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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 96 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Blub ( gelöscht )
Beiträge:

27.02.2011 14:25
#26 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Darf ich raten? Lepsius verwendet den Begriff Betrug im umgangssprachlichen und nicht im strafrechtlichen Sinne... immerhin gibt er hier ein Interview und nicht ein Rechtsgutachten ab.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.02.2011 14:30
#27 RE: Zitat des Tages: Lepsius über Guttenberg Antworten

Zitat von Gansguoter
Nein, so traurig es ist: Auf allen Ebenen ist es Aufgabe des Gutachters, auf Pfusch zu achten, als Lehrer in der Unterstufe bei Hausaufgaben, als Lehrer in der Mittelstufe bei Referaten, in der Oberstufe bei Facharbeiten, der Assistent bei Proseminararbeiten, der Professor bei Staatsarbeiten und Dissertationen. Das ist die Aufgabe.

Es ist nun mal ein Unterschied, lieber Gansguoter, ob man unterrichtet oder ob man gemeinsam wissenschaftlich arbeitet.

Ich habe das schon einmal erwähnt, daß ich bei Klausuren meiner Studenten mit ziemlich viel Aufwand jeden Betrug verhindert habe. Ich galt da als ziemlich erbarmungslos. Die Klausuren wurden im Audimax geschrieben. Jede zweite Sitzreihe blieb frei. Zwischen zwei Banknachbarn waren zwei leere Sitze. Es gab verschiedene Versionen der Klausur, und niemand wußte, welche Version der andere hatte. Meine Mitarbeiter patroullierten zwischen den Sitzreihen und waren beauftragt, jeden Kandidaten, bei dem ein Spickzettel oder sonst etwas Unerlaubtes entdeckt worden war, sofort aus der Klausur auszuschließen. Für Notizen gab es numerierte Bögen, die zusammen mit der Klausur komplett wieder abgeliefert werden mußten. Wer irgendwelches anderes Papier benutzte, hatte automatisch nicht bestanden.

Ich habe das gemacht, weil ich zugleich den Studenten gesagt habe: Ich versuche zu verhindern, daß Sie betrügen. Wenn es Ihnen dennoch gelingt, dann herzlichen Glückwunsch. Ich nehme das niemandem persönlich übel, nur muß er es sich im Klaren sein, daß ihn das möglicherweise ein Semster kostet.

So ist es, wenn man unterrichtet. Aber die Betreuung einer Dissertation ist kein Unterrichten, sondern es ist gemeinsame wissenschaftliche Arbeit. Die Dissertationen bei mir waren immer in unsere Forschungsprojekte eingebunden; die Doktoranden hatten überwiegend Stellen, die von der DFG finanziert wurden.

Wenn ich so jemandem mißtraut hätte, dann hätte ich ihn gar nicht einstellen, seine Arbeit gar nicht betreuen können. (Es gab ein einziges Mal einen Fall, wo ich Zweifel hatte. Der Vertrag lief aber ohnehin aus, und ich habe ihn dann nicht verlängert).

Wenn jemand bei einer naturwissenschaftlichen Dissertation betrügen will, dann baut er nicht Plagiate in seine Arbeit ein, sondern dann fälscht er die Daten, so daß seine Hypothesen sich "bestätigen". Ich habe das schon geschrieben - es ist völlig ausgeschlossen, daß´ich das überprüfe. Jemand kann eine Datei nehmen und Daten manipulieren; wie will ich das ermitteln?

Also da wäre es absurd, wenn ich mich als Kriminalist aufspielen wollte. Wissenschaftliche Arbeit braucht gegenseitiges Vertrauen. Wer es verletzt, der hat damit seinen Charakter offenbart, und man ärgert sich, ihm vertraut zu haben. Aber Prävention ist ausgeschlossen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.02.2011 14:32
#28 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Zitat von Blub
Darf ich raten? Lepsius verwendet den Begriff Betrug im umgangssprachlichen und nicht im strafrechtlichen Sinne... immerhin gibt er hier ein Interview und nicht ein Rechtsgutachten ab.

Hm, aber wenn ein Jurist einen juristischen Begriff verwendet, muß man dann nicht voraussetzen, daß er ihn auch im juristischen Sinn verwendet?

Blub ( gelöscht )
Beiträge:

27.02.2011 14:32
#29 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Wobei mich an dieser Diskussion immer wundert, dass die Leute den Wortlaut von Hunderten von Texten (u.a. Zeitungsartikel) und gesamten Büchern kennen sollen? Wie geht das?

