Es gibt in Deutschland - nicht nur hier - eine Schicht, die durch zwei Merkmale gekennzeichnet ist: Erstens ein Studium. Zweitens eine Beschäftigung außerhalb der Wirtschaft; wobei auch der Journalismus, das Verlagswesen usw. nicht zur "Wirtschaft" zu rechnen sind.
Also Staatsbedienstete vor allem der Besoldungsgruppen von A13 und BAT III aufwärts; Kulturschaffende aller Art; im Sozialbereich Tätige jeder Sorte; Schützer jeder Art, ob Umwelt-, Verbraucher-, Frauen-, Kinder- oder was auch immer.
Sie ist nicht sehr kopfstark, diese Schicht. In ihrem Umfang vergleichbar dem klassischen Kleinbürgertum der kleinen Angestellten, kleinen Händler, Dorfapotheker, Lehrer usw. Aber sie ist ungemein einflußreich, weil sie dort angesiedelt ist, wo Abhängigkeiten bestehen: Vom Staat, von Lehrern und Professoren, von der Meinung, die durch die Medien vermittelt wird.
Und diese Schicht ist heutzutage links. Einmütig, einförmig fast. Auch in dieser Hinsicht das neue Kleinbürgertum. Dazu dieses Zitat des Tages.
Lieber Zettel, ja, mit solchen Leuten haben wir wohl alle schon reichlich Erfahrung gemacht. Manchmal fühle ich mich in Diskussionen mit denen, als redete ich mit einem Roboter, der auf meine Argumente nur ausspuckt:"Kann...diese...Eingabe...nicht... verarbeiten...". Viele leben in so einem Kokon, der es wirklich schwer macht, eine sachliche Auseinandersetzung zu führen. Die greifen meist nur auf irgendwelche Worthülsen zurück. Das finde ich fast noch anstrengender als die Arroganz. Jemand hat mal gesagt, die Gefährlichkeit von Ideologien bemesse sich nicht nur daran, wie falsch oder unethisch sie seien, sondern entscheidend auch daran, wie umfassend sie sich gegen widersprechende Signale aus der Außenwelt abschotten können. Ich finde, das trägt sehr weit. Und diese Gutmenschen haben eine fantastische Fähigkeit, Fakten zu ignorieren. Herzlich, Chripa
Zitat von Jan FleischhauerMan schwärmt für Obama, fürchtet sich vor dem Klimawandel und dem Überwachungsstaat, achtet auf biologisch einwandfreie Ernährung und liest die Meinungsspalte der "Süddeutschen", das Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und, mit einer gewissen zur Schau gestellten Verachtung, den Politikteil des SPIEGEL. Die Kinder gehen auf ausgesuchte Schulen, auch wenn man grundsätzlich für die Gemeinschaftsschule ist, das Wochenende verbringt man gerne bei Freunden auf dem Land, die dort seit Jahren eine Naturstein- Kate renovieren, natürlich denkmalschutzgerecht, und beim Italiener erfolgt die Bestellung grundsätzlich in der Landessprache des Wirts, egal wie gut oder schlecht man Italienisch spricht.
Das ist eine hervorragende Beschreibung des Grünen-Wählers, lieber Zettel. Lehrer, öffentlicher Dienst, sozialer Bereich etc. Ob das noch so viel mit links zu tun hat, weiß ich nicht.
Aber ich lade das Forum zu passenden Ergänzung von weiteren Stereotypen ein:
Man verbringt den Urlaub vorwiegend in skandinavischen Ländern, da "wo keine Touristen sind".
Man beschwert sich über die Verblödung durch Fernsehen (vor allem Werbung) und Bild-Zeitung. Aber natürlich nur der Anderen (der sogenannte Third person effect
Man verachtet die Bundeswehr und enterbt die Söhne, wenn sie nicht den Wehrdienst verweigern.
Man hört Bands nur solange, bis sie "kommerziell" werden.
Man fühlt sich noch vom Berufsverbot bedroht.
Man(n) trägt Vollbart (es ist erstaunlich aber wahr, das Klischee passt..das weibliche Äquivalent war früher ebenfalls die Weigerung der Haarentfernung, das ist aber irgendwie uncool geworden)
Man tauft seine Kinder nicht, weil sie selbst über ihre Religionszugehörigkeit entscheiden sollen (für eine spätere Konversion zum Katholizismus gilt allerdings dasselbe wie für das Ableisten des Wehrdienstes).
