Zitat von TelepolisOrganisatoren zufrieden mit dem Beginn des Bildungsstreiks 2009 In über 90 Städten begann am Montag mit Kundgebungen, Debatten und Besetzungen an Bildungseinrichtungen die lange geplante Aktionswoche für eine bessere Bildung.
Das bezog sich auf die Aktion im Juni. Zumindest damals kann also von Spontaneität keine Rede sein. Jetzt ist man in die zweite Runde gegangen - mit denselben Akteuren, demselben Aufruf, derselben Infrastruktur, wie man am identischen Internetauftritt erkennen kann. Das einzige, was mir unsicher erscheint, ist, ob diese zweite Runde von vornherein für den November geplant gewesen war, oder ob man abwartete, bis sich eine Initialzündung ergeben würde wie jetzt die Aktionen in Österreich.
Zitat von PressemitteilungAm heutigen Aktionstag, der gleichzeitig der “International Student’s Day” und Auftakt des aktions- und protestreichen “heißen Herbstes” des Bildungsstreiks ist, demonstrierten Studierende und Schüler_innen unter anderem in Berlin (15.000), München (10.000), Wiesbaden (10.000), Freiburg (6.000), Köln (5.000) und Jena (1.500).
Der "heiße Herbst des Bildungsstreiks" - also dessen zweite Phase.
Bin ich jetzt nur hoffnungslos naiv, oder ist diese Wiki-Seite nicht wirklich krass?
Sprüche wie "20 Semester Minimum, für Deutschland keinen Finger krumm" sind ja harmlos (wenn auch auf witzige Art selbstentlarvend).
Aber was soll man von so was halten: "Kein Vergeben, kein Vergessen, Bildungsminister haben Namen und Adressen" "Feuer und Flamme den Kultusministerien" "Bildung lässt uns kalt, wir wollen nur Gewalt!"
Solche Sprüche klingen in meinen Ohren schon sehr brutal und jenseits der Grenze zur Volksverhetzung. Zumindest der letztgenannte Spruch ist aber natürlich auch wieder selbstentlarvend: um mehr Bildung geht es (zumindest manchen der Protestierer) eben gerade nicht.
Besoners lustig fand ich aber: "Bildungslücken ohne Maas und dass heut sogar ohne Gras!"
Ein holpriger Reim voller Rechtschreibfehler. Da offenbart man schon ein recht zweifelhaftes Niveau.
In Antwort auf:Frage mal einen normalen Zeitungsleser oder TV-Gucker, wer da besetzt und demonstriert. Die sagen dir nicht "die Jugendorganisation der Linkspartei" oder "die Juso-Hochschulgruppe", sondern die sagen: die Studenten.
Vermutlich weil sie mit einer weniger para.... wachsamen Grundeinstellung an die Sache herangehen. Sie haben damit übrigens auch recht: Die Organisation mag größtenteils von organisierten Gruppen geleistet worden sein, die Mehrzahl der Akteure stellen diese Gruppen aber auf keinen Fall.
In Antwort auf:Aber nur linke Studenten ersinnen Parolen wie die, die du im Wiki der Organisatoren findest, darunter solche: # Bildung für alle, sonst gibt's Krawalle # Kein Vergeben, kein Vergessen, Bildungsminister haben Namen und Adressen # Freie Bildung, gutes Leben, kann es nur im Kommunismus geben # Randale, Bambule, Rütli-Schule # Feuer und Flamme den Kultusministerien
Was ein offenes Wiki ist weißt du schon? Da hat ein unangemeldeter Benutzer Copypasta abgeworfen und seit dem gab es 3 Edits. Schon das "AMERIK-K-KANISIERUNG hier im Land, was sagt Goethe was denkt Kant" stehen bleibt spricht arg dafür, dass diesem Wiki oder zumindest dieser "Sprüchewerkstatt" keine allzu große Bedeutung zugemessen wird. Oder dass man derzeit etwas anderes zu tun hat als sich Editwars zu liefern.
