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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 86 Antworten
und wurde 6.258 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Abraham Offline



Beiträge: 174

07.10.2009 08:15
#26 RE: Der "Fall" Thilo Sarrazin Antworten

In Antwort auf:
Die Frage scheint mir zu sein, wie weit die - sicherlich vorhandene, da bin ich bei Ihnen - Pflicht zur Zurückhaltung reicht, wenn jemand eine herausgehobene Funktion in der Bundesbank hat.

Gewiß darf sich Sarrazin nicht in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied öffentlich, sagen wir, über die Steuerpläne der FDP äußern. Er muß sich bei allen Themen zurückhalten, die die Bundesbank tangieren.

Aber das Gespräch hat er ja eindeutig als ehemaliger Berliner Senator geführt. Das war er bis zum Mai dieses Jahres; meines Wissens ist nicht bekannt, wann das Gespräch überhaupt stattfand. Möglicherweise, bevor er bei der Bundesbank anheuerte.

Wie auch immer - hier hat sich Sarrazin ohne jeden Bezug zu seinen dienstlichen Aufgaben, auch im weitesten Sinn, geäußert. Als Bürger, als Kenner der Probleme Berlins.

Und das kann man meines Erachtens niemandem verbieten. Ein Amt, welches auch immer, kann nicht die generelle Freiheit der Meinungsäußerung einschränken.



Wenn Herr Sarrazin sich zu seinen dienstlichen Aufgaben entsprechend geäußert hätte, wäre das nach meinem Verständnis ein Grund gewesen, ihn zu entlassen, lieber Zettel. Aber auch so hat er Porzellan zerschlagen. Das ist aus meiner Sicht zwar kein Grund, ihn zu entlassen, aber er sollte selbst die Konsequenzen ziehen. Das Problem hat er in seiner Entschuldigung inzwischen selbst benannt:

"Die Reaktionen auf meine Äußerungen haben mir bewusst gemacht, dass Aussagen eines Vorstands der Deutschen Bundesbank wegen der besonderen Stellung der Person und der Institution von der Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit und Sensibilität wahrgenommen werden", schrieb Sarrazin und versprach: "Ich werde deshalb in Zukunft bei öffentlichen Äußerungen mehr Vorsicht und Zurückhaltung walten lassen."
(http://www.zeit.de/politik/deutschland/2...egration?page=2)

Auch wenn diese Erklärung erzwungen war, halte ich sie für richtig.

Selbst wenn Sarrazin das Interview vor der Übernahme seines Amtes am 1. Mai 2009 gegeben haben sollte, entschuldigt das sein Verhalten nicht. Er hätte dann seine Erlaubnis zum Abdruck zurückziehen müssen.

In Antwort auf:
Mir scheint, lieber Abraham, daß Weber bei seiner scharfen öffentlichen Reaktion (zu der man ihrerseits fragen kann, ob sie den Usancen bei der Bundebank entspricht) etwas ganz Anderes im Auge hatte: Er möchte nicht, daß Islamisten oder türkische Nationalisten gegen die Bundesbank mobil machen. Sei es im Inland, sei es - vor allem wohl auch - im Ausland.

Wir haben es also im Grunde - Kallias hat schon eine einschlägige Stimme zitiert - mit einem ähnlichen Fall vorauseilenden Gehorsams zu tun wie im Fall Droste-Verlag.



Das mag auch ein Grund gewesen sein. Es gibt aber auch ansonsten genügend Gründe für Weber, sich von Sarrazin zu distanzieren. Auch in der deutschen Öffentlichkeit eckt man mit solchen Ansichten enorm an, besonders wenn sie in der von Herrn Sarrazin gewählten Form (" ... ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert") vorgebracht werden.

Grüße, Abraham

Abraham Offline



Beiträge: 174

07.10.2009 08:53
#27 RE: Der "Fall" Thilo Sarrazin Antworten

Gegen geschriebene Gesetze hat Sarrazin nicht verstoßen, lieber Abendländer. Deshalb gibt es auch keinen Grund, ihn zu entlassen. Ungeschriebene Regeln sind aber manchmal ebenso wichtig. Lesen Sie dazu bitte meine Antwort an Zettel vom 6.10., 8.15 h.

