Zitat von LlarianUnd es belegt ebenso eindrucksvoll, dass man durchaus mit quelloffener Software, die man kostenlos verbreiten kann, jede Menge Geld verdienen kann. Das sollte nach dem, was in den letzten Tagen und Wochen hier zum Thema Copyright geschrieben wurde, gar nicht möglich sein.
Zur Erinnerung: es ging ursprünglich darum, inwieweit beispielsweise Autoren noch Geld verdienen können, wenn sie kein Urheberrecht an ihren Werken haben. Die Geschäftsmodelle von Linux - bei denen man durch Bündelung von Paketen, Komfort, Customizing und Support Geld verdienen kann - taugen ja nicht wirklich für Literatur oder Musik.
Zitat von Llarian
Zitat aber mit welcher Rechtfertigung wollen Sie nun jedem Softwarehersteller zu dieser Vorgehensweise zwingen? (Eine Abschaffung des Urheberrechts liefe ja genau darauf hinaus.)
Niemand wird gezwungen seine Software zu verbreiten. Daran würde eine Abschaffung des Urheberrechts nichts ändern. Und der Schuh wird immernoch umgekehrt draus, wer etwas verbietet muss es rechtfertigen, nicht der, der etwas nicht verbieten will.
Moment. Wenn es Urheberrecht gibt, dann können Urheber ihre Werke "klassisch" gegen Geld anbieten oder aus einer Unzahl von mehr oder minder freien Lizenzen auswählen. Wenn das Urheberrecht gekippt wird, dann fällt die Möglichkeit des Angebots gegen Geld weg (genauer: man kann zwar noch versuchen, Geld zu verlangen, aber man kann nicht mehr dagegen vorgehen, wenn sich jemand darüber hinwegsetzt). Es geht hier einfach darum, welche Verträge zwischen Anbietern und Nachfragern staatlicherweise durchgesetzt werden.
Die Analogie wäre, dass Mietverträge einfach nicht mehr durchgesetzt werden. Ich nehme an, Sie werden auch nicht argumentieren, dass ja kein Vermieter gezwungen wird, seine Wohnung zu vermieten, und dass erst einmal diejenigen, die eine staatliche Durchsetzung von Mietzahlungen propagieren, sich erst rechtfertigen müssen.
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Zitat von ZettelUnd heute, lieber Rayson, kommen diese jungen Leute und wollen uns erklären, wie das Internet funktioniert.
Ja, lieber Zettel, es ist ein Kreuz mit den Jungspunden.
Ok, in die Leitung gepfiffen habe ich natürlich nicht, aber ich kann mich noch gut an die Abende erinnern, an denen ich, immerhin schon mit einem dieser geschmackvollen Tastenwählmonster des Gilb ausgestattet, in meiner kleinen Hamburger Wohnung vor dem PC mit Bernsteinmonitor und Riesenfestplatte (20 MB oder so) saß, stundenlang die Nummer einer Mailbox anwählte und dann, wenn endlich mal statt des Besetztzeichens wunderschön melodisch (wohl doch eher Free Jazz) die Pfeiftöne erklangen, hektisch den Telefonhörer in die Muffen des Akustikkopplers quetschte. Bei jedem zweiten solcher Quetschversuche hat es dann auch geklappt: Zu den seltsamen Geräuschen aus dem Telefon gesellten sich eigenartige Zeichen auf dem Monitor, bis dann dort endlich die ersehnte Botschaft auftauchte: "Login:"
Und ab ging es in die Foren und Chatrooms, wo es übrigens damals überhaupt nicht anders zuging. Wir haben heute nur mehr bunten Schnickschnack drum herum. Aber selbsternannte Missionare, Trolle oder Fake-Accounts - alles schon dagewesen.In der Erinnerung war es damals aber natürlich alles viel ehrlicher, schöner und gehaltvoller.
Ergänzendes PS: Den Kassettenrekorder als Datenspeicher gab es ja auch anfangs beim C64. Ich fing aber schon großkotzig mit einer veritablen Floppy-Disk an (Bundleangebot bei Karstadt )
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Zitat von hubersnHier sollte noch hinzugefügt werden, dass sicherlich ein Teil des Erfolges von Linux auf der erzwungenen Quelloffenheit per GPL beruht.
Interessanterweise wird das immer wieder kolportiert. Auch wenn es nie belegt worden ist. Jede Menge Teile von Linux, beispielsweise die nahezu zentrale LibC steht unter der LGPL und da ist die erzwungene Quellcodeoffenheit schon dahin. Das ich den eigentlich Kernel, wenn ich ihn denn verändere, quelloffen legen muss, ist für mich, als Hersteller einer Firmware für einen kleinen Embedded Rechner, ziemlich sekundär, so lange ich meine Software nicht auf dem Kernelcode selbst aufbaue. Da bleiben meine eigentlichen Sourcen problemlos zu.
Zitat Wird das Urheberrecht abgeschafft, ist die GPL wertlos, d.h. die Offenheit kann nicht mehr erzwungen werden.