In Antwort auf:Jedenfalls vermittelt es nach außen den Eindruck, daß nicht linke bis linksextreme Gruppen das Ganze veranstalten, sondern daß es sich um spontane Aktionen unpolitischer Studenten handelt, denen es nur um die Studienbedingungen geht. Das, lieber Eltov, ist mein Punkt.
Ich vermute eher das die linken diesmal halt die Situation richtig eingeschätzt und der allgemein vorhandenen Verärgerung eine aktionistische Note gegeben haben. Immerhin hat sich eine ganze Generation HoPo-Linker ziemlich erfolglos daran aufgerieben derartige Proteste zu organisieren. Die sind regelrecht daran verzweifelt wie apathisch der ganze Scheiß hingenommen wurde. Ich habe selbst vor ein paar Jahren erlebt wie ein AStA Vorsitzender regelrecht explodiert ist als er auf einer Fachschaftsvollversammlung von Erstsemestern aufgefordert wurde doch bitte mehr in dieser Richtung zu organisieren. Er habe keinerlei Bock sich wochenlang den Arsch aufzureißen nur um sich mit einer von vielleicht 100 Studenten besuchten Demonstration lächerlich zu machen. Wer etwas in dieser Richtung unternehmen wolle habe seinen Segen, ihn würde das nur noch ankotzen.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das man dieses Themenfeld wieder aufgegriffen hätte, ohne das sich an der Basis erheblicher Druck aufgebaut hätte.
In Antwort auf:Und? Was war das Ergebnis? Wenn es nur das war, was du eingangs aufgeführt hast, dann hättest du nur gefühlte eine Sekunde gebraucht, denn die Liste der UnterstützerInnen hatte ich ja verlinkt. Aber wer sind die Organisatoren?
Der Mossad natürlich, wie oft soll ich das noch wiederholen? Spaß beiseite, wieso glaubst du das es da einen Unterschied gibt? Man sieht das die Hörsaalbesetzungen woanders funktioniert, es geht eine Mail rum, die üblichen Verdächtigen treffen sich abends in den Räumen der Fachschaft Philosophie oder Mathe/Physik (weil irgendwer den Schlüssel hat), und am nächsten Morgen wird ein Hörsaal gekapert. Das läuft am Anfang ziemlich spontan über informelle Kontakte (WGs, Kneipe,Bettgeschichte...), die Organisationen springen genau wie die "unpolitischen" erst in den darauf folgenden Tagen auf. Das mag in den 70ern anders gewesen sein, heute sind organisierte Hochschulgruppen reine Honoratiorenparteien mit allenfalls einer Handvoll aktiver Mitglieder. So etwas wie die K-Gruppen oder den MSB, die solche Aktionen geplant und aus eigener Kraft durchführen könnten gibt es nicht mehr. Alles was grob in diese Richtung geht (Trotzkisten, Parteigruppen etc.) wird bei solchen Aktionen sehr misstrauisch beäugt und in den seltensten Fällen vorab informiert. Man will halt vermeiden das die Aktion für Wahlkampfzwecke missbraucht wird oder zur Rekrutierungsaktion für eine Sekte verkommt. Am Anfang hat das Betreiberkollektiv des selbstorganisierten Cafés im dritten Stock eine größere Rolle als alle Hochschulgruppen zusammen.
In Antwort auf:Jedenfalls vermittelt es nach außen den Eindruck, daß nicht linke bis linksextreme Gruppen das Ganze veranstalten, sondern daß es sich um spontane Aktionen unpolitischer Studenten handelt, denen es nur um die Studienbedingungen geht. Das, lieber Eltov, ist mein Punkt.
Ohne die Beteiligung der "unpolitischen" wäre die ganze Sache ja auch im Sande verlaufen. Wen interessiert es denn wer die Idee zuerst hatte? Und ganz nebenbei: Wie kommst du darauf es ginge dabei nicht um die Studienbedingungen? Bloß weil nebenbei der Kapitalismus angeschwärzt wird? Der ist doch schließlich für die schlechten Bedingungen verantwortlich, wieso sollte man das verschweigen? Du magst das anders sehen, aber dass ist doch kein Grund zu behaupten der katastrophale Zustand der Lehre wäre hier bloß der Aufhänger.
