Während ich diesen Artikel schrieb, und auch schon in den Stunden zuvor, hat sich in einem anderen Thread bereits eine lebhafte Diskussion zu diesem Thema entwickelt; sie beginnt mit diesem Beitrag von Leibniz. Da aber dieser andere Thread schon außerordentlich lang ist, möchte ich vorschlagen, die Diskussion - soweit das paßt - allmählich hierher zu verlagern. Unmittelbare Antworten auf andere Beiträge sollten natürlich dort stehen, wo sie hingehören.
Mein Konzept für den Artikel war, zwei Themen miteinander zu verknüpfen: Die Hypothese, daß Guttenberg gar nicht selbst der Autor ist, und die heutigen Vorwürfe, es gebe in der Arbeit auch zahlreiche Plagiate aus Werken des Doktorvaters Häberle.
Denn wenn dieses Letztere stimmt, dann ist es so gut wie ausgeschlossen, daß Guttenberg der Autor ist. Es wäre ja Harakiri in Tateinheit mit Kamikaze gewesen, den eigenen Doktorvater zu plagiieren und damit zu riskieren, daß dieser das mit großer Wahrscheinlichkeit entdecken und die Promotion dann scheitern lassen würde.
Beim Schreiben ist der Text, wie so oft, länger geworden als geplant. Ich publiziere ihn deshalb in zwei Teilen, werde dann aber, nachdem auch der zweite Teil erschienen ist, die Datierung so vornehmen, daß die Texte in der Reihenfolge Teil 1 --> Teil 2 im Blog erscheinen.
Sehr schön und vielen Dank! Aber: Das Abschreiben nur von Fußnoten ist kein Plagiat, weil fremde Belegstellen keinen eigenständigen wissenschaftlichen Gehalt haben. Zitatfundstellen als solche sind auch urheberrechtlich nicht geschützt. Insofern kommt es nur ein "Blindzitieren" in Betracht. Davon abgesehen: So gründlich liest kein Doktorvater die Arbeit, daß er Fußnotenidentitäten (zu eigenen Werken) entdeckt. Spannend ist eher, ob er an den betreffenden Stellen auch die Argumentation von Häberle übernimmt.
Zitat Er hat sieben Jahre an einem Text gesessen; er hat ihn vor der Einreichung bei der Schlußredaktion geprüft, die man am Ende der Arbeit an jedem wissenschaftlichen Werk vornimmt. Er hat ihn dann nach der Promotion druckfertig gemacht - also alles noch einmal nachgeprüft, wie das vor jeder Drucklegung erforderlich ist
Das hätte er machen müssen, wenn er wissenschaftlich korrekt gearbeitet hätte. Aber es ist ja nun sicher, daß er das nicht gemacht hat.
Daher sollte man auch die nach Ockham plausibelste Möglichkeit sehen: Guttenberg hat über die Jahre verstreut einige Kapitel geschrieben, dann verschiedenes reinkopiert weil ihm noch Material fehlte, aber auch die Zeit/Lust dieses sauber zu erarbeiten. Und dann hat er das in ein Dokument geschmissen, sein Assistent hat die Formalia wie Inhaltsverzeichnis etc. beigeputzt - und eine wirklich Schlußredaktion gab es nicht.
Da kann ich mir gut vorstellen, daß er sich nicht bewußt war, wie angreifbar er wegen Plagiats ist und daß er gehofft hat, mit einem forschen Dementi wäre die Sache aus der Welt zu schaffen.
Zitat von ZephirSo gründlich liest kein Doktorvater die Arbeit, daß er Fußnotenidentitäten (zu eigenen Werken) entdeckt.
Sehe ich auch so. Es ist ja ohnehin recht unterschiedlich, wie man sich Sachen merkt. Manche Leute prägen sich Formulierungen hervorragend ein und können sie noch viele Jahre später im Detail fehlerfrei zitieren. Andere (wie ich selber) merken sich nur die Grundaussage.
Mir ist es schon passiert, daß ich irgendwo (z. B. in Zettels Raum) einen Beitrag lese und denke: "Recht überzeugend, sehe ich genauso". Und stelle dann fest, daß ich das vor einigen Jahren selber geschrieben habe - die genaue Formulierung kann ich mir überhaupt nicht merken.
