"So ist es wohl auch mit den Bewunderern Guttenbergs unter den Deutschen. Indizien versuchen sie zu ignorieren, der kognitiven Dissonanz auszuweichen (siehe Guttenbergs Glanz. Guttenbergs Fall. Glamour, Enttäuschung, kognitive Dissonanz; ZR vom 21. 2. 2011). Es fehlt ihnen die smoking gun, der zwingende, für jeden sichtbare Beweis."
Ob das wirklich so ist?
(.....) Im Gegenteil! Offensichtlich haben die neuen Vorwürfe gegen ihn dazu geführt, dass die Reihen noch fester geschlossen wurden. Bei den Unionsanhängern kann er sich so einer fast hundertprozentigen Zustimmung erfreuen. Aber Guttenberg wird grundsätzlich in allen Bevölkerungsschichten geschätzt sowie – und das ist bemerkenswert – auch von Anhängern anderer Parteien.(....)
(....)Nein, das sicherlich nicht, auch wenn sein Ansehen unseren Blitzumfragen zufolge bisher tatsächlich nicht gelitten hat. Wir erleben hier das Aufeinandertreffen zweier Welten. Da ist die akademische Welt, die für die Medien als Bezugspunkt wichtig ist. Und auf der anderen Seite die Welt des Normalbürgers, der dem Ehrenkodex, der in der Wissenschaft herrscht, nicht viel abgewinnen kann. Zwar glaubt man durchaus, dass er in seiner Doktorarbeit geschummelt hat, aber das gilt den Menschen in ihrer Mehrzahl nicht als bestrafenswerter Betrugsfall und somit als Rücktrittsgrund. Ein Ladendiebstahl würde wahrscheinlich anders beurteilt werden als der Diebstahl geistigen Eigentums. Bislang halten aber sogar auch die Höhergebildeten an ihm fest.(....)
(....)Welt Online: Gibt es überhaupt eine Gruppe, die sich kritisch mit dem Verteidigungsminister auseinandersetzt?
Richard Hilmer: Ja, und zwar die jüngeren Befragten im Alter zwischen 18 und 24, die mit der Problematik des Abkupferns von Arbeiten vielleicht häufiger konfrontiert werden und deren Ausbildungszeit oft noch nicht so lang zurückliegt. Dort sagen 60 Prozent: Was Guttenberg getan hat, geht über das Schummeln im üblichen Sinne hinaus und ist Betrug. (....)
John F. Kennedy ließ 1939 seine Abschlussarbeit an der Universität Harvard – eine Verteidigung der britischen Appeasement-Politik gegenüber Hitler – durch Mitarbeiter seines reichen Vaters recherchieren und später zu einem Buch umarbeiten. Man fühlt sich an die Werbung für Lucky Strike ohne Zusätze erinnert. "Wie Zeit ohne Druck", heißt es da etwa. Und wann kommt: "Wie Doktor ohne Arbeit"?
Aber was beweist das? Ist Schröder eine schlechte Ministerin? Guttenberg ein schlechter Minister? Ratzinger ein schlechter Papst? War Kennedy ein schlechter Präsident? Zwar ist die Antwort auf alle diese Fragen "Ja". Aber um festzustellen, ob das etwas mit den Umständen zu tun hat, unter denen sie ihre akademischen Würden erwarben, müsste man – das kann der Assistent der Frau Doktor Schröder bestätigen – ein viel größeres statistisches Sample haben.
Zitat von StefanieJohn F. Kennedy ließ 1939 seine Abschlussarbeit an der Universität Harvard – eine Verteidigung der britischen Appeasement-Politik gegenüber Hitler – durch Mitarbeiter seines reichen Vaters recherchieren und später zu einem Buch umarbeiten. Man fühlt sich an die Werbung für Lucky Strike ohne Zusätze erinnert. "Wie Zeit ohne Druck", heißt es da etwa. Und wann kommt: "Wie Doktor ohne Arbeit"?
Aber was beweist das? Ist Schröder eine schlechte Ministerin? Guttenberg ein schlechter Minister? Ratzinger ein schlechter Papst? War Kennedy ein schlechter Präsident? Zwar ist die Antwort auf alle diese Fragen "Ja". Aber um festzustellen, ob das etwas mit den Umständen zu tun hat, unter denen sie ihre akademischen Würden erwarben, müsste man – das kann der Assistent der Frau Doktor Schröder bestätigen – ein viel größeres statistisches Sample haben.