Würde ich es als regelmäßiger Leser erkennen, wenn ein anderes Blog von Zettel Textstellen übernehmen würde? Nun, in den wenigsten Fällen am Wortlaut...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.02.2011 14:36
#30 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Zitat von Blub

Wobei mich an dieser Diskussion immer wundert, dass die Leute den Wortlaut von Hunderten von Texten (u.a. Zeitungsartikel) und gesamten Büchern kennen sollen? Wie geht das?

Würde ich es als regelmäßiger Leser erkennen, wenn ein anderes Blog von Zettel Textstellen übernehmen würde? Nun, in den wenigsten Fällen am Wortlaut...

Aber vermutlich am gehäuften Semikolon; und am "nachgerade".

Herzlich, Zettel

C. Offline




Beiträge: 2.639

27.02.2011 14:36
#31 RE: Zitat des Tages: Lepsius über Guttenberg Antworten

Zitat von Zettel
Die Bundesrepublik, die nicht in der Lage ist, sich eines betrügerischen Ministers zu entledigen, gibt sich international der Lächerlichkeit preis.

Wie wird dieser Mann eigentlich künftig auf Treffen mit seinen Ministerkollegen dastehen? Was wird wohl auf internationalen Konferenzen getuschelt, welche Witze werden über den Leutnant Dr. von Müller gerissen werden, der jetzt nur noch der Leutnant von Müller ist?



Ich erlaube mir die Prognose, dass Herr Guttenberg im Laufe der nächsten Woche zurücktreten wird mit der Begründung weiteren Schaden für seine Familie, die Partei und Deutschland abzuwenden. Zum Glück habe ich meinen Vorschlag zur Kabinettsumbildung noch nicht gelöscht.

Mit dem Betrugsvorwurf wäre ich zurückhaltend, auch wenn er von Professoren kommt und Herr Guttenberg auf Klage verzichtet. Thilo Sarrazin hätte weitaus mehr Grund Klagen einzureichen und tut es auch nicht. Eventuell könnte man Herrn Guttenberg wegen unerlaubten Führens eines akademischen Titels verklagen, da die Arbeit als nicht eingereicht gewertet wurde


Völlig unabhängig davon bin ich der Meinung, dass der Doktortitel beim bisherigen Ansehen national und international keine Rolle gespielt hat. allerdings spielt Zuverlässigkeit eine Rolle. Herr Guttenberg hat keinen guten Ruf mehr zu verlieren, das ist bereits erfolgt. Allerdings werden Angela Merkel und die CDU/CSU in Probleme geraten, von denen sie jetzt noch nichts ahnen. (oder vielleicht doch ahnen und deswegen sich an Herrn Guttenberg festklammern.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

27.02.2011 14:40
#32 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Zitat von Spiegel
Entweder die Herren Professoren hatten, wie so viele ihrer Kollegen mit Erreichen des Beamtenstatus, seit Jahren aufgehört, wissenschaftlich zu arbeiten, und hatten deshalb nicht den blassesten Dunst über das Wissensgebiet ihres Doktoranden. Wie sonst könnte ihnen schon in der Einleitung das Auftauchen eines Artikels der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" entgangen sein


Bitteschön?? Der besagte Artikel stand meines Wissens 1997 in der FAZ, fast ein Jahrzehnt, bevor zu Guttenberg sein Machwerk einreichte. Soll ich als Professor den Wortlaut eines FAZ-Artikels von vor zehn Jahren dermaßen parat haben, dass er mir einfällt, wenn ich ihn im Plagiat lese?

--
Margot Käßmann erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. - Der Spiegel, nicht am 1. April

C. Offline




Beiträge: 2.639

27.02.2011 14:40
#33 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Blub
Darf ich raten? Lepsius verwendet den Begriff Betrug im umgangssprachlichen und nicht im strafrechtlichen Sinne... immerhin gibt er hier ein Interview und nicht ein Rechtsgutachten ab.

Hm, aber wenn ein Jurist einen juristischen Begriff verwendet, muß man dann nicht voraussetzen, daß er ihn auch im juristischen Sinn verwendet?




Er müsste von Verdacht sprechen, bei Straftaten gilt bis zur rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Stefanie Offline



Beiträge: 606

27.02.2011 14:48
#34 RE: Zitat des Tages: Lepsius über Guttenberg Antworten

Zitat von C.