Zitat von TelepolisOrganisatoren zufrieden mit dem Beginn des Bildungsstreiks 2009 In über 90 Städten begann am Montag mit Kundgebungen, Debatten und Besetzungen an Bildungseinrichtungen die lange geplante Aktionswoche für eine bessere Bildung.
Das bezog sich auf die Aktion im Juni. Zumindest damals kann also von Spontaneität keine Rede sein. Jetzt ist man in die zweite Runde gegangen - mit denselben Akteuren, demselben Aufruf, derselben Infrastruktur, wie man am identischen Internetauftritt erkennen kann. Das einzige, was mir unsicher erscheint, ist, ob diese zweite Runde von vornherein für den November geplant gewesen war, oder ob man abwartete, bis sich eine Initialzündung ergeben würde wie jetzt die Aktionen in Österreich.
Zitat von PressemitteilungAm heutigen Aktionstag, der gleichzeitig der “International Student’s Day” und Auftakt des aktions- und protestreichen “heißen Herbstes” des Bildungsstreiks ist, demonstrierten Studierende und Schüler_innen unter anderem in Berlin (15.000), München (10.000), Wiesbaden (10.000), Freiburg (6.000), Köln (5.000) und Jena (1.500).
Der "heiße Herbst des Bildungsstreiks" - also dessen zweite Phase.
Planen kann man viel und tut man viel, die letzten Jahre verlief das aber immer im Sande. Die entsprechenden deutschen und internationalen Dachverbände agieren in der Regel ziemlich abgehoben, diesmal haben sie aber anscheinend einen Nerv getroffen. Sonst wäre es bei einer AStA Resolution und einem Infostand geblieben.
Zitat von Eltov Die Organisation mag größtenteils von organisierten Gruppen geleistet worden sein, die Mehrzahl der Akteure stellen diese Gruppen aber auf keinen Fall.
Da hast du es getroffen. Die "Akteure", also die Mitläufer, wollen natürlich überwiegend bessere Studienbedingungen. Nur die Organisatoren organisieren nicht deretwegen, sondern weil sie politische Ziele verfolgen.
Täten sie es offen und würden die Medien entsprechend berichten, dann wäre ja alles paletti. Aber ich habe bisher noch keinen einzigen TV-Bericht gesehen und noch keinen einzigen Artikel gelesen, der sich damit befaßt, welche Gruppen eigentlich hinter diesen Aktionen stecken.
Hand aufs Herz, lieber Eltov: Angenommen, das wären rechte Gruppen - meinst du nicht auch, daß das dann ein Hauptthema der Berichterstattung wäre?
So aber das Schweigen im Walde. Also schreibe ich dazu in ZR, so gut ich kann.
In Antwort auf:Da hast du es getroffen. Die "Akteure", also die Mitläufer, wollen natürlich überwiegend bessere Studienbedingungen. Nur die Organisatoren organisieren nicht deretwegen, sondern weil sie politische Ziele verfolgen.
In Antwort auf:Da hast du es getroffen. Die "Akteure", also die Mitläufer, wollen natürlich überwiegend bessere Studienbedingungen. Nur die Organisatoren organisieren nicht deretwegen, sondern weil sie politische Ziele verfolgen.
Halte ich jetzt erstmal für ein Gerücht.
Hm, lieber Eltov. Warum geht man denn in eine Organisation wie die mit diesem seltsamen "[solid']" im Namen (hast du eine Ahnung, was das bedeutet, was die eckigen Klammern sollen?)? Doch nicht, um dafür einzutreten, daß mehr Lehrkräfte eingestellt werden. Das fordern auch der LHV und der RCDS.
Und haben denn nicht auch die liberalen, die konservativen und die vielen ganz unpolitischen Studenten dieselben momentanen Probleme (die übrigens, ich sage das immer mal wieder, nicht schlimmer sind, als sie immer waren; sieht man von Übergangsschwierigkeiten im Bologna-Prozeß ab)?
Die Wahlbeteiligungen liegen bei den AStA-Wahlen, glaube ich - ich habe jetzt keine aktuellen Zahlen nachgesehen - so um die 15 Prozent. Von diesen Stimmen gehen, großzügig gerechnet, zwei Drittel an die Linken. Diese vertreten also ungefähr 10 Prozent der Studierenden.