Grüße, Abraham

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.10.2009 09:55
#28 Anecken Antworten

Zitat von Abraham
Das Problem hat er in seiner Entschuldigung inzwischen selbst benannt:
"Die Reaktionen auf meine Äußerungen haben mir bewusst gemacht, dass Aussagen eines Vorstands der Deutschen Bundesbank wegen der besonderen Stellung der Person und der Institution von der Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit und Sensibilität wahrgenommen werden", schrieb Sarrazin und versprach: "Ich werde deshalb in Zukunft bei öffentlichen Äußerungen mehr Vorsicht und Zurückhaltung walten lassen."
(http://www.zeit.de/politik/deutschland/2...egration?page=2)
Auch wenn diese Erklärung erzwungen war, halte ich sie für richtig.


Sie war vermutlich notwendig; er wird sie zähneknirschend abgegeben haben. Aber damit sollte die Sache nun wirklich erledigt sein.

Zitat von Abraham
Auch in der deutschen Öffentlichkeit eckt man mit solchen Ansichten enorm an, besonders wenn sie in der von Herrn Sarrazin gewählten Form (" ... ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert") vorgebracht werden.


Das sehen wir ja. Umso wichtiger sind mutige Leute, die "anecken".

Dieser Begriff des "Aneckens", lieber Abraham, ist mir aus meiner Kindheit in der Adenauer-Zeit sehr geläufig. Da war eine weitverbreitete Devise: Nur nicht anecken!

Einige trauten sich trotzdem anzuecken. Das waren die, wie man damals sagte, "Dissidenten", meist "Linksintellektuelle".

Ab Ende der sechziger Jahre wurde das "Anecken" nicht nur erlaubt, sondern geradezu gefördert: Misch dich ein! war jetzt die Devise. Zeig Flagge!

Es ist bezeichnend für den Zustand unseres Landes, daß man jetzt wieder nicht "anecken" darf (denn Sie beschreiben das ganz richtig). Der Muff kehrte seit 1998 zurück; und zwar - siehe den Fall Droste-Verlag - schlimmer, als er je zur Adenauer-Zeit gemüffelt hat.

Ich hoffe und rechne auch damit, daß unter einer liberalkonservativen Regierung auch hier wieder eine Wende eintreten wird. Im Land wird ein neuer Geist der Freiheit wehen.

Herzlich, Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

07.10.2009 10:33
#29 RE: Anecken Antworten

In Antwort auf:
... daß man jetzt wieder nicht "anecken" darf ...



Lieber Zettel,

eher "daß man jetzt wieder nicht anecken dürfen soll", denn die Zustimmung war so gering auch nicht! Mir scheint, daß der ganze Dampf, der sich unter dem Deckel der Politischen Korrektheit der GutmenschInnen angestaut hat, sich langsam ein Ventil sucht.

Herzlich, Thomas

Abraham Offline



Beiträge: 174

07.10.2009 10:54
#30 RE: Anecken Antworten

In Antwort auf:
Umso wichtiger sind mutige Leute, die "anecken".



Mein letztes Statement dazu, lieber Zettel. Ich bin natürlich nicht generell gegen das "Anecken". Aber ein Vorstandsmitglied der Bundesbank sollte sich aus den genannten Gründen bemühen, deutlich weniger anzuecken als andere, solange er dieses Amt ausübt. Leute mit Mut, aber ohne Fingerspitzengefühl, sind für eine solche Aufgabe ungeeignet.

Grüße, Abraham

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

07.10.2009 11:15
#31 RE: Anecken Antworten

Zitat von Thomas Pauli
Mir scheint, daß der ganze Dampf, der sich unter dem Deckel der Politischen Korrektheit der GutmenschInnen angestaut hat, sich langsam ein Ventil sucht.