Würde mir als Doktorvater jemand Plagiate aus meinen eigenen Werken unterschieben, würde ich das höchstwahrscheinlich nicht merken. Sondern ihm höchstens eine gute Note geben, weil er so überzeugend argumentiert ;-)
Zitat von Zephir Spannend ist eher, ob er an den betreffenden Stellen auch die Argumentation von Häberle übernimmt.
Und zwar unter dem Aspekt, dass Häberle an den Stellen, wo kein Verweis auf ihn statt fand, hätte stolpern müssen. Je nachdem hätte er dann entweder unter vertretene Meinungen erscheinen müssen oder als Vertreter der Meinung, welcher G folgt. Aber seine eigene Ansicht vertreten zu sehen, ohne dass auf einen verwiesen wurde, hätte beim Lesen auffallen müssen. Jeder Prof freut sich, wenn seine Meinung unterstützt wird - manche verlangen das sogar von ihren Doktoranden - oder zumindest auch bei Ablehnung als so relevant gesehen wird, dass die Ansicht erwähnt und sich damit auseinander gesetzt wird.
Wenn nun G in seiner Arbeit tatsächlich der Argumentation von Häberle folgte und dies als eigene ausgab, würden mir mir nur zwei Erklärungen dafür einfallen, dass Häberle es nicht bemerkt hat, er hat die Arbeit von G nicht gelesen oder Häberle hat das Entsprechende in seinem Standardwerk nicht selbst verfasst, sondern von seinen Mitarbeitern schreiben lassen, so dass er die Argumentation nicht (wieder-)erkennt.
Zitat von Zettel Denn wenn dieses Letztere stimmt, dann ist es so gut wie ausgeschlossen, daß Guttenberg der Autor ist. Es wäre ja Harakiri in Tateinheit mit Kamikaze gewesen, den eigenen Doktorvater zu plagiieren und damit zu riskieren, daß dieser das mit großer Wahrscheinlichkeit entdecken und die Promotion dann scheitern lassen würde.
Was sagt uns der Umstand, dass Professor Häberle trotz "der hohen Wahrscheinlichkeit" die Dissertation mit summa cum laude bewertet hat? Guttenberg konnte davon ausgehen, dass Häberle sie niemals lesen würde.
Ich schließe mich, was die Erstellung der Dissertation angeht, R.A. an: Eine Materialsammlung, bei der Guttenberg den Überblick verloren, aber sie trotzdem zusammengekleistert hat, wurde ungelesen mit einer Prädikatsnote bewertet. Häberle hätte Guttenberg, aber auch sich selbst, eine Menge Ärger ersparen können, wenn er mal einen Blick in die Dissertation geworfen und dann dem eitlen Doktoranden um die Ohren gehauen hätte.
Ich glaube nicht an einen Ghostwriter, denn diese Zunft hat einen Ruf zu verlieren. Auch hätte es Guttenbergs Eitelkeit nicht zugelassen, wenn ein anderer ihm die Arbeit schreibt, zumal er erpressbar gewesen wäre.
Woher wusste Guttenberg, dass Professor Häberle seine Dissertation nicht liest?
OT:passt aber irgend wie auch, da bisher keinem aufgefallen:
Andreas Fischer-Lescano, Professor an der Universität Bremen, der als erster Plagiate in Guttenbergs Dissertation hat auch schon einmal abgeschrieben: von sich selbst. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Donnerstagsausgabe berichtet, besteht sein Beitrag „Fragmentierung des Weltrechts: Vernetzung globaler Regimes statt etatistischer Rechtseinheit“, den er gemeinsam mit Gunther Teubner im 2007 beim VHS Verlag erschienen Sammelband „Weltstaat und Weltstaatlichkeit“ veröffentlicht hat, bis auf den ersten Absatz aus fast wörtlichen Passagen aus dem von den beiden Autoren im Jahr davor bei Suhrkamp erschienen Band „Regimekollisionen“ - ohne Hinweis darauf, dass es sich um bereits veröffentlichtes Material handelt. Der genannte Aufsatz besteht aus der Übernahme von Buchkapiteln, für die zwar andere Überschriften formuliert wurden, und teilweise wurden die Anfangsätze leicht adaptiert, um die Übergänge zwischen den Fragmenten abzurunden, aber sonst findet sich dort kaum Neues.