Und weil das so ist, treten sie auch nicht als Veranstalter der jetzigen Unruhen in den Vordergrund. Dann würden nämlich viele von denen abspringen, die jetzt gar nicht wissen, wessen Führung sie da eigentlich folgen; oder denen es jedenfalls egal ist, solange sie nicht hinter roten Fahnen marschieren sollen.
Zitat von ZettelWarum geht man denn in eine Organisation wie die mit diesem seltsamen "[solid']" im Namen (hast du eine Ahnung, was das bedeutet, was die eckigen Klammern sollen?)?
Das [solid'] steht als Abk. für sozialistisch, links und demokratisch; im Ganzen dann auch für solidarisch. Manchmal auch als eine Art rekrusives Akronym: solidarisch, links und demokratisch. Die Klammern sollen evtl. den Eindruck einer phonetischen Schreibweise erwecken (die Website interpretiert es als Lexikoneintrag), aber wohl hauptsächlich fesch aussehen.
In Antwort auf:Da hast du es getroffen. Die "Akteure", also die Mitläufer, wollen natürlich überwiegend bessere Studienbedingungen. Nur die Organisatoren organisieren nicht deretwegen, sondern weil sie politische Ziele verfolgen.
Halte ich jetzt erstmal für ein Gerücht.
Hm, lieber Eltov. Warum geht man denn in eine Organisation wie die mit diesem seltsamen "[solid']" im Namen (hast du eine Ahnung, was das bedeutet, was die eckigen Klammern sollen?)? Doch nicht, um dafür einzutreten, daß mehr Lehrkräfte eingestellt werden. Das fordern auch der LHV und der RCDS. Und haben denn nicht auch die liberalen, die konservativen und die vielen ganz unpolitischen Studenten dieselben momentanen Probleme (die übrigens, ich sage das immer mal wieder, nicht schlimmer sind, als sie immer waren; sieht man von Übergangsschwierigkeiten im Bologna-Prozeß ab)? Die Wahlbeteiligungen liegen bei den AStA-Wahlen, glaube ich - ich habe jetzt keine aktuellen Zahlen nachgesehen - so um die 15 Prozent. Von diesen Stimmen gehen, großzügig gerechnet, zwei Drittel an die Linken. Diese vertreten also ungefähr 10 Prozent der Studierenden. Und weil das so ist, treten sie auch nicht als Veranstalter der jetzigen Unruhen in den Vordergrund. Dann würden nämlich viele von denen abspringen, die jetzt gar nicht wissen, wessen Führung sie da eigentlich folgen; oder denen es jedenfalls egal ist, solange sie nicht hinter roten Fahnen marschieren sollen. Herzlich, Zettel
Das die ASten nicht als Veranstalter auftreten wäre mir neu. Und wer keine Ahnung hat wer den AStA stellt, ist selber schuld. Man scheint mit linken ASten anscheinend weniger Probleme als mit den Studienbedingungen zu haben. Und so lange Gruppen wie solid, die ohnehin nicht besonders viel Einfluss haben nicht anfangen das Ganze zu instrumentalisieren wird man auch keine Probleme haben. Warum auch?
Nebenbei: Es ist genau diese Haltung die Studenten fuchsteufelswild macht. "Sind ganz normale Anlaufschwierigkeiten, in 5 bis zehn Jahren hat sich das eingependelt". Das sind zwei bis drei Generationen die dort knietief durch die Sch... waten müssen, weil man zu faul war sich rechtzeitig darum zu kümmern. Ich habe noch die langen Gesichter im Fachbereich mitbekommen, weil gerade die Jahrgangsbesten ihre Dozenten im Vertrauen gefragt haben ob sie eine richtige Universität empfehlen können wo man in Ruhe den Master machen kann. Damit waren natürlich die hochtrabenden Pläne, nur die Besten zum Master zuzulassen erstmal dahin. Man hat dann versucht mit Hochglanzflyern an anderen Universitäten zu werben, in der Hoffnung ein paar Idioten die sich nicht informieren zu übertölpeln. Aber ich schweife ab... der Blick zurück im Zorn...