Den Eindruck habe ich auch, lieber Thomas, aber sie versuchen den Deckel mit aller Gewalt drauf zu halten. Wenn Sebastian Edathy lamentierend aus dem Loch gekrochen kommt, und Alan Posener 'ne rote Birne beim "Bullshit-Alarm" kriegt ... muss Sarrazin was richtig gemacht haben. Das Posener-Video ist göttlich ... fast so schön, wie Jens Jessens "Rentner-Bashing" vorm Leninbild.

http://www.welt.de/politik/article475639...o-Sarrazin.html

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R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.10.2009 12:59
#32 RE: Der "Fall" Thilo Sarrazin Antworten

Zitat von Abraham
Wenn Herr Sarazin in zentralen gesellschaftspolitischen Fragen sehr engagiert in der Öffentlichkeit seine Ansichten vertritt, werden viele Geschäftspartner der Bundesbank annehmen, dass diese Ansichten auch sein Verhalten als Vorstandsmitglied beeinflussen.


Aber bestimmt nicht.
Die "Geschäftspartner" der Bundesbank sind in der Regel Finanzinstitute, denen die Bundesbank auf die Finger schauen soll oder denen sie Service liefern soll - mit anderen Worten: Das sind nicht aus Sympathie gewachsene Beziehungen, sondern die müssen sein.
Und wenn ich mit einem BuBa-Mitarbeiter zu tun habe, da geht es um berufliche Dinge, dann sind seine politischen Ansichten völlig egal.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

07.10.2009 16:31
#33 RE: Anecken Antworten

Heute abend werde ich mal die Glotze anmachen, und mir "Hart, aber fair" ansehen. Könnte interessant werden.

http://www.wdr.de/tv/hartaberfair/sendun...1007.php5?akt=1

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R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.10.2009 17:56
#34 RE: Anecken Antworten

Da fragt die ARD:

In Antwort auf:
Darf man so zugespitzt formulieren, wie Sarrazin es getan hat?


Und bisher sind 89% der Seitenbesucher der Ansicht: Ja.
Finde ich schon mal gut.

Ansonsten hat sich die ARD nicht getraut, Sarrazin selber in die Diskussion zu holen. Da werden wohl wieder nur den ganzen Abend Einzelzitate diskutiert, und die obligatorische Kopftuch-Verbands-Islamistin darf sich beleidigt geben.
Werde ich mir wohl nicht anschauen.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

07.10.2009 20:14
#35 RE: Anecken Antworten

Aus Zeitmangel nur ganz kurze Mitteilung:
Rede von Dr. M. Bertrams anlässlich 75 Jahre Barmer Theologische Erklärung
Der Text auf 17 Seiten verteilt behandelt ab Seite 10 folgende Aussagen:



In Antwort auf:
http://zelos.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2009-10/Barmer-Theologische-Erklaerung.pdf

Dr. Michael Bertrams, Münster
Präsident des Verfassungsgerichtshofs in Nordrhein-Westfalen

Zum Verhältnis von Kirche und Staat
75 Jahre Barmer Theologische Erklärung
(
(…)
2. Aktuelle Probleme im Verhältnis von Staat und Kirche
Dieses Verhältnis findet seit einigen Jahren die verstärkte Aufmerksamkeit von
Theologen und Juristen. Ursächlich dafür ist zum einen ein gewachsenes Interesse
an religiösen Fragen. Eckhard Fuhr umschrieb dieses Phänomen in der Tageszeitung
"Die Welt" vom 29. August 2009 mit den Worten: "Beten gehört mehr und mehr
zum Lebensstil der neuen Bürgerlichkeit." Ursächlich für das gewachsene Interesse
ist vor allem aber das Vordringen fremder Religionen in unsere Gesellschaft, insbesondere
die europaweite Ausbreitung des Islam, der sich auch bei uns in seinen
unterschiedlichsten Ausprägungen auf dem Vormarsch befindet. Immer lauter und
nachdrücklicher richten die in Deutschland lebenden Muslime ihre Forderungen an
den Staat: Aufhebung des Schächtverbots, Einführung eines Islamkunde-
Unterrichts, Befreiung vom gemeinsamen Schwimmunterricht, Anerkennung als
Körperschaft des öffentlichen Rechts, Errichtung einer Großmoschee in der
Nachbarschaft des Kölner Doms – und immer wieder: das Recht zum Tragen des
islamischen Kopftuchs im staatlichen Schuldienst. (…)