Niemand von denen, die da zitiert werden, hat bewußt plagiiert und das dann auf dreiste Art geleugnet.
Liebe Stefanie, aus meiner Sicht ist dies schon eine Stunde der Wahrheit.
Ich verstehe ja, daß die Union in der Bredouille ist, und ich bedaure das sehr. Er ist ja Minister in der von mir gewünschten Regierung. Mir hat es heute Nachmittag auch gar nicht gefallen, daß Leute wie Krista Sager und Trittin es waren, die Klartext geredet haben. Leute, denen ich sonst selten zustimme.
Aber hier geht es um die Wahrheit, um menschlichen Anstand. Und langfristig wird sich auch für die Regierung die jetzige Taktik nicht auszahlen. Der Mann ist erledigt, so oder so. Je mehr sich die Reierung mit ihm identifiziert, umso mehr färbt seine Scharlatanerie auf sie ab.
Zitat von Zettel Der Mann ist erledigt, so oder so. Je mehr sich die Reierung mit ihm identifiziert, umso mehr färbt seine Scharlatanerie auf sie ab.
Lieber Zettel,
wie kommen Sie drauf, dass der Mann erledigt sei? Fast 100% der CDU Anhänger "stehen" laut dem Welt Artikel "hinter ihm". Die Mehrheit der Bevölkerung findet zu Guttenberg nach dem Welt Artikel immer noch sympathisch. Das ist das Gegenteil von erledigt, vielleicht angeschlagen, aber so manch ein Politiker würde sich freuen, so "angeschlagene" Werte zu erhalten wie zu Guttenberg.
Die Sache ist durch, sollte nichts weiteres auftreten.
Mit dem anderen haben Sie recht. Aber zu Guttenberg ist alles andere als erledigt.
Nachtrag: mir ging es bei dem zweiten Welt Zitat darum, dass Posener deutlich zu verstehen gab, dass er einen Doktortitel nicht mit Kompetenz verbindet, weil es zu viele Fälle gab, in denen es nicht so verdienstvoll ablief. Und ich schrieb es schon an anderer Stelle, es ist nicht nur eine causa zu Guttenberg, es ist eine der Wissenschaft insgesamt, weil die Vergabe der Bestnote erhebliche Zweifel am Bewertungssystems insgesamt aufkommen lässt und damit grundsätzlich an der Qualität der Wissenschaft. Sie sagten, man dürfe nicht von einem auf den anderen schließen. Die Leute werden das aber tun. Ebenso wie sie in der Sache zu Guttenberg nicht Ihre Auffassung teilen, werden sie es auch nicht in Bezug auf die Wissenschaft insgesamt tun. Und die Aberkennung des Doktortitels oder ein Rücktritt, werden daran gar nichts ändern.
sie fragen, wie er Änderungen (andere Jahreszahlen, lateinische Redewendungen etc.) in der Arbeit erklären will, wenn er angeblich nur die Anführungszeichen vergessen hat?
Die Antwort ist relativ einfach (wobei ich nicht sagen will, dass es in diesem Fall so war): Er hat die Anführungszeichen vergessen und das Kapitel später (eventuell nach mehreren Monaten) noch einmal gelesen und dabei gemerkt, dass er in diesem Text noch ein paar Daten korrigieren muss oder das diese oder jene Wendung im Lateinischen besser klingen würde. Kurz gesagt er hat später, nach dem er die Anführungszeichen vergessen hat, einfach gedacht (oder eventuell ein Bekannter der sie Korrektur gelesen hat und von der vergessenen Zitierweise nichts wusste), dies ist sein Text und in diesem eben Fehler ausgebügelt und ihn "schnittiger" gemacht hat.
Wie gesagt, dass ist nur eine Erklärung. Ob es wirklich so war weiß ich nicht.