In Antwort auf:Zettel: Aber diese Probleme werden ja nicht durch die sogenannte "Besetzung" von Hörsälen (also meist Hausfriedensbruch) und durch Demonstrationen gelöst. Das wissen natürlich auch die Organisatoren dieser Aktionen.
Hm, die an den Protesten Beteiligten erhoffen eine Lösung ihrer Probleme durch (hochschul-)politische Entscheidungen. Angesichts der geballten Aufmerksamkeit, die diese Aktionen im Medien- und Politikbetrieb finden, erscheint die gewählte Strategie goldrichtig. Oder welche -ähnlich wirkungsvolle- Alternative hätte es sonst gegeben?
Im Übrigen zeichnen Sie ein Bild, in dem ein paar linke Gruppierungen Proteste, deren Inhalt in der Studentenschaft auf beachtliche Resonanz stößt, organisieren, sich aber sonst im Hintergrund halten. Sie haben Recht, dass bei rechten Gruppierungen anders berichtet würde. Abgesehen von diesem Punkt habe ich noch nicht verstanden, wo Sie das Problem sehen. Gibt es z.B. Anhaltspunkte dafür, dass die vermutete Kaderlinie, Studenden "für den Sozialismus [...] empfänglich zu machen", verfängt?
In Antwort auf:Zettel: Aber diese Probleme werden ja nicht durch die sogenannte "Besetzung" von Hörsälen (also meist Hausfriedensbruch) und durch Demonstrationen gelöst. Das wissen natürlich auch die Organisatoren dieser Aktionen.
Hm, die an den Protesten Beteiligten erhoffen eine Lösung ihrer Probleme durch (hochschul-)politische Entscheidungen. Angesichts der geballten Aufmerksamkeit, die diese Aktionen im Medien- und Politikbetrieb finden, erscheint die gewählte Strategie goldrichtig. Oder welche -ähnlich wirkungsvolle- Alternative hätte es sonst gegeben?
Ich kritisiere, lieber Mirage, ja nicht legale Aktionen. Ich kritisiere Hausfriedensbruch. Gesetzesverstöße werden auch durch die Absicht, Aufmerksamkeit zu erregen, nicht gerechtfertigt.
Zitat von MirageIm Übrigen zeichnen Sie ein Bild, in dem ein paar linke Gruppierungen Proteste, deren Inhalt in der Studentenschaft auf beachtliche Resonanz stößt, organisieren, sich aber sonst im Hintergrund halten. Sie haben Recht, dass bei rechten Gruppierungen anders berichtet würde. Abgesehen von diesem Punkt habe ich noch nicht verstanden, wo Sie das Problem sehen.
Warum würde denn bei rechten Gruppen anders berichtet? Weil es zur Informationspflicht des Journalisten gehört, auch über die politischen Hintergründe solcher Aktionen zu berichten. Statt das wie im jetzigen Fall den Bloggern zu überlassen.
Es ist doch seltsam:
Überall sonst werden penibel die Interessen aufgedeckt, die angeblich oder tatsächlich hinter etwas stehen. Wenn jemand Forschungsmittel von der Industrie einwirbt, wird alsbald der Verdacht laut, daß er seine Daten in deren Interesse schönen würde. Wenn ein Abgeordneter Mitglied eines Verbands ist, wird unterstellt, daß er im Bundestag in dessen Auftrag tätig wird.
Wenn aber solche Aktionen stattfinden, dann scheint es niemanden zu interessieren, welche politischen Kräfte eigentlich dahinterstecken. Dann ist man gar naiv.
Zitat von MirageGibt es z.B. Anhaltspunkte dafür, dass die vermutete Kaderlinie, Studenden "für den Sozialismus [...] empfänglich zu machen", verfängt?
Ich habe keine Ahnung. Aber daß politische Gruppierungen ihre politischen Ziele verfolgen, ist ja naheliegend. Wieweit sie Erfolg haben, ist eine ganz andere Frage.