Darauf hatte Zeit online folgenden Artikel eingestellt:

In Antwort auf:
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2009-10/rede-richter-muslime?page=1
(…)
Konkret wendet sich Bertrams gegen eine Gleichstellung muslimischer Religionsgemeinschaften mit den großen Kirchen, also ihre Anerkennung und Förderung als Körperschaften des öffentlichen Rechts. Obgleich, so der Richter, islamische Gruppen in der Regel öffentlich erklärten, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen, würden sie von "ihrem islamischen Selbstverständnis her" doch häufig Positionen besetzen, "die in offenem Widerspruch zu elementaren Grundwerten unserer Verfassung stehen". (…)


♥lich Nola




Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2009 00:05
#36 RE: Anecken Antworten

Wie sichs für eine MSM-Sendung gehört, kam da nicht viel Sensationelles. Interessant war allerdings der Klatschbefehl für jede migrationsfreundliche Meinungsäußerung ... ich habe zwar nur am Anfang Kopftücher gesehen, es wird sich aber, im Lauf der Sendung, wohl kaum geändert haben ... da musste geklatscht werden.

Als Unsympathen allerdings blieben Ströbele und die Kopftuchtrulla im Gedächtnis. Diese Zwei sahen von Anfang bis Ende aus wie "unsympathische Mitglieder des Zentralkomitees einer hässlichen Partei". Herr Mattussek und Frau Köhler waren nett, aber ungefährlich. Oswald Metzger hat mich am positivsten überrascht ... der hat gut ausgeteilt.

Ganz im Vertrauen: Ich würde Ströbele und der Kopftuchverfechterin echt gerne mal Aug in Aug gegenüber stehen.

Gruß, Calimero

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automat Offline



Beiträge: 158

08.10.2009 09:41
#37 RE: Anecken Antworten

Habe die Sendung selbst nicht gesehen. Nach der Zusammenfassung der Frankfurter Rundschau zu urteilen war es mal wieder Rotfunk in Vollendung, in dem man unsere türkischen und arabischen Freunde per se in Claudia-Roth-Style wie geistig Behinderte behandelt, die nichts lernen oder können und sich auch für nichts verantworten müssen. Wenn irgendwas falsch läuft, muss der Michel halt noch mehr Kohle nachlegen. Für die absoluten Tiefpunkte war mal wieder Ströbele zuständig, der allen Ernstes so einen infamen Bullshit wie den hier von sich gibt:

In Antwort auf:
Hans-Christian Ströbele interessierte sich nicht für die Debattenkultur. Er fragte, ob denn stimme, was Sarrazin erkläre und er wies daraufhin, dass Sarrazin als Finanzsenator in Berlin dafür gesorgt habe, dass den Schulen nicht genügend Geld bereitgestellt werde, um die Integration der ausländischen Kinder zu fördern. Jetzt stellt er sich hin und wettert gegen die Ausländer, die kein deutsch können.



Die Unterstellung, das Problem sei eine Geldfrage und dann auch noch allein in den sieben Jahren Sarrazin entstanden, ist an Lächerlichkeit kaum mehr zu überbieten. Meiner Meinung nach ist so eine Aussage so rassistisch, wie sie nur sein kann: Egal, was du tust, bemühe dich, wie du willst, für uns bist du immer pauschal ein Migrant, den wir bemuttern wollen. Du willst dein Menschenrecht ausüben, von der Arbeit deiner eigenen Hände leben zu dürfen? HAHA, der war gut. Wir nehmen da lieber die absoluten Versager aus deiner Vergleichsgruppe als Maßstab, tun so, als ob es keine Gegenbeispiele gäbe und versuchen jetzt mal, ein kulturelles und sozialpolitisches Problem auf sozialistische Art und Weise zu lösen - mit der sinnlosen Verschwendung des Geldes anderer Leute.