Das ist aber kein Plagiat: Das Eigen- oder Selbstplagiat kupfert doch nur alte eigene Ideen ab. Irregeführt wird der Leser also nicht über den Autor - sondern über die Neuheit. Wollte man aber für jede Wissenschaftspublikation Neuheit verlangen, dürfte kaum etwas veröffentlicht werden!
Zitat von C.Was sagt uns der Umstand, dass Professor Häberle trotz "der hohen Wahrscheinlichkeit" die Dissertation mit summa cum laude bewertet hat? Guttenberg konnte davon ausgehen, dass Häberle sie niemals lesen würde.
Das glaube ich nicht. Ich gehe auch davon aus, daß Häberle die Arbeit gelesen hat. Nicht besonders sorgfältig vielleicht, aber doch gelesen. Und wenn sie insgesamt inhaltlich Hand und Fuß hat (das konnte bisher m. W. keiner widerlegen), dann kann sie sich grundsätzlich sogar eine ordentliche Note verdient haben.
Zitat Ich glaube nicht an einen Ghostwriter, denn diese Zunft hat einen Ruf zu verlieren. Auch hätte es Guttenbergs Eitelkeit nicht zugelassen, wenn ein anderer ihm die Arbeit schreibt, zumal er erpressbar gewesen wäre.
Die Zunftregeln der Ghostwriter kann ich nicht beurteilen, die Eitelkeit Guttenbergs hätte sich m. E. nicht unbedingt an einer solchen Zuarbeit gestört - aber die potentielle Erpreßbarkeit halte ich für ein ganz wichtiges Argument. Wer eine hohe politische Karriere anstrebt kann sich nicht darauf verlassen, daß ein Ghostwriter dichthält.
Zitat Der genannte Aufsatz besteht aus der Übernahme von Buchkapiteln, für die zwar andere Überschriften formuliert wurden, und teilweise wurden die Anfangsätze leicht adaptiert, um die Übergänge zwischen den Fragmenten abzurunden, aber sonst findet sich dort kaum Neues.
Aber solange Erst- wie Zweitveröffentlichung vom gleichen Verfasser stammen, ist das ja das Belieben des Autors als Urheber, seine eigene geistige Schöpfung ein-, zwei- oder siebenmal zu verwenden. Man findet ja durchaus auch manchmal z.B. erst eine Monographie und später einen daraus gekürzten Aufsatz, um die Thesen der Monographie zu verbreiten - und darin dann ggf. auch Absätze aus der MOnographie.
Zitat von Stefanie ... oder Häberle hat das Entsprechende in seinem Standardwerk nicht selbst verfasst, sondern von seinen Mitarbeitern schreiben lassen, so dass er die Argumentation nicht (wieder-)erkennt.
Liebe Stefanie, das ist die geniale Synthese von allem, was hier in den letzten Tagen vorgetragen wurde, Causa Guttenberg + Causa Häberle + Causa Gansguoter in Einem. Will the real zu-Guttenberg-von-Häberle aus dem Mittelbau please stand up!
Zitat Der harmloseste Fall ist, daß man es zwar gelesen hat, es aber verabsäumte, eine eigene Karteikarte dafür anzulegen; oder man hat diese nicht zur Hand. Man sucht dann nach den bibliographischen Angaben und findet sie in einem Standardwerk. Daraus fügt man sie in das Manuskript ein.
Ob man nun Karteikarten anlegt oder wie auch immer man verfährt, das mag ja von den eigenen Arbeitsgewohnheiten abhängen; vor allem wenn man weiß, dass man das Werk X nur an zwei Stellen anführen wird, kommt man auch ohne Exzerpte etc. aus und zitiert direkt aus dem Original oder den in der Bibliothek gefertigten Kopien. Die bibliographischen Angaben wird man aber, hat man das Titelblatt zu kopieren vergessen, tunlich aus dem Katalog der DNB o.ä. übernehmen!
Nachtrag:
Zitat Manchmal schreibt man vor die Quelle "vgl."; das soll darauf hinweisen, daß dort weiteres einschlägiges Material zu finden ist, auf das man aber im Text nicht eingeht.
Hier kommt es wieder auf die Gepflogenheiten an: In meinem Fach bedeutet ein Fußnotennachweis "Guttenberg 2007, 187", dass hier wörtlich zitiert wird, eine Fußnote "Vgl. Guttenberg 2007, 187" ein indirektes Zitat, kenntlich an dem "vgl.".
