, es sei ihnen "untersagt ", Lehrerkonferenzen über das Internet zu organisieren. Das ist mit Sicherheit so nicht richtig, aber allein, dass einige Lehrer ein solches Argument vortragen... In der letzten Woche wurde Präsenzunterricht für die Abiturienten organisiert, aber nur für die.

Es gibt aber zumindest ein mir bekanntes Gymnasium, die schon vorher mit Notebooks im Unterricht experimentiert haben, bei denen läuft es besser. Da werden die Schüler regelmäßig von den Lehrern angerufen und über die Handys wurden Video-Lerngruppen organisiert.

Stimmt es, dass die Schulen mit dem Abschluss Mittlere Reife in NRW auf die Abschlussprüfungen verzichtet haben?

___________________
Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.

Ulrich Elkmann Offline




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02.05.2020 22:54
#22 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #18
Die Einweisungen in die Kliniken müssten jetzt massiv zurückgehen, dann wäre das Konzept aufgegangen.


Haben wir. Ich halte das, aus aufmerksamkeitsökonomischen Gründen und weil ich hier ein Pi-mal-Daumen-Eichmaß für die lokalen Verhältnisse möchte, nur für unseren Regierungsbezirk nach. Und da sehen die Zuwachsraten bei insgesamt ermittelten Fallzahlen über die letzten Tage so aus:

Reg.-Bez. Münster isg: 4883 - 4958 - 5024 - 5087 - 5161 - 5206 - 5231
Stadt Münster: 618 - 620 - 625 - 626 - 628 - 629 - 633
Kreis Warendorf: 426 - 445 - 448 - 450 - 451 - 456 - 458
Kreis Borken: 854 - 864 - 871 - 877 - 878 - 880 - 880
Kreis Steinfurt: 1176 - 1185 - 1194 - 1221 - 1230 - 1239 - 1245

Die stationär behandelten Fälle (mit durchschnittlicher Dauer von 3 Wochen) gehen infolgedessen rapide zurück. Wir haben jetzt die Situation, daß die Streuung des Einsetzens der Symptome nach der Latenzzeit sich als kurzfristige Amplitudenausschläge bemerkbar machen. Wir hatten in der vorigen Woche hier im Kreis an zwei Tagen hintereinander einen Anstieg um über 50 Fällen (= täglicher Zuwachs >4%); das kann auch darauf zurückzuführen sein, daß jetzt das KH-Personal und Senioren in Pflegeheimen stringent durchgetestet werden.

Auf der anderen Seite zeigen die Zahlen, daß die Infektionswege nicht komplett unterbunden sind, Ansteckungen also weiterhin stattfinden. Die Sorge ist entsprechend, ob das Potential groß genug ist, um jetzt nach Aufhebung des Lockdowns wieder durchzuschlagen und erst einmal 14 Tage Freilauf zu haben, bis sich das in den Meldezahlen niederschlägt.


Zitat von Doeding im Beitrag #13
keinerlei Konzept für den Weg aus dem Lockdown, obwohl sie in den letzten vier Wochen genug Zeit gehabt hat, ein schlüssiges Modell zu erarbeiten.



Hier fährt jeder seins; ein zentrales Konzept gibt es offenkundig nicht, und Laschet segelt am steilsten am Wind. Wobei es an Kennziffern für ein "schlüssiges Model" schlicht fehlen dürfte; die können nicht irgendwo ein Modell ausmachen, das guten Erfolg verspricht, weil es noch kein erprobtes gibt. Oder weil es einige Länder geschafft haben, die Seuche auf erheblich niedrigerem Niveau einzufangen, also Voraussetzungen hat, die bei uns nicht gegeben sind. Südkorea etwa, die nur noch Außeneintrag haben (für China gilt dasselbe); Hokkaido hingegen hat gerade nach zu früher Lockerung wieder komplett dichtgemacht. In der Frage der Schulöffnungen ist der wichtigste Faktor - welchen Vektor bilden Kinder trotz Nichterkrankung tatsächlich? - schlicht so gut wie ungeklärt. Jede Lockerung stellt, in unterschiedlichem Maß, eine Wette mit Unsicherheitsfaktoren dar, die sich kaum einschätzen lassen.

Zu Hokkaido:

Zitat
Noch im Februar breitete sich das neuartige Coronavirus auf der japanischen Nordinsel rasant aus. Aus diesem Grund rief der Gouverneur am 28. Februar den ersten Covid-19-Notstand im Land aus. Die Massnahme zeigte Wirkung. Am 19. März war die erste Welle abgeflacht und der Notstand für beendet erklärt. Dann beruhigte sich die Lage und so mach­te man sich daran, die angeschlagene Wirtschaft wieder in die Gänge zu bringen.