Ich erlaube mir die Prognose, dass Herr Guttenberg im Laufe der nächsten Woche zurücktreten wird mit der Begründung weiteren Schaden für seine Familie, die Partei und Deutschland abzuwenden. Zum Glück habe ich meinen Vorschlag zur Kabinettsumbildung noch nicht gelöscht.



Wenn er das geschickt macht, kann er daraus sogar richtig Gewinn ziehen. Wenn er sagt, ich trete zurück, weil die anhalten Angriffe auf mich es verhindern, dass ich meiner Arbeit nachkomme und dies ist zu wichtig, als ich dann nicht lieber den Weg frei mache, wird er der Held sein bei weiten Teilen der Bevölkerung. Dann kann er fünf Jahre was anderes machen - sei es Brüssel sei es anderes - weiterhin in der Partei aktiv sein und dann als Kanzlerkandidat zurück kommen. Ich denke, für einen späteren Erfolg, wäre es sogar der beste Weg, weil er so vermitteln kann, ich klebe nicht und die Erledigung der Aufgaben sind wichtiger als meine Person. Es würde nicht die Doktorarbeit an ihm kleben bleiben, sondern der Rückzug als Unterordnung seiner persönlichen Interessen.

Ich ging ja recht lange davon aus, dass er nicht zurück treten wird und überlegte, ob es taktisch für ihn klüger wäre es zu tun mit Blick auf seine politische Zukunft und dachte, deshalb würde ich es machen. Jetzt wird doch so hartnäckig weiter agiert, dass ich nicht mehr ausschließe, das er zurück treten wird und wegen des Nachkarrens der Opposition, wird diese nicht als Sieger aus der Sache hervorgehen.

Ferner wird der Bevölkerung im Kopf bleiben, zu Guttenberg ging, aber für die Gutachter hatte es null Konsequenzen, denn ich bin mir ganz sicher, das wird alles so in Bayreuth behandelt werden, dass letztlich bei raus kommen wird: wir können gaaaar nichts dafür, sind nur reingelegt worden. Anderes bleibt denen auch nicht wirklich übrig. Und das wird dazu führen, dass die Wissenschat bei der Bevölkerung einen gr0ßen Imageschaden nehmen wird und ich vermute, weite Teilen werden spekulieren, ob es neben dem Versagen in der Benotung weitere Punkte geben könnte. Die werden aber nicht an zu Guttenberg hängen bleiben, sollte er zurück treten. Bleibt er im Amt, wird es wohl anderes aussehen nach dem Motto, die Stecken unter einer Decke.

Kann mich irren, so wie auch bei meiner Vermutung ab letztem Wochenende, dass wenn nichts mehr hinzukommt, das Ding durch ist.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

27.02.2011 14:50
#35 RE: Zitat des Tages: Lepsius über Guttenberg Antworten

Zitat
So ist es, wenn man unterrichtet. Aber die Betreung einer Dissertation ist kein Unterrichten, sondern es ist gemeinsame wissenschaftliche Arbeit. Die Dissertationen bei mir waren immer in unsere Forschungsprojekte eingebunden; die Doktoranden hatten überwiegend Stellen, die von der DFG finanziert wurden.



In den Naturwissenschaften. Ich selbst hatte auch das Glück, auf DFG-finanzierter Mitarbeiterstelle zu sein. Aber der Normalfall in den Geisteswissenschaften ist das nicht. Ein paar Glückliche, in der Regel oder hoffentlich die besonders Guten haben eine Stelle am Lehrstuhl oder in einem Forschungsprojekt; die anderen haben ein Stipendium der FES oder KAS oder von wo auch immer, jobben hier und da, sind Referendare, bereits in der Schule oder finanzieren sich sonstwie. Gemeinsame wissenschaftliche Arbeit? Nur bei denen mit Stelle. Die anderen haben sich ein Thema überlegt und einen Betreuer dafür gefunden. Manche lassen sich mehr oder weniger regelmäßig im Oberseminar blicken (das mit dem Promotionsthema aber nichts zu tun hat), hatten halten einen eher minimalen Kontakt zum Betreuer, bis sie dann irgendwann dem Doktorvater mitteilen, dass sie die Arbeit eingereicht haben.

