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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 93 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

10.03.2011 15:59
#51 RE: Guttenberg, Häberle, ein Ghostwriter? Antworten

Zitat von Florian
Wie funktioniert das denn praktisch? Wie finden solche Leute zu Ihren Kunden bzw. diese zu den Ghostwritern?
Doch wohl kaum per Zeitungsanzeige?



Aber ja. Googeln Sie zum Beispiel mal "ghostwriting diplomarbeit"! Gern wird das Ganze im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens auch durch den Begriff "coaching" verschleiert.

Was das Fachwissen betrifft, so liefert das natürlich der Kunde. Der Ghost ist für das Ordnen und die "akademische Schreibe" zuständig.

Zitat von Florian
So eine Kontaktanbahnung muss doch immer irgendwie "unter der Hand" passieren.


Aber nein.

Im Bereich des autobiografischen Schreibens werden gute Ghosts natürlich auch direkt weiterempfohlen; Lektoren in diesem Bereich haben da die eine oder andere Karteikarte [EDIT: Visitenkarte] griffbereit. Denken Sie an Redenschreiber.


-----

EDIT: Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Ghostwriter

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.03.2011 16:10
#52 Promotionsberater Antworten

Zitat von Florian
Wie funktioniert das denn praktisch? Wie finden solche Leute zu Ihren Kunden bzw. diese zu den Ghostwritern?
Doch wohl kaum per Zeitungsanzeige?
So eine Kontaktanbahnung muss doch immer irgendwie "unter der Hand" passieren.

Ich habe, lieber Florian, eben einmal kurz nach "Promotionsberatung" gegoogelt. Ganz weit oben dies. Sehen Sie sich bitte einmal die letzten beiden Seiten des Formulars an.

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.03.2011 16:25
#53 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von Zettel
Sie hatte keine vernünftige Alternative ...


Das ist so eindeutig nicht.
Sie hätte sich früher und eindeutiger von Guttenberg distanzieren können, wenn sie auf gewisse Qualitätskriterien im Kabinett wert legt.
Oder sie hätte ihn im Amt halten können - die Union hätte mitgezogen und die Medien hätten irgendwann Ruhe gegeben. Ein Koch hat ganz andere Sachen durchgezogen.

So ist sie halt unentschlossen und damit profillos geblieben. Was nicht so schlimm wäre, wenn sie aus anderen Zusammenhängen her Profil entwickelt hätte. Hat sie aber nicht, sie wurschtelt sich immer so durch.

Zitat
Ich weiß, ich habe damals sozusagen an sie appelliert, ihn zu entlassen.


Wie viele andere. Und als Kanzler kann man solche Appelle ignorieren, oder man kann ihnen nachkommen. Man sollte dann aber fähig sein zu begründen, warum man so handelt.

Zitat
Er war ja jedem von uns klar. Hat denn irgendwer geglaubt, daß Guttenberg das im Amt würde überstehen können?


Die Wettquoten wurden schlechter - aber bis zur Bundestagssitzung war das noch völlig offen. Politiker haben schon schlimmere Sachen durchgestanden, das ist im wesentlichen eine Frage des Rückhalts in der eigenen Partei.

Auf jeden Fall reden wir hier ja nicht über den Zeitpunkt Bundestagsdebatte, sondern über den Zeitpunkt Merkel-Äußerung (von wegen sie hätte ihn nicht als Wissenschaftler eingestellt). Die genaue zeitliche Abfolge kann ich jetzt nicht angeben, aber m. W. war diese Äußerung deutlich früher. Und da sah es eher so aus, als wären die Vorwürfe so schlimm nicht und als würde Guttenberg bleiben.
Und DESWEGEN hat Merkel sich eben "pro" geäußert - das schien zu diesem Zeitpunkt taktisch klug zu sein.
Und einige Tage später schien das Gegenteil taktisch klug zu sein, da hat sie eben die Position gewechselt. Wetterfähnchenprinzip.

Zitat
Ich halte meine Erklärung für die sparsamste, denn sie nimmt nur an, daß Merkel sich verhalten hat wie immer.