Auch noch so ein Quote:

In Antwort auf:
Kristina Köhler (CDU), Expertin für Islam, Integration und Terrorismus, meinte, die Vertreter mancher Migrantenverbände träten aggressiv und fordernd auf. Frau Kilicarslan erklärte ihr, es sei offenbar ein Tabu, dass Migranten etwas fordern, etwas, das ihnen gesetzlich zusteht. Ströbele schob noch nach. Am aggressivsten forderten doch zur Zeit die Vertreter der Großbanken Hunderte von Milliarden Euro vom Steuerzahler. Kein Wunder, dass für Kindergärten kaum noch etwas übrig bleibe.



Und wieder wird so getan, als ob die Migranten eine einzige unterschiedlose Soße wären. Ziel dieses rassistischen Manövers ist es mal wieder, die wahren Gründe für das eigene Versagen zuzudecken. Ach ja, die DITIB als Vertreterin eines ausländischen und nur bedingt befreundeten Staates hat also das gesetzliche Recht auf irgendwelche aggressiven Forderungen? Meiner Meinung nach der größte Fehler eines Schäuble, diesen Gruppierungen auch nur den Anschein von Legitimität verliehen zu haben. Entlarvend auch mal wieder die Wortwahl des "Journalisten" Widman: Die Vertrerin der DITIB, die nur aus reinem deutschem Goodwill überhaupt so auftreten darf, wie sie es tut, "erklärt" also einer demokratisch legitimierten promovierten Politikwissenschaftlerin, was genau den Verbänden so "gesetzlich zustehe"? Seriously?

http://www.fr-online.de/top_news/1999534...e-Sarrazin.html

Stefanie Offline



Beiträge: 606

08.10.2009 10:13
#38 RE: Anecken Antworten

Lieber Abraham,

"Mein letztes Statement dazu, lieber Zettel. Ich bin natürlich nicht generell gegen das "Anecken". Aber ein Vorstandsmitglied der Bundesbank sollte sich aus den genannten Gründen bemühen, deutlich weniger anzuecken als andere, solange er dieses Amt ausübt. Leute mit Mut, aber ohne Fingerspitzengefühl, sind für eine solche Aufgabe ungeeignet."

Es ist klar, dass eine Person dafür Sorge zu tragen hat, dass sein Arbeitnehmer keinen Schaden nimmt durch private Äußerungen. Dies spiegelt sich auch darin wieder, dass jemandem, der sich privat schädlich für sein Unternehmen verhält, gekündigt werden darf unter bestimmten Bedingungen.

Was wir aber aktuell in Deutschland haben ist, dass sich gerade die Wirtschaft in Zurückhaltung übt, was eine streitbare Auseinandersetzung mit der Politik anbelangt. Diese findet weitestgehend in geschlossenen Zirkeln unter sich statt, so dass die Politik in der Bevölkerung kaum Partner oder auch Gegner für eine öffentliche Auseinandersetzung hat. Dies ist für mich fatal. Politischer Streit ist nicht nur eine Kultur - die es bei uns über politische Kreise hinaus nicht wirklich gibt - sondern auch fruchtbare Auseinandersetzung. Jeder einzelne Bürger in unserer Gesellschaft sollte sich auch ein Stück für das Weiterkommen der Gesellschaft insgesamt interessieren. Politische Enthaltsamkeit kann nichts bewegen. Von den Personen, die in ihrem Jobs gesellschaftliche Verantwortung mit übernehmen, weil sie in der Gesellschaft eine herausragende Stellungen einnehmen, erwarte ich die Auseinandersetzung mit der Politik zum Wohle des gesamten Volkes. Ich sehe das als Verantwortung, der ein großer Teil der Wirtschaft nicht nachkommt, weil nicht riskiert werden will, dass man es sich mit der Politik verprellt und damit die Unternehmen, für die man tätig ist, Schaden nehmen. Dies für den Preis, dass man den Politikern und einigen streitbaren Journalisten, Lobbisten etc. das Feld überlässt.