Insofern ist die Betreuung einer Dissertation oft natürlich kein Unterrichten, aber auch keine gemeinsame wissenschaftliche Arbeit. Sie ist eine früher mündliche, nach jetziger Ordnung per Unterschrift unter einem Formular festgehaltene Vereinbarung, dass der Doktorvater irgendwann eine Arbeit zum Thema X annimmt. Insofern sehe ich den Doktorvater da sehr wohl in der Pflicht, wenigstens bei der Begutachtung genau und kritisch zu sein. Bis dahin hatte er ja in nicht wenigen Fällen mit der Betreuung bzw. der Dissertation so gut wie keine Arbeit.

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.255

27.02.2011 14:51
#36 RE: Alliot-Marie Antworten

Zitat von Zettel
Die Bundesrepublik, die nicht in der Lage ist, sich eines betrügerischen Ministers zu entledigen, gibt sich international der Lächerlichkeit preis.

Da scheint mir ein Irrtum Ihrerseits vorzuliegen. „Die Bundesrepublik“ kann sich niemands entledigen. Nach meinem bescheidenen Wissensstand ernennt und entlässt faktisch der Bundeskanzler die Minister. Der Bundespräsident, der (auf dem Papier) über dem Kanzler steht, bestätig lediglich formell die Ernennung oder Entlassung. Das sind reale Personen, die da handeln und nicht ein wie auch immer geartetes Abstraktum.

Zum Thema Guttenbergs Fehlverhalten bin ich Ihrer Meinung. Wenn er betrogen hat, hat die Uni (in Gestalt der Prüfer) erstmal nicht damit zu tun. Sollten die Prüfer ihrer Aufgabe nur unzureichend nachgekommen sein, wovon ich mittlerweile ausgehe, exculpiert das den Herrn G. nicht (Null, in Zahlen: 0).

Was die Außenwirkung betrifft: „Das Ausland“ hält uns sowieso für bekloppt (Stichwort: Zahlmeister, und vieles mehr).
 

Mit freundlichem Gruß

--
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – sagt Ingeborg Bachmann

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.02.2011 14:51
#37 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Spiegel
Entweder die Herren Professoren hatten, wie so viele ihrer Kollegen mit Erreichen des Beamtenstatus, seit Jahren aufgehört, wissenschaftlich zu arbeiten, und hatten deshalb nicht den blassesten Dunst über das Wissensgebiet ihres Doktoranden. Wie sonst könnte ihnen schon in der Einleitung das Auftauchen eines Artikels der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" entgangen sein


Bitteschön?? Der besagte Artikel stand meines Wissens 1997 in der FAZ, fast ein Jahrzehnt, bevor zu Guttenberg sein Machwerk einreichte. Soll ich als Professor den Wortlaut eines FAZ-Artikels von vor zehn Jahren dermaßen parat haben, dass er mir einfällt, wenn ich ihn im Plagiat lese?


Es ist schon interessant, lieber Gorgasal, wie in solchen Äußerungen wie der zitierten sich ein Ressentiment gegen die Wissenschaft Bahn bricht.

Viele der Journalisten haben ja studiert. Nicht alle haben es geschafft, ihr Studium abzuschließen. So gut wie niemand hat wissenschaftlich gearbeitet. (Es gibt Ausnahmen).

Sie schreiben so leichtfertig über die Wissenschaft, wie sie über vieles leichtfertig schreiben, von dem sie nichts wissen.

Herzlich, Zettel

Stefanie Offline



Beiträge: 606

27.02.2011 14:58
#38 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Zitat von Gorgasal

Bitteschön?? Der besagte Artikel stand meines Wissens 1997 in der FAZ, fast ein Jahrzehnt, bevor zu Guttenberg sein Machwerk einreichte. Soll ich als Professor den Wortlaut eines FAZ-Artikels von vor zehn Jahren dermaßen parat haben, dass er mir einfällt, wenn ich ihn im Plagiat lese?



Halte ich auch für zu weit hergeholt. Aber so wird jetzt diskutiert werden, denn es versteht keiner, wie man eine Bestnote für eine Arbeit vergeben kann, bei der gerufen wird, 73% insgesamt seien Plagiate. Daher, es ist einfach dumm, so Aussagen zu treffen wie, man sei einem Betrüger auf den Leim gegangen. Das ist einfach nicht glaubhaft und bei denen, welche eh nichts von der Wissenschaft halten, wird das als Bestätigung gesehen, dass dort nicht viel geleistet würde und es dafür dann noch Bestnoten gibt.