Zitat von NepumukDie Antwort ist relativ einfach (wobei ich nicht sagen will, dass es in diesem Fall so war): Er hat die Anführungszeichen vergessen und das Kapitel später (eventuell nach mehreren Monaten) noch einmal gelesen und dabei gemerkt, dass er in diesem Text noch ein paar Daten korrigieren muss oder das diese oder jene Wendung im Lateinischen besser klingen würde. Kurz gesagt er hat später, nach dem er die Anführungszeichen vergessen hat, einfach gedacht (oder eventuell ein Bekannter der sie Korrektur gelesen hat und von der vergessenen Zitierweise nichts wusste), dies ist sein Text und in diesem eben Fehler ausgebügelt und ihn "schnittiger" gemacht hat.
Das habe ich, lieber Nepumuk, schon in dem anderen Thread Florian geantwortet: Ein Zitat stellt man in einen Kontext. Wer ein Zitat einfach in den Text montiert und dann auch noch die Anführungszeichen "vergißt", der wollte plagiieren. Herzlich, Zettel
Zitat Wie kommt es, daß dieser Mann, der so dreist lügt, derart beliebt werden konnte? Die Antwort könnte trivial sein. Es war der Tartuffe-Effekt.
Das wäre allerdings die Antwort auf die Frage, warum er immer noch so beliebt ist, obwohl die Vorwürfe bekannt und verstanden sind.
Warum er beliebt wurde: weil er anders als die anderen und der letzte Trumpf von CDU/CSU ist, nachdem alles, was irgendwie noch etwas Profil hatte, von Bord gegangen ist, Peter Müller packt gerade seine letzten Sachen ein. Und weil kein Mensch eine Kanzlerin Roth oder einen Kanzler Gabriel braucht. Bei der Vorstellung zucken selbst SPD und Grüne Wähler zusammen.
Zitat Orgon, der Hausherr, ist von Tartuffe derart überzeugt, daß er ihm sein Haus überschreibt, so daß Tartuffe ihn ruinieren kann. Nur ein Eingreifen des Königs - Molières Reverenz an seinen König Ludwig XIV - rettet am Ende Tartuffe.
Der König rettet Orgon (nicht Tartuffe), das Volk rettet Guttenberg.
Zitat Der Erfolg jedes Scharlatans liegt just daran, daß er als ein Ehrenmann wirkt. Heute vor dem Bundestag hat Guttenberg versucht, diese Rolle durchzuhalten. Es wirkte wie eine Parodie.
Das ist jetzt völlig unerheblich, die Meinungsbildung ist abgeschlossen. Er hat gemogelt, er hat sich entschuldigt, er nutzt den Doktortitel nicht mehr, er wird ihn voraussichtlich aberkannt bekommen. Dem gemeinen deutschen Volk hängt die Debatte zum Hals raus, alles was jetzt kommt wird als Kampagne gewertet und wird sich negativ für die Compañeros auswirken. Auch die besten Argumente werden nicht mehr wahrgenommen, im Gegenteil, die Guttenberg-Groupies werden sie als persönliche Angriffe werten, denn sie sind ja nicht blöd.
Wenn man dabei noch so auftritt, wie Jürgen Trittin, braucht man sich nicht zu wundern, dass sich ein Schutzwall um Guttenberg bildet.
Zitat John F. Kennedy ließ 1939 seine Abschlussarbeit an der Universität Harvard – eine Verteidigung der britischen Appeasement-Politik gegenüber Hitler – durch Mitarbeiter seines reichen Vaters recherchieren und später zu einem Buch umarbeiten. Man fühlt sich an die Werbung für Lucky Strike ohne Zusätze erinnert. "Wie Zeit ohne Druck", heißt es da etwa. Und wann kommt: "Wie Doktor ohne Arbeit"?
Aber was beweist das? Ist Schröder eine schlechte Ministerin? Guttenberg ein schlechter Minister? Ratzinger ein schlechter Papst? War Kennedy ein schlechter Präsident? Zwar ist die Antwort auf alle diese Fragen "Ja". Aber um festzustellen, ob das etwas mit den Umständen zu tun hat, unter denen sie ihre akademischen Würden erwarben, müsste man – das kann der Assistent der Frau Doktor Schröder bestätigen – ein viel größeres statistisches Sample haben.
Der "Journalist" Alan Posener in a nut shell. Da ist mir jeder geklaute, verfälschte, verbogene Gedanke lieber als das Denken und die Methoden des Herrn P. im Orginal.