Das entspricht nicht meiner Auffassung einer politisch streitbaren Gesellschaft. Poltischer Streit ist das Ringen um die besten Ideen, des Fingers in die Wunde legen und wenn man die Auffassung hat, das in einem weiten Feld der Gesellschaft, der Wirtschaft, die verantwortlichen Personen sich zum Wohle der Unternehmen nicht laut einmischen sollen, dann fehlt den politischen Entscheidungsträgern ein wichtiger Gegenpool aus der Gesellschaft. Universitäten halten sich auch zurück. Wen gibt es denn da noch und wenn jemand, wie ein Vorstandsmitglied der Bundebank, welcher nun an einer Schnittstelle zur Politik sitzt, auch wenn die Bank unabhängig sein soll, auch noch einen Mailkorb tragen soll, dann läuft es doch de facto darauf hinaus, dass Politik und das Recht zur Kritik an den politischen Lösungen einzige den Politkern vorbehalten wird. Das ist Inzest, denn vielen Politikern fehlen die praktischen Erfahrungen bei dem, über was sie in der Theorie entscheiden. Da bedarf es lauter Stimmen die sagen, ist Murks was ihr macht, denn wie sonst sollen Wege zum Besseren korrigiert werden können.

Eine Person wie Olaf Henkel ist daher für mich jemand, den sich die ganze Wirtschaft als Vorbild nehmen sollte. Laut streitet er immer wieder für Deutschland und keiner stellt in Frage, dass er dies darf. Im Gegenteil, die Leute nehmen es positiv als das, was es ist: die Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung. Unser Land braucht dringend mehr von diesen streitbaren Personen, die sich einmischen und bewegen wollen. Der Gedanke, dass man Eimischung unterlassen sollte, weil dies negative Konsequenzen bedeuten kann, ist leider die Regel hier in Deutschland und das muss sich dringend ändern. Es kann nicht sein, dass Einmischung und damit die Wahrnehmung von Verantwortung gemieden wird, weil man negative Auswirkungen fürchtet. Wir brauchen hier eine Streitkultur, in die sich alle Gruppen der Bevölkerung einbringen und um die besten Ideen kämpfen. Und diese Einmischung muss hoch geachtet und anerkannt werden und darf nicht überwiegend als Risiko für andere berechtigte Interessen wahrgenommen werden.

Herzliche Grüße

Stefanie

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

08.10.2009 11:02
#39 RE: Anecken Antworten

Liebe Stefanie,

was für ein schönes Plädoyer für den streitbaren Geist! Ich fürchte bloß, daß die meisten Firmen, die ja länger leben als Regierungen, zu der Auffassung gekommen sind, daß man dem Kaiser geben muß, was des Kaisers ist, und Abweichungen davon nur auf dem Weges des Lobbyismus und des Antichambrierens zulässig sind, die genau diese Auseinandersetzungen umgehen. Denn erstens ist es wohl einfacher, ein paar Hanseln an der Regierung zu überzeugen als die Mehrheit eines Volkes, und zweitens steht man nicht im Scheinwerferlicht der professionellen Diffamierer, denen jeglicher ökonomischer Einfluß auf den Primat der Politik ein Dorn im Auge ist. Duckmäusertum? Ach, wer hat schon so viel Zeit für Politik!

Herzlich, Thomas

michael76 Offline



Beiträge: 32

08.10.2009 15:26
#40 Araber -> Schweden/Chicago Studie? Antworten

Konnte jemand was über die Studie, die die Einwanderung von Arabern in Schweden bzw. Chicago vergleicht finden? Mich würden da die Details interessieren.


http://sohalt.wordpress.com/

automat Offline



Beiträge: 158

08.10.2009 15:36
#41 RE: Araber -> Schweden/Chicago Studie? Antworten

Das Interview ist in drei Teilen inzwischen komplett online. Mir ist besonders aufgefallen, wie klein eigentlich die Rolle der skandalisierten Formulierungen im Vergleich zu der sehr hohen Dichte an sachlicher Information ist. Über die Agenda Sarrazins kann man immer noch unterschiedlicher Meinung sein - es ist aber offensichtlich, dass die Kategorien, in denen das Gespräch in weiten Teilen der "liberalen" Presse bewertet wurde, an der Sache völlig vorbeigehen.