Da bin ich ja noch einverstanden. Widersprochen habe ich nur der Idee, Merkel hätte schon vorher gewußt, wie es ausgeht, und hätte darauf ausgerichtet eine raffinierte Strategie gefahren.
Aber sie hat sich verhalten wie immer: Sie hat abgewartet, wo die Entwicklung hingeht. Und sich dann angeschlossen. Keine Vision, keine Idee, kein Ziel, keine Führungsqualitäten. Einfach nur mitlaufen.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

10.03.2011 16:36
#54 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von Zettel
In der Debatte mit Fragestunde und Aktueller Stunde (ich habe zu dem ersten der gestrigen Artikel das Protokoll gelesen - hochinteressant) hat jemand von der Opposition, ich weiß nicht mehr wer, etwas sehr Richtiges gesagt, sinngemäß: "Sie glauben, Herr Guttenberg, das seien Ihre Freunde, die Sie jetzt noch stützen. Hätten Sie wahre Freunde, dann würden die Ihnen sagen, daß Sie gehen müssen".



Es war, denke ich, Thomas Oppermann:

Herr Guttenberg, Sie sind in einer schwierigen Lage. Da braucht man eigentlich Freunde. Ich sage Ihnen: Die christdemokratische Kameradschaft, die die Bundeskanzlerin gerade für Sie organisiert, ist keine echte Freundschaft. (...) Sie haben die Bodenhaftung verloren. Wirkliche Freunde würden in einer solchen Situation alles tun, um Sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen; aber sie würden Sie nicht bestärken, indem sie Ihre schweren Verfehlungen bagatellisieren.

http://www.bundestag.de/dokumente/protok...kolle/17092.pdf

EDIT: Zitat kursiv gesetzt.

H_W Offline



Beiträge: 456

10.03.2011 16:48
#55 Bedeutende Kanzler, also Adenauer, Schmidt, Kohl. Punkt! Antworten

Zitat
Ich rechne Merkel in die Gruppe der bedeutenden Kanzler, also Adenauer, Schmidt, Kohl.



Lieber Zettel,
ich fürchte, da verrechnen Sie sich
Adenauer, Schmidt, Kohl, ohne Frage, ja!
Aber Merkel! Alles, was sie bisher erreicht hat, ist ihr persönlicher Machterhalt. Aber was hat sie für Deutschland getan? Präzisierung: Was hat sie positives für Deutschland getan? Negatives gibt es ja leider zur Genüge.

Meiner Meinung nach wäre es hilfreicher gewsen, sie hätte frühzeitig Druck auf KTzG ausgeübt, schnellstens zumindest seinen Ministerposten zu verlassen, sonst würde sie ihn feuern.
Spätestens nach dem Herumeiern zGs zu seiner Verteidigung (sehr schön Ihre Analyse der Passagen, wo er in die indirekte Rede fällt) war klar, daß die Vorwürfe gegen zG begründet waren.

Welch positive Überraschung wäre es gewesen, wenn sie nicht nur gesagt hätte, Lügner und Betrüger hätten in der Regierung keinen Platz, sondern auch noch dementsprechend gehandelt hätte.

Davor noch ein deutliches (nichtöffentliches) Wort an die CSU, um der zu ersparen, sich auf die jetzt eingenommene, völlig lächerliche Position festzulegen.

Damit hätte man der Opposition den Wind aus den Segeln nehmen können. Diese Chance wurde leider von Frau Merkel vertan. Und so hat sie noch mehr Schaden genommen, und unser Land wird es auch tun, da solche peinliches Lavieren erst recht der Opposition hilft.

Naja, langfristig ist das vielleicht doch gut. Je eher unsere Links/Grüne Regierung von einer Ganzlinks/Ganzgrün Regierung abgelöst wird, dest eher wird der Karren so an die Wand gefahren sein, daß es eine Chance für einen neuen Anfang gibt.

Gruß, H_W

C. Offline




Beiträge: 2.639

10.03.2011 17:23
#56 RE: Bedeutende Kanzler, also Adenauer, Schmidt, Kohl. Punkt! Antworten

Zitat von H_W

Davor noch ein deutliches (nichtöffentliches) Wort an die CSU, um der zu ersparen, sich auf die jetzt eingenommene, völlig lächerliche Position festzulegen.



Was wissen wir, was hinter den Kulissen abgelaufen ist?


Zitat
Naja, langfristig ist das vielleicht doch gut. Je eher unsere Links/Grüne Regierung von einer Ganzlinks/Ganzgrün Regierung abgelöst wird, dest eher wird der Karren so an die Wand gefahren sein, daß es eine Chance für einen neuen Anfang gibt.




Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er auf dem Eis tanzen. Vier Jahre sind eine lange Zeit für "nachhaltige" Veränderungen. Gegen die SPD und Grünen in ihrer derzeitigen Verfassung(sfeindlichkeit) ist schwarz/gelb immer noch eine Wohltat, trotz gelegentlicher sozialistischer An- und Einfälle.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.03.2011 17:23
#57 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von Zettel
Sie hatte keine vernünftige Alternative ...


Das ist so eindeutig nicht.
Sie hätte sich früher und eindeutiger von Guttenberg distanzieren können, wenn sie auf gewisse Qualitätskriterien im Kabinett wert legt.
Oder sie hätte ihn im Amt halten können - die Union hätte mitgezogen und die Medien hätten irgendwann Ruhe gegeben.


Als Historiker ist Ihnen, lieber R.A., ja besser als mir die Problematik dieses "Was wäre gewesen, wenn?" gegenwärtig. Wir bewegen uns da im Bereich der Vermtungen. Natürlich gilt das auch für meine Aussage.

Meine Sicht, noch ein wenig präzisiert:

-- Als Guttenberg an jenem Freitag, dem 18. 2., seine Erklärung abgab, wäre er vielleicht noch zu halten gewesen. Niemand kannte damals den Umfang der Plagiate. Man konnte ihn damals noch für - trotz vielleicht des einen oder anderen Plagiats - einen Ehrenmann halten, dem man ergo glaubte, daß er nach einer Prüfung durch die Uni Bayreuth seinen Doktortitel wieder würde führen wollen und können.

-- Vorbei war es, als im Lauf des Wochenendes herauskam, daß die Arbeit nicht Plagiate enthielt, sondern in weiten Strecken aus ihnen bestand. Mit der Kelkheimer Rede am 21. Februar hat sich Guttenberg endgültig für ein Ministeramt disqualifiziert. Danach war er nicht mehr zu halten.

-- In der Bundestagsdebatte am 23. Februar trat ein Argument in den Vordergrund, das zuvor in der Öffentlichkeit eine untergeordnete Rolle gespielt hatte: Wie kann Guttenberg Dienstherr von Bundeswehr-Hochschulen sein, in denen das, was er getan hatte - und viel Geringeres - als Dienstvergehen geahndet wird?

-- Guttenberg war also als Minister am Ende. Die Frage für die Kanzlerin war, wie er so geht, daß der Schaden sich in Grenzen hält. Sie hat den bekannten Weg gewählt.

So sehe ich das. Man kann solche Dinge immer verschieden interpretieren. Hätte Napoleon noch einmal eine zweite Chance gehabt, wenn er die Schlacht von Waterloo gewonnen hätte? Wir haben darüber einmal mit JeffDavis debattiert; schade, daß er hier nicht mehr schreibt.

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.03.2011 17:35
#58 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Vielen Dank für diese Zeitleiste.
Jetzt kommt die spannende Frage: Wann hat Merkel sich zu ihm bekannt?

Offenbar vor dem 21.2.., denn der FTD-Bericht ist wohl direkte Reaktion:
http://www.ftd.de/politik/deutschland/:c...t/60015244.html

Zu diesem Zeitpunkt sah es noch eher so aus, als würde Guttenberg bleiben. Ihre Zeitleiste stellt das ja ähnlich dar.

Und deswegen halte ich Merkels Äußerungen eben nicht für prophetisch, sie hat nicht den Sturz sicher vorausgesehen und genial taktiert - sondern sie hat, wie üblich, einfach nur reagiert und sich der täglich wechselnden Strömung angepaßt.

Zitat
Guttenberg war also als Minister am Ende. Die Frage für die Kanzlerin war, wie er so geht, daß der Schaden sich in Grenzen hält.


Und da hat sie ihm zwar über die "Handpuppe" Schavan Signale gegeben (vielleicht, wir wissen auch das nicht sicher), ansonsten aber passiv abgewartet.
Auch noch halbwegs akzeptabel, aber natürlich nicht führungsstark.

Das eigentlich Versagen kommt danach: Sie zeigt keine sichtbare Reaktion, gibt keine Beurteilung der Affäre, versucht nicht, ihrer Partei sinnstiftend eine Story zu geben, die diese dann in der Diskussion verwenden könnte.
Das ist exemplarisches Führungsversagen. Die Union ist orientierungslos, und die Kapitänin schweigt.