Und das allerschlimmste: Man fühlt sich berufen, zu allem eine Meinung zu haben die aber so äquidistant und relativierend ist, dass man damit keinen Staat machen kann. Ein Ja-aber-tum, wie es sich in den 70ern in dem unsterblichen Klassiker-Satz "Ich habe nichts gegen lange Haare wenn sie gepflegt sind" ausdrückte. Typische Positionen: "Natürlich ist das schlimm, aber man muss auch die Ursachen betrachten" (Killerphrase, relativiert alles außer Klimawandel, Irakkrieg, Holocaust und Socken in Sandalen. Das ist unverzeihlich). "Aber New York ist ja nicht Amerika", alternativ auch "Meine jüdischen Freunde sagen das Gleiche". Und auch in Bezug auf das Privatleben anderer gibt man sich tolerant: "Also ich sage ja immer, jeder soll nach seiner Facon selig werden. Wenn es für Dich okay ist, dass <es folgt ein stalinorgelartiges Sperrfeuer an Vorwürfen wie man Mutter Erde, seinen Mitmenschen und sich selbst schadet>.
In Antwort auf:Und diese Schicht ist heutzutage links. Einmütig, einförmig fast. Auch in dieser Hinsicht das neue Kleinbürgertum. Dazu dieses Zitat des Tages.
da hätte ich jetzt wenigstens einen Hinweis auf eine Studie erwartet, welche die These empirisch erhärtet. Für Journalisten lässt es sich nachweisen, aber die Gruppe umfasst eben mehr als nur Journalisten.
Dennoch ist diese Schicht nicht sehr kopfstark. So drücken sie es aus. Wenn sie schon nicht kopfstark sein soll, dann können die Linken Kleinbürger wahlarithmetisch nicht sonderlich relevant sein. Dennoch gab es linke Bundestagswahlsiege 1998, 2002 und 2005 waren die allgemein links eingestuften Kräfte immerhin noch stark genug, die von der FDJ Expertin in Sachen Agitation und Propaganda geführte schwarzgelbe Koalition zu verhindern.
Es gibt also noch andere Linkskräfte, die in der Summe wesentlich kopfstärker sind, als die Linken Kleinbürger. Dennoch beschäftigen wir uns mit den im doppelten Sinne kopfschwachen Linken Kleinbürgern, weil:
In Antwort auf:"sie ungemein einflußreich sind, weil sie dort angesiedelt ist, wo Abhängigkeiten bestehen: Vom Staat, von Lehrern und Professoren, von der Meinung, die durch die Medien vermittelt wird."
Auch hier fehlt schon wieder der empirische Beweis. Ebenso der Blick hinter die Kulissen. Ähnlich wie bei den Journalisten, bei denen sich die Frage stellt, wieso die Verleger solche Nieten überhaupt einstellen und weshalb die Leser für das dümmliche Gefasel auch noch bezahlen, stellt sich doch die Frage, wer lässt denn bitteschön solche Lehrer auf die Kinder los und wer toleriert auf Kosten des Steuerzahler die Hickel&Co als Profs an der Uni, wenn denn nicht die Kultusministerien und damit die Politik. Die Politik als abgeleitetes Phänomen des Linken Kleinbürgertums etwa?
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Ps.: Es gibt auch eine gute Nachricht:
In Antwort auf:Die Zeitungsbranche steckt in Amerika in einer schweren Krise. Die New York Times Company ist angeschlagen, und der „Boston Globe“ gehört zu den größten Sorgenkindern des Verlags. Das Mutterhaus hat seinem Ableger die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder stimmen die Gewerkschaften massiven Einschnitten bei Gehältern und Sozialleistungen zu, mit denen zwanzig Millionen Dollar gespart werden können, oder die Zeitung könnte eingestellt werden.
(weil)
... Die Zeitungen leiden unter schrumpfenden Auflagen und Anzeigenumsätzen. Das hat zum einen mit der Wirtschaftskrise zu tun, ist aber auch ein strukturelles Problem: Viele Amerikaner verzichten auf eine gedruckte Zeitung und holen sich ihre Informationen – zumeist kostenlos – im Internet.