Ich finde das undramatisch. Denn die Hauptwirkung von Linux hat nichts mit der Fernwirkung der GPL zu tun sondern vor allem damit, dass es zur Verfügung steht und kopiert werden darf.
Zitat von Gorgasal Die Geschäftsmodelle von Linux - bei denen man durch Bündelung von Paketen, Komfort, Customizing und Support Geld verdienen kann - taugen ja nicht wirklich für Literatur oder Musik.
Das mag wohl sein, ist aber nicht der zentrale Aspekt. Zentral ist, dass es erst einmal eine ganze Reihe von Geschäftsmodellen gibt, die so erstmal nach These gar nicht existieren dürften. Welche nun alle noch für Musik oder Literatur existieren können, schwer zu sagen, es ist ja keine Notwendigkeit welche zu finden, so lange man vom Staat protegiert wird. Vor 20 Jahren, und wenn ich die Thesen einiger Herren hier lese, bis heute, wäre man davon ausgegangen, dass so etwas wie Linux, Freeware, OpenSource oder PublicDomain, nicht wirklich existieren kann. Faktisch existiert es nicht nur, es umgibt und geradezu. Jeder von uns profitiert nahezu jeden Tag davon, sei es der allgegegenwärtige Firefox, der unauffällige Apache oder eben das Embedded System in der Fernbedienung. Alles Dinge die nicht existieren sollten. Aber sie tuns. Ich frage mich immer noch wie man einerseits meinen kann, so was wäre alles gar nicht möglich, während man gleichzeitig diese Zeilen in ein Chrome-Interface hackt. Man selber ist ja nie der "Schmarotzer", der doch tatsächlich von anderer Leistungen profitiert, ohne auch nur irgendetwas dafür zu tun.
Zitat Wenn das Urheberrecht gekippt wird, dann fällt die Möglichkeit des Angebots gegen Geld weg (genauer: man kann zwar noch versuchen, Geld zu verlangen, aber man kann nicht mehr dagegen vorgehen, wenn sich jemand darüber hinwegsetzt). Es geht hier einfach darum, welche Verträge zwischen Anbietern und Nachfragern staatlicherweise durchgesetzt werden.
Ich habe diesen Vertrag nie geschlossen. Ende der Analogie.
Zitat Die Analogie wäre, dass Mietverträge einfach nicht mehr durchgesetzt werden.
Was durchaus der Fall ist, jedenfalls wenn man sich das Mietrecht ansieht. Die Analogie hinkt aber auf allen vieren: Der Staat soll gerne alle Verträge durchsetzen, die freiwillig geschlossen werden. Betonung liegt auf frewillig. "Gesellschaftsverträge" wie das Urheberrecht sind das aber nicht. Ich habe keine abgeschlossen. Sie können gerne eines abschliessen. Wenn Sie allerdings meinen, der Staat können einem Mietrecht gleich, erst einen Vertrag erzwingen und diesen dann durchsetzen, dann werden wir da sicher nicht wirklich zusammenkommen.
Zitat von LlarianDer Staat soll gerne alle Verträge durchsetzen, die freiwillig geschlossen werden. Betonung liegt auf frewillig. "Gesellschaftsverträge" wie das Urheberrecht sind das aber nicht. Ich habe keine abgeschlossen. Sie können gerne eines abschliessen. Wenn Sie allerdings meinen, der Staat können einem Mietrecht gleich, erst einen Vertrag erzwingen und diesen dann durchsetzen, dann werden wir da sicher nicht wirklich zusammenkommen.
Niemand zwingt Sie, eine CD zu kaufen. Sie können sich ja an frei verfügbarer Musik delektieren und die dann auch weiterverbreiten.
Da gibt es einen A, der seine Musik nur unter der (zugegebenermaßen impliziten) Auflage anbietet, dass der Käufer sie nicht weiterverbreitet. Es gibt einen B, der die CD unter dieser Auflage gerne kauft und die Auflage auch beachtet. Und es gibt einen C, der die CD unter der Auflage kauft, sie dann aber ins Netz stellt. Warum wollen Sie das Vertragsrecht dahingehend ändern, dass C dann nicht mehr verfolgt werden kann? Wie gesagt, niemand hat ihn dazu gezwungen, die CD zu kaufen. Und ebensowenig hat jemand den A gezwungen, diese Auflage zu machen. Ebensogut hätte C sich auch Musik von D holen können, der die Weiterverbreitung seiner Musik erlaubt.
Und ja, das ist implizit. Ebenso, wie Sie bei der Benutzung des ÖPNV auch keinen Vertrag unterschrieben haben. Fühlen Sie sich trotzdem zum Schwarzfahren berechtigt?
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Zitat von ZettelWer sich nach Verbrechern benennt, der ist ja vielleicht doch eher auf Zerstörung aus.