Die Bundesregierung fördert die Fachhochschulen aktuell stark. Ich las in der FAZ oder wo auch immer, dass die Möglichkeiten für Fachhochschulabsolventen promovieren zu können, deutlich erhöht werden sollen. Auch die Bundesregierung signalisiert damit eindeutig, sie setzt auf Masse und nicht auf Klasse und spricht damit auch konkludent dem jetzigen Doktortitel die Qualität ab.

Hurz Offline



Beiträge: 96

27.02.2011 15:03
#39 Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Zitat von Blub

Darf ich raten? Lepsius verwendet den Begriff Betrug im umgangssprachlichen und nicht im strafrechtlichen Sinne... immerhin gibt er hier ein Interview und nicht ein Rechtsgutachten ab.



Genau. Vielleicht hatte er dabei auch das "Soldaten sind Mörder" - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im Hinterkopf. Im politischen Meinungskampf kann auch ein starker Vorwurf, auch ein strafrechtlich definierter Begriff, anders verwendet werden, nämlich umgangssprachlich. Also auch wenn nach der juristischen Auslegung der Tatbestand nicht erfüllt ist.

Hurz

C. Offline




Beiträge: 2.639

27.02.2011 15:05
#40 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Zitat von Zettel

Sie schreiben so leichtfertig über die Wissenschaft, wie sie über vieles leichtfertig schreiben, von dem sie nichts wissen.



Wenn das alles so einfach wäre, hätten die Schlauberger von SpOn selbst darauf kommen müssen und nicht sich hemmungslos bei Guttenplag bedienen dürfen.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

C. Offline




Beiträge: 2.639

27.02.2011 15:08
#41 RE: Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Zitat von Hurz

Genau. Vielleicht hatte er dabei auch das "Soldaten sind Mörder" - Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im Hinterkopf. Im politischen Meinungskampf kann auch ein starker Vorwurf, auch ein strafrechtlich definierter Begriff, anders verwendet werden, nämlich umgangssprachlich. Also auch wenn nach der juristischen Auslegung der Tatbestand nicht erfüllt ist.

Hurz



Seit wann beteiligt sich Herr Professor Lepsius am politischen Meinungskampf?

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Hurz Offline



Beiträge: 96

27.02.2011 15:27
#42 RE: Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Zitat von C.
Seit wann beteiligt sich Herr Professor Lepsius am politischen Meinungskampf?



Seit er Interviews gibt.

Na gut , nennen wir es nicht politischen Meinungskampf, sondern öffentliche Diskussion zu einem Thema, welches auch von politischem Interesse ist. Entscheidend ist, dass Herr Lepsius hier seine Meinungsäußerungsfreiheit wahrnimmt, deren (weite) Grenzen auch vom genannten BVerfG-Urteil bestimmt wurden. Inwieweit das Gericht die Grenzen auch von der politischen Relevanz abhängig gemacht hat, weiß ich nicht, aber für die in Rede stehende Äußerung gilt es sicherlich.

Gruß,

Hurz

Stefanie Offline



Beiträge: 606

27.02.2011 15:45
#43 RE: Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Er hätte es merken müssen! Er, der die internationale Verfassungsvergleichung begründet, der die Rechtsvergleichung als "fünfte juristische Auslegungsmethode" eingeführt hat - er hat die Arbeit Guttenbergs nicht verglichen mit anderen, er hat sich blenden lassen vom Auftreten, vom Adel und von vermeintlicher Noblesse Guttenbergs; aber auch vom eigenen Stolz darauf, einen gestressten Politiker vermeintlich für Wissenschaft und Nachtarbeit begeistert und zur Promotion geführt zu haben. Und so galt Häberles großzügiges summa cum laude eigentlich nicht der Leistung Guttenbergs, sondern den Gedanken und Denkern, von denen Guttenberg abgeschrieben hat und dem gefälschten Eindruck, den er von ihm hatte.

http://www.sueddeutsche.de/karriere/pete...vater-1.1065414

Da schlägt man nur noch die Hände über dem Kopf zusammen, wenn man liest, dass Prof. Häberle wissenschaftliche Arbeiten danach prüft, wer so vor ihm steht. Mir tun all die leid, die bei Häberle promoviert haben und eine gute Note bekamen. Sind die doch jetzt alle dem Verdacht ausgesetzt, dass die Note zustande kam, weil sie Häberle als Mensch gefielen und nicht wegen ihrer wissenschaftlichen Leistungen. Bekam der zu Guttenberg u.a. wegen seiner Abstammung die Bestnote. Eigentlich unfassbar, auch wenn es hier ja sehr nahe lag, wenn solch eine Arbeit mit der Bestnote bewertet wird. Denn einen Grund für die Bestnote konnte die Arbeit selbst eher nicht geliefert haben bei den vielen abgeschriebenen Passagen.