Was Frau Sager angeht: Das ist wieder die Anmaßung der "gewendeten" KbW-Kader. Was mag es da wohl für "wissenschaftlich sauber gearbeitete" Studien von ihr geben?
Ich teile die Empörung über Guttenberg, und ich finde es auch bezeichnend für die Merkel´sche Postdemokratie, dass er sich nach all den Dingen, die inzwischen über ihn bekannt sind, immer noch im Amt halten kann. Er verdient jede Kritik, aber muss sie wirklich von Gysi, Sager, Roth kommen?
Zitat von notquiteDer "Journalist" Alan Posener in a nut shell. Da ist mir jeder geklaute, verfälschte, verbogene Gedanke lieber als das Denken und die Methoden des Herrn P. im Orginal.
Das steht wieder auf einem anderen Blatt. Was ist das alles irgend wie ... elendig.
Ich wage mal eine nicht allzu kühne Behauptung: Hätte bei der Fragestunde jemand auch nur Teile von Zettels Artikeln zitiert, hätte Gutenberg nichts mehr retten können!
Zitat von C.Der König rettet Orgon (nicht Tartuffe)
Danke. Ist korrigiert.
Zitat Wenn man dabei noch so auftritt, wie Jürgen Trittin, braucht man sich nicht zu wundern, dass sich ein Schutzwall um Guttenberg bildet.
Ja, das war ziemlich widerlich; wie auch einige andere Auftritte aus der Opposition.
Aber auf der anderen Seite war es nicht anders. Die geheuchelte Empörung des Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe (wie heißt der Mann?) war keinen Deut besser.
Mir scheint, dear C., daß es sich hier nicht along party lines sortiert. Anständige gibt es auf beiden Seiten, nicht Anständige auch.
John F. Kennedy ließ 1939 seine Abschlussarbeit an der Universität Harvard – eine Verteidigung der britischen Appeasement-Politik gegenüber Hitler – durch Mitarbeiter seines reichen Vaters recherchieren und später zu einem Buch umarbeiten. Man fühlt sich an die Werbung für Lucky Strike ohne Zusätze erinnert. "Wie Zeit ohne Druck", heißt es da etwa. Und wann kommt: "Wie Doktor ohne Arbeit"?
Aber was beweist das? Ist Schröder eine schlechte Ministerin? Guttenberg ein schlechter Minister? Ratzinger ein schlechter Papst? War Kennedy ein schlechter Präsident? Zwar ist die Antwort auf alle diese Fragen "Ja". Aber um festzustellen, ob das etwas mit den Umständen zu tun hat, unter denen sie ihre akademischen Würden erwarben, müsste man – das kann der Assistent der Frau Doktor Schröder bestätigen – ein viel größeres statistisches Sample haben.
Zitat:Aber auf der anderen Seite war es nicht anders. Die geheuchelte Empörung des Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe (wie heißt der Mann?) war keinen Deut besser.
Es ging mir lediglich um eine küchenpsychologische Erklärung, warum Guttenberg statt an Sympathie zu verlieren, eher noch dazugewinnt. Und angesichts der erschreckenden Meldungen aus Libyen mit nicht absehbaren Auswirkungen wirkt das Schauspiel im Deutschen Bundestag bizarr.
Zitat von ZettelSo ist es wohl auch mit den Bewunderern Guttenbergs unter den Deutschen. Indizien versuchen sie zu ignorieren, der kognitiven Dissonanz auszuweichen ...
Kommt mir vor wie ein gewisser Blogbetreiber mit Merkel ...
Zitat von ZettelAber hier geht es um die Wahrheit, um menschlichen Anstand. Und langfristig wird sich auch für die Regierung die jetzige Taktik nicht auszahlen. Der Mann ist erledigt, so oder so. Je mehr sich die Reierung mit ihm identifiziert, umso mehr färbt seine Scharlatanerie auf sie ab.