Hier ist jetzt der zweite Teil. Ihn zu schreiben hat aus verschiedenen Gründen länger gedauert, als ich es erwartet hatte. Da inzwischen viele den ersten Teil gelesen haben werden, bleibe ich jetzt entgegen der Ankündigung doch bei der blogüblichen Reihenfolge; Teil 2 steht also oben und Teil 1 darunter.
Jetzt bin ich gespannt, später am Abend zu lesen, was inzwischen hier in den beiden Threads geschrieben wurde. Es würde mich nicht wundern, wenn es in vielem mit dem Artikel übereinstimmte.
Denn manchmal ist es ja wie in der Mathematik: Wenn Mehrere richtig rechnen können, dann kommen sie zum selben Ergebnis. Ganz ohne Plagiat.
Zitat von ZettelUm das richtig zu beurteilen, muß man sich klarmachen, wie jemand, der ordentlich arbeitet, mit der Literatur umgeht: Er legt für jede Quelle, die er liest, eine Karteikarte (früher aus Pappe, heute virtuell) an, in die er die genauen bibliographischen Angaben und ggf. eigene Notizen einträgt oder hineinkopiert. Zitiert er nun diese Quelle beispielsweise in einer Fußnote, dann kopiert er die Angaben aus seiner Karteikarte dorthin.
Diese Beschreibung mit Karteikarten fand ich jetzt niedlich. Mathematiker schreiben ihre 'virtuelle Karteikarte' zum Beispiel so:
(1) http://www.ams.org/mrlookup (2) Eintrag, zum Beispiel: Author: Lang; Title: Algebra; Format: Bib TeX (3) In der Suchliste ist es der dritte Eintrag. Dieser wird dann direkt (Strg C, Strg V) in eine 'bib'-Datei kopiert, die 'Karteikarte' für alle Refs.
Auf diese Weise erhält man korrekte, von allen Zeitschriften anerkannte Einträge, die AMS-Datenbank reicht bis etwa 1800 zurück, Fehlerquote praktisch Null, Zeitaufwand unter einer Minute.
Zitat von Zettel Er [Guttenberg] hat Literaturangaben offenbar nicht auf dem geschilderten Weg in seine Arbeit befördert, sondern durch Abschreiben aus Fußnoten von Häberle.
Tja, es sind halt doch noch die Methoden aus der 'Pappe'-Zeit, welche unsere Geisteswissenschaftler pflegen. Aber natürlich ist durch die digitale Variante unsauberes Arbeiten noch schwerer zu entdecken, so etwas .. "...beispielsweise steht bei Häberle für den Vornamen eines Autors irrtümlich "R." statt "H.", und just dieser Fehler findet sich auch in der Dissertation." .. gibt es dann nicht mehr.
Zitat von ZettelUm das richtig zu beurteilen, muß man sich klarmachen, wie jemand, der ordentlich arbeitet, mit der Literatur umgeht: Er legt für jede Quelle, die er liest, eine Karteikarte (früher aus Pappe, heute virtuell) an, in die er die genauen bibliographischen Angaben und ggf. eigene Notizen einträgt oder hineinkopiert. Zitiert er nun diese Quelle beispielsweise in einer Fußnote, dann kopiert er die Angaben aus seiner Karteikarte dorthin.
Diese Beschreibung mit Karteikarten fand ich jetzt niedlich.
Freut mich.
Tja, so schnell entwickelt sich das alles. Meine ersten virtuellen Karteikarten habe ich vor fast einem Vierteljahrhundert geschrieben, und zwar noch unter DOS in dem Programm NotaBene. Das war damals meines Wissens der erste Texteditor, der eine Literaturverwaltung und der die automatische Erstellung von Literaturverzeichnissen usw. anbot. Für, wenn ich mich recht erinnere, knapp unter 2000 Mark.
Üblicherweise schrieb man damals seine Mss noch auf der IBM; die Fortschrittlicheren hatten bereits einen CP/M-Rechner, dann DOS. Vor NotaBene hatte ich einen Amstrad Joyce mit dem Texteditor LocoScript. Den gibt es nicht mehr, aber die "Portable"-Version habe ich aufgehoben, ungefähr von der Größe eines Geigenkastens, man trug ihn auch so, nämlich an einem Schultergurt.