Spätzünder Offline




Beiträge: 11

27.02.2011 16:09
#44 RE: Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Noch unsäglicher als die "Doktorarbeit" des Freiherren ist der Umgang mit dem Thema in den Medien, in Politik und Wissenschaft. Es scheint als wenn da "ein Kessel Buntes" aufgesetzt wurde, in dem jeder nach Herzenslust herumrührt.
Herr Prof. Lepsius ist in der Tat mutig, weil er trotz des erwiesenen nicht strafrechtlichen Tatbestandes "Betrug" sagt. Wie er das meint ist Wurst, den es könnte "Verleumdung" sein, für ein Staats- und Verfassungsrechtler eigentlich ein Tabu!
Die Staatsanwaltschaft Hof, bei der eine Anzeige wegen Urheberrechtsverletzung eingegangen war, sieht keinen Grund für die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens gegen zu Guttenberg und wartet nach einer dapd Meldung vom 25.02.2011 das Ergebnis der Untersuchungen der Uni Bayreuth ab:
„Bereits vergangene Woche hatte die Anklagebehörde erklärt, “dass nach obergerichtlicher Rechtsprechung einzelne Textpassagen eines wissenschaftlichen Werkes nur dann gesondert urheberrechtsschutzfähig sein können, wenn die konkrete Gedankenführung hierin eine eigenständige sprachlich-schöpferische Gestalt gefunden hat, welche das erforderliche Schutzniveau erreicht”. Außerhalb dieses Schutzbereichs unterliege die Übernahme der Gedankenführung fremder wissenschaftlicher Werke nicht der urheberrechtlichen Zitierpflicht“.

Die Sache könnte sich aber noch in eine ganz andere Richtung entwickeln, in die eines politischen Komplotts. Das klingt zunächst verwegen, aber wer die Hintergründe genauer recherchiert, dem entgeht nicht, dass es Querverbindungen zu den "Protagonisten" der Aufklärung gibt. Seit 2009 sind die Plagiatsfälle von KT bekannt. Fischer - Lescano, der nicht einmal der erste "Entdecker" der Plagiate war, wartet aber bis Anfang 2011. In seiner Rezension zur Dissertation (Neue Juristische Wochenzeitschrift 1/2011) fragt er "höflich" die Prüfungskommission der Uni B. und den Verfasser (!) nach Mindeststandards und den Hintergründen von dieser "Sampling" - Arbeit und liefert gleich die Quellen der strafrechtlichen Sanktionen der Verwaltungsgerichtsbarkeit (nicht des Strafrechts!) mit.
Die Uni Bayreuth und zu Guttenberg wurden aber Mitte Februar 2011 offensichtlich überrascht, nicht zuletzt durch die TV Sendung mit Prof. Derleder (Uni Bremen). Prof. Derleder (mit Fischer - Lesacano Herausgeber der "Kritischen Justiz") hatte sich bereits 2007 (Zeitpunkt der Veröffentlichung der KT - Diss.) in einem Aufsatz heftig darüber aufgeregt, dass verstärkt in Veröffentlichungen plagiiert und unsauber gearbeitet werde. Fischer - Lescano scheint darüber hinaus erklärter Feind einer "Friedenspolitik" zu sein, die Kriegseinsätze der BW sanktioniert, die zu Guttenberg als Verteidigungsminister durchzuführen hat.
Grund genug zu fragen, ob wir nicht mal wieder massiv manuipuliert werden!
Letzten Endes ist es auch nicht, wie Zettel schreibt, eine Frage, wer alles wegen geringerer Verfehlungen zurückgetrteten ist, sondern wer alles wegen größerer Verfehlungen noch bei uns im Amt ist...!
Im realsatirischen Beitrag "Verteidigungsminister zu Guttenberg dankt ab – WHH Präsidentin Dieckmann demissioniert" auf dem Blog: Deine - meine - unsere BRD, wird diesen Fragen nachgegangen.
http://www.unserebrd.de/2011/02/23/verte...-demissioniert/