Das ist wohl auch eine traurige Premiere - vielleicht in westlichen Medien ja sogar einmalig -, dass ausgerechnet das größte Boulevardblatt alles dafür tun muss, eine zwingend notwendige Debatte endlich zu versachlichen.

http://www.bild.de/BILD/politik/2009/10/...asse-teil1.html

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2009 16:02
#42 Der ganze Text Antworten

Zitat von automat

Das ist wohl auch eine traurige Premiere - vielleicht in westlichen Medien ja sogar einmalig -, dass ausgerechnet das größte Boulevardblatt alles dafür tun muss, eine zwingend notwendige Debatte endlich zu versachlichen.



Als ich das sah, war ich auch überrascht. Ausgerechnet BILD bringt die Fakten, während alle anderen sich an Schnipseln abarbeiten. Respekt! mit hochgezogenen Augenbrauen.

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Kaa Offline




Beiträge: 658

08.10.2009 18:18
#43 RE: Der ganze Text Antworten

Zitat von automat

Das ist wohl auch eine traurige Premiere - vielleicht in westlichen Medien ja sogar einmalig -, dass ausgerechnet das größte Boulevardblatt alles dafür tun muss, eine zwingend notwendige Debatte endlich zu versachlichen.


Bild hat schon immer dem Mann von der Straße aufs Maul geschaut. Ich hab sie schon lange nicht mehr gelesen, aber ich glaub, selbst heute schaut sie noch nicht der Frau von der Straße aufs Maul.


Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2009 21:44
#44 RE: Der "Fall" Thilo Sarrazin Antworten

Jetzt ist die "Sarrazin-Mediensau" schon seit dem 30.September im Dorf unterwegs, und es ist eingetreten, was ich mir schon bei diesem Beitrag dachte. Das Viech ist doch nicht tot zu kriegen. Ätsch, Kenan Kolat!

Zitat von FAZ
Leserbriefe sind nicht die Frucht repräsentativer Befragungen. Doch zeigt der Posteingang einer Zeitung recht verlässlich an, ob ein Thema die Leser langweilt oder aufwühlt. Den Forderungen, das Bundesbank-Vorstandsmitglied Sarrazin müsse wegen seiner Äußerungen über die Ausländer in Berlin zurücktreten, ist zweifellos Letzteres gelungen. Aus den meisten der vielen Briefe, die die Frankfurter Allgemeine Zeitung dazu erreichen, spricht Empörung - selten über Sarrazin, in großer Mehrheit aber über die Kritik an ihm. Der Tenor lautet: Da wird einer dafür gegeißelt und vielleicht sogar noch mit dem Verlust seines Amtes bestraft, dass er die Wahrheit gesagt hat.



http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F...n~Scontent.html

via Kewil, der sich, wie ich, fragt, ob da eine mediale Schleuse geöffnet wurde.

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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2009 01:15
#45 RE: Araber -> Schweden/Chicago Studie? Antworten

Zitat von automat
Das Interview ist in drei Teilen inzwischen komplett online. Mir ist besonders aufgefallen, wie klein eigentlich die Rolle der skandalisierten Formulierungen im Vergleich zu der sehr hohen Dichte an sachlicher Information ist. Über die Agenda Sarrazins kann man immer noch unterschiedlicher Meinung sein - es ist aber offensichtlich, dass die Kategorien, in denen das Gespräch in weiten Teilen der "liberalen" Presse bewertet wurde, an der Sache völlig vorbeigehen.
Das ist wohl auch eine traurige Premiere - vielleicht in westlichen Medien ja sogar einmalig -, dass ausgerechnet das größte Boulevardblatt alles dafür tun muss, eine zwingend notwendige Debatte endlich zu versachlichen.
http://www.bild.de/BILD/politik/2009/10/...asse-teil1.html


Der Link führt im Augenblick nur zur Startseite von "Bild". Auch die dortige Suche nach "Sarrazin" liefert den Text des Gesprächs nicht. Habe ich etwas übersehen, oder ist der Text wieder verschwunden?