Auch darauf ließ sich ein komplettes Buch schreiben, gespeichert auf zahlreichen Disketten. Bei jedem Neustart mußte man zuerst das Betriebsystem von einer Diskette laden. LocoSript hatte keine Literaturverwaltung; die mußte man sich selbst stricken.
Genug geplaudert. - Übrigens wundere ich mich, daß meines Wissens Guttenberg nichts dazu gesagt hat, wie er denn die Diss erstellt hat. Er könnte damit zur Aufklärung beitragen, wie die "gravierenden Fehler" denn technisch überhaupt möglich gewesen waren, auf die er sich beruft.
Zitat von ZettelDer unerfreuliche ist, daß wir in Bezug auf die Frage, ob Guttenberg einen Ghostwriter hatte, so klug sind als wie zuvor.
Mir scheint, daß es ein Argument gegen die Ghostwriter-Vermutung gibt, das hier noch nicht genannt worden ist, nämlich die von zu Guttenberg verwendeten Texte des wissenschftlichen Dienstes des Bundestages. Diese hatte er ja persönlich angefordert, und ich kann mir nicht vorstellen, daß er mit den Texten dann zu seinem Ghostwriter gegangen ist und diesem gesagt hat: "Komm, bau das Zeug mal in meine Diss. ein!" Wieso sollt man einem Ghostwriter, den man bezahlt, auch noch Material liefern?
Die Verwendung von Texten des wissenschaftlichen Dienstes des BT ist in der Tat das schlagende Gegenargument. Doch läßt es sich genau unter einer Annahme dann doch mit der Ghostwriter-These verinbaren: Wenn nämlich der Ghostwriter im wissenschaftlichen Dienst des BT sitzt. Das kann man sich recht banal vorstellen: Es muß doch nur der Abgeordnete G. einen Mitarbeiter des wissenschaftlichen Dienstes, der eine angefragte Auskunft geliefert hatte, sodann gefragt haben, ob er ihn nebenberuflich (also gegen zusätzliches Geld) bei Dissertationsrecherchen unterstützen könne. Dazu paßt auch der Leichtsinn der Verwendung der Internetquellen. Denn der wissenschaftliche Dienst arbeitet besonders gern mit online-verfügbaren Quellen, wozu allerdings auch geschlossene Datenbanken gehören. Auch werden - typisch für jenes Plagiat - gern und vielfach Zeitungsartikel ausgewertet. Nur gelegentlich erfolgt der Gang in die Bibliothek.
Zitat von Zephir Also: Wer den Ghostwriter sucht, muß beim WD anfragen. Dabei könnten die Autoren der ersten Anworten auf Guttenberg-Anfragen ein Ausgangspunkt sein!
Oder einfach nur beim WD nachfragen, wer denn eine Kanutour in die Staaten (?) gemacht habe. Dann wurde in der Welt (?) angedeutet, dass bestimmte Quellen darauf schließen lassen könnten, dass ein Ghostwriter in der Schweiz sitzen könnte.
Die Suche nach einem Ghostwriter scheint ein Irrweg zu sein. Leyendecker hatte ja in irgendeiner Talkshow verkündet, dass er dran sei, den zu finden. Dass Leyendecker es in zwei Wochen nicht geschafft haben soll, hier fündig zu werden, insbesondere, wenn dieser im WD des BT sitzen sollte, kann ich mir nur schwer vorstellen.
Zitat von StefanieDie Suche nach einem Ghostwriter scheint ein Irrweg zu sein. Leyendecker hatte ja in irgendeiner Talkshow verkündet, dass er dran sei, den zu finden. Dass Leyendecker es in zwei Wochen nicht geschafft haben soll, hier fündig zu werden, insbesondere, wenn dieser im WD des BT sitzen sollte, kann ich mir nur schwer vorstellen.
Was hätte denn der Ghostwriter schreiben sollen, das Vorwort oder das Literaturverzeichnis? Ghostpuzzler wäre die treffendere Bezeichnung, wenn es nicht die Guttenbergismen gäbe, die vom Sprachgebrauch auf Guttenberg schließen lassen. Vielleicht hat ihm auch Stefanie beim puzzlen geholfen, weil sie es satt hatte, dass Karl-Theodor jeden Sonntag mittag im Turmzimmer Unmengen von Papier produzierte, aber sonst nicht vorangekommen ist.