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

10.03.2011 17:55
#59 RE: Bedeutende Kanzler, also Adenauer, Schmidt, Kohl. Punkt! Antworten

Zitat von H_W
Je eher unsere Links/Grüne Regierung von einer Ganzlinks/Ganzgrün Regierung abgelöst wird, dest eher wird der Karren so an die Wand gefahren sein, daß es eine Chance für einen neuen Anfang gibt.


Na, ich weiß nicht. Es muss schlimmer werden, damit es besser werden kann?

Dieser Gedanke erinnert mich doch zu sehr an die damalige "Logik" der RAF, den Repressionsstaat, dem es die Maske herunterzureißen galt, selbst mitzuschaffen, um dann das Volk befreien zu können. Oder so ähnlich.

Bei so etwas wird mir immer schwindelig.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.03.2011 18:05
#60 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von R.A.
Das eigentlich Versagen kommt danach: Sie zeigt keine sichtbare Reaktion, gibt keine Beurteilung der Affäre, versucht nicht, ihrer Partei sinnstiftend eine Story zu geben, die diese dann in der Diskussion verwenden könnte. Das ist exemplarisches Führungsversagen. Die Union ist orientierungslos, und die Kapitänin schweigt.

Lieber R.A., wir werden uns da, fürchte ich, nicht einig werden.

Ich habe versucht, mit den Anmerkungen zur Einflußnahme auf ein dynamisches System zu verdeutlichen, wie ich Merkels Handeln sehe. Ob man das jetzt "Führungsstärke" nennt, halte ich für belanglos.

Sie stellt sich nicht hin - oder richtet sich gleich einem Husar auf dem Pferd auf - schwingt den Säbel und ruft "Alle mir nach!". In diesem Sinn zeigt sie keine Führungsstärke.

Sie hat begriffen, daß ein Kanzler kein absoluter Monarch ist. Nicht einmal Adenauer, in den ersten Jahren der stärkste aller Kanzler, konnte "führen".

Erhard hat überhaupt nicht "geführt". Kiesinger hat sich selbst als einen "wandelnden Vermittlungsausschuß" bezeichnet. Brandt war zum Führen völlig unfähig; er wirkte ähnlich wie Obama nur durch sein Aufreten und die Sympathie, die er auf sich zog.

Schmidt hat im Grunde auch weniger "geführt" als standgehalten. Das allerdings mit außerordentlicher Intelligenz und Charakterstärke. Wenn man das "führen" nennen will, was er geleistet hat - die Energiekrise gemanagt, der RAF standgehalten -, dann war er der vielleicht noch am ehesten "führende" Kanzler, nach dem Adenauer der Anfangsjahre.

Kohl? Er war ähnlich wie seine Meisterschülerin. Nach außen wirkte er oft unentschlossen. Strauß hat ihn lächerlich gemacht, weil er ihn für unfähig zum Kanzleramt hielt. Aber wie Merkel verstand Kohl es, die Dinge sich erst einmal entwickeln zu lassen (sie "auszusitzen"), bis der richtige Augenblick gekommen war, auf sie Einfluß zu nehmen; der "Kairos "auf Guttenbergisch. Dann aber handelte er entschlossen, wie 1989/1990.

Naja, lieber R.A. Kein Theme entzweit dieses Forum so sehr wie das Thema Merkel; dh es trennt mich vom Großteil des Forums.

Ich nehme das mit immer neuem Staunen zur Kenntnis; aber eigentlich ist es doch ganz gut, daß es auch einmal etwas richtig Kontroverses gibt.

Herzlich, Zettel

H_W Offline



Beiträge: 456

10.03.2011 18:26
#61 RE: Bedeutende Kanzler, also Adenauer, Schmidt, Kohl. Punkt! Antworten

Hallo Herr Böhmert,

Zitat
Na, ich weiß nicht. Es muss schlimmer werden, damit es besser werden kann?



ganz so hatte ich das nicht gemeint.

Nicht "Es muss schlimmer werden,..." eher "Da es eh schlimmer wird, ist es besser, wenn das schnell zu Ende geht"

Ist aber auch nicht völlig ernst gemeint, aber irgendwie muß ich mir doch das, was nach den nächsten Wahlen kommt, schönreden ;-)

So tief, daß ich SED oder Ökologisten wähle werde ich ganz sicher nicht sinken! Und das ist jetzt ernst gemeint.
Ich bleibe dann doch lieber beim Schrecken ohne Ende ;-)

Gruß, H_W

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

10.03.2011 18:33
#62 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von Zettel
Naja, lieber R.A. Kein Theme entzweit dieses Forum so sehr wie das Thema Merkel; dh es trennt mich vom Großteil des Forums.