Wo gespart wird, da wird auch entlassen, und damit werden einige Exemplare des Linken Kleinbürgers künftig den Gürtel enger schnallen müssen. Also nichts mehr mit der biologisch einwandfreien Ernährung und den ausgesuchten Schulen für die Kinder. Mal schaun wir braun die betroffenen Exemplare des Linken Kleinbürgers dann werden.
Zitat von PeterCoyoteDennoch gab es linke Bundestagswahlsiege 1998, 2002 und 2005 waren die allgemein links eingestuften Kräfte immerhin noch stark genug, die von der FDJ Expertin in Sachen Agitation und Propaganda geführte schwarzgelbe Koalition zu verhindern.
Sie sind hartnäckig, lieber PeterCoyote. Aber ich bin es in diesem Fall auch, weil ich diese nun wirklich diffamierende Behauptung über Angela Merkel nicht stehenlassen werde; egal, wie oft Sie sie wiederholen. Ich werde es jedesmal richtigstellen. Wäre es nicht einfacher, Sie würden sich, mir und den Lesern das ersparen?
Also, falls jemand das noch nicht gelesen hat: In diesem Beitrag habe ich aus seriösen Quellen zitiert, wie sich Frau Merkel tatsächlich in der DDR verhalten hat. Und hier hat Califax aus eigener DDR-Erfahrung geschildert, was es damals bedeutete, bei der FDJ mitzumachen.
Zitat von Meister Petz Aber ich lade das Forum zu passenden Ergänzung von weiteren Stereotypen ein:
Herrlich, diese Aufzählungen! Wie gern würde ich auch mein Scherflein dazu beitragen ... aber leider(?) kenne ich solche Zeitgenossen nicht persönlich. Ich höre sie nur im ÖR-Gutmenschenfunk und kenne die Stereotyp-Klischees aus Netz und Medien.
Tja, im Osten gibts wohl keine Rotwein-Linken (PDS-Rentner und Wendeverlierer als Stimmvieh für Lafo's Propaganda-Truppe reichen mir persönlich völlig).
Herzlich, Calimero
P.S. Ist Fleischhauers Buch eine Kaufempfehlung? Ich bin mir da bei einem Spiegel-Redakteur nicht so sicher.
P.P.S. Zettel, die Diskussion mit den linken Bloggerkollegen war zwar anstrengend zu lesen, aber eine grandiose Selbstentlarvung der dortigen Foristen. Chapeau zu ihrem Langmut.
Zitat von CalimeroHerrlich, diese Aufzählungen! Wie gern würde ich auch mein Scherflein dazu beitragen ... aber leider(?) kenne ich solche Zeitgenossen nicht persönlich. Ich höre sie nur im ÖR-Gutmenschenfunk und kenne die Stereotyp-Klischees aus Netz und Medien. Tja, im Osten gibts wohl keine Rotwein-Linken (PDS-Rentner und Wendeverlierer als Stimmvieh für Lafo's Propaganda-Truppe reichen mir persönlich völlig).
Die Wendeverlierer sind vermutlich auch nicht besser, vor allem wenn sie den angeblich so freizügigen Umgang mit Sexualität im Osten beschwören. Dabei ergeben viele Untersuchungen zu den Ex-DDR-Lebenswelten, dass gerade das Wertegefüge des fortschrittlichen Arbeiter- und Bauernstaates ein zutiefst kleinbürgerliches war und ist. Und wir im Westen nähern uns dem an! Einen Auszug aus der Studie "Das deutsch-deutsche Geheimnis" findet sich hier: http://www.das-deutsch-deutsche-geheimni...rAllgemeine.pdf
Zitat von KalliasMan erklärt Mathematiker und Ingenieure für sozial inkompetent.
Das ist auch ein ganz guter! Ich habe in der Tat mal bei einer "Diskussion" an irgendeinem Fußgängerzonenstand den Satz "Sie sind bestimmt Techniker" an den Kopf geworfen bekommen.
Das mit dem Weißwein stimmt auch, Rotwein ist einfach irgendwie intellektueller. Und man raucht Zigarillos oder Pfeife, "aber nur nach einem guten Essen", denn "man will ja nicht von der Sucht beherrscht werden". Und man lässt sich eher am lebendigen Leibe häuten als eine Tasse Filterkaffee zu trinken.
Zitat von Meister PetzAber ich lade das Forum zu passenden Ergänzung von weiteren Stereotypen ein:
Kräutertee.