Zitat von R.A.Daher sollte man auch die nach Ockham plausibelste Möglichkeit sehen: Guttenberg hat über die Jahre verstreut einige Kapitel geschrieben, dann verschiedenes reinkopiert weil ihm noch Material fehlte, aber auch die Zeit/Lust dieses sauber zu erarbeiten. Und dann hat er das in ein Dokument geschmissen, sein Assistent hat die Formalia wie Inhaltsverzeichnis etc. beigeputzt - und eine wirklich Schlußredaktion gab es nicht.
Da kann ich mir gut vorstellen, daß er sich nicht bewußt war, wie angreifbar er wegen Plagiats ist und daß er gehofft hat, mit einem forschen Dementi wäre die Sache aus der Welt zu schaffen.
Genau das ist auch meine Einschätzung.
Ich glaube nicht an die Ghostwriter-Variante. Ich bin seit bald 20 Jahren hauptberuflich im Literaturbetrieb tätig und habe dabei auch den einen oder anderen professionellen Ghostwriter*) kennengelernt. Die arbeiten sauberer. Die arbeiten vor allem effizient, und an Effizienz fehlte es während der Skripterstellung ja offensichtlich total.
Nein, da ist einfach jemand über seine Charakterschwächen gestolpert. Wie es uns allen irgendwann im Leben passiert.
Zitat von R.A.die potentielle Erpreßbarkeit halte ich für ein ganz wichtiges Argument. Wer eine hohe politische Karriere anstrebt kann sich nicht darauf verlassen, daß ein Ghostwriter dichthält.
Die Gefahr der Erpressung durch einen professionellen Ghost tendiert gegen Null. Ein Ghost würde durch das Outen auch nur eines Auftraggebers einen sehr schmerzhaften Schlussstrich unter seine Karriere setzen.
Zitat von DrNickMir scheint, daß es ein Argument gegen die Ghostwriter-Vermutung gibt, das hier noch nicht genannt worden ist, nämlich die von zu Guttenberg verwendeten Texte des wissenschftlichen Dienstes des Bundestages. Diese hatte er ja persönlich angefordert, und ich kann mir nicht vorstellen, daß er mit den Texten dann zu seinem Ghostwriter gegangen ist und diesem gesagt hat: "Komm, bau das Zeug mal in meine Diss. ein!" Wieso sollt man einem Ghostwriter, den man bezahlt, auch noch Material liefern?
Ich hatte darüber auch nachgedacht, lieber DrNick. Aber ich sehe nicht, warum er genau dies nicht hätte tun sollen. Er hatte das Material ja ursprünglich für Vorträge geordert. Warum soll er es nicht einem eventuellen Ghostwriter weitergeleitet haben, auf daß die Diss noch schöner wäre?
Auch in anderen Sparten als der akademischen sind ja Ghostwriter Leute, mit denen man zusammenarbeitet, denen man Material liefert. Für Biografien spricht der "Verfasser" Erinnerungen auf Band oder läßt sich vom Ghostwriter interviewen. Warum soll es bei Diss-Ghostwritern nicht eine ähnliche Kooperation geben?
Ich habe nie Einblick in so etwas gehabt, stelle es mir aber ungefähr so vor wie die Kooperation des Häuslebauers mit seinem Architekten. Die Arbeit macht der Architekt, aber in Konsultation mit dem Häuslebauer.
Und der ruft ihn vielleicht an und sagt: "Hören Sie, ich habe da gerade eine wunderhübsche Bad-Armatur gesehen, können wir die nicht einbauen?"
Zitat Das ist aber kein Plagiat: Das Eigen- oder Selbstplagiat kupfert doch nur alte eigene Ideen ab. Irregeführt wird der Leser also nicht über den Autor - sondern über die Neuheit. Wollte man aber für jede Wissenschaftspublikation Neuheit verlangen, dürfte kaum etwas veröffentlicht werden!
Es ist kein Plagiat, das ist schon richtig. Es ist aber wissenschaftlich unseriös. Er hätte ja wenigstens schreiben können, dass es sich um eine "(stark) überarbeitete Fassung meiner Publikation xy" handelt. Das wäre zwar immer noch nicht die Wahrheit gewesen, aber damit wäre es aus dem Schneider. In der vorliegenden Form ist das schon unverschämt.
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