Zitat von Zettel Aber diese Probleme werden ja nicht durch die sogenannte "Besetzung" von Hörsälen (also meist Hausfriedensbruch) und durch Demonstrationen gelöst. Das wissen natürlich auch die Organisatoren dieser Aktionen.
Hm, die an den Protesten Beteiligten erhoffen eine Lösung ihrer Probleme durch (hochschul-)politische Entscheidungen. Angesichts der geballten Aufmerksamkeit, die diese Aktionen im Medien- und Politikbetrieb finden, erscheint die gewählte Strategie goldrichtig. Oder welche -ähnlich wirkungsvolle- Alternative hätte es sonst gegeben?
Ich kritisiere, lieber Mirage, ja nicht legale Aktionen. Ich kritisiere Hausfriedensbruch. Gesetzesverstöße werden auch durch die Absicht, Aufmerksamkeit zu erregen, nicht gerechtfertigt.
Zustimmung. In meiner obigen Passage adressierte ich -wertungsfrei- etwas anderes.
Ansonsten danke ich für die Klarstellung. Sicher wäre es wünschenswert, wenn auch über die politischen Hintergründe der Organisatoren berichtet würde.
Die Autorin Yvonne Globert berichtet: "Den festen Kern des Teams bilden etwa 20 Leute. Man könnte sie als Zentrale des Streiks bezeichnen". Allerdings lehnten sie es ab, so genannt zu werden. (Anmerkung: ).
Wer diese Leute sind und welchen Organisationen sie angehören, geht auch aus dem Bericht nicht hervor. Lediglich zwei Namen werden genannt, und nur bei einem ist die Organisation angegeben:
Zitat von FRSeit sich Oskar Stolz für bessere Bildung engagiert, ist er viel unterwegs: (...) Oskar ist seit Anfang an beim Bildungsstreik dabei. Weil er sich für linke Politik interessierte, schloss er sich beim G8-Gipfel in Heiligendamm dem Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverband (SDS) an.
Zu welcher Partei dieser SDS gehört, kann man in der Wikipedia nachlesen:
Zitat von WikipediaDie Linke. Sozialistisch-demokratischer Studierendenverband (DIE LINKE.SDS) ist ein bundesweiter Zusammenschluss sozialistischer Studierender. Die Linke.SDS ist anerkannter Studierendenverband der Partei Die Linke und ist als Arbeitsgemeinschaft mit Sonderstatus Bestandteil des Jugendverbandes Linksjugend ['solid] e.V.
Informativ ist auch dieser Artikel in der Studentenzeitung der HU "Unaufgefordert" vom 28. März. Dort heißt es über die Vorbereitung des ersten Teils des "Bildungsstreiks" im Juni:
Zitat von UnaufgefordertDamit der Beitrag möglichst gering für den Einzelnen ausfällt, sei man noch dabei, Mitstreiter und Mitstreiterinnen zu mobilisieren, so Anne-Kathrin Krug (25). Sie engagiert sich für die Hochschulgruppe Die Linke.SDS, die an den Planungen des Streiks maßgeblich beteiligt ist.
Es hat sich nichts geändert seit den Zeiten des Studentenverbands der DKP, des "MS Spartakus". Wo immer es etwas zu organisieren galt, wirkten die Kommunisten im Hintergrund.
Interessante Diskussion. Und m. E. haben beide Seiten recht. Im wesentlichen Eltov (und Gorgasal): Der größte Teil der Proteste entsteht halbwegs spontan, oder verbreitet sich "von selbst" wegen vorhandener Kontakte und entlang der dafür vorgesehenen Strukturen (also ASten und Dachorganisationen).
Trotzdem bleibt der von Zettel beschriebene harte Kern von Drahtziehern, von "Berufsdemonstranten", die über Jahre hinweg überall dabei sind und Studentenproteste organisieren, um sie für andere politische Zwecke zu nutzen.
Das heißt nicht, daß das Illuminaten-ähnliche Drahtzieher wären, die nach Plan bundesweit veranlassen, daß nächsten Dienstag das Audimax der Uni X besetzt wird. Immer wieder sieht man ja auch, daß die von diesen Aktivisten angekündigten Aktionen im Sande verlaufen.