Nach Ansicht der Fakten dachte ich, daß an der Situation nichts mehr zu retten sein würde. Aber wenn ich mir angucke, welche verbalen Verrenkungen nun viele Politiker unserer Regierung unternehmen und sich gegenseitig dafür beklatschen, ist das zwar ein bizarres Schauspiel, aber ich kann mir gut vorstellen, daß es in der Bevölkerung teilweise ähnliche Effekte gibt: Man ist bereit, solches Fehlverhalten runterzuspielen und hinzunehmen, bloß weil er zu den eigenen Leuten gehört.
Dann gibt es noch andere Punkte, die dafür sprechen, daß die Stimmung sich nicht sehr verändern wird:
1. Generelle Empörtheit: Es ist ganz egal, was passiert, es wird immer mindestens der Weltuntergang an die Wand gemalt. Kleine Brötchen backt doch niemand mehr. So haben wir gerade erst wieder erlebt, wie der "Skandal" rund ums Dioxin aufgeblasen wurde. So geht das doch laufend; die Liste der Beispiele ist schier endlos. Und da die meisten Leute sich nicht bei jeder neuen Sau, die durchs Dorf getrieben wird, die Sache genau angucken, ist zunächst einmal die Annahme plausibel, daß wieder nur eine Mücke zum Elefanten gemacht werden soll. Oder anders formuliert: Weil die Opposition insbesondere auch gegen zu Guttenberg schon so manchen Angriff ohne Substanz gefahren hat, glaubt ihr niemand mehr, wenn sie schließlich wirklich etwas gefunden und ernstzunehmende Kritik vorzubringen hat.
2. Das Ansehen der Politik: Hunderte Milliarden werden verschoben ohne jede Erklärung, Verträge gebrochen, keinerlei Argumente geliefert ("alternativlos"), die Bürger müssen Unsummen abdrücken für den Solarunfug, Wahlversprechen kann man sich regelmäßig hinterher komplett in die Haare schmieren, es wird immer nur die Verschuldung erhöht, zusätzliche Bürokratie wird erfunden, es werden neue Versorgungsposten geschaffen, echte Reformen gibt es gar nicht usw. usf., aber nun soll man sich darüber aufregen, daß ein Politiker bei seiner Doktorarbeit "geschummelt" hat - zumal "die Politiker" sowieso ständig das Gegenteil von dem machen, was sie sagen, und es hier auch noch den einzigen trifft, der überhaupt etwas auf die Reihe bekommt (Aussetzung der Wehrpflicht)? Mit anderen Worten: In einem ehrlichen und angesehenen Umfeld fiele ein schwarzes Schaf auf, aber nicht in einer Herde nur aus solchen. Das ist alles relativ.
Viele Menschen werden so ähnlich denken, vermute ich. Außerdem haben andere Politiker noch ganz andere Leichen im Keller, ohne daß das ihr Ende gewesen wäre, so daß ich inzwischen nicht mehr glaube, daß wir einen neuen Verteidigungsminister bekommen werden. Einzig die Chance, einmal Kanzler zu werden, hat sich für ihn erledigt.
Wenn ich mich nicht sowieso schon längst entschieden hätte, dieser Regierung keinesfalls noch einmal meine Stimme zu geben, dann wären diese Beifallsstürme, die es heute bei der Verteidigung seiner Lügen gegeben hat, sicher ein guter Grund dafür gewesen. Einfach ekelhaft.
Es gibt erdrückende Beweise dafür, daß die Plagiate nicht versehentlich zustandegekommen sein können. Man kann Anführungszeichen vergessen; aber wie will Guttenberg erklären, daß die Zitate systematisch verändert wurden? Wie will er erklären, daß er eine Jahreszahl in einem fremden Text durch eine andere ersetzt hat, damit sie zum Abgabetermin seiner Arbeit paßte? Wie will er alle die anderen Veränderungen in den Textpassagen erklären, die er vorgeblich nur hatte zitieren wollen?
Ganz einfach, man kopiert das Zitat in die Arbeit, vergisst das zitieren und irgendwann später ändert man den Text, wie man es immer malmacht, wenn man eine Arbeit überarbeitet.
Ich kann schon verstehen, dass jemand, der sein ganzes Leben im Elfenbeinturm Universität verbracht hat, nicht kapiert, dass es für andere (d.h. Guttenberg selbst und u.a. die 250.000 auf Facebook,die gegen dieseKampagne sind) nicht das wichtigste auf der Welt ist, ob ein paar Anführungszeichen richtig gesetzt sind.