Ich nehme das mit immer neuem Staunen zur Kenntnis; aber eigentlich ist es doch ganz gut, daß es auch einmal etwas richtig Kontroverses gibt.




Ihre unannehmbare Zuneigung zum VfL Bochum thematisieren Sie ja sicherheitshalber nie.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

10.03.2011 18:50
#63 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Fairerweise:

Je länger die Bundesrepublik existiert, desto schwerer wird es für einen Kanzler "große Richtungsentscheidungen" zu fällen.
Und umso mehr geht es nur noch um Klein-Klein.
Das liegt einfach in der Natur der Sache: Alle großen Bereiche sind festgelegt. Eine Reform kann da immer nur noch die Feinjustierung betreffen.

Zudem konstituieren sich immer mehr Anspruchsgruppen, die auch mitreden und mitentscheiden wollen. Dadurch wird immer mehr in Vermittlungsgremien verlagert und der "starke Mann", der einsam entscheidet wird immer weniger gebraucht.
(Vielleicht sehnen sich die Deutschen gelegentlich nach einem starken Politiker, der einfach ohne langes Debattieren das "richtige" macht. Aber spätestens wenn sie selbst von seinen Entscheidungen betroffen sind, ändert sich dieses Wunschdenken).

Adenauer konnte noch über die NATO-Mitgliedschaft entscheiden.
Unter Merkel braucht es langwierige Gremienarbeit um darüber zu entscheiden, ob HartzIV um 5 oder um 10 Euro angehoben werden soll.
Das liegt aber nicht an den starken Führungsqualitäten von Adenauer oder den schwachen von Merkel.
Sondern es liegt in der Natur einer sich immer feiner ausdifferenzierenden Demokratie und Verwaltung.

Die Tendenz geht daher einfach immer mehr zum Kanzler als "wandelnden Vermittlungsausschuss".
Merkel ist ja nicht die erste, bei der - wenn man ehrlich ist - keine Vision für das große Ganze mehr da ist sondern die Abarbeitung der Tages-Probleme im Vordergrund steht. Das war schon unter Schröder so. Und auch schon unter Kohl (mit Ausnahme seines großen Projekts Wiedervereinigung).

Stefanie Offline



Beiträge: 606

10.03.2011 19:26
#64 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von FTT_2.0


Ihre unannehmbare Zuneigung zum VfL Bochum thematisieren Sie ja sicherheitshalber nie.



Hier teile ich etwas mit Zettel. Auch ich sympathisiere mit dem VfL Bochum.

Aber die Legende um Merkels Absprache über zu Guttenberg, um so ihre wahren Absichten durchzuboxen, halte ich schlichtweg für eine Verschwörungstheorie. Seehofer hätte längst gesteckt bekommen, wenn dies so gewesen wäre und die Medien erst recht. Es ist in dem Betrieb nicht möglich, dass sich Merkel und Schavan mal heimlich absprachen. Bei so etwas sind Berater etc. an Bord und es kommt raus, wenn so etwas im Fokus der Medien und anderer Politiker geschieht.

Merkel hat wohl eben auf dem Empfang für zu Guttenbergs Abschied vor dem großen Zapfenstreich ausdrücklich gesagt, dass zu Guttenberg jederzeit wieder willkommen sein.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.03.2011 19:28
#65 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von FTT_2.0
Ihre unannehmbare Zuneigung zum VfL Bochum thematisieren Sie ja sicherheitshalber nie.

Hehe! Ich muß sie ja mal thematisiert haben, wie könnten Sie sonst davon wissen?

Und immerhin gilt diese Zuneigung einem Verein, der Aufsstiegschancen hat; nicht einem wie den Knappen, die abstiegsgefährdet sind.
Oder sind Sie etwa ein Anhänger des BVB, dieses Hooligan-Vereins?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.03.2011 19:33
#66 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von Florian
Merkel ist ja nicht die erste, bei der - wenn man ehrlich ist - keine Vision für das große Ganze mehr da ist sondern die Abarbeitung der Tages-Probleme im Vordergrund steht.

Ja, ist es denn die Aufgabe eines Kanzlers, Visionen zu formulieren?