Räucherstäbchen.
Energiearbeit.
Osteopathie.
Impfskepsis.
Bürgerinitiativen gegen Mobilfunktürme.
Waldorfschulen.
"Spiritualität". Aber bloß keine traditionelle westliche Spiritualität! Alles ab Indien oder weiter östlich ist hingegen gut, Tibet ist derzeit ganz angesagt, Zen seit einigen Jahren nicht mehr so.
Wenn Auto, dann "Erst wenn der letzte Baum gefällt ist..."-Aufkleber.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von Meister PetzAber ich lade das Forum zu passenden Ergänzung von weiteren Stereotypen ein:
Aus gegebenem Anlass einer Diskussion anderenorts:
Die ernsthafte Diskussion unter Vegetariern, welche Pflanzen eine Einzel- und welche eine Gruppenseele haben. Denn: letztere könnte man noch essen, bei ersteren wäre das spirituell schlecht.
Man möchte in die Tastatur beißen.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Es wird immer gerne von der "Gesellschaft" und deren Schichten gesprochen. Das einzig verbindende, zumindest noch mehrheitlich, scheint mir allerdings die Sprache zu sein. Wie groß sind denn nun tatsächlich die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen / Schichten? Mit tatsächlichen Zahlen wird nirgendwo gehandelt. Die "Rechten" werden in den Medien aufgebauscht, wobei sich ihre Mitglieder wahrscheinlich nur im Promillebereich bewegen. Selbst die "Linksradikalen" erfreuen sich dank Medieninteresse eher einer virtuellen Größe als einer tatsächlichen Stärke. Wie groß ist der Prozentsatz der Kleinbürger? Wie definiert sich der Kleinbürger? Gibt es noch rechte Kleinbürger? Es fehlt Datenmaterial ohne Ende und es wird mit Meinungen jongliert. Wir wissen lediglich, dass die deutsche Normalfamilie eben nicht mehr aus Mama, Papa und zwei Kindern besteht. Die Mehrheit stellen "moderne" Lebensgemeinschaften. Standard ist die Patchworkfamilie. Ist diese kleinbürgerlich?
Die deutsche Gesellschaft ist völlig inhomegen geworden und die einzelnen Interessengruppen faktisch marginal. Lediglich durch die Aufmerksamkeit der Medien erhalten sie ihr Gewicht.
Selten mußte ich Ihnen mehr zustimmen als in diesem Fall. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen, denn meiner persönlichen Lebenserfahrung nach gehen Überlegenheitsphantasien oft mit einem gewissen Grad an Dummheit einher. Es mag ja ganz subjektiv sein, aber je einfältiger die Menschen sind, desto sicherer sind sie sich in dem was sie tun und denken.
Nun, dieses Zitat von "fembio" erscheint mir dann doch etwas arg rührselig um der Wahrheit letzter Schluss zu sein. Ist es nicht genau so eine Interpretation von biographischen Daten, nur eben diesmal wohlwollend ausgelegt anstatt migünstig?
Ich habe am Wochenende "die wohlige Atmosphäre des Einverständnisses" (treffender kann man es kaum beschreiben)empfindlich gestört, als ich mich drei offenbar unumstößlichen Wahrheiten bezüglich Obama und den USA verweigert habe:
1) Obama wurde vom "Bewusstsein der Welt" (conscience du monde) gewählt.
2) Man mag Obama, aber nicht die Amerikaner.
3) Der Präsident der USA ist der "chef du monde".
Zu 1) äußerte ich einfache Zweifel und habe versichert, dass mein Gewissen auf jeden Fall mangels Wahlberechtigung geruht hat.
Zu 2) äußerte ich, dass das für mich zumindest ebenfalls nicht zuträfe.
Zu 3) meinte ich, dass beispielsweise die Nichtteilnahme Deutschlands und Frankreichs zumindest gezeigt habe, dass man das in Paris und Berlin etwas anders gesehen habe sowie für mich persönlich sowohl Frau Merkel als auch vor allem der Papst mehr Einfluss spielten.
Mit dem dritten Punkt verlagerte sich bei meinem Gegenüber die Entrüstung über die Amis auf die Entrüstung über die katholische Kirche. Gäähn.