Ich hatte, als ich Ihren Beitrag las, mich gefragt, welche Summe der Springer-Verlag wohl für die Nachdruckrechte an Lettre International gezahlt hat. Denn dort dürfte man doch schon dabei sein, eine neue Auflage des Hefts zu drucken. Also wird man Springer doch nicht für lau nachdrucken lassen.

Herzlich, Zettel

califax Offline




Beiträge: 1.502

09.10.2009 01:26
#46 RE: Araber -> Schweden/Chicago Studie? Antworten

http://jove.prohosting.com/bonnmm/div/LE...Thilo-Sarrazin/

Scheint aber einigen Fehlern zufolge abgetippt zu sein.

Klug und fleißig - Illusion
Dumm und faul - das eher schon
Klug und faul - der meisten Laster
Dumm und fleißig - ein Desaster

The Outside of the Asylum

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2009 01:40
#47 RE: Araber -> Schweden/Chicago Studie? Antworten

Zitat von califax
http://jove.prohosting.com/bonnmm/div/LETTRE-INTERNATIONAL-Thilo-Sarrazin/
Scheint aber einigen Fehlern zufolge abgetippt zu sein.


Danke! Habe den Text jetzt sicherheitshalber gespeichert.

Herzlich, Zettel

automat Offline



Beiträge: 158

09.10.2009 09:19
#48 RE: Araber -> Schweden/Chicago Studie? Antworten

In Antwort auf:
Der Link führt im Augenblick nur zur Startseite von "Bild". Auch die dortige Suche nach "Sarrazin" liefert den Text des Gesprächs nicht. Habe ich etwas übersehen, oder ist der Text wieder verschwunden?

Ich hatte, als ich Ihren Beitrag las, mich gefragt, welche Summe der Springer-Verlag wohl für die Nachdruckrechte an Lettre International gezahlt hat. Denn dort dürfte man doch schon dabei sein, eine neue Auflage des Hefts zu drucken. Also wird man Springer doch nicht für lau nachdrucken lassen.

Herzlich, Zettel




Das Interview war gestern nachmittag komplett online. Meine Vermutung wäre, dass Springer überhaupt nichts gezahlt, womöglich nicht einmal um Erlaubnis gefragt hat und das Interview auf Intervention der Lettre ziemlich schnell von der Seite entfernt wurde. Sollte diese Vermutung richtig sein - es wäre ja nicht das erste Mal, dass Bild.de so vorgeht -, wird man das sicher in den nächsten Tagen haarklein auf den Medienseiten der SZ oder im Bildblog nachlesen können.

Gorgasal Online




Beiträge: 4.095

09.10.2009 09:24
#49 RE: Araber -> Schweden/Chicago Studie? Antworten

Zitat von Zettel
Danke! Habe den Text jetzt sicherheitshalber gespeichert.


Hm, wie verträgt sich das denn jetzt mit Ihren Ansichten zum Urheberrecht?

--
Las ideas tontas son inmortales.

Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2009 10:29
#50 RE: Araber -> Schweden/Chicago Studie? Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Zettel
Danke! Habe den Text jetzt sicherheitshalber gespeichert.


Hm, wie verträgt sich das denn jetzt mit Ihren Ansichten zum Urheberrecht?



???

Das Speichern einer WebSite, damit man sie offline lesen kann, fällt ja wohl nicht unter das Urheberrecht. Ebensowenig wie, sagen wir, das Abschreiben eines Buchs für den privaten Gebrauch.

Herzlich, Zettel

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