Das sollen die Philosophen tun, die Literaten, vielleicht manchmal auch Wissenschaftler. Sie sollen die gesellschaftliche Diskussion voranbringen, den einen gesellschaftlichen Konsens vielleicht durch einen anderen ersetzten.

Kanzler sitzen, wie der Name sagt, in ihrer Kanzlei. Sie sind dazu da, die Tagespolitik getreu ihrem Amtseid zu führen. Wenn sie das gut machen, wie Merkel es tut, dann sind sie ausgezeichnete Kanzler.

Adenauer war das Gegenteil eines Visionärs. Die einzigen beiden Visionäre unter den deutschen Kanzlern (das habe ich glaube ich schon einmal geschrieben), Erhard und Willy Brandt, sind beide mit Krachen gescheitert. Der Visionäre Obama ist der schlechteste Präsident, den die USA seit langem hatten.

Herzlich, Zettel

Popeye Offline



Beiträge: 207

10.03.2011 19:37
#67 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Lieber Zettel,

die Arbeitsweise, die Sie an Frau Merkel so bewundern, dieses politische Taktieren und Delegieren, im Hintergrund die Strippen ziehend, hat meiner Meinung nach einen entscheidenden Nachteil: In meinen Augen macht sie das blass, fast unsichtbar, mir fehlt einfach die klare Kante, ein Reibungspunkt.
Wirtschaft, deutsche Identität, Integration, Weltpolitik - zu nichts davon habe ich ein Merkelbild. Sicher, wenn man googelt, wird man zu jedem Punkt etwas finden, aber wenn ich mir einfach so ein Bild von ihr machen sollte, sehe ich nur Händeschütteln zu verschiedenen Gelegenheiten und Berichte darüber, wie sie die mächtigen Männer in ihrem Umfeld vertrieb. (Ich lese wohl zuviel alte Spiegel auf ... )

Mich würde ja sehr interessieren, was Merkel und Guttenberg sich so unter vier Augen zum Thema zu sagen hatten.

Popeye Offline



Beiträge: 207

10.03.2011 20:27
#68 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Ich weiß, ich gieße hier Öl ins Feuer, aber diese schon so typische Guttenbergformulierung muss ich einfach hier reinsetzen!

Zitat
Guttenberg sprach zuvor von einem „schmerzlichen Abschied“. Er werde jetzt „eine Zeit der Reue, wahrscheinlich auch der Buße für Fehler, die man gemacht hat“ einlegen. Auch wenn die Fehler nicht mit der Amtszeit zusammenhingen, müsse man dafür einstehen, sagte er. Mehrfach spielte er auf seine Doktorarbeit an, in die er in großen Passagen Texte einkopiert hatte, ohne die Quelle anzugeben. Guttenberg sagte, er werde „das eine oder andere“ aufschreiben, wobei er in den letzten Wochen gelernt habe, dass das eigene Gedanken sein sollten. Ob er die Absicht hat, nach der „Zeit der Buße“ in die Politik zurückzukehren, ließ er offen.


http://www.faz.net/s/Rub1ED0C280BBA14ACA...n~Scontent.html

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.03.2011 21:22
#69 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von Stefanie
Merkel hat wohl eben auf dem Empfang für zu Guttenbergs Abschied vor dem großen Zapfenstreich ausdrücklich gesagt, dass zu Guttenberg jederzeit wieder willkommen sein.

Das will ich gern glauben, liebe Stefanie. Auch Seehofer hat sich ihm ja herzlich verbunden gezeigt.

Warum auch nicht? Das Problem Guttenberg ist gelöst; jetzt kann man ihn streicheln. Man möchte ja auch nicht, daß er auf dumme Gedanken kommt.

Herzlich, Zettel

Nilfisk Offline



Beiträge: 69

10.03.2011 22:02
#70 tritt man nicht die Rechte an den Verlag ab? Antworten

Zitat von Gansguoter
Aber solange Erst- wie Zweitveröffentlichung vom gleichen Verfasser stammen, ist das ja das Belieben des Autors als Urheber, seine eigene geistige Schöpfung ein-, zwei- oder siebenmal zu verwenden.


an dem, was ich für meine Auftraggeber schreibe, erhalten die das Verwertungsrecht. Ich darf daher meine eigenen Werke nicht weiterverbreiten. Ich würde damit zwar nicht das Urheberrecht verletzen, mich aber schadenersatzpflichtig machen. In der Musikbranche ist das auch üblich: die Band tritt das Verwertungsrecht an das Plattenlabel ab. Die Musiker dürfen daher ihre eigene Musik nicht sanktionslos weiterverbreiten, auch wenn sie weiterhin der Urheber sind. Ist das im Verhältnis (wissenschaftlicher) Autor <-> Verlag nicht so?