Vielmehr nutzt der harte Kern vorhandene Unzufriedenheit, springt auf irgendwo angelaufene Entwicklungen auf und versucht sie zu lenken. Wobei "lenken" auch nicht direkt geht, dazu sind die Verhältnisse vor Ort meist zu amorph und die meisten Teilnehmer wehren sich gegen Lenkungsversuche, wo sie sie erkennen. Aber es gelingt meist zuverlässig, die eigentlichen Bildungsthemen mit irgendwelchen altbackenen Sozi-Parolen "anzureichern", oft zu überwuchern. Was dann meist dazu führt, daß viele Teilnehmer sich in den Protesten nicht mehr wiederfinden und die Protestwelle totläuft (eigentlich seit vielen Jahren das übliche Spiel).
Unterm Strich bleibt, daß die Drahtzieher (oder Trittbrettfahrer) die Proteste nicht wirklich führen, insbesondere auch nicht politisch wirksam (was bei den Bildungsthemen auch gar nicht beabsichtigt ist, die braucht man ja als Motivierungspotential).
Übrigens noch eine Anmerkung aus Sicht der Politik: Ein Hauptproblem der "Bildungsproteste" ist natürlich auch, daß es keine anerkannte Organisation gibt. Die Drahtzieher (wie im FR-Artikel) sind es nicht, der bunte Haufen der Unterstützer hat keine Struktur und keine Legitimation. Die "Forderungen" sind eine reine Addition von Einzelmeinungen, ohne Priorisierung, Realitätsorientierung und im Einzelfall auch widersprüchlich.
Es ist daher schon praktisch fast unmöglich, die Forderungen "der Studenten" zu erfüllen. Die Politik hat keine Ansprech- oder Verhandlungspartner im studentischen Bereich, es gibt bei den Protestierern auch keine echte Gesprächsbereitschaft.
Deswegen wird der Politik auch diesmal nur die übliche Reaktion bleiben: Man gibt den Protestierern offiziell recht, ignoriert sie aber ansonsten (und zwar parteiübergreifend).
Durchsetzen können ihre Interessen dann wieder die Gruppen (Professorenverbände, Gewerkschaften ...), die präzise Punkte benennen können, die auch in der Kompetenz der angesprochenen politischen Ebene liegen.
Zitat von R.A.Vielmehr nutzt der harte Kern vorhandene Unzufriedenheit, springt auf irgendwo angelaufene Entwicklungen auf und versucht sie zu lenken.
In der Terminologie der Kommunisten heißt das "sich an die Spitze der Bewegung setzen".
Ansonsten stimme ich Ihnen, lieber R.A., zu. Ich hatte das ja mit der Unterscheidung zwischen der taktischen und der strategischen Ebene zu fassen versucht.
Seit dieser Woche wird auch die Uni Erlangen "bestreikt". Ein Witz. :)
O-Ton von Studenten: Kaum Teilnehmer, trotz bildungspolitischer Forderungen (Gesamtschule, Studiengebühren, etc.) keine Teilnahme von Lehramtsstudenten, nur ein paar Politikwissenschaftler und Soziologen. Antwort einer Lehramtstudentin auf die Frage nach der fehlenden Beteiligung der Lehramtler: Sie wäre ja auch unzufrieden, aber die Forderungen (Gesamtschule) vertrügen sich nicht mit dem Lehramt. Sie sei wie alle Kommilitonen, die sie kenne, gegen die Gesamtschule und für eine Verbesserung des gegenwärtigen Systems. Und die restlichen Forderungen seien sowieso Unsinn. Ich könnte fast schwören, ich hätte den Aufschlag eines Unterkiefers auf den Erdboden gehört.
Andere Studentenkommentare zum Bildungsstreikplakat in der Nähe des Audimax aufgeschnappt: "Idioten", "Deppen", "Vollspacken", "Wollen die mich verarschen?"
Ich habe derweile gefrühstückt und die Kombination von oberster Forderung, unterster Forderung und Teilnahme von Studenten der Politikwissenschaft genossen.