Zitat von GorgasalDie ernsthafte Diskussion unter Vegetariern, welche Pflanzen eine Einzel- und welche eine Gruppenseele haben. Denn: letztere könnte man noch essen, bei ersteren wäre das spirituell schlecht. Man möchte in die Tastatur beißen.
Was natürlich auch noch in die Schiene gehört: Boykotte! McDonalds,Nestle, Coca-Cola, Kosmetikfirmen (Tierversuche), natürlich alles was mit Israel zu tun hat (jaffa Orangen).
Das alles dient (wie schon mal angeführt) einem wohligen Pontius-Pilatus-Gefühl. Man erhebt sich lustvoll über die anderen, die die Welt kaputt machen.
Und ein weiterer Punkt ist die Sympathie mit Naturvölkern, deren Kultur vom bösen weißen Mann mit seiner McDonalds-Zivilisatzion bedroht wird.
Zitat von Meister PetzAber ich lade das Forum zu passenden Ergänzung von weiteren Stereotypen ein:
Wir hatten Bionahrung noch gar nicht! Und Kinder bekommen keine Kartoffelchips zu essen!
Und zu McDonald's geht man nicht nur wegen des Boycotts nicht, sondern weil Fast Food grundsätzlich bäh ist und schon in mikroskopischen Mengen irreparable Schäden anrichtet (insbesondere spirituell).
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von Gorgasalsondern weil Fast Food grundsätzlich bäh ist und schon in mikroskopischen Mengen irreparable Schäden anrichtet (insbesondere spirituell).
Richtig! Schon der Konsum eines einzigen Big Macs kann dazu verleiten, sich ein SUV zu mieten und auf den Klimawandel zu pfeifen. Und nach einem 20er Pack Chicken Mc Nuggets verspürt man ein unstillbares Bedürfnis, mit einer 45er ein Schulmassaker anzurichten.
In Antwort auf:Die Zeitungsbranche steckt in Amerika in einer schweren Krise...
Die klassischen Blätter sehen sich immer noch in der Mitte des Universums, insbesondere als Quelle aller Nachrichten, als Wahrheitsmonopolisten. In diesem amerikanischen Comic (erst gestern online veröffentlicht) kommt das, finde ich, klar zum Ausdruck:
Gleiches gilt für Sendehäuser und ganz allgemein für die Massenmedien des 20. Jahrhunderts. Aber vielleicht ist es für eine entscheidende Mehrheit ja auch so, und die offene, verteilte Diskussion in der Blogosphäre nichts als eine Ablenkungstherapie für hoffnungslose Idealisten?
Ach was. Eher halte ich das für eine Generationenfrage. Die mannastreuenden Massenmedien erleben ihre letzten Tage. Vorschläge, das Web zu besteuern, um geistig vergreisten Monopolredaktionen ein Gnadenbrot zu verschaffen (Zuletzt: "Google Tax" zur Rettung der BBC in England), sind doch bloß Zeichen, daß deren Welt zuendegeht.
Zitat von Meister Petz Dabei ergeben viele Untersuchungen zu den Ex-DDR-Lebenswelten, dass gerade das Wertegefüge des fortschrittlichen Arbeiter- und Bauernstaates ein zutiefst kleinbürgerliches war und ist. Gruß Petz
Also das sehe ich anders. Schon in Ermangelung eines existierenden Bürgertums in der DDR hätte ein "Kleinbürgertum" ja gar kein erstrebenswertes Vorbild gehabt. Außerdem gab es weder ein nennenswertes Einkommensgefälle zwischen Akademikern und Arbeitern, noch die Möglichkeit finanzielle Mittel überhaupt in Status umzusetzen. Ich habe das hier in ZR schon einmal thematisiert ... wenn der Lehrer und der Fabrikarbeiter zum gleichen Zeltplatz an der Ostsee in Urlaub fahren, einer im Trabbi, einer im Wartburg, sind das keine Standesunterschiede. Kaufen konnte man eh nur die gleichen Dinge. Um etwas Besonderes zu erhaschen waren entweder Glück oder Beziehungen nötig.