Als die Türken nach Wien marschierten, war „Türke“ (es gab glaubwürdige Augenzeugenberichte) ein Synonym für „Eroberer“ und (damals gab es noch keine „jungen Männer“) „Verbrecher“. Nach 1683 waren die keine Gefahr mehr für das Habsburger Reich. In der allgemeinen Darstellung wandelte sich das Türkenbild von Verbrechern zu pittoresken Gestalten aus einer anderen Welt, zu einem Synonym für „exotisch“. Mozarts „Entführung aus dem Serail“ ist keine Verharmlosung der türkischen Eroberungszüge und der türkische Marsch auch nicht. Diese Stücke hatten mit den realen Türken nichts zu tun und das war so gewollt.
Ebenso die "Piraten“. Solange die die Küsten und Weltmeere unsicher machten, war „Pirat“ ein Synonym für Verbrecher. Dann haben die Nationalstaaten der Piraterie den Garaus gemacht (zeitweilig waren die Meere sicher), und im allgemeinen Sprachgebrauch wandelte sich die Bedeutung von „Verbrecher“ zu pittoreske Gestalten aus einer anderen Welt, zum Synonym für Exotik und Abenteuer.
Die Kittelbachpiraten und die Edelweißpiraten (die sich ihren Namen aus der Verballhornung der Kittelbachpiraten bildeten) waren keine Verbrecher und hatten auch keine solchen Absichten.
Wegen dieser Mehrdeutigkeit würde ich die Kritik nicht am Namen ansetzen.
Zitat von UrlauberWegen dieser Mehrdeutigkeit würde ich die Kritik nicht am Namen ansetzen.
Allein deswegen nicht. Die Partei hat sich den Namen aber nicht nur aus Jux und Dollerei gegeben, oder weil sie Lust auf Exotisches hatten. Damit wurde schon eindeutig Position bezogen, auch wenn die Benamsung ein Reflex auf eine Wortschöpfung der Verfechter einer strengen Einhaltung des Urheberrechts ist.
Sicher, der Partei ist zugute zu halten, dass sie sich als solche etabliert hat und den Weg gehen will, die Gesetze zu ändern, statt gegen sie zu verstoßen. Das ist legitim. Was sie aber zu jenen meint, die eben z.Zt. mit ihrer Kopiererei gegen geltendes Recht verstoßen, würde ich gerne noch weiter ausgeführt sehen.
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Zitat von Gorgasal Niemand zwingt Sie, eine CD zu kaufen. Sie können sich ja an frei verfügbarer Musik delektieren und die dann auch weiterverbreiten.
Ich kanns auch ganz lassen und das ist es, was ich tue.
Zitat Da gibt es einen A, der seine Musik nur unter der (zugegebenermaßen impliziten) Auflage anbietet, dass der Käufer sie nicht weiterverbreitet. Es gibt einen B, der die CD unter dieser Auflage gerne kauft und die Auflage auch beachtet. Und es gibt einen C, der die CD unter der Auflage kauft, sie dann aber ins Netz stellt. Warum wollen Sie das Vertragsrecht dahingehend ändern, dass C dann nicht mehr verfolgt werden kann?
Das will ich ja nicht. Mir sind A,B wie C ziemlich egal, mir gehts um D. Soll doch A mit C den Vertrag schliessen, wie er will. Und das auch möglichst offen sagen, mal schauen wieviel er dann wirklich noch verkauft. Und soll bitte in einem Zug D in Ruhe lassen. Und wenn C wirklich gegen den Vertrag verstösst, dann soll er sich an C halten. Das bedeutet dann aber auch, das die allzu bequemen Wege der Öffentlichkeit sein Produkt zu bewerben in einem Zug mitwegfallen. Denn D hat keinen Vertrag mit A. Wenn also A seinen Kram unbedingt im Radio spielen will, ist das sein Problem. Wenn A unbedingt das Netz dafür nutzen will, ist das sein Problem. Und wenn A es mit seiner ganzen Vertragsmacht nicht schafft C unter Kontrolle zu bringen, dann ist das immernoch sein Problem. Er hat kein Recht D auch nur in irgendeiner Form zu drangsalieren. Ich glaube nicht, dass sich die Contenindustrie diese Form der Auseinandersetzung leisten kann, aber es käme sicher auf den Versuch an. Ich würd es gerne sehen, wenn die Contenfritzen versuchen CD-Verträge mit der Auflage zu verkaufen "Darf nur in geschlossenen Räumen mit kontrollierten Publikum abgespielt werden". Das könnte sehr heiter werden.
Zitat Und ja, das ist implizit. Ebenso, wie Sie bei der Benutzung des ÖPNV auch keinen Vertrag unterschrieben haben. Fühlen Sie sich trotzdem zum Schwarzfahren berechtigt?
Wenn die Linie durch mein Wohnzimmer führen würde, vermutlich. Weit interessanter ist die Frage ob der ÖPNV jedem einen Chip einpflanzen darf um das zu prüfen, das nur ja keiner schwarz fährt.
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