Spätzünder Offline




Beiträge: 11

27.02.2011 16:21
#45 RE: Zitat des Tages: Lepsius über Guttenberg Antworten

Interessant ist, was Fischer - Lescano im Januar 2011 zur Dissertation des Freiherrn zu Guttenberg schreibt:
“Der wissenschaftliche Ertrag der Arbeit ist bescheiden. Das liegt vor allem daran, dass der Autor seinen Verfassungsbegriff nicht hinreichend entfaltet und damit weit hinter der wissenschaftlichen Diskussion zurückbleibt”
Den Link zur Rezension und andere nette Sachen findet man auf uBRD:
http://www.unserebrd.de/2011/02/23/verte...-demissioniert/

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

27.02.2011 16:33
#46 RE: Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Zitat von Spätzünder
Seit 2009 sind die Plagiatsfälle von KT bekannt.


Huch? Haben Sie dafür eine Quelle?

--
Margot Käßmann erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. - Der Spiegel, nicht am 1. April

C. Offline




Beiträge: 2.639

27.02.2011 16:48
#47 RE: Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Spätzünder
Seit 2009 sind die Plagiatsfälle von KT bekannt.


Huch? Haben Sie dafür eine Quelle?




Es dibt eine kleine Anekdote, dass es einem Münsteraner Studenten im Jahr 2010 aufgefallen sein soll:

Zitat von Westfälische Nachrichten
Vor einer Veröffentlichung schreckte er allerdings zurück. „Ich sprach mit meinem Doktorvater über meine Entdeckung. Er verwies auf die politische Brisanz - und riet mir, erst einmal einen wissenschaftlichen Text zu veröffentlichen.“ Schwarz entschloss sich, mit der Publikation bis zum Sommer 2011 zu warten.




Guttenbergs Doktorarbeit: Ein Student weiß schon lange Bescheid

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Stefanie Offline



Beiträge: 606

27.02.2011 17:04
#48 RE: Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Die Universität Bayreuth hat Karl-Theodor zu Guttenberg entdoktort, kneift aber vor der Frage, ob der CSU-Mann absichtlich getäuscht hat. Der Minister weist den Plagiatsvorwurf weit von sich. Vier Experten geben ihm Nachhilfe - und kommen zu einem eindeutigen Votum.

(...)

Die Hochschule machte manchen Hofknicks vor dem "Herrn Freiherrn zu Guttenberg", wie sie ihren prominentesten Absolventen bezeichnet. Erst winkte die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät seine Doktorarbeit mit der Bestnote "summa cum laude" durch, ohne jede Kontrolle auf Texträuberei. Dann folgte die Promotionskommission seinem Wunsch, ihm den Titel abzuerkennen. Die Entscheidung liege auf der Linie dessen, "was der Verteidigungsminister vorgegeben hat", kommentierte Kanzlerin Merkel doppelbödig.

Als wäre es mit dem Freiherrn abgesprochen, wählte die Universität dafür den Mittwoch. So überdeckte Guttenbergs härteste Prüfung im Bundestag die heikle akademische Causa. Als wäre auch dies abgesprochen, nahm die Uni den für sie bequemsten und für Guttenberg schonendsten Weg und erklärte die Arbeit der Promotionskommission kurzerhand für erledigt. Das gelang, indem die Hochschule anstelle der eigenen Promotionsordnung das Verwaltungsverfahrensgesetz heranzog - ein fragwürdiger, aber juristisch schwer anfechtbarer Kunstgriff, so mehrere Wissenschaftsrechtler zu SPIEGEL ONLINE.

Es wirkte wie ein tiefer Bückling. Per Schnellverfahren kniff die Universität vor der Kernfrage: Hat er oder hat er nicht? Täuschte Guttenberg die Fakultät mit voller Absicht und systematisch - oder kann er sich weiter an die Alles-nur-Pannen-Version klammern?


http://www.spiegel.de/unispiegel/studium...,747956,00.html

Bisher war die Uni ja weitestgehend außen vor. Das scheint sich zu ändern, vielleicht auch um durch Druck auf die Uni zu Guttenberg zum Rücktritt zu bekommen.

Leibniz Offline




Beiträge: 383

27.02.2011 17:08
#49 RE: Betrüger im umgangssprachlichen Sinne Antworten

Zitat von C.
Es dibt eine kleine Anekdote, dass es einem Münsteraner Studenten im Jahr 2010 aufgefallen sein soll: [...] "Guttenbergs Doktorarbeit: Ein Student weiß schon lange Bescheid"

Dieses Schlaglicht ist keineswegs ohne Bedeutung. Es besagt, dass ein Student, der sich mit dem Gebiet auskennt, in der Lage ist, 'allein an einem Abend vier offenbar kopierte Textstellen' zu entdecken.