Die stabile Lage in Hokkaido mit nur vereinzelten Neuinfektionen hielt knapp drei Wochen an. Dann nahm das Tempo der Neuinfektionen wieder zu. Am 12. April wurde abermals der Notstand in Hokkaido ausgerufen . Einen Tag später erklärte die Zentralregierung in Tokio den landesweiten Ausnahmezustand, vorläufig bis zum 6. Mai 2020.

Die Lage in Hokkaido hat sich seither nicht mehr beruhigt, ganz im Gegenteil. Seit zwei Wochen werden täglich 20 bis 40 neue Covid-19-Fälle registriert. Gestern waren es sogar 41. Dieses Mal verläuft die Kurve wesentlich steiler als beim ersten Mal (siehe Grafik). Bei der ersten Welle zwischen dem 28. Februar und 19. März stieg die Zahl der Neuansteckungen von 66 auf 157 an. Bei der zweiten Welle hat sich die Zahl innerhalb von drei Wochen mehr als verdreifacht, von 208 auf gestern 763. Eine Abflachung der Kurve ist noch nicht in Sicht. Die Dunkelziffer ist vermutlich hoch. Denn auch hier gilt, dass fast nur Personen getestet werden, die schon klare Symptome aufweisen. Gerade mal 6589 Tests wurden so auf der Nordinsel bislang durchgeführt.



https://asienspiegel.ch/2020/05/in-sappo...vid-19-welle-zu

"Stabile Lage drei Wochen." Sagen wir es so: man möge mir nachsehen, wenn ich meine Skepsis, was NRW angeht, noch zwei weitere Wochen in der Vorhand halte.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Llarian Offline



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03.05.2020 01:02
#23 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #8
Deutschland beschreitet hier gerade keinen Sonderweg, sondern macht das, was mehr oder wenige alle Länder machen.

Das mag sein oder nicht sein, ich finde das nebensächlich, lieber Andreas. Ich lebe in Deutschland, nicht im Ausland. Und ich beobachte was hier passiert.

Zitat
...nur daß ich nach wie vor glaube, daß ein zeitlich befristeter Lockdown die richtige Strategie gewesen ist.


Keine Sorge, diese Sichtweise wird auch genau die sein, die man historisch festmeisseln wird. Das Problem ist nur: In Faktenlage ist sie schwer zu rechtfertigen. Selbst das RKi räumt ja inzwischen ein, dass der berüchtigte "R-Faktor" bereits vor dem Lockdown unter 1 gesunken war. Damit war kein exponentielles Wachstum mehr gegeben (sondern ein exponentieller Abfall, wenn wir genau sein wollen). Es war also real betrachtet die falsche Strategie. Ich möchte das keinem zum Vorwurf machen, da man das nicht wusste. Aber mit dem Wissen von heute war es schlicht falsch.

Zitat
Die fehlende Beweisbarkeit der Wirkung des Lockdowns gilt natürlich auch in umgekehrte Richtung. Die wahrscheinlichste Erklärung, daß die Kurve bereits zum Zeitpunkt des Lockdowns im Abflachen begriffen war, liegt im damals bereits länger gelten Verbot von Großveranstaltungen (das ja auch Du nicht für wirkungslos erklärt hast bzw. für die einzige sinnvolle Maßnahme hältst), vor allem aber, was man den Google-Bewegungsdaten ab Anfang März entnehmen kann, eine bereits massive, freiwillige Verhaltensänderung der Bevölkerung in den 2 Wochen vor dem Lockdown:
https://www.gstatic.com/covid19/mobility...y_Report_en.pdf


Es geht aber nicht um die Frage ob der Lockdown eine Wirkung hatte oder nicht sondern nur darum, ob er notwendig war. Und das ist, so sagen es zumindest die besagten Zahlen vom RKI, nicht der Fall. Gut möglich, dass der Lockdown das R noch einmal deutlich geteilt hat. Aber das war schlicht nicht erforderlich.

Zitat
Der Vergleich hier ist wichtig und richtig, eine einfache Gleichsetzung dagegen nicht.


Und schon machen wir Sonderfälle auf. Und erklären es weg. Mir dagegen bleibt folgendes hängen: Unsere Politik und Medien haben noch vor wenigen Wochen den Teufel an die Wand gemalt, was alles schlimmes in Schweden passieren würde. Deine feine Differenzierung hat man da nicht bemüht. Und es ist alles nicht eingetreten. Und jetzt erklären uns die selben Leute, warum ihre Prognosen nicht eingetreten sind.