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

10.03.2011 22:34
#71 RE: tritt man nicht die Rechte an den Verlag ab? Antworten

Das kommt auf den Verlagsvertrag an: Ich z.B. habe bei meiner Diss. dem Verlag das Veröffentlichungsrecht abgetreten; es fällt an mich zurück, wenn die Auflage verkauft ist und der Verlag auch keine Neuauflage selbst vornimmt. - Mir ist aber z.B. nicht untersagt, dass zum gleichen Thema etwas erneut veröffentliche, und ob ich dann in einen Aufsatz Gedanken oder auch Absätze aus der Diss. übernehmen darf oder nicht, dazu steht im Vertrag nichts.

Bei meinen Aufsätzen (eine Handvoll) in verschiedenen Zeitschriften habe ich übrigens jeweils immer nur die Zusage vom Herausgeber erhalten, dass veröffentlicht wird, sowie eine Zusage über soundsoviele Sonderdrucke; einen Vertrag, in dem es um Rechte geht, habe ich in keinem Falle abgeschlossen (auch nicht bei zwei der führenden Zeitschriften meines Faches, wo man annehmen sollte, dass die rechtlich auf dem qui-vive sind).

KaterKarlo Offline



Beiträge: 25

10.03.2011 23:24
#72 RE: Wieso? Antworten

Zitat
Man kann sich ärgern, daß man etwas gesagt oder geschrieben hat. Man kann es nachträglich erläutern, es zurücknehmen, sich entschuldigen. Aber man kann es nicht einfach aus der Welt hinausbefördern. No way.



Ich stimme insgesamt zu, scheint auch einleuchtend im ersten Moment. Nur ist das hier nunmal das Internet und die Darstellung der Inhalte im Internet ist im wesentlichen 1. durch Dynamik und 2. durch Anonymität geprägt, vor allem in Foren dieser Art.

Da sehe ich einen Widerspruch zu dieser Regel. Konsequent wäre es doch eigentlich entweder die Edit-Funktion komplett auszustellen oder aufgrund der geforderten Seriösität eigentlich nur mit Klarnamen zu posten, wie es im USENET Brauch ist, oder?

Mir scheint es nicht möglich das eine zu fordern und das andere aufzugeben. Wenn man die Beiträge hier mit Artikeln in Journals o.Ä. vergleicht, dann muss man auch die entsprechenden Maßstäbe ansetzen, ich habe noch nie als Kater Karlo publiziert und hab das auch nicht vor. Letzenendes ist es eben ein Forum von vielen, in dem sich jede Menge verschiedener Leute hinter Pseudonymen verstecken; hier wirkliche Seriösität zu fordern leuchtet mir nicht ein.

Genau dieses aus der Welt hinausbefördern ist ja erst durch das Internet möglich, ich persönlich finde das ok. Es ist eben eine Eigenschaft des Internet. Nicht mehr, nicht weniger.

C. Offline




Beiträge: 2.639

10.03.2011 23:45
#73 RE: 1 Argument contra muß nicht contra sein Antworten

Zitat von Popeye
Ich weiß, ich gieße hier Öl ins Feuer, aber diese schon so typische Guttenbergformulierung muss ich einfach hier reinsetzen!



Solche Sätze kopiert niemand freiwillig, noch nicht einmal ein Ghostwriter.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.03.2011 23:53
#74 RE: Wieso? Antworten

Zitat von KaterKarlo
Letzenendes ist es eben ein Forum von vielen, in dem sich jede Menge verschiedener Leute hinter Pseudonymen verstecken; hier wirkliche Seriösität zu fordern leuchtet mir nicht ein.

Mir leuchtet es ein, lieber KaterKarlo.
Es gibt halt viele Möglichkeiten der Erleuchtung.

Herzlich, Zettel

KaterKarlo Offline



Beiträge: 25

11.03.2011 10:00
#75 RE: Wieso? Antworten

Zitat
Mir leuchtet es ein, lieber KaterKarlo.
Es gibt halt viele Möglichkeiten der Erleuchtung.



"Der Erleuchtung ist egal wie du sie erlangst"

Dann kommen wir hier nicht weiter, schade.

Grüßle

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