Frage Zettel: "Mal die Arbeitswelt auserhalb der Uni gesehen?"
Zitat von RexCramerEinzig die Chance, einmal Kanzler zu werden, hat sich für ihn erledigt.
Nö, nicht durch die Diss-Affäre, sollte da nichts mehr kommen. Und selbst wenn er zurück treten würde, er ginge dann für ein Weilchen nach Brüssel und dann mit etwas Abstand käme er wie Phönix aus der Asche wieder. Sollte er künftig nicht über irgend etwas stolpern, wird er auch sicher irgend wo mal einen Ehrendoktor bekommen. Und je weiter sich das Personal Tableau bei der CDU verdünnt, um so wahrscheinlicher ist es, dass er weiter der Star der Union bleibt.
So ist das in diesem Lande.
Ist zwar was OT, passt aber irgendwie. Die FDP, welche den Gesundheitsminister stellt, bietet zur Mitgliederbindung günstige DKV-Tarife an:
Tja, und selbst wenn die SPD, die Grünen, Die SED und die ganzen Frustrierten hier sich auf den Boden werfen, die Luft anhalten und wie wild mit den Beinchen strampeln, Guttenberg wird nicht zurücktreten und seine Popularität wird nicht leiden.
Zitat von neoliberalerGanz einfach, man kopiert das Zitat in die Arbeit, vergisst das zitieren und irgendwann später ändert man den Text, wie man es immer malmacht, wenn man eine Arbeit überarbeitet.
"Das" Zitat? Gut, einmal kann so etwas passieren. Aber hunderte Male? Auf mehr als jeder zweiten Seite der Dissertation? Meinen Sie das ernst?
Zitat von neoliberalerIch kann schon verstehen, dass jemand, der sein ganzes Leben im Elfenbeinturm Universität verbracht hat, nicht kapiert, dass es für andere (d.h. Guttenberg selbst und u.a. die 250.000 auf Facebook,die gegen dieseKampagne sind) nicht das wichtigste auf der Welt ist, ob ein paar Anführungszeichen richtig gesetzt sind.
Frage Zettel: "Mal die Arbeitswelt auserhalb der Uni gesehen?"
Ich bin seit einigen Jahren in der Arbeitswelt außerhalb der Uni. Und ich finde zu Guttenbergs Benehmen unter aller Sau. Ich stelle mir gerade vor, wie es hier im Betrieb ankäme, wenn ich gute Ideen von Kollegen im großen Stil als meine eigenen ausgeben würde ("da habe ich wohl vergessen darauf hinzuweisen, dass die Idee von Kollege X und jene von Praktikant Y und selbige von Chef Z stammt, naja, ich bin halt überarbeitet"). Fänden Sie das in Ordnung?
-- Margot Käßmann erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. - Der Spiegel, nicht am 1. April
Zitat von Zettel Aber auf der anderen Seite war es nicht anders. Die geheuchelte Empörung des Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe (wie heißt der Mann?) war keinen Deut besser.
Zitat von Zettel Aber auf der anderen Seite war es nicht anders. Die geheuchelte Empörung des Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe (wie heißt der Mann?) war keinen Deut besser.
Zu Guttenberg ist nicht nur die Ausnahme unter den christdemokratischen Politikern, weil er nicht feige ist. Er hat auch davon profitiert, dass sich die ehemals schweigende Mehrheit zu artikulieren gelernt hat. Bild-Chef Kai Dieckmann war der erste unter den maßgeblichen Journalisten unseres Landes, der erkannte, dass die Causa Guttenberg eine ähnliche Diskrepanz zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung hervorbrachte, wie der Fall Sarazzin. Bild reagierte promt und verwies auf die Pro-Guttenberg- Plattform im Internet, die innerhalb weniger Tage hunderttausende Unterstützer des Verteidigungsministers vereinte. Im Anbetracht der Zustimmungsraten für zu Guttenberg in allen Umfragen, wirkte es einigermaßen grotesk, wenn seine Kritiker in der Bundestags- Debatte ausgerechnet auf die Menschen im Lande verwiesen, um ihren Angriffen mehr Substanz zu geben. Die Realitätsverweigerung, die dabei offenbar wurde, illustriert, wie sehr der politisch-mediale Komplex auf sich selbst bezogen ist. Wahrlich, die Zeiten haben sich geändert. Wie leicht war es noch, einen Philipp Jenninger mit falschen Anschuldigungen zu Fall zu bringen, oder einen Steffen Heitmann zur Aufgabe zu bewegen. Das Wahlvolk zeigt heutzutage, dass es sich durchaus eine eigene Meinung zu bilden gewillt und in der Lage ist. Die Möchtegern- Meinungsmacher sollten lieber die Signale hören und sich darauf besinnen, dass eigentlich Nachrichten übermitteln ihr Job ist.