Zitat
Und die vierfach höhere Sterblichkeit pro Mio Einwohner im Vergleich zu D ist Tatsache.


Nein, die ist eben keine Tatsache. Das ist Phantasie mit Schneegestöber. Wer die offiziellen Zahlen des RKI noch ernst nimmt, dem ist wirklich irgendwann nicht mehr zu helfen. Italien hat viel strengere Auflagen als Deutschland und offiziell ist die Sterblichkeit fast eine Potenz höher als in Deutschland. In Belgien dicke Auflagen und mehr als doppelt soviel Infizierte wie die Schweden und dreimal so viele Tote. Ich lehne mich mal ganz böse aus dem Fenster: Das ist alles Schwachsinn. Und gefährlicher Schwachsinn noch dazu. Wir haben inzwischen einige repräsentative Studien gehabt, und nicht eine davon, nicht eine, ist auch nur in der Nähe der "offiziellen Zahlen" gewesen. Da liegen je nach Studie mehr als eine Potenz Unterschiede drin. Und nebenbei, die Sterblichkeit hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Lockdown zu tun. Ich weiß nicht welches Argument Du hier stricken willst, denn die Idee, dass die Schweden gesünder und vernünftiger leben als die Deutschen, ist einer hohen Sterblichkeit gerade exakt entgegen gesetzt.

Zitat
Wieso bitte schön sollte sich Merkel über die momentane Situation und die Zustimmungswerte freuen?


Weil das das einzige ist, was sie überhaupt interessiert. Merkel interessiert sich nicht für Migranten, auch nicht für grünen Strom oder für das Verschenken deutscher Steuergelder an französische Banken. Das ist ihr alles egal. Das einzige was sie interessiert ist die Zustimmung der heimischen Presse und die ihr daraus erwachsende politische Macht (inzwischen auch ihr politisches Erbe, was aber wieder im Wesentlichen darauf reduziert was die Presse über sie denkt und schreibt). Und genau deshalb freut sie sich über die Werte. Angela Merkel tut immer und grundsätzlich(!) exakt das, was die Presse ihr vorgibt. Und das macht das Ganze so fatal, denn unsere Presse hat eine feste Marschrichtung, die sie ihrer Kanzlerin eintrichtern und anschließend den Teufel tun werden ihre eigene Marschrichtung zu kritisieren. Diese fatale Wechselwirkung zwischen der dysfunktionalen deutschen Medienlandschaft und einer Regierung, die nichts mehr tut als diesen Vorgaben zu folgen, das ist meines Erachtens nach der Grund für den massiven Abstieg unserer Staates in den letzten 20 Jahren. Ich weiche hier ein wenig ab, aber wir reden in Deutschland immer von der vierten Gewalt und Gewaltenteilung an sich, dabei hat sich schon seit langem aus allen vier Gewalten eine Melange ergeben, die schon lange nicht mehr getrennt ist und alles tut, sich aber ganz sicher nicht gegenseitig kontrolliert.

Was die Katastrophe nun angeht: Als die Oder über die Ufer trat war das auch keine "Leistung" von Gerhard Schröder. Aber es war der Glücksfall seiner damaligen Regierung schlechthin. Rot-grün hatte bereits nach weniger als vier Jahren vollständig abgewirtschaftet, da war ja auch nicht viel außer Ideen, wie man noch ein paar Mühlsteine an die deutsche Wirtschaft hängen kann. Was an forschen Ideen war, war sehr schnell wieder Geschichte. Dann passierte der Oder-Bruch. Und Schröder stand auf seinem Deich und konnte den großen Macher spielen. Krisen sind für die Politik immer Glücksfälle, wenigstens aber Gelegenheiten. Und die derzeitige Gelegenheit ist für Angela Merkel ein Traum. Und deshalb wird sie diesen Traum so lange zu verlängern suchen wie auch nur irgend möglich. Und darum dreht sich auch mein Beitrag.

Llarian Offline



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03.05.2020 01:18
#24 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #12
Und da wir gerade bei Spon sind, hier ein bemerkenswertes Zitat von Exkolumnist Augstein (es wird ja Kritik vermißt, richtig? nicht die "richtige" Kritik aus dem "richtigen" politischen Lager?