Meiner Erfahrung nach war die DDR-Gesellschaft eine zutiefst proletarische, wozu auch das viel beschworene Gemeinschaftsgefühl und die Solidarität passt. Die Wikipedia sagt zum Thema Kleinbürgertum: "Für die Lebens- und Erziehungsorientierung waren Normen wie Ordnung, Pünktlichkeit, Sauberkeit und Untertanenhaltung gegenüber Höhergestellten maßgeblich." Dabei kann ich die ersten drei Punkte absolut unterschreiben. Die "soziale Kontrolle" durch Arbeitskollegen, Nachbarn oder Vereinsmitglieder hat da die gleiche Rolle gespielt, wie in früheren Zeiten die Kirchengemeinde z.B. Die "Untertanenhaltung gegenüber Höhergestellten" war zumeist eine notwendige (wenn auch gespielte), um keinen Ärger zu bekommen. Allerdings zeigt sie sich heute noch in einer gewissen Staatsgläubigkeit, die hier irgendwie nicht weg zu bekommen ist. :-(
Bei folgendem Zitat aus ihrem Link: "Die Ostdeutschen übernahmen schnell viele moderne, westdeutsche Einstellungen wie Kreativität, Selbstverantwortung, Risikobereitschaft..." musste ich dann doch grinsen. Da spricht halt ein PR-Mensch die Ostler in einer Ost-Zeitung an.
Zettel hat schon vor langer Zeit klargestellt, daß er zu einer rationalen Diskussion über Angela Merkel nicht bereit ist:
Zitat von Zettel
Zitat von M.SchneiderSie waren immer ein Fan von Frau Merkel, ich lehnte sie schon immer kategorisch ab, hier liest man eben einen neuen Grund dafür, warum.
Lieber M. Schneider, Fan bleibt Fan, auch wenn der Verein mal schlecht spielt.
Ach so, Arroganz ist also eine Spezialität linker Spießer? Dieser Thread liefert starke Hinweise darauf, dass dem nicht so ist...
Natürlich - die hier gezeichnete Karikatur basiert auf tatsächlich vorhandenen Gestalten, die der frühere Besitzer der Katze einer guten Freundin der Mutter einer der Leute hier schon einmal im Urlaub getroffen hat. Wie treffend ist denn diese Karikatur? Mehr noch als die des authistischen Mathematikers der im Café anfängt die Fenster mit Formeln zu bekritzeln oder der Computerfreak der Frauen beim ersten Treffen mit Kommandozeilenwitzen verschreckt? Wohl eher nicht. Selbst die Grünen werden ja inzwischen längst nicht mehr von diesen Stereotypen wie Claudia Roth sondern von glatten Karriereisten wie Özdemir, Künast oder Bütikofer dominiert. Da strickt niemand mehr im Bundestag.
Was mir im Übrigen gewaltig gegen den Strich geht: Auf das grüne Millieu einprügeln ist so verdammt einfach - insbesondere wenn keiner da ist um sich zu wehren. Und das liegt nicht an deren "Blödheit" oder ihrem Abgrenzungsverhalten, sondern an ihrer starken Werteorientierung. Wer sich stark an Werten orientiert - egal an welchen - macht sich angreifbar. Es ist furchtbar einfach sich über solche Leute lustig zu machen. Ich kann das gerne mal am Christentum durchexerzieren, habe mich aber irgendwann dazu entschlossen auf unprovozierte Schenkelklopfer auf Kosten eines von mir trotz gelegentlicher Berührungen kaum verstandenen Milieus zu verzichten.
Zitat von EltovWas mir im Übrigen gewaltig gegen den Strich geht: Auf das grüne Millieu einprügeln ist so verdammt einfach - insbesondere wenn keiner da ist um sich zu wehren. Und das liegt nicht an deren "Blödheit" oder ihrem Abgrenzungsverhalten, sondern an ihrer starken Werteorientierung. Wer sich stark an Werten orientiert - egal an welchen - macht sich angreifbar. Es ist furchtbar einfach sich über solche Leute lustig zu machen. Ich kann das gerne mal am Christentum durchexerzieren, habe mich aber irgendwann dazu entschlossen auf unprovozierte Schenkelklopfer auf Kosten eines von mir trotz gelegentlicher Berührungen kaum verstandenen Milieus zu verzichten.
Lieber Eltov, es ist doch genau umgekehrt: Wer die Werteorientierung aufgibt, macht sich angreifbar. Es geht ja nicht darum, die Werte der linken Spießer madig zu machen, selbst wenn man sie nicht teilt. Was hier polemisch kritisiert wird ist die Widersprüchlichkeit und auch [claudia] ein Stück weit [/claudia] Verlogenheit, mit dem ein saturiertes, in der Mitte angekommenes Beamtenmilieu seine eingebildete Unkonventionalität lebt und damit die angeblich starke Werteorientierung ad absurdum führt.