Ähnliches tun m.W. auch andere politische Parteien mit anderen Partnern. Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst werden auch in vielen Versicherungen günstiger eingestuft. — Vielleicht gibt es auch Ermäßigungen oder Rabatte für ADAC-Mitglieder?
Von Seiten der Versicherungen ist es Preisdiskriminierung und die ist in einer Marktwirtschaft nun mal üblich. Ich glaube nicht, dass sich durch Röslers Amtsführung irgend etwas an den Tarifen für FDP-Mitglieder ändert ;-)
Zitat von stefanolixÄhnliches tun m.W. auch andere politische Parteien mit anderen Partnern.
Mag sein, dass die das machen. Ich würde aber die Finger davon lassen, um mich ja nie in die Situation bringen zu lassen, hier mit jemandem zu klüngeln und eine Partei, die gerade den Gesundheitsminister stellt, sollte da erst recht die Fingerchen von lassen.
Zitat von stefanolix Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst werden auch in vielen Versicherungen günstiger eingestuft. — Vielleicht gibt es auch Ermäßigungen oder Rabatte für ADAC-Mitglieder?
Ja, das ist so. Nicht nur Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes. Das sind aber Angebote aller Versicherer an bestimmte Personengruppen, bei denen Risiken geringer eingeschätzt werden. Diese Rabatte für alle möglichen Clubs werden gewährt, weil man sich über die Masse Umsatz verspricht. Völlig legitim.
Zitat von stefanolixVon Seiten der Versicherungen ist es Preisdiskriminierung und die ist in einer Marktwirtschaft nun mal üblich. Ich glaube nicht, dass sich durch Röslers Amtsführung irgend etwas an den Tarifen für FDP-Mitglieder ändert ;-)
Also ein Minister, dem weite Teile der Bevölkerung unterstellen, private Krankenkassen zu protegieren, sollte eigentlich ein Interesse haben, dass nicht seine Partei mit einem solchen Versicherer einen Sondertarif aushandelt. Der könnte mal in Erklärungsnot kommen, wenn er aus irgendwelchen Gründen einem Anliegen eines Lobbisten eben der DKV nachkommt.
Zitat von Stefanie(…) Im Anbetracht der Zustimmungsraten für zu Guttenberg in allen Umfragen, wirkte es einigermaßen grotesk, wenn seine Kritiker in der Bundestags- Debatte ausgerechnet auf die Menschen im Lande verwiesen, um ihren Angriffen mehr Substanz zu geben. Die Realitätsverweigerung, die dabei offenbar wurde, illustriert, wie sehr der politisch-mediale Komplex auf sich selbst bezogen ist. Wahrlich, die Zeiten haben sich geändert. Wie leicht war es noch, einen Philipp Jenninger mit falschen Anschuldigungen zu Fall zu bringen, oder einen Steffen Heitmann zur Aufgabe zu bewegen.
Ich wohne in Steffen Heitmanns Wahlkreis. Ich möchte ohne jegliche persönliche Abwertung sagen, dass er rein aus rhetorischer und kommunikativer Sicht kein geeigneter Kandidat für ein hohes Amt auf Bundesebene war. Er hat hier in Dresden die Ämter ausgefüllt, die ihm übertragen wurden (sein Ausscheiden aus dem Amt war allerdings umstritten). Aber auf Bundesebene konnte ihn sich hier kaum jemand vorstellen. Meines Erachtens nach ist er als Symbolfigur in einen »Wahlkampf« geschickt worden, in dem er nur verlieren konnte.
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