Wollen wir wirklich den Klassenclown als Beispiel für existierende Kritik heranziehen? In alten Königreichen gab es auch Hofnarren, die das richtige aussprechen konnten, was aber kaum gleichbedeutend damit war, dass es ernsthafte Kritik war. Und da kaum jemand Augstein ernst nimmt, qualifiziert das eigentlich nicht als Kritik.

Zitat
Aber daß es seit 15 Jahren niemand gewagt hätte, Merkel direkt anzugehen oder mehr noch, wenn manche meinen, daß es gar nicht möglich sei, Merkel offen zu kritisieren, dann ist das zumindest weit übertrieben.


Man kann schon, es führt nur zu nichts. Die großen Zeitungen vermeiden es grundsätzlich, was bei Kohl noch ein Skandal war, dass man bestimmte Medien nach kritischer Berichterstattung ausschloß ist bei Merkel akzeptiert. Kritische Interviews gibt es gar nicht (zeig mir nur eines aus den letzten 8 Jahren!). Und wer es aus das Partei wagt, kann gleich seinen Hut nehmen. Deswegen: Man kann Merkel durchaus kritisieren. Nur die Folgen, die sollte man auch bedenken. Wie war das bei Idi Amin: I can guarantee free speech, but i cannot guarantee freedom after speech.

Zitat
So sehr ich z. B. Llarians oder auch Ihren Schreibstil und Neigung zu harsch formulierter Kritik schätze: einen Job bei der FAZ würde er oder Sie damit schlicht nicht bekommen, und das nicht aus ideologischen oder politischen Gründen.


So ungern ich mir selber den Bauch pinsele: ich würde im Leben nicht für die FAZ schreiben. Ich sehe morgens noch ganz gerne in den Spiegel. Und das nicht aus ideologischen oder politischen Gründen.

Aber ernsthaft: Es geht ja nicht um mich. Aber Journalismus findet nicht im luftleeren Raum statt. Wer heute die "moralische" Linie verlässt ist schneller seinen Job los als er piep sagen kann. Heute genügt es bereits auch nur das Argument in den Raum zu stellen, dass es diesen moralischen Korridor geben könnte, um in Ungnade zu fallen. Was für einen Journalisten gleichbedeutend damit ist sich einen neuen Job zu suchen. Und Merkel zu kritisieren ist verdammt riskant. ICH kann das tun, weil ich das Risiko nicht habe. Würde ich dagegen für die FAZ schreiben, dann hätte ich sofort ein Problem.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

03.05.2020 01:27
#25 RE: Spiel ohne Regeln Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #16
Diesmal ist es aber nicht Merkel allein. Nimm z.B. Söder.

Das ist richtig. Ich neige immer dazu Merkel zuviel Raum zu gewähren, weil sie viele Dinge, die ich rundheraus abstossend finde, einfach sehr gut repräsentiert. Aber andere sind auch sehr gut darin. Söder hast Du schon genannt, wobei ich mein Urteil noch nicht endgültig gefällt habe, weil Söder Anfangs vieles richtig gemacht und entschlossen gehandelt hat (was man Merkel nicht vorwerfen kann). Allerdings sind seine letzten Aussagen schon ziemlich deutlich, dass er durchaus bereit ist wider besseren Wissens um der Macht willen auch auf seinem Fehler sitzen zu bleiben.

Zitat
Mir geht es hier wirklich nicht um Revanchismus, obwohl mir insbesondere die Anfangsphase des Lockdown, als ich gefühlt der einzige Nüchterne unter lauter Besoffenen war, wirklich sehr zugesetzt hat. Aber wenn Söder, Merkel et al. zugeben könnten, dass der Lockdown sinnlos war, könnte man diesen Spuk auf einen Schlag beenden, weil dann dieser Exit auf Raten, der nur der maskierten Gesichtswahrung der politischen Klasse dient, überflüssig wäre.


Eher friert die Hölle zu. Wobei ich für mich zugeben muss, dass ich zu Anfang auch recht besoffen gewesen bin und zu wenig nüchtern (ich schreibe derzeit einen Artikel, der sich mit der Angstwirkung in der Politik beschäftigt, der ich auch anheim gefallen bin). Und ich muss zugeben, dass meine Einschätzung der Lage, im Gegensatz beispielsweise zu unserem geschätzten Zimmermann Frankenstein, mit dem ich zu der Zeit viel diskutiert habe, nicht richtig gewesen ist. Wie viel davon Unwissen und wie viel der Angst geschuldet ist, eruiere ich noch. Wenn Du von Anfang an zu den Nüchternen gehört hast, dann meinen Glückwunsch, zumindest sind es allmählich ein paar mehr.

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