Auf der Bildungsstreikhomepage wird hyperventilierend berichtet, das Audimax sei von 1000 Leute besetzt. Angesichts des anfänglichen Unterhaltungswerts und der Tatsache, daß manche Dozenten begeistert den ganzen Kurs hingeschickt haben, ist das glaubwürdig. Letztlich wird die Geschichte aber wieder an den Forderungen scheitern. Die sind bestenfalls nicht mehrheitsfähig, schlimmstenfalls idiotisch. Eine Zeitlang wird der Streik also ein buntes Happening und fröhliche Alternative zur langweiligen Lehrveranstaltung bleiben, dann implodiert er wie seine Vorgänger.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat von ZettelIn der Terminologie der Kommunisten heißt das "sich an die Spitze der Bewegung setzen".
Was sie nun auch nie schaffen. Es langt immer nur dazu, die Bewegung etwas abzulenken und dann gegen die Wand zu fahren.
In Erlangen dreht die "Bewegung" mit allen vier Rädern frei in der Luft und träumt vom Rennstart. Die kommen diesmal gar nicht erst bis zur Wand. Dafür sind die Forderungen zu kindisch. Damit kommt man ja nichtmal aus dem Straßengraben. Lustig finde ich die Unterstützung durch diverse Dozenten - deren Pflicht es gewesen wäre, den BA-Studienplan intelligent zu gestalten. Die protestieren im Grunde gegen sich selbst und hoffen, daß es niemand merkt. Wenn ich zuviel Zeit haben sollte, schaue ich vielleicht doch noch im Audimax vorbei. Der Unterhaltungswert darf nicht unterschätzt werden.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat von califax Andere Studentenkommentare zum Bildungsstreikplakat in der Nähe des Audimax aufgeschnappt: "Idioten", "Deppen", "Vollspacken", "Wollen die mich verarschen?"
Unten rechts am Plakat: V.i.S.d.P. Andie Gewehre, Hochstraße 17, NBG ...ähem, die haben echt einen an der Waffel!
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von califax Andere Studentenkommentare zum Bildungsstreikplakat in der Nähe des Audimax aufgeschnappt: "Idioten", "Deppen", "Vollspacken", "Wollen die mich verarschen?"
Unten rechts am Plakat: V.i.S.d.P. Andie Gewehre, Hochstraße 17, NBG ...ähem, die haben echt einen an der Waffel!
Laßt uns singen!
Eines Morgens In aller Frühe Bella ciao, Bella ciao, bella ciao, ciao, ciao ...
Also wegen mir kann das ruhig noch eine Weile dauern. Ich hab Spaß. :)
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat von califax Laßt uns singen! Eines Morgens In aller Frühe Bella ciao, Bella ciao, bella ciao, ciao, ciao
Ich hab das Lied schon immer gemocht, vor allem in der Version von 44 Leningrad.
Lustig finde ich, dass Andie Gewehre und Genossen garantiert niemals eine Flinte in die Hand nehmen würden ... aus Gewissensgründen
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Da kann man sich über die Arbeitsversion der Forderungen amüsieren. Merke: Erstmal protestieren und besetzen, dann kann man immer noch überlegen, wofür und wogegen!
Dabei werden echte Mißstände genannt, aber: Die Staatsregierung soll auf die Hochschulen einwirken... Jawoll!
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat von califaxLustig finde ich die Unterstützung durch diverse Dozenten - deren Pflicht es gewesen wäre, den BA-Studienplan intelligent zu gestalten. Die protestieren im Grunde gegen sich selbst und hoffen, daß es niemand merkt.
Das ist doch das Witzige: ALLE sind für die Studenten. Die Dozenten pflichten ihnen bei - daß der Staat zu wenig Geld gibt. Die Politiker pflichten ihnen bei - daß die Hochschulen die Studienpläne falsch gestalten.
Die Masse der Protestierer ist schlicht zu blöde, sich mit Fragen von Zuständigkeiten und Verantwortung auseinander zu setzen.
Und die Drahtzieher wollen das auch gar nicht, weil es ihnen ja um andere Ziele geht.
Und noch die Medien, die das alles als buntes Schauspiel darstellen, ohne über Hintergründe und Probleme zu berichten.
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