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

27.02.2011 17:37
#50 RE: Kein strafrechtlicher Betrug Antworten

Zitat von Zettel
Es ist schon interessant, lieber Gorgasal, wie in solchen Äußerungen wie der zitierten sich ein Ressentiment gegen die Wissenschaft Bahn bricht.

Viele der Journalisten haben ja studiert. Nicht alle haben es geschafft, ihr Studium abzuschließen. So gut wie niemand hat wissenschaftlich gearbeitet. (Es gibt Ausnahmen).

Sie schreiben so leichtfertig über die Wissenschaft, wie sie über vieles leichtfertig schreiben, von dem sie nichts wissen.

Herzlich, Zettel


Nun, lieber Zettel, vielleicht gestatten Sie mir auch als nur "Normalpromovierter", mich dazu zu äussern: Ob die Spiegel Autoren promoviert sind oder nicht, sie haben recht. Und das kann ich auch sagen als jemand, der den Wissenschaftsbetrieb lange genug kennengelernt hat. Ich emfinde diese etwas arrogante Haltung (ich würde es gerne weicher schreiben, aber mir fällt tatsächlich kein weicherer und dennoch korrekter Begriff sein) auch als unangebracht. Und untypisch für Sie und ihr Forum. Ich habe eine Zeit lang im Vorstand meiner Fakultät verbracht und diese Haltung, das man ohne Habilitation ja kaum die Qualifikation habe sich zur Farbe der Fassade zu äussern, die hat mich damals schon unglaublich angefressen. Es besteht kein Zweifel das jemand, der schon eine Promotion hinter sich hat, besser beurteilen kann, was das bedeutet und wie anstregend das ist. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass sich alle anderen dazu nicht zu äussern haben, oder das das, was sie äussern ja nur Ressentiments zu einem Thema sind, von dem sie keine Ahnung haben.

Ich finde, ebenso wie andere und hier auch der Spiegel, es ist ein Skandal. Denn was ist eine Promotion noch wert, wenn ich sie per google anfertigen kann und das von DREI Gutachtern nicht bemerkt wird ? Wir sind alle so stolz auf peer review, aber was ist das noch wert, wenn das Ergebnis Schlamperei ist ? Dann können wir auch alle gleich in Waldis Käseblatt veröffentlichen und sparen uns die Prüfung von Dissertationen in Zukunft ganz. Ich fühle mich persönlich angefressen, und zwar nicht von von Guttenberg, sondern auch von seinen Prüfern. Ich musste für meine Diss lange und hart arbeiten und der kommt damit durch, dass er googeln kann. Es ist das selbe Gefühl, dass ein Schüler hat, der monatelang auf eine Prüfung gelernt hat und eine schlechtere Note bekommt als sein Nachbar, der keine Ahnung hat aber die Kunst des Blubberns beherscht. Natürlich hat Guttenberg betrogen. Aber wie ist ein Prüfungsbetrieb zu bewerten, der das nicht merkt ? Ich denke, sich auf ein "Ich vertraue meinen Studenten" zurückzuziehen wird dieser Notwendigkeit nicht gerecht, denn es entwertet den Doktortitel. Natürlich vertraut man dem Studenten. Ich habe auch seinerzeit meinen Praktikanten vertraut. Was nichts daran ändert, dass ich es bemerkt habe, als mir jemand fremden Code unterjubeln wollte und ich den achtkant rausgeschmissen habe.

Um ein bischen zu differenzieren, ich denke es KANN passieren, dass jemand mit genug krimineller Energie einen Betrug so geschickt begeht, dass er nur schwer gefunden werden kann. Beispielsweise der Physiker Schön mit seinen Artikeln. Aber liegt das hier vor ? Ist das Zusammenkopieren von 170 Textstellen, allesamt per google verfügbar, wirklich sehr geschickt ? Es müsste schon sehr meisterhaft geschehen sein, so meisterhaft, dass man sich fragt, warum jemand, der so perfekt fremde Stile als eigene ausgeben kann, betrügen sollte. Tatsächlich sind die Umformulierungen eines Gutenbergs eher stümperhaft zu bewerten. Und da fragt man sich schon: Warum haben das DREI ausgewiesene Experten nicht bemerkt ?

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