Und Ihr Hinweis auf das Christentum ist ein gutes Beispiel: Auch das Christentum ist dann angreifbar, wenn es seine Werte und Normen aufgibt. Der unprovozierte Schenkelklopfer entsteht dann, wenn beim Katholikentag gebrauchte Kondome auftauchen.
Letzte Frage: Wieso ist es furchtbar, sich über solche Leute lustig zu machen? Wir sprechen hier über die Leute, die Volker Pispers und Hagen Rether die Hallen füllen! Und die wiederum verdanken ihren Erfolg nur den unprovozierten Schenkelklopfern über das konservative und christliche Milieu.
Zitat von EltovAch so, Arroganz ist also eine Spezialität linker Spießer? Dieser Thread liefert starke Hinweise darauf, dass dem nicht so ist...
Da können Sie recht haben. Will ich gar nicht leugnen.
Zitat von EltovNatürlich - die hier gezeichnete Karikatur basiert auf tatsächlich vorhandenen Gestalten, die der frühere Besitzer der Katze einer guten Freundin der Mutter einer der Leute hier schon einmal im Urlaub getroffen hat. Wie treffend ist denn diese Karikatur?
Die Einzel- oder Gruppenseele von Pflanzen stammt aus einer aktuellen Diskussion auf der Mailingliste eines der großen deutschen Begabtenförderungswerke und ist, soweit es mir scheint, völlig ernst gemeint.
Natürlich treffen nicht alle hier genannten Punkte auf jeden "linken Kleinbürger" zu. Aber ich traue mir zu, darauf aufbauend einen Test mit adäquater Validität zusammenzustellen. Weil diese Stereotype ähnlich nicht zwingend aber sinnvoll sind wie die DSM-IV-Kriterien einer Spinnenphobie.
Zitat von EltovWas mir im Übrigen gewaltig gegen den Strich geht: Auf das grüne Millieu einprügeln ist so verdammt einfach - insbesondere wenn keiner da ist um sich zu wehren. Und das liegt nicht an deren "Blödheit" oder ihrem Abgrenzungsverhalten, sondern an ihrer starken Werteorientierung.
Das mag bei manchen der obigen Punkte zutreffen. Bei anderen - der Verdammung von Mobilfunkmasten und Impfungen, der Hochschätzung von Bioprodukten - ist es häufig mangelndes Verständnis für Wissenschaft, insbesondere Statistik: innumeracy. Das ist keine Blödheit. Aber ebensowenig ist das eine starke Wertorientierung.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von KalliasZettel hat schon vor langer Zeit klargestellt, daß er zu einer rationalen Diskussion über Angela Merkel nicht bereit ist:
Zitat von Zettel
Zitat von M.SchneiderSie waren immer ein Fan von Frau Merkel, ich lehnte sie schon immer kategorisch ab, hier liest man eben einen neuen Grund dafür, warum.
Lieber M. Schneider, Fan bleibt Fan, auch wenn der Verein mal schlecht spielt.
Geben Sie's zu, lieber Kallias, Sie haben keine Ahnung von Fußball.
Sonst wüßten Sie, daß gerade die wirklichen Fans diejenigen sind, die über ihren Verein am rationalsten diskutieren. Die gnadenlos Schwächen beim Namen nennen. Was natürlich an ihrer grundsätzlich positiven Haltung überhaupt nichts ändert.
Da habe ich beim Lesen gestutzt und neu angesetzt. Fantum? Ob Kallias Fatum meint? Ja, vielleicht ist es mein Fatum, diesen Typus des rationalen, liberalen, auf Ausgleich und Kompromiß bedachten Politikers zu schätzen, wie ihn Merkel repräsentiert. Dann ging mir ein Licht auf. "Fan-Tum"! Wieder ein Wort mehr in meinem Wortschatz.
Zitat von KalliasPeterCoyote, indem er ihn regelmäßig mit der "FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda" ärgert, verlangt ihm den Preis dafür ab.
Welchen Preis meinen Sie denn, lieber Kallias? Price oder prize?
Das Letztere wäre nicht ganz falsch. Es ist dann aber eher ein Preis wie, sagen wir, der Golden Raspberry Award.
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